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26. April 2007 - KWB - Koordinierungsstelle Weiterbildung und ...

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Dokumentation der Fachtagung<br />

„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“<br />

<strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong><br />

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg finanziert.


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Impressum<br />

Titel Dokumentation der Fachtagung „Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“ –<br />

<strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong><br />

Herausgeber <strong>KWB</strong> – <strong>Koordinierungsstelle</strong> <strong>Weiterbildung</strong> <strong>und</strong> Beschäftigung e. V.<br />

Haus der Wirtschaft<br />

Kapstadtring 10<br />

22297 Hamburg<br />

T +49 (0)40 / 63 78 55 – 00<br />

F +49 (0)40 / 63 78 55 – 99<br />

www.kwb.de<br />

info@kwb.de<br />

Projekt BQM – Beratungs- <strong>und</strong> <strong>Koordinierungsstelle</strong><br />

zur beruflichen Qualifizierung von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

www.bqm-hamburg.de<br />

eralp@kwb.de,woebcke@kwb.de<br />

Fotos © Manfred Witt<br />

Redaktion Dr. Trias-A. Kolokitha <strong>und</strong> Sabine Kümmerle<br />

Lektorat Dr. Trias-A. Kolokitha, Sabine Kümmerle, Monika Ehmke <strong>und</strong><br />

Hülya Eralp<br />

2


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Inhalt<br />

Vorwort 4<br />

Tagungsprogramm 6<br />

Begrüßung Hansjörg Lüttke – Geschäftsführender Vorstand <strong>KWB</strong> e. V. 11<br />

Keynote Manfred Kremer – Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) 15<br />

Keynote Margret Suckale – Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG 25<br />

Keynote Ole von Beust – Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg 33<br />

Preisverleihung – Moderation Dr. Claus Kemmet – Hauptgeschäftsführer UVNord e. V. 37<br />

Preisverleihung – Laudationes BQM-Team 39<br />

Podiumsdiskussion 42<br />

Workshop 1 „Vielfalt in Hamburger Unternehmen: Erfolge <strong>und</strong> Perspektiven” 44<br />

Workshop 2 „Azubi-Recruitment: Neue Ideen für die Zukunft” 52<br />

Workshop 3 „Öffentliche Verwaltung aktiv für die Integration<br />

junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten“ 59<br />

Workshop 4 „Interkulturelle Elternarbeit zur Berufsorientierung“ 65<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 71<br />

Danksagung 73<br />

Teilnehmer/-innenliste 74<br />

3


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Vorwort<br />

Kulturelle Vielfalt wird in einer global aufgestellten<br />

Wirtschaft immer mehr zum produktiven<br />

Wettbewerbsvorteil: Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter mit interkulturellen Kompetenzen<br />

werden umso wichtiger, je stärker das<br />

wirtschaftliche Umfeld, die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Zulieferer<br />

kulturell diversifizieren. Hier gilt es,<br />

die vielfältigen Begabungen <strong>und</strong> besonderen<br />

Kompetenzen junger Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

einzubinden.<br />

Mit dem auf Initiative des Ersten<br />

Bürgermeisters Ole von Beust am 5. <strong>April</strong><br />

2006 vereinbarten Aktionsplan zur beruflichen<br />

Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung nimmt Hamburg eine<br />

b<strong>und</strong>esweite Vorreiterrolle ein. Der<br />

Aktionsplan wurde mit dem Ziel vereinbart,<br />

1.000 zusätzliche Perspektiven für die<br />

Zielgruppe zu schaffen. Die Zwischenbilanz<br />

zeigt, dass dieses Ziel bereits nach gut einem<br />

Jahr erreicht wurde.<br />

Die Fachtagung „Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong><br />

Arbeit“ am <strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong> bot wie in den vergangenen<br />

Jahren die Möglichkeit, sich mit den<br />

verschiedenen Aspekten von Vielfalt auseinanderzusetzen<br />

sowie Ideen <strong>und</strong> Perspektiven zu<br />

entwickeln. Sie hatte zum Ziel, mit guten Pra-<br />

xisbeispielen der beruflichen Integration aus<br />

dem In- <strong>und</strong> Ausland zukunftsträchtige Wege<br />

für die Stadt Hamburg sichtbar zu machen.<br />

Um noch mehr Hamburger Unternehmen in<br />

ihrem Engagement zu bestärken, Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auszubilden, wurde<br />

im Rahmen der Fachtagung der Förderpreis<br />

„Vielfalt in Ausbildung“ von der Vereinigung<br />

der Unternehmensverbände in Hamburg <strong>und</strong><br />

Schleswig-Holstein e. V. (UVNord) <strong>und</strong> der<br />

BQM zum dritten Mal ausgelobt. Gesucht<br />

wurden Unternehmen, die Vielfalt als Unternehmensstrategie<br />

erkannt haben <strong>und</strong> auf das<br />

Potenzial von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

setzen. Es ist eine besondere Freude,<br />

dass Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von<br />

Beust ins Haus der Wirtschaft gekommen ist,<br />

um die Preisträger wie in den vorherigen Jahren<br />

persönlich auszuzeichnen.<br />

Ole von Beust, Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong><br />

Hansestadt Hamburg, bei der Ankunft im Haus der<br />

Wirtschaft, rechts Hansjörg Lüttke<br />

4


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Dr. Claus Kemmet, Senatorin Alexandra Dinges-Dierig,<br />

Bürgermeister Ole von Beust, Manfred Kremer,<br />

Hansjörg Lüttke <strong>und</strong> Jutta Vorkoeper im Veranstaltungssaal<br />

(vordere Reihe, v. l. n. r.)<br />

R<strong>und</strong> 270 Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

kamen im Haus der Wirtschaft zusammen, um<br />

der Rede des Ersten Bürgermeisters zur Integration<br />

junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in<br />

Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung zu folgen <strong>und</strong> mit Bildungssenatorin<br />

Alexandra Dinges-Dierig,<br />

Dr. Claus Kemmet, Hauptgeschäftsführer des<br />

Unternehmensverbandes Nord, Manfred<br />

Kremer, Präsident des B<strong>und</strong>esinstituts für<br />

Berufsbildung, Margret Suckale, Vorstandsmitglied<br />

der Deutschen Bahn AG <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Nora Räthzel von der University of<br />

