hier - Mitteldeutsche Zeitung

LEXIKON
Ersti: Studienanfänger,
der in den ersten Wochen
seines Daseins
auf dem Universitäts-Campus
leicht an seinem fragenden
Blick, der
„Welcome-
Bag“ (Foto)
der Universität
Halle
und einem
Abi-T-Shirt zu erkennen
ist. Tritt häufig in größeren
Gruppen auf. Trägt
„übelst“ viele Bücher mit
sich herum, um auf seine
Professoren fleißig zu wirken.
FOTO: MLU
SERVICE
Die
Uni in
Zahlen
Die Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg (MLU)
ist aus zwei Universitäten
entstanden: Der Uni Wittenberg,
die 1502 gegründet
wurde und die hallesche Uni,
die 1694 Eröffnung feierte.
1817 wurden beide Hochschulen
zu einer Universität
zusammengelegt. Nach der
Wiedervereinigung wurde die
MLU umfassend erneuert.
2010 hatte die Uni Halle laut
ihrem Jahrbuch:
378 Professuren
acht Juniorprofessuren
2 998 Beschäftigte
797 Drittmittelbeschäftigte
19 147 Studenten, davon
1 545 ausländische Studierende
neun Fakultäten
351 verschiedene Studienangebote
Martin Luther ist Namenspate
der Uni Halle. FOTO: ARCHIV
4 Stu d ie re n a n d e r Un i Ha lle
Fleißig fragen!
INTERVIEW Als Uni-Rektor Udo Sträter anfing zu studieren, war jeder Weg
zum Hörsaal ein Abenteuer. Auch heute plädiert er für Entdeckergeist.
Udo Sträter ist seit rund
einem Jahr der Rektor
der Martin-Luther-Universität
Halle (MLU). Der Professor
für Kirchenrecht hat in
Bochum zunächst Germanistik
und Geschichte, im Zweitstudium
dann Theologie studiert.
Seit 1992 lebt, lehrt und
forscht er in Halle. Von den
neuen Studenten wünscht
sich der Uni-Rektor vor allem
Neugier. Julia Klabuhn hat
mit ihm über seinen eigenen
Start ins Studium gesprochen.
Herr Sträter, dieser Tage beginnt
das Studium für die
neuen Studenten der Uni Halle.
Ihr Tipp für die Anfänger?
Sträter: Sie sollten gemeinsam
mit anderen Studienanfängern
Halle und die Universität
erkunden, zum Beispiel
bei der zentralen Uni-Einführungswoche.
Und ich hoffe,
dass sie mutig sind und alle
Fragen, die sie haben, stellen.
Neugier ist schließlich wesentlich
in der Wissenschaft
und sie steht auch am Beginn
des Studiums.
Erinnern Sie sich noch an
ihren eigenen Studienbeginn?
Sträter: Als ich 1970 mein
Studium an der Ruhruniversität
Bochum begonnen habe,
war die Hochschule erst fünf
Jahre alt und es wurde überall
noch gebaut. Man wusste
morgens eigentlich nicht so
genau, wie man an diesem
Tag nun in seinen Hörsaal
kommen soll: zum Beispiel
über Behelfstreppen, manchmal
auch über Gerüste durch
ein Fenster. Es waren viele
Leute auf engem Raum und
wir waren immer wieder in
anderen Räumen.
Udo Sträter an einem seiner Lieblingsorte in Halle: Das Rektorat
am Universitätsplatz. FOTO: ANDREAS STEDTLER
Da haben es die Studenten an
der Uni Halle gemütlicher...
Sträter: Die beiden Universitäten
sind sehr verschieden.
Die Ruhruniversität Bochum
ist auf der grünen Wiese gebaut
worden. Die wenigsten
Studenten haben dort wirklich
gewohnt und am Abend
INFO
Wer leitet und verwaltet eine Universität?
Chef der Universität ist
der Rektor. Richtig angesprochen
wird er mit „Magnifizenz“.
Alle vier Jahre wird der
Rektor der Martin-Luther-Universität
Halle (MLU) neu vom
erweiterten Senat gewählt. In
Halle ist seit 2010 Udo Sträter
Rektor. Er wird von drei Prorektoren
unterstützt, die jeweils
für ein Themengebiet zuständig
sind. Prorektor für
Studium und Lehre ist Christoph
Weiser, Prorektorin für
Forschung und wissenschaftlichen
Nachwuchs ist Gesine
Foljanty-Jost und Prorektorin
für Struktur und Finanzen ist
Birgit Dräger.
Die Verwaltung einer
Universität wird vom Kanzler
geleitet. An der MLU ist
derzeit Martin Hecht Uni-
war der Campus leer. Insofern
habe ich studentisches
Leben allgemeiner Art erst in
Halle kennengelernt.
Lernt man das als Professor
denn kennen?
Sträter: Ja, in meinem Fall
durch einen glücklichen Zu-
Kanzler. Wichtigste Entscheidungsinstanz
einer Hochschule
ist der Senat. Die Mitglieder
des Senats sind Vertreter der
Professorenschaft und der
Mitarbeiter der Hochschule.
Außerdem entsendet der Studierendenrat
einen Sprecher
in den Senat.
Untergliedert sind Universitäten
in mehrere Fa-
Sonnabend, 1. Oktober 2011
fall. Meine Fakultät hat - nicht
ahnend, dass es spezielle Professorenwohnungen
gab - für
mich einen Platz in einem
Studentenwohnheim, im reformierten
Konvikt, reserviert.
Ich habe also nicht nur
Kollegen, sondern auch Studierende
kennengelernt. Und
dabei von Anfang an viele
Kontakte in die verschiedenen
Fakultäten aufgebaut.
Damals war noch Zeit für Studentenleben.
Heute, mit Bachelor
und Master, ist das Studium
härter geworden, oder?
Sträter: Es ist auf jeden Fall
anders geworden, weil relativ
früh erbrachte Leistungen im
Studium schon für die Endnote
zählen. Auch früher musste
man natürlich Klausuren
schreiben, aber was dort an
Zensuren erreicht wurde,
diente erst einmal nur dazu,
weiterzukommen. Das hatte
aber den Nachteil, dass viele
vor dem Examen eine riesige
Prüfungsangst aufgebaut haben,
weil sie wussten, jetzt
kommt’s drauf an. Heute hat
man mit jeder Klausur schon
einen Teil der Prüfungen hinter
sich gebracht.
Und was ist Ihnen im Studium
eher leicht, was eher schwer
gefallen?
Sträter: Als schwierig habe
ich alles empfunden, was mit
festen Rahmenbedingungen
zu tun hatte - als leicht alles,
was ich mir aussuchen konnte.
Das erste Studium fing
richtig an Spaß zu machen,
als ich die Pflichtveranstaltungen
hinter mir hatte und
ich im Hauptstudium eine eigene
Spezialisierung wählen
konnte: Die frühe Neuzeit und
die Zeitgeschichte.
kultäten, in Halle sind es
neun. Jeder Fakultät steht ein
Dekan vor, der aus den Reihen
der Professoren vom Fakultätsrat
gewählt wird. In diesem
Gremium entscheiden
nicht nur Professoren, sondern
auch Vertreter der wissenschaftlichen
und nichtwissenschaftlichen
Mitarbeiter
sowie der Studenten der Fakultät.