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Sonnabend, 1. Oktober 2011<br />
Leben aus erster Hand<br />
PUPPENTHEATER HALLE Die kleinste Bühne der Stadt ist zugleich ihre<br />
berühmteste. Und in ihrem Ensemble ist Lars Frank ein Star.<br />
VON ANDREAS HILLGER<br />
Die Ähnlichkeit ist verblüffend,<br />
fast schon beängstigend:<br />
Der kleine Mann, den<br />
Lars Frank aus seinem Schlaf<br />
in einem Winkel des Puppentheaters<br />
Halle weckt, gleicht<br />
seinem Spieler aufs Haar.<br />
Schwarzer Schopf, dunkle<br />
Augen, markante Züge - nur<br />
die weiße Schürze und das<br />
schwarze Shirt unterscheiden<br />
die Figur vom Menschen.<br />
Doch auch da kann Abhilfe<br />
geschaffen werden: Das Kostüm<br />
hängt schon in der Garderobe<br />
…<br />
Anerkannte Adresse<br />
Lars Frank macht es nichts<br />
aus, wenn eine Puppe sein<br />
Aussehen bestimmt. Immerhin<br />
lebt er seit mehr als zwei<br />
Jahrzehnten in enger Beziehung<br />
mit den künstlichen Geschöpfen.<br />
Der Hallenser ist<br />
ein Star des Figurentheaters<br />
und hat wesentlich dazu<br />
beigetragen, dass sich das<br />
Puppentheater Halle seit<br />
1996 zu einer international<br />
anerkannten Adresse innerhalb<br />
der kleinen, feinen Szene<br />
entwickelt hat. Für den Regisseur<br />
Christoph Werner,<br />
mit dem er seither eine Fülle<br />
von Inszenierungen entwickelt<br />
hat, steht er nun in einem<br />
Stück des Franzosen Joel<br />
Pommerat auf der Bühne. Die<br />
deutsche Erstaufführung von<br />
„Meine Kältekammer“ ist für<br />
den 14. Oktober geplant.<br />
Den Beruf, der so perfekt<br />
zu ihm passt, fand Lars Frank<br />
eher durch Zufall. Aufgewachsen<br />
in Halle-Neustadt,<br />
wollte er nach dem Abitur<br />
eigentlich Chemiker werden.<br />
Ausgerechnet bei der Armee<br />
aber wurden seine künstlerischen<br />
Ambitionen geweckt -<br />
und da kein Studienplatz für<br />
das Lehramt in den Fächern<br />
Geschichte und Kunst mehr<br />
verfügbar war, ging er eben<br />
an die Berliner Schauspielschule<br />
„Ernst Busch“. Deren<br />
Fachbereich Puppenspiel ist<br />
berühmt - und wurde wenig<br />
später auch zur Heimat für<br />
den Professor Lars Frank.<br />
Zehn Jahre hat er dort gelehrt,<br />
dann gab er die Theorie<br />
zugunsten der Praxis endgültig<br />
auf. Obwohl er sich noch<br />
immer am liebsten mit einer<br />
Puppe in Händen zeigt, hat er<br />
sich in den letzten Jahren<br />
auch als Solist emanzipiert.<br />
Verblüffende Ähnlichkeit: Puppenspieler Lars Frank mit seinem Spielpartner. FOTO: ANDREAS STEDTLER<br />
Wer Lars Frank in Inszenierungen<br />
wie „Die hässliche<br />
Herzogin Margarete Maultasch“<br />
sehen durfte, weiß um<br />
die schauspielerischen Qualitäten<br />
des Lars Frank. Dass er<br />
immer öfter ohne künstlichen<br />
Partner besetzt wird, nimmt<br />
er daher „als Kompliment -<br />
auch wenn ich am liebsten<br />
mit der Puppe spiele“. Aber<br />
die Frage, wer <strong>hier</strong> wen dominiert,<br />
ist ohnehin der Kern<br />
INFO<br />
Vier Theater und ein Orchester unter einem Dach<br />
Die Theater und das Orchester<br />
der Stadt Halle<br />
sind seit 2008 unter dem<br />
Dach einer Kultur-GmbH vereinigt.<br />
Dazu gehören:<br />
Die Staatskapelle Halle<br />
ist mit rund 150 Musikern eines<br />
der größten Orchester in<br />
Deutschland und bietet unter<br />
ihrem Chef Karl-Heinz Steffens<br />
ein umfangreiches Konzertprogramm.<br />
Zu ihren Spezialitäten<br />
zählt auch die Pflege<br />
der Neuen Musik und das<br />
Händel-Festspielorchester.<br />
Die Oper feiert unter Leitung<br />