Umea (Schweden) zu diskutieren.<br />

Vier Workshops am Nachmittag boten die<br />

Möglichkeit, mit Erfolgsbeispielen Vielfalt als<br />

Unternehmensleitbild zu beleuchten, Lösungsvorschläge<br />

für neue Wege des Azubi-Recruitments<br />

zu entwickeln, mit Mitgliedern der Senatsverwaltungen<br />

<strong>und</strong> Personalämter aus<br />

Wien, Berlin, München, Köln <strong>und</strong> Hamburg<br />

die interkulturelle Öffnung des öffentlichen<br />

Dienstes zu erörtern <strong>und</strong> sich über die Bedeutung<br />

einer interkulturellen Elternarbeit auszutauschen.<br />

Fachtagung im Haus der Wirtschaft bei strahlendem<br />

Sonnenschein<br />

Wir freuen uns, dass wir die zahlreichen interessanten<br />

Beiträge <strong>und</strong> richtungsweisenden<br />

Ergebnisse mit der vorliegenden Tagungsdokumentation<br />

einer breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />

machen können.<br />

Ihr BQM-Team<br />

5


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Tagungsprogramm<br />

10:00 – 10:30 Uhr Ankunft <strong>und</strong> Begrüßungskaffee<br />

10:30 – 10:35 Uhr Begrüßung <strong>und</strong> Eröffnung<br />

Hansjörg Lüttke – Geschäftsführender Vorstand <strong>KWB</strong> e. V.<br />

10:35 – 11:05 Uhr Chancen für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> innerhalb des<br />

beruflichen Ausbildungssystems<br />

Manfred Kremer – Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB)<br />

11:05 – 11:35 Uhr Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf als unternehmerische<br />

Herausforderung<br />

Margret Suckale – Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG<br />

11:35 – 11:55 Uhr Integration von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong><br />

Ausbildung<br />

Ole von Beust – Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

11:55 – 12:15 Uhr Preisverleihung<br />

Ole von Beust – Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

Dr. Claus Kemmet – Hauptgeschäftsführer UVNord Vereinigung der<br />

Unternehmensverbände in Hamburg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein e. V.<br />

12:15 – 13:00 Uhr Podiumsdiskussion<br />

Alexandra Dinges-Dierig – Präses der Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />

Manfred Kremer – Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB)<br />

Margret Suckale – Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG<br />

Prof. Dr. Nora Räthzel – Dept. of Sociology, University of Umea, Schweden<br />

Moderation: Dr. Claus Kemmet – Hauptgeschäftsführer UVNord e. V.<br />

13:00 – 14:00 Uhr Mittagspause<br />

14:00 – 16:00 Uhr Workshops<br />

16:00 – 16:30 Uhr Kaffee <strong>und</strong> Ausklang<br />

6


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

WORKSHOP I RAUM: Mecklenburg-Vorpommern, EG<br />

Vielfalt in Hamburger Unternehmen: Erfolge <strong>und</strong> Perspektiven<br />

Vor einem Jahr wurde auf Initiative des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust der Aktionsplan zur<br />

Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in Hamburg ins Leben gerufen.<br />

Er hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von zwei Jahren 1.000 zusätzliche Perspektiven für<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu schaffen. Mittlerweile haben sich über 35 Hamburger<br />

Unternehmen als Akteure dem Aktionsplan angeschlossen.<br />

Der Workshop knüpft an die vorangegangenen Unternehmensgespräche an. Er bietet ein Austausch<strong>und</strong><br />

Diskussionsforum für Erfolge, Erfahrungen <strong>und</strong> Beispiele guter Praxis von Hamburger Unternehmen.<br />

Ziel des Workshops ist es, die bestehenden innovativen Handlungsansätze für ein an Vielfalt<br />

orientiertes Ausbildungsmanagement einem größeren Kreis von Unternehmen zugänglich zu machen<br />

<strong>und</strong> gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.<br />

Impulsreferat<br />

Jutta Vorkoeper – Senatskanzlei – Planungsstab<br />

Expertenr<strong>und</strong>e<br />

Angela Kaack – SAGA GWG<br />

Astrid Lang – Agentur für Arbeit Hamburg<br />

Hans Nauber – Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

Angela Silva – Restaurant – Café Breitengrad<br />

Oliver Thiess – Hamburger Ausbildungsmoderation<br />

Ahmet Yazıcı – Lindenbazar Handels GmbH<br />

Moderation<br />

Jutta Vorkoeper – Senatskanzlei – Planungsstab<br />

Co-Moderation<br />

Hülya Eralp – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

7


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

WORKSHOP 2 RAUM: Barcelona, 2. Stock<br />

Azubi-Recruitment: Neue Ideen für die Zukunft<br />

Für Unternehmen wird es zusehends schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. In einer Zeit<br />

des globalen Wettbewerbs liegt es im Interesse der Arbeitgeber, alle Potenziale auszuschöpfen. Insbesondere<br />

interkulturelle Kompetenzen, wie sie viele Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> mitbringen,<br />

sind in einer globalen Wirtschaft Schlüsselqualifikationen. Dennoch sind Unternehmen häufig<br />

noch nicht auf neue Strategien des Azubi-Recruitments eingestellt, die die Potenziale junger Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten aktiv mit einbeziehen. Hier gilt es, Kompetenzprofile neu zu definieren <strong>und</strong><br />

innovative Wege zur Ansprache von Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerbern zu finden. Dazu gehören interkulturelle<br />

Einstellungsverfahren ebenso wie gezielte Bewerberprogramme, E-Recruitment <strong>und</strong> neue<br />

Wege im Bereich „Schulpartnerschaften“.<br />

Im Workshop diskutieren Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter aus Wissenschaft, Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen<br />

über innovative Ideen zur Azubi-Ansprache.<br />

Impulsreferat<br />

Prof. Dr. Nora Räthzel – Dept. of Sociology, University of Umea, Schweden<br />

Expertenr<strong>und</strong>e<br />

Joachim Diercks – Cyquest GmbH<br />

Dr. Andreas Hieronymus – IMIR Institut für Rassismus- <strong>und</strong> Migrationsforschung<br />

Uta Keuchen – Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG<br />

Dr. Alfred Lumpe – Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />

Hüseyin Yılmaz – Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong> Hamburg<br />

Moderation<br />

Carmen Wöbcke – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Co-Moderation<br />

Julia Lübberstedt-Piesold – <strong>KWB</strong> e. V. / Hanseaten bilden aus<br />

8


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

WORKSHOP 3 RAUM: Hamburg, EG<br />

Öffentliche Verwaltung aktiv für die Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

Der Hamburger Senat hat im Herbst 2006 ein Maßnahmenkonzept zur Integration von jungen<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten beschlossen mit der Zielvorgabe, den Anteil an Nachwuchskräften mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in der öffentlichen Verwaltung in den kommenden fünf Jahren auf 20 % zu<br />

steigern. Die zuständigen Behörden haben dazu bereits eine Reihe gezielter Maßnahmen entwickelt<br />

<strong>und</strong> wenden sie erfolgreich an. Wie aber gehen andere Städte vor? Der Workshop wirft einen Blick<br />

über den Tellerrand auf die Aktivitäten anderer Metropolen <strong>und</strong> bietet Raum für den Austausch von<br />

Ideen <strong>und</strong> das Knüpfen neuer Netzwerke.<br />

Impulsreferat<br />

Petra Lotzkat – Zentrum Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

Metropolen im Vergleich<br />

Bernhard Bouzek – Magistratsabteilung Integrations- <strong>und</strong> Diversitätsangelegenheiten der Stadt Wien<br />

