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13.02.2013 Aufrufe

94 vertreten und nicht sach- bzw. lösungsorientiert diskutieren. Durch die formale Funktion des Landesausschusses ergeben sich also viel häufiger Probleme, die durch die Funktion und Einbindung der beteiligten Personen in ihre jeweiligen Organisationen bestimmt sind. Als erstes Zwischenfazit ist festzuhalten: Aufgrund der genannten Kritikpunkte an dem gesetzlich vorgeschriebenen Gremium hat sich mit der Hamburger Initiative und ihrer Unterarbeitsgruppe Jugend in Ausbildung und Arbeit eine Parallelstruktur mit politischer Unterstützung auf höchster politischer Ebene entwickelt. Dabei ist bemerkenswert, dass nahezu die gleichen Personen in den Gremien kooperieren, allerdings mit ganz unterschiedlichen Arbeitskulturen: „Landesausschuss und Arbeitsgruppe haben personelle Überlappung, aber nicht eine totale, haben zum Teil eine gleiche Themenstellung, aber eine völlig andere Arbeitsweise. Der Arbeitskreis ist relativ pragmatisch an Ergebnissen orientiert, der Landesausschuss hat rituelle Abstimmungsregelungen mit Beteiligungsrechten.“ Im Einzelnen werden von den Interviewten folgende Vorteile bezüglich der Effizienz und Effektivität der Arbeitsgruppe Jugend in Arbeit und Ausbildung benannt: • politische Anbindung auf höchster politischer Ebene (Bürgermeister), weil die Arbeitsgruppe Jugend in Arbeit und Ausbildung eine Arbeitsgruppe der Hamburger Initiative für Arbeit & Ausbildung ist, was eine hohe Akzeptanz mit sich bringt; • häufige und regelmäßige Treffen ohne größere Formalien: „Wir haben uns eine ganze Weile alle acht Wochen getroffen ...“. „Wir arbeiten kurzfristig und haben keine Ladungsfristen“; • kleines Gremium, mit sehr kompetenten Arbeitsgruppenmitgliedern: „... diejenigen die da sitzen, die haben Ahnung und die haben Prokura, d. h., die können entscheiden“; • die Arbeitsgruppenmitglieder diskutieren sachorientiert an der Thematik und nicht so sehr aus ihrer Funktion und Einbindung in ihre Organisation: „... also in der Gruppe wird kaum zum Fenster rausgeredet. Das wird nur im Landesausschuss für Berufsbildung getan. Hier müssen wir nichts fürs Protokoll sagen“; • keine hierarchische Struktur mit Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden usw., d. h., die Vertreterinnen und Vertreter aller Institutionen sind in der Arbeitsgruppe gleichberechtigt; • die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsverwaltung sind nicht nur wie im Landesausschuss in einer beratenden Funktion tätig, sondern sind feste Mitglieder in der Arbeitsgruppe; dies wird als wichtig angesehen, weil „... das Arbeitsamt mit seinen Instrumentarien und Finanzierungsmöglichkeiten ein ganz entscheidender Partner ist“; • im Gegensatz zum Landesausschuss ist in der Arbeitsgruppe auch der Landesjugendhilfeausschuss vertreten; • gute Moderation;

