Mehrfache Vorfeldbesetzung - German Grammar Group FU Berlin

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28 bekannt, daß Faktoren wie Definitheit der Nominalphrasen die Akzeptabilität der Vorfeldbesetzung beeinflussen (Kratzer, 1984, S. 45–46; Haider, 1990). Engel (1970, S. 81) merkt in bezug auf (14f) und (52a) an, daß mehrfache Vorfeldbesetzung zur kontrastiven Hervorhebung dient. Wenn mehrere Elemente zugleich hervorgehoben werden sollen, kann von der Möglichkeit der mehrfachen Vorfeldbesetzung Gebrauch gemacht werden. Die im Abschnitt 2 diskutierten Beispiele zeigen aber, daß Kontrastierung nicht der einzige Grund für mehrfache Vorfeldbesetzung sein kann. Avgustinova und Oliva (1995; 1997) untersuchen die Konstituenten, die im Tschechischen vor Klitika stehen können. Normalerweise steht dort genau eine Konstituente. Avgustinova und Oliva diskutieren Ausnahmen zur Zweitstellung der Klitika und stellen fest, daß Konstituentengruppen, die im Tschechischen vor den Klitika stehen können, auch in Verbzweitsprachen wie dem Deutschen, dem Niederländischen und dem Schwedischen vor dem finiten Verb stehen können. Sie untersuchen Pfadtopikalisierungen, Iterationen von PPen wie in (20) und die Voranstellungen verschiedener Adverbiale. Ihre Generalisierung ist, daß syntaktische Konstituenten mit gleicher kommunikativer Wichtigkeit (das erste wesentliche kommunikative Segment) vor der designierten zweiten Position stehen können. Diese Generalisierung allein ist nicht ausreichend, um ungrammatische Vorfeldbesetzungen wie solche in (83) auszuschließen: (83) Wer hat denn nun was bestellt? * Ich das Wienerschnitzel habe bestellt. 167 Hier sind weitere syntaktische/pragmatische Beschränkungen notwendig. Wie die entsprechenden Beschränkungen genau formalisiert werden können, ist Gegenstand weiterer Forschungen. Voraussetzung für die Erfassung der Regelmäßigkeiten und Beschränkungen für die mehrfache Vorfeldbesetzung ist eine umfangreiche Datensammlung, die auch den Äußerungskontext mit berücksichtigt. Der Grundstein zu einer solchen Sammlung wurde in diesem Aufsatz gelegt. Literaturverzeichnis Abb, Bernd. 1994. Die Generierung deutscher Nominalstrukturen. Hamburger Arbeitspapiere zur Sprachproduktion – V Arbeitspapier Nr. 18, Universität Hamburg, Fachbereich Informatik. Altmann, Hans. 1981. Formen der „Herausstellung“ im Deutschen: Rechtsversetzung, Linksversetzung, freies Thema und verwandte Konstruktionen. Linguistische Arbeiten, Nr. 106, Tübingen: Max Niemeyer Verlag. Avgustinova, Tania und Oliva, Karel. 1995. The Position of Sentential Clitics in the Czech Clause. CLAUS-Report 68, Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Avgustinova, Tania und Oliva, Karel. 1997. On the Nature of the Wackernagel Position in Czech. In Uwe Junghanns und Gerhild Zybatow (Hrsg.), Formale Slavistik, Leipziger Schriften zur Kultur-, Literatur-, Sprach- und Übersetzungswissenschaft, Nr. 7, Seiten 25–47, Frankfurt am Main: Vervuert Verlag. Bech, Gunnar. 1955. Studien über das deutsche Verbum infinitum. Linguistische Arbeiten, Nr. 139, Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2. unveränderte Auflage1983. Beneš, Eduard. 1971. Die Besetzung der ersten Position im deutschen Aussagesatz. In Hugo Moser (Hrsg.), Fragen der strukturellen Syntax und der kontrastiven Grammatik, Seiten 160– 182, Düsseldorf: Schwann. 167 (Lenerz, 1986, S. 316). Siehe auch Dürscheid (1989, S. 32).

