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Nr. 06 Juni 2010<br />

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Beim Ökumenischen Kirchentag<br />

machte die <strong>kfd</strong> eine gute Figur<br />

Köln: Trudi Porath löst Monika<br />

Kurth als Diözesanvorsitzende ab<br />

Andante-Versammlung: Europa<br />

braucht engagierte Bürgerinnen<br />

BKA-Lagebericht: Menschenhandel<br />

hat sich 2009 erneut ausgeweitet<br />

Aus Angst vor Kontrollverlust:<br />

Männer trauern anders als Frauen<br />

„Jetzt reicht‘s!“: <strong>Die</strong> prekäre Lage<br />

der freiberuflichen Hebammen<br />

Deutsches Jugendinstitut erforschte<br />

den Alltag in Mehrkinderfamilien<br />

Gleichstellungsbüros: Kompetenzen<br />

der Frauen nicht länger ignorieren<br />

Beratungsstellen für Opfer sexuellen<br />

Missbrauchs sind in Finanznöten<br />

Neues Buch: „Ökumene weiblich.<br />

Frauen überschreiten Grenzen“<br />

Im September: Christliche Kirchen<br />

führen „Tag der Schöpfung“ ein<br />

Informationsdienst<br />

der Katholischen Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands


2<br />

Das Thema Missbrauch und der dadurch<br />

entstandene Vertrauensverlust<br />

gegenüber der Kirche standen im Mittelpunkt<br />

vieler Veranstaltungen. „<strong>Die</strong><br />

breite und teils heftige Diskussion im<br />

ökumenischen Kontext hat noch einmal<br />

deutlich gemacht, dass die Rolle<br />

der Frau in der katholischen Kirche neu<br />

definiert werden muss“, so Opladen.<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeiten des ehrenamtlichen<br />

Engagements müssten ausgebaut und<br />

Juni 2010<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Verbandsvertreterinnen kehrten zufrieden aus München zurück:<br />

<strong>Die</strong> <strong>kfd</strong> beim Ökumenischen Kirchentag<br />

„<strong>Die</strong> katholische Kirche kann auf das Engagement der Frauen<br />

nicht verzichten, wenn sie ihre aktuelle Situation als Chance zur<br />

Neuausrichtung begreift“, so lautet das Fazit der <strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzenden<br />

Maria Theresia Opladen zum 2. Ökumenischen<br />

Kirchentag (ÖKT), der vom 12. bis 16. Mai in München stattfand.<br />

<strong>Die</strong> <strong>kfd</strong> als größter katholischer Frauenverband Deutschlands<br />

hat sich dort in vielfältiger Weise mit ihrem ökumenischen Engagement<br />

eingebracht. Hier eine kleine Nachlese aus <strong>kfd</strong>-Sicht.<br />

(EB) Auf die Bedeutung der Charismen<br />

und des Ehrenamtes von Frauen<br />

für die Kirche hat die Stellvertretende<br />

<strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzende Irmentraud<br />

Kobusch aufmerksam gemacht. Sie äußerte<br />

sich beim ÖKT-Podium „Ehrenamt<br />

stärken – engagiert im Ehrenamt:<br />

Weil eine lebendige Kirche von gelebten<br />

Charismen lebt“ – eine Veranstaltung,<br />

bei der u.a. auch Margot Käßmann<br />

sprach.<br />

Charismen als von Gott geschenkte<br />

Gaben seien etwas Besonderes und<br />

gleichzeitig doch etwas Alltägliches;<br />

etwas, das jeder und jede habe, führte<br />

Kobusch aus. <strong>Die</strong>se „Alltäglichkeit“<br />

von Charismen sei entscheidend bei<br />

der Frage nach der Bedeutung gelebter<br />

Charismen für die Kirche. Alle Gaben<br />

seien wichtig, kostbar und wertvoll<br />

für das Leben der Kirche. Der so verstandene<br />

Charismen-Begriff biete, wie<br />

Kobusch weiter erläuterte, eine theologische<br />

Grundlegung für die Bedeutung<br />

des Handelns von Männern und<br />

Frauen in der Kirche, und damit auch<br />

für das Handeln von Ehrenamtlichen.<br />

Alle seien berufen, Verantwortung für<br />

die Frage nach der Beteiligung von<br />

Frauen in Leitungsfunktionen in der<br />

Kirche erneut gestellt werden. Dass<br />

die <strong>kfd</strong> in Sachen Ökumene Maßstäbe<br />

setzt, demonstrierte sie mit ihrem<br />

Stand auf der Agora des ÖKT. Sie präsentierte<br />

sich unter dem Dach des<br />

Christinnenrates, einem Zusammenschluss<br />

von elf konfessionellen und<br />

ökumenisch arbeitenden Frauenorganisationen<br />

auf Bundesebene. „Einheit<br />

ÖKT-Podium mit Irmentraud Kobusch:<br />

Eine Kirche der gelebten Charismen<br />

das Leben der Kirche, für das Gesicht<br />

der Kirche zu übernehmen.<br />

<strong>Die</strong> Bezugnahme auf den Charismen-Begriff<br />

verändere die Perspektive<br />

im Blick auf ehrenamtliches Tun: Es<br />

gehe dabei um die Zukunftsgestalt<br />

von Kirche. Ehrenamtliches Handeln,<br />

gerade auch von Frauen, sei nicht<br />

„Ersatz“ angesichts zurückgehender<br />

Hauptamtlichkeit, sondern notwendige<br />

Teilhabe am Leben der Kirche<br />

und Mitverantwortung für das Leben<br />

der Kirche . Kirche brauche Ehrenamtliche,<br />

damit ihr Wesen in seiner vollen<br />

Gestalt sichtbar werde. 80 Prozent des<br />

diakonischen Handelns in der Kirche<br />

werde von Frauen ausgeführt, zum<br />

größten Teil ehrenamtlich. Kobusch<br />

forderte u.a. größere Wertschätzung,<br />

Teilhabe an Entscheidungen und Verantwortung<br />

sowie Anerkennung von im<br />

Ehrenamt erworbenen Qualifikationen.<br />

Anwältinnen dieser Forderungen, die<br />

insbesondere Frauen betreffen, seien<br />

die Frauenverbände. Ihre – Kobuschs –<br />

Vision einer Kirche der Zukunft sei die,<br />

in der alle Ämter auch ehrenamtlich<br />

wahrgenommen werden können.<br />

ist machbar“ lautete das Motto des<br />

gemeinsamen Standes. Dazu Opladen:<br />

„Alle beteiligten Organisationen haben<br />

sich ganz bewusst dafür entschieden,<br />

ihr eigenes Profil zugunsten der gemeinsamen<br />

Überzeugung zurückzustellen.<br />

Damit ist es uns gelungen, ein<br />

Zeichen für selbstverständlich gelebte<br />

Ökumene zu setzen.“<br />

Nach der Standeröffnung durch den<br />

Christinnenrat-Vorstand sowie Maria<br />

Theresia Opladen und Brunhilde<br />

Raiser, Vorsitzende der Evangelischen<br />

Frauen in Deutschland, gab es dort<br />

zweimal täglich „Gespräche am Brunnen“.<br />

Eines dieser Gespräche führte die<br />

Stellvertretende <strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzende<br />

Anna-Maria Mette mit Ipodiakon<br />

Nikolaj Thon (Generalsekretär der<br />

Orthodoxen Bischofskonferenz) und<br />

Landesbischof Friedrich Weber (Vorsitzender<br />

der Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />

Kirchen).<br />

Während die Theresienwiese Platz<br />

bot für alle, die den auch im Fernsehen<br />

übertragenen Eröffnungsgottesdienst<br />

mitfeiern wollten, bei dem die Stellvertretende<br />

<strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzende<br />

Irmentraud Kobusch mitwirkte,<br />

herrschte beim Frauengottesdienst<br />

in der „Frauenkirche“ drangvolle Enge:<br />

Mehr als 5.500 Menschen waren<br />

gekommen. <strong>Die</strong> Predigt hielt Margot<br />

Käßmann.<br />

Ebenfalls von der <strong>kfd</strong> mit vorbereitet<br />

war die dreiteilige Hauptpodienreihe<br />

„Was uns glauben lässt“ u.a. mit<br />

Erzbischof Robert Zollitsch, Präses<br />

Nikolaus Schneider , Hans Küng und<br />

Nina Hagen. Das Forum „Chancen und<br />

Grenzen des Lebens im Alter“ u.a. mit<br />

der früheren Bundesministerin Ursula<br />

Lehr war ebenso ein Erfolg wie das Podium<br />

„AltersBilder – AltersAnsichten<br />

– geschlechterspezifische Fragen und<br />

Antworten“, bei dem als große Problemanzeige<br />

die Zukunft der Pflege<br />

thematisiert wurde. Ein eigenes Veranstaltungsprogramm<br />

bot das „Zentrum<br />

Frauen“. Unter dem Motto „Frauen<br />

halten Mahl“ segneten, brachen und<br />

teilten dort jeden Mittag die Besucherinnen<br />

ihr Brot miteinander. Zweimal<br />

täglich hieß es „Frauen steigen auf“:<br />

Von einem acht Meter hohen Turm<br />

wurden Kanzelreden gehalten – eine<br />

von Irmentraud Kobusch. – Fotos unter<br />

www.<strong>kfd</strong>-bundesverband.de


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Vorstandswahlen im Diözesanverband Köln:<br />

