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FACHLEITER FÜR INFORMATIK Ministerium für Schule und ...

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<strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

40190 Düsseldorf<br />

<strong>FACHLEITER</strong> <strong>FÜR</strong> <strong>INFORMATIK</strong><br />

Studienseminare <strong>für</strong> Lehrämter an <strong>Schule</strong>n<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen (HRGe & GyGe)<br />

Informatik in der Sek<strong>und</strong>arstufe I – ein offener Brief<br />

Sehr geehrte Frau Ministerin Sommer,<br />

sehr geehrter Herr Winands,<br />

sehr geehrter Herr Dr. Heinemann <strong>und</strong> Herr Wehrhöfer,<br />

sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

Frank Cronau - cronau@web.de<br />

(Sprecher der Fachleiter <strong>für</strong> Informatik HRGe)<br />

Bärbel Kibben<br />

(Sprecherin der Fachleiter <strong>für</strong> Informatik GyGe)<br />

NRW, 15. November 2006<br />

am 16.10.2006 fand zum zweiten Mal das landesweite Fachleitertreffen Informatik mit außerordentlich<br />

großer Resonanz in Anwesenheit von Herrn LRSD Dingemann (BezReg Münster) <strong>und</strong> Herrn RSD<br />

Dr. Seegraef (BezReg Arnsberg) unter dem thematischen Schwerpunkt »Informatik in der SI aus<br />

fachdidaktischer <strong>und</strong> seminardidaktischer Sicht« statt. Auf dieser Tagung wurden u.a. verschiedene<br />

Missstände <strong>und</strong> Widersprüche, die den Status des Faches Informatik betreffen, thematisiert, erörtert,<br />

aber auch beklagt. Wir Fachleiter <strong>für</strong> Informatik halten die gegenwärtige Situation <strong>für</strong> untragbar <strong>und</strong><br />

möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen, um gemeinsam an einer Verbesserung der Lage zu<br />

arbeiten.<br />

Große Bedeutung der Informatik<br />

Die Bildungsministerin Dr. Annette Schavan äußert sich in einer Pressemitteilung anlässlich des<br />

Informatikjahres 2006 unter dem Titel »Informatik ist unverzichtbar <strong>für</strong> unseren Alltag« wie folgt:<br />

»Mehr als die Hälfte der Industrieproduktion <strong>und</strong> mehr als 80 Prozent der deutschen Exporte hängen<br />

von Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik ab. Dieser Bereich ist weltweit einer der größten<br />

Innovationstreiber.«<br />

Auf der Internetplattform des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Weiterbildung wird <strong>für</strong> das Fach Informatik<br />

um künftige Lehrer geworben. Das Fach Informatik wird auf der Internetseite »Zukunftsberuf Lehrer«<br />

sehr positiv dargestellt. In der Veröffentlichung »Chancen im Lehrerberuf 2005 bis 2020« heißt es:<br />

»Die aussichtsreichsten Fächer sind Mathematik, Englisch, Physik <strong>und</strong> Informatik.« Aus der<br />

veröffentlichten Statistik <strong>für</strong> 2005/2006 (Statistische Übersicht Nr. 355) wird darüber hinaus ersichtlich,<br />

dass die <strong>Schule</strong>n bereits einen Status quo geschaffen haben, indem sie Informatik an den meisten<br />

Hauptschulen, Realschulen <strong>und</strong> Gesamtschulen anbieten, obwohl es kein Pflichtfach Informatik <strong>und</strong><br />

zum Teil nicht einmal Lehrpläne gibt.<br />

Status des Schulfachs Informatik<br />

Obwohl Lehrer <strong>für</strong> das Fach Informatik gesucht werden, Informatik als eines der aussichtsreichsten<br />

Fächer angesehen wird, ist in NRW kein gr<strong>und</strong>ständiges Studium <strong>für</strong> das Lehramt <strong>für</strong> Informatik <strong>für</strong> die<br />

Sek<strong>und</strong>arstufe I möglich, obwohl es laut LPO Unterrichtsfach in der Sek<strong>und</strong>arstufe I ist. Laut BLK<br />

(studienwahl.de) <strong>und</strong> HRK (hochschulkompass.de) kann das Lehramt Informatik <strong>für</strong> die<br />