Ina-Beate Fohlmeister – Interkulturelles Referat der Stadt Köln<br />

Rudolf Stummvoll – Stelle für interkulturelle Arbeit der Stadt München<br />

Karl-Heinz Wanninger – Aus- <strong>und</strong> Fortbildung, Senatsverwaltung für Inneres <strong>und</strong> Sport, Berlin<br />

Moderation<br />

Dr. Trias-A. Kolokitha – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Co-Moderation<br />

Petra Lotzkat – Zentrum Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

9


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

WORKSHOP 4 RAUM: Rom, 2. Stock<br />

Interkulturelle Elternarbeit zur Berufsorientierung<br />

Eltern spielen bei der Berufswahl ihrer Kinder eine entscheidende Rolle. Aber gerade Eltern mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> kennen sich im deutschen Schul- <strong>und</strong> Ausbildungssystem oft nicht gut aus.<br />

Gleichzeitig wünschen sich Schulen <strong>und</strong> Unternehmen eine bessere Zusammenarbeit mit Eltern. Wie<br />

die Rolle von Eltern als aktive Unterstützer ihrer Kinder gestärkt werden kann, wie Migranteneltern<br />

unterschiedlicher Herkunft erreicht <strong>und</strong> motiviert werden können <strong>und</strong> welche Fragen Eltern<br />

vordringlich beantwortet wissen wollen, ist Thema dieses Workshops. Projekte, denen es gelungen<br />

ist, Migranteneltern für die Berufsorientierung ihrer Kinder zu gewinnen, stellen ihre Erfolgsrezepte<br />

vor.<br />

Impulsreferat<br />

Toralf Gonzales – Institut für Regionalentwicklung <strong>und</strong> Strukturplanung, Berlin<br />

Praxiserfahrungen<br />

Dr. Olga Diewold – Adolph-Diesterweg-Schule, Hamburg Allermöhe<br />

Nimla Heplevent – Türkischer Elternb<strong>und</strong> in Deutschland e. V.<br />

Dalmacio Mantilla – Spanischer Elternrat in Hamburg e. V.<br />

Jean-Pierre Weiss – atelier für kommunikation, Projekt FemmesTische, Schweiz<br />

Moderation<br />

Dr. Dorothea Schreiber – Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />

Co-Moderation<br />

Sabine Kümmerle – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

10


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Begrüßung Hansjörg Lüttke –<br />

Geschäftsführender Vorstand <strong>KWB</strong> e. V.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

herzlich willkommen <strong>und</strong> herzlichen Dank,<br />

dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Ich<br />

sehe, wir haben recht damit getan, noch einige<br />

Stühle mehr aufzustellen <strong>und</strong> ich hoffe, Sie<br />

können die Tagung auch von hinten aus<br />

perfekt verfolgen. Wir haben hier leichte<br />

Sichteinschränkung, aber ich denke doch, dass<br />

wir für adäquaten Ersatz zum Lifebild gesorgt<br />

haben.<br />

Ganz besonders begrüßen darf ich die Abgeordneten<br />

der Hamburgischen Bürgerschaft,<br />

die Mitglieder des konsularischen Corps, Sie,<br />

Frau Suckale aus dem Vorstand der Deutschen<br />

Bahn AG <strong>und</strong> Frau Prof. Dr. Räthzel von der<br />

Soziologischen Fakultät der Universität Umea.<br />

Ich begrüße Herrn Kremer, den Präsidenten<br />

des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung <strong>und</strong> alle<br />

Referentinnen <strong>und</strong> Referenten, die mit ihren<br />

wertvollen inhaltlichen Impulsen zum Gelingen<br />

der Fachtagung wesentlich beitragen werden.<br />

Ein weiterer Gruß geht selbstverständlich an<br />

die Preisträger der vergangenen Jahre <strong>und</strong> die<br />

kommenden des heutigen Tages. Noch nicht<br />

begrüßen kann ich den Ersten Bürgermeister<br />

Herrn von Beust <strong>und</strong> die Senatorin der Be-<br />

hörde für Bildung <strong>und</strong> Sport, die beide jedoch<br />

in Kürze eintreffen werden.<br />

„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“, zum<br />

dritten Mal ist dies das Motto unserer Tagung.<br />

Hansjörg Lüttke: „Langfristige berufliche Perspektiven<br />

sind der Schlüssel für eine gelingende Integration von<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.“<br />

Man kann eigentlich unsere Tagung in Hamburg<br />

schon als traditionell bezeichnen. Wir<br />

wollen heute mit Ihnen über die Bedingungen<br />

für eine erfolgreiche Integration junger Menschen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> diskutieren<br />

<strong>und</strong> Good-Practice-Beispiele beleuchten. Und<br />

wir wollen natürlich auch zum dritten Mal<br />

besondere Leistungen würdigen durch den<br />

Förderpreis von UVNord, der Vereinigung der<br />

Unternehmensverbände in Hamburg <strong>und</strong><br />

Schleswig-Holstein e. V. <strong>und</strong> der BQM –<br />

Beratungs- <strong>und</strong> <strong>Koordinierungsstelle</strong> zur beruflichen<br />

Qualifizierung von jungen Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, langfristige berufliche<br />

Perspektiven sind der Schlüssel für eine<br />

11


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

gelingende Integration von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>. Bildung <strong>und</strong> Ausbildung<br />

sind hierfür die Gr<strong>und</strong>lage. Am Übergang<br />

Schule – Beruf haben aber nicht alle Jugendlichen<br />

die gleichen Startchancen. Insbesondere<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> haben<br />

trotz vorhandener Qualifikationen <strong>und</strong> vielfältiger<br />

Kompetenzen leider immer noch besondere<br />

Schwierigkeiten, einen Ausbildungs- oder<br />

Arbeitsplatz zu finden.<br />

Die berufliche Integration von jungen Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten hat in Hamburg eine<br />

besonders hohe Priorität. Laut Mikrozensus<br />

2005 haben 44,8 % der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

im Alter von 6 bis 18 Jahren mindestens<br />

ein Elternteil, das ursprünglich nicht aus<br />

Deutschland kommt.<br />

Aber nicht nur für jeden einzelnen ist es wichtig,<br />

Perspektiven im Leben zu haben. Auch für<br />

die Wirtschaft ist die Ausbildung junger<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten eine besonders<br />

lohnende Investition: Viele Hamburger Betriebe<br />

benötigen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter,<br />

die mehrere Sprachen sprechen. Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind mit<br />

ihren vielfältigen Kompetenzen daher ein<br />

wichtiges Potenzial, um unsere Gesellschaft<br />

weiterzuentwickeln <strong>und</strong> um im internationalen<br />

Wettbewerb bestehen zu können.<br />

Um die Bereitschaft zu erhöhen, junge Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten auszubilden, bietet die<br />