Monika Kurth und Astrid<br />

Dazert prägten die <strong>kfd</strong><br />

Abschied und Neubeginn:<br />

Der <strong>kfd</strong>-Diözesanverband<br />

Köln hat eine neue Vorsitzende.<br />

Trudi Porath (60) löst<br />

Monika Kurth (65) ab, die<br />

nach vier Jahren ebenso wie<br />

die stellvertretende Vorsitzende<br />

Astrid Dazert nicht<br />

mehr kandidiert hatte.<br />

(BT) Als Stellvertreterinnen wurden<br />

neu in den Vorstand gewählt bzw.<br />

bestätigt: Elisabeth Glauner, Bärbel<br />

Mockenhaupt, Ursula Reinsch, Renate<br />

Schlagheck und Lydia Wallraf-Klünter.<br />

Monika Kurth und Astrid Dazert<br />

wurden im Anschluss an die Wahlen<br />

feierlich von den Delegierten, der<br />

Bundesvorsitzenden Maria Theresia<br />

Opladen und geladenen Gästen verabschiedet.<br />

In seiner Laudatio würdigte<br />

Diözesanpräses Monsignore Robert<br />

Kleine die erfolgreiche Vorstandstätigkeit<br />

von Monika Kurth: Ausgleichend,<br />

fröhlich, robust und unkompliziert habe<br />

sie stets im Interesse des Verbandes<br />

ihr Amt ausgefüllt. 1998 zunächst als<br />

Stellvertreterin für den Diözesanvor-<br />

stand geworben, arbeitete sie acht<br />

Jahre an der Seite ihrer Vorgängerin<br />

Ute Schröder. Gesellschaftspolitik und<br />

Müttergenesung gehörten zu Kurths<br />

Schwerpunktthemen. Seit 2006 als<br />

Vorsitzende habe sie sich dann ganz<br />

der Außenvertretung des Diözesanverbandes<br />

gewidmet und intensiv in den<br />

Gremien des <strong>kfd</strong>-Bundesverbandes<br />

und anderen Institutionen mitgearbeitet.<br />

Astrid Dazert bescheinigte Präses<br />

Kleine in seiner Würdigung ihrer Verdienste<br />

für die <strong>kfd</strong> „Beharrlichkeit,<br />

Konsequenz und Leidenschaft“, aber<br />

auch „Feinsinnigkeit, Großzügigkeit<br />

und Belesenheit“. Ihre besondere Liebe<br />

und Aufmerksamkeit habe der Liturgie<br />

gegolten und der Teilhabe von Frauen<br />

in der Kirche. Ihr großer Wunsch nach<br />

einem Arbeitskreis „Liturgie und Gottesdienst“,<br />

den sie realisierte und dann<br />

gemeinsam mit Astrid Overath leitete,<br />

sei daher nur folgerichtig gewesen. Außerdem<br />

war Astrid Dazert einige Jahre<br />

auf Bundesebene im Beirat „Bildung“<br />

der <strong>kfd</strong> und engagierte sich im Projekt<br />

„Kulturmittlerinnen“.<br />

„Monika Kurth und Astrid Dazert<br />

werden in der <strong>kfd</strong> Spuren hinterlassen“,<br />

betonte Kleine abschließend.<br />

Unterschriftenübergabe an Ursula von der Leyen:<br />

Unterstützung fürs Rentenmodell<br />

(EB) Mehr als 22.000 Unterschriften<br />

zur Unterstützung des Rentenmodells<br />

der katholischen Verbände – im Bistum<br />

Münster gesammelt – wurden am<br />

4. Mai Bundesarbeitsministerin Ursula<br />

von der Leyen übergeben. Zur nach<br />

Berlin gereisten Delegation gehörte<br />

auch Gabriele Koetz, Vorsitzende des<br />

<strong>kfd</strong>-Diözsanverbandes Münster.<br />

Von der Leyen würdigte das Engagement<br />

der Verbände für ein gerechteres<br />

Rentenmodell. <strong>Die</strong>se Überlegungen<br />

basierten auf den Prinzipien und Werten<br />

der katholischen Soziallehre, die<br />

Leitplanken für die Gesellschaft geschaffen<br />

habe. In der sozialpolitischen<br />

Debatte spiegelten die Verbände häufig<br />

das wider, was Menschen als gerecht<br />

empfänden. „Daraus ordnungspolitisches<br />

Handeln zu entwickeln, das ist<br />

mir wichtig“, betonte die Ministerin.<br />

Sie kündigte an, in den nächsten<br />

Monaten eine Expertenkommission<br />

zum Thema Altersarmut einzusetzen.<br />

Ihr sei es ein großes Anliegen, Altersarmut<br />

zu verhindern. Im nächsten<br />

Jahr sollten die Experten einen Bericht<br />

vorlegen, „daraus werden sich dann<br />

weitere Schritte ergeben“. Union und<br />

FDP hatten sich im Koalitionsvertrag<br />

2009 auf die Einsetzung der Kommission<br />

grundsätzlich verständigt.<br />

Mehr zum Verbände-Rentenmodell<br />

unter www.buendnis-sockelrente.de/<br />

Kurz notiert<br />

Rita Waschbüsch wurde 70<br />

<strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzende Maria<br />

Theresia Opladen hat Rita Waschbüsch<br />

zum 70. Geburtstag am 22.<br />

Mai gratuliert. Von 1988 bis 1997<br />

bekleidete sie als erste Frau das<br />

Präsidentenamt des Zentralkomitees<br />

der deutschen Katholiken. Seit<br />

1999 ist sie Vorsitzende des seinerzeit<br />

von Katholikinnen und Katholiken<br />

gegründeten Vereins „Donum<br />

Vitae“, der in der Schwangerenkonfliktberatung<br />

tätig ist.<br />

Leigers folgt auf Götz<br />

Neue Bundesvorsitzende der Berufsgemeinschaft<br />

der Pfarrhaushälterinnen<br />

ist Petra Leigers. <strong>Die</strong><br />

47-Jährige löst Barbara Götz (49)<br />

ab, die den Bundesverband acht<br />

Jahre lang leitete.<br />

Neuer Internetauftritt<br />

Frühjahrsputz im Internet: Der<br />

Auftritt des <strong>kfd</strong>-Bundesverbandes<br />

e.V. (www.<strong>kfd</strong>-bundesverband.de)<br />

präsentiert sich jetzt in frischen<br />

Farben und neuer Menüführung.<br />

<strong>Die</strong> Inhalte wurden aufgeräumt und<br />

zugunsten größerer Übersichtlichkeit<br />

umsortiert.<br />

Eva Luise Köhler in Köln<br />

<strong>Die</strong> meisten Spenden für das Müttergenesungswerk<br />

sammeln seit<br />

vielen Jahren <strong>kfd</strong>-Frauen aus der<br />

Stadt und dem Erzbistum Köln. In<br />

einer Feierstunde am 5. Mai ehrte<br />

Schirmherrin Eva Luise Köhler verdiente<br />

Sammlerinnen und eröffnete<br />

in Köln die bundesweite jährliche<br />

Haus- und Straßensammlung.<br />

Trauer um früheren Präses<br />

Der <strong>kfd</strong>-Diözesanverband Limburg<br />

trauert um Pfarrer Norbert<br />

Schmidt-Weller, der am 14. Mai im<br />

Alter von 70 Jahre gestorben ist.<br />

Von 1979 bis 1989 war er als Präses<br />

Wegbegleiter der <strong>kfd</strong>-Frauen.<br />

Im Nachruf heißt es: „Mit großem<br />

Fachwissen und Engagement unterstützte<br />

er die Arbeit der <strong>kfd</strong>.<br />

Er hatte unbegrenztes Vertrauen<br />

in die Fähigkeiten der Frauen und<br />

ermutigte sie zu neuen und außergewöhnlichen<br />

Vorhaben.“<br />

3<br />

Juni 2010


4<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmerinnen tauschten sich<br />

intensiv über ihre Erfahrungen aus.<br />

Besonders interessierte sie der Unterschied<br />

zwischen „alten“ und „jungen“<br />

Demokratien. Während die einen<br />

Politikverdrossenheit feststellten, beklagten<br />

die anderen ihre enttäuschten<br />

Erwartungen nach dem Fall der<br />

Diktaturen in Osteuropa. Menschen<br />

misstrauten deshalb dem System. <strong>Die</strong><br />

Komplexität der zu lösenden Probleme<br />

mache es schwer, Frauen zur aktiven<br />

politischen Teilnahme zu ermutigen,<br />

wurde übereinstimmend berichtet.<br />

Meinungsbildung in Gruppen und<br />

demokratischen Organen sei schwerfällig;<br />

Lobbyismus mache politische<br />

Entscheidungen undurchsichtig.<br />

Juni 2010<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Andante-Generalversammlung in Luxemburg:<br />

Europa braucht engagierte Bürgerinnen<br />

In der Europastadt Straßburg trafen sich kürzlich Vertreterinnen<br />

von 17 Frauenorganisationen aus zwölf europäischen<br />

Ländern zur Generalversammlung von Andante. Andante ist<br />

ein Netzwerk katholischer Frauenorganisationen, dem 21 Verbände<br />

aus 13 Ländern beigetreten sind. <strong>Die</strong> <strong>kfd</strong> gehört zu den<br />

Gründungsmitgliedern. <strong>Die</strong> Studientage standen unter dem<br />

Thema: „Europa – die Frau: Eine Kraft für die Demokratie“.<br />

Diözesanverband Limburg:<br />

Regeln erleichtern<br />

die Gremienarbeit<br />

(PM) Unter dem Motto „Immer<br />

engagiert im Amt“ stand die Delegiertenversammlung<br />

des <strong>kfd</strong>-<br />

Diözesanverbandes Limburg. <strong>Die</strong><br />

Referentin Doris Caspers, <strong>kfd</strong>-Frau<br />

aus dem Diözesanverband Trier,<br />

zeigte im Studienteil, wie die Regeln<br />

in Satzung und Geschäftsordnung<br />

die Gremienarbeit erleichtern. Ein<br />

Rollenspiel half den Delegierten,<br />

die neue Geschäftsordnung zu<br />

verinnerlichen. Im nachfolgenden<br />

Konferenzteil präsentierten die Mitglieder<br />

des Diözesanvorstandes ihre<br />

Aktivitäten und Angebote. Berichtet<br />

wurde u.a. über die kürzlich durchgeführte<br />

telefonische Kontaktaufnahme<br />

zu allen Pfarrgruppen. <strong>Die</strong><br />

Gemeinschaft Hausfrauen in der<br />

<strong>kfd</strong> und die <strong>kfd</strong>-Berufstätige Frauen<br />

stellten sich mit ihren Zielen vor.<br />

In Podiumsdiskussion und Arbeitsgruppen<br />

wurde betont, wie wichtig es<br />

ist, dass Frauen sich als Bürgerinnen<br />

engagieren und die demokratischen<br />

Möglichkeiten nutzen, Gesellschaft<br />

mitzugestalten. Für die europäische<br />

Ebene gibt es die besondere Möglichkeit<br />

der Mitwirkung im Europarat.<br />

Dort sind auch Nichtregierungsorganisationen<br />

vertreten. Der Europarat<br />

engagiert sich in verschiedenen Politikfeldern,<br />

vor allem in der Menschenrechtsarbeit,<br />

z.B. der Bekämpfung des<br />

Menschenhandels. Weitere Politikfelder<br />

des Europarates sind Beseitigung<br />

der Frauenarmut, Demokratieförderung<br />

oder auch gleiche Partizipation<br />

von Männern und Frauen in der Politik.<br />

Trägergemeinschaft Lebendiges Labyrinth in Helfta:<br />

Getagt und tatkräftig mit angepackt<br />

Bei der jährlichen Mitgliederversammlung<br />

der „Trägergemeinschaft Lebendiges<br />

Labyrinth der <strong>kfd</strong> im Kloster<br />

Helfta“ stand auch ein Gespräch mit<br />

der neuen Priorin adm. des Klosters,<br />

Äbtissin Mutter Agnes Fabianek, auf<br />

der Tagesordnung. Sie nimmt das Labyrinth<br />

der <strong>kfd</strong> als einen wunderbaren<br />

Ort wahr, der zu einem wichtigen Anziehungspunkt<br />

für viele Besucher-innen<br />

des Klosters geworden ist. <strong>Die</strong>se<br />

Tatsache erfülle sie und ihren Konvent<br />

mit großer Freude. So würdigte sie<br />

auch den immensen Arbeitsaufwand<br />

der <strong>kfd</strong>-Frauen, die mit ihrem Einsatz<br />

im Labyrinth dafür sorgen, dass es in<br />

dieser Schönheit erhalten bleibt.<br />

Eine gute Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>kfd</strong> und den Mitgliedern der Trägergemeinschaft<br />

sind ihr ein wichtiges<br />

Anliegen, was die Äbtissin bereits bei<br />

einem Besuch der <strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzenden<br />

