Dokumentation der Fachveranstaltung - ifb - Bayern
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diagnostik sind wir verpflichtet, nicht-direktiv zu den Möglichkeiten, Grenzen und Risiken <strong>der</strong> verfügbaren<br />
Untersuchungsverfahren aufzuklären sowie auch über die Entscheidungsoptionen im Fall eines auffälligen<br />
Befundes zu informieren. Nach einer Pränataldiagnostik mit auffälligem Befund ist es unsere Aufgabe,<br />
über den klinischen Verlauf einer festgestellten kindlichen Erkrankung, die Prognose, die Möglichkeiten des<br />
Umgangs mit diesem Befund, die hierzu geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und Hilfsangebote<br />
zu informieren. Gerade auch unter den Bedingungen unseres <strong>der</strong>zeitigen Gesundheitssystems, in welchem<br />
dem Gesetzgeber „sprechende Medizin“ immer weniger „wert“ ist, kann ein gutes Beratungsangebot vor<br />
und auch nach Pränataldiagnostik die Schwangere begleiten, in ihrer Entscheidungsfindung unterstützen<br />
und den Arzt gleichzeitig entlasten.<br />
Ziel einer guten Beratung <strong>der</strong> Schwangeren sollte es sein, im Rahmen <strong>der</strong> gesetzlichen Möglichkeiten gemeinsam<br />
mit ihr die für sie langfristig beste Lösung zu erarbeiten. Hierfür wünsche ich den Schwangeren<br />
und uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, gerade auch zwischen Ärzten und Beratungsstellen.<br />
Darstellung <strong>der</strong> Diskussionsergebnisse aus Workshop IV<br />
Workshopmo<strong>der</strong>ation:<br />
Dipl.-Sozialpädagogin (FH) Barbara Zettler<br />
Donum Vitae Memmingen<br />
Die Hürden senken – Wie kann ein niedrigschwelliges Beratungsangebot aussehen?<br />
(zusammengefasst von Birgit Mayer-Lewis und Susanne Edler)<br />
In dem auf das Impulsreferat folgenden Workshop wurden zum einen die praktischen Erfahrungen <strong>der</strong><br />
Teilnehmer und Teilnehmerinnen erörtert und zum an<strong>der</strong>en Kennzeichen eines niedrigschwelligen Beratungsangebotes<br />
bei Pränataldiagnostik erarbeitet. Auf dieser Grundlage wurde überlegt, welche Strukturen<br />
in <strong>der</strong> Beratungslandschaft für die Implementierung niedrigschwelliger Angebote bei Pränataldiagnostik<br />
notwendig sind und welche Bereiche noch ausgebaut o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden müssen.<br />
Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis:<br />
Psychosoziale Beratung bei Pränataldiagnostik wird vor allem in <strong>der</strong> Nähe von pränatalmedizinischen Fachzentren<br />
angefragt. An Orten, wo keine o<strong>der</strong> nur wenig medizinische Diagnostik stattfindet, verzeichnen die<br />
Beratungsstellen eine sehr geringe Beratungsnachfrage. Die Zusammenarbeit mit Ärzten und Ärztinnen<br />
wird von den Beratungsfachkräften als eher schwierig beschrieben und sie wünschen sich eine deutlich<br />
bessere Kooperation mit dem Medizinbereich.<br />
Ärzte und Ärztinnen hingegen berichten, dass sie über das Angebot <strong>der</strong> psychosozialen Beratung und die<br />
Qualifikation <strong>der</strong> Beratungsfachkräfte unzureichend informiert seien.<br />
Vertreterinnen <strong>der</strong> Regierungsbezirke mahnen in <strong>der</strong> Diskussion an, dass die Beratungsstrukturen ausgebaut<br />
werden müssten und auch Maßnahmen zur Qualitätssicherung <strong>der</strong> psychosozialen Beratung bei<br />
Pränataldiagnostik eingeführt und transparent gemacht werden müssten.<br />
Kennzeichen eines niedrigschwelligen Beratungsangebotes:<br />
Als wichtige Kennzeichen eines niedrigschwelligen Beratungsangebotes bei Pränataldiagnostik wurden<br />
folgende Aspekte erarbeitet:<br />
• Die psychosoziale Beratung ist so zu konzipieren, dass sie rechtzeitig und möglichst vor <strong>der</strong> Durchführung<br />
einer pränataldiagnostischen Untersuchung angeboten werden kann.<br />
• Zusätzlich müssen verstärkt auch präventive Angebote, welche vor <strong>der</strong> persönlichen Betroffenheit wirksam<br />
werden, gestaltet und angeboten werden.<br />
• Das Beratungsangebot sollte je<strong>der</strong>zeit verfügbar, leicht und barrierefrei erreichbar sowie finanziell günstig o<strong>der</strong><br />
kostenfrei sein. Es muss sowohl zeitlich und örtlich als auch inhaltlich an den Bedürfnissen <strong>der</strong> Klientinnen und<br />
Klienten orientiert sein. Die Öffnungszeiten <strong>der</strong> Beratungsstellen sind familienfreundlich zu gestalten.<br />
• Idealerweise wird die medizinische Beratung bei Pränataldiagnostik immer durch ein psychosoziales Angebot<br />
im selben Haus („unter einem Dach“) ergänzt.<br />
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