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38 (Stöbe 1992; Freidinger/Schulze-Böing 1995; Hild 1997). Dagegen ist die systematische Befassung mit den eigentlichen Voraussetzungen und den erforderlichen Schritten zur Initiierung und Umsetzung einer erfolgreichen Kooperation noch selten und erst in jüngerer Vergangenheit zu finden. 17 Aus diesem Grund soll in diesem Abschnitt ein idealtypischer Verlauf dargestellt werden, der aus eigenen Erfahrungen der Autorinnen und Autoren mit der Bildung von Netzwerkstrukturen im Bereich der lokalen und regionalen Ausbildungsmarktpolitik entwickelt wurde. 4.4.1 Grundlegende ‚Regeln‘ für den Aufbau von Kooperationsnetzen Zunächst muss ausdrücklich auf fünf grundlegende Punkte hingewiesen werden, die kontinuierlich im gesamten Aufbau- und Entwicklungsprozess von Kooperationsnetzen zu beachten sind: (1) schrittweises Vorgehen, (2) Sicherung politischer Unterstützung, (3) Berücksichtigung vorhandener Kooperationen, (4) Bereitschaft zum Einsatz von Zeit, Geld und Personal sowie (5) Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit. (1) Schrittweises Vorgehen Das Niveau der Zusammenarbeit darf anfangs nicht zu hoch angesetzt werden. Gewünschte Partnerinnen und Partner sind ebenso schrittweise zu überzeugen, wie die Ziele und Aufgaben der Kooperation niedrigschwellig und sukzessiv festgelegt werden sollten. Dies hauptsächlich aus zwei Gründen: Zum einen stellt eine Zusammenarbeit auch immer einen Eingriff in liebgewonnene Handlungsfelder dar, die bislang unabhängig bearbeitet worden sind, und zum anderen kann das Ausbleiben eines Erfolgs für ein ambitioniertes Vorhaben Frustrationen auslösen, die die Hürden für eine erfolgreiche Kooperation immer höher setzen. Die Ziele und Aufgaben der Zusammenarbeit sind ebenso mit Bedacht zu wählen wie der Kreis der Partnerinnen und Partner. Es muss ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass hier keineswegs möglichst weitgehende Kooperationen zwischen möglichst vielen Beteiligten eingefordert werden. Eine solche Forderung würde die Gefahr von lähmenden Abstimmungsprozessen und die Erzielung von Lösungen auf kleinstem gemeinsamen Nenner riskieren, anstatt sich auf die den jeweiligen Anforderungen angemessene Bündelung von Handlungsressourcen zu konzentrieren. Eine Zusammenarbeit mit anderen Akteurinnen und Akteuren ist eine höchst sensibel zu handhabende Angelegenheit, da sie stets auch einen Eingriff in institutionelle oder persönliche Handlungsautonomien darstellt und damit Freiheiten beschneiden kann. Ein zentraler Leitsatz der Zusammenarbeit sollte also lauten: „Soviel Kooperation wie nötig, aber sowenig Kooperation wie möglich!“ 17 Vgl. hierzu Bennewitz 2000; BLK 2000; Sänger 2000; Bertelsmann Stiftung u. a. 2001.