Sek<strong>und</strong>arstufe I ausschließlich in den neuen B<strong>und</strong>esländern sowie in Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg<br />

studiert werden. In Bayern ist man anderen B<strong>und</strong>esländern voraus, wurde doch Informatik inzwischen<br />

als Pflichtfach im Gymnasium (als Bestandteil von »Natur <strong>und</strong> Technik«) eingeführt.<br />

Informatik hat de facto auch in NRW den Weg in die <strong>Schule</strong>n bereits gef<strong>und</strong>en. Unbefriedigend ist<br />

jedoch die Situation bei den Lehrplänen. Für die Hauptschule existieren keine verbindlichen


Lehrpläne, die vorhandenen Lehrpläne an Realschulen sind veraltet <strong>und</strong> in Gesamt- <strong>und</strong> Hauptschule<br />

droht mit der Abschaffung des WP2-Bereiches das Ende des Informatikunterrichts. Somit hat nur noch<br />

ein Bruchteil der Sek-I-Schüler in NRW überhaupt Zugang zu einer soliden informatischen Bildung.<br />

Die noch immer gültigen IKG-Richtlinien werden allgemein als gescheitert angesehen. An kaum einer<br />

<strong>Schule</strong> findet der Unterricht integriert in den Fächern im Sinne der IKG statt. Die Informatik<br />

unterrichtenden Lehrer haben keine gr<strong>und</strong>ständige Ausbildung erhalten, unterrichten Informatik zum<br />

großen Teil aus Neigung <strong>und</strong> haben üblicherweise einen Zertifikatskurs absolviert. Es bleibt<br />

festzuhalten: Informatik wird in NRW in den Jahrgängen fünf bis zehn aller Schulformen überwiegend<br />

von kaum bzw. nicht ausgebildeten Lehrern zum großen Teil ohne gültige Lehrpläne unterrichtet.<br />

An Hauptschulen kommt es inzwischen zu absurden Situationen. Informatiklehrer sind vom MSW lt.<br />

Homepage gewollt, Quereinsteiger bewerben sich nach OVP-B, werden an Hauptschulen ausgebildet,<br />

schließen das zweite Examen ab <strong>und</strong> stellen an ihrer Hauptschule fest, dass dort inzwischen kein<br />

Informatikunterricht mehr erteilt wird, da der WP2-Bereich ausläuft.<br />

Informatiklehrer <strong>für</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe I kann man in NRW derzeit nur werden, wenn man außerhalb<br />

von NRW studiert hat oder wenn man als Quereinsteiger den Vorbereitungsdienst absolviert. Da es in<br />

NRW keine gr<strong>und</strong>ständig ausgebildeten Informatiklehrer in der Sek<strong>und</strong>arstufe I gibt, konnten keine<br />

Fachleiter Informatik <strong>für</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe I berufen werden. Es gibt nach unseren Kenntnissen<br />

keinen Erlass, der dieses Problem regelt. Nimmt nun ein Fachleiter Informatik an einer<br />

Prüfungskommission im zweiten Staatsexamen teil, so müsste bei nicht ausreichender Note <strong>und</strong><br />

nachfolgendem Widerspruch wohl dem Widerspruch schon aus formalen Gründen nachgegeben<br />

werden.<br />

Forderungen<br />

1. Wir fordern die Einrichtung von Studiengängen <strong>für</strong> Informatik in der Sek<strong>und</strong>arstufe I, damit<br />

unsere Informatiklehrer eine gr<strong>und</strong>ständige Ausbildung erhalten können. Die neuen<br />

B<strong>und</strong>esländer, Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg machen es vor. Die Voraussetzungen sind<br />

laut LPO vorhanden. Dazu müssen die Hochschulen eigenständige Studiengänge <strong>für</strong> das<br />

Lehramt Informatik <strong>für</strong> den Bereich der Jahrgänge fünf bis zehn einrichten <strong>und</strong> entsprechende<br />

Studienordnungen erstellen <strong>und</strong> genehmigen lassen. Dies können die Hochschulen jedoch<br />

nur dann verantworten, wenn Informatik in die St<strong>und</strong>entafel aufgenommen wird.<br />