Maria Theresia Opladen im<br />

Andante hat sich um Aufnahme in den<br />

Kreis der Nichtregierungsorganisationen<br />

beworben; eine Entscheidung<br />

steht noch aus.<br />

An den Studienteil schloss sich die<br />

Generalversammlung mit Neuaufnahme<br />

von zwei Organisationen aus<br />

Luxemburg und England an. Vorgestellt<br />

wurde ein Gebet, das die gemeinsamen<br />

Anliegen der Mitglieder ausdrückt und<br />

die Verbundenheit der Frauen in Europa<br />

stärken soll. Neben der spirituellen<br />

Gemeinschaft sind auch weitere Begegnungen<br />

geplant. So wird es 2011 wieder<br />

eine Sommerakademie geben, diesmal<br />

in Deutschland. Thema: „Frauenspiritualität<br />

in Europa“.<br />

Bei der Versammlung wurde auch<br />

der neue neunköpfige Koordinierungskreis<br />

gewählt, der die Arbeit der<br />

nächsten Jahre gestaltet. In diesem<br />

Gremium wirkt <strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzende<br />

Maria Theresia Opladen mit. Vorsitzende<br />

wurde erneut die Niederländerin<br />

Marie-Louise van Wijk-van de Ven. Eine<br />

Eucharistiefeier mit Weihbischof Kratz<br />

aus Straßburg beendete die Zusammenkunft.<br />

Sabine Harles<br />

Sommer letzten Jahres in Helfta betonte.<br />

Der Sitzung folgten zwei Tage<br />

praktische Arbeit im Labyrinth. Da<br />

die nächsten Ora-et-Labora-Tage der<br />

<strong>kfd</strong> erst im Herbst stattfinden, wollten<br />

die Mitglieder der Trägergemeinschaft<br />

wenigstens einen Teil der nötigen<br />

Frühjahrspflege übernehmen. Tatkräftige<br />

Unterstützung leisteten auch <strong>kfd</strong>-<br />

Frauen aus dem Bistum Speyer, die zur<br />

selben Zeit in Helfta waren.<br />

Trotz des beachtlichen ehrenamtlichen<br />

Einsatzes vieler Frauen bleiben<br />

die finanzielle Unterstützung durch<br />

Spenden und der Verkauf von Artikel<br />

zum Labyrinth weiter unerlässlich. So<br />

mussten zum Beispiel in diesem Jahr<br />

zwei Leibräume durch Birgit Cauer repariert<br />

und zwei weitere erneuert werden.<br />

Der Weg im Labyrinth hat einen<br />

neuen Splittauftrag bekommen. Mehr<br />

im Netz: www.lebendiges-labyrinth.de<br />

Barbara Striegel


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Lagebericht 2009 des Bundeskriminalamtes:<br />