BQM für Unternehmen eine Vielzahl von An-<br />

geboten. Dazu zählen praxisnahe interkulturelle<br />

Einstellungsverfahren für gewerblichtechnische<br />

<strong>und</strong> kaufmännische Berufe, zahlreiche<br />

Fortbildungsangebote, Unterstützung bei<br />

Schulpartnerschaften <strong>und</strong> vieles mehr. Für<br />

pädagogische Fachkräfte hat die BQM Materialien<br />

für die Berufsorientierung entwickelt <strong>und</strong><br />

auch die Informations- <strong>und</strong> Beratungsangebote<br />

für Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wurden<br />

verstärkt. Eltern haben nach wie vor einen<br />

ganz entscheidenden Einfluss auf die Berufswahlentscheidung<br />

ihrer Kinder.<br />

Nicht zuletzt ist die BQM in die Umsetzung<br />

des Aktionsplans des Ersten Bürgermeisters<br />

zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Arbeitsplätze für junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

der Anfang <strong>April</strong> 2006 mit<br />

namhaften Unternehmen, Verbänden, Kammern<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaften verabschiedet<br />

wurde, entscheidend eingeb<strong>und</strong>en. Ohne den<br />

Ausführungen des Ersten Bürgermeisters <strong>und</strong><br />

der offiziellen Zwischenbilanz, die Ende Mai<br />

gezogen wird, vorgreifen zu wollen, so viel<br />

kann ich Ihnen heute hier verraten: Die Ziele<br />

des Aktionsplans des ersten Jahres wurden<br />

bereits jetzt gut übertroffen.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ohne die finanzielle<br />

Förderung aus Mitteln der Behörde für Bildung<br />

<strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> des Europäischen Sozialfonds<br />

über die Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Arbeit wäre die Arbeit bei der BQM nicht<br />

möglich. Im Namen der BQM geht ein großer<br />

12


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Dank auch an alle verbündeten Betriebe, Träger,<br />

Institutionen, öffentliche Einrichtungen<br />

sowie Multiplikatorinnen <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />

für die erfolgreiche Zusammenarbeit <strong>und</strong> den<br />

inspirierenden Gedankenaustausch.<br />

Hansjörg Lüttke: „Wir hoffen, dass den Preisträgern<br />

nachgeeifert wird <strong>und</strong> werden besonderes Engagement<br />

auch im nächsten Jahr wieder ehren.“<br />

Die tägliche Arbeit der BQM zeigt, dass sich<br />

immer mehr Unternehmen für die berufliche<br />

Zukunft von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

nicht nur wegen veränderter Marktbedingungen<br />

einsetzen. Engagement <strong>und</strong> hervorragende<br />

Arbeit sollen sich natürlich auch<br />

auszahlen <strong>und</strong> entsprechend öffentliche Würdigung<br />

finden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> haben<br />

UVNord <strong>und</strong> die BQM zum dritten Mal den<br />

Förderpreis „Vielfalt in Ausbildung“ ausgelobt,<br />

dessen Verleihung heute einer der Höhepunkte<br />

der Veranstaltung sein wird. Es werden<br />

drei Hamburger Unternehmen ausgezeichnet,<br />

die sich besonders für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

engagieren. Das Preisgeld ist<br />

auch in diesem Jahr dafür gedacht, zweckgeb<strong>und</strong>en<br />

für Ausbildungsprojekte der ausgewählten<br />

Unternehmen eingesetzt zu werden.<br />

Wir hoffen, dass den Preisträgern nachgeeifert<br />

wird <strong>und</strong> werden besonderes Engagement<br />

auch im nächsten Jahr wieder ehren. Ich<br />

möchte Sie deshalb schon jetzt ermutigen, sich<br />

bei uns zu bewerben beziehungsweise preiswürdige<br />

Betriebe vorzuschlagen. Selbstverständlich<br />

dürfen Sie sich aber auch gerne an<br />

uns wenden, wenn Sie Unterstützung bei der<br />

Auswahl <strong>und</strong> Begleitung Ihrer Auszubildenden<br />

benötigen. Hierfür steht Ihnen unsere Ausbildungsagentur<br />

„Hanseaten bilden aus“ zur<br />

Verfügung, die in gemeinsamer Trägerschaft<br />

des ISH <strong>und</strong> der <strong>KWB</strong> betrieben <strong>und</strong> aus dem<br />

STARegio-Programm des BMBF finanziert<br />

wird.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, in den Workshops<br />

des heutigen Nachmittags bietet sich ausreichend<br />

Gelegenheit, die verschiedenen Modelle<br />

<strong>und</strong> Lösungsansätze zu diskutieren <strong>und</strong> von<br />

guten Erfahrungen zu lernen.<br />

Mut machen wird sicher Herr Kremer, Präsident<br />

des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung.<br />

Herr Kremer, Sie haben sich in der Vergangenheit<br />

sehr deutlich für eine Reform des<br />

Berufsbildungssystems ausgesprochen, eine<br />

Reform, die auch helfen soll, die Ausgangslagen<br />

der Jugendlichen besser zu berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> ermöglichen wird, schneller auf inhaltliche<br />

Herausforderungen reagieren zu<br />

können.<br />

Sie haben sich zur Reform des Berufsbildungssystems<br />

unter anderem auch im Managerma-<br />

13


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

gazin geäußert, was eher ungewöhnlich ist für<br />

das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung – so habe<br />

ich das zumindest aus der Vergangenheit mitbekommen.<br />

Herr Kremer, herzlichen Dank,<br />

dass Sie heute Morgen nach Hamburg gekommen<br />

sind.<br />

Mit ganz besonderer Vorfreude erwarten wir<br />

auch den sich anschließenden Vortrag von<br />

Frau Suckale. Frau Suckale, Sie sind als Personalvorstand<br />

der Deutschen Bahn AG unter<br />

anderem verantwortlich für die Aus- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />

<strong>und</strong> haben sich mit dem Thema<br />

„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf“ schon lange<br />

<strong>und</strong> intensiv beschäftigt.<br />

Zudem, das habe ich selbst mitbekommen,<br />

engagiert sich die Deutsche Bahn ganz<br />

besonders für das deutsche Bildungswesen als<br />

Hauptsponsor des Deutschen Arbeitgeberpreises<br />

für Bildung der BDA.<br />

Vielen Dank.<br />

14


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Chancen von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> im beruf-<br />

lichen Ausbildungssystem<br />

Manfred Kremer –<br />

Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

(BIBB)<br />

Ich bedanke mich für die Gelegenheit, hier in<br />

Hamburg über ein gesellschaftspolitisch – aber<br />

auch wirtschafts- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitisch –<br />

so wichtiges Thema wie die Integrationschancen<br />

junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der<br />

Berufsausbildung <strong>und</strong> durch die Berufsausbildung<br />

sprechen zu können.<br />

Hamburg – das habe ich bei der Vorbereitung<br />

auf diese Veranstaltung noch einmal deutlich<br />

wahrgenommen – ist in diesem Feld besonders<br />

aktiv, nicht zuletzt dank des persönlichen<br />

Engagements Ihres Ersten Bürgermeisters.<br />

Auch auf B<strong>und</strong>esebene steht unser Thema seit<br />

langem auf der Agenda. Ich erinnere nur an<br />

den immer noch lesenswerten Beschluss des<br />

Bündnisses für Arbeit zur „Aus- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />

von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten“<br />

aus dem Jahr 2000. Nur leider ist davon<br />

bisher nur wenig umgesetzt worden.<br />

Und erst kürzlich hat die vom B<strong>und</strong>esarbeitsminister<br />

geleitete Arbeitsgruppe „Bildung,<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Ausbildungschancen“ zur Vorbereitung<br />

eines Nationalen Integrationsplanes<br />

weitreichende Vorschläge <strong>und</strong> Selbstverpflich-<br />

tungen der verschiedenen Akteure vorgelegt.<br />

Sie sollen zu besseren Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungschancen<br />

der Mitbürger <strong>und</strong> Mitbürgerinnen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> führen.<br />