Sicherung politi- Schrittweises Sicherung politi- Schrittweises scher Unterstützung Vorgehen scher Unterstützung Vorgehen Bereitschaft zum Einsatz Bereitschaft zum Einsatz von Zeit, Geld und Personal von Zeit, Geld und Personal Transparenz und Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit Öffentlichkeitsarbeit prozessbegleitend Aufgaben Aufgaben (Was?) (Was?) Ergreifen der Initiative Ergreifen der Initiative Partnerfindung, Vertrauensbildung Partnerfindung, politische Vertrauensbildung Unterstützung politische Unterstützung Identifizierung gemeinsamer Interessen Identifizierung und Erwartungen, gemeinsamer Interessen Zielfindung und Erwartungen, Zielfindung Identifizierung und Analyse Identifizierung von lokalen Problemen, und Analyse Bedarfen von lokalen und Bedürfnissen Problemen, Bedarfen und Bedürfnissen Planung eines lokalen Entwicklungskonzepts Planung eines lokalen Entwicklungskonzepts Implementation des Entwicklungskonzepts Implementation des Entwicklungskonzepts Prozessevaluation Prozessevaluation Arbeitsamt Arbeitsamt ☺ ☺ ☺ Akteure Akteure (Wer?) (Wer?) Abbildung 2: Allgemeine Handlungsschritte zum Aufbau von Netzwerken Um der Entstehung von Widerständen vorzubeugen, sollte deshalb zunächst eine Zusammenarbeit in Aufgaben gesucht werden, über deren Notwendigkeit und deren Bearbeitungsmöglichkeiten mit großer Wahrscheinlichkeit ein lokaler bzw. regionaler Konsens – und sei es nur ein Minimalkonsens – erzielt werden kann. Den Kooperationspartnerinnen und -partnern ist deutlich zu machen, dass sie an einem langfristigen Prozess teilnehmen und Erfolge nicht von heute auf morgen zu erwarten sind. (2) Sicherung politischer Unterstützung Handlungsschritte Handlungsschritte (Wie?) (Wie?) Initiator Initiator Problembeschreibung und Zielbestimmung Problembeschreibung durch Initiator und Zielbestimmung durch Initiator Moderation Moderation Politik Politik Verdeutlichung der Notwendigkeit und Verdeutlichung des Nutzens der der Notwendigkeit Kooperation und des Nutzens der Kooperation Erfahrungs- und Informationsaustausch,Erfahrungsgemeinsame und Informations- Zielfindung austausch, gemeinsame Zielfindung Sozialamt Sozialamt Jugendamt Jugendamt Bestimmung von Ansprech- Bestimmung partnern in von Ämtern Ansprechpartnern in Ämtern ☺ ☺ ☺ Strategisches Strategisches Netzwerk Netzwerk ☺ ☺ ☺ ☺ Strategisches Strategisches Netzwerk Netzwerk ☺ ☺ ☺ ☺ Operatives Operatives Netzwerk Netzwerk ☺ ☺ ☺ ☺ Kontrakt zum Aufbau des strategischen Kontrakt zum Netzwerks Aufbau des strategischen Netzwerks Erfassung des lokalen Angebots Erfassung und der lokalen des lokalen Nachfrage Angebots und der lokalen Nachfrage Identifizierung und Ansprache Identifizierung lokaler Schlüsselpersonen und Ansprache lokaler Schlüsselpersonen Fachtagung zu lokalen Problemen, Fachtagung zu lokalen Problemen, Bedarfen und Bedürfnissen Bedarfen und Bedürfnissen Deklaration/Kontrakt zum Aufbau Deklaration/Kontrakt des operativen Netzwerks zum Aufbau des operativen Netzwerks Workshops und Arbeitsgruppen Workshops und Arbeitsgruppen zum lokalen Entwicklungskonzept zum lokalen Entwicklungskonzept Strategisches Strategisches Netzwerk Netzwerk Beschluss und Operationalisierung Beschluss und Operationalisierung des lokalen Entwicklungskonzepts des lokalen Entwicklungskonzepts Auftragsvergabe zur Projekt- Auftragsvergabe zur Projektentwicklung und -umsetzung entwicklung und -umsetzung (Wiss.) Begleitung (Wiss.) Begleitung Prozessauswertung, Handlungs- Prozessauswertung, Handlungsempfehlungen und Diskussion empfehlungen und Diskussion Grundsätzlich ist im gesamten