Einladung/Tagesordnung - Integration in Bonn
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Handbuch Inklusive Bildung <strong>Bonn</strong> – III. Sprachbildung<br />
III.1.7.3. Bildungsauftrag: Sprachbildung von Geburt an<br />
Alle Institutionen, die K<strong>in</strong>der im Laufe ihrer Lebensbiographie durchlaufen, stehen <strong>in</strong> der<br />
Verantwortung e<strong>in</strong>en altersangemessenen Beitrag zur Sprachbildung zu leisten.<br />
E<strong>in</strong>e frühe <strong>in</strong>stitutionelle sprachliche Sozialisations<strong>in</strong>stanz ist die K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtung.<br />
K<strong>in</strong>der kommen immer früher <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionelle Betreuung. Immer mehr K<strong>in</strong>der wachsen mit<br />
unterschiedlichen Sprachen auf. Die Vielfalt der Gesellschaft spiegelt sich <strong>in</strong> der Kita. Sie ist<br />
e<strong>in</strong> Ort sprachlicher Begegnung:<br />
� K<strong>in</strong>der anderer Herkunftssprachen kommen oft erst hier <strong>in</strong> regelmäßigen Kontakt<br />
mit der Landessprache Deutsch.<br />
� E<strong>in</strong>sprachig aufwachsende K<strong>in</strong>der kommen <strong>in</strong> Kontakt zu anderen Sprachen.<br />
Pädagogische Grundhaltungen bestimmen die Ziele der Sprachbildung. Das sprachliche<br />
Handeln der Bezugspersonen stärkt oder schwächt den Nährboden, aus dem Sprache<br />
erworben wird. Von besonderer Bedeutung ist die Art der sprachlich kommunikativen<br />
Zuwendung. Die sprachlich kommunikative Zuwendung gilt als Voraussetzung jeder<br />
Sprachentwicklung und liefert den Rohstoff jeder Sprachaneignung. Sie bildet die Basis für<br />
Sicherheit im Gebrauch der Sprache und ist wesentlich für die primäre sprachliche<br />
Sozialisation. 21<br />
K<strong>in</strong>dersprache ist das Fundament, auf dem die weitere sprachliche Entwicklung aufbaut. Sie<br />
sollte zugelassen und nicht mit e<strong>in</strong>er Erwachsenensprache überfrachtet werden. Die<br />
Psychol<strong>in</strong>guist<strong>in</strong> Anne W<strong>in</strong>ner regt dazu an, e<strong>in</strong>gespielte Denkweisen zu h<strong>in</strong>terfragen (=<br />
Perspektivenwechsel). Die Sprachfähigkeit bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern wird oft defizitär<br />
wahrgenommen: „Sie spricht ja noch nicht“, „Er redet nicht“… „Sie kann ke<strong>in</strong> Deutsch“. Die<br />
Sprachentwicklung wird unterstützt, wenn der Reichtum der sprachlichen Fähigkeiten von<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern entdeckt und geachtet wird. Dazu zählen auch vorsprachliche Fähigkeiten, die<br />
sich das Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d im Wesentlichen über Bewegung und Geräusche erforscht und sich<br />
angeeignet. 22<br />
Spracherwerb ist e<strong>in</strong> komplexer Prozess, der von vielfältigen Erfahrungen begleitet wird. Soll<br />
sich Sprache zu e<strong>in</strong>er Schlüsselkompetenz entwickeln, müssen Beziehung und Aktivität im<br />
Mittelpunkt der frühk<strong>in</strong>dlichen Sprachbildung stehen. 23<br />
Das bedeutet:<br />
� Sprachlernen e<strong>in</strong>betten <strong>in</strong> lebendige Dialoge: Sprache wird im Dialog mit<br />
Bezugspersonen erlernt,<br />
� Vielfältige Sprach- und Sprechanregungen ermöglichen,<br />
� Sprechen als Kommunikation und Kontaktaufnahme werten,<br />
� K<strong>in</strong>der als Gesprächspartner wahrnehmen, mit ihnen den Dialog suchen.<br />
Mit Dialog ist dabei weit mehr als e<strong>in</strong>e Kommunikationsform geme<strong>in</strong>t. Es geht um Austausch,<br />
um Interesse an dem Menschen, der e<strong>in</strong>em gegenübersteht.<br />
Die Erkenntnis, dass Spracherwerb sich über Dialog vollzieht, hat Konsequenzen für den<br />
pädagogischen Auftrag: Institutionelle Sprachbildung bedeutet immer Begleitung und<br />
Beziehung, knüpft an Ressourcen an und erkennt das an, was schon da ist.<br />
21<br />
Vgl. Reich, H. H. (2008): Sprachförderung im K<strong>in</strong>dergarten. Grundlagen, Konzepte, Materialien. Weimar. S. 12f<br />
22<br />
Vgl. W<strong>in</strong>ner (2007), S. 9<br />
23<br />
Vgl. Jampert, K. et al (2005): Schlüsselkompetenz Sprache. Sprachliche Bildung und Förderung im<br />
K<strong>in</strong>dergarten. Konzepte, Projekte, Maßnahmen. Weimar.<br />
© Bundesstadt <strong>Bonn</strong> 2012 21