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Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort<br />

Programm<br />

Eröffnung: Staatsminister Stefan Grüttner, Chef der Staatskanzlei<br />

Rede: Ministerpräsident Roland Koch<br />

Tagesmoderation: Staatssekretär Dirk Metz, Sprecher der Landesregierung<br />

I) Vorträge<br />

► Prof. Herbert Jäckle, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, München<br />

► Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums<br />

für Luft- und Raumfahrt e. V., Köln<br />

► Dr. Heinz-Werner Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sanofi-Aventis<br />

Deutschland GmbH, Frankfurt am Main<br />

► Hanns-Eberhard Schleyer, Gener<strong>als</strong>ekretär des Zentralverbandes des Deutschen<br />

Handwerks, Berlin<br />

II) Impulsgespräch „Wissenschaftler im globalen Netzwerk – Eine Kontroverse“<br />

► Jun. Prof. Dr. Claudia Diehl, Universität Göttingen<br />

► Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, Universität Witten-Herdecke<br />

III) Podiumsdiskussion „Kluge Köpfe halten – aber wie?“<br />

► Christian Böllhoff, Geschäftsführer der Prognos AG, Basel<br />

► Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, Präsident der Universität Kassel<br />

► Prof. Bernhard Scheuble, Chief Executive Officer der Merz GmbH & Co. KGaA,<br />

Frankfurt am Main<br />

► Andreas Storm, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung, Berlin<br />

► Prof. Dr. Klaus Wehrle, RWTH Aachen<br />

IV) Diskussion im Plenum<br />

► Dr. Christian Blickenstorfer, Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft,<br />

Berlin<br />

► Wolfgang Herbst, Schulleiter Internatsschule Schloss Hansenberg, Geisenheim<br />

► Jun. Prof. Dr. Dirk Metzler, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt<br />

► Dr. Johannes Müller, Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu<br />

Berlin, Leiter Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe<br />

► Prof. Dr. Walther Christopher Zimmerli, beurlaubter Prof. der Philipps-Universität Marburg<br />

V) Auswanderung von A bis Z<br />

Auswanderung Daten und Fakten von 2005<br />

Impressum


Sehr geehrter Besucher, sehr geehrte Besucherin,<br />

ich freue mich sehr, dass Sie der Einladung der Hessischen Landesregierung gefolgt sind und heiße<br />

Sie auf der Hessen im Dialog-Veranstaltung „Nix wie weg?“ herzlich willkommen.<br />

Hintergrund der Veranstaltung ist die Tatsache, dass viele Deutsche das Land verlassen und immer<br />

weniger zurückkehren. 2005 verzeichnete das Statistische Bundesamt erstm<strong>als</strong> einen negativen<br />

Wanderungssaldo. Vor allem junge, motivierte Leistungsträger – Wissenschaftler, Ingenieure,<br />

Ärzte, Handwerker – wandern aus. Die Ursachen dieses <strong>als</strong> „Brain Drain“ bezeichneten<br />

Phänomens sind vielfältig. Arbeitslosigkeit, schlechte Berufsaussichten und mangelnde<br />

Forschungsmöglichkeiten geben oft den Ausschlag. In den Zielländern erhoffen sich die Migranten<br />

bessere Arbeitschancen und –bedingungen, mehr Freiheit bei der Gestaltung der Arbeit und eine<br />

moderne Unternehmenskultur. Aber auch deutlich bessere Karrierechancen und neue<br />

Karrierewege, nicht nur für den wissenschaftlichen Nachwuchs, höhere Verdienstmöglichkeiten,<br />

eine geringere Steuerlast und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind mögliche<br />

Beweggründe.<br />

Besonders Hessen ist hiervon betroffen. Seit einiger Zeit wächst nicht nur der Export von Gütern<br />

und Dienstleistungen – auch die Spitzenkräfte der hessischen Wirtschaft und Wissenschaft stehen<br />

bei ausländischen Unternehmen und Institutionen hoch im Kurs. So sind Hessens gut ausgebildete<br />

Arbeitskräfte weltweit so gefragt, dass es 2005 in Hessen mit von mehr <strong>als</strong> 10.000 Personen den<br />

höchsten Negativsaldo unter den Bundesländern bei den zu- und abgewanderten Deutschen zu<br />

bilanzieren gab.<br />

Andererseits hat das Land einen großen Bedarf an qualifiziertem Personal in Industrie, Handwerk<br />

und Gewerbe, auf dem Sektor der internationalen Dienstleistungen wie auch in Wissenschaft und<br />

Forschung. Ziel ist es daher, die Zu- und Abwanderung zumindest in ein gesundes Gleichgewicht<br />

zu bringen und Deutschland für potenzielle Rückkehrer wie für ausländische Spitzenkräfte<br />

attraktiver zu machen.<br />

Im Fokus der Veranstaltung steht daher die Analyse der Ursachen und Konsequenzen der<br />

Auswanderung deutscher Spitzenkräfte und vor allem die Bedingungen und Handlungsoptionen<br />

für eine Trendwende. Die Hessische Landesregierung möchte hierbei insbesondere den<br />

Informationsaustausch und die Diskussion mit Fachleuten und Betroffenen aus den<br />

unterschiedlichen Bereichen in den Vordergrund stellen und eine Öffentlichkeit für das Problem<br />

schaffen. Sie will die Wünsche und Forderungen der Teilnehmer an die Politik thematisieren und<br />

herausarbeiten, welche Rahmenbedingungen das Land schaffen oder verbessern kann und welche<br />

Forderungen an die Bundespolitik zu richten sind.


Sie sind herzlich dazu eingeladen, sich an den Diskussionen mit ausgewiesenen Experten aus<br />

Deutschland und der Schweiz zu beteiligen. Nähern Sie sich dem vielfältigen Thema in<br />

kenntnisreichen und lösungsorientierten Vorträgen, einem kontroversen Impulsgespräch, einem<br />

sachkundigen Podium und einer lebhaften Diskussion im Plenum.<br />

Roland Koch<br />

Ministerpräsident des Landes Hessen


Begrüßung und Einführung, 10.30 Uhr<br />

Staatsminister Stefan Grüttner<br />

Chef der Staatskanzlei, Wiesbaden<br />

Statement<br />

Hessen ist das wirtschaftlich stärkste Land unter den deutschen Flächenländern. Güter und<br />

Dienstleistungen aus Hessen sind weltweit gefragt – und in zunehmendem Maß auch die<br />

hochqualifizierten Kräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft.<br />

Damit der Standort Hessen seine hervorragende Position halten und weiter verbessern kann,<br />

braucht das Land selbst bestens ausgebildete Leistungsträger mit innovativem Potenzial. Die<br />

Hessische Landesregierung unternimmt erhebliche Anstrengungen, um für Unternehmen und<br />

Fachkräfte aus dem In- und Ausland in Hessen beste Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />

Beispiel Hochschulpolitik: Hessens Hochschulen werden künftig mit einem hohen Maß an<br />

Autonomie ausgestattet sein. Ein 3-Milliarden-Investitionsprogramm sorgt für die räumliche<br />

und technische Infrastruktur. Juniorprofessuren, Professorinnennachwuchs-Programme,<br />

Promotionsstipendien und demnächst auch die Möglichkeit des „tenure track“ leisten einen<br />

wichtigen Beitrag zur Heranbildung und Zukunftssicherung von Nachwuchswissenschaftlern.<br />

Beispiel Wissenstransfer: Die Hessische Landesregierung treibt den Aufbau enger<br />

Kooperationsbeziehungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft mit großem Engagement<br />

voran. Die landeseigene Hessen Agentur ist zentrale Anlaufstelle für die Betreuung von<br />

Netzwerkbildungsprozessen. Sie koordiniert auch das bundesweit einzigartige<br />

TechnologieTransferNetzwerk Hessen.<br />

Beispiel Bürokratieabbau: Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung werden<br />

entscheidend von dem für die Tätigkeit von Unternehmen geltenden Regelungsrahmen<br />

beeinflusst. Die Landesregierung unterzieht alle landesweiten Rechts- und<br />

Verwaltungsvorschriften einer konsequenten Normprüfung. Ziele der Evaluierung von<br />

Vorschriften sind ihre Reduzierung, die Qualitätssteigerung sowie die Rechtsoptimierung.<br />

Hessen hat seit 1999 rund 3.500 Regelungen außer Kraft gesetzt.<br />

CV<br />

Staatsminister Stefan Grüttner wurde am 25. Dezember 1956 in Wiesbaden geboren, er ist<br />

katholisch, verheiratet und hat zwei Söhne; Diplom-Volkswirt. 1975 Abitur an der<br />

Gutenbergschule Wiesbaden. 1975 bis 1977 Zivildienst. 1977 bis 1983 Studium der<br />

Volkswirtschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz; 1983 Diplom-Volkswirt.<br />

1981 bis 1991 Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung Wiesbaden. 1983 bis 1986


Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mainz, Lehrstuhl für<br />

Volkswirtschaftspolitik. 1986 bis 1987 Grundsatzreferent im Ministerium für Soziales und<br />

Familie, Rheinland-Pfalz. 1987 bis 1991 Persönlicher Referent der rheinland-pfälzischen<br />

Sozialministerin. 1991 bis 1995 Hauptamtlicher Beigeordneter (Sozialdezernent) der Stadt<br />

Offenbach. Seit 1993 ist er Mitglied der Verbandsversammlung des<br />

Landeswohlfahrtverbandes und seit 1994 Kreisvorsitzender der CDU Offenbach. Seit 1995<br />

Mitglied des Hessischen Landtags für den Wahlkreis 43 (Offenbach-Stadt), seit 1997 Mitglied<br />

in der Stadtverordnetenversammlung Offenbach. Von 1999 bis 2003 war er Parlamentarischer<br />

Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion. Seit April 2003 ist er Minister in der<br />

Staatskanzlei mit der Aufgabe des Chefs der Staatskanzlei.


