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Chronik 150 Jahre KF Leipzig-Propstei - Kolpingwerk Deutschland

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Auf unser tätiges Christentum kommt es an,<br />

ob die Welt zu christlicher Ordnung zurückkehrt.<br />

Nur dürfen wir dieses tätige Christentum<br />

nicht zwischen Kirchenmauern und Krankenstuben allein<br />

oder in unseren häuslichen Kreis einschließen wollen,<br />

sondern wir müssen es frisch und wohlgemut<br />

ins bürgerliche Leben hinaustragen.<br />

Adolph Kolping, 1854


Grußwort der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong><br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong>, das ist schon eine beachtliche Zeit, auf die die Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> in Dankbarkeit zurückblicken kann; sie ist der älteste noch<br />

bestehende Verein der <strong>Leipzig</strong>er Katholiken. Nur wenig später — am<br />

8. September 1861 — wurde der Elisabeth-Verein gegründet; er existiert<br />

heute als Elisabethkreis. Der Gesellenverein hat sich von Anfang an für<br />

Andere eingesetzt, im 19. Jahrhundert vor allem für die durch die industrielle<br />

Revolution stark gefährdeten Handwerksgesellen. Aber der Verein hat<br />

sich der gesellschaftlichen Entwicklung angepasst. Schon zu Lebzeiten<br />

Adolph Kolpings wurden Industriearbeiter in den Verein aufgenommen.<br />

Jetzt ist unsere Kolpingsfamilie eine generationenübergreifende familienhafte<br />

Gemeinschaft. Zielgruppen der Kolpingsfamilie sind Jugendliche,<br />

junge Erwachsene, Frauen und Männer. Es gibt keine Beschränkungen<br />

bezüglich des Familienstandes, der Bildung oder des Berufes. Besonders<br />

angesprochen sind Frauen und Männer, die z. B. aus beruflichen Gründen<br />

viel unterwegs sind und daher auch an anderen Orten sich über Kontaktmöglichkeiten<br />

zu einer kirchlichen Gruppe freuen.<br />

Wir sind dankbar, dass die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> die Repressalien<br />

zweier Diktaturen — freilich in dieser Zeit nicht mehr als Sozialverband<br />

sondern nur als innerkirchliche Gruppe — überstanden hat.<br />

„Ein Blick in die Vergangenheit hat nur Sinn, wenn er der Zukunft dient“, so<br />

hat Konrad Adenauer einmal gesagt. Und so soll unser Jubiläum und auch<br />

diese Broschüre wohl einen Blick in die Vergangenheit werfen, aber wir<br />

wollen zugleich daran denken, wie die Ideen Adolph Kolpings in Zukunft in<br />

<strong>Leipzig</strong> fruchtbar werden können. Im Moment sieht es so aus, dass die<br />

Kolpingsfamilien älter und älter werden, dass kaum jemand bereit ist, sich<br />

an eine Gemeinschaft zu binden. Aber gerade die Kolpingsfamilie bietet den<br />

großen Vorteil, dass sie sich nicht auf den innerkirchlichen Bereich<br />

beschränkt, sondern dass sie Mitglieder und Interessierte zu einem auf dem<br />

Christentum basierenden Engagement in Familie, Kirche und Gesellschaft<br />

befähigen und ermuntern will. Das Wirken der Kolpingsfamilie als Verein<br />

katholischer Laien geht über die Pfarrgemeinde hinaus und erschließt<br />

Einsatzmöglichkeiten sogar über Ländergrenzen hinweg. Hier sehen wir<br />

Chancen für das <strong>Kolpingwerk</strong> in den nächsten <strong>Jahre</strong>n und Jahrzehnten.<br />

Gott gebe uns dazu seinen Segen.<br />

Treu Kolping!<br />

Propst Lothar Vierhock Walter Wojcik<br />

Präses Mitglied im Leitungsteam<br />

1


Grußwort des Bezirksverbandes <strong>Leipzig</strong><br />

Als Bezirksvorsitzender und als Bezirkspräses können wir uns eigentlich<br />

nichts Besseres wünschen als engagierte Frauen und Männer, die im Geiste<br />

Adolph Kolpings regen Anteil am gesellschaftlichen, kirchlichen und sozialen<br />

Leben unserer Stadt nehmen, die aber bei alledem auch nicht Frohsinn,<br />

Geselligkeit und Gemeinschaftsgefühl vergessen. Wir alle wissen, gerade<br />

diese Dinge erleichtern es uns, in dieser oft schwierigen, vielfach von Sorgen<br />

und Existenznöten geprägten Zeit den nötigen Optimismus zu bewahren.<br />

Die Eckpfeiler einer gesunden Familie wie Treue, füreinander da sein,<br />

gegenseitige Hilfe, Vertrauen, Gemeinsamkeit und Verlässlichkeit treffen<br />

im selben Maße auch auf Kolpingsfamilien zu, die allesamt nach dem Wahlspruch<br />

„verantwortlich denken, solidarisch handeln“ zu Werke gehen.<br />

Mit Freude, nicht ganz ohne Stolz, blicken wir auf <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Kolping in<br />

<strong>Leipzig</strong> zurück. Dieses Jubiläum ist Anlass nicht nur Rückschau zu halten,<br />

sondern auch die Gegenwart und die Zukunft in den Blick zu nehmen.<br />

Dabei haben wir allen Grund zum Danken. Unser Dank gilt vor allem<br />

denen, die in den <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong>n in der Kolpingsfamilie mitgearbeitet haben.<br />

In den oft schicksalhaften Ereignissen der letzten Jahrzehnte war es für die<br />

<strong>Leipzig</strong>er Christen sehr wichtig, in der Kolpingsfamilie eine verlässliche<br />

Heimat zu haben. „Kolping <strong>Leipzig</strong>“ hat das solidarische Engagement<br />

genauso durchgehalten wie die Verwurzelung im Glauben. Und zu den<br />

treuen „Nothelfern“ bei zahllosen Anliegen zählten sie ebenso. Ja, wir<br />

dürfen feiern, die Kolpingsfamilien in <strong>Leipzig</strong> — und aus dem dankbaren<br />

Blick zurück Mut und Kraft gewinnen für den Weg in eine Zukunft, für die<br />

der Herr der Zeit immer wieder Überraschungen bereit hält.<br />

Auch sollten wir angesichts unseres ansteigenden Lebensalters nicht<br />

verzagen, wir sollten weiterhin nach unserem Platz im Leben der Pfarrgemeinde,<br />

des Stadtteils, der Stadt suchen. Wir müssen Menschen — ob jung<br />

oder alt — für die Ideen Adolph Kolpings und für die Kolpingsfamilie<br />

begeistern.<br />

In diesem Sinne können wir der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> und uns<br />

allen hier in <strong>Leipzig</strong> nur weiterhin viel Erfolg wünschen. Bewahren wir uns<br />

das Engagement für die christlichen Werte, die Verbundenheit zur Pfarrgemeinde<br />

und damit unsere Treue zum Glauben, dann wird Gottes Segen<br />

unser Wirken begleiten.<br />

Treu Kolping!<br />

Pfarrer Thomas Schorcht Matthias Kretschmer<br />

Bezirkspräses Bezirksvorsitzender<br />

2


Vom katholischen Gesellenverein <strong>Leipzig</strong><br />

zur Kolpingsfamilie<br />

im Sozialverband <strong>Kolpingwerk</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Im August 1846 war in<br />

Elberfeld vom Lehrer Johann<br />

Gregor Breuer der erste<br />

Gesellenverein gegründet<br />

worden, 1847 wurde Kaplan<br />

Adolph Kolping als deren<br />

Präses gewählt. Im Mai 1849<br />

gründete Adolph Kolping dann<br />

den Gesellenverein in Köln, er<br />

wurde zur Keimzelle des<br />

<strong>Kolpingwerk</strong>es.<br />

In <strong>Leipzig</strong> wurde 1847 die<br />

katholische Kirche St. Trinitatis<br />

gegenüber der damaligen<br />

Pleißenburg (dem jetzigen<br />

Neuen Rathaus) eingeweiht.<br />

Schon 14 <strong>Jahre</strong> später wurde<br />

zu Ostern 1861 der <strong>Leipzig</strong>er<br />

Gesellenverein gegründet. Der<br />

Ostersonntag 1861 fiel auf den<br />

31. März. Eine Woche später,<br />

am Montag, dem 8. April 1861,<br />

Unser Gründerpräses, Prälat Joseph Juhr<br />

haben sich 12 Gesellen mit ihrem Präses, Kaplan Joseph Juhr, zur ersten<br />

Versammlung des Gesellenvereins in einem Zimmer der damaligen<br />

katholischen Schule in der Rudolphstraße getroffen. Der Gesellenverein war<br />

die erste katholische Jugendgruppe in <strong>Leipzig</strong>.<br />

Den Statuten des Vereins gemäß konnte nur Mitglied sein, wer als lediger<br />

Geselle mindestens 17 und höchstens 26 <strong>Jahre</strong> alt war. Verheiratete,<br />

Meister und ältere ehemalige Mitglieder waren nicht weniger gefragt; sie<br />

haben als „Ehrenmitglieder“ den Verein nicht nur finanziell gefördert.<br />

Auf der Zentralversammlung vom 18. bis 19. September 1933 in Köln wurde<br />

beschlossen, dass dem bisherigen Deutschen Zentralverband des Katholischen<br />

Gesellenvereins der Name „Deutsche Kolpingsfamilie“ gegeben wird,<br />

der Gesellenverein wurde zur Gruppe Kolping, die ehemaligen Mitglieder<br />

des Gesellenvereins, die „Altmitglieder“ bzw. „Ehrenmitglieder“, wurden zur<br />

Gruppe Altkolping, beide zusammen bildeten die Kolpingsfamilie.<br />

3


Die Versammlungen des katholischen<br />

Gesellenvereins <strong>Leipzig</strong><br />

fanden jeweils montags statt. Den<br />

Vorsitz in den Versammlungen<br />

hatte immer der Präses. Dem<br />

Senior, einem von den Mitgliedern<br />

gewählten Laien, oblag<br />

zusammen mit den ebenfalls gewählten<br />

7 Ordnern die organisatorische<br />

Regelung der Vereinsarbeit<br />

und die „Aufsicht über die<br />

Gesellen im Allgemeinen“.<br />

Der Gesellenverein fand regen<br />

Zuspruch. 1865 gehörten dem<br />

Verein bereits 30 Gesellen an,<br />

1901 waren es schon 130 Gesellen.<br />

In der örtlichen Presse<br />

wurde die soziale Bedeutung des<br />

Vereins hervorgehoben.<br />

Bis etwa 1950 spielte der Senior<br />

des Vereins nicht die Rolle, wie<br />

sie ihm später zugewachsen ist;<br />

der Präses leitete den Gesellenverein<br />

und später die Kolpingsfamilie<br />

und vertrat sie nach innen<br />

Deckblatt der Statuten des Gesellenvereins<br />

und außen. Unter den beiden Diktaturen<br />

in <strong>Deutschland</strong> war das sehr wichtig für das Überleben der<br />

Kolpingsfamilie als kirchliche Gruppe. Weil ein Priester offiziell die Leitung<br />

der innerkirchlichen Gruppierung Kolpingsfamilie inne hatte, war sie für<br />

die Machthaber weniger leicht angreifbar. Jedoch haben Laien, also Familienrat<br />

und Senioren, in den Kolpingsfamilien in zunehmendem Maße die<br />

Gestaltung der Tätigkeit der Kolpingsfamilie beeinflusst. Mit der Eingliederung<br />

der Kolpingsfamilien im Bereich der Berliner Bischofskonferenz in<br />

das <strong>Kolpingwerk</strong> <strong>Deutschland</strong> im Oktober 1990 wurde der Vorsitzende der<br />

offizielle Vertreter der Kolpingsfamilie und für die inhaltlichen Aufgaben<br />

verantwortlich; dem Präses obliegt die geistliche Betreuung.<br />

Wenn auch bis 1966 Frauen nicht offiziell als Vereinsmitglieder bzw.<br />

Mitglieder der Kolpingsfamilie aufgenommen werden konnten, so spielten<br />

sie doch schon im Gesellenverein eine nicht zu unterschätzende Rolle:<br />

Frauen haben z. B. im 1885 gegründeten Rauch- und Theaterklub des<br />

Gesellenvereins mitgewirkt und waren selbstverständlich bei den monatlichen<br />

Familienabenden dabei. Bei den Familienabenden kamen sich auch<br />

die jüngeren Gesellen und die älteren Ehrenmitglieder näher.<br />

4


Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen nicht nur Frauen lebender sondern<br />

auch Frauen gefallener Kolpingbrüder mit ihren Kindern insbesondere an<br />

Familienabenden und Ausflügen der Kolpingsfamilie teil. Seit 1956 wurden<br />

in unserer Kolpingsfamilie regelmäßig Frauenabende durchgeführt. Aber<br />

schon 1966 zeigte sich das Bedürfnis der Eheleute, gemeinsam die Kolpingveranstaltungen<br />

zu besuchen. Seit 1966 wurden die Frauen offiziell als<br />

Mitglieder geführt und arbeiteten schon bald im Familienrat der Kolpingsfamilie<br />

mit. Ohne Frauen ist die Kolpingarbeit jetzt nicht mehr denkbar.<br />

Die Mitarbeit in der Kolpingsfamilie war für uns — gerade in Zeiten unter<br />

den Diktaturen — eine wesentliche Schule für demokratisches Verhalten.<br />

So haben wir gelernt, selber Verantwortung für eine Gruppe in der Gemeinde<br />

zu übernehmen und die Verantwortung nicht allein einem Priester,<br />

dem Präses zu überlassen. Der Präses vertrat jedoch die Kolpingsfamilie<br />

nach außen. Nur so konnte das <strong>Kolpingwerk</strong> Nazizeit und DDR-Zeit überleben.<br />

Wir haben regelmäßig den Senior und den Familienrat der Kolpingsfamilie<br />

gewählt, sodass die Verantwortung im Laufe der <strong>Jahre</strong> wechseln<br />

und sich ein relativ breiter Personenkreis in die Übernahme von Leitungsaufgaben<br />

einarbeiten konnte. Wir haben gelernt, miteinander über<br />

unterschiedlichste Themen — nicht nur über religiöse — zu diskutieren,<br />

Argumente vorzutragen, auf andere zu hören und andere Meinungen zu<br />

akzeptieren. Das war in der DDR-Zeit bei weitem nicht selbstverständlich.<br />

Zwar waren die Kolpingsfamilien in der damaligen DDR nicht Mitglieder im<br />

Deutschen Zentralverband, Kolpingschwestern und -brüder wurden in Köln<br />

nicht als Mitglieder registriert; aber der Zentralverband in Köln wurde wohl<br />

informiert über die Kolpingsfamilien in der ehemaligen DDR und deren<br />

Tätigkeit. Generalpräses Heinrich Festing hat sich jedes Jahr mit den<br />

Vertretern der Kirchlichen <strong>Kolpingwerk</strong>e der Bistümer der DDR in Berlin<br />

getroffen. Wie wir jetzt wissen, war der damalige Diözesanaltsenior von<br />

Berlin ein sehr aktiver Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit.<br />

Generalpräses Heinrich Festing war mehrmals in <strong>Leipzig</strong>. Bei diesen<br />

Besuchen hat er bei Mitgliedern unserer Kolpingsfamilie übernachtet. Die<br />

Gespräche mit ihm haben den Kolpingsfamilien neuen Auftrieb verschafft.<br />

Was für eine Erlösung war es, als im Zuge der Friedlichen Revolution die<br />

Macht der Partei der Arbeiterklasse gebrochen wurde und die unselige<br />

Grenze geöffnet werden musste. Das war eine Zeit des Umbruchs und<br />

Aufbruchs. Von <strong>Leipzig</strong> gingen u. a. durch Kolpingbruder Gerhard Rudolph<br />

zahlreiche Initiativen aus, sodass schon Ende Januar 1990 die Vertreter der<br />

Kolping-Diözesanverbände in der DDR den Beschluss gefasst haben: „Die<br />

Kolpingsfamilien in der DDR schließen sich zum <strong>Kolpingwerk</strong> als katholischer<br />

Sozialverband zusammen und verstehen sich als Teil des Internationalen<br />

<strong>Kolpingwerk</strong>es. Sie geben sich eine Struktur, die eine vollgültige<br />

Mitgliedschaft im Internationalen <strong>Kolpingwerk</strong> möglich macht.“<br />

5


Die erste Zusammenkunft des künftigen Zentralverbandes, der sich<br />

„<strong>Kolpingwerk</strong> im Bereich der Berliner Bischofskonferenz“ nennen sollte,<br />

fand am 31. März 1990 in <strong>Leipzig</strong> statt: Es wurde eine Satzung beschlossen,<br />

ein Zentralpräses, ein Vorsitzender und ein Präsidium gewählt. Der neue<br />

Zentralverband hat am 25. August 1990, zwei Tage nach dem Beschluss der<br />

Volkskammer zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik, beschlossen, dass<br />

mit Vollzug der Einheit <strong>Deutschland</strong>s das „<strong>Kolpingwerk</strong> im Bereich der<br />

Berliner Bischofskonferenz“ dem Deutschen Zentralverband als „Region<br />

Ost“ angehören soll.<br />

Generalpräses Heinrich Festing 1986 beim 125-jährigen Kolpingsjubiläum in <strong>Leipzig</strong><br />

Der Vollzug der Einheit mit dem <strong>Kolpingwerk</strong> <strong>Deutschland</strong> gestaltete sich<br />

nicht einfach. In der DDR-Zeit wurde der familiäre Charakter des <strong>Kolpingwerk</strong>es<br />

betont. In die Kolpingsfamilie wurde man mit Handschlag und<br />

Versprechen aufgenommen, die „Familienangelegenheiten“ wurden im<br />

Familienrat besprochen, jeder hat nach Kräften zum Erhalt der Familie<br />

beigetragen. In eine Familie konnte man aufgenommen werden, aber man<br />

konnte nicht aus ihr austreten. In der Familie fühlten wir uns geborgen.<br />

Jetzt waren wir plötzlich (nach nahezu 6 Jahrzehnten wieder !) ein Verein<br />

gemäß Bürgerlichem Gesetzbuch. Man konnte eintreten, aber auch austreten.<br />

Die Mitgliedschaft wurde in Köln registriert, das neue Mitglied erhielt<br />

6


einen Mitgliedsausweis und musste einen Mitgliedsbeitrag zahlen. Die Regeln<br />

des Vereinslebens wurden in einer Satzung geregelt. Und so ist es nicht<br />

verwunderlich, wenn unser Diözesanpräses Birner bei der Kolpingwallfahrt<br />

1991 in Rosenthal betont hat: „Bleibt eine Familie — trotz aller Bürokratie!“<br />