Menschenhandel hat<br />

sich erneut ausgeweitet<br />

Der Menschenhandel zur<br />

sexuellen Ausbeutung hat<br />

sich in Deutschland erneut<br />

ausgeweitet. 2009 wurden<br />

534 Ermittlungsverfahren<br />

abgeschlossen, teilte der<br />

Präsident des Bundeskriminalamts<br />

(BKA), Jörg Ziercke,<br />

am 21. Mai mit. Das sind elf<br />

Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

<strong>Die</strong> Zahl der Opfer von<br />

Zwangsprostitution stieg im<br />

selben Zeitraum um fünf<br />

Prozent auf insgesamt 710.<br />

(epd) Wie aus dem vom BKA veröffentlichten<br />

Lagebild zum Menschenhandel<br />

hervorgeht, hat sich die Zahl der unter<br />

14-jährigen Opfer mit 41 gegenüber<br />

dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Wie<br />

in den Vorjahren stamme ein Großteil<br />

der Opfer von Menschenhandel<br />

aus dem europäischen Raum, davon<br />

ein Viertel aus Deutschland. Bei den<br />

ausländischen Opfern dominieren ru-<br />

mänische und bulgarische Staatsangehörige.<br />

87 Prozent der Betroffenen sind<br />

Mädchen und Frauen.<br />

Trotz steigender Ermittlungsverfahren<br />

sei weiterhin von einem erheblichen<br />

Dunkelfeld auszugehen, sagte<br />

Ziercke. „<strong>Die</strong> Betroffenen wollen häufig<br />

nicht aussagen oder nehmen ihre<br />

Zeugenaussagen wieder zurück.“ Bei<br />

Opfern aus schwarzafrikanischen Ländern<br />

beobachte die Polizei besondere<br />

Formen der Einschüchterung. „Durch<br />

Voodoo-Rituale wird den Opfern ein<br />

Schweigegelübde auferlegt, was sie in<br />

eine psychische Zwangslage bringt.“<br />

Renate Augstein vom Bundesfamilienministerium<br />

sagte, eine Bund-<br />

Länder-Gruppe arbeite derzeit an verbesserten<br />

gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

für Opfer von Menschenhandel.<br />

Insbesondere sei eine bessere Kontrolle<br />

des Umfelds und der Bedingungen von<br />

Prostitution in Deutschland notwendig.<br />

Aufgrund der Vielschichtigkeit von<br />

Menschenhandel – der neben sexueller<br />

Ausbeutung auch Arbeitsausbeutung,<br />

Kinder- und Organhandel umfasst –<br />

werde die Einrichtung einer nationalen<br />

Koordinierungsstelle geprüft.<br />

Neues Pflegezeit-Konzept kommt Wirtschaft entgegen:<br />

Schröder nimmt zweiten Anlauf<br />

(KNA/bro) Bundesfamilienministerin<br />

Kristina Schröder hat ihr Konzept für<br />

einen Rechtsanspruch auf zweijährige<br />

Pflegeteilzeit überarbeitet. Nach dem<br />

neuen Modell übernimmt die Kfw-<br />

Bankengruppe finanzielle Risiken der<br />

Arbeitgeber. Mit Eintritt in die Pflegezeit<br />

müssen sich die Beschäftigten mit<br />

angeblich geringen Prämien gegen Lebensrisiken<br />

versichern. <strong>Die</strong> Versicherung<br />

springt ein, wenn Beschäftigte<br />

nach der Pflege wegen Berufsunfähigkeit<br />

oder Tod den Lohnvorschuss nicht<br />

zurückzahlen können.<br />

Schröder warb für mehr Familienpflege<br />

und betonte unter Verweis auf<br />

die aktuelle Debatte um Kürzungen<br />

auch im Sozialbereich, der Staat müsse<br />

„neue Wege des Sozialstaats“ gehen.<br />

So wolle sie den Menschen mit ihrem<br />

Familienpflegezeit-Konzept mehr Zeit<br />

für Verantwortung geben.<br />

Nach den Plänen der Ministerin sollen<br />

Berufstätige mit pflegebedürftigen<br />

Angehörigen einen Anspruch auf zwei<br />

Jahre Pflegezeit bekommen. <strong>Die</strong> Pflegenden<br />

sollen in dieser Zeit bei 50 Prozent<br />

Arbeitszeit 75 Prozent des Gehalts<br />

erhalten. Später müssten sie dann wieder<br />

voll arbeiten, bekämen aber weiterhin<br />

so lange 75 Prozent des Gehalts,<br />

wie zuvor Teilzeit gearbeitet wurde.<br />

<strong>Die</strong> Gehaltsfortzahlung will Schröder<br />

entweder über ein Wertkonto durch<br />

vorgeleistete Arbeit oder durch eine<br />

Lohn-Vorzahlung – also einen Kredit –<br />

erreichen. Spätestens im Sommer 2011<br />

soll die Pflegezeit in Kraft treten.<br />

Zur Person<br />

Regine Stachelhaus<br />

<strong>Die</strong> Geschäftsführerin von Unicef<br />

Deutschland wechselt nach 18 Monaten<br />

Amtszeit in den Vorstand des<br />

Stromkonzerns EON. <strong>Die</strong> 55-Jährige<br />

übernimmt am 23. Juni die Leitung<br />

der Bereiche Personal, Informationstechnologie<br />

und Einkauf. <strong>Die</strong><br />

Juristin, verheiratet und Mutter<br />

eines Sohnes, ist dann eine von vier<br />

Frauen in Deutschland, die dem<br />

Vorstand eines DAX-Unternehmens<br />

angehört.<br />

Christiana Figueres<br />

<strong>Die</strong> erfahrene Klima-Expertin aus<br />

Costa Rica wird neue Chefin des<br />

UN-Klimasekretariates. <strong>Die</strong> 53-Jährige<br />

ist seit 15 Jahren an Klimaverhandlungen<br />

im Rahmen der Vereinten<br />

Nationen beteiligt und war in<br />

ihrer Heimat bereits in mehreren<br />

Ministerien und an der costaricanischen<br />

Botschaft in Bonn tätig.<br />

Sara Frenkel<br />

Erstmals wird Wolfsburg am 18.<br />

Juni einen Platz nach einer noch<br />

lebenden Persönlichkeit benennen:<br />

<strong>Die</strong> 1922 geborene Jüdin Sara Frenkel<br />

hat sich zusammen mit ihrem<br />

Ehemann in den 80er Jahren um<br />

das Gedenken an die ermordeten<br />

Kinder von Zwangsarbeiterinnen<br />

verdient gemacht. 300 bis 400 Jungen<br />

und Mädchen waren im „Kinderheim“<br />

des Volkswagenwerkes<br />

ums Leben gekommen. Dank Frenkels<br />

Einsatzes haben die Opfer jetzt<br />

eine würdige Grabstätte und einen<br />

angemessenen Gedenkstein.<br />

Rita Süssmuth<br />

<strong>Die</strong> frühere Bundestagspräsidentin<br />

erhält am 18. Juni in Bielefeld den<br />

diesjährigen Regine-Hildebrandt-<br />

Solidaritätspreis. Gewürdigt wird<br />

vor allem ihr Einsatz für Integration<br />

und die Rechte von Migrantinnen<br />

und Migranten. Weitere Preisträger<br />

sind der Wuppertaler Sozialverein<br />

„Tacheles“ und der vom Cellisten<br />

Thomas Beckmann ins Leben gerufene<br />

Düsseldorfer Verein „Gemeinsam<br />

gegen Kälte“.<br />

5<br />

Juni 2010


6<br />

Trauer mit allen bedrohlichen Gefühlsanteilen<br />

zuzulassen bedeute, die<br />

Kontrolle abzugeben, erklärte Schilles.<br />

Doch Männer hätten Schwierigkeiten,<br />

die „emotionale Kontrolle“ aufzugeben<br />

und zeigten sich auch nicht verletzlich.<br />

Als Ursache sehe die Männerforschung<br />

Aspekte der männlichen Sozialisation<br />

über viele Generationen, die „systematische<br />

Entwöhnung der Jungen von<br />

ihrem Innenleben und emotionalen<br />

Empfinden“.<br />

Jungen würden von klein auf von<br />

ihren Eltern dazu angehalten, Gefühle<br />

durch Aktivität und Bewegung zu<br />

überwinden. Folge sei der Verlust an<br />

Selbstbezug. Aufgrund überlieferter<br />

Juni 2010<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Angst vor Verlust der emotionalen Kontrolle:<br />

Männer trauern anders als Frauen<br />

In der Trauer wird der Umgang mit Emotionen besonders<br />

herausgefordert. Viele Männer tun sich schwer, ihre Gefühle<br />

auszudrücken. Dabei trauern Männer ebenso wie Frauen; die<br />

seelischen Prozesse sind gleich. Nur die Formen der Trauer<br />

sind anders – so der Theologe und Pastoralpsychologe Ferdi<br />

Schilles aus Dülmen bei einem Vortrag in Münster.<br />

Repräsentative Umfrage:<br />

Arbeit im Haushalt<br />

bleibt ungerecht<br />

(KNA) Von Gleichberechtigung<br />

noch kaum eine Spur: Mehr als die<br />

Hälfte aller Frauen fühlt sich von<br />

ihrem Partner mit dem Haushalt<br />

alleine gelassen. Das hat jetzt eine<br />

repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts<br />

Innofact ergeben.<br />

Bei verheirateten Paaren sagen<br />

demnach 64 Prozent der Frauen,<br />

dass sie Einkauf, Hausputz und<br />

Wäsche komplett alleine erledigen.<br />

Und nur 22 Prozent der Frauen haben<br />

das Gefühl, sich die Arbeit gerecht<br />

mit ihren Männern zu teilen.<br />

<strong>Die</strong> Ehemänner dagegen sehen das<br />

etwas anders: Immerhin 30 Prozent<br />

sind überzeugt, sich den Einsatz an<br />

Herd und Wischmopp in den eigenen<br />

vier Wänden gerecht mit ihren<br />

Frauen zu teilen. Bei unverheiratet<br />

zusammenlebenden Paaren scheint<br />

das häusliche Engagement der Männer<br />

(noch) etwas stärker ausgeprägt.<br />

Rollenverteilung seien Männer es gewohnt,<br />

Frauen den Bereich von Emotionen<br />

zu überlassen. Deshalb seien die<br />

Ausdrucksmöglichkeiten für Gefühle<br />

bei Männern nicht so breit entwickelt<br />

wie bei Frauen. Verletzlichkeit passe<br />

nicht zum traditionellen männlichen<br />

Erfolgsstreben, Schwäche werde als Beschämung<br />

empfunden. Daher richteten<br />

viele Männer auch in der Trauer ihre<br />

Konzentration auf die Außenwelt als<br />

„Ort der Sicherheit“.<br />

„Männer trauern aktiv“, so der Referent.<br />

Wichtig sei, dass die Handlung<br />

bewusst mit dem Schmerz verbunden<br />

werde und nicht in Aktionismus ausarte.<br />

<strong>Die</strong>s entspricht dem Ansatz des<br />

Junge Mädchen reagieren sensibler:<br />

Tabubrüche in den Medien<br />

(KNA) Tabubrüche in Medien sind offenbar<br />

für viele Jugendlichen heute kein<br />

Problem mehr. Laut einer Ende April<br />

veröffentlichten Studie des ZDF mit<br />

dem Titel „Medien und Tabus“ finden<br />

es 16 Prozent der 16- bis 20-Jährigen<br />

„gut, dass es im Internet und im Fernsehen<br />

keine Tabus mehr gibt“, sagte die<br />

Leiterin der ZDF-Medienforschung,<br />

Susanne Kayser.<br />

Überraschend seien die geschlechterspezifischen<br />

Unterschiede bei der<br />

Aufnahme und Bewertung von Internet,<br />

Video- und Onlinespielen, Fernsehen<br />

und Handykommunikation, sagte<br />

die Medienforscherin. Besonders auf<br />

die Darstellungen von Sex und Gewalt<br />

reagierten junge Männer und Frauen<br />

sehr unterschiedlich. Kayser äußerte<br />

sich bei der 5. Jugendmedienschutztagung<br />

von ARD, ZDF und den beiden<br />

großen Kirchen.<br />

<strong>Die</strong> „Schmerzgrenze“ bei Darstellungen<br />

von Sex und Gewalt liege für<br />

junge Männer deutlich höher als für<br />

Lebens- und Trauerumwandlungs-<br />

Modells (LTUM) des Trauerforschers<br />

Jorgos Canacakis. Danach brauchen<br />

Gefühle und Trauer einen lebendigen<br />

Ausdruck. <strong>Die</strong> Trauer des Einzelnen<br />

muss gesehen und bestätigt werden.<br />

<strong>Die</strong>s kann in der Verbundenheit einer<br />

Gruppe geschehen. Wesentliche<br />

Voraussetzung dafür sei das „Prinzip<br />

der Selbstsorge, die vielen Männern<br />

schwer fällt“.<br />

Schilles hält spezifische Trauergruppen<br />

für Männer auf der Grundlage<br />

des LTUM für sinnvoll: „In Gruppen<br />

haben Männer die Chance, die männlichen<br />

Erlebnisweisen und Ausdrucksformen<br />

zu leben.“ Hilfreich seien das<br />

bewusste Wahrnehmen des eigenen<br />

Körpers und Kontakt mit der Natur. Rituale<br />

könnten einen Rahmen für Orientierung<br />

und Raum für Entwicklung<br />

schaffen. Vertrauen, Verbundenheit<br />

und Anteilnahme anderer seien für<br />

Männer wichtig, damit sie sich einem<br />

Prozess überlassen können, „der ins<br />

Offene führt“. Ursula Schmees<br />

die Frauen. Zudem reflektierten Frauen<br />

das Gesehene stärker und leisteten<br />

Problembewältigung im Gespräch.<br />

Sie schützten sich auch vor tabuverletzenden<br />

Inhalten, indem sie sich<br />

ihnen verweigerten. Pornografische<br />

Inhalte im Netz kennen 36 Prozent der<br />

männlichen 16- bis 20-Jährigen und<br />

zehn Prozent der gleichaltrigen Frauen.<br />

Seiten, auf denen Menschen gedemütigt,<br />

erniedrigt oder lächerlich gemacht<br />

werden, sind einem Drittel der Männer,<br />

aber nur halb so vielen Frauen geläufig.<br />

An der Studie nahmen 800 Frauen<br />

und Männer zwischen 16 und 20 Jahren<br />

und zwischen 30 und 39 Jahren teil.<br />

Fast jeder fünfte der jüngeren Befragten<br />

kennt Webseiten mit Gewaltverherrlichung,<br />

Folter oder Hinrichtungen.<br />

Darunter seien deutlich mehr Jungen<br />

als Mädchen. Als „erschütternd“ bezeichnete<br />

es Kayser, dass 13 Prozent der<br />

jungen Männer schon Kontakt zu kinderpornografischem<br />

„Material“ gehabt<br />

hätten.


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Bundestag muss sich mit ihrer prekären Lage befassen<br />