Ich wünsche mir sehr, dass mit der Schubkraft<br />

des ersten Nationalen Integrationsplanes die<br />

Umsetzung diesmal energischer vorangebracht<br />

wird.<br />

Manfred Kremer: „Um die Folgen dieser demografischen<br />

Entwicklung bewältigen zu können, bedarf es erheblicher<br />

Qualifizierungsanstrengungen für Jung <strong>und</strong> Alt.“<br />

Die Analyse der Ausgangslage, wie sie z. B. in<br />

den Berichten der Arbeitsgruppe des<br />

Nationalen Integrationsplanes dokumentiert<br />

ist, macht die Dringlichkeit des Handelns<br />

überdeutlich. Das BIBB hat zu dieser Analyse<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner kontinuierlichen Forschungsarbeiten<br />

zur Berufsbildungsbeteiligung von<br />

Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Wesentliches<br />

beitragen können.<br />

I.<br />

Werfen wir zunächst einen Blick auf einige<br />

Rahmenbedingungen für die Entwicklung des<br />

Bildungswesens, die auch für die Berufsausbil-<br />

15


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

dungschancen junger Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

entscheidend sind.<br />

Die deutsche Bevölkerung schrumpft <strong>und</strong><br />

altert. Zahl <strong>und</strong> Anteil jüngerer Nachwuchs<strong>und</strong><br />

Arbeitskräfte werden nach 2010 fortlaufend<br />

sinken. Der Anteil Älterer wird insgesamt<br />

<strong>und</strong> in der Arbeitswelt erheblich wachsen.<br />

Um die Folgen dieser demografischen Entwicklung<br />

bewältigen zu können, bedarf es erheblicher<br />

Qualifizierungsanstrengungen für<br />

Jung <strong>und</strong> Alt. Darüber hinaus brauchen wir<br />

eine beständig hohe Zahl von Zuwanderern,<br />

deren Integration vor allem durch Bildung <strong>und</strong><br />

Qualifizierung geleistet werden muss.<br />

Gleichzeitig wandeln sich Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

stetig <strong>und</strong> rasch. Dieser Wandel<br />

wird durch Stichworte wie Wissens- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsgesellschaft, Informatisierung,<br />

Ökologisierung <strong>und</strong> Internationalisierung beschrieben.<br />

Als Folge werden einfache Fach- <strong>und</strong> Hilfstätigkeiten<br />

weiter zurückgedrängt. Die Beschäftigungschancen<br />

von Menschen mit Bildungsdefiziten<br />

werden sich weiter verschlechtern. Der<br />

Bedarf an breiter <strong>und</strong> höher qualifizierten<br />

Menschen wird weiter wachsen.<br />

Die Herausforderungen für die Bildungspolitik<br />

sind klar: So viele Menschen wie möglich müssen<br />

so breit <strong>und</strong> so hoch qualifiziert werden<br />

wie möglich. Und diese Menschen müssen<br />

kontinuierlich weiterlernen.<br />

Notwendig sind mehr Menschen mit breiter<br />

Allgemeinbildung <strong>und</strong> qualifizierten Berufs-<br />

bildungs- <strong>und</strong> Hochschulabschlüssen. Notwendig<br />

ist eine wesentlich breitere Beteiligung<br />

Jüngerer <strong>und</strong> Älterer am stetigen Weiterlernen<br />

im gesamten Lebensverlauf, insbesondere<br />

aber während des gesamten Berufslebens.<br />

Deshalb ist es fatal, dass die Bildungsexpansion<br />

der 70er- <strong>und</strong> 80er-Jahre zu Beginn der 90er-<br />

Jahre ins Stocken geriet. Im internationalen<br />

Vergleich stehen wir mit einer eher wachsenden<br />

Bildungsarmut beschämend schlecht da.<br />

20 bis 25 % der 15-jährigen Jugendlichen erreichen<br />

wichtige Basiskompetenzen nur auf<br />

niedrigstem Niveau. Bei Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sind es im B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

erschreckende 40 %. Zu wenige junge Leute<br />

<strong>und</strong> allemal zu wenige junge Migranten erreichen<br />

bei den Basiskompetenzen hohes <strong>und</strong><br />

höchstes Niveau. Auch weil in Deutschland<br />

der Zusammenhang zwischen Bildungserfolg<br />

<strong>und</strong> familiärem Umfeld besonders stark ist.<br />

Inzwischen ist Deutschland das einzige OECD-<br />

Land, in dem das Qualifikationsniveau der<br />

jüngeren Arbeitskräfte – gemessen an den<br />

Bildungsabschlüssen – von 1991 auf 2003 gesunken<br />

ist, <strong>und</strong> eines der ganz wenigen<br />

OECD-Länder, in dem infolgedessen inzwischen<br />

die Jüngeren eher schlechter qualifiziert<br />

sind als die Älteren. Der Anteil der Schulabgänger<br />

ohne Abschluss liegt stabil bei r<strong>und</strong><br />

8 %. Bei den jungen Ausländern sind es<br />

erschreckende 17,5 %.<br />

Der Anteil der jungen Erwachsenen ohne qualifizierten<br />

Berufsabschluss ist gegenüber den<br />

90er-Jahren eher gestiegen. Bei jungen Leuten<br />

16


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> beträgt er 15 %.<br />

In der Vergleichsgruppe mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ist dieser Anteil mit dramatischen<br />