Aber das wesentlich Neue war: das <strong>Kolpingwerk</strong> in der Region Ost war<br />

plötzlich nicht mehr nur auf den innerkirchlichen Bereich eingeschränkt,<br />

sondern musste sich als katholischer Sozialverband öffnen und neuen<br />

Aufgaben stellen. Während gesellschaftliche Mitarbeit und gar politische<br />

Tätigkeit für uns in der DDR tabu waren, sollten wir gerade hier wirksam<br />

werden. Für die Kolpingmitglieder im Osten unseres Vaterlandes waren<br />

derartige Aufgaben total ungewohnt. Wir mussten und müssen immer noch<br />

lernen, was unser Bundesvorsitzender Thomas Dörflinger so treffend<br />

ausgedrückt hat: „Politik und Gesellschaft werden immer nur dann gut sein<br />

oder besser werden, wenn wir auch bereit sind, uns für sie einzusetzen.“ Es<br />

ist also wichtig, dass sich auch Kolpingmitglieder dazu bereitfinden.<br />

Die Mitglieder unserer Kolpingsfamilie sind älter geworden, vielfach auch<br />

nicht mehr so gesund wie in früheren <strong>Jahre</strong>n, aber untätig sind sie nicht.<br />

Manche Tätigkeit musste aufgegeben werden, dafür gibt es neue Betätigungsfelder,<br />

für einige sogar im politischen und gesellschaftlichen Bereich,<br />

andere als ehrenamtliche Helfer bei der Betreuung älterer oder behinderter<br />

Personen, in der Betreuung von Enkeln und anderen Familienangehörigen,<br />

Kolpingmitglieder bei der Kirchenreinigung — und das nicht nur zur Weihnachtszeit<br />

7


durch tatkräftige Unterstützung der Caritas u. a. in der Slowakei und in<br />

Sibirien, in der Erwerbsloseninitiative, durch Sammeln von Briefmarken zur<br />

Finanzierung von Bildung in armen Ländern, bei der Betreuung Obdachloser,<br />

durch Mitarbeit in verschiedenen Gruppen der Pfarrgemeinden, sei<br />

es Chor oder Kirchenreinigung, als Lektoren und Kommunionhelfer, im<br />

Pfarrgemeinderat, im Elisabethkreis oder bei der Betreuung der Senioren<br />

der Pfarrgemeinde, durch Hilfe in der Kinderseelsorge, z. B. bei den Religiösen<br />

Kinderwochen. Einige wenige unserer Mitglieder treffen sich noch in<br />

Familienkreisen (Hauskreisen) der Gemeinde, die in den 1950-er <strong>Jahre</strong>n gegründet<br />

worden sind, um die Eltern zur Erteilung des Religionsunterrichtes<br />

für ihre Kinder zu befähigen, falls dies von der Regierung für die Kirchen<br />

verboten werden sollte. Etwa ein Viertel unserer Mitglieder nehmen am<br />

Kreis der Jungrentner teil, andere beteiligen sich am Samstagspilgern auf<br />

dem Jakobsweg oder engagieren sich in der Gruppe „Gemeinde im Aufbruch“.<br />

Der Betätigungsmöglichkeiten gibt es viele. Für Kolpingschwestern und<br />

-brüder gilt unverändert der Ausspruch Adolph Kolpings: „Schön reden tut’s<br />

nicht, die Tat ziert den Mann!“ Und wenn wir jetzt auch keine großen<br />

Bäume mehr ausreißen können, da betätigen wir uns eben im Kleinen.<br />

8<br />

Weil das Feld klein ist, was wir beackern,<br />

ist deshalb unsere Mühe vergeblich?<br />

Adolph Kolping, 1851<br />

Die Oma, welche für ihre Enkel sorgt,<br />

hat möglicherweise mehr Freude in die Welt gebracht als Feldherren,<br />

deren Schlachten wir seit Generationen auswendig lernen.<br />

Kolpingbruder Norbert Blühm<br />

Das Familienleben und sein Wohlbestand ist wichtiger<br />

als alle Wissenschaft der Gelehrten, als alle Kunst der großen Geister,<br />

als alle Macht der Mächtigen. Adolph Kolping, 1855<br />

Kolpingsfamilien verstehen sich als eine Gemeinschaft<br />

zur Unterstützung und zur Mitgestaltung<br />

des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebensumfeldes.<br />

Mit dem Motto „verantwortlich leben“<br />

haben wir als Verband die Zielsetzung Kolpings aufgegriffen,<br />

sich als guter Christ in Familie, Beruf und Arbeitswelt,<br />

Staat und Gesellschaft zu bewähren.<br />

Es kommt also auf unser Wirken als Christen in der Welt an,<br />

denn mit einem nur innerkirchlichen Wirken<br />

würden wir dem Anliegen Adolph Kolpings nicht gerecht werden.<br />

Aus dem Rechenschaftsbericht des Bundesvorstandes 2004—2008


Aus dem Leben<br />

der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong><br />

1861—2011<br />

1861 Zu Ostern 1861 wird in der Trinitatisgemeinde der erste katholische<br />

Gesellenverein in <strong>Leipzig</strong> gegründet. Schon eine Woche darauf, am<br />

Montag, dem 8. April, treffen sich 12 Gesellen mit dem Präses des Gesellenvereins,<br />

Kpl. Joseph Juhr, in der Rudolphstraße, dem späteren Pfarrhaus.<br />

1864 Dem katholischen Gesellenverein gehören bereits 30 Mitglieder an.<br />

Die vielen wandernden Gesellen (in den <strong>Jahre</strong>n 1861 bis 1865 waren es<br />

1 759), die an den Vereinsabenden teilnehmen und Unterkunft suchen,<br />

machen den Erwerb eines eigenen Gesellenhauses dringend erforderlich.<br />

Präses Juhr setzt sich dafür mit großer Tatkraft ein, und so kommen nach<br />

und nach 2 000 Taler zusammen.<br />

1865 Am 4. Dezember 1865 stirbt der Gesellenvater Adolph Kolping in<br />

Köln kurz vor Vollendung seines 52. Lebensjahres.<br />

1866 Für 10 550 Taler wird das Haus des Korbmachers Madak,<br />

Wiesenstraße 23 (heute Gustav-Mahler-Straße) erworben und am 22. April<br />

als Gesellenhaus eingeweiht.<br />

Das Schutzvorstandsmitglied Kaufmann Becker stiftet eine Vereinsfahne.<br />

1868 Gründung einer Krankenunterstützungskasse. 1884 erhält sie ihre<br />

behördliche Bestätigung.<br />

1869 Ab 1. Oktober 1869 wird im Gesellenhaus Frühstück und Abendbrot<br />

kostenlos ausgegeben. Der Wert dieser Essen wird auf 3 Reichsmark<br />

veranschlagt und vom Verein und durch Spenden aufgebracht.<br />

Der Gesellenverein richtet sich eine Bibliothek ein, die innerhalb weniger<br />

<strong>Jahre</strong> einen beträchtlichen Umfang annimmt: 1869 bestand sie aus 180<br />

Bänden, 1870 waren es schon 240 und 1913 sogar 670 Bücher.<br />

1870 Auf Anregung von Präses Juhr wird am 1. 1. 1870 eine Gesellensparkasse<br />

für den Verein gegründet.<br />

In der <strong>Chronik</strong> zum 70-jährigen Jubiläum des Gesellenvereins heißt es: „Der<br />

in den 70er <strong>Jahre</strong>n sich fühlbar machende Mangel an Fortbildungsschulen<br />

veranlaßte den Vorstand zur Abhaltung von Unterrichtskursen. Ebenso<br />

wurde auch eine Gesangs- und Turnabteilung ins Leben gerufen.“ Es gab<br />

Kurse in Rechnen und Buchführung, Deutsch und Schönschreiben.<br />

1885 Der Gesellenverein erwirbt die Rechte einer juristischen Person.<br />

Ihm gehören inzwischen 70 Gesellen an. Das Haus in der Wiesenstraße ist<br />

für sie zu klein. Deshalb wird der zum Haus gehörende Garten gekauft und<br />

am 25. Oktober der Grundstein für das Hinterhaus gelegt.<br />

9


Das Gesellenhaus im Hinterhaus der Wiesenstraße 23 (signiert: Josef Schätzlein, 1917)<br />

Der Rauch- und Theaterklub wird gegründet. Er trifft sich 14-täglich, um<br />

Familienabende und kleinere oder größere Theateraufführungen vorzubereiten.<br />

Gleichzeitig wird Wert gelegt auf die Erlernung eines guten<br />

Vortragsstils, wobei die Mitglieder zu beliebigen Themen sprechen müssen<br />

und bezüglich der Rhetorik angeleitet werden.<br />

Das Kursangebot wird erweitert um einen Lehrkurs Schneidern. Weiterhin<br />

werden angeboten Stenographie und Geschäftsaufsätze.<br />

Warum werden hier die Gründung einer Krankenunterstützungskasse,<br />

einer Sparkasse, die Durchführung von Kursen besonders erwähnt? Damals<br />

gab es noch nicht solche öffentlichen Angebote; Berufsschulen und Volkshochschulen<br />

existierten ebenfalls nicht. Der Staat hat — meist erst mit<br />

jahrelanger Verzögerung — aus diesen privaten Initiativen gelernt und sie<br />

aufgegriffen. So auch hier. Der Gesellenverein war Vorreiter!<br />

1886 Das neue Gesellenhaus (Hinterhaus) wird am 1. September<br />

eingeweiht. Gleichzeitig wird das 25. Stiftungsfest mit einem Festumzug<br />

durch die Stadt begangen.<br />

1898 Ehrenmitglied Wewers fertigt eine zweite Fahne des Gesellenvereins<br />

im Wert von 999,50 Mark an. Die Fahne zeigt das Bild des heiligen<br />

Josef, des Schutzpatrons des Gesellenvereins. Zum 100-jährigen Jubiläum<br />

der Kolpingsfamilie — im April 1961 — konnten sowohl die erste Fahne als<br />

auch diese Josefsfahne noch getragen werden. Sie sind heute beide nicht<br />

mehr erhalten.<br />

10


Der Katholische Gesellenverein <strong>Leipzig</strong> am 24. Mai 1900 mit der neuen Josefsfahne<br />

1901 Beim 40. Stiftungsfest gehören unserem Gesellenverein 130<br />

Gesellen an. Im Gesellenverein wird neben der religiösen Bildung besonderer<br />

Wert auf die berufliche Weiterbildung der Mitglieder gelegt. Auch die<br />

Geselligkeit kommt nicht zu kurz: es existiert ein Tanzkreis, im Saal des<br />

Kolpinghauses finden Tanzveranstaltungen statt.<br />

1911 Das 50-jährige Bestehen des katholischen Gesellenvereins wird am<br />

Sonntag, dem 10. September, mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet.<br />

Nach Festumzug und Vorträgen sowie einem Requiem für die verstorbenen<br />

Mitglieder wird das Jubiläum am Montag mit einer Theateraufführung und<br />

anschließendem Festball beendet.<br />

1913 An den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Adolph Kolping in<br />

Köln nehmen drei Mitglieder teil.<br />

1914 Am 25. Juni stirbt der Gründer des <strong>Leipzig</strong>er Gesellenvereins,<br />

Prälat Juhr. Er wurde auf dem Neuen Johannisfriedhof in <strong>Leipzig</strong> beerdigt.<br />

1961 wurde er auf den Südfriedhof umgebettet.<br />

Während des Ersten Weltkrieges waren die Versammlungen des Vereins im<br />

Durchschnitt nur von 8 Gesellen besucht.<br />

11


Der 1885 gegründete Rauch- und Theaterklub des Katholischen Gesellenvereins hat nicht nur<br />

zur Gestaltung der Familienabende des Vereins beigetragen, es gab bei größeren Festen auch<br />

Aufführungen in großen <strong>Leipzig</strong>er Sälen, z. B. im Kristallpalast und im Weißen Saal des Zoo<br />

1918 Während des Ersten Weltkrieges wurde der Gesellenverein durch<br />

die zahlreichen Einberufungen stark geschwächt. Bis 1919 mussten häufig<br />

Versammlungen wegen zu geringer Teilnahme ausfallen. Aber nach Kriegsende<br />

setzte wieder eine rege Vereinstätigkeit ein.<br />

1922 Drei Gesellen aus <strong>Leipzig</strong> nehmen am 1. Internationalen Gesellentag<br />

am 4. und 5. Juni in Köln teil.<br />

1928 In der Pfarrgemeinde St. Laurentius in Reudnitz wird am 1. 1. 1928<br />

ein Gesellenverein gegründet. Die Dauer seines Bestehens ist nicht bekannt.<br />

1933 Der Kolpingtag vom 8. bis 11. Juni 1933 in München muss durch<br />

den Terror der SA vorzeitig abgebrochen werden.<br />

Am 18./19. September 1933 tagt die Deutsche Zentralversammlung in Köln.<br />

Der Deutsche Zentralverband der Gesellenvereine erhält den Namen<br />

„Deutsche Kolpingsfamilie“, die Gesellenvereine heißen jetzt „Kolpingsfamilie“.<br />

1935 wird der Gesamtverband in <strong>Kolpingwerk</strong> umbenannt.<br />

In der Nazizeit werden die Kolpingsfamilien bedrängt und überwacht, durch<br />

den „Erlaß über die Betätigung der konfessionellen Jugendvereine“ eigentlich<br />

lahmgelegt, denn die Kolpingsfamilien müssen sich auf die rein innerkirchliche<br />

Arbeit beschränken.<br />

12


Wanderbuch unseres verstorbenen Kolpingbruders Heinrich Müller (oben)<br />

und Mitgliedsbuch unseres verstorbenen Kolpingbruders Georg Nüßlein (unten)<br />

13


Auf Druck der Nationalsozialisten musste die Gastwirtschaft im <strong>Leipzig</strong>er<br />

Kolpinghaus nach Beginn des Zweiten Weltkrieges geschlossen werden. Der<br />

Gesellenverein konnte das Haus nicht mehr nutzen. Aber trotz verschiedener<br />

Verbote und Repressalien durch die NS-Diktatur hat die Kolpingsfamilie<br />

es dennoch verstanden, ihre Existenz zu bewahren. Die Frauen der<br />

Kolpingbrüder hatten daran einen wesentlichen Anteil. Nur fünf der<br />

jüngeren und weniger als die Hälfte der älteren Kolpingbrüder waren 1940<br />

noch nicht eingezogen worden.<br />

1943 Am 4. Dezember wird die Pfarrkirche St. Trinitatis bei einem<br />

Bombenangriff zerstört. Die Gemeinde wird in der evangelischen Thomaskirche,<br />

ab Mai 1946 in der Universitätskirche aufgenommen.<br />

Der Saal des Kolpinghauses wird auf Betreiben von Propst Stranz mit<br />

großer Eile als Kapelle hergerichtet. Der Gastraum im Erdgeschoss wird<br />

zum Unterrichtsraum, ein Teil desselben, provisorisch abgetrennt, zum<br />

Caritasbüro. So wird das Kolpinghaus für fast vier Jahrzehnte zum<br />

Zentrum der <strong>Propstei</strong>gemeinde.<br />

1945 Unter dem Motto „Vater, wir fangen wieder an“ setzt unter Präses<br />

Dr. Otto Spülbeck sowie dem Senior Paul Harmuth eine sehr rege Kolpingarbeit<br />

ein. Vor allem nimmt sich die Kolpingsfamilie der vielen Vertriebenen,<br />

der Witwen und ihrer Kinder an.<br />

1949 Auf Weisung der Sowjetischen Militäradministration und des Polizeipräsidiums<br />

<strong>Leipzig</strong> muss der Katholische Gesellenverein aufgelöst werden.<br />

Das Kolpinghaus geht ins Eigentum der <strong>Propstei</strong>gemeinde über.<br />

Die Tätigkeit der Kolpingsfamilie bleibt auf den innerkirchlichen Bereich,<br />

auf die Pfarrgemeinde eingeschränkt, aber die Bischöfe in der damaligen<br />

DDR stellen das <strong>Kolpingwerk</strong> unter ihren Schutz.<br />

Bis 1961 leitet Pfarrer Georg Lehnert als Präses die Kolpingsarbeit. Durch<br />

ihn erfährt sie eine wesentliche Prägung. Die Kolpingsfamilie trifft sich<br />

montags zum Kolpingabend, aller 2 Wochen freitags zum Altkolpingabend<br />

und an einem Sonntag im Monat mit den Frauen zum Familienabend.<br />

1951 Die Pfarrjugendgruppe „Thomas Morus“ kommt als neue Gruppe<br />

Kolping zur Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong>. Die Gruppe Kolping trifft sich<br />

ab jetzt montags, während die Altkolpinggruppe am Freitag zusammenkommt.<br />

Die Gruppe Kolping wird durch einen Jungsenior geleitet; sie<br />

nimmt an Familienabenden und anderen Veranstaltungen der Kolpingsfamilie<br />

teil.<br />

In den Folgejahren treten mehrfach Gruppen der Pfarrjugend in die Gruppe<br />

Kolping ein. Im <strong>Jahre</strong> 1966 gehörten ihr 18 junge Erwachsene an. Die<br />

Gruppe Kolping hat aber Mitte 1967 ihre Eigenständigkeit aufgegeben und<br />

ist in der Kolpingsfamilie aufgegangen.<br />

1952 Am 5. Mai 1952 wird in <strong>Leipzig</strong>-Reudnitz die Kolpingsfamilie<br />

wieder gegründet.<br />

14


Aufnahme von Jugendlichen in die Kolpingsfamilie am Kolpinggedenktag im <strong>Jahre</strong> 1961<br />