von Axel Köhler in die-<br />
Stu d ie re n a n d e r Un i Ha lle<br />
sem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen.<br />
Neben dem ehrgeizigen<br />
Projekt, bis 2013 einen<br />
„Ring des Nibelungen“ auf die<br />
Bühne zu bringen, pflegt man<br />
<strong>hier</strong> auch Operette und Musical<br />
- sowie natürlich Händel.<br />
Ralf Rossas Ballett bietet zwei<br />
Premieren pro Jahr.<br />
Das Neue Theater, von<br />
Peter Sodann gegründet, wird<br />
seit dieser Saison von Matthias<br />
Brenner geleitet - der passende<br />
Ort für anspruchsvolles<br />
Schauspiel.<br />
Das Thalia-Theater ist<br />
das einzige Kinder- und Ju-<br />
der halleschen Puppentheater-Ästhetik:<br />
Das Verhältnis<br />
zwischen Spieler und Figur<br />
wird <strong>hier</strong> nicht selbstverständlich<br />
vorausgesetzt, sondern<br />
immer wieder als Problem<br />
behandelt.<br />
Erster unter Gleichen<br />
Dass Lars Frank dabei in legendären<br />
Arbeiten wie „Casanova“<br />
und „Dorian Gray“,<br />
„Das Geheimnis des Alten<br />
gendtheater im Land. Unter<br />
seiner Intendantin Annegret<br />
Hahn wagt es immer wieder<br />
ambitionierte Ausflüge in das<br />
Erwachsenen-Theater.<br />
Das Puppentheater hat<br />
sich unter der Leitung von<br />
Christoph Werner international<br />
einen hervorragenden Ruf<br />
erspielt. Es spielt für Kinder<br />
und Erwachsene und experimentiert<br />
bevorzugt mit Mischformen<br />
von Figurentheater<br />
und Schauspiel.<br />
Karten für alle Häuser:<br />
0345 / 5110 777<br />
Der Spielplan im Internet:<br />
www.buehnen-halle.de<br />
13<br />
Waldes“ oder „Amadeus“ als<br />
Erster unter Gleichen brillierte,<br />
macht ihn zum Star der<br />
Stars. Doch eitel hat ihn diese<br />
Rolle nicht gemacht. Schließlich<br />
weiß er, dass da immer<br />
noch eine Puppe ist, die ihm<br />
die Schau stehlen kann - weil<br />
er sie spielt … Und irgendwie<br />
ist das dann doch jenes Studienfach,<br />
das Lars Frank ursprünglich<br />
belegen wollte:<br />
Synthesechemie.<br />
LEXIKON<br />
Nebra, Himmelsscheibe<br />
von (Foto): Rund<br />
3 600 Jahre alte<br />
Himmels-Darstellung aus<br />
Bronze und<br />
wohl bekanntestesMuseumsstückHalles.<br />
Wurde<br />
1999 von<br />
Grabräubern gefunden.<br />
Diese wiederum überführte<br />
man filmreif des Scheiben-Diebstahls.<br />
Ist im Landesmuseum<br />
für Vorgeschichte<br />
ausgestellt (da,<br />
wo die vielen Reisebusse<br />
parken). FOTO: DPA<br />
SERVICE<br />
Kinos<br />
in Halle<br />
Lux: Das Lux-Kino am Zoo,<br />
Seebener Straße 172, und das<br />
PuschKino im Thalia, Kardinal-Albrecht-Straße<br />
6, sind<br />
die bekanntesten halleschen<br />
Adressen für Arthaus- und<br />
Autorenkino. Hier finden<br />
häufig Premieren statt.<br />
Das Kino im Internet:<br />
www.luxkino.de<br />
Zazie: Das Zazie in der Kleinen<br />
Ulrichstraße 22 verbindet<br />
Kino und Bar.<br />
Das Kino im Internet:<br />
www.kino-zazie.de<br />
BelEtage: In der Philipp-<br />
Müller-Straße 57 laufen überwiegend<br />
Filme, die es nicht in<br />
die Multiplex-Häuser geschafft<br />
haben.<br />
Das Kino im Internet:<br />
www.beletage-halle.de<br />
Cinemaxx: Das Kino in der<br />
Charlottenstraße 8 verfügt<br />
über zehn Säle mit mehr als<br />
2 400 Plätzen.<br />
Das Kino im Internet:<br />
www.cinemaxx.de<br />
Light Cinema: Seit 2009<br />
firmiert das Haus in der Neustädter<br />
Passage 17d unter<br />
dem Namen Light Cinema. Es<br />
hat acht Kinosäle.<br />
Das Kino im Internet:<br />
www.lightcinemas.de<br />
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