Der Besuchsdienst - Haus kirchlicher Dienste

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13.02.2013 Aufrufe

hI n t e r g r ü n D e 24 Mig: Das ist wunderschön gesagt. Ich kannte diese Stelle im Korintherbrief nicht, weil ich auch nicht so bibelfest bin. Aber das ist genau das, das mich motiviert, zu denken, dass wir angesichts des Todes besser sehen können. Süh: Wenn ich das richtig verstehe, geht es in Ihren Bildern bei der Thematik von Himmel und Erde also auch um die Thematik Transzendenz und Immanenz. Mig: Dazu möchte ich vorher noch sagen, wie solche Bilder entstehen können. Die Gründe dafür liegen in einem selbst: Wie ich Leben erlebe, wie ich Leben begreife, wie ich Leben verstehe. Ja, wie ich das Geheimnis Leben verstehen kann. In diesem Sinne versuche ich in der Tat im Gesehenen, was mir täglich vor Augen ist, das Transzendente darzustellen. Und dann wird es wohl so sein, dass ich Himmel letztendlich auch getrennt, etwa durch den Horizont sehen kann. Obwohl, wie gesagt, das Eine nicht ohne das Andere besteht, jedenfalls für uns Menschen. Wer sehr aufmerksam versucht zu leben, der wird allerdings auch merken, dass dieses Leben ein Geheimnis bleibt, das wir nie ganz lösen werden. Umso mehr werde ich rohhäutig, so dass ich mich unheimlich freuen kann über jeden Tag, weil ich immer mehr das Göttliche darin sehen kann. Stü: Das Göttliche im Täglichen sehen – das ist das, was mich motiviert hat, Sie um Ihre Bilder und dieses Gespräch zu bitten. Die Verbindung zwischen Landschaft und Himmel wird von Ihnen in den Bildern deutlich hervorgehoben. Sie verwenden da formal optische Mittel: Ich sehe Spiegelungen, das Licht, das vom Himmel auf die Erde fällt, die Linse durch die dieses Licht fällt, ebenso wie durch die Öffnungen, die in den Wolkenhimmel gerissen werden. Mir scheint das die Form zu sein, die Verbindung darzustellen, wie Sie sie empfinden. Mig: Ja, und es bleibt doch die Schwierigkeit das für uns Menschen Unfassbare irgendwie zu transportieren, an irgendetwas festzumachen. Wenn ich die Natur abbilde, sehe ich die Natur. Aber in der Natur ist ja noch mehr zu sehen, als was ich ablichten kann. Gott hat uns Rezeptoren gegeben, mit denen ich noch mehr sehen kann, eben auch das, was ich dabei fühle und empfinde. Es ist so großartig, was mir da vor Augen ist, dass ich es voll und ganz gar nicht erfassen kann. Es bleibt ein Geheimnis. Wenn es mir gelingt einen kleinen Zipfel davon zu erfassen und es in meine Bilder einfließen zu lassen – was wahrlich nicht einfach ist und mir nicht immer gelingt – dann bin ich glücklich. Stü: Ich nehme einmal Ihre Bilder zu Hilfe, um es in meinen Worten auszudrücken: Das Licht, das vom Himmel fällt, in dem zu sehen, was mir vor Augen ist, und zu spüren, darin bin ich aufgehoben und geborgen – das macht Sie glücklich. Mig: So ist es, genau. Das macht mich absolut glücklich. Stü: Ich könnte mir vorstellen, dass das auch eine Antriebsfeder ist, zu arbeiten. Dem auf die Spur zu kommen, was der Himmel, was Gott uns schenkt in dem, was uns vor Augen ist, und dem dann auch in Ihren Bildern Ausdruck zu geben. Mig: In der Tat, das motiviert mich. So kann ich jeden Tag positiv beginnen, mich hinsetzen und arbeiten. Das Geheimnis besteht ja darin, das wir nicht wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen, nicht einmal, warum wir überhaupt hier sind. Im Laufe eines langen Lebens kann ich vielleicht den Weg voller Geheimnisse gehen und am Ende dankbar sein, für all das, was ich entdeckt habe. Und dann sagen: Ich habe eine schöne Reise gemacht. Stü: Mir ist aber noch etwas anderes in Ihren Bildern aufgefallen. Hin und wieder finden sich eine Brille und ein Buch – mir kam dabei der Gedanke, dass der Mensch so etwas wie eine „Sehhilfe“ braucht, ein Buch zur Interpretation, um die Tiefe dessen, was vor Augen ist, zu erkennen – z.B. die Transzendenz, das Göttliche. Mig: Eigentlich ja. Ich muss immer schärfer und besser gucken, um das zu sehen, was uns begegnet und nicht darüber hinweg und vorbei zu gucken. Ich denke mir, die Aufmerksamkeit ist etwas ganz Wichtiges, mit allen Poren zu sehen und zu hören. Sensibler zu werden für die Dinge, um mehr Erkenntnis zu gewinnen über das Geheimnis Leben. Stü: Wenn die Brille da liegt – ich habe da auch die Assoziation, dass diese Sensibilität, diese Sichtweise auch mitunter fehlt in dieser Welt und dieser Gesellschaft. Mig: Ja, sehr, sehr. Wenn Menschen so in die Welt hinein leben, als ob sie ewig lebten. Ihre Zeit verschwenden mit Nichtigkeiten, dann macht mich das schon zornig. Wenn Gott uns hilflos in eine Wiege legt und uns dieses Maß an Zeit für unser Leben schenkt, dann sollte jeder diese Zeit nutzen, um etwas von dem Geheimnis des Lebens zu begreifen. Das Buch steht im Übrigen für den Bibelvers „Am Anfang war das Wort“. Vor allem, was wir sehen können, steht das Wort Gottes. Es hilft uns ja auch, das Geheimnis des Lebens zu verstehen.