1955 Propst Dr. Otto Spülbeck wird Bischofskoadjutor, dann Bischof von<br />

Meißen. Sein Nachfolger in <strong>Leipzig</strong> ist Propst Ernst Pfeiffer. Er hatte<br />

bereits vor dem Krieg viele <strong>Jahre</strong> als Präses in Dresden die Kolpingarbeit<br />

und die Jugendarbeit geprägt, er wurde 1935 und 1938 verhaftet und war<br />

insgesamt 24 Monate inhaftiert.<br />

1956 Der Bischof erlässt Richtlinien für die kirchliche Kolpingarbeit im<br />

Bistum Meißen, um die kirchliche Kolpingarbeit weiter möglich zu machen.<br />

1957 In Böhlitz-Ehrenberg wird am Osterdienstag, dem 23. April 1957,<br />

eine Kolpingsfamilie gegründet. Infolge des Wohnungswechsels vieler Mitglieder<br />

wurde sie aber etwa 1980 wieder aufgelöst.<br />

Die Kolpingbrüder des Bistums Meißen treffen sich am 12. und 13. Oktober<br />

in <strong>Leipzig</strong> zum Diözesantag. Der Festgottesdienst wird in Reudnitz gefeiert,<br />

die Arbeitstagung ist im Paul-Gerhardt-Saal am Connewitzer Kreuz.<br />

1958 Drei neue Kolpingsfamilien werden gegründet: am 3. Mai 1958 in<br />

Markranstädt, im November (vermutlich am 1. November) in Weißenfels<br />

und am 6. Dezember in <strong>Leipzig</strong>-Schönefeld.<br />

1961 Am Wochenende 22. bis 23. April 1961 feiern wir unser 100-jähriges<br />

Jubiläum in Verbindung mit dem Diözesantag des <strong>Kolpingwerk</strong>es der<br />

Diözese Meißen. Vorträge zur Geschichte der Kolpingsfamilie, zum Traditionsbegriff<br />

in der Kirche und zum Apostolat der Laien sowie ein Festgottesdienst<br />

in der <strong>Leipzig</strong>er Universitätskirche gehören zum Programm.<br />

15


An den Jubiläumsfeiern zum 100-jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie<br />

und dem Diözesantag des <strong>Kolpingwerk</strong>es des Bistums Meißen nahmen über<br />

300 Kolpingsöhne aus der ganzen DDR teil. Obwohl die Kolpingbrüder dicht<br />

gedrängt saßen, fanden höchstens 200 Platz im Gemeindesaal der<br />

evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde.<br />

1964 Am 15. März lädt die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> zu einem<br />

Einkehrtag für Männer im Bischof-Petrus-Haus, Connewitz, ein. Es nehmen<br />

nicht nur Kolpingbrüder daran teil, sondern auch viele Männer aus der<br />

<strong>Propstei</strong>gemeinde. Insgesamt haben 86 Männer den Einkehrtag genutzt.<br />

Weitere Angebote — in den 1960-er <strong>Jahre</strong>n von der Kolpingsfamilie veranlasst<br />

— waren z. B. im Januar 1965 abendliche geistliche Übungen (mit<br />

Beginn jeweils 19.30 Uhr getrennt für Großväter, Väter und junge Männer).<br />

Es haben insgesamt 59 Männer teilgenommen.<br />

Und zu Exerzitien im Exerzitienhaus Hoheneichen in Dresden sind ebenfalls<br />

immer wieder Kolpingschwestern und -brüder gefahren.<br />

1966 Mehrere in Connewitz wohnende Mitglieder der Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> gründen mit einigen anderen Männern der Gemeinde St.<br />

Bonifatius am 5. Juni 1966 eine neue Kolpingsfamilie.<br />

Schon seit 1956 wurden in der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> eigene<br />

Frauenabende und seit 1961 Abende für junge Familien durchgeführt. Am<br />

16. Oktober 1966 hat die Zentralversammlung in Würzburg beschlossen, dass<br />

Frauen Mitglieder der Kolpingsfamilie werden dürfen. Bei der Kolping-<br />

Gedächtnis-Feier am 4. Dezember 1966 wurden daraufhin die Frauen der<br />

16


Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> offiziell als Mitglieder erklärt. 1967<br />

wurden in den Programmen die Versammlungen ausdrücklich als „Kolpingabend<br />

mit Frauen“ angekündigt.<br />

1968 Die Universitätskirche, die für unsere Gemeinde seit 1944 der<br />

wichtigste sonntägliche Gottesdienstraum war, wird am 30. Mai 1968 auf<br />

Beschluss der <strong>Leipzig</strong>er Stadtverordnetenversammlung gesprengt. Am<br />

23. Mai, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, war der letzte katholische<br />

Gottesdienst in dieser Kirche. Er wurde zelebriert von unseren Kaplänen<br />

Hellmut Puschmann und Alexander Ziegert; die Predigt hielt Kaplan<br />

Puschmann.<br />

Universitätskirche und Augusteum der <strong>Leipzig</strong>er Universität am Sonntag, dem 26. Mai 1968<br />

Für die Gemeinde ergab sich dadurch eine sehr schwierige Situation. Die<br />

Gottesdienste konnten vom 26. Mai 1968 an auf Grund der Bereitschaft der<br />

evangelischen Luther-Gemeinde jeden Sonntag in der Lutherkirche gehalten<br />

werden, weiterhin in der Kapelle im Kolpinghaus und in der Nikolaikirche.<br />

Zahlreiche Renovierungsarbeiten, insbesondere in der Lutherkirche<br />

und im Kolpinghaus, wurden notwendig. Für die Kolpingsfamilie wird die<br />

Unterstützung der Gemeinde in dieser Zeit zu einer Hauptaufgabe.<br />

1970 Für die Rentner der <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien wird eine Gruppe<br />

Altkolping gebildet. Die neue Gruppe Altkolping trifft sich nur zweimal bis<br />

viermal im Jahr. Für diese Gruppe wird ein Altsenior gewählt. Die Gruppe<br />

Altkolping besteht bis 1979.<br />

17


1975 Von 1975 bis 1979 trifft sich die Kolpingsfamilie — mit Ausnahme<br />

der Gruppe Altkolping — nur noch einmal monatlich zum Familienabend. Ab<br />

1980 findet der Kolpingsabend dann im zweiwöchentlichen Rhythmus<br />

freitags statt. Und weil sich gemeinsame Veranstaltungen von Frauen und<br />

Männern, Jungen und Alten durchgesetzt haben, erübrigen sich die<br />

bisherigen Familienabende.<br />

1980 Zur <strong>Leipzig</strong>er Messe 1980 kommen erstmals 2 Kolpingbrüder aus<br />

Bonn-Poppelsdorf in die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong>. Die Partnerschaft<br />

war angeregt worden durch Udo Schäfer, den Sekretär unseres Generalpräses.<br />

Sie diente in erster Linie der Unterstützung unserer Kolpingsfamilie<br />

bei der Vorbereitung des 125-jährigen Jubiläums im <strong>Jahre</strong> 1986. Zu unserer<br />

125-Jahr-Feier waren die Poppelsdorfer selbstverständlich mit anwesend.<br />

Aus dieser offiziellen Partnerschaft entwickelten sich persönliche Freundschaften,<br />

die über viele <strong>Jahre</strong> Bestand hatten. Zur 60-Jahr-Feier der<br />

Kolpingsfamilie Poppelsdorf am Wochenende 3. bis 5. August 1990 konnte<br />

erstmals eine <strong>Leipzig</strong>er Gruppe nach Bonn fahren. Diese Feier war der<br />

Höhepunkt unserer Partnerschaft und zugleich ihr offizieller Abschluss.<br />

1982 Die Kolpingjugend der Diözese Dresden-Meißen trifft sich vom 8.<br />

bis 10. Oktober 1982 in <strong>Leipzig</strong> zu ihrem ersten Diözesan-Kolping-Jugendtag<br />

unter dem Motto „Einander leben helfen“.<br />

Auf Anregung des Diözesanfamilienrates gründet sich am 4. 12. 1982 für<br />

ganz <strong>Leipzig</strong> die neue Kolpingsfamilie für junge Erwachsene: <strong>Leipzig</strong>-Zentral.<br />

Der 21. November 1982 bringt den langerwarteten Höhepunkt unseres<br />

Gemeindelebens, die Weihe der Kirche und des neuen Gemeindezentrums<br />

St. Trinitatis. Es ist nach fast vier Jahrzehnten ohne eigene Kirche ein Tag<br />

der Freude und Dankbarkeit für die ganze <strong>Propstei</strong>gemeinde.<br />

Die Kolpingsfamilie trifft sich von nun an im Kolpingzimmer des Gemeindezentrums,<br />

und zwar in Abstimmung mit den anderen Gruppen der<br />

Gemeinde jeweils dienstags aller zwei Wochen.<br />

1984 In Borna wird am 12. 4. 1984 eine neue Kolpingsfamilie gegründet.<br />

1985 In Gera-Lusan, der Neubaupfarrei Hl. Maximilian Kolbe, in der<br />

unser ehemaliger Kaplan Claus Bahmann jetzt Pfarrer ist, wird am 4. 12.<br />

1985 eine Kolpingsfamilie gegründet. In den Folgejahren bestehen häufige<br />

Kontakte und mehrfache gegenseitige Besuche der Kolpingsfamilien Gera-<br />

Lusan und <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong>.<br />

Mit dem Wegzug des Seniors endet 1994 in Gera die Tätigkeit der Kolpingsfamilie.<br />

Ihre ehemaligen Mitglieder treffen sich als Freundeskreis weiterhin<br />

monatlich einmal zu Vorträgen und geselligem Beisammensein.<br />

1986 Die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> feiert vom 19. bis 21. September<br />

1986 — in Verbindung mit dem Diözesantag — ihr 125-jähriges Bestehen<br />

unter dem Motto „Glauben heißt: Unterwegs sein mit einer Verheißung“.<br />

18


Eine besondere Freude ist, dass<br />

unser Generalpräses Heinrich<br />

Festing daran teilnehmen und im<br />

Festgottesdienst zwar nicht predigen,<br />

aber doch konzelebrieren kann. Die<br />

Feier ist ein Dank an alle Kolpingbrüder<br />

und -schwestern, die das<br />

große Werk des Priesters Adolph<br />

Kolping im Raum <strong>Leipzig</strong> trugen und<br />

es weitertragen.<br />

1987 Am Katholikentreffen vom<br />

10. bis 12. Juli 1987 in Dresden<br />

nehmen zahlreiche <strong>Leipzig</strong>er Kolpingmitglieder<br />

teil.<br />

1989 Zur Frühjahrsmesse 1989 kommen Kolpingschwestern und -brüder<br />

aus Gerlingen zu einem ersten Besuch nach <strong>Leipzig</strong>. Dass schon ein Jahr<br />

später die <strong>Leipzig</strong>er zu einem Gegenbesuch nach Gerlingen reisen konnten,<br />

hatte zu diesem Zeitpunkt noch keiner gedacht. Die Partnerschaft wurde<br />

über 20 <strong>Jahre</strong> mit wechselseitigen Besuchen und Austausch der Programme<br />

und Erfahrungen aufrechterhalten.<br />

Mit der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 bahnen sich auch in der<br />

Kolpingsfamilie, die an den Friedensgebeten und Montagsdemonstrationen<br />

regen Anteil nimmt, große Veränderungen an.<br />

Die Senioren und Präsides mehrerer Kolping-Diözesanverbände in der<br />

ehemaligen DDR bemühen sich, dass auf dem Wege zur Einheit unseres<br />

Vaterlandes auch die Kolpingsfamilien der ostdeutschen Bistümer den Weg<br />

zur Vereinigung mit dem <strong>Kolpingwerk</strong> <strong>Deutschland</strong> finden.<br />

1990 In der letzten Januarwoche 1990 treffen sich die Vertreter der<br />

Kirchlichen <strong>Kolpingwerk</strong>e der Bistümer der damaligen DDR in Berlin. Sie<br />

beschließen: „Die Kolpingsfamilien in der DDR schließen sich zum <strong>Kolpingwerk</strong><br />

als katholischer Sozialverband zusammen und verstehen sich als Teil<br />

des Internationalen <strong>Kolpingwerk</strong>es. Sie geben sich eine Struktur, die eine<br />

vollgültige Mitgliedschaft im Internationalen <strong>Kolpingwerk</strong> möglich macht.“<br />

Am 31. März 1990 kommen im Kolpingzimmer der <strong>Propstei</strong>gemeinde aus<br />

allen Diözesen der DDR die Delegierten des <strong>Kolpingwerk</strong>es zusammen und<br />

gründen einen eigenen Verband. Er erhält die Bezeichnung „<strong>Kolpingwerk</strong><br />

im Bereich der Berliner Bischofskonferenz“. Damit wird die Voraussetzung<br />

geschaffen, dass im Herbst 1990 der Zusammenschluss mit dem Deutschen<br />

Zentralverband erfolgen kann. Es werden der Vorsitzende und der Präses<br />

dieses neuen Zentralverbandes gewählt: Gerhard Rudolph und Pfarrer<br />

Rudolf Birner.<br />

19


Am 31. März 1990 wird im Kolpingzimmer im Gemeindezentrum <strong>Propstei</strong> der Zentralverband<br />

„<strong>Kolpingwerk</strong> im Bereich der Berliner Bischofskonferenz gegründet<br />

Am 16. September 1990 wird dem<br />

<strong>Kolpingwerk</strong> im Bereich der<br />

Berliner Bischofskonferenz in<br />

Kerpen der Adolf-Kolping-Preis<br />

der Stadt Kerpen verliehen.<br />

Den Preis nehmen der Zentralpräses<br />

des <strong>Kolpingwerk</strong>es im<br />

Bereich der Berliner Bischofskonferenz,<br />

Pfarrer Rudolf Birner,<br />

und der Zentralvorsitzende,<br />

Gerhard Rudolph, entgegen.<br />

Im September 1990 fahren die<br />

Kolpingsfamilien Gera-Lusan und<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> zusammen mit<br />

einem Bus nach Köln und besuchen<br />

dort in der Minoritenkirche<br />

das Grab Vater Kolpings.<br />

Urkunde zum Adolf-Kolping-Preis<br />

20


Seit dem 3. Oktober 1990 gibt es in <strong>Deutschland</strong> nur ein <strong>Kolpingwerk</strong><br />

Deutscher Zentralverband.<br />

Der Zentralvorstand Deutsches <strong>Kolpingwerk</strong> hatte schon am 14. September<br />

1990 die Aufnahme des Zentralverbandes „<strong>Kolpingwerk</strong> im Bereich der<br />

Berliner Bischofskonferenz“ am Tage der Wiedervereinigung <strong>Deutschland</strong>s<br />

als Landesverband / Region Ost beschlossen.<br />

Nach jahrzehntelangem Verbot einer verbandlichen Betätigung war nun der<br />

Weg frei, das bislang kirchliche <strong>Kolpingwerk</strong> zu einem katholischen<br />

Sozialverband zu formieren, einem Verband, der sich künftig um eine aktive<br />

Mitgestaltung von Kirche und Gesellschaft bemühen soll.<br />

Nach 6 Jahrzehnten, in denen die Kolpingarbeit auf den innerkirchlichen<br />

Bereich eingeschränkt war, fiel diese Umstellung nicht leicht. Aber bereits<br />

1990 engagierten sich viele Kolpingschwestern und -brüder für den Aufbau<br />

einer demokratischen Gesellschaft, sei es als ehrenamtliche Richter, als<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter der Selbstverwaltungen der Sozialversicherungen<br />

oder in der Handwerkskammer, durch Übernahme politischer Aufgaben<br />

in Stadt- und Gemeinderäten oder in kommunalen Verwaltungen.<br />

1991 Am 21. Oktober 1991 wird der Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V.<br />

gegründet, damit eine Rückübertragung des Eigentums am <strong>Leipzig</strong>er<br />

Kolpinghaus von der <strong>Propstei</strong>gemeinde an die Kolpingsfamilie erfolgen<br />

kann.<br />

21


Viele Mitglieder der <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien fahren nach Rom zur Feier<br />

der Seligsprechung des Gesellenvaters Adolph Kolping am 27. Oktober 1991.<br />

In <strong>Leipzig</strong>-Grünau wird am 30. 11. 1991 eine neue Kolpingsfamilie gegründet.<br />

1992 Am 27. Januar 1992 beschließt die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<br />

<strong>Propstei</strong> die Gründung des Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> e. V. als rechtsfähiger<br />

Verein zur Verwaltung des Vermögens der Kolpingsfamilie. Wie sich<br />

im Laufe der <strong>Jahre</strong> herausstellte, war dies auf Dauer weder notwendig noch<br />

zweckmäßig. Deshalb wurde am 21. September 2004 die Auflösung des<br />

Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> e. V. beschlossen.<br />

1993 Mit dem Überlassungsvertrag vom 10. März 1993 geht der Grundbesitz<br />

am Grundstück Gustav-Mahler-Str. 23 von der <strong>Propstei</strong>gemeinde auf<br />

den Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V. über.<br />

Am 2. September wird ein Teilstück der Alten Salzstraße in <strong>Leipzig</strong>-Grünau<br />

in Kolpingweg umbenannt.<br />

1995 Sechs Kolpingschwestern und -brüder fahren zur Internationalen<br />

Friedenswanderung des <strong>Kolpingwerk</strong>es vom 25. bis 28. Mai nach Bochum-<br />

Gehrte. Seitdem hat die Zahl unserer Teilnehmer zugenommen. Es geht<br />

dabei nicht nur um das Wandern, wichtig ist der Austausch mit Kolpingmitgliedern<br />

aus mehreren Ländern über die Tätigkeit ihrer Kolpingsfamilien.<br />

Das gemeinsame Wochenende der Kolpingsfamilie vom 30. 9. bis zum 3. 10.<br />

in den Ferienhäusern auf dem Fuchsberg in Schirgiswalde bietet Gelegenheit<br />

zu Besuchen in der näheren Umgebung: Oybin und Bautzen.<br />

1996 Mehrere Mitglieder unserer Kolpingsfamilie nehmen am Internationalen<br />

Kolpingtag vom 16. bis 19. Mai 1996 in Salzburg teil.<br />

Vom 2. bis zum 6. Oktober 1996 führt der Kolpings-Bezirksverband <strong>Leipzig</strong><br />

Bildungstage zum Thema „Demokratie jetzt“ in Schirgiswalde durch. Es<br />

haben 64 Kinder und Erwachsene teilgenommen. Zum Programm gehörte<br />

ein Besuch der Haftanstalt Bautzen II, dem ehemaligen Stasi-Gefängnis.<br />

2000 Unter den 17 000 Teilnehmern des Kolpingtages vom 29. September<br />

bis zum 1. Oktober in Köln sind auch 12 Mitglieder der Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong>.<br />