• gutes, vertrauensvolles Arbeitsklima: „... wir haben natürlich auch Kontroversen, die werden anders, in einem anderem Klima ausgetragen.“ „Wir sind wenige, die sich im Wesentlichen vertrauen“. Nach Einschätzung der Befragten ist also die Kooperationsstruktur in der Hamburger Initiative für Arbeit & Ausbildung mit ihrer Arbeitsgruppe Jugend in Ausbildung und Arbeit effizient und effektiv, um individuelle, kohärente, flexible und betriebsnahe Förderangebote zu entwickeln. Allerdings ist diese Kooperationsstruktur nicht allen für die vorberufliche und berufliche Bildung relevanten Akteurinnen und Akteuren transparent, weil sich z. B. die Vertreterinnen und Vertreter der Bildungsträger wie folgt äußerten: „Ich kann gar nicht beurteilen, was auf der Landesebene so passiert. Ich merke nur, es gibt Absprachen, aber die betreffen nur einzelne Maßnahmen, z. B. in der Berufsausbildung gibt es ein Programm der Stadt Hamburg, und es gibt da Programme des Arbeitsamtes Hamburg, und beide Institutionen setzen sich auf Leitungsebene zusammen, um abzuklären, wie viele Plätze wer zur Verfügung stellt. Aber es gibt sicherlich keine Absprache in Bezug auf ein Gesamtkonzept zur Förderung benachteiligter Jugendlicher.“ Insgesamt lässt sich nach Angaben der Bildungsträger festhalten, dass sie nicht an der Gremienarbeit auf Landesebene beteiligt sind, auch nicht als beratende Mitglieder oder Gäste. Diese Ergebnisse deuten auf zwei Ansätze zur Weiterentwicklung der bestehenden Kooperationsstrukturen hin: Zum einen könnte die Öffentlichkeitsarbeit zu den Kooperationsaktivitäten auf Landesebene verstärkt werden. Zum anderen könnten auch auf Landesebene die Träger mit ihren Detailkenntnissen über die jugendlichen Zielgruppen und pädagogischen Konzepte in beratender Funktion stärker einbezogen werden. (2) Problemlagen beim Aufbau von lokalen und regionalen Kooperationsnetzen In Anlehnung an die oben genannten Faktorengruppen (vgl. Kapitel 4.3) wurden von den Expertinnen und Experten der Landesebene und der Bildungsträger aufgrund ihrer Erfahrungen in Arbeitsgruppen folgende Problemlagen genannt, die durch Einzelzitate verdeutlicht werden: Subjektive Faktoren: • Kommunikationsbarrieren aufgrund persönlicher Antipathien: „Es gibt Kommunikationsbarrieren unter den Verbandsvertretern, die sich einfach aus anderen Gesprächen lieben gelernt haben und zwar manchmal so doll lieben gelernt haben, dass es oftmals der Sachdiskussion nicht zuträglich ist.“ • Abwertungen der Partnerinnen und Partner: z. B. durch Vorwürfe und die Pflege von Vorurteilen, wie die anderen sind, „unkreative, hüftsteife Akteure“, die „nur aus politischen Gründen propagieren, aktives Interesse an einer Kooperation zu haben.“ • Angst vor Veränderungen und Ignoranz dieser Ängste: „Das ist natürlich auch mit viel Angst vor Veränderungen verbunden, da jetzt eine Chance zu erkennen, und da muss man ganz nachhaltig sein und die Ängste dann auch wahrnehmen.“ 95

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Als erstes Zwischenfazit ist festzuhalten: Aufgrund der genannten Kritikpunkte an dem<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Gremium hat sich mit der Hamburger Initiative und ihrer<br />

Unterarbeitsgruppe Jugend in Ausbildung und Arbeit eine Parallelstruktur mit politischer<br />

Unterstützung auf höchster politischer Ebene entwickelt. Dabei ist bemerkenswert,<br />

dass nahezu die gleichen Personen in den Gremien kooperieren, allerdings mit<br />

ganz unterschiedlichen Arbeitskulturen: „Landesausschuss und Arbeitsgruppe haben<br />

personelle Überlappung, aber nicht eine totale, haben zum Teil eine gleiche Themenstellung,<br />

aber eine völlig andere Arbeitsweise. Der Arbeitskreis ist relativ pragmatisch<br />

an Ergebnissen orientiert, der Landesausschuss hat rituelle Abstimmungsregelungen<br />

mit Beteiligungsrechten.“ Im Einzelnen werden von den Interviewten folgende Vorteile<br />

bezüglich der Effizienz und Effektivität der Arbeitsgruppe Jugend in Arbeit und Ausbildung<br />

benannt:<br />

• politische Anbindung auf höchster politischer Ebene (Bürgermeister), weil die<br />

Arbeitsgruppe Jugend in Arbeit und Ausbildung eine Arbeitsgruppe der Hamburger<br />

Initiative für Arbeit & Ausbildung ist, was eine hohe Akzeptanz mit sich bringt;<br />

• häufige und regelmäßige Treffen ohne größere Formalien: „Wir haben uns eine<br />

ganze Weile alle acht Wochen getroffen ...“. „Wir arbeiten kurzfristig und haben<br />

keine Ladungsfristen“;<br />

• kleines Gremium, mit sehr kompetenten Arbeitsgruppenmitgliedern: „... diejenigen<br />

die da sitzen, die haben Ahnung und die haben Prokura, d. h., die können entscheiden“;<br />

• die Arbeitsgruppenmitglieder diskutieren sachorientiert an der Thematik und nicht<br />

so sehr aus ihrer Funktion und Einbindung in ihre Organisation: „... also in der<br />

Gruppe wird kaum zum Fenster rausgeredet. Das wird nur im Landesausschuss für<br />

Berufsbildung getan. Hier müssen wir nichts fürs Protokoll sagen“;<br />

• keine hierarchische Struktur mit Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden usw.,<br />

d. h., die Vertreterinnen und Vertreter aller Institutionen sind in der Arbeitsgruppe<br />

gleichberechtigt;<br />

• die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsverwaltung sind nicht nur wie im<br />

Landesausschuss in einer beratenden Funktion tätig, sondern sind feste Mitglieder<br />

in der Arbeitsgruppe; dies wird als wichtig angesehen, weil „... das Arbeitsamt mit<br />

seinen Instrumentarien und Finanzierungsmöglichkeiten ein ganz entscheidender<br />

Partner ist“;<br />

• im Gegensatz zum Landesausschuss ist in der Arbeitsgruppe auch der<br />

Landesjugendhilfeausschuss vertreten;<br />

• gute Moderation;

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