Rede, 10.45 Uhr<br />

Ministerpräsident Roland Koch<br />

Hessischer Ministerpräsident<br />

CV<br />

Roland Koch wurde am 24. März 1958 in Frankfurt am Main geboren. Er ist seit 1983<br />

verheiratet und lebt mit seiner Frau Anke und den beiden Söhnen Dirk und Peter in Eschborn.<br />

1977 Abitur, anschließend Grundwehrdienst; 1982 1. jur. Staatsexamen; 1985 2. jur.<br />

Staatsexamen; ab 1985 war er <strong>als</strong> selbstständiger Rechtsanwalt in der Heimatgemeinde<br />

Eschborn vor allem mit Wirtschaftsfragen befasst.<br />

Roland Koch stammt aus einem politischen Elternhaus; die Tätigkeit seines Vaters <strong>als</strong> CDU-<br />

Abgeordneter im Hessischen Landtag brachte ihn früh in die Junge Union. Von 1983 bis 1987<br />

war er stellv. Bundesvorsitzender dieser politischen Jugendorganisation.<br />

Mit 21 Jahren wählte ihn die CDU im Main-Taunus-Kreis zum Kreisvorsitzenden, dem<br />

jüngsten, den es je in Deutschland gab. Als er das Amt nach zehn Jahren abgab, war er noch<br />

immer der jüngste. Gleichzeitig arbeitete Roland Koch bis 1993 - über eineinhalb Jahrzehnte -<br />

<strong>als</strong> Parlamentarier im Eschborner Stadtparlament mit. Von 1989 bis 1997 war er Vorsitzender<br />

der CDU-Kreistagsfraktion. 1987 wählten ihn die Bürgerinnen und Bürger der östlichen<br />

Hälfte des Main-Taunus-Kreises in den Hessischen Landtag.<br />

Ab 1991 war Roland Koch stellv. Vorsitzender, ab 1993 bis zu seiner Amtseinführung<br />

Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Im Januar 1998 wurde Koch mit 97 Prozent<br />

aller Stimmen zum Landesvorsitzenden der CDU Hessen gewählt. Er hat <strong>als</strong> ihr<br />

Spitzenkandidat die Landtagswahl am 7. Februar 1999 gewonnen und wurde am 7. April 1999<br />

zum Ministerpräsidenten des Landes Hessen gewählt. Seit 27. November 2006 ist Koch<br />

stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU.<br />

Roland Koch ist Mitglied im "Weißen Ring", der Organisation zur Unterstützung von<br />

Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten. Der kulturinteressierte CDU-Politiker<br />

hat sich auch <strong>als</strong> Mitinitiator des "Darmstädter Manifests" für die Förderung von Kunst und<br />

Kultur einen Namen gemacht und ist überdies Schirmherr der Heppenheimer Festspiele. Seit<br />

vielen Jahren setzt er sich für die Menschenrechte ein, konkret kämpft er gegen die<br />

Unterdrückung des tibetischen Volkes. In seiner knapp bemessenen Freizeit betätigt der<br />

Politiker sich gerne <strong>als</strong> Hobby-Koch.<br />

Der Europäische Wirtschaftssenat e. V. (EWS) hat Roland Koch im Februar 2006 für dessen<br />

Verdienste um den Abbau überflüssiger Bürokratie mit dem EWS-Award 2005 ausgezeichnet.


Tagesmoderation<br />

Staatssekretär Dirk Metz<br />

Sprecher der Landesregierung<br />

CV<br />

Staatssekretär Dirk Metz wurde geboren am 9. Januar 1957 in Siegen; evangelisch;<br />

verheiratet; drei Kinder. Abitur in Siegen. Wehrdienst. Volontariat bei der Siegener Zeitung.<br />

Redakteur bei der Siegener Zeitung. Studium der Politischen Wissenschaften in Bonn.<br />

Pressesprecher der CDU Hamburg. Redakteur beim Westfalenblatt in Bielefeld.<br />

Pressesprecher der CDU Hessen und der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag. Seit April<br />

1999 Staatssekretär und Sprecher der Hessischen Landesregierung. Seit 1992 Hallensprecher<br />

der Deutschen Handballnationalmannschaft (u. a. bei der Weltmeisterschaft 2007). Seit 1996<br />

Mitorganisator des Wallauer Mittsommerlaufes. Seit 2004 Landessprecher des<br />

Bundesverbandes deutscher Pressesprecher für die Region Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland.


Vortrag, 11.15 Uhr<br />

„Brain Drain in Wissenschaft und Forschung –<br />

Ursachen, Folgen, notwendige Konsequenzen“<br />

Prof. Herbert Jäckle<br />

Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft<br />

München<br />

CV<br />

Prof. Herbert Jäckle wurde am am 6. Juli 1949 in Konstanz geboren. Er ist verheiratet mit<br />

Frau Ute, geb. Mattes und hat drei Kinder. 1969 Abitur (Leibniz-Gymnasium,<br />

Rottweil).1969 bis 1975 Studium der Chemie und Biologie (Universität Freiburg im<br />

Breisgau). 1975 Staatsexamen Chemie und Biologie (Universität Freiburg im Breisgau).<br />

1977 Promotion zum Dr. rer. nat. (Universität Freiburg im Breisgau).<br />

1978 bis 1980 Forschungsaufenthalt (University of Texas at Austin, USA). 1980 bis 1982<br />

"Scientist" am EMBL (Heidelberg). 1982 bis 1984 Leiter einer Nachwuchsgruppe (Max-<br />

Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen). 1984 Habilitation (Fakultät für<br />

Biologie der Univ. Tübingen). 1985 bis 1988 Leiter (C3) einer Arbeitsgruppe (Max-<br />

Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen). 1988 bis 1990 Ordinarius für Genetik<br />

(Ludwig-Maximilians-Universität München). Seit 1991 Direktor (Max-Planck-Institut für<br />

biophysikalische Chemie, Göttingen). 1995 bis 1996 Kommissarischer Direktor (Max-<br />

Planck-Instituts für experimentelle Endokrinologie, Hannover). 1999 bis 2000<br />

Geschäftsführender Direktor (Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie,<br />

Göttingen). Seit 2002 Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft.<br />

Auszeichnungen und Ehrungen<br />

• 1986 Jahrespreis der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie<br />

• 1986 Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft<br />

• 1990 Feldberg-Preis<br />

• 1992 Karl Ritter von Frisch-Medaille<br />

• 1992 Wissenschaftspreis der Deutschen Zoologischen Gesellschaft<br />

• 1992 Otto-Bayer-Preis<br />

• 1993 Honorarprofessur (Universität Göttingen)<br />

• 1999 Mendel-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher<br />

Leopoldina<br />

• 1999 Louis Jeantet-Preis für Medizin (Genf)<br />

• 1999 Wissenschaftspreis des Stifterverbandes der deutschen<br />

Industrie<br />

• 1999 Zukunftspreis des Bundespräsidenten<br />

I


• 2003 Kooperationspreis des Landes Niedersachsen<br />

• 2006 Ehrendoktorwürde des Weizmann-Institutes (Rehovot/Israel)<br />

Arbeitsgebiet und Forschungsschwerpunkt<br />

Ziel meiner Studien ist das Verständnis molekularer Prozesse während der<br />

Embryonalentwicklung, die den heranwachsenden Embryo in verschiedene Körperregionen<br />

unterteilen. Die genetischen und molekularbiologischen Untersuchungen an der<br />

Fruchtfliege Drosophila zeigen, dass bereits die Mutter einen Teil der Gene für die Körpergrundgestalt<br />

abliest und <strong>als</strong> Genprodukte im Ei speichert. Diese mütterlichen Genprodukte<br />

legen die Polarität (vorne/hinten) im Ei fest und aktivieren eine Kaskade von Genen im<br />

Embryo, die ihn in zunehmend kleinere Körperabschnitte unterteilen, bis schließlich Kopf-,<br />

Brust- und Hinterleibsbereiche zu einem späteren Zeitpunkt während der Entwicklung<br />

sichtbar werden. Es zeigt sich, dass die meisten dieser Gene erneut während der<br />

Organogenese aktiviert werden und kausal an der Entwicklung spezifischer Organe<br />

einschließlich des Nervensystems beteiligt sind. Schwerpunkt derzeitiger Studien ist ein<br />

erstes Verständnis der biochemischen Natur der Genprodukte, deren biologische<br />

Wirkungsweise und molekulare Regelmechanismen die Zelldetermination und<br />

Zelldifferenzierung bewirken.<br />

Neuere Arbeiten meines Labors sind darauf ausgerichtet, alle Gene des X-<br />

Chromosoms von Drosophila (ca. 1/5 der gesamten Erbinformation) funktionell zu<br />

charakterisieren und die Regulation und Bedeutung der Energiehomöostase auf<br />

organismischer und zellulärer Ebene zu erforschen. Die ersten Ergebnisse in diesem<br />

Arbeitsgebiet –Molekulare Physiologie- zeigen, dass wesentliche molekulare und<br />

regulative Aspekte der Energiehomöostase zumindest auf der Ebene der Fettspeicherung<br />

zwischen Säugetiere und der Fliege evolutionär konserviert sind. Damit erscheint es<br />

möglich, Drosophila <strong>als</strong> einen Modellorganismus zu etablieren, der einerseits<br />

erkenntnisorientiertes Forschen zur Genese und Funktion eines noch wenig untersuchten<br />

Organs, dem Fettgewebe, erlaubt und durch Erkenntnisse zur Regulation der Homöostase<br />

auch Therapieansätze zur Behandlung der Fettsucht beim Menschen liefern kann.<br />

Publikationen<br />

Insgesamt >200 Originalartikel<br />

I


Vortrag, 11.45 Uhr<br />

„Wissenschaftliche Karriere und regionale<br />

Verbundenheit, ein Widerspruch?“<br />

Prof. Dr. Johann Dietrich Wörner<br />

Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />

Köln<br />

Statement<br />

Die Frage nach Brain-Drain oder Brain-Gain beschäftigt die Gesellschaft seit einigen Jahren. Gern<br />

wird nach einfachen Begründungen und entsprechenden Patentrezepten zur Lösung gesucht. Die<br />

Realität lässt sich aber nicht immer in einfache Schemata pressen. Gleichwohl gibt es für den<br />

Bereich der Wissenschaft einige Aspekte, die die Attraktivität eines Standorts und/oder einer Region<br />

in besonderem Maße ausmachen:<br />

• (wissenschaftliche) Entfaltungsmöglichkeit<br />

• „familiengerechte“ Umgebung (Schulen, Freizeit...)<br />

• wissenschaftliche Ausstattung (Geräte, Personal...)<br />

• Einkommen<br />

• Wissenschaftliches Umfeld<br />

Diese Auflistung ist nicht abschließend und kann nicht durch pauschale Festlegungen realisiert<br />

werden. Gerade deshalb war die Implementierung des TUD-Gesetzes ein wichtiger Schritt, der den<br />

Verantwortlichen vor Ort die Möglichkeit gibt, für den einzelnen Wissenschaftler möglichst gute<br />

Randbedingungen zu schaffen. Die Bilanz der TU Darmstadt hinsichtlich der Attraktivität für<br />

(ausländische) Wissenschaftler und die Erfolge bei Bleibeverhandlungen belegen die o.g.<br />