2001 Am 19. Mai feiert die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> ihr 140jähriges<br />

Bestehen mit einem Besinnungstag im Benediktinerkloster<br />

Wechselburg.<br />

2007 Bei der Mitgliederversammlung am 30. Januar findet sich kein<br />

Mitglied der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> bereit, das Amt des<br />

Vorsitzenden zu übernehmen. Die Leitung der Kolpingsfamilie liegt damit<br />

beim gewählten Stellvertretenden Vorsitzenden. Die Leitungsaufgaben<br />

werden innerhalb des Vorstandes so verteilt, dass bisher fast ausschließlich<br />

vom Vorsitzenden wahrgenommene Aufgaben von anderen Vorstandsmitgliedern<br />

übernommen werden.<br />

22


Dieses Foto wurde 2009 in Waldsassen von der Kolpingsfamilie Gerlingen an die Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> zur Erinnerung an unser Treffen in Gerlingen im Juni 1990 überreicht<br />

2009 Vom 3. bis 5. Juli 2009 treffen sich in Waldsassen im Stiftsland<br />

Mitglieder der Kolpingsfamilien Gerlingen und <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> zu einem<br />

gemeinsamen Wochenende. Die Begegnung diente neben der Besinnung auf<br />

die vor 20 <strong>Jahre</strong>n stattgefundene Friedliche Revolution und die daraufhin<br />

beendete Teilung <strong>Deutschland</strong>s auch dem Besuch der Stiftskirche Waldsassen<br />

und der Wallfahrtskirche Maria Loreto in Altkinsberg (Starý<br />

Hrozňatov) in Tschechien sowie der Dreifaltigkeitskirche Kappel auf dem<br />

Glasberg bei Waldsassen. Mit diesem Treffen wurde die 20-jährige<br />

Partnerschaft beider Kolpingsfamilien offiziell beendet; die gewachsenen<br />

Freundschaften ihrer Mitglieder bleiben bestehen.<br />

Nach der Entscheidung, dass in <strong>Leipzig</strong> anstelle des baulich nicht mehr<br />

verantwortbar zu erhaltenden Gemeindezentrums <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> am<br />

Rande des Rosentals eine neue Kirche mit Gemeindezentrum gegenüber<br />

dem Neuen Rathaus gebaut werden soll, wird am Sonntag, dem 8. 2. 2009<br />

eine deutschlandweite Kollekte für diesen Neubau gehalten. Unsere Partnerkolpingsfamilie<br />

und die Pfarrgemeinde Gerlingen haben für den Neubau<br />

beträchtliche Spenden beigesteuert.<br />

Die Fragen um Neubau von Kirche und Gemeindezentrum, aber auch um<br />

die Wirksamkeit der Gemeinde im Zentrum der Stadt werden mehrfach in<br />

Kolpingabenden thematisiert.<br />

23


2010 Die Mitgliederversammlung am 26. Januar wählte anstelle eines<br />

Vorsitzenden ein Leitungsteam, das aus drei Personen besteht.<br />

Dem Vorstand der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> gehören 9 Personen an:<br />

Gerhard Hagen im Leitungsteam zuständig für die Kolpingsfamilie intern<br />

und Ansprechpartner für das <strong>Kolpingwerk</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Johanna Helbig im Leitungsteam Ansprechpartner für die Pfarrgemeinde<br />

Walter Wojcik im Leitungsteam Ansprechpartner für den Bezirksverband<br />

<strong>Leipzig</strong> und den Diözesanverband Dresden-Meißen<br />

Propst Lothar Vierhock Präses<br />

Hannelore Unverricht Schriftführerin<br />

Gisela Hagen Kassiererin<br />

Helga Glaßl besondere Aufgaben<br />

Elke Gerwien besondere Aufgaben<br />

Alfred Kosche Mitglied im Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V., Wanderungen<br />

Die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> bereitete sich mit einem Besinnungswochenende<br />

vom 25. bis 27. Juni 2010 in Wechselburg auf ihr Jubiläum vor.<br />

Pater Rupert und unser Präses, Propst Lothar Vierhock, regten durch ihre<br />

Vorträge zu den Themen „Gemeinschaft leben“ (anhand der Ordensregel<br />

von St. Benedikt und der Regeln von Taizé) und Hoffnung (anhand von<br />

Beispielen aus Leo Tolstois Roman „Auferstehung“) zu lebhaften Gesprächen<br />

an. Die Tage wurden bereichert durch die Teilnahme an den<br />

Gebetszeiten der Benediktiner in der romanischen Basilika, Spaziergänge<br />

im Park und eine kurze Marienandacht an der Lourdes-Grotte. Den<br />

Abschluss bildete der Sonntagsgottesdienst in der Basilika.<br />

Begegnungen mit Kolpingmitgliedern aus ganz <strong>Deutschland</strong> und Europa<br />

gibt es jedes Jahr bei der Internationalen Friedenswanderung. Aus der<br />

Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> nehmen daran seit 1994 regelmäßig bis zu<br />

fünfzehn Kolpingschwestern und -brüder teil. Diese internationalen Begegnungen<br />

stellen eine Bereicherung der Kolpingarbeit für unsere Kolpingsfamilie<br />

dar. Die Teilnehmer der Friedenswanderung erleben nicht nur eine<br />

schöne Landschaft und eine tolle Gemeinschaft, es werden vor allem<br />

Erfahrungen bezüglich der Kolpingsarbeit ausgetauscht.<br />

Nach der Friedenswanderung 2009, bei der <strong>Leipzig</strong>er Kolpingschwestern<br />

und -brüder im Bus der Kolpingsfamilie Hollage mit nach Rumänien<br />

gefahren sind, wurde die Rückfahrt in <strong>Leipzig</strong> für einen Tag unterbrochen,<br />

um den Hollager Kolpingmitgliedern <strong>Leipzig</strong> zu zeigen. Das Resultat: Am<br />

Wochenende 23. bis 25. April 2010 kam wieder eine Gruppe aus Hollage<br />

nach <strong>Leipzig</strong>, um nach einem Stadtrundgang und dem Besuch der<br />

ehemaligen Bezirksverwaltung des Staatssicherheitsdienstes der DDR<br />

zusammen mit <strong>Leipzig</strong>er Kolpingschwestern und -brüdern über das Leben<br />

der Kolpingsfamilien in der DDR, die Friedliche Revolution 1989 und den<br />

Weg zur Einheit unseres Vaterlandes zu sprechen.<br />

24


Das <strong>Leipzig</strong>er Kolpinghaus —<br />

eine gern besuchte Begegnungsstätte<br />

Eine wesentliche Aufgabe des Vereins war im 19. Jahrhundert die Sorge um<br />

die wandernden Gesellen. Schon in den ersten fünf <strong>Jahre</strong>n nach der<br />

Vereinsgründung wurden 1 759 Gesellen vom Verein betreut. Diese große<br />

Zahl wandernder Gesellen, die nach einer Unterkunft suchten, machten den<br />

Erwerb eines eigenen Gesellenhauses dringend erforderlich.<br />

1866 konnte endlich das Haus Wiesenstr. 23 (jetzt Gustav-Mahler-Str. 23)<br />

für 10 550 Taler gekauft werden. An den Schulden hatte der Verein noch bis<br />

Mitte 1943 zu knabbern.<br />

Der Gesellenverein hatte im Erdgeschoss ein Vereinszimmer eingerichtet<br />

und weitere Räume als Herberge für durchreisende Gesellen genutzt.<br />

Wandernde Gesellen konnten eine Nacht kostenlos übernachten und erhielten<br />

ab 1869 Abendbrot und Frühstück. Zuerst war nur 1 Bett vorhanden, im<br />

Laufe der <strong>Jahre</strong> konnten weitere 8 Betten angeschafft werden. Es muss<br />

sehr eng zugegangen sein. Jeder durfte auch nur eine Nacht übernachten.<br />

Anders als in Dresden konnte man im <strong>Leipzig</strong>er Gesellenhaus nicht wohnen.<br />

Die oberen Etagen des Hauses wurden vermietet.<br />

Bald reichte der Platz im Vorderhaus für Versammlungen und Herberge<br />

nicht mehr aus. Deshalb wurde der zum Haus gehörende Garten erworben<br />

und dort am 25. Oktober 1885 der Grundstein für das Hinterhaus mit<br />

Gasträumen, Saal und Kegelbahn gelegt. Knapp 11 Monate später, am<br />

1. September 1886, wurde dieses Haus eingeweiht.<br />

Dass das Gesellenhaus zu einer beliebten Begegnungsstätte nicht nur für<br />

die Gesellen sondern für alle <strong>Leipzig</strong>er Katholiken wurde, geht aus einem<br />

Zeitungsartikel vom 19. März 1924 (Abbildung auf S. 26) hervor. Darin wird<br />

angeregt, dass das Haus auch als Gemeindehaus genutzt werden sollte;<br />

demnach sollte aber auch die Trägerschaft und die finanzielle Verantwortung<br />

nicht allein dem Katholischen Gesellenverein überlassen bleiben.<br />

Dazu ist es nicht gekommen, zumindest nicht sofort. Später — als Folge des<br />

Zweiten Weltkrieges — wurde das Kolpinghaus aus der Not heraus zum<br />

Gemeindehaus der <strong>Leipzig</strong>er <strong>Propstei</strong>gemeinde.<br />

Das rege geistige und vielseitige gesellige Leben machte den katholischen<br />

Gesellenverein zu einem Zentrum der Begegnungen. In der Festschrift zur<br />

70-Jahrfeier des Katholischen Gesellenvereins <strong>Leipzig</strong> heißt es: „Der neue<br />

Wirt (Willi Hüter) ließ moderne Büfetts einbauen, richtete das Gastzimmer<br />

neu her, und er sowohl wie seine junge Frau haben es in kurzer Zeit verstanden,<br />

das Gesellenhaus zu einer gern besuchten Gaststätte zu machen.“<br />

25


Artikel in der<br />

Sächsischen<br />

Volkszeitung<br />

vom 19. 3. 1924<br />

Kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten und Essensangebote für durchreisende<br />

Gesellen wurden auch in kritischen Zeiten aufrechterhalten, so<br />

z. B. haben im <strong>Jahre</strong> 1930 2 278 Gesellen davon Gebrauch gemacht. Es ist<br />

interessant zu erfahren, was diese stattliche Anzahl dem Verein finanziell<br />

für Opfer auferlegt hat: 1 374,80 Mark allein im <strong>Jahre</strong> 1930. Vergleicht man<br />

diese Zahl mit dem Mitgliederstand von 85 — und davon war ein Drittel arbeitslos<br />

— so muss man zugeben, dass hier Hervorragendes geleistet worden<br />

ist. 1933 musste jedoch auf Grund der finanziellen Lage — der Fehlbetrag<br />

am Ende des <strong>Jahre</strong>s 1932 betrug für das Kolpinghaus über 2 000 Mark — die<br />

kostenlose Ausgabe von Mittagessen und Abendbrot eingestellt werden.<br />

26


Der Schankbetrieb im Kolpinghaus konnte 1938 von der Kolpingsfamilie<br />

mangels ausreichenden Umsatzes nicht mehr aufrecht erhalten werden.<br />

Deshalb wurde die Gastwirtschaft ab 1. 10. 1938 an den Nationalverband<br />

polnischer Vereine verpachtet. Jedoch nach Beginn des Zweiten Weltkrieges<br />

wurde der damalige Wirt Brzenczek interniert, wenn auch der Gastbetrieb<br />

von seiner Frau noch einige Zeit weitergeführt wurde. Der Saal wurde schon<br />

nach Weihnachten 1939 von der Staatspolizei beschlagnahmt, um dort von<br />

anderswoher gebrachte Möbel einzustellen. Ab Herbst 1941 wurde das<br />

Kolpinghaus vom Reichsluftschutzbund (RLB) genutzt.<br />

Pfarrer Dr. Otto Spülbeck war während des Zweiten Weltkrieges Bezirkspräses<br />

für die westsächsischen Gesellenvereine. In dieser Funktion hat er es<br />

27


verstanden, das Kolpinghaus schlagartig schuldenfrei zu machen. Er wirkte<br />

darauf hin, dass das dem Gesellenverein gehörende Mietshaus in der<br />

Reichelstraße im <strong>Jahre</strong> 1943 an einen Bauunternehmer verkauft werden<br />

konnte. Von dem Erlös wurden sowohl die 109 000 Mark Schulden des<br />

Hauses Reichelstraße getilgt als auch die Schulden des Kolpinghauses.<br />

Zudem konnten im Kolpinghaus Renovierungsarbeiten ausgeführt werden.<br />

Bei den Luftangriffen im Winter 1943 wurde das Haus Reichelstr. ebenso<br />

zerstört wie die <strong>Propstei</strong>kirche St. Trinitatis in der Rudolphstraße.<br />

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war auf dem Gebiet der Sowjetischen<br />

Besatzungszone, der späteren DDR, die Organisation kirchlicher Gruppen<br />

als Vereine nicht erlaubt. Das Polizeipräsidium <strong>Leipzig</strong> teilte in seinem<br />

Bescheid vom 2. März<br />

1949 mit, dass die<br />

katholischen Vereine im<br />

Wege der Selbstauflösung<br />

aufzulösen sind.<br />

Der Katholische Gesellenverein<br />

hat am 7. 3.<br />

1949 die Selbstauflösung<br />

und zugleich die<br />

Übertragung des Grundstücks<br />

Wiesenstr. 23 an<br />

das katholische Kirchenlehn<br />

St. Trinitatis beschlossen.<br />

Die Grundstücksübertragung<br />

ist<br />

notariell beurkundet.<br />

Bis zur Fertigstellung<br />

des neuen Gemeindezentrums<br />

am Rosental<br />

im Jahr 1982 stellt das<br />

Kolpinghaus mit der<br />

Kapelle im ersten Obergeschoss<br />

den Mittelpunkt<br />

der <strong>Propstei</strong>gemeinde<br />

dar.<br />

Der Altar in der<br />

Kapelle im Kolpinghaus<br />

(diese Einrichtung der<br />

Kapelle bestand bis<br />

etwa 1960)<br />

28


Seit Herbst 1982 finden die Veranstaltungen der Kolpingsfamilie im<br />

Kolpingzimmer des neuen Gemeindezentrums der <strong>Propstei</strong>gemeinde statt.<br />

Das Kolpinghaus wurde in den folgenden <strong>Jahre</strong>n bis 1990 weiter genutzt als<br />

Gottesdienstraum und Versammlungsraum für die katholische Studentengemeinde<br />

und für die polnische Gemeinde. Auch Kolping-Veranstaltungen<br />

wurden gelegentlich im Kolpinghaus durchgeführt.<br />

Am 21. 10. 1991 wurde der Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V. gegründet. Mit<br />

Überlassungsvertrag vom 10. März 1993 ging der Grundbesitz von der<br />

katholischen <strong>Propstei</strong>pfarrei St. Trinitatis auf den Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V.<br />

über.<br />

Die Nutzung des Kolpinghauses war einerseits durch Vermietung der<br />

Wohnungen im Vorderhaus und andererseits durch das Malteser-Hilfswerk<br />

(Kleiderkammer im Hinterhaus) gegeben.<br />

Der Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V. war seit seiner Gründung unablässig um<br />

Lösungen für eine kolpingspezifische Nutzung des Hauses bemüht. Dies<br />

zeigt sich auch darin, dass mit Hilfe des Kolping-Bildungszentrums <strong>Leipzig</strong><br />

die Wohnungen im Vorderhaus renoviert wurden.<br />

Leider blieben alle Bemühungen für eine kostendeckende Weiterführung<br />

des Kolpinghauses erfolglos. Dabei wurden Umbau und Sanierung, Abriss<br />

und Neubau sowie Verkauf und Erwerb einer Liegenschaft der ehemals in<br />

der DDR stationierten sowjetischen Streitkräfte in Erwägung gezogen.<br />

Aus diesem Grund wurde die Geschäftsleitung des Kolping-Bildungswerkes<br />

Sachsen e. V. in die weiteren Überlegungen einbezogen. Im Ergebnis der<br />

Beratungen und einer gemeinsamen Arbeitsgruppe wurde eine ergänzende<br />

Nutzung mit dem in Wiederitzsch entstandenen Haus und dem<br />

Kolpinghaus in der Gustav-Mahler-Straße 23 erarbeitet.<br />

Am 10. März 1997 wurde der Erbaurechtsvertrag zwischen dem Kolping-<br />

Bildungswerk Sachsen e. V. und dem Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V. geschlossen.<br />

Dabei wurde ausdrücklich die Nutzung im Sinne der Statuten des<br />

<strong>Kolpingwerk</strong>es und die Schaffung eines Veranstaltungsraumes für die<br />

<strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien vereinbart. In der Folge wurden durch den<br />

Kolping-Bildungswerk Sachsen e. V. die Nachbarhäuser erworben und ein<br />

Architektenentwurf mit einer fünfgeschossigen Straßenfrontbebauung<br />

vorgestellt.<br />

Die Bewirtschaftung der Gebäude durch den Kolping-Bildungswerk Sachsen<br />

e. V. wurde, wie sich herausstellte, ziemlich schnell nach dem Abschluss des<br />

Erbbaurechtsvertrages eingestellt. — Aber dann folgte leider im Dezember<br />

2000 die Insolvenz des Kolping-Bildungswerkes Sachsen e. V.<br />

Im Zeitraum des Erbbaurechtsvertrages mit dem Kolping-Bildungswerk<br />

Sachsen waren verschiedene Materialien, so z. B. Treppenstufen, Geländer<br />

und Kirchenbänke ausgebaut worden. Die Bleiglasfenster wurden auf<br />

Forderung der unteren Denkmalbehörde zur Wiederverwendung an eine<br />

29


entsprechende Firma übergeben. Wie sich nach der Insolvenz des Kolping-<br />

Bildungswerkes Sachsen bei einer Begehung durch den Kolpinghaus<br />

<strong>Leipzig</strong> e. V. als Eigentümer herausstellte, war das Gebäude nicht ausreichend<br />

vor unbefugten Besuchern geschützt worden, so dass dann<br />

mehrere Container voll Unrat beseitigt werden mussten.<br />

Die Sanierung der Bausubstanz wurde durch den beauftragten Architekten<br />

mit einem Aufwand von 2,25 Mio. Euro bewertet.<br />

Diese Einschätzung und die nicht mögliche Nutzbarkeit der vorgefundenen<br />

Bausubstanz waren Grundlage für den Beschluss der Mitgliederversammlung<br />

am 26. 9. 2002, eine Abrissgenehmigung zu beantragen.<br />

Die Abbruchgenehmigung wurde am 12. August 2003 durch die Stadt<br />

<strong>Leipzig</strong> erteilt. Der Abbruch wurde im Zeitraum vom 26. Januar bis<br />