Brinkmann, Hennig. 1971. Die deutsche Sprache. Gestalt und Leistung. Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann, zweite Auflage. Bungarten, Theo. 1973. Umstellprobe und Minimalitätsrepräsentierung als Methoden der Satzanalyse. In Theo Bungarten (Hrsg.), Sprache und Sprachanalyse des Deutschen. Vier Beiträge zur Methode und Theorie, Seiten 9–72, Bern/Frankfurt: Herbert Lang & Peter Lang. Büring, Daniel und Hartmann, Katharina. 2001. The Syntax and Semantics of Focus-Sensitive Particles in German. NLLT 19(2), 229–281. Dürscheid, Christa. 1989. Zur Vorfeldbesetzung in deutschen Verbzweit-Strukturen. FOKUS, Nr. 1, Trier: Wissenschaftlicher Verlag. Eisenberg, Peter. 1994. Grundriß der deutschen Grammatik. Stuttgart, Weimar: Verlag J. B. Metzler, dritte Auflage. Eisenberg, Peter. 1998. Grundriß der deutschen Grammatik, Band 1. Das Wort. Stuttgart, Weimar: Verlag J. B. Metzler. Engel, Ulrich. 1970. Regeln zur Wortstellung. Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache 5, Instituts für deutsche Sprache, Mannheim. Engel, Ulrich. 1988. Deutsche Grammatik. Heidelberg: Julius Groos, zweite Auflage. Erdmann, Oskar. 1886. Grundzüge der deutschen Syntax nach ihrer geschichtlichen Entwicklung, Band 1. Stuttgart: Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Neudruck: Hildesheim: Georg Olms Verlag, 1985. Fanselow, Gisbert. 1987. Konfigurationalität. Studien zur deutschen Grammatik, Nr. 29, Tübingen: Gunter Narr Verlag. Fanselow, Gisbert. 1993. Die Rückkehr der Basisgenerierer. Groninger Arbeiten zur Germanistischen Linguistik 36, 1–74. Fehlisch, Ulrike. 1998. Zur Einordnung denominaler ein-Verben im deutschen Verbsystem. In Susan Olsen (Hrsg.), Semantische und konzeptuelle Aspekte der Partikelverbbildungen mit ein-, Seiten 149–247, Tübingen: Stauffenburg Verlag. Fleischer, Wolfgang. 1982. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut Leipzig. Fleischer, Wolfgang und Barz, Irmhild. 1995. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, zweite Auflage. Fortmann, Christian. 1996. Konstituentenbewegung in der DP-Struktur: zur funktionalen Analyse der Nominalphrase im Deutschen. Linguistische Arbeiten, Nr. 347, Tübingen: Max Niemeyer Verlag. Grubačić, Emilija. 1965. Untersuchungen zur Frage der Wortstellung in der deutschen Prosadichtung der letzten Jahrzehnte. Dissertation, Philosophische Fakultät, Zagreb. Haider, Hubert. 1982. Dependenzen und Konfigurationen: Zur deutschen V-Projektion. Groninger Arbeiten zur Germanistischen Linguistik 21, 1–60. Haider, Hubert. 1988. Die Struktur der deutschen Nominalphrase. Zeitschrift für Sprachwissenschaft 7(1), 32–59. Haider, Hubert. 1990. Topicalization and other Puzzles of German Syntax. In Günther Grewendorf und Wolfgang Sternefeld (Hrsg.), Scrambling and Barriers, Seiten 93–112, Amsterdam, Philadelphia: John Benjamins Publishing Company. Heringer, Hans-Jürgen. 1973. Theorie der deutschen Syntax. Linguistische Reihe, Nr. 1, München: Max Hueber Verlag, zweite Auflage. Hoberg, Ursula. 1981. Die Wortstellung in der geschriebenen deutschen Gegenwartssprache. München: Max Huber Verlag. Hoberg, Ursula. 1997. Die Linearstruktur des Satzes. In Hans-Werner Eroms, Gerhard Stickel und Gisela Zifonun (Hrsg.), Grammatik der deutschen Sprache, Seiten 1495–1680, Berlin, New York: Walter de Gruyter. Höhle, Tilman N. 1986. Der Begriff „Mittelfeld“, Anmerkungen über die Theorie der topologischen Felder. In Weiss u. a. (1986), Seiten 329–340. Jacobs, Joachim. 1986. The Syntax of Focus and Adverbials in German. In Werner Abraham und S. de Meij (Hrsg.), Topic, Focus, and Configurationality. Papers from the 6th Groningen Grammar Talks, Groningen, 1984, Linguistik Aktuell / Linguistics Today, Nr. 4, Seiten 103– 29

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bekannt, daß Faktoren wie Definitheit der Nominalphrasen die Akzeptabilität der <strong>Vorfeldbesetzung</strong><br />

beeinflussen (Kratzer, 1984, S. 45–46; Haider, 1990).<br />

Engel (1970, S. 81) merkt in bezug auf (14f) und (52a) an, daß mehrfache <strong>Vorfeldbesetzung</strong><br />

zur kontrastiven Hervorhebung dient. Wenn mehrere Elemente zugleich<br />

hervorgehoben werden sollen, kann von der Möglichkeit der mehrfachen <strong>Vorfeldbesetzung</strong><br />

Gebrauch gemacht werden. Die im Abschnitt 2 diskutierten Beispiele zeigen<br />

aber, daß Kontrastierung nicht der einzige Grund für mehrfache <strong>Vorfeldbesetzung</strong> sein<br />

kann.<br />

Avgustinova und Oliva (1995; 1997) untersuchen die Konstituenten, die im Tschechischen<br />

vor Klitika stehen können. Normalerweise steht dort genau eine Konstituente.<br />

Avgustinova und Oliva diskutieren Ausnahmen zur Zweitstellung der Klitika und<br />

stellen fest, daß Konstituentengruppen, die im Tschechischen vor den Klitika stehen<br />

können, auch in Verbzweitsprachen wie dem Deutschen, dem Niederländischen und<br />

dem Schwedischen vor dem finiten Verb stehen können. Sie untersuchen Pfadtopikalisierungen,<br />

Iterationen von PPen wie in (20) und die Voranstellungen verschiedener<br />

Adverbiale. Ihre Generalisierung ist, daß syntaktische Konstituenten mit gleicher kommunikativer<br />

Wichtigkeit (das erste wesentliche kommunikative Segment) vor der designierten<br />

zweiten Position stehen können.<br />

Diese Generalisierung allein ist nicht ausreichend, um ungrammatische <strong>Vorfeldbesetzung</strong>en<br />

wie solche in (83) auszuschließen:<br />

(83) Wer hat denn nun was bestellt?<br />

* Ich das Wienerschnitzel habe bestellt. 167<br />

Hier sind weitere syntaktische/pragmatische Beschränkungen notwendig.<br />

Wie die entsprechenden Beschränkungen genau formalisiert werden können, ist<br />

Gegenstand weiterer Forschungen. Voraussetzung für die Erfassung der Regelmäßigkeiten<br />

und Beschränkungen für die mehrfache <strong>Vorfeldbesetzung</strong> ist eine umfangreiche<br />

Datensammlung, die auch den Äußerungskontext mit berücksichtigt. Der Grundstein<br />

zu einer solchen Sammlung wurde in diesem Aufsatz gelegt.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Abb, Bernd. 1994. Die Generierung deutscher Nominalstrukturen. Hamburger Arbeitspapiere<br />

zur Sprachproduktion – V Arbeitspapier Nr. 18, Universität Hamburg, Fachbereich Informatik.<br />

Altmann, Hans. 1981. Formen der „Herausstellung“ im Deutschen: Rechtsversetzung, Linksversetzung,<br />

freies Thema und verwandte Konstruktionen. Linguistische Arbeiten, Nr. 106, Tübingen:<br />

Max Niemeyer Verlag.<br />

Avgustinova, Tania und Oliva, Karel. 1995. The Position of Sentential Clitics in the Czech Clause.<br />

CLAUS-Report 68, Universität des Saarlandes, Saarbrücken.<br />

Avgustinova, Tania und Oliva, Karel. 1997. On the Nature of the Wackernagel Position in Czech.<br />

In Uwe Junghanns und Gerhild Zybatow (Hrsg.), Formale Slavistik, Leipziger Schriften zur<br />

Kultur-, Literatur-, Sprach- und Übersetzungswissenschaft, Nr. 7, Seiten 25–47, Frankfurt am<br />

Main: Vervuert Verlag.<br />

Bech, Gunnar. 1955. Studien über das deutsche Verbum infinitum. Linguistische Arbeiten, Nr.<br />

139, Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2. unveränderte Auflage1983.<br />

Beneš, Eduard. 1971. Die Besetzung der ersten Position im deutschen Aussagesatz. In Hugo<br />

Moser (Hrsg.), Fragen der strukturellen Syntax und der kontrastiven Grammatik, Seiten 160–<br />

182, Düsseldorf: Schwann.<br />

167 (Lenerz, 1986, S. 316). Siehe auch Dürscheid (1989, S. 32).

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