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216 ISLAMISTISCHE/ISLAMISTISCH-TERRORISTISCHE BESTREBUNGEN UND VERDACHTSFÄLLE<br />

worden waren. 178 Trotz eines gegen ERBAKAN dort erlassenen lebenslangen<br />

Politikverbots, das ihm die Ausübung einer offiziellen<br />

Parteifunktion verwehrt, gilt er weiterhin als zentrale Leitfigur mit<br />

weitreichendem Einfluss auf Partei und Bewegung. Neben der Errichtung<br />

einer „neuen großen Türkei“ in Anlehnung an das Osmanische<br />

Reich gehören auch die Abschaffung <strong>des</strong> Laizismus und die Errichtung<br />

einer uneingeschränkt islamischen Lebens- und<br />

Gesellschaftsordnung – letztlich auch auf globaler Ebene – zu den<br />

Zielen der Bewegung.<br />

Dieses langfristige und umfassende dreistufige Vorhaben – die fundamentale<br />

Umgestaltung der Türkei, die Wiederherstellung einer<br />

„Großtürkei“ und schließlich eine islamische Weltordnung – bringen<br />

Verantwortliche der „Millî-Görüs“-Bewegung nach wie vor in Beiträgen<br />

und Reden zum Ausdruck. Der SP-Vorsitzende Recai KUTAN etwa<br />

äußerte mit Blick auf das vermeintliche Wiedererstarken seiner Partei<br />

im Oktober 2005:<br />

„Das einzige Rezept zur Rettung unseres Lan<strong>des</strong> ist die „Saadet Partisi“,<br />

denn die Millî Görüs ist nicht nur eine Sichtweise, die die Gerechtigkeit<br />

an oberste Stelle stellt, sondern auch die einzige Adresse für<br />

eine lebenswerte Türkei, eine neue Großtürkei und eine neue Welt, die<br />

auf Gerechtigkeit gründet.“<br />

(„Millî Gazete“ vom 26. Oktober 2005, S. 1)<br />

Gerechtigkeit ist nach dem Verständnis der „Millî Görüs“ unabdingbar<br />

und untrennbar mit dem Islam bzw. einer strikten islamischen<br />

Ordnung verbunden, während vom Islam abweichende Politik- oder<br />

Gesellschaftsmodelle gleichsam als Synonyme für Ungerechtigkeit<br />

oder Despotie gelten. So sprach der Vorsitzende <strong>des</strong> „Vereins der<br />

Anatolischen Jugend“ (Anadolu Genclik Dernegi), der Jugendorganisation<br />

der „Millî-Görüs“-Bewegung in der Türkei, mit Blick auf die<br />

westliche Demokratie schlicht von einer „falschen Zivilisation“. 179<br />

Auch die Ausführungen ERBAKANs spiegeln unverändert diese kategorische<br />

und polarisierende Denkweise wider. Der geistige Führer<br />

der „Millî-Görüs“-Bewegung postuliert die Religion als den bestimmenden<br />

Faktor für alle Lebensbereiche und verwendet in seinen Reden<br />

den Begriff einer umfassenden „islamischen Zivilisation“, die allein<br />

die materielle Macht der „Ungläubigen“ brechen und Frieden<br />

und Freiheit für die Menschheit gewährleisten könne. 180 Im Rahmen<br />

einer von der SP in Istanbul veranstalteten Ramadan-Veranstaltung<br />

äußerte der telefonisch zugeschaltete ERBAKAN:<br />

178 „Refah Partisi“ („Wohlfahrtspartei“): Verbot 1998, „Fazilet Partisi“ („Tugendpartei“): Verbot<br />

2001.<br />

179 „Millî Gazete“ vom 18. Oktober 2005, S. 1, 10.<br />

180 „Millî Gazete“ vom 13. Oktober 2005, S. 10.

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