6. Februar 2004 durchgeführt.<br />

Parallel dazu erfolgte das Verfahren des Heimfalls des Erbbaurechtes an<br />

den Kolpinghaus <strong>Leipzig</strong> e. V.<br />

Das Kolpinghaus während der Abrissphase; die beiden Nebenhäuser sind schon abgerissen<br />

Für das unbebaute Grundstück Gustav-Mahler-Straße 23 konnte inzwischen<br />

ein Kaufinteressent gefunden werden. Der Kaufvertrag wurde am 10.<br />

12. 2010 vor dem Notar in <strong>Leipzig</strong> unterzeichnet und am 22. 3. 2011 durch<br />

die LIGA-Bank genehmigt. Auf dem Grundstück des ehemaligen Kolpinghauses<br />

und den Nachbargrundstücken entstehen neue Wohnhäuser.<br />

30


Kolpingsfamilie unter zwei Diktaturen<br />

Dass ein Verein, der sich nicht nur um innerkirchliche Belange und<br />

Glaubensfragen kümmert, sondern auch sozial und gesellschaftlich tätig<br />

sein will, in einer Diktatur nicht auf Gegenliebe bei den Herrschenden<br />

stößt, ist nicht verwunderlich.<br />

Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers musste der Gesellentag in<br />

München (8.—11. Juni 1933) vorzeitig abgebrochen werden. Nach Aussagen<br />

des damaligen Präses der Kolpingsfamilie Bautzen, Dr. Hötzel, fuhr er mit<br />

8 Mitgliedern des Gesellenvereins und dem neuen Diözesanbanner mit<br />

einem Sonderzug nach München. Auf der abendlichen Kundgebung sprach<br />

Vizekanzler von Papen. Er schloss seine Rede wie folgt: „Ihr deutschen<br />

Gesellen könnt stolz sein, an der Schwelle einer neuen Zeit mit zu den<br />

Erweckern dieser Reichsidee zu gehören und durch eure Organisation in<br />

den Ländern außerhalb der politischen Grenzen dieses Reiches Verkünder<br />

des Gedankens zu sein, von dem der Dichter singt:<br />

Wir woll’n das Wort nicht brechen,<br />

Nicht Buben werden gleich,<br />

Woll’n predigen und sprechen<br />

Vom Heil’gen Deutschen Reich.“<br />

Der Vizekanzler von Papen wollte mit seiner Rede die Gesellenvereine zur<br />

Angleichung an den NS-Staat bewegen. Aber keiner der Tausende applaudierte!<br />

Nur eisige Stille. Danach provozierten SA-Horden durch Rempelung<br />

mit Kolpingsöhnen. Es kam zur Schlägerei! Einen Tag eher dann der<br />

Abbruch der Tage durch die Behörde. Im Sonderzug heimwärts herrschte<br />

Empörung, weil laut Tageszeitung die Kolpingsöhne provoziert hätten. Der<br />

Präses hatte im Zug Mühe, die aufgebrachten Kolpingbrüder zu beruhigen.<br />

Um Gefahren und Schwierigkeiten zu entgehen, beschloss die Deutsche<br />

Zentralversammlung vom 18. bis 19. September 1933 in Köln, den<br />

„Katholischen Gesellenverein“ in „Kolpingsfamilie“ umzubenennen und<br />

deren Tätigkeit als innerkirchliche Gruppierung weiterzuführen.<br />

Die Kolpingsfamilien wurden in der Nazizeit überwacht. So erging von der<br />

Geheimen Staatspolizeistelle Dresden mit Datum 25. 11. 1937 die Weisung<br />

an die Staatspolizeistelle <strong>Leipzig</strong>: „SS-Gruppenführer Koppe ersucht um die<br />

Aufnahme einer strengen und umfassenden Überwachung der führenden<br />

Personen in den katholischen Kolpings-Familien. Über bemerkenswerte Feststellungen<br />

bitte ich zu berichten. Unterschrift: Im Auftrage gez. Kaufmann“<br />

Eine Notiz vom 26. 4. 1938 besagt: „Postsperre verhängt über die Kolpingsfamilie<br />

(früher Leipz. Gesellenverein), <strong>Leipzig</strong> C1, Wiesenstr. 23, bis 27. 6. 1938.“<br />

Am 19. 8. 1942 gibt es einen Vermerk von Hartmann: „Das Kolpinghaus ist<br />

seit Herbst 1941 geschlossen. Der katholische Gesellenverein hat auf die<br />

31


Konzession verzichtet. Der Wirt Brzenczek übernahm eine Tätigkeit als Bierausgeber<br />

im Börsenkeller, Lpz. C1, Tröndlinring 2. Die Überwachung wurde<br />

eingestellt.“ Die Gestapo hatte 1937 auch Kolpings wandernde Gesellen<br />

einer besonderen Beobachtung unterstellt, aber in <strong>Leipzig</strong> nichts gefunden.<br />

Auch weitere Personen der Kolpingsfamilie wurden durch die Geheime<br />

Staatspolizei überwacht, so der Verwalter des Kolpinghauses, Bäckermeister<br />

Albert Glinglas, und der Präses, Kaplan Peter Kewenig (dessen Post wurde<br />

zeitweise durch die Gestapo beschlagnahmt). Um mehr Informationen zu<br />

erhalten, hatte die Gestapo sogar einen V-Mann eingesetzt.<br />

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es unter der Diktatur des Proletariats<br />

nicht besser. Die Tätigkeit der Kolpingsfamilien war auf den innerkirchlichen<br />

Bereich eingeschränkt; Vereine mussten aufgelöst werden.<br />

Der Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR hatte sich ein eigenes Bild<br />

von der „staatsgefährdenden Kolpingarbeit“ gemacht. In einem MfSinternen<br />

Schulungsmaterial wird das <strong>Kolpingwerk</strong> als Spinnennetz<br />

dargestellt. In der Mitte sitzt der Papst, gefolgt von der Bundesregierung<br />

mit Kolpingbruder und Bundeskanzler Konrad Adenauer und der vom<br />

Staatssicherheitsdienst angenommenen Kolping-Bundeszentrale, schließlich<br />

am unteren Ende die einzelnen Kolpingsfamilien. Weiter wird behauptet,<br />

die Arbeit des <strong>Kolpingwerk</strong>es richte sich „direkt gegen die DDR und alle<br />

friedliebenden sozialistischen Länder“.<br />

Es ist nicht bekannt, dass das Ministerium für Staatssicherheit in <strong>Leipzig</strong><br />

erfolgreich die Tätigkeit der Kolpingsfamilien ausspionieren oder gar auf sie<br />

Einfluss nehmen konnte. Freilich gab es mehrfach Anlässe, die zu Kritik<br />

von seiten der Sicherheitsorgane geführt haben. So wurde unser Propst<br />

Ernst Pfeiffer wiederholt zum Rat der Stadt oder zur Polizei gerufen und<br />

musste dort Vorwürfe entgegennehmen, z. B. nach Tanzveranstaltungen in<br />

öffentlichen Gaststätten oder in kirchlichen Räumen. Das geht u. a. aus<br />

einer Aktennotiz von Propst Pfeiffer vom 18. 5. 1960 (s. S. 33) hervor. Unser<br />

Propst hatte uns dazu weit genauer berichtet. Und schließlich wussten wir<br />

selbst, dass alle Betätigungen über den innerkirchlichen Bereich hinaus<br />

unerwünscht waren. Aber wir haben eben Wege gesucht, diese Einschränkungen<br />

zu umgehen. Auf den Vorwurf der Polizei, bei einer Tanzveranstaltung<br />

wären alle Karten von uns aufgekauft worden, hat Propst Pfeiffer<br />

geantwortet: „Gut, das nächste Mal lassen wir eben 2 Karten für Ihre<br />

Beobachter übrig.“ So ist es geschehen. Bei einer Faschingsveranstaltung<br />

erschien in der Schreber-Gaststätte der Abschnittsbevollmächtigte (ABV)<br />

der Volkspolizei. Prompt haben sich einige Männer gefunden, die mit ihm<br />

im Gastraum ein Glas nach dem andern geleert haben — im Saal daneben<br />

ging die Faschingsveranstaltung ungestört über die Bühne. Der ABV konnte<br />

aber noch klar verständlich kundtun: „Ich weiß genau, wer ihr seid!“ Es<br />

muss ihm trotzdem gefallen haben, denn hinterher ist nichts passiert.<br />

32


Abschrift einer Aktennotiz<br />

vom 18. Mai 1960<br />

über ein Gespräch von<br />

Propst Pfeiffer im Volkspolizei-<br />

Kreisamt <strong>Leipzig</strong><br />

betreffs Beanstandungen<br />

der Sicherheitsorgane<br />

an der Tätigkeit der <strong>Leipzig</strong>er<br />

Kolpingsfamilien<br />

Wenn von Partei- und Staatsführung die Durchorganisation der Kolpingsfamilien<br />

in Diözesanleitung und Dekanatsleitung beanstandet wurde, so<br />

haben die Bischöfe und die Kolpingsfamilien weder daran noch an der Durchführung<br />

geselliger Veranstaltungen einschließlich Tanz etwas geändert.<br />

Was die Polizei im<br />

Mai 1960 an der<br />

kirchlichen Kolpingarbeit<br />

in der<br />

<strong>Propstei</strong>gemeinde<br />

kritisiert hat,<br />

haben wir keineswegs<br />

auf die leichte<br />

Schulter genommen,<br />

wie man auf diesem<br />

Bild vom Kolping-<br />

Fasching sieht<br />

33


Als die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> am 22. und 23. April 1961 ihr 100jähriges<br />

Jubiläum feierte, haben daran über 300 Kolpingsöhne aus dem<br />

Bereich der gesamten DDR teilgenommen. Sie wurden in unseren<br />

Gemeinden privat untergebracht. In der Woche nach dem Jubiläum wurde<br />

Propst Pfeiffer wieder zur Polizei bestellt. Ihm wurde vorgehalten, bei dem<br />

Jubiläum seien Reden gehalten worden, die sich gegen die Interessen des<br />

sozialistischen Staates gerichtet hätten. Propst Pfeiffer hat gekonnt<br />

gekontert: „Das stimmt nicht! Und wenn Sie es wünschen, wir können<br />

Ihnen alle Reden vorspielen — wir haben sie auf Tonband aufgenommen.“<br />

Damit waren die Vorwürfe entkräftet, die Polizei (oder wer immer es war)<br />

hat auf das Abspielen der Tonbandaufnahmen verzichtet.<br />

Aber wer hat den Genossen von den Reden berichtet? Es waren nur<br />

Kolpingbrüder im Saal. Dennoch war es gut, dass wir die Tonbandaufnahmen,<br />

wenn auch auf kuriose Weise, mit dem Tonbandgerät von Propst<br />

Pfeiffer gemacht hatten. Im evangelischen Paul-Gerhardt-Saal, unserem<br />

Versammlungsraum während des Jubiläums, gab es nur Gleichstrom. Also<br />

wurde der Gleichstrom für die Tonbandaufnahmen mittels Umformer in<br />

Wechselstrom umgewandelt. Aber die Frequenz des Umformers stimmte<br />

nicht mit der Wechselstromfrequenz des <strong>Leipzig</strong>er Netzes überein. In den<br />

Gewerberäumen unseres Kolpingbruders Paul Harmuth lagen sowohl<br />

Gleich- als auch Wechselstrom an. Also wurde dort wieder der Umformer an<br />

den Gleichstromanschluss angeschlossen, die Tonbänder auf dem Tonbandgerät<br />

unseres Propstes abgespielt und der Ton mittels Mikrofon auf einem<br />

zweiten Tonbandgerät am Wechselstromanschluss wieder aufgenommen.<br />

Nach 1990 wurden dankenswerterweise wesentliche Teile dieser Aufnahmen<br />

durch Kolpingbrüder der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Connewitz auf CD<br />

überspielt. Wie wir jetzt erkennen, enthalten die Reden mehrere politisch<br />

brisante Stellen, die von den Kolpingbrüdern mit Beifall bedacht wurden.<br />

Um das Weiterleben der Kolpingsfamilien in der damaligen DDR zu<br />

ermöglichen, erfolgte 1956 auf Betreiben der ostdeutschen Kolpingsfamilien,<br />

insbesondere von Diözesansenior Franz Jensch, die offizielle Trennung vom<br />

<strong>Kolpingwerk</strong> <strong>Deutschland</strong>. In den Bistümern der DDR wurden Richtlinien<br />

für die kirchliche Kolpingarbeit innerhalb der diözesanen Männerseelsorge<br />

erarbeitet. Beim 100-jährigen Jubiläum der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<br />

<strong>Propstei</strong> hat Generalvikar Dr. Hötzel in seinem Vortrag „Grundlagen der<br />

kirchlichen Kolpingarbeit“ die Unterschiede zwischen den Kolpingsfamilien<br />

im Westen unseres Vaterlandes und der rein innerkirchlichen Kolpingarbeit<br />

im Osten hervorgehoben. Nach dem II. Vaticanum wurden die „Richtlinien<br />

für die kirchliche Kolpingarbeit im Bistum Meißen“ auf Grund der<br />

gewandelten pastoralen Erkenntnisse neu gefasst. Dort heißt es: „Die<br />

einzelne Kolpingsfamilie ist die von Adolph Kolping geschaffene und<br />

geprägte Familiengemeinschaft, in der sich Familien aller Altersstufen, aber<br />

auch alleinstehende Frauen und Männer in brüderlicher Liebe begegnen.<br />

34


Ihr Ziel ist, in Gemeinschaft das Glaubenswissen ständig zu erweitern und<br />

zu vertiefen, in Brüderlichkeit miteinander zu wirken, frohe Christen zu sein<br />

und sich immer wieder von neuem der christlichen Verantwortung in Kirche,<br />

Familie und Gesellschaft bewußt zu werden.“ Auch wenn die Verantwortung<br />

in der Gesellschaft mit benannt wurde, in der Gesellschaft konnten wir zu<br />

dieser Zeit nicht mitarbeiten, zumindest nicht im Sinne Adolph Kolpings.<br />

Und eine Unterordnung unter das sozialistische System kam nicht infrage.<br />

Das <strong>Kolpingwerk</strong> war klar strukturiert: Auf Bistumsebene stand der<br />

Diözesanfamilienrat mit Diözesansenior und Diözesanpräses, möglich war<br />

eine gleichartige Struktur auf Dekanatsebene mit Dekanatsfamilienrat,<br />

Dekanatssenior und Dekanatspräses. Zur Mitarbeit in der Kolpingsfamilie<br />

waren alle Mitglieder aufgerufen; die Kolpingsfamilie wurde geleitet vom<br />

Senior der Kolpingsfamilie, dem der Präses als geistlicher Berater und der<br />

Familienrat beiseite standen. Die Verantwortung der Laien war wesentliches<br />

Element der Kolpingarbeit. Nach außen wurde jedoch die Kolpingsfamilie<br />

als Teil des kirchlichen <strong>Kolpingwerk</strong>es durch den Präses vertreten.<br />

Ergänzend zu den programmatischen Grundaussagen „Leben und Wirken<br />

des kirchlichen <strong>Kolpingwerk</strong>es in der DDR“ wurde 1985 die Handreichung<br />

„Aufgaben, Arbeitsweisen und Strukturen des kirchlichen <strong>Kolpingwerk</strong>es<br />

im Bistum Dresden-Meißen“ erarbeitet. Die Aufgaben der Kolpingsfamilien<br />

wurden darin wie folgt umrissen: „Die Arbeit im kirchlichen <strong>Kolpingwerk</strong><br />

konzentriert sich im wesentlichen auf vier Schwerpunkte:<br />

1. Religiöse Bildungsarbeit<br />

2. Aktivierung des innerpfarrlichen Gemeindelebens<br />

3. Handwerker- und Sozialapostolat<br />

4. Pflege des geselligen Miteinanders.<br />

Aufgabe der Kolpingsfamilien ist es, ihre Mitglieder anzuregen und zu<br />

befähigen, ihr Leben aus christlichem Geist heraus verantwortungsbewußt zu<br />

gestalten, d. h. Verantwortung für das Ganze wahrzunehmen und immer<br />

wieder neu zu versuchen, die konkrete kleine Umwelt ein wenig christlicher,<br />

menschlicher zu machen.“<br />

Dem erstarrten sozialistischen Funktionärssystem in der DDR wollten wir<br />

lebendige demokratische Strukturen entgegensetzen. So ist die folgende<br />

Regelung bezüglich der Wiederwahl des Seniors zu verstehen: „Eine<br />

Wiederwahl ist möglich; jedoch sollte ein Senior in keinem Fall länger als<br />

8 <strong>Jahre</strong> in ununterbrochener Folge im Amt bleiben.“<br />

Diese Richtlinien bildeten eine gute Grundlage für die Tätigkeit der<br />

Kolpingsfamilien in der DDR-Zeit. Zwar wurde die Einschränkung auf das<br />

rein innerkirchliche Wirken nicht durchbrochen, aber Handwerker- und<br />

Sozialapostolat haben Wege aufgezeigt, dass Kolpingarbeit sich nicht nur<br />

auf religiöse Themen beschränken darf. Vielmehr sollen die Kolpingsfamilien<br />

ihre Mitglieder anregen, „ihr Leben aus christlichem Geist heraus<br />

verantwortungsbewusst zu gestalten“.<br />

35


Mitteilung der im Handwerkerdiakonat geleisteten Stunden der <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien<br />

an den Diözesansenior aus dem Jahr 1964<br />

Im Handwerker- und Sozialapostolat haben Kolpingschwestern und -brüder<br />

außerordentlich nützliche und wichtige Arbeit in den Pfarrgemeinden und<br />

im <strong>Leipzig</strong>er St.-Elisabeth-Krankenhaus geleistet. Die Zahl der ehrenamtlich<br />

geleisteten Stunden der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> betrug<br />

über mehrere <strong>Jahre</strong> hin durchschnittlich 1 600 Stunden im Jahr. 1964<br />

waren es sogar 1 806 Stunden von der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> und<br />

