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Einladung/Tagesordnung - Integration in Bonn

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Handbuch Inklusive Bildung <strong>Bonn</strong> – III. Sprachbildung<br />

III.1.4 Exkurs: Gebärdensprache<br />

Gebärdensprache ist, wie die gesprochene und die geschriebene Sprache, e<strong>in</strong>e Modalität<br />

von Sprache.<br />

Gebärdensprachen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bezug auf Komplexität, Funktionalität und Geschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong><br />

vollwertiges Sprachsystem. Sie benutzen e<strong>in</strong>en sog. „Gebärdenraum“, <strong>in</strong>nerhalb dessen die<br />

Sprecher Gebärdenzeichen mit bestimmten syntaktischen und semantischen Funktionen<br />

erzeugen können. Die Bedeutung der Gebärdensprache für die Psychol<strong>in</strong>guistik:<br />

� Die effektive Verwendung der Gebärdensprache und das leichte Erlernen durch<br />

gehörlose K<strong>in</strong>der belegt, dass Menschen beim Spracherwerb nicht auf die<br />

gesprochene Sprache festgelegt s<strong>in</strong>d.<br />

� Aus dieser Tatsache lassen sich wichtige Erkenntnisse <strong>in</strong> der mentalen<br />

Repräsentation von Sprache und das Funktionieren der menschlichen<br />

Sprachverarbeitung gew<strong>in</strong>nen. 9<br />

III.1.5 Sprachbildung – Sprachförderung – Sprachtherapie<br />

Die Begriffe Sprachbildung und Sprachförderung werden sowohl <strong>in</strong> der Praxis als auch <strong>in</strong> der<br />

Fachliteratur oft noch synonym verwendet bzw. auch unscharf abgegrenzt. Der<br />

undifferenzierte sprachliche Gebrauch der Begriffe kann auch weiterh<strong>in</strong> irritieren. Das hier<br />

vertretene Verständnis von Sprachbildung orientiert sich an der folgenden Begriffsklärung:<br />

Sprachbildung bedeutet, dass jedes K<strong>in</strong>d/jeder Mensch nach se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen<br />

Möglichkeiten se<strong>in</strong>e Sprache(n) ausbildet. Sprachbildung betrifft alle Menschen zu jeder Zeit.<br />

Aufgabe der Institutionen ist es, Sprachbildung aktiv zu begleiten und systemisch zu<br />

unterstützen. Bezogen auf Schule versteht sich Sprachbildung als e<strong>in</strong>e der zentralen<br />

Bildungsaufgaben, die jeden Unterricht und die ganze Schullaufbahn e<strong>in</strong>bezieht und sich<br />

nicht auf bestimmte Maßnahmen, Fächer oder Zeiträume beschränkt. Bezogen auf die<br />

Schullaufbahn ist das primäre Ziel, dass jedes K<strong>in</strong>d, jede/jeder Jugendliche<br />

selbstverständlich den Abschluss erreicht, der ihren/se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tellektuellen Fähigkeiten und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten entspricht.<br />

Sprachbildung geht über das bisherige Verständnis von Sprachförderung h<strong>in</strong>aus.<br />

Sprachbildung betrifft alle K<strong>in</strong>der, Jugendliche und Erwachsene.<br />

Sprachförderung bezieht sich auf e<strong>in</strong>en zusätzlichen Förderbedarf bei K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen. Sehr unterschiedliche Faktoren, wie Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Krankheit,<br />

Bildungsferne etc. können die sprachliche Entwicklung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen so<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen, dass sie e<strong>in</strong>er verstärkten sprachlichen Förderung bedürfen. E<strong>in</strong> enges<br />

Verständnis des Begriffs der Sprachförderung impliziert die Suche nach "Fehlern", die<br />

Orientierung an Defiziten. Der Blick auf die Sprachentwicklung folgt dabei eher<br />

standardisierten Förderzielen, als dem <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungsprozess. 10<br />

9 Vgl. Riehl, C.M., 2006: Psychol<strong>in</strong>guistik. Skript der Vorlesung im Sommersemester 2006 , Universität zu Köln<br />

10 Hoppenstedt, G./Apeltauer, E., 2010: Me<strong>in</strong>e Sprache als Chance. Handbuch zur Förderung von<br />

Mehrsprachigkeit. Troisdorf. S. 24<br />

© Bundesstadt <strong>Bonn</strong> 2012 9

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