Freiberufliche Hebammen<br />

meinen: „Jetzt reicht‘s“<br />

Freiberufliche Hebammen<br />

können nach Angaben des<br />

Berufsverbands mit ihrer<br />

Arbeit kaum noch den Lebensunterhalt<br />

bestreiten.<br />

<strong>Die</strong> Politik habe es seit Jahren<br />

versäumt, für eine angemessene<br />

Bezahlung zu sorgen,<br />

sagte die Vorsitzende<br />

des Niedersächsischen Hebammenverbandes,<br />

Uschi<br />

Fietz: „Jetzt reicht‘s!“.<br />

(epd/bro) Am Welthebammentag 5.<br />

Mai gab es bundesweit Proteste und<br />

den Start einer Online-Unterschriftenaktion.<br />

Für die freiberuflichen Hebammen<br />

seien vor allem die Ausgaben für<br />

Versicherungen erheblich gestiegen,<br />

erläuterte Fietz. Dagegen seien die Gebühren<br />

für die Hebammen-Leistungen<br />

(epd) <strong>Die</strong> Osnabrücker Erziehungsexpertin<br />

Renate Zimmer warnt vor einem<br />

drohenden Erzieherinnenmangel.<br />

Parallel zum Ausbau von Krippen für<br />

unter Dreijährige müssten die Fachschulen<br />

mehr Erzieherinnen für Kleinkinder<br />

ausbilden, forderte Zimmer in<br />

einem epd-Gespräch. Entsprechende<br />

Programme zur Aus- und Weiterbildung<br />

müssten umgehend entwickelt<br />

werden, sagte die Sport- und Erziehungswissenschaftlerin:<br />

„Dazu<br />

braucht es aber ein Konzept und Geld.“<br />

Das Statistische Bundesamt in<br />

Wiesbaden hatte Anfang Mai mitgeteilt,<br />

dass in Westdeutschland noch<br />

320.000 Krippenplätze fehlten. <strong>Die</strong><br />

Nachfrage nach Betreuungsplätzen<br />

für unter Dreijährige sei enorm, sagte<br />

Zimmer, die auch Direktorin des<br />

Niedersächsischen Instituts für frühkindliche<br />

Bildung und Entwicklung<br />

ist. Deshalb sollte zusätzlich auch das<br />

kaum angehoben worden. „Bei einem<br />

Stundenlohn von 7,50 Euro netto kann<br />

ich gar nicht so viel arbeiten, dass ich<br />

die Kosten decken kann“, sagte Fietz.<br />

Freiberufliche Hebammen würden so<br />

ins Angestelltenverhältnis gedrängt.<br />

In den Krankenhäusern müssten<br />

Hebammen immer mehr Frauen und<br />

Geburten gleichzeitig betreuen. Der<br />

Aufwand bei den Geburten sei in den<br />

vergangenen Jahren erheblich gestiegen.<br />

So werde die frühgeburtliche Diagnostik<br />

stetig ausgebaut. Auch gebe es<br />

immer mehr Risikoschwangerschaften:<br />

„Dennoch haben die Kliniken einen<br />

Personalschlüssel wie vor 15 Jahren“,<br />

sagte Fietz.<br />

Der Deutsche Hebammenverband<br />

(www.hebammenverband.de) hat<br />

nun Unterschriften für eine Petition<br />

gesammelt, damit sich der Bundestag<br />

mit einer drohenden Versorgungslücke<br />

befassen muss. Statt der nötigen 50.000<br />

Unterschriften kamen schon in den ersten<br />

14 Tagen fast 90.000 zusammen.<br />

Wissenschaftlerin schlägt Alarm:<br />

Erzieherinnen für Kleinkinder fehlen<br />

Angebot an Tagespflegeplätzen ausgebaut<br />

werden. Grundsätzlich halte sie<br />

es für wichtig, dass schon Kleinkinder<br />

mit anderen Kindern gemeinsam betreut<br />

werden.<br />

Das Argument, dass in ländlichen<br />

Gegenden häufig noch die Großfamilie<br />

funktioniere und deshalb Krippenplätze<br />

nicht benötigt würden, ist nach<br />

Ansicht der Expertin nicht stichhaltig.<br />

Auch auf dem Lande gebe es immer<br />

weniger Kinder, so dass die Betreuung<br />

in Gruppen außerhalb der Familie für<br />

die Kinder immer wichtiger werde.<br />

„Wenn dort qualitativ gute Krippenplätze<br />

mit alternativen Eingewöhnungsmodellen<br />

etwa für zwei bis drei<br />

Tage pro Woche angeboten werden,<br />

wird auch die Nachfrage steigen.“ Zimmer<br />

forderte weiter, Sozialassisten-<br />

tinnen sollten zu Erzieherinnen<br />

weitergebildet und alternative Ausbildungsmodelle<br />

entwickelt werden.<br />

Seit 1. Mai:<br />

Führungszeugnis gibt<br />

detaillierter Auskunft<br />

7<br />

(epd) Arbeitgeber-innen im Kinder-<br />

und Jugendbereich können von<br />

Stellenbewerbern seit dem 1. Mai<br />

ein sogenanntes Erweitertes Führungszeugnis<br />

verlangen. Darin sind<br />

auch Verurteilungen wegen Sexualstraftaten<br />

mit niedrigem Strafmaß<br />

erfasst, teilte das Bundesjustizministerium<br />

mit. Dafür war eine Änderung<br />

des Bundeszentralregistergesetzes<br />

notwendig.<br />

Gewerkschaften warnen:<br />

Büroberufen droht<br />

die Abwertung<br />

(bro) Der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

(DGB) warnt vor der Gefahr,<br />

dass bei der anstehenden Neuordnung<br />

der Büroberufe neue,<br />

lediglich zweijährige Ausbildungen<br />

eingeführt werden könnten. Solche<br />

Schmalspurlehren führten in eine<br />

berufliche Sackgasse und erhöhten<br />

das Risiko von Arbeitslosigkeit. Vor<br />

allem betroffen seien Frauen, weil<br />

sie besonders häufig in Büroberufen<br />

arbeiteten. Der DGB initiierte<br />

eine Unterschriftenaktion, mit der<br />

die Bundesregierung aufgefordert<br />

werden soll, „die Benachteiligung<br />

von Frauen durch eine Schmalspurausbildung<br />

zu verhindern“. Mehr im<br />

Netz: bit.ly/d5roBw<br />

Im Gesundheitswesen:<br />

Pflegepersonal stellt<br />

größte Berufsgruppe<br />

(epd) Das Krankenpflegepersonal<br />

stellte im Jahr 2008 mit 774.000 die<br />

größte Berufsgruppe der 4,6 Millionen<br />

Beschäftigten im deutschen<br />

Gesundheitswesen. Wie das Statis-<br />

tische Bundesamt weiter mitteilte,<br />

arbeiteten 44 Prozent der Pflegefachkräfte<br />

in Teilzeit oder waren<br />

nur geringfügig beschäftigt. Bei den<br />

Teitzeitbeschäftigten – überwiegend<br />

Frauen – gaben nur 9,5 Prozent<br />

an, keine Vollzeittätigkeit gefunden<br />

zu haben.<br />

Juni 2010


8<br />

(epd) Wenn in Diskussionen auf das<br />

Leben von Mehrkinderfamilien Bezug<br />

genommen werde, geschehe dies<br />

meist romantisierend oder sei mit<br />

hartnäckigen Vorurteilen behaftet.<br />

<strong>Die</strong> „typische Mehrkinderfamilie“ gebe<br />

es jedoch nicht. Als „erstaunlich“<br />

bezeichnet es Barbara Keddi vom DJI,<br />

dass der Alltag und die Beziehungsqualität<br />

in großen Familien sich nur<br />

geringfügig von denen kleiner Lebensgemeinschaften<br />

unterscheiden: „Wir<br />

hatten gedacht, da ist ganz viel Stress.“<br />

Auch die Freizeit werde vielfältiger<br />

gestaltet als angenommen.<br />

Familien mit drei, vier, fünf oder<br />

mehr Sprösslingen gibt es immer<br />

Juni 2010<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Deutsches Jugendinstitut forschte im Auftrag des Bundesministeriums:<br />

Vom Alltag in Mehrkinderfamilien<br />

Wenn es um Großfamilien geht, galt das Interesse der Forschung<br />

bisher vor allem der wirtschaftlichen Situation. Nun<br />

hat das Deutsche Jugendinstitut (DJI) den Alltag von Familien<br />

mit drei und mehr Kindern in den Blick genommen. Fazit: <strong>Die</strong><br />