Argumentation. Auf Landesebene bleiben neben der Verselbstständigung der Hochschulen auch die<br />

Förderung wissenschaftlicher Exzellenz durch Zuweisung entsprechender Finanzmittel und<br />

Erhöhung des unterproportionalen Anteils außeruniversitärer Forschungseinrichtungen (insbesondere<br />

Max-Planck und DLR) <strong>als</strong> Desiderate. Wichtig ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz von<br />

Forschung <strong>als</strong> Zukunftsabsicherung durch entsprechende Äußerungen auf politischer Ebene zu<br />

stärken.<br />

CV<br />

Prof. Dr. Johann Dietrich Wörner wurde am 18. Juli 1954 in Kassel geboren. Er ist<br />

verheiratet mit Gunilda Wörner, geb. Keller und hat drei Kinder: Lisa, 24. Juni 1983, Lukas,<br />

22. Febr. 1985 und Lea-Sophie, 29. März 1994.<br />

1973 Abitur. 1973 bis 1975 Technische Universität Berlin. 1975 bis 1979 Technische<br />

Hochschule Darmstadt. 1979 bis 1990 Mitarbeiter im Ingenieurbüro König & Heunisch,<br />

I


Frankfurt. 1982 bis 1983 Forschungsaufenthalt in Japan. 1985 Promotion an der Technischen<br />

Hochschule Darmstadt. 1988 Erhalt des Preises der Vereinigung von Freunden der TH<br />

Darmstadt für hervorragende wissenschaftliche Leistungen. 1990 Vorsitzender des<br />

Wissenschaftsbeirats des Instituts für Konstruktiven Glasbau, Gelsenkirchen. 1990 Berufung<br />

an die Technische Hochschule Darmstadt, Professur (C3), Fachgebiet Massivbau, Leiter der<br />

Prüf- und Versuchsanstalt. 1992 bis 1994Dekan des Fachbereichs Bauingenieurwesen. 1993<br />

Technischer Leiter des Instituts für Konstruktiven Glasbau. 1994 Gründung des<br />

Ingenieurbüros Wörner und Partner. 1994 Ernennung zum Prüfingenieur für Baustatik für<br />

Massivbau. 1995 Professur(C4) für Statik an der THD. 28.6.1995 Wahl zum Präsident der<br />

THD (24.7.95 – 23.7.01). 1998 Verleihung der Ehrendoktorwürde der State University New<br />

York. 1999 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Moldawien. 2000<br />

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Bukarest. 2000 Verleihung<br />

der Ehrendoktorwürde der Universität St. Petersburg für Wirtschaft und Finanzen. 2000<br />

Ernennung zum Mitglied des Hochschulrates der École Centrale Paris. 7.2.2001 Wahl zum<br />

Präsidenten der TUD (24.7.01 – 23.7.07). 2001 Wahl zum Vizepräsidenten des europäischen<br />

Universitätsnetzwerkes TIM. 2002 Wahl zum ordentlichen Mitglied der Berlin-<br />

Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Technikwissenschaftliche Klasse). 2002<br />

Wahl zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion<br />

Technikwissenschaften). 2002 Wahl zum stellvertretenden Sprecher der Universitäten in der<br />

HRK. 2002 Wahl zum Mitglied des Konvents für Technikwissenschaften acatech. 2002<br />

Beiratsmitglied des Chinesisch-Deutschen Hochschulkollegs an der Tongji-Universität<br />

Shanghai. 2002 Wahl zum Vizepräsidenten von CESAER (Conference of European Schools<br />

for Advanced Engineering Education and Research). 2002 Wahl in den Senat des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt. 2003 Wahl zum Sprecher der Arbeitsgemeinschaft<br />

derTechnischen Universitäten und Hochschulen Deutschlands, ARGE TU/TH. 2003<br />

Verleihung der Ehrendoktorwürde der École Centrale de Lyon. 2003 Mitglied der<br />

Arbeitsgruppe „Ranking“ des Wissenschaftsrates. 2003 Kommisarische Vertretung der<br />

Professur „Statik der Hochbaukonstruktionen, Fachbereich Architektur“. 2004 Mitglied der<br />

Arbeitsgruppe „Universitäten“ des Wissenschaftsrates. 2004 Wahl in den Senat der Akademie<br />

für Technikwissenschaften acatech. 2004 Wahl zum Präsidenten des europäischen Netzwerks<br />

technischer Universitäten CESAER. 2004 Berufung in den Beirat des CHE. 10.11.2004 Wahl<br />

zum Präsidenten der TUD (1.1.05 – 31.12.10). 2005 Ernennung zum Mitglied des<br />

Hochschulrats der École Centrale Paris durch die französische Regierung. 2005 Mitglied des<br />

Hochschulrates der École Centrale de Lyon. 2005 Gründungsgesellschafter von ECAD<br />

(European Center for Aviation Development). 2005 Verleihung der Ehrendoktorwürde der<br />

Technischen Universität der Mongolei. 22.11.2006 Wahl zum Vorstandsvorsitzender des<br />

Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). 2006 Wahl zum Senator der<br />

Leopoldina. 2007 Wahl zum Ehrenmitglied von CLUSTER. 28.2.2007 Rücktritt <strong>als</strong> Präsident<br />

der TUD. 1.3.2007 Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR)<br />

I


Vortrag, 12.15 Uhr<br />

„Brain Gain statt „Brain Drain –<br />

Eckpunkte eines attraktiven Umfeldes“<br />

Dr. Heinz-Werner Meier<br />

Vorsitzender der Geschäftsleitung der Sanofi-Aventis<br />

Deutschland GmbH<br />

Frankfurt<br />

Statement<br />

In einer zunehmend wissensbasierten Weltwirtschaft stellt das Angebot an<br />

wissenschaftlichem Nachwuchs und akademischen Spitzenkräften einen wichtigen<br />

Standortfaktor dar. Insbesondere forschungsintensive Industrien, wie die pharmazeutische<br />

Industrie, sind auf exzellente wissenschaftliche Kapazitäten und gut ausgebildete Akademiker<br />

angewiesen. Über 17 Prozent der Mitarbeiter in der pharmazeutischen Industrie sind in der<br />

Forschung und Entwicklung beschäftigt. Wissen gilt hier <strong>als</strong> einer der wichtigsten<br />

Produktionsfaktoren.<br />

Die Abwanderung von Spitzen- und Nachwuchskräften stellt deshalb ein hohes Risiko für die<br />

Pharmaindustrie und den Forschungsstandort Deutschland dar. Dieses Risiko wird dadurch<br />

verstärkt, dass Deutschland in mittelfristig den demographiebedingten Rückgang von<br />

akademischen Nachwuchskräften kompensieren muss. Der Wettbewerb um Spitzen- und<br />

Nachwuchskräfte findet dabei in Zukunft nicht nur mit den westlichen Industrieländern, allen<br />

voran mit den USA statt. Asiatische Boomländer – allen voran China und Indian – bauen ein<br />

zweites globales Gravitationszentrum für Exzellenz und Elite auf.<br />

Dem drohenden Brain Drain in Deutschland steht gerade in der Gesundheitsindustrie ein<br />

wachsender Bedarf an Wissenschaftlern und qualifizierten Fachkräften entgegen. Der<br />

Gesundheitsmarkt ist weltweit einer der Wachstumsmärkte der Zukunft. Die Menschen<br />

werden immer älter, und die Weltbevölkerung nimmt ständig zu. Eine Chance für den<br />

Standort Deutschland, mit seinen Forschungseinrichtungen und seinen Unternehmen an dieser<br />

Entwicklung teilzunehmen. Hierfür muss der Brain Drain gestoppt und der Brain Gain forciert<br />

werden.<br />

Ein Bündel von Maßnahmen ist entscheidend. Viele sind bereits diskutiert und in Umsetzung.<br />

Sie reichen von größerer Autonomie der Hochschulen, Bürokratieabbau und intensiverem<br />

Wettbewerb untereinander bis hin zur Eliteförderung und Exzellenzclustern und einer engeren<br />

Kooperation zwischen staatlichen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft. Als<br />

Pharmaindustrie haben wir unsere Erfahrung mit der Anziehungskraft der<br />

I


Biotechnologieregion Boston auf Spitzenforscher und junge Akademiker gemacht. Die Eliten<br />

in Wissenschaft und Wirtschaft finden dort auf engem Raum ein dichtes Netzwerk von<br />

universitärer Spitzenforschung und einer Vielzahl von Biotechnologieunternehmen vor. Diese<br />

Erfahrung unterstreicht die Notwendigkeit auch hierzulande Kompetenzen von universitärer<br />

und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, Pharma- und Biotechnologieunternehmen in<br />

Form von Clustern zu bündeln.<br />

Ein ganz entscheidender Faktor darf nicht übersehen werden: Das gesellschaftliche Klima, die<br />

Einstellungen zu Innovationen und zu Eliten, sowie die politischen Rahmenbedingungen für<br />

Forschung und Innovation. Globale Eliten sind innovationsfreudig. Eine solche Mentalität<br />

und die entsprechenden Rahmenbedingungen sind auch in Deutschland Voraussetzung für<br />

Brain Gain. Staatliche Innovationspolitik ist dabei nicht die alleinige Aufgabe der Bildungs-<br />

und Forschungsressorts in Bund und Ländern. Brain Gain oder Brain Drain in der<br />

Pharmaforschung ist, bedingt durch den regulierten Gesundheitsmarkt, auch eine Frage der<br />

Gesundheitspolitik. Denn für die pharmazeutische Industrie in Deutschland kommt es darauf<br />

an, dass es für ihre Innovationen in Deutschland auch Chancen in Form eines Marktes gibt.<br />

Das ist, wie die Erfahrung lehrt, keine Selbstverständlichkeit.<br />

CV<br />

Dr. Heinz-Werner Meier (54 Jahre) ist Personalvorstand der Sanofi-Aventis S.A. und<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Heinz-Werner<br />

Meier kam 1985 <strong>als</strong> Leiter des Finanz- und Rechnungswesens zur Hoechst AG. Nach<br />

verschiedenen Stationen u.a. <strong>als</strong> Vorsitzender der Geschäftsführung der Hoechst Marion<br />

Roussel Deutschland GmbH und der Aventis Pharma Deutschland GmbH war der diplomierte<br />

Mathematiker und promovierte Betriebswirt <strong>als</strong> Vorstandsmitglied von Aventis für den<br />

Bereich Human Resources weltweit zuständig. Seit 2004 ist er Mitglied des Comité de<br />

Direction der Sanofi-Aventis S.A. in Paris. Dr. Meier war in Nürnberg im Rahmen des<br />

Grundstudiums (1987 – 1995); nebenberuflich Mitarbeiter im Kulturteil (Theaterkritiken) der<br />

Nürnberger Nachrichten (1982 – 1992).<br />

I


Vortrag, 14. 30 Uhr<br />

"Goldener Boden im Ausland versilbert? –<br />

Das Handwerk im Wettbewerb der Standorte"<br />

Hanns-Eberhard Schleyer<br />

Gener<strong>als</strong>ekretär des Zentralverbandes des Deutschen<br />

Handwerks (ZDH)<br />

Berlin<br />

Statement<br />

"Qualität und Qualifikation sind der viel zitierte Goldene Boden des Handwerks. Die<br />

schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre mit hohen<br />

Beschäftigungs- und Umsatzverlusten haben jedoch dazu geführt, dass immer mehr hoch<br />

qualifizierte Handwerker ihre Kenntnisse im Ausland versilbern.<br />

Das ist umso dramatischer, <strong>als</strong> der demographische Wandel das arbeitsintensive Handwerk in<br />

besonderer Weise trifft und den Fachkräftemangel absehbar macht.<br />

Nur eine konsequente Reformpolitik für Arbeitsplätze im Mittelstand kann einem<br />

zunehmenden "brain drain" vorbeugen und die umfassende Ausbildungsleistung des<br />

Handwerks in Deutschland stärken. Dazu gehört eine nachhaltige Absenkung der<br />

Abgabenbelastung ebenso wie Deregulierung und ein politisches Klima, das auf die<br />

Leistungsträger der Gesellschaft <strong>als</strong> Motor des Wohlstands setzt."<br />

CV<br />

Hanns-Eberhard Schleyer wurde 1944 in Prag geboren und studierte nach seinem Abitur<br />

Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und München.<br />

Nach seinen juristischen Staatsexamina und Tätigkeit <strong>als</strong> Jurist wurde er 1978<br />

Bevollmächtigter des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund.<br />

Von 1981 bis 1988 war er Chef der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz und ist seit<br />

seiner Wahl im Jahr 1989 Gener<strong>als</strong>ekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks.<br />

In dieser Eigenschaft tritt er ein für die Interessen von 940.000 handwerklichen Betrieben mit<br />

5 Millionen Beschäftigen gegenüber Bundestag, Bundesregierung und anderen zentralen<br />

Behörden sowie der Europäischen Union und internationalen Organisationen.<br />

I


Impulsgespräch, 12.45 Uhr<br />

„Wissenschaftler im globalen Netzwerk<br />

– eine Kontroverse“<br />

Junior Professor Dr. Claudia Diehl<br />

Universität Göttingen, Institut für Soziologie<br />

Statement<br />

In der Öffentlichkeit wird die Mobilität deutscher Hochqualifizierter derzeit mit großer<br />

Skepsis diskutiert. Diese Einschätzung basiert aber häufig auf zwei wenig hinterfragten<br />

Annahmen: Zum einen wird meist davon ausgegangen, dass die das Land verlassenden<br />

Deutschen nicht wieder in ihre Heimat zurückkehren. Dabei setzt sich in der<br />

wissenschaftlichen Debatte zunehmend die Erkenntnis durch, dass neben der dauerhaften<br />

Abwanderung auch andere Formen der Mobilität Hochqualifizierter existieren (Stichwort<br />

“brain circulation” oder “brain exchange”). Die zweite Annahme lautet, dass steigende<br />

Auswandererzahlen notwendigerweise schlechte Arbeitsbedingungen und unzureichende<br />

Einkommenschancen im Herkunftsland widerspiegeln. Eine möglicherweise wichtigere Rolle<br />

bei der Erklärung des Phänomens spielt aber der Sachverhalt, dass die Zahl der temporären<br />

USA-Aufenthalte deutscher Hochqualifizierter im Zuge der zunehmenden<br />

Internationalisierung von Wissenschaft und Wirtschaft deutlich zugenommen haben. Diese<br />

„Temporären“ tragen einerseits zum Wissenstransfer bei, andererseits vergrößern sie den Pool<br />

der potenziellen Auswanderer: Zeitlich befristet geplante Auslandsaufenthalte verstetigen sich<br />

bisweilen eröffnen sich doch durch diese Aufenthalte neue Optionen und Kontakte, und wo es<br />

mehr temporäre Wanderungen gibt, nimmt auch die Zahl der sich dauerhaft Niederlassenden<br />

zu. Für die Zukunftsprognose des Phänomens Auswanderung bedeutet dies, dass auch bei<br />

einer Änderung möglicher Push-Faktoren in Deutschland (vermeintlich schlechte<br />

Arbeitsbedingungen, Zukunftsaussichten oder Bezahlung) nicht damit zu rechnen ist, dass die<br />

Abwanderung Hochqualifizierter abnimmt.<br />

CV<br />

Junior Professorin Dr. Claudia Diehl erlangte 1994 ihr Diplom in Soziologie und<br />

Psychologie an der Universität Mannheim, wo sie 2001 auch in Soziologie promovierte.<br />

(Prof. H. Esser) Seit Juni 2006 ist sie Juniorprofessorin für Migration und Ethnizität an der<br />

Universität Göttingen und seit September 2003 wissenschaftlicher Rätin z. A. Bundesinstitut<br />

für Bevölkerungsforschung (beurlaubt). Von Januar 2002 bis August 2003 war Claudia Diehl<br />

wissenschaftliche Angestellte beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Von Januar<br />

1995 bis Mai 2001 wissenschaftliche Angestellte Mannheimer Zentrum für Europäische<br />

Sozialforschung. Von Januar 2005 bis März 2005 war sie <strong>als</strong> Gastwissenschaftlerin am<br />

II


Migration Policy Institute, Washington DC, USA. Von Oktober 2001 bis Dezember 2001 war<br />

sie Postdoc an der SUNY at Albany, Prof. Richard Alba, New York, USA. Von August 1992<br />

bis Mai 1993 war sie <strong>als</strong> Studentin an der Indiana University at Bloomington, Indiana, USA.<br />

2001 erhielt sie ein DFG Forschungsstipendium für USA Aufenthalt (16 Monate,<br />

beansprucht: 3 Monate), 1992 bis 1993 ein DAAD Stipendium für USA Aufenthalt (9 Mon.)<br />

und 2001 den Forschungspreis des Europäischen Forums für Migrationsstudien, Bamberg<br />

(Diss.)<br />

Aktuelle Forschungsprojekte<br />

• Neuzuwanderer in Deutschland<br />

• Die Abwanderung von Hochqualifizierter aus Europa in die USA<br />

• Einbürgerungsprozesse bei Arbeitsmigranten<br />

• Identifikative und kulturelle Integration von Einwanderern in<br />

Deutschland<br />

II


Impulsgespräch, 12.45 Uhr<br />

„Wissenschaftler im globalen Netzwerk<br />

– eine Kontroverse“<br />

Professor Dr. med. Dietrich Grönemeyer<br />

Universität Witten-Herdecke<br />

Statement<br />

Die hitzigen Debatten um die aktuelle Gesundheitsreform und das Zustandekommen der<br />

Reform selbst haben wieder deutlich aufgezeigt, warum in Deutschland oftm<strong>als</strong> visionäre<br />

Großprojekte gesellschaftlicher Umstrukturierung erst zerredet werden und dann auf dem<br />

Boden eines Minimalkonsenses Minimalergebnisse zeitigen.<br />

Anstatt die Stärken des deutschen Gesundheitssystems öffentlich systematisch<br />

herauszuarbeiten, den konsequenten Wettbewerb im Sinne der Qualität zu fördern und die<br />

Gesundheitswirtschaft mit ihren assoziierten Branchen <strong>als</strong> zunehmend wichtigen<br />

Wirtschaftsfaktor zu proklamieren, wurden bei allen Beteiligten im System (Patient,<br />

Versicherer, medizinisches Personal, etc.) durch kostenzentrierte und intransparente<br />

Argumentationen unnötige Ängste und Irritationen geschürt.<br />

Diese Umstände, gepaart mit einem grenzüberschreitenden Informationsaustausch,<br />

gesteigerter Mobilität, und genereller Globalisierung führen dazu, daß gerade auch im Bereich<br />

der Medizin in der Ausbildung befindliches und schon in Deutschland gut ausgebildetes<br />

Personal verstärkt ins Ausland migriert.<br />

Der Trend zunehmender Migration ist per se nicht dramatisch, sogar im Sinne des „brain<br />

exchange“ begrüßenswert, und wohl nicht mehr aufzuhalten, allerdings sollten noch mehr<br />

Strukturen geschaffen werden, die die Ausbildung einheimischer Nachwuchswissenschaftler<br />

verbessern und ihnen bessere Berufsaussichten unterhalb einer Lehrstuhlprofessur gibt, die für<br />

hochqualifiziertes Personal aus dem Ausland attraktiv sind bzw. die Rückkehr von<br />

Wissenschaftsmigranten nach Deutschland erleichtern.<br />

Um dieses zu erreichen, sollte sich Deutschland international u. a. <strong>als</strong> Land der Gesundheit<br />

etablieren, mit Med. in Germany <strong>als</strong> weltweit anerkanntem Gütesiegel.<br />

CV<br />

Professor Dr. Dietrich Grönemeyer studierte Sinologie und Romanistik in Bochum und<br />

Medizin in Kiel. 1982 promovierte er zum Thema „Quantitative Blutfluss-Bestimmung mit<br />

Hilfe digitaler Röntgenbildverarbeitung im Modell- und Tierversuch“. 1990 erfolgte die<br />

Habilitation an der Universität Witten/Herdecke. 1996 wurde er auf den Lehrstuhl für<br />

Radiologie und Mikrotherapie an der Universität Witten/Herdecke berufen.<br />

Gastprofessuren u.a. an der Harvard Medical School in Boston, an der Georgetown University<br />

II


in Washington D.C., der University of California, San Francisco, der Steinbeis-Hochschule in<br />

Berlin, seit WS 2005 hat Professor Grönemeyer einen Lehrauftrag für Gesundheitswirtschaft<br />

an der Technischen Universität Berlin.<br />

Er ist Begründer der Mikrotherapie <strong>als</strong> Zusammenführung von interventioneller Radiologie,<br />

minimal invasiver Chirurgie und Schmerztherapie. 1997 gründete er das Grönemeyer Institut<br />

für Mikrotherapie auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum und 2006 die Grönemeyer<br />

