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Ausgabe 1975 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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chingen einem Heinrich dem Dirken (wohl mit Namen<br />

„Türck") „gewestem Soldat auf Zollern", daß er sich<br />

noch diesen Winter über in dem Schloß zu Homburg<br />

aufhalten konnte. Das für den Hausbrand nötige Holz<br />

durfte er auf den verwachsenen Äckern der Brandhalde<br />

hauen und mußte auf Georgentag drei Gulden als Pacht<br />

bezahlen 13 . Offenbar war das Schlößle nicht mehr in<br />

bestem Zustand und galt praktisch als überflüssig, so daß<br />

man es dem armen Veteran als Unterschlupf überließ.<br />

Nicht lange hernach wird es verlassen und als Steinbruch<br />

benutzt worden sein.<br />

Im Jahre 1745 wurde unweit der Ruine eine Scheuer<br />

samt Wohnhaus und Viehstall, wohl an Stelle des alten<br />

Schafhofes, erbaut, eine „Schwyzerey mit Käsküche und<br />

Obstdarre eingerichtet. Nach Walter sei damals auch<br />

eine neue Kapelle in Nähe des Haupteingangs erbaut<br />

worden, in der monatlich eine hl. Messe gelesen werden<br />

durfte. Diese Kapelle (die den Hl. Drei Königen geweiht<br />

war, wie wir später sehen werden) dürfte jedoch schon<br />

von früher her bestanden haben. Dieses Patrozinium<br />

scheint nicht erst ins 18. Jahrhundert zu weisen 13 *.<br />

Auch die Kapellen der Ehrenburg und Guttenburg am<br />

Neckar stehen außerhalb der Innenburg, und die Nikolauskapelle<br />

der 1448 zerstörten Feste Hohenberg bestand<br />

noch nach 300 Jahren! Auf einem Lageplan von Georg<br />

Ad. Rübel des Jahres 1776 1 ist die Kapelle zu sehen.<br />

Heute findet sich nichts mehr davon, wie aus der Beschreibung<br />

bei Zingeler hervorgeht 6 .<br />

Urkundliche Hinweise auf die Burgkapelle finden sich,<br />

wenn auch nicht sehr zahlreich. Am 1. Juni 1470 wurde<br />

Heinrich Vögeli von Rosenfeld durch den Burgherrn<br />

Konrad von Bubenhofen als Kaplan für die Hainburg,<br />

Pfarrei Weilheim, präsentiert 14 (Grosselfingen wurde<br />

erst 1472 abgeteilt und selbständige Pfarrei). Ums Jahr<br />

1513 haben Margaretha von Bubenhofen und ihr geistlicher<br />

Sohn Matthäus, der Konstanzer Kanoniker, vom<br />

Bischof Hugo v. Konstanz die Erlaubnis erwirkt, für die<br />

Aufbewahrung des Allerheiligsten in der konsekrierten<br />

Kapelle zu Hainburg, und zwar in der Oktav von Fronleichnam,<br />

weil damals eine Krankheit umging 15 . Interessant<br />

sind die dabei gestellten Bedingungen. Offenbar hat<br />

die Dame auf Hainburg gewohnt und scheute den Weg<br />

zur Pfarrkirche nach Oberowingen, wohin damals die<br />

Kapelle gehörte.<br />

Auch ums Jahr 1523 bewilligte Bischof Hugo am<br />

12. Oktober, daß im Schloß Hainburg das hl. Sakrament<br />

aufbewahrt werde 16 , und am 14. Juni des folgenden<br />

Jahres wurde Kaspar Pflanzer auf die Kaplanei Hainburg<br />

präsentiert nach Abgang des Vitus Walther (wohl<br />

von Grosselfingen), und zwar von Hans von Weitingen,<br />

dem neuen Herrn. Doch ist zu beachten, daß die Kaplanei<br />

damals nach Owingen verlegt war 17 . Eine letzte Urkunde<br />

vom Jahr 1784 über die Kapelle hat in unseren<br />

Tagen Herr Hans Landenberger (Grosselfingen) aus dem<br />

Dekanatsarchiv Hechingen bekannt gemacht. Am<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Blätter d. Schwab. Albvereins 1954, 30 f.<br />