gesellschaftliche Wahrnehmung stimmt in keiner Weise mit<br />

den realen Lebensbedingungen dieser Familien überein.<br />

KLB-Kampagne:<br />

„Fairwandel dein<br />

Klima“ gestartet<br />

(KNA) <strong>Die</strong> Mitglieder der Katholi-<br />

schen Landvolkbewegung Deutschland<br />

(KLB) wollen in den kommenden<br />

zwölf Monaten 2,5 Millionen<br />

PKW-Kilometer einsparen. <strong>Die</strong> bundesweite<br />

Klimaschutz-Kampagne<br />

„Fairwandel dein Klima“ soll „das<br />

eigene Umweltverhalten kritisch<br />

hinterfragen, aber auch ein Zeichen<br />

setzen in Politik und Gesellschaft“,<br />

heißt es zum Kampagnenauftakt.<br />

Konkret regt die KLB an, Fahrgemeinschaften<br />

zu bilden, auf Bus<br />

und Bahn umzusteigen und auch<br />

häufiger zu Fuß zu gehen oder das<br />

Fahrrad zu nutzen. Zu der neuen<br />

Kampagne gehören zudem Energie-<br />

spartage, Baumpflanzaktionen und<br />

zahlreiche Veranstaltungen rund<br />

um regionales Essen und Produkte<br />

aus fairem Handel im ganzen Bundesgebiet.<br />

– Mehr Informationen im<br />

Netz: bit.ly/aev7Yd<br />

seltener. Deutschland bewegt sich im<br />

allgemeinen europäischen Abwärts-<br />

trend sogar unter den Schlusslichtern.<br />

Zieht in Westdeutschland jede zehnte<br />

Familie drei Kinder groß, sind es in<br />

Ostdeutschland nur 7,5 Prozent der<br />

Familien. Mit vier Kindern leben im<br />

Westen drei, im Osten nur zwei Prozent<br />

der Erziehungsverantwortlichen.<br />

Wer selbst mit vielen Geschwistern<br />

aufgewachsen ist, in einer stabilen<br />

Partnerschaft lebt und sich aktiv<br />

religiös engagiert, entscheidet sich<br />

eher für mehrere Kinder, fand das DJI<br />

heraus. Dagegen planen Paare, die<br />

beengt wohnen, wenig Geld zur Verfügung<br />

haben und ihre Elternschaft<br />

Neue Therapiebewegung in den USA:<br />

Frische Luft und grüne Wiesen<br />

(epd) Maximal 30 Minuten verbringen<br />

viele ihrer Patienten und Patientinnen<br />

täglich im Freien – gerade so lange,<br />

wie es dauere, vom Auto bis zur Haustür<br />

und zurück zu laufen, sagt die US-<br />

Psychologin Linda Buzzell-Saltzman.<br />

Zu wenig, ist sie überzeugt. „Hinaus in<br />

die Natur“ lautet das Credo der Bewegung,<br />

die vor allem in den USA Anhänger<br />

unter den Therapeuten hat. Viele<br />

Ökopsychologen warnen vor ernsthaften<br />

psychischen Störungen, etwa<br />

einer „Naturdefizitstörung“, wenn<br />

der Mensch zu wenig Zeit im Grünen<br />

verbringe.<br />

Zahlreiche <strong>intern</strong>ationale Studien<br />

zeigen in der Tat, dass Bäume und<br />

Wiesen dem Menschen nicht nur<br />

körperlich, sondern auch seelisch gut<br />

tun. „Wir nehmen die Natur als etwas<br />

Angenehmes wahr. Beim ersten Sonnenstrahl<br />

im Frühling zieht es uns<br />

gleich alle nach draußen ins Freie“, bestätigt<br />

der Umweltpsychologe Ulrich<br />

Schmidt-Denter von der Universität<br />

nur schwer mit dem Beruf vereinbaren<br />

können, häufig nur ein oder zwei<br />

Kinder. In kinderreichen Familien<br />

herrscht außerdem eine „deutlich<br />

traditionellere“ Arbeitsteilung vor. Mit<br />

zunehmender Kinderzahl schränken<br />

die Frauen ihre Erwerbstätigkeit ein,<br />

die Väter arbeiten überwiegend Vollzeit.<br />

Es sind meist die Mütter, die den<br />

Alltag mit mehreren Kindern zu stemmen<br />

haben. „<strong>Die</strong> Eltern von drei oder<br />

mehr Kindern sind sehr stark gefordert“,<br />

hat Barbara Keddi beobachtet.<br />

Für eine intensive Hausaufgabenbetreuung<br />

aller Kinder etwa fehle oft die<br />

Zeit und Kraft.<br />

Das Deutsche Jugendinstitut fordert<br />

als Konsequenz aus der Studie im<br />

Auftrag des Bundesfamilienministeriums,<br />

die Eltern nach ihren Bedürfnissen<br />

zu unterstützen: Junge und<br />

bildungsferne Paare benötigten eine<br />

finanzielle Unterstützung und Weiterqualifizierung.<br />

Und Alleinerziehende<br />

könnten durch eine flexible Kinderbetreuung<br />

entlastet werden.<br />

Köln. „Es ist wissenschaftlich unumstritten,<br />

dass Rekreationsprozesse im<br />

Grünen etwa die Konzentrationsfähigkeit<br />

steigern“, sagt Ellen Matthies,<br />

die an der Ruhr-Universität Bochum<br />

Umweltpsychologie lehrt. Sie warnt<br />

allerdings davor, solche Prozesse<br />

ausschließlich an der grünen Umgebung<br />

festzumachen: „Psychische Störungen<br />

sind multikausal bedingt und<br />

lassen sich nicht auf nur eine Ursache<br />

zurückführen.“<br />

Schmidt-Denter hat von einer<br />

Krankheit „Naturdefizitstörung“ noch<br />

nie gehört. In den USA sei man gut darin,<br />

Dinge mit Markenzeichen zu versehen<br />

und dafür die Werbetrommel<br />

zu rühren. Dabei sei es in Deutschland<br />

schon seit langem üblich, etwa<br />

Gruppentherapien im Freien zu veranstalten<br />

oder zu therapeutischen<br />

Zwecken gemeinsam zu wandern. Der<br />

Umweltpsychologe: „Das ist längst<br />

Standard in Deutschland. Allerdings<br />

wird nicht groß darüber geredet.“


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

20. Bundeskonferenz der Gleichstellungsbüros:<br />

Kompetenzen der Frauen<br />

nicht länger ignorieren<br />

Ein Gleichstellungsgesetz<br />

für die Privatwirtschaft,<br />

eine Frauenquote für Aufsichtsräte<br />

börsennotierter<br />

Unternehmen und einen gesetzlichen<br />

Mindestlohn für<br />

alle Branchen: So lauten die<br />

Forderungen der 20. Bundeskonferenz<br />

kommunaler<br />

Frauenbüros und Gleichstellungsstellen,<br />

die Anfang Mai<br />

in Wuppertal tagte.<br />

(epd/bro) Auch wenn Mädchen und<br />

Frauen bessere Bildungsabschlüsse<br />

aufwiesen, profitierten sie davon<br />

nicht und gelangten auch nicht in<br />

Führungspositionen, hieß es auf der<br />

Tagung „Rosarot – Himmelblau? Geschlechterkultur<br />

im Wandel“. Rund<br />

350 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte<br />

aus dem ganzen Bundesgebiet<br />

waren gekommen. Nötig seien gesetzliche<br />

Regelungen und Quoten, um die<br />

Gleichstellung zu sichern, sagte Ida<br />

(epd) Zwei Jahre nach Inkrafttreten<br />

des Verbraucherinformationsgesetzes<br />

hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH)<br />

eine grundlegende Überarbeitung des<br />

Gesetzes gefordert. Es sei kontraproduktiv<br />

und habe zur Legalisierung der<br />

Geheimhaltungs- und Informationsverhinderung<br />

geführt, sagte DUH-<br />

Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.<br />

„Was die damalige Bundesregierung<br />

euphorisch als Meilenstein für den<br />

Verbraucherschutz feierte, hat sich im<br />

Behördenalltag faktisch als Informationsverhinderungsgesetz<br />

erwiesen.“<br />

Wer bei Lebensmittelskandalen<br />

schnelle und präzise Aufklärung<br />

verlange, werde hingehalten, Verantwortliche<br />

würden nicht genannt und<br />

teilweise verlange man abschreckende<br />

Hiller, Frauenbeauftragte der Stadt<br />

Nürnberg und eine der Sprecherinnen<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler<br />

Frauenbüros. Eine freiwillige<br />

Vereinbarung habe in diesem Bereich<br />

zu keinerlei Erfolg geführt. Vor der<br />

Konferenz hatte Roswitha Bocklage,<br />

Wuppertaler Gleichstellungsbeauftragte<br />

und ebenfalls Sprecherin der<br />

BAG, eine gesicherte und ausreichende<br />

Finanzierung der Beratungsstellen<br />

für Missbrauchsopfer gefordert. In<br />

armen Städten kämpften sie derzeit<br />

ums Überleben, da sie nur zu den sogenannten<br />

freiwilligen Leistungen der<br />

Städte gehörten.<br />

„Wenn wir aus der Finanzkrise<br />

herauskommen wollen, dann müssen<br />

wir die Kompetenzen der Frauen<br />

nutzen“, sagt Dörthe Domzig, Leiterin<br />

des Amtes für Chancengleichheit der<br />

Stadt Heidelberg. Es sei nicht richtig,<br />

dass Frauen nach der Erziehungszeit<br />

oftmals nur in Teilzeitbeschäftigungen<br />

zurückgingen. Dadurch fielen spätere<br />

Rentenzahlungen geringer aus und<br />

Kommunen müssten mit Sozialleistungen<br />

einspringen. Mehr im Netz:<br />

www.frauenbeauftragte.de/bk10.htm<br />

Kritik am Verbraucherinformationsgesetz:<br />

Hingehalten und abgeschreckt<br />

Gebühren, sagte die Rechtsanwältin<br />

und Leiterin der DUH-Abteilung für<br />

Klimaschutz, Cornelia Ziehm. Resch<br />

kritisierte besonders die Schwerfälligkeit<br />

des Gesetzes. Nach aktueller<br />

Gesetzeslage müssten vor der Veröffentlichung<br />

von Informationen die<br />

Betroffenen befragt werden. In der<br />

Konsequenz würden immer Rechtsmittel<br />

eingelegt, was zu enormen<br />

Verzögerungen führe: „<strong>Die</strong> Politik tut<br />

alles dafür, dass es bei dem deutschen<br />

Amts- und Aktengeheimnis bleibt.“ Er<br />

verwies auf die 2006 entdeckten Chemikalien<br />

in Getränkeverpackungen.<br />

Informationen darüber, seit wann<br />

Unternehmen und Verwaltung davon<br />

Kenntnis hatten, hat die DUH laut<br />

Resch erst drei Jahre später erhalten.<br />

Angebot der Caritas:<br />

Neue Online-Beratung<br />

für psychisch Kranke<br />

9<br />

(KNA) Der Caritasverband hat eine<br />

Online-Beratung für Behinderte<br />

und Menschen mit psychischen Erkrankungen<br />

gestartet. Ratsuchende<br />

sollen sich aufgrund der verschlüsselten<br />

Datenübertragung auf den<br />

Schutz auch sensibler Daten verlassen<br />

können. Über die Seite www.<br />

beratung-caritas.de gelangen sie in<br />

einen passwortgeschützten Bereich,<br />

in dem sie ihre Fragen hinterlegen<br />

können. Laut Caritas erhalten sie<br />

dann werktags innerhalb von 48<br />

Stunden eine persönliche Antwort.<br />

Gefreit und nicht bereut:<br />

Eheleute würden<br />

wieder „Ja“ sagen<br />

(KNA) Allen Rekordzahlen über<br />

Scheidungen zum Trotz: 90 Prozent<br />

der Verheirateten würden noch<br />

einmal zu ihrem Ehepartner „Ja“ sagen.<br />

Laut einer Emnid-Umfrage des<br />

Magazins „Reader‘s Digest“ ist die<br />

Bereitschaft weitgehend unabhängig<br />

von Alter, Schulabschluss, Geschlecht<br />

und Familiengröße. Einen<br />

gewissen Unterschied macht jedoch<br />

das liebe Geld: Wer mehr verdient<br />

oder mehr Geld auf der hohen Kante<br />

hat, ist als Partner beliebter als der,<br />

der sparsam haushalten muss.<br />

Statistisches Bundesamt:<br />

Neugeborene mit<br />

bunterem Hintergrund<br />

(bro) Zahlen zum Familienhintergrund<br />

von im Jahr 2008 Neugeborenen<br />

hat jetzt das Statistische Bundesamt<br />

vorgelegt: 219.000 Kinder<br />

bzw. 32 Prozent wurden außerhalb<br />

einer Ehe geboren – zehn Jahre zuvor<br />

20 Prozent. Nur leicht zugenommen<br />

hat im selben Zeitraum der<br />

Prozentsatz der Neugeborenen mit<br />

mindestens einem ausländischen<br />

Elternteil: Er stieg von 20 auf 23 Prozent.<br />

Bei 64.000 Neugeborenen in<br />

2008 hatten Mutter und Vater eine<br />

ausländische Staatsangehörigkeit.<br />

Juni 2010


10<br />

(KNA) Bergmann erklärte, in der Konsequenz<br />

der jetzigen Debatte müsse<br />

es um nachhaltige Veränderungen<br />

auch bei der Beratungsarbeit gehen.<br />

Es könne nicht sein, dass Aufarbeitung<br />

und Therapie an fehlendem Geld<br />

scheiterten. Sie verwies auch auf eine<br />

Vielzahl von Fällen in Familien. Notwendig<br />

sei eine starke Sensibilisierung<br />

für dieses Thema. Es müsse wirklich<br />

„eine Gesellschaft bis ins Mark treffen<br />

und trifft sie auch“.<br />

<strong>Die</strong> Leiterin und Mitbegründerin<br />

der Kölner Beratungsstelle gegen sexuellen<br />

Missbrauch „Zartbitter“, Ursula<br />

Enders, sprach von einer „Flut von<br />

aktuellen Fällen. Und darüber spricht<br />

Juni 2010<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

<strong>Die</strong> Opfer sexuellen Missbrauchs in den Blick nehmen:<br />

Beratungsstellen brauchen mehr Geld<br />

<strong>Die</strong> Beauftragte der Bundesregierung für Missbrauchsfälle,<br />

Christine Bergmann, hat sexuellen Missbrauch als aktuelles<br />

und massives Problem in der Gesellschaft bewertet. „Das ist<br />

kein Thema der Vergangenheit, es passiert täglich, stündlich“,<br />

sagte sie beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München.<br />

Fachleute aus der Therapie- und Beratungsarbeit beklagten<br />

bei der Veranstaltung massive finanzielle Unterversorgung.<br />

Kath. Männerarbeit<br />

„Mann und Macht“:<br />

Ein brisantes Thema<br />

(PM) <strong>Die</strong> Haupttagung der katholischen<br />

Männerarbeit fand kürzlich<br />

traditionell in Fulda statt. Das Tagungsthema<br />

„Mann und Macht –<br />

was man(n) damit macht“ stand<br />

nicht nur im Zusammenhang mit<br />

der Wirtschafts- und Finanzkrise.<br />

Im letzten Jahr beschlossen, gewann<br />

das Thema vor dem Hintergrund des<br />

Missbrauchsskandals neue Aktualität<br />

und Brisanz. Darauf wies der Fuldaer<br />

Bischof Heinz Josef Algermissen<br />

ebenso hin wie der Beauftragte für<br />

die Männerseelsorge in der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, der Bamberger<br />

