Ausgabe 1975 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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sees dürfte zur Zeit des maximalen Gletscherstandes höher<br />
als 650 m hoch gelegen haben. Sein Stauraum reichte<br />
flußaufwärts mindestens bis Mägerkingen. In ihm wurden<br />
Kies und Bändertone abgelagert, wie die schon oben<br />
genannten zwei Bohrungen nordwestlich vom Bahnhof<br />
Veringendorf bewiesen haben.<br />
Nach dem Rückzug des Rißgletschers fanden Donau und<br />
Lauchert ihr altes, jetzt verschüttetes Tal nicht wieder,<br />
sie „entgleisten". Die Donau schuf sich weiter südlich<br />
(zwischen Schloßfelsen und Mühlberg usw.) einen Weg.<br />
Der Abfluß der Lauchert von Hitzkofen nach Mengisch-<br />
Heudorf war durch Moräneschutt versperrt. Sie mußte<br />
sich daher einen neuen Weg suchen. So entstand von<br />
Hitzkofen an eine geradlinige Fortsetzung des Mosteltales.<br />
der heutige in Massenkalk eingegrabene enge Unterlauf<br />
der Lauchert, der sich nun durch die Südverlegung<br />
der Donau um fast 10 km verlängerte. Vom Weitenried<br />
bis Hitzkofen benützte sie die alte Donaustrecke, geriet<br />
aber bei Hornstein neben dieses alte Tal und war gezwungen,<br />
sich in den Massenkalk einzuschneiden („Bittelschießer<br />
Täle") (s. oben).<br />
Zur Ermittlung baulicher Anlagen des 1707 gegründeten<br />
Fürstlich-Hohenzollerischen-Hüttenwerks Laucherthal<br />
wurden 1959 35 Bohrungen bis auf den kompakten Jurafels<br />
der Talsohle niedergebracht. Dabei mußte eine<br />
mächtige Kalktuffverfüllung durchsunken werden. Der<br />
an der Kalktuffbasis angefahrene Torf wurde pollenana-<br />
HERMANN BAUER<br />
Die Heuneburg im Spiegel der Sage<br />
100 Jahre Spatenforschung (seit 1876), davon die letzten<br />
25 Jahre intensive Ausgrabungsarbeit auf der Burg selber,<br />
haben den Bannbereich der Donau-Heuneburg zur<br />
„klassischen Quadratmeile der Vorgeschichte Süddeutschlands"<br />
1 werden lassen.<br />
Das Bild einer frühkeltischen Akropolis dämmert herauf,<br />
mit vielfältigen Beziehungen zur geschichtlichen Welt<br />
des Mittelmeeres.<br />
Wie steht es da mit der mündlichen Überlieferung? Verwahrt<br />
der Sagenschatz irgendwelche Erinnerung an diese<br />
frühe glanzvolle Vergangenheit?<br />
Im Heuneburgführer 2 lesen wir: „Da jedoch die geschichtliche<br />
Überlieferung abgerissen war, half man sich<br />
bei der Namengebung mit Bezeichnungen mythenhaften<br />
Charakters".<br />
Diese kurze Abfertigung der Überlieferung durch den<br />
Vorgeschichtsforscher darf uns nicht beirren. Ein Wissenschaftler,<br />
der gewohnt ist ausschließlich und buchstäblich<br />
auf dem Boden harter Tatsachen zu arbeiten,<br />
taucht nicht gern in den Nebel der Sagenwelt, um dem<br />
heimlichen Flüstern vergangener Geschlechter zu lauschen.<br />
Wollen wir Genaueres über die Sagen erfahren, werden<br />
wir in den Repräsentationsräumen der heutigen Wissenschaft<br />
vergeblich suchen. Wir müssen schon an die armselige<br />