652 Stunden von der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Reudnitz. Jedes Jahr wurden<br />

die im Dekanat geleisteten Stunden dem Diözesansenior gemeldet.<br />

Die Kolpingmitglieder haben sich aber nicht nur handwerklich betätigt,<br />

zumal Handwerker mittlerweile eine in der Kolpingsfamilie eher seltene<br />

Berufsgruppe war. Längst gehörten sowohl Arbeiter als auch Ingenieure<br />

und Akademiker zu unseren Kolpingsfamilien. Und Kolpingmitglieder<br />

haben in den meisten Gruppen der Gemeinde aktiv mitgewirkt.<br />

Die Kolpingsfamilie war für uns ein Ort, an dem wir mit Gleichgesinnten<br />

ungestört sprechen und uns austauschen konnten über Probleme in unserem<br />

Leben, in der Familie, in der Arbeitswelt, in der Schule. Der Druck von<br />

außen hat uns enger zusammengeführt. Bildung und gemeinsame Arbeit<br />

waren ebenso bestimmend für die Tätigkeit der Kolpingsfamilie wie Geselligkeit,<br />

gemeinsame Wallfahrten, Gottesdienste und Ausflüge.<br />

36


Nicht vergessen sein soll der jedes Jahr als Betriebsveranstaltung des<br />

katholischen St.-Elisabeth-Krankenhauses durchgeführte Fasching von<br />

Pfarrjugend und Kolping im Dekanat <strong>Leipzig</strong>. Und an noch eine angenehme<br />

Seite des Kirchlichen <strong>Kolpingwerk</strong>es im Bistum Dresden-Meißen sei<br />

erinnert: die Ferienhaussiedlung auf dem Fuchsberg bei Schirgiswalde.<br />

Auch hier mussten katholische Unternehmen, z. B. der St.-Benno-Verlag,<br />

als offizielle Eigentümer der Häuser herhalten. Errichtet und unterhalten<br />

wurden sie in freiwilligen Einsätzen zahlreicher Kolpingbrüder und<br />

-schwestern, insbesondere aus dem Raum Dresden.<br />

Durch die zumindestens auf Diözesanebene gut strukturierte Organisation<br />

bestanden über den Tellerrand der eigenen Pfarrgemeinde hinausreichende<br />

Verbindungen zu anderen Kolpingsfamilien des Bistums, aber auch zu<br />

Kolpingsfamilien anderer Bistümer.<br />

Im Bistum Meißen war die Strukturierung der Kolpingsfamilien Tradition.<br />

So wie der <strong>Leipzig</strong>er Gesellenverein Mitglied im Sächsischen Zentralverband<br />

der Gesellenvereine war, so wurde er später Mitglied im Deutschen<br />

Zentralverband der Gesellenvereine.<br />

1929 wird berichtet, dass in <strong>Leipzig</strong> eine Bezirkstagung aller katholischen<br />

Gesellenvereine Westsachsens stattgefunden hat. Bezirkspräses Kaplan<br />

Tendrich aus Chemnitz referierte über „Gesellenvereine und Pfarrei“.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im Bistum Meißen einen Diözesanfamilienrat<br />

und einen vom Bischof bestellten Diözesanpräses und Diözesansenior.<br />

Auf Dekanatsebene haben sich — nachdem es in <strong>Leipzig</strong> mehrere<br />

Kolpingsfamilien gab — zunächst die Senioren der Kolpingsfamilien<br />

getroffen, um die Programme miteinander abzusprechen.<br />

Aus der Zeit des Nationalsozialismus und aus der Zeit des „real<br />

existierenden Sozialismus“ der ehemaligen DDR sind im Archiv der<br />

Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> nur wenige Dokumente enthalten. So<br />

wurden beispielsweise, um den Sicherheitsorganen keine Zugriffsmöglichkeiten<br />

zu bieten, keine Mitgliederlisten mit personenbezogenen Daten<br />

geführt; es existierte keine Mitgliederkartei. Lediglich der Senior bzw. der<br />

Kassierer hatte eine Namensliste der Mitglieder der Kolpingsfamilie. An<br />

den Diözesansenior wurden jährlich lediglich die Mitgliederzahlen je<br />

Altersgruppe mitgeteilt. Auf Protokolle wurde weitgehend verzichtet.<br />

Druckgenehmigungen für kirchliche Veranstaltungen, Programme u. dgl. zu<br />

erhalten, war in der DDR nicht gerade einfach. Aber die Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> konnte bis Juni 1967 ihr Programm drucken lassen, ab<br />

Oktober 1954 als gemeinsames Programm der <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien.<br />

Ab dem zweiten Halbjahr 1967 wurden die Programme — für jede Kolpingsfamilie<br />

einzeln — mit Schreibmaschine mit mehreren Durchschlägen<br />

geschrieben, manchmal auch mit dem Spiritus-Umdruckverfahren Ormig<br />

vervielfältigt — jeweils „Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch“.<br />

37


Bildung und Geselligkeit —<br />

ein abwechslungsreiches Programm<br />

Wenn der Vorstand der Kolpingsfamilie das Programm für das nächste<br />

Halbjahr berät, tritt eigentlich nie ein Mangel an Themenvorschlägen<br />

zutage. Die Bildungsangebote sind vielseitig: ob aus den Sachgebieten<br />

Geschichte und Politik, Wirtschaft, Kultur, Religion, Recht, Gesundheit<br />

oder Berichte über andere Völker und Kulturen. Wir freuen uns, dass wir<br />

immer wieder Referenten finden können, die uns als Zuhörer begeistern.<br />

Die Angebote werden nicht nur im kleinen Programm der Kolpingsfamilie<br />

und durch Aushang im Kirchenvorraum bekannt gemacht, sie werden auch<br />

im offenen Bildungsangebot der katholischen Kirche in <strong>Leipzig</strong> „Neue<br />

Horizonte, neue Kontakte“, gelegentlich in der <strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung und<br />

im Tag des Herrn veröffentlicht. Alle Veranstaltungen sind für Interessierte<br />

offen. Wir laden herzlich dazu ein. Und — Gott sei Dank! — wir können zu<br />

Kolpingabenden immer wieder Gäste begrüßen, nicht nur aus unserer<br />

Gemeinde.<br />

Hier soll ein kleiner Einblick in das Themenangebot der letzten 2 <strong>Jahre</strong><br />

gegeben werden:<br />

— Sankt Paulus und die Frauen<br />

— Die christliche Patientenverfügung<br />

— Fragen der religiösen Freiheit am Beispiel der Altranstädter Konvention<br />

— Als Gast in der Mönchsrepublik Athos<br />

— Palliative care: Begleitung in den letzten Tagen und Stunden des Lebens<br />

— Als Christ in der DDR — auch wir müssen uns fragen lassen<br />

— Wir wollen Kirche leben! Neubau von Kirche und Gemeindezentrum<br />

nicht nur aus Steinen<br />

— Die antike Gräberstraße unter dem Petersdom — ein Schaufenster in<br />

seine Entstehungszeit<br />

— Als Seelsorger auf einem Kreuzfahrtschiff<br />

— Auf den Zahn gefühlt. Haben Sie Fragen an den Zahnarzt?<br />

— Kolping und Stasi<br />

— Die Botschaft des Kirchenraumes in verschiedenen Stilepochen<br />

— Katholiken müssen und sollen sich in <strong>Leipzig</strong> nicht verstecken<br />

— Bericht von der Internationalen Friedenswanderung 2009 in Rumänien<br />

Mit Bildung allein ist die Tätigkeit der Kolpingsfamilie nicht erschöpft.<br />

Geselligkeit, Wanderungen und Ausflüge, Wallfahrten und Besinnungstage<br />

gehören mit zu unserem Programm.<br />

38


Und wozu das alles?<br />

Die vielseitige Bildung und das Erleben einer offenen und frohen Gemeinschaft<br />

sollen befähigen zu einem erfüllten Leben in der Familie, in der<br />

Arbeitswelt, in Freizeit, Kirche und Gesellschaft.<br />

Und das Schöne ist: Keiner muss alles machen oder gar alles mitmachen,<br />

aber jeder sollte sich da einbringen, wo seine besonderen Interessen und<br />

Fähigkeiten liegen.<br />

„Tut jeder in seinem Kreis das Beste, wird’s bald in der Welt auch besser<br />

aussehen!“ — so ermuntert uns Vater Kolping. Und wer sich — aus welchen<br />

Gründen auch immer — nicht mehr aktiv einbringen kann, soll die Angebote<br />

dankbar nutzen. Was nützt der beste Vortrag, wenn keine Zuhörer da sind?<br />

Noch eines zeichnet alle Kolpingsfamilien aus: die Bindung an den Priester<br />

und Sozialreformer Adolph Kolping, den Gründer des Gesellenvereins. Und<br />

je mehr wir uns mit dem Leben und Wirken Vater Kolpings beschäftigen,<br />

desto faszinierender sind seine Aussagen, die er vor etwa <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

gemacht hat, in einer Zeit, die in unserem Empfinden eher als verstaubt<br />

und muffig erscheint. Vater Kolping war eben ein Mann, der sich mit<br />

bloßem Reden nicht zufrieden gegeben hat. Er ist nicht müde geworden,<br />

dafür zu werben, dass wir als Christen in der Welt wirken sollen. Er selbst<br />

war darin Vorbild. Deshalb beten wir auch um seine Heiligsprechung.<br />

Kolping-Fasching 2003<br />

39


Beim Sommerfest 2006 wird zünftig gegrillt<br />

Es geht nichts über die Gemütlichkeit<br />

40


Die <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilie ist bei der 50-Jahr-Feier der Gerlinger Kolpingsfamilie dabei<br />

Das Treffen Gerlingen—<strong>Leipzig</strong> im <strong>Jahre</strong> 2009 begann im Grenzlandmuseum Mödlareuth<br />

41


Im Sommer 2006 hat die Kolpingsfamilie das Kolpingzimmer im Gemeindezentrum mit einem<br />

Aufwand von 310 Stunden renoviert (Beleuchtung, malermäßige Instandsetzung, Gardinen).<br />

Zum Schluss werden die Gardinen zum Aufhängen vorbereitet<br />

Wie bei anderen Gemeindewallfahrten auch war 2008 die Kolpingsfamilie <strong>Propstei</strong> bei der<br />

Gemeindewallfahrt nach Griechenland „Auf den Spuren des heiligen Paulus“ stark vertreten<br />

42


Mitgliederentwicklung<br />

in der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong><br />

Für den Zeitraum 1861 bis 1990 gibt es nur wenige Unterlagen mit<br />

Mitgliederzahlen. Daher kann nur ein grober Überblick gegeben werden.<br />

1861 12 Mitglieder (ledige Gesellen zwischen 17 und 26 <strong>Jahre</strong>n)<br />

1864 30 Mitglieder<br />

1901 130 Mitglieder<br />

1914 122 Mitglieder und 103 Ehrenmitglieder<br />

1952 84 Mitglieder, davon 45 Mitglieder jünger als 30 <strong>Jahre</strong><br />

1966 101 Mitglieder (50 Frauen und 51 Männer)<br />

1968 117 Mitglieder (53 Frauen und 64 Männer)<br />

1981 92 Mitglieder (49 Frauen und 43 Männer)<br />

1990 65 Mitglieder (30 Frauen und 35 Männer)<br />

1993 55 Mitglieder (30 Frauen und 25 Männer)<br />

2004 48 Mitglieder (23 Frauen und 25 Männer)<br />

2010 40 Mitglieder (19 Frauen und 21 Männer)<br />

Die Statistik der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> ist erst ab 1990<br />

annähernd vollständig. Das Durchschnittsalter der Kolpingsfamilie ist seit<br />

1990 von 57,5 <strong>Jahre</strong>n bis 2010 auf 70,6 <strong>Jahre</strong> gestiegen. Ende 2010 waren<br />

82,5 % der 40 Mitglieder im Rentenalter.<br />

Beim 100-jährigen Jubiläum der Kolpingsfamilie im <strong>Jahre</strong> 1961 war der<br />

Senior gerade 30, der Jungsenior 27 <strong>Jahre</strong> alt. 1977 hatte die Kolpingsfamilie<br />

einen 37 <strong>Jahre</strong> alten Senior, und der Altsenior (zuständig für die Betreuung<br />

der Rentner der Kolpingsfamilie) war 54 <strong>Jahre</strong> alt. 1990 hatte der damalige<br />

Vorsitzende ein Alter von 64 <strong>Jahre</strong>n. Im <strong>Jahre</strong> 2010 beträgt das Durchschnittsalter<br />

des dreiköpfigen Leitungsteams 71,7 <strong>Jahre</strong>. Das gibt zu denken!<br />

Mit geringfügigen Schwankungen ist das Verhältnis von Ehepaaren zu<br />

Einzelmitgliedern nahezu konstant. Ende 2010 gehörten der Kolpingsfamilie<br />

13 Ehepaare und 14 Einzelmitglieder an.<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n wurden die Kolpingabende durchschnittlich von 28<br />

Teilnehmern (davon 4 Gästen) besucht. Die höchste Teilnehmerzahl betrug<br />

44 (davon 19 Gäste).<br />

Eine Besonderheit der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> ist, dass nur etwa<br />

ein Drittel ihrer Mitglieder im Gemeindegebiet der <strong>Propstei</strong>gemeinde<br />

wohnen, ein weiteres Drittel wohnt außerhalb des Gemeindegebietes,<br />

nimmt aber am Leben der <strong>Propstei</strong>gemeinde teil, und ein Drittel der<br />

Kolpingmitglieder wohnt außerhalb des Gemeindegebietes, nimmt am<br />

Leben der dortigen Pfarrgemeinde teil, besucht aber die Veranstaltungen<br />

der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong>.<br />

43


Senioren und — seit 1990 — Vorsitzende<br />

der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong><br />

In den noch vorhandenen Dokumenten gibt es von der Gründung 1861 bis zum Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges nur wenige Hinweise zu den Senioren des Katholischen Gesellenvereins <strong>Leipzig</strong> und<br />

der späteren Kolpingsfamilie. Während der Militärzeit des Seniors Franz Stroinski bis 28. 2.<br />

1915 wurden am 6. 10. 1914 Karl Wenzel und am 1. 2. 1915 Georg Lippert als Stellvertreter gewählt.<br />

Unter den ersten Senioren des Gesellenvereins waren<br />

1861 Benedikt Berger 1918 ab 8. 12. King<br />

1899 Seidel 1919 Hack, ab 25. 8. Schimbke<br />

1911 E. Globisch 1920 Mikosch<br />

1912 S. Kirchesch 1924 Twrdik<br />

1913 Härle 1928 Poller<br />

1914 Franz Stroinski 1931 J. Honold<br />

1918 ab 29. 4. Jos. Reichwein 1933 Steffens<br />

Von 1945 bis 1990<br />

waren Senioren der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong><br />

bis 1953 Paul Harmuth (Jungsenior 1951—1957: Fred Feicke)<br />

1953—1961 Hans Rölle (Jungsenior 1957—1961: Werner Opitz)<br />

1961—1964 Fred Feicke (Jungsenior 1961—1964: Werner Opitz)<br />

1964—1969 Gerhard Rudolph (Jungsenior 1964—1967: Walter Wojcik)<br />

1969—1971 Reinhard Schroller (Altsenior 1970—1971: Franz Pientka)<br />

1971—1977 Werner Opitz (Altsenior 1971—1977: Franz Pientka)<br />

1977—1979 Walter Wojcik (Altsenior 1977—1979: Johann Koj)<br />

1979—1983 Johann Koj<br />

1983—1986 Manfred Helbig<br />

1986—1990 Gerhard Rudolph<br />

Vorsitzende der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> ab 1990<br />

1990—1994 Gerhard Rudolph (zugleich ab 1992 bis 1994<br />

Vorsitzender des Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> e. V.)<br />

1994—1997 Alfred Kosche<br />

(Vorsitzender des Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> e. V.<br />

von 1994 bis 2004: Alfred Kosche)<br />

1997—2003 Johanna Helbig<br />

2003—2007 Walter Wojcik<br />

2007—2010 Gerhard Hagen (als Stellvertretender Vorsitzender);<br />

verschiedene Aufgaben des Vorsitzenden wurden einzelnen<br />

Vorstandsmitgliedern übertragen<br />

ab 2010 Leitungsteam<br />

mit Gerhard Hagen, Johanna Helbig und Walter Wojcik<br />

44


Präsides der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong><br />

1861—1877 Kaplan Joseph Juhr<br />

1877—1878 Kaplan Richard Halm<br />

1878—1898 Kaplan Hubert Schmittmann, ab 1891 Pfarrer und Superior<br />

1898—1903 Kaplan Jakob Stranz<br />

1903—1908 Kaplan Walter Klesse<br />

1908—1922 Kaplan Paul Haselberger, ab 1910 Titularpfarrer<br />

1922—1924 Kaplan Josef Rönsch<br />

1924—1925 Kaplan Anton Hamm<br />

1925—1926 Kaplan Dr. Josef Neubner<br />

1926—1930 Kaplan Dr. Georg Feuerer<br />

1930—1935 Kaplan Johannes Derksen<br />

1935—1937 Kaplan Dr. Otto Spülbeck<br />

1937—1938 Kaplan Peter Kewenig<br />

1938—1939 Kaplan Werner Quecke<br />

1939—1943 Kaplan Oskar Rothstein<br />

1943—1946 Kaplan Dr. Paul Jung<br />

1946—1948 Propst Dr. Otto Spülbeck<br />

1948—1949 Kaplan Werner Quecke<br />

1950—1961 Pfarrer Georg Lehnert<br />

1961—1965 Kaplan Leander Walter<br />

1965—1970 Kaplan Alexander Ziegert<br />

1970—1974 Kaplan Michael Bautz<br />

1974—1978 Kaplan Dietmar Brosig<br />

1978—1983 Kaplan Johannes Groß<br />

1983—1984 Kaplan Clemens Elsner<br />

1984—1986 Kaplan Hans-Joachim Paschke<br />

1986—1990 Kaplan Roman Neumüll<br />

1990—1994 Kaplan Andreas Surek<br />

1994—2000 Kaplan Michael Gehrke<br />

seit 2000 Propst Lothar Vierhock<br />

Von 1938 bis 1949 war Kaplan Werner Quecke der gewählte Präses der Kolpingsfamilie. Aber er<br />

wurde bereits im Spätherbst 1939 zum Militär eingezogen und ist erst 1948 aus der Gefangenschaft<br />

wieder nach <strong>Leipzig</strong> zurückgekehrt. Während dieser Zeit haben Kaplan Rothstein, Kaplan<br />

Dr. Jung und Propst Dr. Spülbeck das Präsesamt in der Kolpingsfamilie wahrgenommen.<br />

