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Fachtagung Jugend und Sexualität heute - Stadt Neuwied

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Dokumentation der <strong>Fachtagung</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Sexualität</strong> <strong>heute</strong> November 2008<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>heute</strong> stärker an Liebe <strong>und</strong> Treue“ (Schmidt/Lange 1993). „Bloßer Sex“, sagt<br />

der 16-jährige Philip, „ist auf Dauer langweilig. Schön ist es nur mit Gefühl. Liebe muss<br />

dabei sein“ (Stern 25/1990). Eine Annäherung sexueller Vorstellungen <strong>und</strong> Praktiken<br />

zwischen Mädchen <strong>und</strong> Jungen wird also diagnostiziert, Schmidt spricht gar von einer<br />

„Neuordnung der Geschlechterverhältnisse“ (Schmidt/Lange 1993, S. 75) als Resultat<br />

der Kämpfe der Frauenbewegung um „sexuelle Befreiung“, ich möchte eher sagen, um<br />

die sexuelle Selbstbestimmung der Frau.<br />

Betont wird das Phänomen, dass die <strong>Sexualität</strong> zwischen Mädchen <strong>und</strong> Jungen häufig<br />

im Elternhaus der beiden gelebt wird: „ Vier Fünftel der koituserfahrenen Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen (sagen), dass sie mit ihrer festen Fre<strong>und</strong>in/ihrem festen Fre<strong>und</strong> sooft sie es<br />

wollen, bei einem der beiden zu Hause ungestört sexuell zusammenkommen können,<br />

also auch mit Einwilligung der Eltern“ das stellte Schmidt bereits 1993 in seiner<br />

Untersuchung fast mit Erstaunen – <strong>und</strong> auch mit Skepsis – fest <strong>und</strong> <strong>heute</strong> scheint es<br />

fast selbstverständlich zu sein. Aus frauenpolitischer Sicht sichert dieses Setting den<br />

Schutz der Mädchen vor dem Einlassen auf sexuelle Handlungen gegen ihren<br />

eigentlichen Willen, gewährleistet einen Teil Bestimmungsmacht über das sexuelle<br />

Geschehen bei den Mädchen.<br />

<strong>Sexualität</strong> wird durch Offenheit, Sicherheit, Schutz <strong>und</strong> Kommunikation aus der<br />

Schmuddelecke, der Triebideologie, falschen Gefühlen, Verwirrungen <strong>und</strong><br />

folgenreichen Unsicherheiten herausgeholt <strong>und</strong> wird zum sozial verantwortlichen <strong>und</strong><br />

kontrollierten Prozess. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass für Mädchen<br />

koitaler Sex nicht automatisch zum Orgasmus führt (wie in aller Regel beim Jungen),<br />

sondern nur ein gemeinsamer Lernprozess dahin führt/führen kann. Die Ergebnisse<br />

der berühmten US-Amerikanischen SexualforscherInnen Kinsey (1948/1953), Masters<br />

& Johnston (1967) <strong>und</strong> Shere Hite (1977/1981), dass die Vagina nur spärlich mit<br />

Nervenenden ausgestattet ist <strong>und</strong> die wesentlichen sexuellen Impulse von der Klitoris<br />

ausgehen, scheinen von den <strong>Jugend</strong>lichen mehr durch Experimentieren als durch<br />

Wissen erfahren zu werden, wie z.B. die 19-jährige Sylvia beschreibt:<br />

„Vorgestern Abend hatten wir extrem geilen Sex. Wir waren völlig ausgehungert, weil<br />

wir uns ein paar Tage nicht gesehen haben <strong>und</strong> sind richtiggehend übereinander<br />

hergefallen. Wir hatten bestimmt fünf, sechs St<strong>und</strong>en lang Sex, also immer wieder ein<br />

bisschen, dann eine halbe St<strong>und</strong>e dösen, wieder weiter, am Morgen sah ich ganz<br />

schön alt aus in der Schule. Und er war so experimentierfreudig, hat immer gesagt,<br />

hey, mach doch mal dieses Bein dorthin oder steh mal auf <strong>und</strong> so weiter. Bei einer<br />

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