Gesindekammer des Aschenbrödels Volkskunde<br />
klopfen. Da öffnet uns kein Geringerer als der Altmeister<br />
der Volkskunde im Bussenländle Dr. Michel Buck.<br />
Er gibt uns bereitwillig Auskunft über das, was er als<br />
Ertinger über den dortigen Grabhügel Rauher Leh und<br />
die Heuneburg gehört hat, gereimt und verdichtet in bester<br />
schwäbischer Mundart:<br />
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lytisch untersucht und erlaubte eine genaue zeitliche Einstufung<br />
der 14-15 m starken Talfüllung. Die Torfbildungen<br />
(spätpleistozän und holozän = früher Diluvium<br />
und Alluvium) dauerten rund 4200 Jahre (von 12 500<br />
bis 8300). Die Bildung des auf dem Torf lagernden pollenleeren<br />
Tuffes begann mit dem Einsetzen der Vorwürmzeit,<br />
also seit etwa 8300.<br />
Zusammenfassend können wir feststellen, daß der Oberlauf<br />
der Lauchert bis zum Weitenried beim Bahnhof<br />
Hanfertal immer Laucherttal war, während der Unterlauf<br />
vom Weitenried ab bis Sigmaringendorf erst seit der<br />
großen Rißvereisung endgültig von der Lauchert durchflössen<br />
wird. Ihre Wechselgeschichte hängt mit den<br />
Laufverlegungen der Donau in der Mindel- und Rißeiszeit<br />
zusammen. Das Laucherttal besteht so aus zwei<br />
flußgeschichtlich sehr ungleichen Abschnitten.<br />
Literatur:<br />
Göttlich, K. H. und Werner, /., Zur Flußgeschichte der Lauchert.<br />
Jahrb. u. Mitteilungen d. Oberrh. Geol. Vereins. 1968.<br />
Schädel, K., Untersuchungen zur Aufdeckung glazial erfüllter<br />
Täler im Donaugebiet von Sigmaringen bis Riedlingen. Jahresh.<br />
d. geologischen Landesamtes Baden-Württemberg.<br />
1965.<br />
Wagner, G., Epigenese bei Sigmaringen. Jahrb. d. Vereins vaterländerischer<br />
Naturkunde Württemberg. 1955.<br />
Schmitt, M., Geolog. Blatt Sigmaringen 1:25 000. 1935.<br />
Dr Roualaih<br />
An die Mözafreitig, wenn do<br />
D'Sonna sinkt in Praacht und Stolz<br />
Und beim Schoida 's Land vergoldat,<br />
d'Schnaiberg glüahat übram Holz,<br />
Föhrt dr Heunaburger König<br />
Uffam letzschta Sonnastrohl<br />
Übers Tal im goldna Waga<br />
Rum gem Roualaih zum Mohl.<br />
Denn im Laihberg leit sei' Obrist<br />
- an der Stell vom Feindsvolk taidt -<br />
Und.dea Burra haund di Seini<br />
In de Bleachhüat zeema trait.<br />
Und am Obad, wo-n-er gfalla,<br />
Stoht er ouf und guckt vom Stoi',<br />
Ob en gauh sei alter König,<br />
Suach au huiar wieder hoi'.<br />
Und se blosat uff de Höaner,<br />
Und ma hairt a grousigs Gschroi,<br />
Wofa au und Glöser klinga<br />
Bis am Moanzi umma zwoi.<br />
Jeatza reit der roschtig Reiter<br />
Pfeilgschneall uss em Roualaih<br />
Und ear schreit: „Iahr Leut, jeatz weichet,<br />
Daß koim Menscha gschiecht koi Waih!"<br />
Und ma hairt noch Waga rassla,<br />
Hengscht und Reiter schreia lout,<br />
Bealla, blosa, tromma, johla,<br />
Daß s oim gruslat uff dr Hout.<br />
Und se fahrat nouff in d Lüfta<br />
Und kassei bis über' s Meer,<br />
„Bhüat üs Gott voarm Muatis Heer!"<br />
Wear es hairt, leit na' und beattat: