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Schwerpunkt - BMELV-Forschung

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mit geschütztem Fett gefütterten Kühe gaben<br />

mehr Milch (42,8 gegenüber 39,1<br />

kg/d; P = 0,024) und sekretierten signifikant<br />

mehr Lactose als die Kontrolltiere,<br />

obwohl sie 1,9 kg Stärke weniger mit ihrer<br />

Diät aufnahmen (Abb. 3).<br />

Die Kühe der Versuchsgruppe wiesen<br />

im Blutplasma einen signifikant geringeren<br />

Gehalt an Insulin auf (11,4 gegenüber<br />

14,5 µU/ml, P = 0,01). Dies spricht dafür,<br />

dass die im Blut verfügbare Glucose zu einem<br />

geringeren Ausmaß im Muskel- und<br />

Fettgewebe verstoffwechselt wird und in<br />

höherem Anteil zum Euter transportiert<br />

werden kann, da das dafür verantwortliche<br />

Transportprotein insulinunabhängig<br />

ist.<br />

Um diese Annahme zu überprüfen, verfolgten<br />

wir den Verbleib der Glucose: Wir<br />

markierten die Glucose im Blut einiger<br />

Versuchstiere mit dem stabilen Isotop 13C<br />

und ermittelten dann die 13C-Ausscheidung<br />

im ausgeatmeten Kohlendioxid. Die<br />

in der Abbildung 4 dargestellten Ergebnisse<br />

zeigen, dass die Kühe bei Fettfütterung<br />

die im Blut verfügbare Glucose zu einem<br />

geringeren Ausmaß oxidieren als die Kühe<br />

der Kontrollgruppe.<br />

Die Untersuchungen ergaben weiterhin,<br />

dass es möglich ist, über die Einbeziehung<br />

von geschütztem Fett in die Diät der<br />

Kühe auch das Fettsäuremuster des Milch-<br />

g/100 g Fettsäure<br />

4.4<br />

3.3<br />

2.2<br />

1.1<br />

0.0<br />

t9t12<br />

c9t13<br />

t8c13<br />

c9t12<br />

Kontrollgruppe Versuchsgruppe<br />

fettes zu beeinflussen. In der Abbildung 5<br />

wird das am Beispiel der Fettsäuren mit 18<br />

C-Atomen und jeweils zwei Doppelbindungen<br />

verdeutlicht. Es ist zu erkennen,<br />

dass die Gehalte an Linolsäure (cis 9,cis<br />

12) und an der konjugierten Linolsäure<br />

(CLA) (cis 9,trans 11) in etwa verdoppelt<br />

werden konnten. Dieses Ergebnis ist von<br />

besonderem Interesse, da CLA bei Versuchstieren<br />

und in Zellkulturen ein Krebs<br />

und Arteriosklerose hemmendes Potenzial<br />

gezeigt hat.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die moderne Milchkuh ist auf eine angepasste<br />

Energieversorgung angewiesen,<br />

insbesondere auf ausreichende Glucosemengen<br />

für die Milchsynthese. Da für den<br />

Wiederkäuer das in den Vormägen synthetisierte<br />

Acetat die Hauptenergiequelle ist<br />

und der größte Teil der benötigten Glucose<br />

im Körper neu synthetisiert werden muss,<br />

verfügt sie nur über begrenzte Mechanismen,<br />

um den Energiebedarf für die Lebensprozesse<br />

und die Milchsynthese zu<br />

decken. Zu diesem Mechanismus gehört<br />

die Nutzung von Körperfett bei negativer<br />

Energiebilanz, wobei jedoch die Gefahr<br />

der Leberverfettung und Ketose besteht.<br />

Die aktuellen Fütterungssysteme setzen<br />

Abb.: 5: Fettsäuren im Milchfett mit einer Kettenlänge von 18 C-Atomen und zweifachen<br />

Doppelbindungen. Die Gehalte an Linolsäure (c9c12) und konjugierter Linolsäure (CLA,<br />

c9t11) sind in der Versuchsgruppe signifikant erhöht.<br />

t9c12<br />

t11c15<br />

Tierphysiologie<br />

demzufolge auf eine möglichst hohe Glucoseabsorption<br />

im Dünndarm, die über einen<br />

hohen Stärkegehalt der Diät erreicht<br />

werden soll. Doch die Ergebnisse in der<br />

Praxis – also die erreichten Milchmengen<br />

– entsprechen nicht den Erwartungen.<br />

Durch vormagenstabile Fette, deren<br />

Fettsäuren im Darm absorbiert werden,<br />

kann der spezifische Glucosebedarf pro kg<br />

Milch reduziert werden, ohne den Leberstoffwechsel<br />

zu belasten. Über die Auswahl<br />

des Fettes ist es gleichzeitig möglich,<br />

das Fettsäuremuster des Milchfettes im<br />

Sinne der Verbraucherwünsche zu beeinflussen.<br />

Daher scheint dieser Weg der<br />

Sinnvollere zu sein, zumal er den Organismus<br />

der Kühe weniger belastet.<br />

Dr. Jürgen Voigt, Prof. Dr.<br />

Wilhelm Kanitz, Dr. Falk<br />

Schneider, Dr. Frank Becker,<br />

Dr. Ulrike Schönhusen, PD Dr. Cornelia C.<br />

Metges, und Prof. Dr. Hans Hagemeister,<br />

<strong>Forschung</strong>sinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere, Wilhelm-<br />

Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf.<br />

E-Mail: voigt@fbn-dummerstorf.de<br />

BFEL Dr. Dietz Precht, Bundesforschungsanstalt<br />

für Ernährung und Lebensmittel,<br />

Hermann-Weigmann-Str. 1,<br />

24103 Kiel. E-Mail: dprecht@t-online.de<br />

1/2005 FORSCHUNGSREPORT 35<br />

c9c12<br />

*<br />

c9t11<br />

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