Schwerpunkt - BMELV-Forschung
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werden. Detaillierte Kenntnisse dieses<br />
sortentypischen Abhärtungsvermögens<br />
sind eine wichtige Voraussetzung für<br />
die Beurteilung der Trockenresistenz einer<br />
Sorte.<br />
■ Trockenheit ist im Weinberg nahezu immer<br />
mit anderen Stressfaktoren, etwa<br />
hoher Strahlung und hohen Temperaturen,<br />
verbunden; dies ist bei der Interpretation<br />
von Befunden, die im Labor<br />
gewonnen werden, zu berücksichtigen.<br />
■ Im Rahmen der im Institut für Rebenzüchtung<br />
Geilweilerhof ausschließlich<br />
verfolgten Edelreiszüchtung haben wir<br />
uns auf die Trockenresistenz von Edelreissorten<br />
konzentriert. In der Weinbaupraxis<br />
sind allerdings stets zwei genetisch<br />
sehr unterschiedliche Pfropfpartner<br />
von der Trockenheit betroffen,<br />
der Wurzelteil im Boden (die Unterlage)<br />
und der oberirdische Spross (das Edelreis).<br />
Da beide Pfropfpartner bei Trockenheit<br />
in vielfältiger Wechselwirkung<br />
stehen, muß eine abschließende Beurteilung<br />
der Trockenresistenz stets auch<br />
die Interaktionen zwischen Edelreisund<br />
Unterlagssorte berücksichtigen.<br />
Trockenresistente Rebsorten unterscheiden<br />
sich von trockenempfindlichen<br />
unter anderem in der Effizienz, mit der sie<br />
die knappe Ressource Wasser nutzen. Dieses<br />
Merkmal kann zur Sortendifferenzierung<br />
herangezogen werden.<br />
Photosynthese und<br />
Transpiration: eine<br />
‚Nutzen-Kosten-Analyse‘<br />
Die Transpiration der Rebblätter hängt<br />
fast ausschließlich von der Öffnungsweite<br />
der Poren (Spaltöffnungen) ab, die sich bei<br />
Wassermangel schließen. Damit ist zwar<br />
eine Einsparung bei der Wasserabgabe,<br />
der ‚Kosten’, gegeben, gleichzeitig ist aber<br />
von der Porenschließung auch die Aufnahme<br />
des für die Photosynthese bedeutsamen<br />
CO 2, der ‚Nutzen’, betroffen.<br />
Langjährige Untersuchungen haben<br />
gezeigt, dass Reben – anders als andere<br />
Arten wie etwa Sonnenblumen – bei abnehmender<br />
Wasserversorgung sehr empfindlich<br />
reagieren, indem sie die Transpiration<br />
stärker einschränken als die Photosynthese.Abbildung<br />
1 zeigt, dass die Was-<br />
Wassernutzungseffizienz, mmol mol -1<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
zunehmender Wassermangel<br />
sernutzungseffizienz mit zunehmender<br />
Trockenheit und geringer werdender Porenweite<br />
zunimmt, wobei die Werte der<br />
trockenresistenten Sorte ‚Riesling‘ in allen<br />
Fällen über denen der trockenempfindlichen<br />
Sorte ‚Müller-Thurgau‘ liegen.<br />
Anders also als die ‚risikofreudigen‘<br />
Sonnenblumen, die auch bei Wassermangel<br />
ihre Poren geöffnet haben und damit<br />
bei hohen Wasserverlusten bis zur Blattwelke<br />
eine hohe Photosyntheseleistung<br />
ermöglichen, vermeiden die meisten der<br />
untersuchten Rebsorten ein Risiko, indem<br />
sie ihre Poren teilweise schließen und somit<br />
eine Optimierung im ‚Nutzen-Kostenverhältnis’<br />
herbeiführen.<br />
Auf der Suche nach einer Schnellmethode<br />
zur Bestimmung der Wassernutzungseffizienz<br />
von Rebsorten wurde in<br />
Modellversuchen die Photosynthese und<br />
Transpiration von Blättern gemessen, deren<br />
Poren sich nach Durchtrennen des<br />
Blattstiels mit abnehmendem Wassergehalt<br />
rasch schließen. Die Abbildungen 2a<br />
und 2b zeigen die rasche Abnahme von<br />
Photosynthese (A) und Transpiration (E)<br />
nach Durchschneiden des Blattstiels zum<br />
Zeitpunkt 0 bei den Sorten Müller-Thurgau<br />
(trockenempfindlich) und Riesling (trockenresistent).<br />
Man erkennt, dass die Wassernutzungseffizienz<br />
(A/E) in welkenden<br />
Blättern der Sorte Riesling höhere Werte<br />
erreicht als in Blättern der Sorte Müller-<br />
Thurgau.<br />
Diese Methode liefert also eine rasche<br />
Information über die Fähigkeit einer Sorte<br />
zur Optimierung ihrer Porenweite bei Wassermangel.<br />
Klimawandel<br />
3<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Porenweite, %<br />
Abb. 1: Die Wassernutzungseffizienz der Sorten Müller-Thurgau (trockenempfindlich)<br />
und Riesling (trockenresistent) in Abhängigkeit von der Porenweite bei zunehmendem<br />
Wassermangel<br />
Das „Sonnenbrand-<br />
Syndrom“<br />
Schäden an Weinbeeren, in seltenen<br />
Fällen auch an Blättern, wurden in den<br />
letzten Jahren immer dann beobachtet,<br />
wenn bei sommerlicher Trockenheit die<br />
Lufttemperaturen über 35 °C stiegen (vgl.<br />
auch <strong>Forschung</strong>sReport 1/2000). Bei diesem<br />
„Sonnenbrand-Syndrom“ vertrocknen<br />
einzelne Beeren sonnenexponierter<br />
Trauben ganz oder teilweise mit negativen<br />
Auswirkungen auf die Most- und Weinqualität<br />
(Abb. 3).<br />
Diese Hitzeschäden bei Weinbeeren<br />
traten ausschließlich vor Beginn der Reifungsphase<br />
auf. Nur in dieser Entwicklungsphase<br />
geben die Weinbeeren – ähnlich<br />
wie Blätter – Wasser über die Poren<br />
der Beerenhaut ab, was, zumal bei eingeschränkter<br />
Wasserversorgung im Boden,<br />
zum Eintrocknen der Beeren führen kann.<br />
Beobachtungen im Weinberg machten<br />
deutlich, dass nach Hitzeperioden die einzelnen<br />
Sorten unterschiedlich stark betroffen<br />
waren. Während etwa ‚Siegerrebe‘<br />
oder ‚Regent‘ keine nennenswerten Schäden<br />
davon trugen, waren ‚Bacchus‘, und<br />
‚Müller-Thurgau‘ regelmäßig am stärksten<br />
betroffen.<br />
Rasche Sortenbeurteilung<br />
im Labor<br />
Erst wenn sortentypische Unterschiede<br />
in der Empfindlichkeit gegenüber hohen<br />
1/2005 FORSCHUNGSREPORT 27<br />
Riesling<br />
Müller-Thurgau