41 % mehr als zweieinhalb mal so hoch.<br />

Mit einem mehr oder weniger stagnierenden<br />

Anteil der Hochschulabsolventen an der<br />

gleichaltrigen Bevölkerung von gut 20 % nimmt<br />

Deutschland in der OECD einen der hinteren<br />

Plätze ein. Wird berücksichtigt, dass weitere<br />

10 % hochwertige Abschlüsse der beruflichen<br />

<strong>Weiterbildung</strong> erreichen, rücken wir etwas<br />

vor, bleiben aber im unteren Viertel. Unter<br />

den Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind<br />

diese Anteile jeweils nur wenig mehr als halb<br />

so hoch. Die <strong>Weiterbildung</strong>sbeteiligung der<br />

Beschäftigten bleibt deutlich hinter den Erfordernissen<br />

zurück. Je nach Definition, Betrachtungsweise<br />

<strong>und</strong> statistischer Gr<strong>und</strong>lage liegt<br />

sie zwischen 12 <strong>und</strong> gut 40 %, aber im europäischen<br />

Vergleich immer im unteren Bereich.<br />

Die <strong>Weiterbildung</strong>sbeteiligung von Personen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> liegt jeweils<br />

noch deutlich darunter.<br />

Das Schwerwiegendste ist aber, dass<br />

Deutschland nahezu jede Dynamik bei der<br />

Entwicklung der Bildungsbeteiligung vermissen<br />

lässt. In nahezu allen anderen OECD-Ländern<br />

steigen diese Quoten von unterschiedlichen<br />

Ausgangsniveaus seit Jahren kontinuierlich an.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sind die Ziele notwendiger<br />

Reformen weitgehend klar <strong>und</strong> unbestritten.<br />

Sie werden im Nationalen Bildungsbericht<br />

<strong>und</strong> bei internationalen Verglei-<br />

chen deutlich – zuletzt <strong>und</strong> erneut mit dem<br />

OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“.<br />

Für unser Thema relevante Ziele sind:<br />

• Der Anteil der Jugendlichen, die in <strong>und</strong> an<br />

der Schule scheitern, muss deutlich sinken.<br />

• Der in Deutschland besonders starke<br />

Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft<br />

<strong>und</strong> Bildungserfolg muss deutlich<br />

gelockert werden. Insbesondere müssen<br />

die Bildungschancen der Zuwanderer <strong>und</strong><br />

ihrer Kinder, die das Land dringend<br />

braucht, nachhaltig verbessert werden.<br />

• Sehr viel mehr junge Menschen müssen<br />

allgemein bildende Basisfähigkeiten auf hohem<br />

<strong>und</strong> höchstem Kompetenzniveau erwerben.<br />

• Der Anteil junger Leute mit qualifizierter<br />

Berufs- oder Hochschulausbildung muss<br />

deutlich steigen.<br />

Diese bei weitem nicht vollständige Liste markiert<br />

wichtige Anforderungen an die Politik,<br />

aber auch an Gesellschaft, Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Individuen.<br />

Wenn Deutschland international anschluss<strong>und</strong><br />

wettbewerbsfähig bleiben will, wenn die<br />

Lebens- <strong>und</strong> Berufschancen der nachwachsenden<br />

Generationen nachhaltig gesichert werden<br />

sollen, dann ist eine neue Bildungsexpansion<br />

notwendig, die alle Bildungsbereiche <strong>und</strong> alle<br />

Bevölkerungsgruppen umfasst.<br />

Diese Liste macht zugleich klar, dass über<br />

Grenzen <strong>und</strong> Spielräume der Integration Jugendlicher<br />

<strong>und</strong> junger Erwachsener in die be-<br />

17


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

rufliche Bildung nicht nur im Berufsbildungssystem<br />

entschieden wird. Wirksame Berufsbildungsreformen<br />

müssen Teil einer abgestimmten<br />

<strong>und</strong> koordinierten Reform des gesamten<br />

Bildungssystems sein. Vor allem muss<br />

dafür gesorgt werden, dass Übergänge <strong>und</strong><br />

Verbindungen an den Schnittstellen zwischen<br />

den Bildungsbereichen ohne Reibungsverluste<br />

funktionieren.<br />

Manfred Kremer: „Gerade die Migrationsproblematik<br />

macht aber sehr deutlich, dass die bildungs- <strong>und</strong><br />

integrationspolitische Dimension früher Bildungsförderung<br />

in den Mittelpunkt gerückt werden muss.“<br />

Nach dem PISA-Schock ist vieles in Gang gekommen.<br />

Diskussionen <strong>und</strong> bildungspolitische<br />

Aktivitäten drehen sich zu Recht um frühe<br />

Förderung, Ganztagsbildung, verbindliche Bildungsstandards,<br />

selbstständige Schule <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklung. Mehr <strong>und</strong> mehr gute<br />

Beispiele zeigen, wie die Ziele einer Bildungsreform<br />

erreichbar sind.<br />

Ich hoffe sehr, dass dies alles in den nächsten<br />

Jahren auch in der notwendigen Breite an der<br />

Basis der Bildungslandschaft ankommt.<br />

II.<br />

Mehr als ein Viertel der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

im bildungsrelevanten Alter haben einen<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>. Je jünger die Altersgruppe,<br />

um so größer ist dieser Anteil. Bei den<br />

unter 6-Jährigen beträgt er ein Drittel.<br />

Die Bedeutung der Integrationsaufgabe wird<br />

deshalb – auch unabhängig vom Ausmaß weiterer<br />

Zuwanderung – noch an Bedeutung zunehmen.<br />

Integration – das heißt am Ende auch<br />

immer die Chancengleichheit – in Bildung <strong>und</strong><br />

Ausbildung spielt dabei eine zentrale Rolle.<br />

Gegenwärtig sind die Bildungshürden für Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

aber besonders hoch. Niemand wird in Abrede<br />

stellen wollen, dass Kommunen, Länder<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong> vielfältige <strong>und</strong> auch durchaus erfolgreiche<br />

Bemühungen unternehmen, um die<br />

Integration dieser Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen zu<br />

fördern. Gleichwohl müssen wir feststellen,<br />

dass die bisherigen Anstrengungen offensichtlich<br />

nicht ausreichen.<br />

Benachteiligungen, Chancenungleichheiten<br />

oder mangelnder Integrationserfolg – wie<br />

immer wir den Sachverhalt, um den es hier<br />

geht, benennen wollen – beginnen dabei weit<br />

vor dem Übergang von der Schule in die Berufsausbildung.<br />

So besucht nur ein vergleichsweise geringer<br />

Anteil der unter 4-jährigen Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

eine Kindertageseinrichtung.<br />

Wir wissen aber, dass gute frühkindliche Förderung<br />

die Bildungschancen erheblich verbes-<br />

18


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

sert. Weltweite Erfahrungen belegen, das dies<br />

ganz besonders für Kinder von Migranten gilt.<br />

Die Bedeutung qualitativ hochwertiger früher<br />

Förderung <strong>und</strong> Bildung für die nachfolgenden<br />

Bildungsphasen bis hin zur <strong>Weiterbildung</strong>sfähigkeit<br />

<strong>und</strong> -bereitschaft im fortgeschrittenen<br />

Alter ist längst erkannt <strong>und</strong> gut nachgewiesen.<br />

Jeder Euro, der hier investiert wird, rentiert<br />

sich 50 bis 60 Jahre lang. Dazu tragen z. B.<br />

eine geringere Kriminalitätsrate, eine<br />

erfolgreichere Bildungs- <strong>und</strong> Berufslaufbahn,<br />

ein höheres Erwerbseinkommen <strong>und</strong> damit<br />

höhere Steueraufkommen sowie bessere Ges<strong>und</strong>heit<br />

früh geförderter Kinder bei. Umgekehrt<br />

ist der volkswirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Schaden versäumter früher<br />

