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Ausgabe 1975 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Ich habe in Eil, da der Krämer am Ofen zu hat geschlafen,<br />

in Eil etliche Verse abgeschrieben, wie folgen tut.<br />

Ich ermahne also Euch gütlich, dem Magistrat anzuzeigen,<br />

daß nichts ungerades entstehe.<br />

Ein Untertan in Villingen, den 8. Februar 1793<br />

Wie ich hör, sollen in dem Fürstenbergischen und im<br />

Hegau und im Hohenbergischen gar viel verkauft worden<br />

sein davon."<br />

Die „aufwieglerischen" Verse auf dem Innendeckel der<br />

Tabaksdosen, die den braven Villinger Untertan so erschreckten,<br />

daß er eine Anzeige zwar für erforderlich<br />

hielt, sich selbst aber nicht zu exponieren traute, lauteten<br />

folgendermaßen:<br />

1. Dose: „Die Menschen sind sich alle gleich,<br />

Adelsstolz ist nichts als Narrenstreich,<br />

Der Tugendhafte bloß allein<br />

Verdient geschätzt zu sein."<br />

2. Dose: „War nur kein Edelmann auf Erden,<br />

Dann wird es bald auch besser werden."<br />

3. Dose: „Viel werden das Schlucken wohl vergessen.<br />

Die die Franken 1 wollen fressen."<br />

4. Dose: „Was wird der Deutsche damit gewinnen,<br />

Wann er die Franken 1 hilft bezwingen?<br />

Er wird nach wie vor ein Sklav halt sein.<br />

Wohl besser wär's, er bleibt daheim."<br />

5. Dose: „Deutsche!<br />

Was gebt ihr doch nur Geld und Kinder her.<br />

Wollt ihr aus Franken 1 neue Sklaven machen?<br />

Seht doch auf euren eignen Herd<br />

Und mischt euch nicht in fremde Sachen."<br />

6. Dose: „Wahrlich, Gott im Himmel hat die Franken 1<br />

auferweckt,<br />

Daß des Adels Übermut wird das Ziel<br />

gesteckt."<br />

JOHANN ADAM KRAUS<br />

Von der Hainburg und ihrer Kapelle<br />

Das haben wir Unterprimaner des Sigmaringer Gymnasiums<br />

im Juli 1921 nicht ahnen können, daß einer von<br />

ihnen nach über 50 Jahren sich mit der Vergangenheit<br />

eines Burgplatzes beim Unteren Homburger Hof der<br />

Markung Grosselfingen befassen würde. Wir standen damals<br />

mit unseren beiden Lehrern Kalbhenn und Alb.<br />

Müller anläßlich einer geologischen Wanderung durch<br />

den Schwarzwald vor den Ruinen der ehemaligen Hainburg.<br />

In fünftägigem Fußmarsch hatten wir die Orte<br />

St. Georgen, Triberg, Nußbach, Schramberg, Schapbach,<br />

Kniebis, Freudenstadt, Dornstetten, Neckarhausen, Dehlingen,<br />

Weildorf, Haigerloch und Owingen besucht und<br />

nach Besichtigung der alten Weilerkirche in Oberowingen<br />

die Höhe gegen Osten erklommen und fanden einen<br />

kleinen Bergvorsprung ins Eyachtal, den zwei Quellarme<br />

eines Seitenbächleins des Sägentäles aus der Terrasse des<br />

Stubensandsteins herausgeschnitten hat. Der Vorsprung<br />

fällt nach drei Seiten steil ab und ist auf der vierten Seite<br />

gegen den genannten Hof hin durch einen tiefen<br />

Halsgraben vom Hinterland getrennt. Bei Anlegung dieses<br />

Grabens hat man zweifellos die Sandsteine zum verhältnismäßig<br />

kleinen Burgenbau genommen, wie Michael<br />

Walter bei seiner ausführlichen Würdigung der Hainburg<br />

dartat 1 . Noch ragt die mächtige, 3 m starke<br />