45


Beim Ausflug mit der Partner-Kolpingsfamilie Gerlingen 2003 vor der Basilika in Wechselburg<br />

Besinnungswochenende 2005 in Mühlberg: Wir haben uns im Altarraum der Klosterkirche zusammengefunden,<br />

um über Wichtiges und weniger Wichtiges in unserem Leben nachzudenken<br />

46


Winterwanderung des Bezirksverbandes <strong>Leipzig</strong> 2005 von Schleußig nach Knauthain<br />

Josefstag des Bezirksverbandes <strong>Leipzig</strong> 2005 in Podelwitz: gemütliches Beisammensein im Pfarrgarten<br />

nach dem Gottesdienst in der herrlichen evangelischen Dorfkirche<br />

48


Aus der Geschichte<br />

des Bezirksverbandes <strong>Leipzig</strong><br />

Jetzt gibt es im Bezirksverband <strong>Leipzig</strong> 8 Kolpingsfamilien. Mitgliederzahl<br />

und Altersstruktur (mit Stand 31. 12. 2010) sind aus der folgenden Tabelle<br />

ersichtlich. Die Kolpingsfamilien sind nach der Reihenfolge ihrer Gründung<br />

aufgeführt.<br />

Kolpingsfamilie Mitgliederanzahl (Gesamt und nach Altersgruppen)<br />

Gesamt 18—22 23—29 30—39 40—49 50—59 60—69 70—79 80—89 90—99<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> 40 1 18 17 4<br />

<strong>Leipzig</strong>-Reudnitz 44 5 9 5 22 3<br />

Markranstädt 10 1 3 4 2<br />

Lpz.-Schönefeld 54 2 14 4 4 17 13<br />

<strong>Leipzig</strong>-Süd 46 1 1 1 1 11 22 7 2<br />

<strong>Leipzig</strong>-Zentral 36 3 13 5 10 5<br />

Borna 26 1 2 11 8 3 1<br />

<strong>Leipzig</strong>-Grünau 12 4 6 2<br />

Bezirksverband 268 3 17 22 36 34 59 79 16 2<br />

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts gab es einen Bezirksverband der westsächsischen<br />

Gesellenvereine. Erst 1993 wurde der Bezirksverband <strong>Leipzig</strong><br />

mit dem heutigen Zuschnitt gebildet, vorher gehörten beispielsweise die<br />

Kolpingsfamilien Greiz und Zeulenroda noch zum Regionalverband „Westteil<br />

des Bistums“.<br />

Mit der Beschränkung auf eine rein innerkirchliche Wirksamkeit der<br />

Kolpingsfamilien während der beiden deutschen Diktaturen musste deren<br />

Struktur im kirchlichen Rahmen bleiben, wobei die oberhalb der Pfarrei<br />

entwickelten Strukturen auf Dekanats- und Bistumsebene der Partei und<br />

Regierung in der DDR bereits ein Dorn im Auge waren (s. S. 33: Aktennotiz<br />

von Propst Pfeiffer vom 18. 5. 1960).<br />

Die Senioren der Kolpingsfamilien des Dekanates <strong>Leipzig</strong> stimmten bereits<br />

in den 1950-er <strong>Jahre</strong>n ihre Programme miteinander ab. Von Oktober 1954<br />

bis Juni 1967 konnte ein gemeinsames Programm der <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien<br />

gedruckt werden. In den Folgejahren erstellte jede Kolpingsfamilie<br />

ihr eigenes Programm. Ein gemeinsames Programm wurde erst wieder 1998<br />

bis 2001 gedruckt. Und seit 2002 fertigt wieder jede Kolpingsfamilie ihr<br />

eigenes Programm an, aber die Kolpingsfamilien stellen zusätzlich ihre<br />

Programme über den Internet-Verantwortlichen des Diözesanverbandes<br />

ins Internet, sodass es von allen Interessierten eingesehen werden kann.<br />

Damit soll erreicht werden, dass Interessenten, nicht nur Kolpingmitglieder,<br />

48<br />

49


die Kolpingabende anderer Kolpingsfamilien besuchen können, wenn sie ein<br />

Thema besonders anspricht. Die Erfahrung sagt, dass davon leider zu wenig<br />

Gebrauch gemacht wird. Aber in <strong>Leipzig</strong> gibt es andererseits so viele Angebote,<br />

dass es unmöglich ist, alles zu nutzen.<br />

Die Kolpingsfamilien standen in der DDR-Zeit unter dem Schutz des<br />

Bischofs. Dieser ernannte den Diözesanpräses und die Diözesanvizepräsides<br />

(„Dekanatspräsides“) und berief den Diözesansenior sowie die Diözesanvizesenioren<br />

für den Ostteil und den Westteil des Bistums. Die kirchliche<br />

Kolpingarbeit war Teil der Männerseelsorge bzw. später der Erwachsenenseelsorge<br />

des Bistums. Präsides und Senioren auf Diözesanebene waren<br />

offiziell „Bischöfliche Beauftragte für die kirchliche Kolpingarbeit“.<br />

In den Richtlinien für die kirchliche Kolpingarbeit im Bistum Meißen (gültig<br />

ab 9. September 1972) werden die Strukturen ausdrücklich beschrieben:<br />

Diözesanleitung: Diözesanpräses und Diözesansenior sowie Diözesanvizepräsides<br />

und Diözesanvizesenioren (jeweils für den Ost- und den Westteil<br />

der Diözese) und der Diözesanfamilienrat,<br />

Dekanatsleitung (regionale Zusammenschlüsse von Kolpingsfamilien):<br />

Dekanatspräses, Dekanatssenior und Dekanatsfamilienrat.<br />

Der Diasporasituation entsprechend wurden die Zusammenschlüsse auf<br />

Dekanatsebene sinngemäß verwirklicht, wobei hier mit „Dekanat“ nicht das<br />

Gebiet des damaligen Archipresbyterates, sondern eine Region gemeint war.<br />

Diözesanvizepräsides für den Westteil des Bistums (manchmal auch als<br />

„Dekanatspräsides“ bezeichnet) bzw. ab 1991 Bezirkspräsides waren:<br />

bis 1955 Propst Dr. Otto Spülbeck 1974—1984 Pfarrer Rudolf Birner<br />

1955—1960 Pfarrer Georg Lehnert 1984—1993 Pfarrer Johannes Groß<br />

seit 1961 Pf. Dr. Albert Dänhardt 1995—2004 Pater Bernhard Trilling<br />

1969—1974 Pfarrvikar Frank Ritter seit 2005 Pfarrer Thomas Schorcht<br />

Das Amt des Diözesanvizeseniors für den Westteil des Bistums Meißen (des<br />

„Dekanatsseniors“) bzw. seit 1991 des Bezirksvorsitzenden hatten inne:<br />

1967—1969 Werner Neugebauer 1991—1993 Gerhard Rudolph<br />

1969—1979 Gerhard Rudolph 1993—1996 Peter Petters<br />

1979—1986 Manfred Maciejewski seit 1996 Matthias Kretschmer<br />

1987—1991 Stephan Dierich<br />

Die Beziehungen zwischen den Kolpingsfamilien im Dekanat <strong>Leipzig</strong> haben<br />

sich schrittweise entwickelt. Spätestens seit Anfang der 1970-er <strong>Jahre</strong><br />

haben sich die Senioren der Kolpingsfamilien des Dekanates <strong>Leipzig</strong><br />

regelmäßig zum Dekanatsfamilienrat getroffen. Allerdings waren wir aus<br />

gutem Grund mit Niederschriften über den Inhalt von Versammlungen sehr<br />

sparsam. Die Bezeichnungen „Dekanatssenior“ bzw. „Bezirkssenior“ (bezogen<br />

auf den Westteil der Diözese) wurden als Synonyme benutzt.<br />

Jetzt werden im Bezirksvorstand gemeinsame Veranstaltungen und<br />

Aktionen abgesprochen und gegebenenfalls vorbereitet.<br />

50


Die Kolpinggedenktage feiern wir in Bezirksverband <strong>Leipzig</strong> abwechselnd in einer der<br />

<strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien; im <strong>Jahre</strong> 2001 waren wir in <strong>Leipzig</strong>-Grünau<br />

Die Kolpingsfamilien des Bezirksverbandes treffen sich jedes Jahr zu<br />

zentralen Veranstaltungen, dabei wechselt der Ort und die Verantwortlichkeit<br />

für die jeweilige Veranstaltung reihum in den Kolpingsfamilien.<br />

Eine lange Tradition — seit 1961 — hat dabei die gemeinsame Feier des<br />

Josefstages und des Kolpinggedenktages.<br />

Den Internationalen Weltgebetstag am 27. Oktober begehen wir ebenfalls<br />

gemeinsam.<br />

Schon vor längerer Zeit wurde ein gemeinsamer Bußgang der Kolpingsfamilien<br />

des Bezirksverbandes eingeführt. Jetzt wird anstelle des Bußganges<br />

eine Kreuzwegandacht gehalten.<br />

So kommen neue gemeinsame Veranstaltungen hinzu, es werden aber auch<br />

Veranstaltungen, die weniger Anklang finden, wieder gestrichen.<br />

Auf Anregung des Bezirkspräses wird seit 2006 ein Einkehrtag am Bußtag<br />

durchgeführt (in Sachsen ist dieser Tag noch arbeitsfrei). In der Regel<br />

nehmen etwa 60 Kolpingschwestern und -brüder daran teil.<br />

Sehr beliebt sind die jährlichen Wanderungen des Bezirksverbandes.<br />

Zunächst gab es eine Herbstwanderung und eine Winterwanderung, in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n nur noch eine Winterwanderung, wobei etwa 40 Wanderfreudige<br />

aus allen <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien verschiedene Strecken rings<br />

um <strong>Leipzig</strong> erwandern und geschichtsträchtige Orte besuchen.<br />

51


Die Gruppe der <strong>Leipzig</strong>er in Rom anlässlich der Seligsprechung Vater Kolpings im Oktober 1991<br />

Und aller 2 <strong>Jahre</strong> geht es zur Kolping-Wallfahrt nach Rosenthal<br />

52


Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Reudnitz<br />

Aus Nachforschungen im Bistumsarchiv in Bautzen geht hervor, dass am<br />

20. 12. 1927 in der Pfarrei St. Laurentius in <strong>Leipzig</strong> ein katholischer Gesellenverein<br />

mit 15 Mitgliedern gegründet wurde. Leider ist heute aus diesem<br />

Zeitraum wenig bekannt. Da eine Erwähnung der Kolpingsfamilie im<br />

Schematismus des <strong>Jahre</strong>s 1928 vorliegt, wurde uns durch das <strong>Kolpingwerk</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> als offizielles Gründungsdatum der 1. Januar 1928 bestätigt. Es<br />

ist nicht bekannt, wann dieser Verein seine Tätigkeit eingestellt hat.<br />

In den schweren <strong>Jahre</strong>n der Nachkriegszeit haben sich dann junge Männer<br />

in der Pfarrei ab 1951 im Sinne Adolph Kolpings zusammengeschlossen und<br />

die Wiedergründung der Kolpingsfamilie vorbereitet. In der heutigen Form<br />

besteht unsere Kolpingsfamilie seit dem 5. Mai 1952. In den folgenden<br />

<strong>Jahre</strong>n waren die jungen Kolpingbrüder in der Gemeinde und darüber<br />

hinaus sehr rege tätig. So ist besonders das Handwerkerdiakonat hervorzuheben.<br />

Die Kolpingbrüder leisteten viele <strong>Jahre</strong> jährlich über tausend freiwillige<br />

Aufbaustunden im Caritasheim Seelingstädt und mehrere hundert<br />

Stunden in der Außenstelle des St.-Elisabeth-Krankenhauses. Diese<br />

gemeinsame Arbeit festigte die Kolpingsfamilie und schweißte sie zusammen.<br />

Ab Dezember 1966 wurden die Frauen unserer Kolpingbrüder als<br />

gleichberechtigte Mitglieder in die Kolpingsfamilie integriert.<br />

Unserer Kolpingsfamilie gehören jetzt 20 Frauen und 24 Männer an, d. h.<br />

15 Ehepaare und 14 Einzelmitglieder. Das Durchschnittalter unserer<br />

Kolpingsfamilie beträgt 67 <strong>Jahre</strong>.<br />

Unser heutiges Wirken in enger Nähe zur Pfarrgemeinde ist von vielen<br />

Aktivitäten geprägt. Es wird durch unseren Präses Pfarrer Ulrich Dombrowsky<br />

nachhaltig unterstützt. Wir bemühen uns, die Gemeinde in unsere<br />

Tätigkeit einzubeziehen bzw. sie daran Anteil nehmen zu lassen. Das<br />

betrifft z. B. die Ehrung von langjährigen Mitgliedern innerhalb einer<br />

Gemeindemesse aus Anlass des Kolpinggedenktages, die Gestaltung einer<br />

Kreuzwegandacht, einer Maiandacht und einer Rosenkranzandacht.<br />

Darüber hinaus werden nahezu alle Kolpingabende offen für die<br />

Pfarrgemeinde durchgeführt. Die Themen erstrecken sich von religiöser<br />

Bildung über historische und zeitgeschichtliche Betrachtungen bis hin zu<br />

Gesundheitsfragen, aber auch zu musikalischen und geselligen Abenden.<br />

Innerhalb der Gemeinde sind trotz des erreichten Alters einige Kolpingschwestern<br />

und -brüder z. B. als Leiter eines Tanzkreises und von Seniorenkreisen,<br />

als Küster, Lektoren und Kommunionhelfer, im Kirchenchor sowie<br />

im Fahrdienst für Schulkinder, in der Caritas, dem Eine-Welt-Verein, im<br />

Pfarrgemeinde- und im Kirchenrat tätig. Kolpingmitglieder engagieren sich<br />

bei der Kirchenreinigung und bei anderen Einsätzen. Diese Aktivitäten<br />

werden von der Gemeinde wahrgenommen und geachtet, aber wir würden<br />

uns über eine stärkere Resonanz insbesondere durch Besuch unserer<br />

thematisch sehr vielseitigen Kolpingabende freuen.<br />

53


Ein besonderer Höhepunkt in letzter Zeit war die mit aktiver Unterstützung<br />

aller Mitglieder und unseres Präses gefeierte Heilige Messe und der<br />

anschließende gemeinsame Abend mit Teilnehmern der Internationalen<br />

Friedenswanderung in Bulgarien im September 2009. Von der Kolpingsfamilie<br />

Hollage und von <strong>Leipzig</strong>er Kolpingsfamilien haben 45 Kolpingschwestern<br />

und -brüder daran teilgenommen.<br />

Hinsichtlich der Partnerschaft mit anderen Kolpingsfamilien freuen wir<br />

uns, dass ein guter Kontakt zur Kolpingsfamilie Bobfingen in Baden-<br />

Württemberg besteht und weiter gepflegt wird.<br />

Kolpingsfamilie Markranstädt<br />

Die Kolpingsfamilie Markranstädt wurde am 3. Mai 1958 gegründet. Ihr<br />

gehören 3 Frauen und 7 Männer an, das sind 3 Ehepaare und 4 Einzelmitglieder.<br />

Das Durchschnittsalter beträgt 69,8 <strong>Jahre</strong>.<br />

Wenn von 10 Mitgliedern durchschnittlich 8 an den Kolpingabenden teilnehmen,<br />

ist das ein Zeichen für den guten Zusammenhalt dieser kleinen<br />

Gemeinschaft.<br />

Es geht aber nicht nur um den Zusammenhalt, sondern auch um das<br />

Wirken nach außen. Die Kolpingmitglieder sind in der Pfarrgemeinde aktiv<br />

und wirken mit im Kirchenvorstand, im Pfarrgemeinderat, als Lektoren<br />

und bei der Ausgestaltung der Kirche mit Blumenschmuck.<br />

Die Kolpingsfamilie igelt sich nicht ein, sondern heißt Gäste zu den Kolpingabenden<br />

herzlich willkommen.<br />

Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Schönefeld<br />

Der Pfarrer der Gemeinde, Geistlicher Rat Johannes Spetlak, hat 1957 sein<br />

Gemeindemitglied Manfred Maciejewski gebeten, einige der Jugendlichen<br />

der Pfarrei für die Ideen Adolph Kolpings zu begeistern. Unter der Patenschaft<br />

der Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Reudnitz arbeiteten zunächst 14 junge<br />

Männer probeweise zusammen mit dem Ziel, auch in Schönefeld eine<br />

Kolpingsfamilie zu gründen. Das ist am 6. Dezember 1958 erfolgt.<br />

Als 1970 Pfarrer Negwer nach Schönefeld kam, sorgte er dafür, dass Pfarrei<br />

und Kolpingsfamilie sich öffneten und aus ihrer den Verhältnissen<br />

geschuldeten „Sicherheitsnische“ hervortraten. Die Kolpingmitglieder haben<br />

sich in der Pfarrei und darüber hinaus als sehr aktiv erwiesen.<br />

Kolpingabende werden in der Regel 14-täglich montags durchgeführt. Das<br />

Programm ist vielseitig.<br />

1992 konnte eine eigene Jungkolpinggruppe gebildet werden. Da viele<br />

Jugendliche durch Ausbildung und Studium nicht mehr am Gruppenleben<br />

teilnehmen konnten, beschloss die Mitgliederversammlung der Jung-<br />

54


kolpinggruppe 2003, die Eigenständigkeit der Jungkolpinggruppe ruhen zu<br />

lassen. Leider hat sich in den letzten <strong>Jahre</strong>n ein Teil der jüngeren Kolpingmitglieder<br />

von der aktiven Mitarbeit zurückgezogen.<br />

Zur Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Schönefeld gehören 21 Frauen und 33 Männer,<br />

davon 16 Ehepaare und 22 Einzelmitglieder. Das Durchschnittsalter beträgt<br />

62,3 <strong>Jahre</strong>. An den Kolpingversammlungen nehmen meist 22—26 Mitglieder<br />

und 2—3 Gäste teil.<br />

Seit über 30 <strong>Jahre</strong>n besteht die Partnerschaft zur Kolpingsfamilie Opladen-<br />