Clinic für Mikro-Medizin im Girardet Haus, Essen.<br />

Auszeichnungen:<br />

Bürger des Ruhrgebiets (2000)<br />

Man of the Year (USA, 2000)<br />

Man of the Millenium (GB, 2001)<br />

World Future Award aus der Hand von Michail Gorbatschow für Innovationen in der<br />

Tumortherapie (2003)<br />

Weltbürger des Jahres (2003)<br />

Goldene Ehrennadel der IHK Düsseldorf (2006)<br />

Veröffentlichungen:<br />

• Interventionelle Computertomographie, Ueberreuther Verlag, Wien 1989<br />

• Interventional Computed Tomography, Blackwell Science, Berlin 1990<br />

• Open Field MRI, Springer Wissenschaft, Heidelberg 1999<br />

• Mehr <strong>als</strong> 400 wissenschaftliche Publikationen<br />

• Med. in Deutschland, Standort mit Zukunft, Berlin 2001<br />

• Mensch bleiben, Freiburg i. Br. 2003 (auch <strong>als</strong> Hörbuch)<br />

• Mein Rückenbuch, München 2004 (auch <strong>als</strong> Hörbuch)<br />

• Gesundheitswirtschaft. Die Zukunft für Deutschland, Berlin 2004<br />

• Kapital Gesundheit. Für eine menschliche Medizin, München 2005<br />

• Der kleine Medicus, Reinbek bei Hamburg 2005 (auch <strong>als</strong> Hörbuch)<br />

• Heilen statt Kranksparen, Reinbek bei Hamburg, 2006<br />

II


Podiumsdiskussion, 15.00 Uhr<br />

„Kluge Köpfe halten – aber wie?“<br />

Christian Böllhoff<br />

Geschäftsführender Gesellschafter Prognos AG<br />

Basel<br />

Statement<br />

Die Globalisierung hat einen weltweiten Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte und Fachkräfte<br />

geschaffen. Allerdings ist der Pool weltweit verfügbarer Arbeitskräfte limitiert. Dies zeigt<br />

sich daran, dass selbst in Industrieländern mit einer liberalen Einwanderungspolitik die<br />

Quoten für hochqualifizierte Einwanderer regelmässig nicht ausgeschöpft werden.<br />

Ein wesentlicher Grund liegt in der Tatsache, dass die traditionellen Herkunftsländer<br />

potenziell zuwandernder Fachkräfte zunehmend in der Lage sind, Investitionen anzuziehen<br />

und ihren hochqualifizierten Arbeitskräften Beschäftigungsmöglichkeiten mit<br />

entsprechendem Einkommen im eigenen Land zu bieten. Zudem ziehen einige dieser Länder<br />

bereits selbst ausländische Hochqualifizierte und Fachkräfte an (Beispiel China).<br />

Als Konsequenz steigt der Fachkräftemangel in den Industrieländern, wobei sich<br />

Großunternehmen Alternativen bieten: Sie können Personal bei kleineren und mittleren<br />

Unternehmen im Inland abwerben oder ihre Aktivitäten an ausländische Standorte verlagern,<br />

an denen die benötigten Fachkräfte verfügbar sind. Somit werden eher mittelständische<br />

Unternehmen verstärkt vom Fachkräftemangel betroffen sein.<br />

CV<br />

Christian Böllhoff, Jahrgang 1964, ist Geschäftsführender Gesellschafter und Mitglied des<br />

Verwaltungsrats der Prognos AG, Basel mit Büros in Berlin, Bremen, Brüssel und<br />

Düsseldorf. Nach dem Studium von Volks- und Betriebswirtschaftslehre,<br />

Politikwissenschaften und Recht an der Ludwig-Maximilians-Universität in München folgten<br />

von 1991 bis 1994 Stationen <strong>als</strong> Vorstandsassistent bei der Treuhandanstalt sowie von 1995<br />

bis 1996 <strong>als</strong> Projektleiter für internationale Markterschließung bei Bosch-Siemens-<br />

Hausgeräte. Im Jahr 1996 stieß Christian Böllhoff zu Gemini Consulting, wo er <strong>als</strong> Partner für<br />

die Bereiche Strategie, Konsumgüter und Handel sowie das Berliner Büro verantwortlich war.<br />

Seit 2000 ist Christian Böllhoff für die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck in<br />

verschiedenen Führungspositionen tätig. So war er Geschäftsführer des Handelsblatts und<br />

Sonderbeauftragter für Hauptstadtprojekte der Gruppe, bevor er im Oktober 2003 zum<br />

Geschäftsführer der Prognos AG berufen wurde.<br />

III


Podiumsdiskussion, 15.00 Uhr<br />

„Kluge Köpfe halten – aber wie?“<br />

Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep<br />

Präsident der Universität Kassel<br />

Statement<br />

Auslandserfahrung ist nicht per se schlecht. Es sollte gar nicht darum gehen, alle<br />

Wissenschaftler auf Dauer hier im Lande zu halten. Das würde der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wissenschaft eher schaden. Wichtig ist nur, die<br />

Auslandsaufenthalte temporär und die Rückkehrbedingungen attraktiv zu gestalten.<br />

Mit guten international ausgerichteten Master- und Doktoranden-Programmen können wir<br />

sowohl ausländische Nachwuchskräfte holen <strong>als</strong> auch deutschen Nachwuchswissenschaftlern<br />

internationale Erfahrungsräume vermitteln.<br />

Die gewachsene Selbständigkeit der Universitäten gerade in Hessen bietet gute Bedingungen<br />

dafür, dass sich die Hochschulleitungen konzentriert um die Arbeitsbedingungen von Top-<br />

Wissenschaftlern kümmern können. Kurze administrative Wege, gestärkte<br />

Budgetverantwortung der Institute und nicht zuletzt die Offenheit der Hochschulleitungen<br />

zum persönlichen Kontakt können hier helfen.<br />

Der internationale Wettbewerb um herausragende Wissenschaftler darf nicht nur <strong>als</strong> Risiko<br />

sondern muss auch <strong>als</strong> Chance gesehen werden. Die gestiegene Mobilität im<br />

Wissenschaftssektor bietet uns die Möglichkeit, ausländische Top-Wissenschaftler zu<br />

gewinnen – da wo wir ausgewiesene Forschungsschwerpunkte haben, die auch hervorragend<br />

ausgestattet und mit guten Arbeitsbedingungen versehen sind:<br />

Von hoher Bedeutung ist, zu wissen, wo man Schwerpunkte setzt: Man muss<br />

institutionsspezifisch (Universität) wie auch region<strong>als</strong>pezifisch wissen, in welchen Bereichen<br />

man überregional attraktiv und konkurrenzfähig sein will.<br />

III


CV<br />

Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep studierte von 1969 bis 1973 Volkswirtschaftslehre an der<br />

Philipps-Universität Marburg, Abschluss: Diplom-Volkswirt. Ab 1974 war er<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Philipps-<br />

Universität Marburg (Abteilung für Finanzwissenschaft). 1978 promovierte er an der<br />

Philipps-Universität Marburg und 1990 erfolgte seine Habilitation im Fach<br />

Volkswirtschaftslehre am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Philipps-Universität<br />

Marburg. Von 1992 bis1993 war Prof. Postlep Gastprofessor an der Universität Kassel für das<br />

Fach Wirtschaftspolitik. Ab 1994 Mitglied der wissenschaftlichen Leitung des Deutschen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin <strong>als</strong> Leiter der Abteilung für Regional- und<br />

Verkehrsforschung. Ab 1996 Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere<br />

Allgemeine Wirtschaftspolitik, an der Universität Kassel. Seit dem 1.9.2000 ist er Präsident<br />

der Universität Kassel. Seit April 2004 ist er Koordination des NanoNetzwerkHessen durch<br />

die Universität Kassel.<br />

Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

• Forschungsprofessor im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)<br />

• Ordentliches Mitglied der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL)<br />

Mitgliedschaften in Aufsichts- und Verwaltungsbeiräten (u.a.):<br />

• Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS)<br />

• Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks<br />

III


Podiumsdiskussion, 15.00 Uhr<br />

„Kluge Köpfe halten – aber wie?“<br />

Professor Dr. Dr. h. c. Bernhard Scheuble<br />

Chief Exekutive Officer (CEO) der Merz Gruppe und<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der Friedrich Merz GmbH<br />

Frankfurt am Main<br />

CV<br />

Dr. Bernhard Scheuble studierte Physik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und<br />

promovierte am Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik in Freiburg. Er ist<br />

Honorarprofessor an der Universität Stuttgart. In Würdigung seiner Beiträge zur Entwicklung<br />

der Flüssigkristalle und der flachen Bildschirme verlieh ihm die Universität Hull, England,<br />

die Ehrendoktorwürde.<br />

Bevor er zu Merz kam war Dr. Scheuble bis November 2005 Vorsitzender der<br />

Geschäftsleitung der Merck KGaA, Darmstadt. Er leitete das Unternehmen seit Mitte 2000<br />

und gehörte seit 1998 der Geschäftsleitung an. Scheuble ist Mitglied einer Reihe von Beiräten<br />

und Kuratorien in Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Gleichzeitig ist er<br />

Stiftungsratvorsitzender des Japanisch-Deutschen Zentrums in Berlin (JDZB) und Ko-<br />

Vorsitzender des Deutsch-Japanischen Forums (DJF). Seit Mai 2006 gehört Scheuble dem<br />

Aufsichtsrat von Solvay S.A., Brüssel, an.<br />

III


Podiumsdiskussion, 15.00 Uhr<br />

„Kluge Köpfe halten – aber wie?“<br />

Andreas Storm<br />

Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung<br />

Berlin<br />

Statement<br />

Der wissenschaftliche Nachwuchs ist das Fundament und zugleich die Zukunft eines<br />

leistungsfähigen Forschungssystems. Kreative Köpfe und fundiertes Wissen sind nötig, damit<br />

die Probleme von morgen erfolgreich bewältigt werden können. In Deutschland wird auf<br />

höchstem Niveau geforscht und gelehrt, und wir müssen alles dafür tun, damit unsere<br />

Position <strong>als</strong> Innovationsstandort gefestigt und weiter ausgebaut wird.<br />

Wir brauchen dafür exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Und<br />

exzellente junge Nachwuchskräfte brauchen exzellente Bedingungen!<br />

Eine ganze Reihe von Initiativen zur Attraktivitätssteigerung des deutschen<br />

