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112 R ECHTSEXTREMISTISCHE B ESTREBUNGEN UND V ERDACHTSFÄLLE<br />

Offener<br />

Antisemitismus<br />

Der antizionistische Antisemitismus konnte vor dem Hintergrund<br />

<strong>des</strong> nach der Ausrufung der Zweiten Intifada im Jahr 2000 eskalierten<br />

Nahostkonflikts an Bedeutung gewinnen. Rechtsextremisten<br />

nutzen die im politischen und gesellschaftlichen Diskurs auch in harscher<br />

Form geäußerte, durchaus noch legitime Kritik an einzelnen<br />

politischen Entscheidungen der israelischen Regierung als Vehikel,<br />

um mit einer pauschalen Diffamierung die Existenzberechtigung Israels<br />

in Frage zu stellen. Häufig wird versucht, eine imaginäre Gesamtheit<br />

<strong>des</strong> Judentums für die politischen Handlungen <strong>des</strong> Staates<br />

Israel verantwortlich zu machen. 78 Ebenso sind Gleichsetzungen der<br />

israelischen Politik gegenüber den Palästinensern mit den nationalsozialistischen<br />

Verbrechen an den Juden ein gängiges Mittel, um<br />

durch eine rhetorische Umkehr der Opfer-Täter-Rollen eine Relativierung<br />

der Verbrechen im Dritten Reich zu erzielen.<br />

An diesen Gedanken knüpft auch der „sekundäre Antisemitismus“<br />

an. Dessen Anhänger werfen den Juden vor, sie nutzten die Verantwortung<br />

Deutschlands für die nationalsozialistischen Verbrechen<br />

und die ständige Erinnerung daran aus, um das Land finanziell und<br />

politisch zu erpressen und letztendlich ein Wiedererstarken <strong>des</strong> Staates<br />

zu verhindern. Dieser Vorwurf geht häufig mit der Relativierung<br />

der Opferzahlen oder gar Leugnung <strong>des</strong> gesamten Holocaust einher.<br />

Allen Formen <strong>des</strong> Antisemitismus gemein ist die Unterstellung pauschal<br />

negativer Eigenschaften, die die Ausgrenzung, Benachteiligung,<br />

Verfolgung und gar Ausrottung „der Juden“ als „gerechtfertigt“<br />

erscheinen lassen soll. 79<br />

Aufgrund eines in der Öffentlichkeit vorherrschenden Konsenses gegen<br />

Antisemitismus einerseits und der Aufmerksamkeit der Strafverfolgungsbehörden<br />

andererseits beschränken sich zahlreiche Rechtsextremisten<br />

in ihrer antisemitischen Agitation auf Andeutungen.<br />

Offen artikulierter Antisemitismus ist insbesondere noch in der<br />

Skinhead-Szene virulent, deren Musikgruppen äußerst aggressive<br />

Texte verbreiten. Häufig handelt es sich um im Ausland produzierte<br />

und nach Deutschland importierte Tonträger.<br />

Antizionistisch motiviert ist die Gleichsetzung <strong>des</strong> Staates Israel mit<br />

dem Judentum in dem Lied „Panzer rollen in Israel vor“ auf der CD<br />

„The Hateshow“ der Skinhead-Band „Murder Squad“. 80 Die Band propagiert<br />

die Zerschlagung <strong>des</strong> israelischen Staates:<br />

78 Zur Abgrenzung von antizionistischem Antisemitismus und Israelkritik vgl. Aribert Heyder/Julia<br />

Iser/Peter Schmidt: Israelkritik oder Antisemitismus? Meinungsbildung zwischen<br />

Öffentlichkeit, Medien und Tabus, in: W. Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände, Folge 3,<br />

Frankfurt/M. 2005, S. 144-165, hier S. 146 f.<br />

79 Zur Definition und Beschreibung der verschiedenen Formen <strong>des</strong> Antisemitismus vgl. Pfahl-<br />

Traughber, Armin: Antisemitismus in der deutschen Geschichte, Opladen 2002. Daneben:<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Verfassungsschutz (Hrsg.): Argumentationsmuster im rechtsextremistischen<br />

Antisemitismus. Aktuelle Entwicklungen, Köln 200.<br />

80 „Murder Squad“: The Hateshow, von der Bun<strong>des</strong>prüfstelle für jugendgefährdende Medien<br />

indiziert (Liste B), vgl. Bun<strong>des</strong>anzeiger Nr. 89 vom 30. April 2005. Es besteht keine Identität<br />

der hier zitierten Band mit der gleichnamigen schwedischen Death Metal Band.

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