2<br />

Ing. Hans Landenberger, Grosselfingen, in: Hohenzollerische<br />

Zeitung vom 15. Februar <strong>1975</strong>.<br />

3<br />

Zeitschrift f. Gesch. d. Oberrheins 1948, 309 f., 322.<br />

4<br />

Friedrich Nr. 437 in Genealogie des Gesamthauses Hohenzollern<br />

1905.<br />

5<br />

Mon. Zoll. I, SS 128, 164, 174, 200 und 234.<br />

0<br />

Zingeler-Buck, Zollerische Burgen etc. 1906, 85.<br />

,a<br />

Seine Witwe Adelheid v. Stain und ihr Sohn Burkart<br />

v. Reischach quittierten 1393 den Rückempfang der Pfandsumme<br />

(K. v. Knoblauch, Oberbad. Geschlechterbuch III,<br />

477).<br />

7<br />

Zimmerische Chronik II, 456: „Haimburg war vorhin ain<br />

26<br />

Burgstall gewesen".<br />

12. August jenes Jahres hat nämlich der Konstanzer<br />

Weihbischof und Generalvikar Wilhelm Joseph Leopold<br />

von Baden gestattet, daß auf einem vom Bischof geweihten<br />

Tragaltar in der zur Pfarrei Grosselfingen gehörenden<br />

„Kapelle der Hl. Drei Könige der Homburg" das hl.<br />

Meßopfer dargebracht werden darf. Der Kirchenfürst<br />

hielt sich anläßlich der Generalvisitation auf dem Lindich<br />

bei Hechingen auf, und die gegebene Erlaubnis dauerte<br />

bis zur nächsten Gen. Visitation. Die Erlaubnis soll<br />

in der Kapelle gut sichtbar angeheftet werden, andernfalls<br />

wäre sie null und nichtig. Die Urkunde ist besiegelt<br />

und unterschrieben vom Ehrenkaplan Joseph Anton<br />

Rickhermann. Bemerkenswert für uns heute sind die barocken<br />

Titel des Weihbischofs und seines Chefs: „Wilhelm<br />

Joseph Leopold, Freiherr von Baaden, durch Gottes<br />

und des Apostolischen Stuhles Gnaden Bischof von<br />

Milah (Algier), Kapitular der Kathedralkirche Konstanz,<br />

Kapitularkanoniker respektive Cantor von Augsburg,<br />

Generalvikar in Pontifikalhandlungen des hochwürdigsten<br />

und höchsten Vaters in Christo, des Herrn<br />

Maximilian Christophorus (von Rodt), von Gottes Gnaden<br />

Bischof von Konstanz, des hl. römischen Reichs<br />

Fürst, Herr von der Reichenau und Oehningen, Balleivorsteher<br />

und Protektor des hohen Ordens des hl. Johannes<br />

von Jerusalem".<br />

Hans Landenberger berichtet neuestens 2 : Am Nordostgiebel<br />

der Scheuer des Unteren Homburger Hofes von 1745<br />

befindet sich ein gekröntes Hohenzollernwappen samt<br />

der Jahreszahl. Da eine Burg ohne einen zugehörigen<br />

Wirtschaftshof mit Pferdeställen in der Nähe ehemals<br />

undenkbar war, dürften die Gebäude anstelle des früheren<br />

Schafhofes errichtet worden sein. „Am 5. Mai 1933<br />

ist das Wohnhaus des Hofes abgebrannt und die Scheuer<br />

brannte aus. Vom Wohnhaus ist das Kellergewölbe noch<br />

erhalten. Das Dach der Scheuer wurde unschön erneuert,<br />

vordem hatte sie ein Krüppelwalmdach."<br />

„Der Untere Homburger Hof samt der Ruine Hainburg<br />

ist vor wenigen Wochen (Februar <strong>1975</strong>) in Privathand<br />

übergegangen. Die gegebene Oase der Ruhe will der neue<br />

Besitzer zur Freizeitgestaltung benützen. Dem Vernehmen<br />

nach soll der Zugang zur Burgruine für Natur- und<br />

Wanderfreunde offen bleiben. 2 " Erwähnt sei, daß auch<br />

ein Teil des Haigerlocher Schlosses, das Straßberger<br />

Schloß, das Schlößle zu Neufra an der Fehla und die<br />

St. Luzenkirche vom hohenzollerischen Fürstenhaus in<br />

den letzten Jahren abgestoßen wurden.<br />

P. S. Von Interesse ist eine Mitteilung der Hohenzollerischen<br />

Zeitung vom 28. XII. 1967 bzw. 3.1.1968: „In<br />

Owingen wurde bis zum Jahr 1923 ein Jahrtag mit Vigil<br />

und zwei Messen gehalten für den „Grafen Sigismund<br />

von Hohenberg und Hainburg (f 1486) und seine Gattin<br />

Ursula von Rhäzüns (f 1477)". Die Stiftung dürfte mit<br />

der Hainburger Kaplanei zu Owingen zusammenhängen.<br />

Somit scheint der Graf S. von Hohenberg noch als Oberlehensherr<br />

der Hainburg gegolten zu haben.<br />

8 Krebs, Invest. Prot., in: Freib. Diöz. Arch. 1939, 644.<br />

9 Zeitschr. f. Württ. L. Gesch. 1937, 349.<br />

10 Mitt. d. Vereins f. Gesch. Hohenz. 8 (1874), 95 f., 99 u.<br />

101.<br />

11 Zollerheimat 1940, 7-8.<br />

12 Mitt. Hohenz. 31, 133.<br />

13 Zollerheimat 1939, 23-24 und Albv. Blatt. 1954, 31.<br />

,3 a Die Hl. 3 Könige sind z. B. Nebenpatrone der Burg Zollern<br />

schon im 12. Jahrhundert, wie die alte Reliefplatte in der<br />

Kapelle beweist.<br />

14 Zollerheimat 1938, 79.<br />

15 Hohenz. Heimat 1953, 47.<br />

16 Mitt. Hohenz. 8, 95.<br />

17 Zeitschrift f. Hohenz. Gesch. 1966, 121.

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