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Mehrfache Vorfeldbesetzung - German Grammar Group FU Berlin

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26<br />

(75) Den Wählern erzählen sollte man sowas nicht.<br />

Die Sätze in (58a) und (58b) sind weitere Beispiele für Voranstellungen von Verben<br />

mit ihrem Dativobjekt: 162 Haiders Bedingung ist somit als zu restriktiv zu verwerfen.<br />

Wie Wunderlichs Ansatz kann auch Haiders Ansatz (48) nicht erklären.<br />

Jacobs (1986, S. 111) schlägt für seine Beispiele eine Regel vor, die eine Verbalprojektion<br />

mit einem Adverb kombiniert. Der hier interessierende Spezialfall ist der, bei<br />

dem ein V2-Satz mit einem Satzadverb kombiniert wird. Dieser Ansatz hat Probleme<br />

mit ähnlichen Beispielen, bei denen das Satzadverb einer vorangestellten Konstituente<br />

folgt: 163<br />

(76) a. Damit freilich muß er allein fertig werden.<br />

b. Ein paar Wochen immerhin ist noch Zeit.<br />

Dürscheid (1989, S. 26) argumentiert, daß solche Beispiele ebenfalls als mehrfache<br />

<strong>Vorfeldbesetzung</strong> zu analysieren sind, da das Satzadverb sich auf den gesamten Satz<br />

bezieht und nicht auf die mit ihm vorangestellte Konstituente. Um Sätze wie (76) erklären<br />

zu können müßte Jacobs also zulassen, daß Präpositionalphrasen bzw. Pronominaladverbien<br />

wie damit und NPen wie ein paar Wochen mit V2-Sätzen kombiniert<br />

werden können. Die Analyse ähnelte dann sehr der Analyse, die ich in (Müller, 2000)<br />

vorgeschlagen habe und hätte somit die bereits diskutierten Nachteile.<br />

4 Skizze einer Analyse<br />

Wie im vorangegangenen Abschnitt dargestellt sind die meisten der vorgeschlagenen<br />

Analysen nicht geeignet, das Phänomen vollständig zu erfassen. Die einzigen Vorschläge,<br />

die mir geeignet erscheinen, sind die von Fanselow (1993) und Hoberg (1997,<br />

S. 1634), die allerdings nicht genau ausgearbeitet sind. 164 Ich habe selbst eine genau<br />

ausgearbeitete Analyse entwickelt, die jedoch aus Platzgründen hier nicht in allen Details<br />

vorgestellt werden kann. Statt dessen möchte ich mich auf eine Skizze der Analyse<br />

beschränken. Der interessierte Leser sei auf (Müller, Erscheint) verwiesen.<br />

Ich nehme, wie Hoberg es in einer Fußnote tut, an, daß der leere Kopf als Bestandteil<br />

des Prädikatskomplexes analysiert wird und daß die Voranstellung analog zur<br />

Voranstellung von Prädikatskomplexteilen (Müller 1997, 1999, 2002) funktioniert. Für<br />

den Satz (14e) ergibt sich also die folgende Struktur:<br />

(77) [VP [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft] _V ]i errang Clark 1965 _i.<br />

Diese Struktur ist leichter zu verstehen, wenn man sich die Analyse der einfacheren<br />

Sätze in (78) ansieht.<br />

(78) a. daß Clark 1965 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft errungen hat.<br />

b. [VP [Zum zweiten Mal] errungen]i hat Clark die Weltmeisterschaft 1965 _i.<br />

c. [VP [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft] errungen]i hat Clark 1965<br />

_i.<br />

162 Die Daten in (58) finden sich auch in (Müller, 1999, S. 353–354).<br />

163 Die folgenden Beispiele sind von Engel (1988, S. 228).<br />

164 Nach Drucklegung dieses Artikels bin ich noch auf Arbeiten von Gereon Müller gestoßen, die sich<br />

ebenfalls mit der scheinbar mehrfachen <strong>Vorfeldbesetzung</strong> beschäftigen (Müller, 1998). Zur Diskussion dieses<br />

Ansatzes siehe (Müller, Erscheint).

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