Erzbischof Ludwig Schick. Mit<br />

dem Zürcher Psychologen Prof. Allan<br />

Guggenbühl und dem Paderborner<br />

Theologen und Sozialethiker Prof.<br />

Peter Schallenberg referierten zwei<br />

ausgewiesene Experten zum Thema<br />

der Tagung. Eine Dokumentation ist<br />

in Vorbereitung.<br />

keiner.“ Allein in der vergangenen Woche<br />

sei ihre Einrichtung über fünf Fälle<br />

von aktuellem Missbrauch „mit zig<br />

Kindern in Institutionen“ informiert<br />

worden. „<strong>Die</strong> Gesellschaft versagt<br />

grundlegend, auch heute noch.“<br />

Enders forderte Politiker und Bischöfe<br />

auf, <strong>direkt</strong> mit Opfern sexuellen<br />

Missbrauchs zu reden und diese Aufgabe<br />

nicht „nach unten zu delegieren“.<br />

Mit Blick auf die katholische Kirche<br />

forderte sie, Verantwortung auch finanzieller<br />

Art für die Opferarbeit zu<br />

übernehmen und bei der Präventionsarbeit<br />

zu helfen. Viele Beratungsstellen<br />

bräuchten finanzielle Hilfe. Zugleich<br />

bemängelte sie, dass katholische Bi-<br />

Anfragen nach Hilfe und Therapieangeboten:<br />

Erste Fakten zur Telefon-Hotline<br />

(epd/bro) Bei der bundesweiten Telefon-Hotline<br />

der katholischen Kirche<br />

für Opfer sexuellen Missbrauchs ist der<br />

erste Andrang zurückgegangen. „Wir<br />

verzeichnen weniger Anrufer, können<br />

dafür aber längere und intensivere<br />

Gespräche führen“, sagte Andreas<br />

Zimmer, Leiter des Arbeitsbereichs Beratungsdienste<br />

beim Bistum Trier. Seit<br />

der Freischaltung am 30. März hätten<br />

bis 7. Mai etwa 6.000 Menschen mit<br />

knapp 20.000 Anrufen versucht, einen<br />

der Beratungsfachleute zu erreichen.<br />

Der Großteil der Betroffenen wolle die<br />

eigene Missbrauchsgeschichte erzählen<br />

und dokumentiert wissen.<br />

„Wer anruft, hat meist noch akut<br />

mit dem Thema Missbrauch zu tun“,<br />

sagte Zimmer. Selbst wenn der Vorfall<br />

Jahrzehnte zurückliege, sei er bei den<br />

Opfern präsent und beeinflusse ihr<br />

Leben. Viele litten unter Folgeschäden<br />

und suchten Hilfe und Therapiemöglichkeiten.<br />

Auf die häufig gestellte<br />

schöfe angeblich eine generelle Anzeigepflicht<br />

forderten. Damit behinderten<br />

sie unter Umständen die therapeutische<br />

Arbeit mit Kindern.<br />

Zugleich lobte Enders auch kirchliches<br />

Engagement. So gebe es im Erzbistum<br />

Freiburg einiges an guter und<br />

angemessener Beratungsarbeit. Deutliche<br />

Kritik äußerte sie an Teilen der<br />

Medien. <strong>Die</strong> Presse stürze sich bei vielen<br />

Fällen darauf, wie die Institutionen<br />

reagierten. Von den Opfern sei aber<br />

kaum die Rede. Gut sei, wenn die Medien<br />

auf ruhige Berichte setzten, die<br />

den Blick der Opfer berücksichtigten.<br />

Ähnlich äußerte sich der Psychologe<br />

Christoph Fleck von der Beratungsstelle<br />

Phoenix. Er bemängelte reißerische<br />

und unprofessionelle Berichterstattung.<br />

<strong>Die</strong>se wecke auch jene auf, die<br />

Opfer gewesen seien „und eigentlich<br />

gedacht haben, sie hätten es geschafft“.<br />

Am Rande der Veranstaltung riet<br />

Bergmann der katholischen Kirche zu<br />

strikter Aufklärung und Offenheit bei<br />

allen Missbrauchsfällen: „Alles muss<br />

auf den Tisch“.<br />

Frage nach Übernahme von Therapiekosten<br />

müssten die Berater-innen an<br />

die jeweiligen Bistümer mit ihren unterschiedlichen<br />

Richtlinien verweisen.<br />

Nach Angaben von Zimmer sind<br />

aufgrund der am Beratungstelefon<br />

gemachten Angaben bundesweit<br />

mehrere kirchliche Verfahren eröffnet<br />

worden. Hilfestellung in einem strafrechtlichen<br />

Verfahren werde in den<br />

Beratungsgesprächen aber weniger<br />

häufig nachgefragt. Viele der Anrufer<br />

äußerten die Befürchtung, dass die<br />

Täter nicht bestraft würden. In sehr<br />

wenigen Fällen hätten Kinder von aktuellem<br />

Missbrauch berichtet. Zimmer<br />

kündigte für diesen Juni eine detailliertere<br />

Auswertung der Gespräche an.<br />

Das Beratungstelefon mit der Nummer<br />

0800-120 1000 bleibt bis September<br />

2011 geschaltet. Es ist dienstags, mittwochs<br />

und donnerstags in der Zeit von<br />

13 bis 20.30 Uhr besetzt. Mehr im Netz:<br />

www.hilfe-missbrauch.de/


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

neuerscheinung dokumentiert das Engagement des öfcfe:<br />

Ökumene weiblich: Frauen<br />

überschreiten Grenzen<br />

Unterstützt von Szenenapplaus<br />

präsentierten mehrere<br />

Autorinnen am 6. Mai<br />

ihr Gemeinschaftswerk<br />

„Ökumene weiblich. Frauen<br />

überschreiten Grenzen“ in<br />

der Ökumenischen Kapelle<br />

in der Hamburger HafenCity.<br />

Das Buch dokumentiert<br />

das Engagement des „Ökumenischen<br />

Forums Christlicher<br />

Frauen Europa“, in<br />

dem auch die <strong>kfd</strong> mitwirkt.<br />

(PM) <strong>Die</strong> Kapelle war bei der Buchpremiere<br />

dicht besetzt mit Pionierinnen<br />

des ökumenisch-feministischen<br />

Aufbruchs aus Norddeutschland und<br />

Niedersachsen. Anschaulich führte Dr.<br />

Cornelia Göksu, Co-Autorin und Redakteurin<br />

des Gemeinschaftswerkes,<br />

durch die Geschichte des Ökumenischen<br />

Forums (ÖFCFE). <strong>Die</strong> Neuerscheinung<br />

dokumentiert auf 320 Seiten<br />

die beeindruckenden Leistungen<br />

(KNA) Beim Umgang mit konfessionsverschiedenen<br />

Ehen drängen die<br />

beiden großen Kirchen auf eine Einigung.<br />

Dass ein Ehepaar, bei dem der<br />

eine Partner katholisch und der andere<br />

evangelisch ist, nicht gemeinsam am<br />

Tisch des Herrn sitzen könne, bezeichnete<br />

der EKD-Ratsvorsitzende, Präses<br />

Nikolaus Schneider, als nicht nachvollziehbar.<br />

„Hier sind wir pastoral und<br />

theologisch in der Pflicht“, betonte<br />

er beim Ökumenischen Kirchentag<br />

(ÖKT). Der Vorsitzende der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Erzbischof Robert<br />