Zentral. Am 5. September 1980 war der erste gemeinsame Kolpingabend.<br />

Bis 1989 konnten nur die Opladener nach <strong>Leipzig</strong> kommen; seit 1990 waren<br />

auch die <strong>Leipzig</strong>er Kolpingleute mehrfach in Opladen. Die Partnerschaft<br />

dient vor allem dem Austausch von Informationen über die Kolpingarbeit.<br />

Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Süd<br />

12 Mitglieder der in <strong>Leipzig</strong> im <strong>Jahre</strong> 1861 gegründeten Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong>, die im Territorium der Connewitzer St.-Bonifatius-Gemeinde<br />

wohnten, gründeten hier am 5. Juni 1966 die neue Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-Connewitz. Diese hat sich inzwischen dem geänderten Namen der<br />

Pfarrgemeinde angepasst und umbenannt in Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Süd.<br />

Jetzt gehören der Kolpingsfamilie 22 Frauen und 24 Männer an, das sind<br />

15 Ehepaare und 16 Einzelmitglieder. Das Durchschnittsalter der Kolpingsfamilie<br />

<strong>Leipzig</strong>-Süd beträgt 71,43 <strong>Jahre</strong>.<br />

Wir können auf eine der Tradition entsprechende Mitarbeit der<br />

Kolpingsfamilie in der Gemeinde zurückschauen. Dies betrifft vor allem die<br />

Kreuzweg-, Marien- und Rosenkranzandachten, die Roratemessen und die<br />

Andacht zu Christi Himmelfahrt.<br />

Die Kontaktpflege zu unserer Gemeinde und zu den Partner-Kolpingsfamilien<br />

Billerbeck und Krombach ist uns sehr wichtig.<br />

Die Themen der Kolpingabende sind so gewählt, dass sie auch die Gemeinde<br />

interessieren könnten. Unsere Abende werden im Gemeindeblatt „Bonifatiusbote“,<br />

im Schaukasten und in den sonntäglichen Vermeldungen angekündigt.<br />

Diese Einladungen werden aber leider relativ wenig genutzt.<br />

Hervorzuheben sind die Einsätze und Aktivitäten einzelner Mitglieder bei<br />

Diensten in der Gemeinde, wie z. B. Kirchenreinigung, Kirchenchor,<br />

Kommunionhelfer, Caritashelferkreis, monatliche Arbeitseinsätze im<br />

Gemeindehaus, in Pfarrgarten und Kirche.<br />

Seit nunmehr fast 30 <strong>Jahre</strong>n pflegen wir die Begegnungen mit den<br />

Bewohnern des Caritas-Altenpflegeheims St. Gertrud in Engelsdorf: der<br />

Faschingsnachmittag und die Adventsfeier — zusammen mit den Bläsern der<br />

evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde — sind uns ein besonderes Anliegen.<br />

55


Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Zentral<br />

In Zeiten des DDR-Regimes war verbandliche Arbeit verboten. Trotzdem<br />

gab es mutige Kolpinger, die die Kolpingphilosophie in das Leben einbrachten,<br />

sich für die Ideen von Adolph Kolping einsetzten und in den Kirchgemeinden<br />

und im gesellschaftlichen Leben umsetzten. So war es möglich,<br />

dass sich im September 1981 in der <strong>Leipzig</strong>er <strong>Propstei</strong>gemeinde eine Kolpingjugendgruppe<br />

mit dem Anliegen, eine eigene Kolpingsfamilie zu gründen,<br />

zusammengefunden hat. Beim 1. Kolpingjugendtag des Bistums Dresden-<br />

Meißen vom 8. bis 10. 10. 1982 (mit 160 Teilnehmern) wurde schließlich die<br />

Idee geboren, die eigenständige Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Zentral „Junge<br />

Erwachsene“ für das Dekanat <strong>Leipzig</strong> zu gründen. Dies wurde am 4. 12. 1982<br />

umgesetzt: 15 Jugendliche wurden in den Kolpingverband aufgenommen.<br />

Trotz mancher Schwierigkeiten nahm unsere Kolpingsfamilie ihre Arbeit<br />

auf, sie entwickelte sich weiter und war voller Ideen und Tatendrang.<br />

1992 wurde dann der Kolpingjugend <strong>Leipzig</strong> e. V. gegründet, welcher Maßnahmen<br />

für Kinder- und Jugendarbeit sowie Familienarbeit durchführte<br />

und durchführt.<br />

So wurden bis 2006 im Leistungsbereich Jugendhilfe vielfältige Projekte<br />

realisiert, indem 4 Offene Häuser, Schulsozialarbeit an 2 Schulen und<br />

Streetwork im <strong>Leipzig</strong>er Land möglich waren. Ebenso wird die 1992<br />

begonnene offene Kinder- und Jugendarbeit im Haus „KOJULE“ zwei- bis<br />

dreimal im Jahr mit dem besonderen Highlight einer Bildungswoche für<br />

christliche und nichtchristliche Kinder und Jugendliche fortgeführt.<br />

Regelmäßig nehmen die Betreuer der Kinder- und Jugendwoche an Multiplikatorenschulungen<br />

teil.<br />

Durch Mitarbeit der Kolpingsfamilie/Kolpingjugend wird der Kinder- und<br />

Jugendtreff „KOJULE“ in <strong>Leipzig</strong>-Plagwitz, jetzt in Leutzsch unterstützt.<br />

Seit 2006 befindet sich dieser Jugendtreff in Trägerschaft der Caritas.<br />

Des Weiteren feiern wir jeweils zu <strong>Jahre</strong>sbeginn einen gemeinsamen<br />

Gottesdienst, vor Ostern findet ein Sederabend statt, es gibt das Angebot<br />

eines Osterspaziergangs. Wir gestalten das Stadtteilfest in Leutzsch mit,<br />

machen jedes Jahr einen Herbstausflug (Familienkurs) und am 1. Advent<br />

findet ein Adventskranzbinden statt. Zusätzlich werden selbstverständlich<br />

die Angebote des Bezirks-, Diözesan- und Bundesverbandes wahrgenommen.<br />

Mitglieder unserer Kolpingsfamilie nehmen Verantwortung in verschiedenen<br />

Funktionen im Diözesan- sowie im Bundesverband wahr.<br />

Unserer Kolpingsfamilie gehören 23 Frauen und 13 Männer an; das sind<br />

5 Ehepaare und 26 Einzelmitglieder. Das Durchschnittsalter beträgt 36<br />

<strong>Jahre</strong>. Neben den 18 Jugendlichen und 18 Erwachsenen gehören zur<br />

Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Zentral noch 19 Kinder.<br />

56


Kolpingsfamilie Borna<br />

Die Kolpingsfamilie Borna wurde am 12. April 1984 unter Pfr. Klaus Hecht<br />

gegründet. Heinz-Jürgen Liebeskind brachte den Kolpinggedanken aus<br />

seiner Heimatgemeinde in Magdeburg mit und machte diesen hier bekannt.<br />

Der hiesige „Kreis junger Erwachsener“ erwies sich als nicht stabil und<br />

kaum geeignet, den aus der Pfarrjugend herausgewachsenen Gemeindemitgliedern<br />

eine dauernde katholische Gruppenzugehörigkeit zu bieten. Ziel<br />

war es, eine altersunabhängige Gemeinschaft zu gründen, die eine tragende<br />

Funktion in der Pfarrgemeinde übernimmt und die eine „Richtung“ anbot.<br />

Familienarbeit war unser Schwerpunkt, immer im Blick auf das große<br />

deutschlandweite und internationale <strong>Kolpingwerk</strong> — auch in der DDR-Zeit.<br />

Heute durch die Kolpingsfamilie etablierte Selbstverständlichkeiten im<br />

jährlichen Gemeindeleben sind der Kinderfasching, das regelmäßige Skatturnier,<br />

die Männerwallfahrt zum Klüschen Hagis, der Bußgang am Palmsonntag,<br />

das über 5 <strong>Jahre</strong> veranstaltete „Spielend helfen“ für Pf. Benno<br />

Kosmala in Nikaragua, das Sommerfest mit Volleyballturnier gemeinsam<br />

mit der Pfarrjugend, die regelmäßige gesungene Komplet mit anschließenden<br />

Bildungsabenden, das jährliche Adventbesinnungswochenende für Mitglieder<br />

und Nichtmitglieder. Der bei Gemeindefesten verwendete selbst<br />

gebaute Biertresen zum Fassbier-Ausschank geht auf die Kolpingsfamilie<br />

zurück.<br />

Ganz nebenbei haben alle Mitglieder erfahren, dass „man sich nicht aus den<br />

Augen verliert“. Es gibt noch so etwas wie Alltags-Solidarität.<br />

Übrigens wurde der in unserer Kirche angebrachte Kreuzweg durch unsere<br />

Partnerkolpingsfamilie Metelen im Münsterland mühsam durch Einnahmen<br />

beim Kartenspielen finanziert und uns großzügig geschenkt.<br />

Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-Grünau<br />

Am 30. November 1991 kam es zur Gründung unserer Kolpingsfamilie, der<br />

ersten und einzigen Neugründung im Bezirksverband <strong>Leipzig</strong> nach der<br />

Friedlichen Revolution. Alle, die dabei waren, sind bis heute stolz,<br />

Gründungsmitglieder zu sein. Alsbald wurden Aktivitäten spürbar, welche<br />

die Grundlagen einer familiären Atmosphäre der Wärme und Geborgenheit<br />

für viele <strong>Jahre</strong> sein sollten. Gerade der gemischten Altersstruktur innerhalb<br />

unserer Gemeinschaft war es zu verdanken, dass die Inhalte unserer<br />

Kolpingabende nie einseitig wurden. Ein gesunder Querschnitt durch alle<br />

Jahrgänge, die vielen Kinder und die damit verbundenen unterschiedlichen<br />

Temperamente und Interessen gaben der Gruppe die richtige Würze.<br />

Auch wenn sich die Zahl unserer Mitglieder seit der Gründung halbiert hat,<br />

gelingt es uns, die Idee Adoph Kolpings im Stadtteil <strong>Leipzig</strong>-Grünau wach zu<br />

57


halten. Unserer Kolpingsfamilie gehören jetzt 6 Frauen und 6 Männer an,<br />

und zwar 4 Ehepaare und 4 Einzelmitglieder. Unser Durchschnittsalter<br />

beträgt 52,67 <strong>Jahre</strong>.<br />

Als offene, generationenübergreifende Bildungs- und Aktionsgemeinschaft<br />

sind wir nach wie vor bemüht, viele Menschen anzuprechen. Höhepunkte<br />

sind immer wieder Themenabende mit Referenten aus Kirche, Politik oder<br />

Kultur. Unsere Treffen finden regelmäßig im Abstand von drei Wochen<br />

statt.<br />

Nicht zu vergessen sind die schon fast zur Tradition gewordenen Bildungs-<br />

und Erholungswochenenden in Thammenhain oder auf Schloss Schönburg<br />

bei Naumburg. Gerade hier wird die Zusammengehörigkeit im gemeinsamen<br />

Tun miteinander und füreinander deutlich.<br />

Weiterhin fest in unserem <strong>Jahre</strong>sprogramm sind: das Kolpingfrühstück mit<br />

den jungen Erwachsenen der Gemeinde, die Feier des Pessachfestes, die<br />

Gestaltung eines Kreuzweges sowie die Adventsfeier mit der befreundeten<br />

Markranstädter Kolpingsfamilie.<br />

Seit vielen <strong>Jahre</strong>n bringen sich unsere Mitglieder in die Gemeinde ein: ob<br />

im Chor, beim Küsterdienst, bei der Ausrichtung des Skatturnieres, bei der<br />

Organisation und Durchführung des ökumenischen Gemeindefaschings (im<br />

Elferrrat) und beim Laienspiel.<br />

Seit über 10 <strong>Jahre</strong>n engagieren sich Grünauer Kolpingschwestern und<br />

-brüder für der Verkauf von Weihnachtskarten und kleinen selbstgebastelten<br />

Geschenken für Projekte des <strong>Leipzig</strong>er Pfarrers Brack in Brasilien. Der<br />

Verkauf geschieht im Advent in vielen <strong>Leipzig</strong>er Gemeinden, in der<br />

Montessorie-Schule und im St.-Elisabeth-Krankenhaus.<br />

Partnerschaften bestanden nach der Gründung unserer Kolpingsfamilie zu<br />

zwei Kolpingsfamilien in den westlichen Bundesländern: einmal zu der<br />

Kolpingsfamilie Hückeswagen im Bergischen Land und zur Kolpingsfamilie<br />

Elzach im Schwarzwald. Es fanden regelmäßige Besuche statt.<br />

Heute beschränken sich die Kontakte auf persönliche freundschaftliche<br />

Beziehungen.<br />

58<br />

Wenn wir Gott bitten, dass er dies und das segnen wolle,<br />

so dürfen wir nicht müßig dabeistehen,<br />

die Augen bloß zum Himmel erheben und die Hände in den Schoß legen,<br />

als wenn unser Herrgott alles allein tun solle<br />

und wir nur das Zuschauen hätten,<br />

sondern unser Herrgott will auch,<br />

dass wir zu dem Gebet unsere eigenen Kräfte anspannen sollen,<br />

und zwar besonders an dem Werke, für das wir den Segen erflehen.<br />

Adolph Kolping, 1854


In der Gegenwart muss unser Wirken<br />

die Zukunft im Auge behalten,<br />

sonst ist unser Streben töricht<br />

und wird keinen rechten Sinn tragen können<br />

Wenn wir bei diesem Jubiläum nur zurück blicken, haben wir das Ziel verfehlt.<br />

„Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen!“, sagt Vater Kolping.<br />

Und so wollen wir in Gottvertrauen hier und heute das tun, was wir nach<br />

besten Kräften leisten können in der Familie, im Beruf, in der<br />

Pfarrgemeinde und nicht zuletzt in der Gesellschaft. „Das Christentum ist<br />

nicht bloß für die Kirche und für die Betkammern, sondern für das ganze<br />

Leben“, mahnt Adolph Kolping.<br />

Aus diesem Grunde dürfen wir uns nicht auf eine rein innerkirchliche<br />

Tätigkeit beschränken; es genügt auch nicht, wenn wir unsere Kräfte darin<br />

verzehren, das Leben der Kolpingsfamilie aufrecht zu erhalten und mit<br />

guten Freunden angenehme Stunden zu verbringen. Unser Auftrag ist es, in<br />

die Welt hinein zu wirken, denn die Kolpingsfamilie soll<br />

— ihre Mitglieder befähigen, sich als Christen in der Welt zu bewähren,<br />

— ihren Mitgliedern, aber auch Nichtmitgliedern, Lebenshilfen anbieten,<br />

— durch die Aktivitäten ihrer Mitglieder auf der Grundlage der katholischen<br />

Soziallehre das Gemeinwohl fördern und an der ständigen<br />

Erneuerung von Kirche und Gesellschaft mitwirken.<br />

Das ist die in der Satzung der Kolpingsfamilie verankerte Zielstellung.<br />

Kolping hat in seinen Reden und Schriften immer wieder darauf hingewiesen,<br />

dass wir missionarisch wirksam werden müssen:<br />

„Das Christentum besteht nicht in schönen Worten<br />

und leeren Redensarten,<br />

es muss tätig, hingebend, aufopfernd geübt werden,<br />

sodass es sich auch im Äußeren ausprägt<br />

und auf die Umgebung mit übergeht.“<br />

Wollen wir die soziale, gesellschaftliche Zielstellung der Kolpingsfamilien<br />

mit wenigen Worten darstellen, so müssen wir nicht unbedingt Adolph<br />

Kolping zitieren. Karl-Heinrich Waggerl hat einmal treffend gesagt:<br />

„Jeder möchte die Welt verbessern und jeder könnte es auch,<br />

wenn er nur bei sich selber anfangen würde.“<br />

Also fangen wir an! Und vertrauen wir auf Gott!<br />

„Gott stellt jeden dahin, wo er ihn braucht!“ (Adolph Kolping).<br />

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60<br />

Die Josefsfahne des<br />

Katholischen<br />

Gesellenvereins<br />

<strong>Leipzig</strong>.<br />

St. Josef ist der<br />

Schutzpatron des<br />

Gesellenvereins und<br />

des <strong>Kolpingwerk</strong>es<br />

Drei Gesellen des Katholischen<br />

Gesellenvereins <strong>Leipzig</strong><br />

vor dem Kolpingdenkmal<br />

beim Internationalen Gesellentag<br />

zu Pfingsten 1922 in Köln


IN DANKBARKEIT UND EHRFURCHT<br />

GEDENKEN WIR<br />

DER VERSTORBENEN DER KOLPINGSFAMILIE LEIPZIG-PROPSTEI :<br />

DES GRÜNDERPRÄSES DES GESELLENVEREINS,<br />

PRÄLAT JOSEPH JUHR,<br />

DER PRÄSIDES DER KOLPINGSFAMILIE,<br />

DER SENIOREN UND VORSITZENDEN<br />

UND ALLER KOLPINGSCHWESTERN UND KOLPINGBRÜDER<br />

DER HERR SCHENKE IHNEN SEINEN FRIEDEN


Unser Jubiläumsprogramm<br />

am Samstag, dem 14. Mai 2011<br />

14 Uhr Eröffnung und Begrüßung der Gäste<br />

Festvortrag unseres Bundespräses Msgr. Ottmar Dillenburg :<br />

„Auf unser tätiges Christentum kommt es an!“<br />

Kolpingmitglieder und Kolpingsfamilien<br />

genügen sich nicht selbst,<br />

sondern engagieren sich nach ihren Kräften<br />

in Kirche und Gesellschaft<br />

Grußworte zum Jubiläum<br />

16 Uhr Pause mit Möglichkeiten zu Begegnungen und Gesprächen<br />

bei Kaffee, Kuchen und Imbissangeboten<br />

18 Uhr Festgottesdienst zum Jubiläum<br />

mit den Präsides von Kolpingsfamilie,<br />

Kolping-Bezirksverband, Kolping-Diözesanverband<br />

und <strong>Kolpingwerk</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Die Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong><br />

gedenkt am Dienstag, dem 10. Mai 2011, ihrer verstorbenen Mitglieder:<br />

15 Uhr Besuch der Priestergräber auf dem Südfriedhof mit dem Grab<br />

des Gründers des Katholischen Gesellenvereins zu <strong>Leipzig</strong>,<br />

Prälat Joseph Juhr<br />

18 Uhr Gedächtnisgottesdienst für alle verstorbenen Mitglieder<br />

Herausgeber: Kolpingsfamilie <strong>Leipzig</strong>-<strong>Propstei</strong> und Kolping-Bezirksverband <strong>Leipzig</strong><br />

Druck: OsirisDruck GbR, <strong>Leipzig</strong>. www.osirisdruck.de

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