Förderung entsprechend hoch.<br />

Gegenwärtig werden allerdings die aus diesen<br />

Einsichten folgenden Konsequenzen nur halbherzig<br />

gezogen. Die aktuelle politische Debatte<br />

konzentriert sich zu einseitig auf die<br />

familien-, gleichstellungs- <strong>und</strong> bevölkerungspolitischen<br />

Aspekte <strong>und</strong> damit auf den<br />

Betreuungsaspekt.<br />

Gerade die Migrationsproblematik macht aber<br />

sehr deutlich, dass die bildungs- <strong>und</strong> integrationspolitische<br />

Dimension früher Bildungsförderung<br />

in den Mittelpunkt gerückt werden muss.<br />

Wir brauchen vor allem qualitativ hochwertige<br />

frühe Bildung, wenn wir den beschämenden<br />

Zustand beenden wollen, dass Kinder aus<br />

Migrantenfamilien <strong>und</strong> aus so genannten bildungsfernen<br />

Schichten bei uns erheblich gerin-<br />

gere Bildungschancen haben als anderswo in<br />

der Welt.<br />

Es geht nicht nur um mehr Ganztagsbetreuungsplätze<br />

<strong>und</strong> bessere Ausstattungen, sondern<br />

vor allem auch um hoch qualifizierte<br />

Fachkräfte <strong>und</strong> hochwertige Bildungskonzepte<br />

für die frühen Bildungsphasen.<br />

Dazu passt z. B. ganz <strong>und</strong> gar nicht, dass wir<br />

an die Ausbildung von Erziehern <strong>und</strong><br />

Erzieherinnen in Einrichtungen der frühen<br />

Förderung geringere Ansprüche stellen als an<br />

die Ausbildung von Gr<strong>und</strong>schullehrern, <strong>und</strong><br />

dass deren Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit – gemessen<br />

an Qualifikationsanspruch <strong>und</strong> Bezahlung – uns<br />

weniger wert ist, als z. B. die der<br />

Gymnasiallehrer.<br />

Manfred Kremer: „Wir müssen den gesamten Bildungsverlauf<br />

von der frühkindlichen Bildung bis zur<br />

Erstausbildung als zusammenhängenden Prozess der<br />

Kompetenzentwicklung begreifen <strong>und</strong> gestalten.“<br />

Schon am Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit ist auch<br />

ein im internationalen Vergleich sehr ausgeprägter<br />

Leistungsrückstand der Schüler <strong>und</strong><br />

Schülerinnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu<br />

beobachten. Nicht die einzige, aber eine wesentliche<br />

Ursache ist, dass es uns in Deutsch-<br />

19


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

land wesentlich schlechter als in vergleichbaren<br />

Ländern gelingt, die Bildung dieser Kinder<br />

früh, systematisch <strong>und</strong> konsequent zu fördern<br />

<strong>und</strong> sie erfolgreich beim Erwerb der deutschen<br />

Schriftsprache <strong>und</strong> in ihrer Mehrsprachigkeit<br />

zu fördern.<br />

Im gegliederten Schulwesen bedeutet dies,<br />

dass Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong> deutlich<br />

seltener eine Realschule oder ein Gymnasium<br />

besuchen als ihre Altersgenossen ohne<br />

diesen Hintergr<strong>und</strong>. Dies wiederum trägt wesentlich<br />

dazu bei, dass ein Viertel der Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> eine Schule<br />

besucht, in der die Mehrheit der Mitschülerinnen<br />

<strong>und</strong> Mitschüler ebenfalls einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben.<br />

Als Ergebnis dieser Segregation <strong>und</strong> nicht gelingender<br />

individueller <strong>und</strong> zielgruppenspezifischer<br />

Förderung ist der Anteil der Schulabgänger<br />

ohne Abschluss unter den ausländischen<br />

Jugendlichen doppelt so hoch wie unter<br />

deutschen Jugendlichen. Ich erwähne diese<br />

Fakten, weil sie für die Berufsausbildungschancen<br />

junger Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen – <strong>und</strong><br />

nicht nur für diese – eine schwere Hypothek<br />

sind.<br />

Wir müssen realistisch sehen, dass eine nachhaltige<br />

Verbesserung der Berufsbildungschancen<br />

dieser jungen Leute mit erfolgreicherer<br />

Förderung im Kindergarten <strong>und</strong> in der Schule<br />

beginnt <strong>und</strong> ohne diese nur eingeschränkt<br />

gelingen kann.<br />

III.<br />

Mindestens in der Schule können <strong>und</strong> müssen<br />

die Berufsbildungsakteure dazu wesentliche<br />

Beiträge leisten. Bei der Kooperation von<br />

Schulen <strong>und</strong> Betrieben zur Verbesserung von<br />

Berufsorientierung, Ausbildungsreife <strong>und</strong> Ausbildungsvorbereitung<br />

hat es in letzter Zeit<br />

auch durchaus Fortschritte gegeben. Eine flächendeckende<br />

<strong>und</strong> vorbehaltlose Kooperation<br />

aller Verantwortlichen <strong>und</strong> Beteiligten ist allerdings<br />

noch nicht in Sicht. Wirklich nachhaltige<br />

Strukturen, in denen die Ressourcen zur<br />

Berufsorientierung <strong>und</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

vor Ort in einem koordinierten<br />

regionalen „Übergangsmanagement von der<br />

Schule in die Ausbildung“ <strong>und</strong> zur „Förderung<br />

aus einem Guss“ gebündelt werden, gibt es<br />

bisher nicht – weder für Jugendliche mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> – noch für andere Zielgruppen<br />

mit besonderem Förderbedarf. Dazu<br />

wäre eine wesentlich intensivere <strong>und</strong> systematischere<br />

Zusammenarbeit von allgemein bildenden<br />

<strong>und</strong> beruflichen Schulen, Berufsbildungs-<br />

<strong>und</strong> Jugendhilfeeinrichtungen, Betrieben,<br />

Kammern, Arbeitsagenturen <strong>und</strong> Kommunen<br />

über Zuständigkeitsgrenzen hinweg<br />

notwendig. Die Bereitschaft, die dazu erforderlichen<br />

kompetenz- <strong>und</strong> förderrechtlichen<br />

Voraussetzungen zu schaffen, hält sich bei<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern in Grenzen.<br />

An dieser Stelle werden zwei wesentliche<br />

Erfolgsfaktoren für die Integration – <strong>und</strong> ich<br />

sage erneut: nicht nur für Jugendliche mit<br />

20


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in die Berufsausbildung<br />

