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Der Besuchsdienst - Haus kirchlicher Dienste

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pr a x I s<br />

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geht nicht um Beurteilung oder gar um Raterei,<br />

was die Bewegung wohl ausdrücken möge,<br />

sondern um den schlichten Versuch, nachzuvollziehen,<br />

wie ein anderer Mensch sich bewegt<br />

und was ihn bewegt. Nachdem alle sich und ihr<br />

Psalmwort vorgestellt haben, werden einzelne<br />

Bewegungen in kleinen Gruppen wiederholt.<br />

Jetzt ist man sich bekannt! Man hat sich darum<br />

bemüht, sich in die andere hinein zu versetzen.<br />

Man wird sich nicht an Namenslaute erinnern,<br />

aber an bedeutsame Gebärden, vielsagende<br />

Haltungen, individuelle Impulse, … - „Ach, ja,<br />

Sie sind doch die mit dem Hüftschwung zum<br />

Mauersprung!“<br />

• Anteilnahme und Anteilgabe müssen nicht<br />

allein in gesprochenem Wort geschehen.<br />

Da die Körpersprache die uns nahste und<br />

direkteste ist, verstehen wir sie sowieso –<br />

wenn wir bereit sind, in ihr zu hören.<br />

• Psalmworte sind nicht einfach nur Psalmworte.<br />

Sie können Ausdrucksform auch einer<br />

aktuellen individuellen Befindlichkeit sein.<br />

Ich kann sie für mich sprechen lassen, indem<br />

ich sie spreche, indem ich sie tanze.<br />

• Psalmworte erschließen sich neu, indem ich<br />

mich in sie hinein begebe und von dort aus<br />

agiere/reagiere.<br />

Tanzqualitäten in Psalmen –<br />

Psalmqualitäten getanzt<br />

Sehr fremd für die TN ist vorerst ein Ansatz von<br />

Bewegungsverständnis aus dem New Dance:<br />

Tanz lässt sich wahrnehmen als bestimmt von<br />

„Körperqualitäten“ wie u.a. Körperflüssigkeiten,<br />

Muskeln, Knochen und Gelenke und Nerven.<br />

Zuerst üben wir, die Bewegungsführung abzugeben<br />

aus dem Kopf an den gesamten Körper,<br />

sich also nicht erst zu überlegen, was gleich<br />

getanzt wird, sondern direkt Impulsen aus dem<br />

eigenen Körper zu folgen. (Eine sehr lustvolle<br />

Übung. Für Menschen, die sonst nur vorgegebenen<br />

Tanzschritten folgen, eine eher schwere<br />

Aufgabe. Für Menschen, die immer behaupten,<br />

sie könnten nicht tanzen, eine Überraschung.)<br />

Danach folgen wir den Bewegungsanregungen<br />

aus den einzelnen Qualitäten und vergleichen:<br />

was passiert jeweils mit der Atmung, wie ist der<br />

Bodenkontakt, was fällt leichter?<br />

• Körperbewegung ist nicht einfach Körperbewegung.<br />

Jede/r beginnt von einer anderen<br />

Ausgangslage aus, hat einen ganz individuellen<br />

körperlichen Zustand und bringt dazu<br />

aktuelle Befindlichkeiten mit, die sich im<br />

Körper niederschlagen.<br />

• Tanzen ist nicht abhängig von einem bestimmten<br />

Körperbau. (Aber ohne Körper, nur<br />

mit dem Kopf lässt es sich nicht tanzen.)<br />

Die Psalmen werden nun auch eingeteilt in<br />

Qualitäten: Trauer, Freude, Klage und Hoffnung.<br />

Diesmal lassen wir unser Tanzen bestimmt sein<br />

von den einzelnen Psalmqualitäten. Im Nachhinein<br />

tauschen wir uns darüber aus, welche Körperqualitäten<br />

dabei zum Tragen kamen: dass<br />

Freude z.B. weniger muskulär als von Knochen<br />

und Gelenken bestimmt ist, dass sie vom Boden<br />

leicht abheben lässt. Dass Klage in der Atmung<br />

und von den Muskeln her geballt auftritt. Dass<br />

Trauer bodennah bewegt und flüssig erscheint,<br />

und dass bei der Hoffnung die Nervenimpulse<br />

überwiegen. Selbstverständlich gibt es dabei<br />

individuelle Abweichungen.<br />

• In der Tanzimprovisation gibt es kein „richtig“<br />

oder „falsch“. Nicht in der Bewegung und<br />

nicht im Erleben. Es geht um mehr Aufmerksamkeit<br />

für das, was uns bereits vor Augen<br />

oder unter der Haut liegt.<br />

• Hören mit den Augen, Sehen mit der Haut.<br />

• Biblische Texte sind Erlebnisräume, in denen<br />

es sich bewegen lässt.<br />

Trauer trifft Freude, Klage trifft<br />

Hoffnung<br />

In einer weiteren Übung treffen in Gruppen<br />

zwei Psalmtypen aufeinander: Bleibt das Tempo<br />

der Freude erhalten? Verharrt die Trauer<br />

unten? ... Die Formulierungen über das, was<br />

rein körperlich beobachtet/erlebt wurde, lassen<br />

sich zugleich hören wie Erfahrungsschätze für<br />

„normale“ Treffen, wenn Trauernde einem von<br />

Freude erfüllten Menschen begegnen oder<br />

umgekehrt. Ja, die trauernde Person darf unten<br />

bleiben, aber vielleicht lässt sie sich vom<br />

Tonus der anderen etwas erfrischen. Ja, es<br />

ist auch wichtig, mal Distanz zu wahren, sonst<br />

macht die Klage die Hoffnung platt. Und wenn<br />

die Hoffnung zu „nervig“ ist: wie kann sie die<br />

Haltung der Klage aufnehmen? …<br />

• Getanzte Begegnungen, ob mit Menschen<br />

oder mit Texten ermöglichen und erfordern<br />

Perspektivwechsel, Haltungsänderungen,<br />

neue Wege. Sie erweitern den Horizont und<br />

lassen Allgemeinplätze und Scheinlösungen<br />

als solche hinter sich.<br />

• Körpersprache hat einen tieferen Sinn. Das<br />

Gesprochene ist gleichzeitig ein Tun. Körper<br />

lassen sich nicht belügen. Sie lehren uns.<br />

Sich Psalmtexte einverleiben in<br />

strukturierten Tänzen<br />

„Ich danke dir Gott, dass ich so wunderbar<br />

gemacht“ – Wir geben uns zum Aufwärmen<br />

gegenseitig eine Klopfmassage, die sehr direkt<br />

auf all die wunderbaren Teile unserer Körper<br />

verweist.<br />

„Ich will Gott loben“ – Die TN lernen eine<br />

Choreographie, innerhalb derer z.B. ein Erntedankaltar<br />

oder ein Abendmahlstisch gedeckt<br />

werden kann. Hauptschritt ist der so genannte<br />

Pilgerschritt. Jede trägt eine Gabe, Blumen, einen<br />

Krug Wasser, Brot, Kleinode aus der Natur.

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