Kooperationskontext – insbesondere aber in der Anfangsphase – ohne die Unterstützung und Mitarbeit der politischen Spitzen der Kommunen und gegebenenfalls – insbesondere bei den Stadtstaaten – des jeweiligen Bundeslandes eine wirkungsvolle Zusammenarbeit kaum zu verwirklichen. Nur durch den persönlichen, aktiven Einsatz hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik kann einer lokalen und regionalen Ausbildungsmarktpolitik der nötige hohe Stellenwert vermittelt werden, der auch andere Akteurinnen und Akteure zur Zusammenarbeit motiviert. Die politischen Spitzen auf lokaler und regionaler Ebene müssen nicht zuletzt auch deswegen frühzeitig einbezogen werden, weil nur sie politische Entscheidungsprozesse erleichtern und beschleunigen können. 39
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(Stöbe 1992; Freidinger/Schulze-Böing 1995; Hild 1997). Dagegen ist die systematische<br />
Befassung mit den eigentlichen Voraussetzungen und den erforderlichen Schritten<br />
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idealtypischer Verlauf dargestellt werden, der aus eigenen Erfahrungen der Autorinnen<br />
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Ausbildungsmarktpolitik entwickelt wurde.<br />
4.4.1 Grundlegende ‚Regeln‘ für den Aufbau von Kooperations<strong>net</strong>zen<br />
Zunächst muss ausdrücklich auf fünf grundlegende Punkte hingewiesen werden, die<br />
kontinuierlich im gesamten Aufbau- und Entwicklungsprozess von Kooperations<strong>net</strong>zen<br />
zu beachten sind: (1) schrittweises Vorgehen, (2) Sicherung politischer Unterstützung,<br />
(3) Berücksichtigung vorhandener Kooperationen, (4) Bereitschaft zum Einsatz von<br />
Zeit, Geld und Personal sowie (5) Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
(1) Schrittweises Vorgehen<br />
Das Niveau der Zusammenarbeit darf anfangs nicht zu hoch angesetzt werden.<br />
Gewünschte Partnerinnen und Partner sind ebenso schrittweise zu überzeugen, wie die<br />
Ziele und Aufgaben der Kooperation niedrigschwellig und sukzessiv festgelegt werden<br />
sollten. Dies hauptsächlich aus zwei Gründen: Zum einen stellt eine Zusammenarbeit<br />
auch immer einen Eingriff in liebgewonnene Handlungsfelder dar, die bislang unabhängig<br />
bearbeitet worden sind, und zum anderen kann das Ausbleiben eines Erfolgs für ein<br />
ambitioniertes Vorhaben Frustrationen auslösen, die die Hürden für eine erfolgreiche<br />
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Die Ziele und Aufgaben der Zusammenarbeit sind ebenso mit Bedacht zu wählen wie<br />
der Kreis der Partnerinnen und Partner. Es muss ausdrücklich darauf hingewiesen<br />
werden, dass hier keineswegs möglichst weitgehende Kooperationen zwischen möglichst<br />
vielen Beteiligten eingefordert werden. Eine solche Forderung würde die Gefahr<br />
von lähmenden Abstimmungsprozessen und die Erzielung von Lösungen auf kleinstem<br />
gemeinsamen Nenner riskieren, anstatt sich auf die den jeweiligen Anforderungen<br />
angemessene Bündelung von Handlungsressourcen zu konzentrieren. Eine Zusammenarbeit<br />
mit anderen Akteurinnen und Akteuren ist eine höchst sensibel zu handhabende<br />
Angelegenheit, da sie stets auch einen Eingriff in institutionelle oder persönliche<br />
Handlungsautonomien darstellt und damit Freiheiten beschneiden kann. Ein zentraler<br />
Leitsatz der Zusammenarbeit sollte also lauten: „Soviel Kooperation wie nötig, aber<br />
sowenig Kooperation wie möglich!“<br />
17 Vgl. hierzu Bennewitz 2000; BLK 2000; Sänger 2000; Bertelsmann Stiftung u. a. 2001.