Stü: Ich lese ihre Bilder nun so, dass ja Leben in ihnen nur da gedeiht bzw. in Farbe leuchtet, wo das Licht – ich nenne es aus meiner Sicht einmal das göttliche Licht - vom Himmel fällt. Und auch Erkenntnis ist nur durch dieses Licht möglich, denn auch die Brille und das Buch liegen in den Bildern immer in diesem Licht. Mir scheint, es ist nur so möglich, ergriffen zu sein, Ehrfurcht zu empfinden, Sinn zu erfassen. Mig: Nur, nur das bewirkt es, immer dankbarer, ehrfürchtiger und vor allem demütiger zu werden. Daraus entwickelt sich Freiheit und das Gefühl, aufgehoben und geborgen zu sein. Damit, so stelle ich mir vor, wird es auch einfacher sein mit der Urangst umzugehen, den Übergang zu schaffen, wenn das Leben endet. Stü: Demnach geht es in Ihren Bildern immer auch um die Frage: Bin ich aufgehoben – in Zeit und Ewigkeit? Und ist mir die Zeit des Lebens gegeben, um darin Gewissheit zu finden, und mein Leben auch nach dem Tod bei Gott aufgehoben zu wissen? Mig: In der Tat, ich bekomme so viel Zeit, dass ich aufgehoben gehen kann. Obwohl, ich fühle mich jetzt schon aufgehoben, sehr, sehr geborgen. Stü: Sie empfinden Ihre Lebenszeit als eine geschenkte Zeit, um dem Geheimnis des Lebens immer wieder neu auf die Spur zu kommen, nämlich dass es mit allem, was es mit sich bringt aufgehoben ist – zeitlich wie ewig. Für mich ist es so als spricht aus Ihnen der Psalm 90: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Mig: Na ja, klug werden. Das, was wir erkennen und begreifen können ist ja nur bruchstückhaft. Aber das zu erkennen und anzuerkennen, auch die Begrenztheit unserer Zeit, und diese Zeit wiederum als Geschenk zu empfinden, sie zu nutzen – ja, das ist klug werden. Stü: Dieser Gedanke führt mich wieder zurück zu dem Vers aus dem ersten Korintherbrief: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Bei allem, was wir jetzt nur bruchstückhaft erkennen, können wir dennoch in der Gewissheit leben, dass Gott uns kennt. Mig: Ja, Gott kennt uns, und wir haben eigentlich nur eine Ahnung davon. Das ist das, Magie der Zeichen hI n t e r g r ü n D e 25

Stü: Ich lese ihre Bilder nun so, dass ja Leben in<br />

ihnen nur da gedeiht bzw. in Farbe leuchtet,<br />

wo das Licht – ich nenne es aus meiner<br />

Sicht einmal das göttliche Licht - vom<br />

Himmel fällt. Und auch Erkenntnis ist nur<br />

durch dieses Licht möglich, denn auch die<br />

Brille und das Buch liegen in den Bildern<br />

immer in diesem Licht. Mir scheint, es ist<br />

nur so möglich, ergriffen zu sein, Ehrfurcht<br />

zu empfinden, Sinn zu erfassen.<br />

Mig: Nur, nur das bewirkt es, immer dankbarer,<br />

ehrfürchtiger und vor allem demütiger zu<br />

werden. Daraus entwickelt sich Freiheit<br />

und das Gefühl, aufgehoben und geborgen<br />

zu sein. Damit, so stelle ich mir vor, wird<br />

es auch einfacher sein mit der Urangst<br />

umzugehen, den Übergang zu schaffen,<br />

wenn das Leben endet.<br />

Stü: Demnach geht es in Ihren Bildern immer<br />

auch um die Frage: Bin ich aufgehoben – in<br />

Zeit und Ewigkeit? Und ist mir die Zeit des<br />

Lebens gegeben, um darin Gewissheit zu<br />

finden, und mein Leben auch nach dem Tod<br />

bei Gott aufgehoben zu wissen?<br />

Mig: In der Tat, ich bekomme so viel Zeit, dass<br />

ich aufgehoben gehen kann. Obwohl, ich<br />

fühle mich jetzt schon aufgehoben, sehr,<br />

sehr geborgen.<br />

Stü: Sie empfinden Ihre Lebenszeit als eine<br />

geschenkte Zeit, um dem Geheimnis des<br />

Lebens immer wieder neu auf die Spur zu<br />

kommen, nämlich dass es mit allem, was<br />

es mit sich bringt aufgehoben ist – zeitlich<br />

wie ewig. Für mich ist es so als spricht aus<br />

Ihnen der Psalm 90: Lehre uns bedenken,<br />

dass wir sterben müssen, auf dass wir klug<br />

werden.<br />

Mig: Na ja, klug werden. Das, was wir erkennen<br />

und begreifen können ist ja nur bruchstückhaft.<br />

Aber das zu erkennen und anzuerkennen,<br />

auch die Begrenztheit unserer Zeit,<br />

und diese Zeit wiederum als Geschenk zu<br />

empfinden, sie zu nutzen – ja, das ist klug<br />

werden.<br />

Stü: Dieser Gedanke führt mich wieder zurück<br />

zu dem Vers aus dem ersten Korintherbrief:<br />

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein<br />

dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu<br />

Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise;<br />

dann aber werde ich erkennen, wie ich<br />

erkannt bin. Bei allem, was wir jetzt nur<br />

bruchstückhaft erkennen, können wir dennoch<br />

in der Gewissheit leben, dass Gott<br />

uns kennt.<br />

Mig: Ja, Gott kennt uns, und wir haben eigentlich<br />

nur eine Ahnung davon. Das ist das,<br />

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