Wissenschaftssystems wurde von der Bundesregierung bereits auf den Weg gebracht. Alleine<br />

die Mittel für die Förderung begabter Schüler, Studierender und Auszubildender wurden von<br />

der Bundesregierung in den beiden letzten Jahren um 22 Mio. Euro auf aktuell 121 Mio. Euro<br />

gesteigert; weitere Erhöhungen sind in den nächsten Jahren eingeplant. Der Hochschulpakt<br />

sichert für eine zunehmende Zahl von Studienanfängern ein qualitativ hochwertiges Studium.<br />

Die Exzellenzinitiative stärkt deutsche Hochschulen <strong>als</strong> international konkurrenzfähige<br />

Forschungsstätten, die gerade für junge Forscher attraktiv sind.<br />

Nachwuchswissenschaftler werden in zahlreichen Förderprogrammen des Bundes und der<br />

Forschungsorganisationen durch Graduiertenschulen, Stipendien und die Einrichtung von<br />

eigenen Nachwuchsgruppen gezielt unterstützt. Eine kürzlich erfolgte Änderung des<br />

Arbeitsrechts hat den jungen Forscherinnen und Forschern bessere<br />

Beschäftigungsperspektiven eröffnet. Schließlich sind internationale Erfahrungen ein fester<br />

Bestandteil des Karrierewegs von Nachwuchswissenschaftlern; auch hier sorgt die<br />

Bundesregierung mit erheblichen Finanzmitteln für Mobilität und internationalen Austausch<br />

im Sinne von „brain circulation“.<br />

III


Um mehr Erkenntnisse über die Situation und die Anliegen des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses in Deutschland zu gewinnen, wird die Bundesregierung in diesem Jahr erstm<strong>als</strong><br />

einen Bericht zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vorlegen. Damit legen wir<br />

die Grundlage für weitere zielgerichtete Maßnahmen zugunsten unserer exzellenten<br />

Nachwuchskräfte: für berechenbare Karrierewege, international konkurrenzfähige<br />

Zukunftsperspektiven und Rahmenbedingungen, die jungen Talenten Lust auf Leistung<br />

machen.<br />

CV<br />

Andreas Storm wurde geboren am 20. Mai 1964 in Darmstadt; er ist evangelisch und ledig.<br />

1983 Abitur. Studium der Volkswirtschaftslehre an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität<br />

in Frankfurt/Main. 1986 bis 1990 und 2001 bis 2005 Kommunalpolitische Tätigkeit im<br />

Weiterstadt und im Kreis Darmstadt-Dieburg. 1988 bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Institut für Entwicklung, Umwelt und quantitative Wirtschaftsforschung in<br />

Frankfurt/Main. 1990 bis 1994 Referent in der Grundsatzabteilung des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft. Seit 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages. 1996 bis 2002 Mitglied /<br />

Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der Enquête-Kommission „Demographischer<br />

Wandel“ des Deutschen Bundestages. Seit 1998 Kreisvorsitzender der CDU Darmstadt-<br />

Dieburg und Mitglied des Landesvorstandes der CDU Hessen. 2002 bis 2005 Gesundheits-<br />

und sozialpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 2003 Mitglied der Herzog-<br />

Kommission „Soziale Sicherheit“ der CDU Deutschlands. Seit November 2005<br />

Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung.<br />

III


Podiumsdiskussion, 15.00 Uhr<br />

„Kluge Köpfe halten – aber wie?“<br />

Prof. Dr. Klaus Wehrle<br />

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH)<br />

Achen<br />

Statement<br />

Zentrale Forderungen der Initiative Zukunft Wissenschaft für eine nachhaltige Umgestaltung<br />

der deutschen Forschungslandschaft sind unter anderem:<br />

• Einrichtung von „Tenure-Track“:<br />

Für die Kontinuität in Forschung und Lehre ist es notwendig, dass<br />

Nachwuchswissenschaftlern eine längerfristige berufliche Perspektive geboten wird –<br />

auch für die persönliche und familiäre Entwicklung. Weiterbeschäftigungs- und<br />

Aufstiegsmöglichkeiten (z.B. von W1 nach W2, oder von W2 nach W3) werden in<br />

vielen Bundesländern ausgeschlossen bzw. nicht praktiziert. In Anlehnung an das<br />

„tenure track“-Verfahren an amerikanischen Universitäten fordern wir daher,<br />

herausragenden Wissenschaftlern, die ihre Stelle durch ein reguläres<br />

Berufungsverfahren im offenen Wettbewerb erhalten haben, und die bereits<br />

Erfahrungen an mehreren Hochschulen gesammelt haben, solche Perspektiven zu<br />

ermöglichen.<br />

• Flexiblere Beschäftigungsstrukturen und administrative Unterstützung:<br />

Professoren in Deutschland tragen gleichzeitig die Verantwortung für Forschung,<br />

Lehre und die Verwaltung der Hochschule. Im angloamerikanischen Raum werden<br />

diese Aufgaben flexibler verteilt. Dies ermöglicht den effektiveren Einsatz von<br />

Wissenschaftlern entsprechend ihren Fähigkeiten auf den Gebieten Forschung, Lehre<br />

und Wissenschaftsmanagement. Wir fordern mehr Flexibilität bei der<br />

Aufgabenverteilung an deutschen Hochschulen und bei der Ausgestaltung von<br />

Arbeitsverträgen und Lehrdeputaten. Des Weiteren regen wir an, die starren<br />

Obergrenzen für die Befristung von Arbeitsverträgen sowie die Unkündbarkeit von<br />

längerfristig Beschäftigten zu überdenken.<br />

• Finanzielle Ausstattung (herausragende Forschung hat ihren Preis):<br />

Im freien Wettbewerb um die besten Köpfe hat das deutsche Wissenschaftssystem<br />

leider entscheidende Nachteile. Bislang sind die meisten Gehaltsstrukturen an<br />

Hochschulen weder vergleichbar mit der freien Wirtschaft, noch werden Leistung und<br />

Engagement adäquat belohnt.<br />

III


CV<br />

Ein weiterer entscheidender Schritt für eine attraktive deutsche Forschungslandschaft<br />

ist die zügige Umsetzung des finanziellen Ziels der Lissabon-Agenda, die Ausgaben<br />

für Forschung und Entwicklung auf 3% des Bruttosozialprodukts zu erhöhen.<br />

Professor Dr. Klaus Wehrle leitet das Lehr- und Forschungsgebiet „Verteilte Systeme“ an<br />

der RWTH Aachen. Er studierte von 1993 bis 1999 Informatik an der Universität Karlsruhe.<br />

Für seine Studienleistungen wurde er mit dem Preis der SEW-Eurodrive-Stiftung<br />

ausgezeichnet. Nach knapp drei Jahren promovierte er 2002 über flexible<br />

Dienstgütemechanismen mit summa cum laude und wurde mit zwei renommierten<br />

Dissertationspreisen ausgezeichnet. Im direkten Anschluss erhielt er ein Stipendium des<br />

DAAD für einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der University of California at<br />

Berkeley, wo er bis September 2003 <strong>als</strong> Postdoctoral Fellow tätig war. Im Rahmen des<br />

Exzellenznachwuchsprogramms „Emmy Noether“ der DFG kehrte er nach Deutschland<br />

zurück und baute an der Universität Tübingen seine eigene Nachwuchsforschungsgruppe auf.<br />

Des Weiteren wurde er in das „Eliteförderprogramm für Nachwuchswissenschaftler“ des<br />

Landes Baden-Württemberg aufgenommen. Nach knapp zwei Jahren<br />

Nachwuchsgruppenleitung wurde Klaus Wehrle an die RWTH Aachen berufen. Er ist 34<br />

Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern.<br />

Professor Wehrle ist Gründungsmitglied der Initiative Zukunft Wissenschaft und setzt sich<br />

mit seinen Kollegen der IZW für eine attraktivere Gestaltung der deutschen<br />

Wissenschaftslandschaft, insbesondere für Nachwuchswissenschaftler, ein.<br />

III


Diskussion im Plenum, 16.20 Uhr<br />

Dr. Christian Blickenstorfer<br />

Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Berlin<br />

CV<br />

Christian Blickenstorfer wurde 1945 in Horgen/ZH geboren und ist daselbst sowie in<br />

Rüschlikon/ZH heimatberechtigt. Er schloss sein Studium <strong>als</strong> Dr.phil.I an der Universität<br />

Zürich ab. 1974 trat er in den Dienst des Eidgenössischen Departements für auswärtige<br />

Angelegenheiten und wurde <strong>als</strong> Stagiaire in Bern und Kairo ausgebildet. 1976 wurde er in der<br />

damaligen Handelsabteilung des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements eingesetzt.<br />

1980 - wieder in Diensten des EDA - wurde er nach Bangkok und 1983 nach Teheran<br />

versetzt, wo er 1985 zum Botschaftsrat befördert wurde. Im gleichen Jahr erfolgt die<br />

Ernennung an der Zentrale zum stellvertretenden Chef der Politischen Abteilung II. 1989<br />

wurde er <strong>als</strong> Minister und erster Mitarbeiter des Missionschefs nach Washington versetzt.<br />

1993 ernannte ihn der Bundesrat zum Botschafter im Königreich Saudi-Arabien, in den<br />

Vereinigten Arabischen Emiraten, im Sultanat Oman und in der Republik Jemen, mit Sitz in<br />

Riad. 1997 erfolgte die erneute Versetzung nach Bern <strong>als</strong> Chef der Politischen Abteilung II<br />

und ab März 2000 <strong>als</strong> Botschafter und Chef der Politischen Direktion. Von August 2001 bis<br />

April 2006 war er der Botschafter der Schweiz in den USA. Seit Mai 2006 leitet er die<br />

Schweizerische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

IV


Diskussion im Plenum, 16.20 Uhr<br />

Wolfgang Herbst<br />

Schulleiter Internatsschule Schloss Hansenberg<br />

Geisenheim<br />

Statement<br />

Wir müssen unseren leistungswilligen, leistungsstarken und begabten jungen Menschen<br />

glaubwürdig und nachhaltig Chancen eröffnen. Dies muss wesentlich bereits in der Schule<br />

beginnen, da wir besonders hier auch noch erziehungsmäßig und motivatorisch einwirken<br />

können.<br />

Begabte und leistungsstarke Schülerinnen und Schüler müssen Fördermöglichkeiten in<br />