Zollitsch, sagte, er habe in dieser Frage<br />

schon viele Gespräche in Rom geführt.<br />

„Und ich werde weiter bohren und<br />

nicht nachlassen.“ Er warb zugleich<br />

für Geduld im ökumenischen Dialog.<br />

des gemeinsamen Engagements von<br />

Frauen verschiedener Konfessionen<br />

für Europa. Seit fast drei Jahrzehnten<br />

begegnen sich Frauen aus 30 Ländern<br />

im ÖFCFE. Sie nehmen ihre Unterschiede<br />

wahr, bearbeiten miteinander<br />

gesellschaftliche, kirchliche und<br />

historisch relevante Themen, lernen<br />

voneinander, tragen Konflikte aus und<br />

arbeiten auf diese Weise am Zusammenwachsen<br />

Europas mit.<br />

Eine Zeitleiste im Buch zeigt die<br />

Geschichte des ÖFCFE: Vom Aufbruch<br />

nach dem Zweiten Vatikanischen<br />

Konzil, der Gründung des Forums<br />

1982 im schweizerischen Gwatt bis<br />

zu eigenen EU-Projekten: Der Egeria-<br />

Pilgerweg, jährliche Begegnungen und<br />

Konferenzen mit „Nachbarinnen rund<br />

um die Ostsee“ oder die Ökologische<br />

Sommerschule setzen Impulse für die<br />

Zukunft. Ein Anhang mit Kurzporträts<br />

der mehr als 30 beteiligten Autorinnen<br />

rundet „Ökumene weiblich. Frauen<br />

überschreiten Grenzen“ ab. Das Buch<br />

kann zum Vorzugspreis von 13,50 Euro<br />

plus Versandkosten <strong>direkt</strong> bestellt<br />

werden bei Hannelore Roy in Berlin,<br />

E-Mail: hannelore.roy@gmx.net<br />

Stichwort „Konfessionsverschiedene Ehen“:<br />

<strong>Die</strong> beiden großen Kirchen drängen auf Einigung<br />

Ansonsten drohe die Gefahr, dass das<br />

bisher Erreichte in den Hintergrund<br />

gerate. Bisweilen werde der Dialog auch<br />

durch individuelle Unstimmigkeiten<br />

unter den Gesprächspartnern erschwert,<br />

so Zollitsch weiter. „Wir gehen<br />

uns manchmal auch persönlich auf die<br />

Nerven.“ Trotzdem sei er zuversichtlich,<br />

manch größere Überraschung noch zu<br />

Lebzeiten zu erfahren.<br />

Bei einer anderen ÖKT-Veranstaltung<br />

forderte der emeritierte Dogmatiker<br />

Peter Neuner die Zulassung nichtkatholischer<br />

Partner zur Kommunion<br />

in der katholischen Kirche. „Durch<br />

eine christlich gelebte konfessionsverschiedene<br />

Ehe kommen beide Eheleute<br />

jeweils in eine geistliche Gemeinschaft<br />

mit der Kirche ihres Partners, die den<br />

85-jährig gestorben:<br />

Pax Christi trauert<br />

um Gisela Wiese<br />

11<br />

(KNA/bro) Gisela Wiese, von 1990<br />

bis 2000 Vizepräsidentin der katholischen<br />

Friedensbewegung Pax<br />

Christi in Deutschland, ist am 30.<br />

April in Hamburg nach längerer<br />

Krankheit im Alter von 85 Jahren<br />

gestorben. <strong>Die</strong> deutsche Sektion<br />

der <strong>intern</strong>ationalen Friedensbewegung<br />

würdigte Wiese als eine ihrer<br />

herausragenden Persönlichkeiten.<br />

„Begegnung“ war das Schlüsselwort<br />

ihres Friedensengagements.<br />

<strong>Die</strong> gebürtige Berlinerin erlebte<br />

als Kind die Verfolgung und Verhaftung<br />

von Familienangehörigen.<br />

1954 zog sie nach Hamburg, wo sie<br />

bis 1994 in einem katholischen Kindertagesheim<br />

tätig war. Nachdem<br />

1967 in Hamburg Prozesse gegen<br />

NS-Verbrecher begannen, gründete<br />

Wiese eine Regionalgruppe von Pax<br />

Christi und begleitete Zeugen, die<br />

aus Israel, Polen, der Sowjetunion<br />

und den USA anreisten. Später betreute<br />

sie RAF-Gefangene und deren<br />

Angehörige. Wiese gehörte zu den<br />

Gründern des Auschwitz-Komitees<br />

und der Bewegung „Pädagogen und<br />

Pädagoginnen gegen Rüstungswahnsinn“.<br />

Wiederholt begleitete<br />

sie Gruppen nach Auschwitz und<br />

besuchte als Zeitzeugin Schulen.<br />

Ausschluss vom Herrenmahl als nicht<br />

mehr gerechtfertigt erscheinen lässt“,<br />

betonte Neuner. Auch die konfessionsverschiedene<br />

Ehe sei Sakrament,<br />

„in ihr verwirklicht sich Kirche, nicht<br />

Kirchenspaltung“. <strong>Die</strong>se Überlegung,<br />

schränkte er ein, treffe nur auf Ehen<br />

zu, „in denen beide Partner ihre christliche<br />

und kirchliche Existenz bewusst<br />

leben wollen“. Weiter meinte Neuner,<br />

allgemein verbindliche Regelungen,<br />

besonders universelle Verbote, könnten<br />

der konkreten Situation am Ort und<br />

beim einzelnen Betroffenen nicht in<br />

allen Fällen gerecht werden. Was für die<br />

Kirchen als Ganze oder insgesamt für<br />

die Pfarrgemeinden noch nicht erlaubt<br />

sei, müsse keineswegs auch für jeden<br />

Einzelfall ausgeschlossen sein.<br />

Juni 2010


12<br />

<strong>Die</strong> Christinnen und<br />

Christen in Deutschland<br />

wollen künftig jedes Jahr am<br />

ersten Freitag im September<br />

gemeinsam einen ökumenischen<br />

„Tag der Schöpfung“<br />

feiern. Das kündigte<br />

der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />

Christlicher<br />

Kirchen in Deutschland,<br />

Landesbischof Friedrich<br />

Weber, beim Ökumenischen<br />

Kirchentag in München an.<br />

(KNA/bro) Der neue Feiertag solle ein<br />

Zeichen dafür sein, „dass die Ökumene<br />

nicht mehr zurückzudrehen ist“,<br />

sagte Weber. <strong>Die</strong> Verantwortung für<br />

die Schöpfung bekomme damit einen<br />

festen Platz im kirchlichen Kalender.<br />

Juni 2010<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

An jedem 1. Freitag im September:<br />

Neuer Tag der Schöpfung<br />

(PM) <strong>Die</strong> großen Kirchen in Deutschland<br />

wollen ihr Einkaufsverhalten<br />

künftig noch stärker an Umweltschutz<br />

und fairem Handel orientieren und damit<br />

auch alle Einzelnen zu verantwortungsbewusstem<br />

Einkauf motivieren.<br />

Für die im Mai gestartete bundesweite<br />

Kampagne „Heute für die Zukunft einkaufen<br />

– Ökofair geht jeden an“ haben<br />

Bundestagsvizepräsidentin Katrin<br />

Göring-Eckardt, die auch Vorsitzende<br />

der Synode der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland ist, und Alois Glück,<br />

der Präsident des Zentralkomitees der<br />

deutschen Katholiken, die Schirmherrschaft<br />

übernommen. Träger ist die<br />

Initiative „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig<br />

wirtschaften in Kirchen“.<br />

Weitere konkrete Schritte müssten<br />

folgen. Angesichts von Kriegen, Ausbeutung<br />

und Umweltzerstörung gelte<br />

es umzukehren und zu einem natürlichen<br />

Maß zurückzufinden. „Nach<br />

mir die Sintflut – das geht nicht mehr“,<br />

sagte Weber.<br />

Mit dem „Tag der Schöpfung“ greift<br />

die Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />

Kirchen in Deutschland (ACK) Impulse<br />

der Charta Oecumenica und der Dritten<br />

Europäischen Ökumenischen Versammlung<br />

in Sibiu 2007 auf. Das erste<br />

Mal soll der Tag am 3. September mit<br />

einer zentralen Feier in der griechischorthodoxen<br />

Kirche in Brühl bei Köln<br />

begangen werden.<br />

Der 1948 gegründeten ACK mit Sitz<br />

in Frankfurt am Main gehören 17 Kirchen<br />

als Vollmitglieder sowie sieben<br />

mit Gast- oder Beobachterstatus an.<br />

Sie repräsentieren die meisten der<br />

rund 57 Millionen Christinnen und<br />

Christen in Deutschland.<br />

Kirchen motivieren zu nachhaltigem Konsum:<br />

Kampagnenstart für Ökofair<br />

Erscheint monatlich, Doppelheft<br />

im Sommer und zum Jahreswechsel.<br />

<strong>Die</strong> Kampagne will zum einen die<br />

Beschaffer-innen aller deutschen<br />

evangelischen und katholischen Kirchen,<br />

ihrer Gemeinden und die der<br />

kirchlichen Einrichtungen erreichen.<br />

Zum anderen zielt sie auch darauf,<br />

Privatpersonen in ihrem Konsumverhalten<br />

anzusprechen. Eine Broschüre<br />

– begleitet von einer Plakatreihe, die<br />

Lust auf „öko und fair“ macht – präsentiert<br />

Hintergründe und Handlungsmöglichkeiten.<br />

Das Arbeitsmaterial<br />

gibt‘s kostenlos übers Internet: www.<br />

zukunft-einkaufen.de. <strong>Die</strong> Webseiten<br />

bieten zudem weitere Informationen<br />

und Publikationen rund um das Thema<br />

ökofairer Konsum und nachhaltige<br />

Beschaffung.<br />

Herausgeberin:<br />

Katholische Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands<br />

Bundesverband e. V.<br />

Prinz-Georg-Str. 44<br />

40477 Düsseldorf<br />

Internet: www.<strong>kfd</strong>.de<br />

Redaktion:<br />

Ulrike Brüne-Rottner (verantwortl.)<br />

Tel.: (02 11) 44 99 2-76, Fax: -75<br />

E-Mail: redaktion.<strong>kfd</strong><strong>direkt</strong>@<strong>kfd</strong>.de<br />

Redaktionssekretariat:<br />

Monika März<br />

Tel.: (02 11) 44 99 2-24<br />

Kurz notiert<br />

Maria-Kassel-Preis<br />

(bro) Das Rektorat der Universität<br />

Münster schreibt in Zusammenarbeit<br />

mit der Arbeitsstelle Feministische<br />

Theologie und Genderforschung<br />

erneut den mit 1.000 Euro<br />

dotierten Maria-Kassel-Preis für<br />

Nachwuchswissenschaftler-innen<br />

in der Theologie aus. Im Bereich<br />

„Tiefenpsychologische Theologie“<br />

soll die Symbolik religiöser Überlieferungen,<br />

religiöser Praxis und<br />

Lehre erforscht werden. Näheres im<br />

Netz: bit.ly/bcFKW0<br />

Ein „Jahr des Ehrenamtes“<br />

(bro) <strong>Die</strong> Diözese Fulda startete<br />

am Bonifatiusfest 6. Juni ein bistumsweites<br />

„Jahr des ehrenamtlichen<br />

Engagements“. Im Laufe der<br />

Monate soll es an verschiedenen<br />

Orten des Bistums Aktionen geben.<br />

<strong>Die</strong> Stadt Fulda lädt am 21. August<br />

zur Freiwilligen-Messe „engagiert<br />

sozial“ ein, wo allen Initiativen die<br />

Möglichkeit geboten wird, ihre<br />

Arbeit zu präsentieren und neue<br />

Mitwirkende zu gewinnen.<br />

Ordensoberinnen tagten<br />

(KNA/bro) <strong>Die</strong> Internationale Union<br />

der Generaloberinnen (UISG) – die<br />

weltweit rund 1.900 Frauenorden<br />

mit mehr als 750.000 Schwestern<br />

vertritt – hat sich im Mai in Rom<br />

zur Vollversammlung getroffen.<br />

<strong>Die</strong> rund 900 Generaloberinnen<br />

befassten sich u.a. mit der Problematik<br />

des Menschenhandels, der<br />

Immunschwächekrankheit AIDS<br />

und der Situation im Sudan.<br />

Botschafterin am Vatikan<br />

<strong>Die</strong> Vereinigten Arabischen Emirate<br />

haben jetzt erstmals eine diplomatische<br />

Vertretung an den Heiligen<br />

Stuhl entsandt: Hissa Abdulla<br />

Ahmed Al-Otaiba (51) war zuvor<br />

Botschafterin in Spanien.<br />

Gesamtherstellung:<br />

Krautstein & Hampf Druck GmbH<br />

40597 Düsseldorf<br />

Download: www.<strong>kfd</strong>.de

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