Der Besuchsdienst - Haus kirchlicher Dienste

Immer noch ist die Meinung weit verbreitet,
dass man sinnvoll und ertragreich über biblische
Texte nur dann reden kann, wenn ein Text von
einem ausgebildeten „Experten“ ausgelegt
wird. Dabei sind alle Menschen „Experten“ des
Lebens und des Glaubens. Von daher müssen
sie auch nicht sprachfähig gemacht werden,
sondern ermutigt werden, das zu tun, was sie
ohnehin schon können – über „Gott und die
Welt“, über Leben und Glauben zu reden.
Dabei kann es hilfreich sein, sich ungewohnter
Methoden zu bedienen, um dem Gespräch
eine Struktur zu geben, um die Zunge zu lösen,
um über ungewohnte Wege bemerkenswerte
Entdeckungen zu machen und überraschende
Einsichten zu haben.
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Methoden
vor, mit denen Sie Worte, Bilder und
Geschichten der Bibel als Sprech-Hilfe für das
Leben entdecken können, damit sie auf diese
Weisen für Menschen lebendig werden.
____________________________________
brain-storming
Alle lesen den biblischen Text und notieren
dazu alles, was ihnen in den Sinn kommt:
Bilder, Symbole, Gefühle, Stimmungen,
Assoziationen, Sprichwörter, Erinnerungen,
Lieder, Töne, Spielideen, Anfragen, andere
biblische Aussagen. Reihum lesen alle ihre
Einfälle vor.
Die Gruppe kann zurückfragen und um
Erklärungen bitten, aber nicht werten und
kritisieren. Im Rundgespräch wird versucht,
die Einfälle mit Hilfe einer Wandzeitung zu
ordnen.
Fortsetzung: Schwerpunkte für die weitere
Arbeit auswählen 1
Zeitbedarf: ca. 20 Minuten
____________________________________
Bibel teilen
Das folgende Modell „Bibel teilen“ ist eine
Anregung zum Gespräch über die Bibel in
der Gruppe. „Bibel teilen - Glauben teilen“ ist
eine ökumenische Weise, anhand der Bibel
über Glaubens - und Lebensfragen ins Gespräch
zu kommen. Die sieben Schritte der
1 Aus: Arbeitshilfe Erzählen, Arbeitsstelle Kindergottesdienst
im HkD, S. 8
Gert Stührmann
vo m te x t z u m le b e n –
v o m le b e n z u m te x t
Gemeinsam in der Bibel lesen
Meditation sind in kleinen Gruppen von Christinnen
und Christen in ökumenischen Nachbarschaftskreisen
und Basisgemeinden in
Afrika und Lateinamerika entwickelt worden.
Es ist eine Möglichkeit, das gemeinsame
Gespräch über Bibeltexte einzuüben. Das
alltägliche Leben soll in das Bibelgespräch
einbezogen werden: Welche Folgen hat das
Gelesene für unser Denken, Reden und
Handeln? Die sieben Schritte dienen dazu,
biblische Texte zu lesen und zu verstehen:
Sich öffnen. Wir öffnen uns für die Gegenwart
Gottes mit einem frei formulierten Gebet
oder einem Lied.
Lesen. Wir lesen den vorgesehenen Bibelabschnitt
reihum laut vor: jede und jeder
liest einen Vers.
Vertiefen. Wir verweilen beim Text, Worte
und Wendungen des Abschnittes, die uns
auffallen, lesen wir, durchaus auch mehrmals,
noch einmal laut vor, ohne etwas dazu
zu sagen oder zu fragen.
Schweigen. Jemand liest den ganzen Abschnitt
noch einmal vor. Dann kehrt Stille ein,
in der wir den Text auf uns einwirken lassen,
ihn bedenken und mit unserem Leben in
Verbindung bringen.
Mitteilen. Aus der Stille heraus teilen wir
einander unsere Gedanken mit. Wir sprechen
möglichst persönlich und diskutieren
die einzelnen Beiträge nicht, sondern hören
einander aufmerksam zu.
Austauschen. Wir unterhalten uns über die
Aussagen des Bibeltextes und fragen nach seiner
Beziehung zu unserem persönlichen und
dem Leben der Gemeinde und der Gesellschaft.
Beten. Anschließend kann, wer möchte,
Dank, Bitte oder Fragen vor Gott aussprechen.
Wir schließen mit einem gemeinsamen
Gebet, Lied oder Segenswort.
Zeitbedarf: 30-45 Minuten
____________________________________
Västerås-Methode
Diese Methode wurde im schwedischen Ort
„Västerås“ entwickelt, daher der Name. Sie
ist gut geeignet, ein Gespräch über einen
biblischen Text ohne großen Aufwand zü-
pr a x I s
39