Schildmauer gegen Nordosten etwa 10 m hoch<br />

und 19 m lang empor, teils mit schönen Bossenquadern<br />

24<br />

7. Dose: „Es ist und bleibt halt immer wahr,<br />

Bei großen Höfen ist die Tugend rar."<br />

8. Dose: „Bei Prinzen und Edelleuten in Franken 2<br />

War Pracht und Übermut ohne Ziel und<br />

Schranken.<br />

Der Bauer ward gepreßt, gedrückt, geplagt,<br />

Mit Recht hat er das äußerste jetzt gewagt."<br />

9. Dose: „Bauer, warum bist du so mager und so schmal,<br />

So dürr, so hager und so rahn?<br />

Hm, der Herren Opera, Komödia, Ball,<br />

Die sind wahrlich schuld daran."<br />

10. Dose: „Wenn ein Monarch auch so viel hat<br />

Wird er dennoch niemals satt:<br />

Stehn Millionen Menschen unter seinem Joch,<br />

So will er doch Millionen noch."<br />

11. Dose: „Nicht die Mäuse, auch nicht die Ratten,<br />

Nur die Edelleut und Aristokraten<br />

Machen, daß Gott erbarm!<br />

Land und Leute so arm."<br />

12. Dose: „Das ist doch eine üble Sache,<br />

Daß die Geburt Regenten mache.<br />

Daher kommen Herrscher und Regenten<br />

Ohne Verstand, Weisheit und Talenten."<br />

13. Dose: „Glücklich, die in freien Ländern wohnen,<br />

Wo keine Fürsten, Grafen und Barone."<br />

14. Dose: „Daß doch die Könige und Monarchen<br />

Der Menschen Leben so wenig achten<br />

Und nur Krieg auf Kriege häufen<br />

Und ganze Kriegsscharen in Blut ersäufen."<br />

15. Dose: „Ach Gott im Himmel sieh doch auf die Erde!<br />

Schaff, daß des Adels Brut bald zerstöret<br />

werde."<br />

1 Franzosen<br />

2 Frankreich<br />

mit Randschlag, im übrigen unregelmäßigen Verband<br />

aus Sandstein erbaut. Das Tor hat eine Weite von 2,60 m.<br />

An der rechten Torseite ist die Öffnung zum Einschieben<br />

des Verschluß-Riegelbalkens zu erkennen. Auch<br />

auf der Südwestseite sind noch einige Mauerreste vorhanden<br />

und am Steilabfall des Berges, etwas tiefer als<br />

der Hauptbau, sind noch Reste der Ringmauer sichtbar 2 .<br />

Doch damals interessierten uns die vorhandenen Trümmer<br />

wegen Müdigkeit nur nebenbei, mehr dagegen die<br />

würzige Erbensuppe, die auf dem erwähnten Hof die<br />

Verschwägerten Kalbhenns uns freigebig spendierten.<br />

Der Platz liegt etwa 2,5 km westlich von Grosselfingen,<br />

530 m hoch in ziemlicher Abgeschiedenheit. Es ist die<br />

ehemalige „Vestin Hainburg", die später mundartlich zu<br />

Huenburg und Homburg wurde, wovon auch der Hof<br />

seinen Namen hat. Nach Walters anderen Ausführungen<br />

3 könnte der Name Hainburg aus „Hagenburg"<br />

entstanden sein, so wie im 14. Jahrhundert in Norddeutschland<br />

das Wort Hagenbuche zu Hainbuche wurde.<br />

Hagen bedeutet ursprünglich eine Dornhecke und dann<br />

einen „eingehagten Wald". Im Jahre 1225 nannte sich<br />

ein niederadeliges Rittergeschlecht, das um Grosselfingen-Weilheim<br />

begütert war, „von Hagenbach", das vielleicht<br />

schon damals an dieser Stelle seinen Sitz hatte. Das<br />

Zwischenglied „bach" müßte dann freilich ausgelassen<br />

worden sein. Graf Friedrich von Zollern 4 , der im Jahre

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