2. Wir fordern, dass Informatik einstündiges Pflichtfach an Haupt-, Real- <strong>und</strong> Gesamtschulen,<br />

sowie den entsprechenden Jahrgängen des Gymnasiums in den Jahrgangsstufen 5-10 wird<br />

<strong>und</strong> Informatik in die St<strong>und</strong>entafeln der APO aufgenommen wird, damit alle Schüler von einer<br />

soliden informatischen Ausbildung profitieren können <strong>und</strong> mit einer ordentlichen<br />

informatischen Allgemeinbildung auf das Leben in einer von Informatik durchdrungenen Welt<br />

vorbereitet werden.<br />

3. Wir fordern Kernlehrpläne <strong>für</strong> Informatik <strong>für</strong> alle Schulformen der Sek<strong>und</strong>arstufe I.<br />

4. Wir fordern eine verlässliche Zusage über den zukünftigen Status des Faches Informatik in<br />

der Sek<strong>und</strong>arstufe I.<br />

5. Wir fordern einen r<strong>und</strong>en Tisch <strong>und</strong> ein Gespräch der Fachleiter Informatik mit Frau Ministerin<br />

Barbara Sommer, dem Staatssekretär Günter Winands, dem Abteilungsleiter Herrn Dr. Ulrich<br />

Heinemann <strong>und</strong> dem Leiter der Gruppe Lehrerausbildung Herrn Ulrich Wehrhöfer. An einem<br />

solchen Gespräch sollten auch die <strong>für</strong> Informatik zuständigen Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Fachdezernenten (Herr Dr. Seegraef, Herr Dingemann) beteiligt werden.<br />

Dieses Schreiben wird von allen Fachleiterinnen <strong>und</strong> Fachleitern <strong>für</strong> Informatik aus NRW<br />

unterzeichnet:<br />

� Klaus Bermes, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Essen<br />

� Lothar Carl, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Detmold<br />

� Frank Cronau, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Oberhausen<br />

� Markus Dalladas, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Solingen<br />

� Christina Eckhard, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Düsseldorf<br />

� Heinrich Gielen, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Stolberg/Eschweiler<br />

� Ulrich Grigoleit, Seminare <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Bielefeld <strong>und</strong><br />

Minden


� Ebbo Hahlweg, Seminare <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Bochum<br />

� Dr. Ludger Humbert, Seminare <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Hamm<br />

<strong>und</strong> Arnsberg<br />

� Ulrich Kania, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Gelsenkirchen<br />

� Harald Kehlbreier, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Münster<br />

� Bärbel Kibben, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Rheine<br />

� Victor Klein, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Essen<br />

� Martin Korf, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Recklinghausen<br />

� Dietmar Link, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Bonn/Troisdorf<br />

� Silke Röwekamp, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Arnsberg<br />

� David Tepaße, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen Paderborn<br />

� Harald Welz, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt GHRGe/Sek I Kleve<br />

� Oliver Zimmermann, Seminar <strong>für</strong> das Lehramt an Gymnasien <strong>und</strong> Gesamtschulen<br />

Mönchengladbach<br />

Dieser Brief wird von der »Gesellschaft <strong>für</strong> Informatik e.V. - Fachgruppe Informatische Bildung in<br />

NRW«, vertreten durch ihre Sprecher Joachim Deckers <strong>und</strong> David Tepaße unterstützt.<br />

Der Brief wird darüber hinaus durch Professoren unterstützt, die die Informatiklehrerausbildung in<br />

Nordrhein-Westfalen verantwortlich gestalten:<br />

� Prof. Dr. Andreas Frommer (Bergische Universität Wuppertal)<br />

� Prof. Dr. Ulrich Hoppe (Universität Duisburg-Essen)<br />

� PD Dr. Gerrit Kalkbrenner (Universität Dortm<strong>und</strong>)<br />

� Prof. Dr. Johannes Magenheim (Universität Paderborn)<br />

� Prof. Dr. Ulrik Schroeder (RWTH Aachen)<br />

� Prof. Dr. Marco Thomas (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)<br />

Es wird angeregt, dass an der Gesprächsr<strong>und</strong>e ein Vertreter/eine Vertreterin der Fachdidaktiken<br />

Informatik aus den Universitäten des Landes NRW beteiligt sein sollte.

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