Leistungszügen, Begabtenklassen, Kreativ-Workshops oder auch in Spezi<strong>als</strong>chulen, wie etwa<br />

in der Internatsschule Schloss Hansenberg, erhalten, in denen sie entsprechend gefordert und<br />

vernetzt werden, um ihr Potential entfalten zu können. Unsere nationalen Begabungsreserven<br />

haben wir in den letzten Jahrzehnten zum Teil sträflich vernachlässigt, dieses Defizit gilt es<br />

auszugleichen.<br />

Im Rahmen dieser Spezialangebote können die jungen Menschen dann auch zu einer<br />

verantwortlichen gesellschaftlichen Haltung erzogen und nach einer intensiven Förderung<br />

dazu angehalten werden, dieser Gesellschaft später <strong>als</strong> Leistungsträger auch wieder etwas<br />

zurück zu geben.<br />

Eine so verstandene Leistungselite schlägt die Brücke zur Verantwortungselite.<br />

CV<br />

Wolfgang Herbst ist seit 07/2003 Schulleiter der Internatsschule Schloss Hansenberg in<br />

Hessen. Einem Oberstufengymnasium mit Internat für besonders leistungsstarke Schülerinnen<br />

und Schüler aus ganz Deutschland. Von 1995 – 2003 war er Schulleiter und<br />

Oberstufenkoordinator der deutschen Abteilung der AFNORTH INTERNATIONAL<br />

SCHOOL, einer NATO-Schule, in den Niederlanden. Von 1985 – 1995 Gymnasiallehrer und<br />

Seminarlehrer für Pädagogik und Allgemeine Didaktik im Rahmen der<br />

Gymnasiallehrerausbildung im bayerischen Schuldienst. 1980 – 1985 Gymnasiallehrer für<br />

Deutsch, Geschichte, Sozialwissenschaften und Philosophie am Helene-Lange-Gymnasium in<br />

Fürth / Bayern. 1978/80 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Deutsch,<br />

Geschichte, Sozialwissenschaften und Philosophie für die Sekundarstufen I und II. 1972 -<br />

1978 Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften an der<br />

IV


Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.<br />

Nebenberufliche Lehrtätigkeit an der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule in Nürnberg im<br />

Rahmen des Grundstudiums (1987 – 1995); nebenberuflich Mitarbeiter im Kulturteil<br />

(Theaterkritiken) der Nürnberger Nachrichten (1982 – 1992).<br />

IV


Diskussion im Plenum, 16.20 Uhr<br />

Jun. Prof. Dr. Dirk Metzler<br />

Institut für Informatik, Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Main<br />

CV<br />

Jun. Prof. Dr. Dirk Metzler wurde geboren am 19. Februar 1969 in Bad Homburg. Er ist<br />

verheiratet und hat zwei Töchter im Alter von 3 und 6 Jahren. 1988 Abitur an der<br />

Gesamtschule Oberursel, Leistungsfächer Biologie und Mathematik. 1994 Diplom in<br />

Mathematik mit Nebenfach Informatik an der Universität Frankfurt,<br />

Thema der Diplomarbeit: Garbentheoretische Methoden in der Differentialgeometrie. 1999<br />

Promotion zum Dr. phil. nat. am Fachbereich Mathematik der Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität in Frankfurt, Schwerpunkt Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik,<br />

Thema: Poisson-Approximationen für genetische Fingerabdrücke.<br />

Das Promotionsstudium wurde gefördert durch ein Stipendium der Graduiertenförderung des<br />

Landes Hessen. 1997 bis 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Arbeitsgruppen für<br />

Stochastik und Numerik am Fachbereich Mathematik der Universität Frankfurt. 1999 bis<br />

2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre<br />

Anthropologie, Abteilung Evolutionsgenetik. 2000 bis 2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Universität Frankfurt im Projekt Stochastische Aspekte beim Ausrichten von DNA-<br />

Sequenzen DFG-Schwerpunktprogramms Interagierende stochastische Systeme hoher<br />

Komplexität. Seit Dezember 2002 Juniorprofessor für Bioinformatik/Computational Biology<br />

am Institut für Informatik der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.<br />

Forschungsgebiete:<br />

� Entwicklung von computerbasierten Methoden zur Analyse biologischer<br />

Sequenzdaten (DNA, RNA, Proteine)<br />

� Stochastische Modelle für die Evolutionbiologie<br />

� Statistische Analyse von Genexpressionsdaten in der Krebsforschung<br />

� Datenbasierte Modellierung von Ökosystemen<br />

� Modelle der neuronalen Informationsverarbeitung<br />

IV


Diskussion im Plenum, 16.20 Uhr<br />

Dr. Johannes Müller<br />

Leiter einer Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am Museum für<br />

Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Statement<br />

Gerade im akademischen Bereich ist der vieldiskutierte „Brain Drain“ ein großes Problem.<br />

Meine eigenen Erfahrungen im Ausland sowie viele Gespräche mit deutschen Kollegen in<br />

Übersee haben mich jedoch davon überzeugt, dass ein Großteil der ausgewanderten<br />

Wissenschaftler im Prinzip sehr gerne in Deutschland arbeiten möchte und eine derartige<br />

Option in jedem Fall einer vergleichbaren Position im Ausland vorziehen würde. Allerdings<br />

fehlt es in Deutschland immer noch an den dafür notwendigen Strukturen, zum Beispiel der<br />

Einrichtung von „tenure track“-Professuren, welche an den angelsächsischen Universitäten<br />

eine flexible Möglichkeit zur Anstellung von Wissenschaftlern darstellen. Das Resultat ist das<br />

Fehlen einer mittel- bis langfristigen Perspektive für den betroffenen akademischen<br />

Nachwuchs – ein Aspekt, der spätestens bei der Gründung einer Familie eine mitunter<br />

existenzielle Bedeutung erhalten kann. Während diese Problematik von den relevanten<br />

wissenschaftlichen Förderinstitutionen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft bereits<br />

erkannt worden ist, hinkt die Politik in diesem Bereich immer noch deutlich hinterher und<br />

beläßt es leider weitgehend bei Lippenbekenntnissen. Ähnlich wie bei der kürzlich erfolgten<br />

Auswahl der potenziellen Eliteuniversitäten wäre die Politik sicher gut beraten, auch beim<br />

Problem der Auswanderung von Spitzenkräften ein stärkeres Gehör auf die Experten aus den<br />

wissenschaftlichen Vereinigungen zu legen.<br />

CV<br />

Dr. Johannes Müller, geboren 1973 in Frankfurt am Main, ist Paläobiologe und beschäftigt<br />

sich mit dem Ursprung der eierlegenden Landwirbeltiere und der Evolution kontinentaler<br />

Ökosysteme. Von 1993 bis 1999 studierte er Paläontologie, Zoologie und Geologie an der<br />

Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Nach seiner von der Studienstiftung des deutschen<br />

Volkes geförderten Promotion im Jahr 2002 ging er <strong>als</strong> Postdoc an die University of Toronto<br />

in Kanada, wo er sich sowohl mit paläontologischen <strong>als</strong> auch molekularbiologischen<br />

Fragestellungen beschäftigte. Seit Januar 2006 arbeitet er <strong>als</strong> Leiter einer Emmy Noether-<br />

Nachwuchsgruppe am Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin.<br />

IV


Diskussion im Plenum, 16.20 Uhr<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Walther Ch. Zimmerli<br />

Beurlaubter Professor der Philipps-Universität Marburg<br />

Statement<br />

Im Prinzip steht deutschen Universitäten durch die W-Besoldung ein Instrument zur<br />

Verfügung, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Spitzengruppe halten oder gar<br />

gewinnen zu können. Allerdings wird die Handhabung dieses Instruments durch mannigfache<br />

Einschränkungen erschwert. Zudem fehlen Möglichkeiten zu universitäten- und<br />

länderübergreifenden Berufungen. Die Bildung von zu diesem Zwecke einzusetzenden<br />

Länder- bzw. Bundesreserven könnte hier Abhilfe schaffen.<br />

Neben den finanziellen Schwierigkeiten stellen aber atmosphärische und nichtquantifizierbare<br />

Faktoren die größten Hindernisse dar, um die besten Köpfe halten oder<br />

gewinnen zu können. Kollegenneid und „Dienst nach Vorschrift-Mentalität“ ebenso wie<br />

ungenügende Öffnungszeiten der Dienstleistungseinrichtungen (Bibliotheken, Informations-<br />

und Dokumentationszentren, Cafeterias etc.) sind konkrete Beispiele, die durch die<br />

Universitäten selbst beseitigt werden könnten.<br />

CV<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Walther Ch. Zimmerli ist beurlaubter Professor der Philipps Universität<br />

Marburg. Er studierte am Yale College (Connecticut) sowie an den Universitäten Göttingen<br />

(Deutschland) und Zürich (Schweiz), wo er 1971 seinen Doktortitel erwarb. Nach seiner<br />

Assistentenzeit schloss er 1978 seine Habilitation in Philosophie ab. Seit 1978 bis heute hatte<br />

er Lehrstühle an den Universitäten Braunschweig, Bamberg, Erlangen/Nürnberg und Marburg<br />

inne. Von 1999 bis 2002 war er Präsident der Privaten Universität Witten/Herdecke, von 2002<br />

bis 2007 Gründungspräsident der AutoUni sowie Mitglied des Topmanagements des<br />

Volkswagen Konzerns, von 2002-2006 auch Mitglied der Geschäftsführung der Volkswagen<br />

Coaching GmbH. Er nahm Gastprofessuren in den USA, Australien, Japan und Südafrika<br />

wahr und ist seit 2003 Honorarprofessor an der Technischen Universität Braunschweig. 2002<br />

wurde er zum Ehrendoktor der Universität Stellenbosch (Südafrika) ernannt. Weitere<br />

Auszeichnungen: u.a. Internationaler Humboldt Forschungspreis 1996.<br />

IV


Auswanderung von A bis Z<br />

Bachelor-Abschluss: Im Rahmen des Bologna-Prozesses wurde dieser erste akademische<br />

Grad eingeführt, um die europäischen Studienabschlüsse zu vereinheitlichen. Der Bachelor-<br />

Studiengang bietet den ersten berufsqualifizierenden Abschluss und dauert in der Regel<br />

zwischen sechs und acht Semester.<br />

Brain Circulation: Zirkulärer Prozess der Hin- und Herwanderung von Eliten und<br />

hochqualifizierten Arbeitskräften.<br />

Brain Drain: Abwanderung von besonders gut qualifizierten und talentierten Akademikern<br />

und Facharbeitern.<br />

Brain Gain: Zuwanderung oder Rückkehr von Hochqualifizierten aufgrund des verstärkten<br />

Fachkräftemangels.<br />

Elite-Universitäten: In einem ersten Schritt hat im Oktober 2006 eine unabhängige<br />

Expertenkommission, bestehend aus Teilen des Wissenschaftsrates und der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG), in Deutschland drei Elite-Universitäten gekürt: die TU<br />

München, die LMU München und die Universität Karlsruhe.<br />

Emigranten: Auswanderer, die ihr Heimatland auf Dauer verlassen.<br />

Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe: Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der sich dort für die Hochschullehrer-<br />

Laufbahn qualifizieren kann.<br />

Exzellenzinitiative: Förderung der universitären Spitzenforschung, damit in Deutschland<br />

„Leuchttürme der Wissenschaft“ entstehen und diese im internationalen Vergleich<br />

konkurrenzfähig sind. Es gibt drei projektorientierte Förderlinien: Graduiertenschulen sind<br />

Qualitätsinstrumente an Universitäten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses,<br />

sie bieten herausragenden Doktorandinnen und Doktoranden ein exzellentes<br />

Forschungsumfeld. Exzellenzcluster sind Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen<br />

innerhalb der Universitäten, die auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

Fachhochschulen und der Wirtschaft kooperieren. Die dritte Förderlinie Zukunftskonzepte<br />

zum Ausbau universitärer Spitzenforschung verstärkt das Forschungsprofil von bis zu<br />

zehn ausgewählten Universitäten. Unter den hessischen Gewinnern der ersten Förderrunde für<br />

Graduiertenschulen und Exzellenzcluster befinden sich die Johann-Wolfgang-Goethe-<br />

Universität Frankfurt am Main und die Justus-Liebig-Universität Gießen.<br />

Globalisierung: Prozess der weltweit zunehmenden Verflechtung von Menschen, Gütern,<br />

Information und Kapital.<br />

V


Green Card-Regelung: Deutsche Verordnung über die Arbeitsgenehmigung für<br />

hochqualifizierte ausländische Fachkräfte der Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />

die nach Bedarf erteilt wird. Die Arbeitserlaubnis ist, mit einer Gesamtgeltungsdauer von fünf<br />

Jahren, befristet.<br />

High Potenti<strong>als</strong>: Bezeichnung auch für Berufseinsteiger mit überdurchschnittlichen<br />

Studienabschlüssen und außergewöhnlichen Kompetenzen.<br />

Hightech-Strategie: Innovationspolitik der Bundesregierung für eine gezielte Förderung von<br />

Zukunftstechnologien und einer intensiven Kooperation zwischen Wirtschaft und Forschung,<br />

um auch in Zukunft im technologischen Wettbewerb mithalten zu können.<br />

Hochschulreform: Die 1999 im Bologna-Prozess beschlossene Schaffung eines<br />

gemeinsamen europäischen Hochschulraumes, um sich im internationalen Wettbewerb besser<br />

bewähren zu können. Die Veränderung der Hochschullandschaft beinhaltet neue<br />

Zulassungsverfahren, Abschlüsse (Bachelor- und Master-Studiengänge) und eine Umstellung<br />

in der Finanzierung der Hochschulen (Erhebung von Studiengebühren). Damit soll eine<br />

Qualitätsentwicklung in Forschung und Lehre sowie die Nachwuchs- und Exzellenzförderung<br />

gewährleistet werden.<br />

Initiative Gain (German Academic International Network): Eine Plattform zur<br />

Vernetzung der deutschen Wissenschaftler/innen in Nordamerika, um damit einen besseren<br />

Kommunikationsfluss und wissenschaftliche Zusammenarbeit, auch für eine mögliche<br />

Rückkehr, zu etablieren. Initiative Gain ist eine Gemeinschaftsinitiative der Humboldt-<br />

Stiftung, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft.<br />

Juniorprofessur: Neuer Karriereweg um dem jungen wissenschaftlichen Nachwuchs einen<br />

weiteren Zugang zur Professur bereits mit dem Alter von Anfang 30 zu ermöglichen. In<br />

Hessen hat beispielsweise die Technische Universität Darmstadt diesen Karriereweg<br />

umgesetzt.<br />

Master-Abschluss: Eine Vertiefung oder Spezialisierung der fachlichen Kenntnisse, die im<br />

zugrunde liegenden berufsqualifizierenden Bachelor- oder Diplomstudiengang erworben<br />

wurden. Ein abgeschlossenes Master-Studium bietet die Möglichkeit zur Promotion und<br />

dauert zwischen zwei und vier Semestern.<br />

Nettozuwanderung/Wanderungsbilanz/Wanderungssaldo: Messgröße, die die Differenz<br />

zwischen Zuwanderung und Abwanderung in einem bestimmten Gebiet und innerhalb eines<br />

festgelegten Zeitraumes angibt.<br />

Postdoktoranden: Akademiker in der Weiterqualifizierung nach der Promotion, um damit<br />

den Grundstein für eine spätere wissenschaftliche Karriere zu legen.<br />

Private Equity: Private Kapitalbeteiligung auf Zeit an einem in der Regel nicht<br />

börsennotierten Unternehmen.<br />

V


Private Equity-Gesetz: Für Mitte 2007 hat das Bundesfinanzministerium einen<br />

Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung des Gesetzes über<br />

Unternehmensbeteiligungsgesellschaften angekündigt. Ziel ist es, insbesondere durch<br />

Änderungen im Steuerrecht die Rahmenbedingungen für die Eigenkapitalfinanzierung in<br />

Deutschland zu verbessern und die Einführung von deutschen Real Estate Investment Trusts<br />

(REITS) zu ermöglichen.<br />

Sandwich-Generation: Beschreibt die vermeintlich fehlende Generationengerechtigkeit der<br />

40- bis 60jährigen, die zwischen den Verpflichtungen für sich, der Rentnergeneration<br />

(Rentenleistungen und Pflegeversorgung) und den eigenen Kindern wie ein Sandwich<br />

„eingeklemmt“ sind.<br />

Wissenskapital: Häufig verstanden <strong>als</strong> der wertschöpfende Anteil des im Unternehmen<br />

vorhandenen Wissens, das heißt es umfasst das erfolgskritische Wissen, das zur Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit beiträgt und untergliedert sich in Humankapital, Organisationskapital,<br />

Marktkapital und Innovationskapital.<br />

Wissenskapitalflucht: vergleiche „Brain Drain“.<br />

Beliebte Auswanderungsländer und ihre Einwanderungsverfahren:<br />

Vereinigte Staaten von Amerika: Für eine permanente Einwanderung benötigt man eine<br />

Zusicherung für eine Erwerbstätigkeit oder den Gewinn bei der Green Card Lottery<br />

(weltweite Verlosung von 55.000 Aufenthalts- und Arbeitgenehmigungen). Das Visum setzt<br />

ausreichende Sprachkenntnisse voraus.<br />

Australien: Für den Erhalt einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten, entweder mittels einer speziellen bzw. hochqualifizierten Ausbildung oder <strong>als</strong><br />

selbstständiger Geschäftsinhaber/ -führer oder Investor. Wie in den Vereinigten Staaten von<br />

Amerika werden auch hier ausreichende Sprachkenntnisse für das Visum vorausgesetzt.<br />

Schweiz: Die Bestimmungen für eine dauerhafte Aufenthalts- bzw. Arbeitsgenehmigung<br />

haben sich in den letzten Jahren für EU- und EFTA-Staatsangehörige zunehmend verändert.<br />

Der Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt wird durch das Freizügigkeitsabkommen<br />

wesentlich vereinfacht. Mit der Zusicherung für einen Arbeitsplatz oder den nötigen<br />

Voraussetzungen für eine selbstständige Erwerbstätigkeit hat man innerhalb der Schweiz das<br />

Recht auf geografische und berufliche Mobilität.<br />

V


Auswanderung Daten und Fakten von 2005¹<br />

Einwanderung nach Deutschland: Abwanderung ins Ausland: Wanderungssaldi:<br />

Immigranten insgesamt: Emigranten insgesamt: Saldo Deutschland (Insgesamt)<br />

707.352 628.399 78.953<br />

davon Deutsche: davon Deutsche: Saldo Deutschland (Deutsche)<br />

128.051 144.815 - 16.764<br />

Immigranten nach Hessen : Emigranten aus Hessen Saldo Hessen (Insgesamt)<br />

Insgesamt 66.842 Hessen: insgesamt: 71.456 - 4.614<br />

davon Deutsche nach Hessen: davon Deutsche aus Hessen: Saldo Hessen (Deutsche):<br />

13.690 24.317 - 10.627²<br />

¹Alle Daten und Zahlen basieren auf Angaben des Statistischen Landesamt Hessens.<br />

² Nach Hessen an 1. Stelle haben Baden-Württemberg (-6.921) und Bayern (-6.746) die höchsten Verluste.<br />

V


Immigrierte deutsche Staatsangehörige (128.051) kommen insgesamt aus 193<br />

unterschiedlichen Staaten, dabei verstärkt aus:<br />

Russische Föderation: 20.588<br />

Kasachstan: 10.460<br />

Polen: 12.214<br />

Schweiz: 5.184<br />

Immigrierte deutsche Staatsangehörige nach Hessen (13.690) kommen insgesamt aus<br />

194 unterschiedlichen Staaten, dabei verstärkt aus:<br />

Polen: 1.464<br />

USA: 1.019<br />

Spanien: 546<br />

Großbritannien: 507<br />

Beliebte Auswanderungsländer der Deutschen insgesamt (144.815) sind:<br />

Schweiz: 14.409<br />

USA: 13.569<br />

Österreich: 9.314<br />

Polen: 9.229<br />

Beliebte Auswanderungsländer der Hessen (24.317) sind:<br />

USA: 1.726<br />

Polen: 1.292<br />

Schweiz: 1.270<br />

Großbritannien: 1.126<br />

Altersstruktur der Auswanderer:<br />

Die Jahresergebnisse von 2006 der Zentr<strong>als</strong>telle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der<br />

Bundesagentur für Arbeit haben ergeben, dass der größte Teil der Bewerber für einen<br />

Arbeitsplatz im Ausland das 40ste Lebensjahr nicht überstiegen hat (60 Prozent). Zwischen<br />

40 und 50 Jahren waren ca. 28 Prozent. Den geringsten Teil machen die über 50-Jährigen, mit<br />

elf Prozent aus. Besonders beliebt ist das deutschsprachige Ausland mit der Schweiz und<br />

Österreich.<br />

V


Impressum<br />

Herausgeberin: Hessische Staatskanzlei, Georg-August-Zinn-Str. 1, 65183 Wiesbaden<br />

V. i. S. d. P.: Staatssekretär Dirk Metz, Sprecher der Landesregierung<br />

Redaktion: Daniela Dangelmaier<br />

Druck: Hessische Staatskanzlei<br />

Veranstaltungskonzept: Christiane Bockler-Wentlandt, Barbara Bussfeld (Verantw.) Kongressreferat

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