– deutlich.<br />

Erstens: Wir müssen den gesamten Bildungsverlauf<br />

von der frühkindlichen Bildung<br />

bis zur Erstausbildung als zusammenhängenden<br />

Prozess der Kompetenzentwicklung begreifen<br />

<strong>und</strong> gestalten. Ob dieser Prozess ohne Brüche<br />

<strong>und</strong> kontinuierlich verläuft, hängt wesentlich<br />

davon ab, wie die verschiedenen Bildungsphasen<br />

<strong>und</strong> –bereiche insbesondere an den<br />

Schnittstellen <strong>und</strong> Übergängen zusammenwirken.<br />

Wenn wir nachhaltigen Erfolg haben<br />

wollen, dann müssen Kindergarten <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schule, Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> weiterführende<br />

Schule, weiterführende Schule <strong>und</strong> Berufsausbildung<br />

als zusammenhängende Bildungsphasen<br />

verstanden <strong>und</strong> gestaltet werden.<br />

Zweitens: Ob dies gelingt, wird wesentlich<br />

durch die Kooperationsbereitschaft <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit<br />

der Beteiligten in allen<br />

Bereichen <strong>und</strong> auf allen Ebenen des Bildungswesens<br />

bestimmt. Ein bis auf die regionale <strong>und</strong><br />

lokale Ebene reichender Zuständigkeitswirrwarr<br />

<strong>und</strong> ein auch deswegen fehlendes gemeinsames<br />

Verständnis von Bildung <strong>und</strong> Lernen<br />

in den verschiedenen Bildungsphasen behindert<br />

dies allerdings hartnäckig.<br />

Noch einmal: Es gibt viele gute Beispiele, aber<br />

keine Umsetzung in die Breite. Oder überpointiert<br />

<strong>und</strong> etwas polemisch ausgedrückt:<br />

Wir wissen genau, was wir tun müssen, aber<br />

zu wenige tun es mit dem notwendigen Nachdruck<br />

<strong>und</strong> mit der notwendigen Nachhaltigkeit.<br />

IV.<br />

Mangelnde Ausbildungsreife oder mindestens<br />

erhebliche Kompetenzdefizite vieler Schulabgänger<br />

sind die eine Seite des Problems. Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind davon<br />

überproportional betroffen. Ein mittlerweile<br />

chronisches Unterangebot an betrieblichen<br />

Ausbildungsplätzen ist die andere, quantitativ<br />

wohl bedeutsamere Seite der Medaille.<br />

Daraus sollten allerdings keine Vorwürfe, an<br />

welche Adresse auch immer, abgeleitet werden.<br />

Wir rechnen realistisch für <strong>2007</strong> mit bis<br />

zu 600.000 neuen Ausbildungsverträgen, davon<br />

mehr als 90 % betriebliche. Das ist nicht<br />

wenig <strong>und</strong> sicher kein Beleg für eine zuweilen<br />

behauptete Abwendung der Betriebe vom<br />

dualen System der Berufsausbildung. Seit 1995<br />

sind betriebliche Ausbildungsbeteiligungen <strong>und</strong><br />

betriebliche Ausbildungsquoten relativ stabil<br />

geblieben, reichen aber seit längerem bei weitem<br />

nicht für den Ausgleich von Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage am Ausbildungsstellenmarkt aus.<br />

Dies hat in den letzten Jahren dazu geführt,<br />

dass jeweils deutlich über 40 % der bei Arbeitsagenturen<br />

gemeldeten Lehrstellenbewerber<br />

<strong>und</strong> -bewerberinnen in eine mehr oder<br />

weniger akzeptierte Alternative zur betrieblichen<br />

Berufsausbildung eingemündet sind.<br />

Schätzungsweise jeweils 100.000 davon suchten<br />

gleichwohl weiter nach einem betrieblichen<br />

Ausbildungsplatz, ohne dass sie offiziell<br />

als Nachfrager erfasst werden.<br />

Die Zahl der so genannten Altbewerber – in<br />

der BIBB-Definition sind das junge Leute, die<br />

21


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

sich mindestens zum zweiten Mal bei den Arbeitsagenturen<br />

um einen betrieblichen Ausbildungsplatz<br />

bemühen – ist deshalb in 2006<br />

erstmals auf über 300.000 gestiegen.<br />

Das hat dazu geführt, dass zwischen Schule<br />

<strong>und</strong> Berufsausbildung ein „Übergangssystem“<br />

expandiert ist, in dem sich in den letzten Jahren<br />

jeweils zwischen 450.000 <strong>und</strong> 500.000<br />

Jugendliche in Bildungsgängen befinden, die<br />

überwiegend nicht zu verwertbaren Berufsabschlüssen<br />

führen. Im Berufsbildungsjargon wird<br />

deshalb vielfach von unproduktiven „Warteschleifen“<br />

gesprochen. Von dieser nach wie<br />

vor sehr angespannten <strong>und</strong> angespannt bleibenden<br />

Situation am Ausbildungsstellenmarkt<br />

sind alle Jugendlichen, ganz besonders aber<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> betroffen.<br />

Lifeaufzeichnung des Vortrags von Manfred Kremer<br />

Einige Zahlen: Der Anteil der Auszubildenden<br />

unter den jungen Ausländern ist von 34 % in<br />

1994 auf 24 % in 2005 gesunken. Die nur<br />

leicht gesunkene Ausbildungsbeteiligungsquote<br />

junger Deutscher war 2005 mit r<strong>und</strong> 58 %<br />

mehr als doppelt so hoch.<br />

Nach Befragungen des BIBB haben 2006 von<br />

den Schulabgängern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die eine duale Ausbildung anstrebten,<br />

nur 40 % dieses Ziel auch erreicht. Von<br />

den Schulabgängern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

waren es 54 %. Mit einem Anteil von<br />

r<strong>und</strong> 26 % münden Ausbildungsplatzbewerber<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> überproportional<br />

häufig in das so genannte Übergangssystem.<br />

Bei Bewerbern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

waren es 19 %.<br />

Mehr als 20 % der Ausbildungsplatzbewerber<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> fallen aus dem Bildungssystem<br />

heraus <strong>und</strong> landen in Arbeitslosigkeit<br />

oder beginnen unqualifiziert zu jobben.<br />

Bei der Vergleichsgruppe sind dies 15 %.<br />

V.<br />

Diese Zahlen belegen schwerwiegende Chancenbarrieren<br />

für junge Migranten beim Übergang<br />

von der Schule in die Berufsausbildung.<br />

Sicher ist dies auch eine Konsequenz misslungener<br />

Integration in den vorgelagerten Bildungsphasen.<br />

Aber nicht nur, wie Untersuchungen<br />

des BIBB belegen. Auch wenn Gruppen<br />

mit gleichen Schulabschlüssen, ähnlichen<br />

Schulleistungen <strong>und</strong> vergleichbarer Suchintensität<br />

verglichen werden, gibt es deutliche<br />

Chancenunterschiede. Nur 25 % der bei den<br />

Agenturen gemeldeten jungen Migranten mit<br />

Hauptschulabschluss finden einen Ausbildungsplatz.<br />

Von den Hauptschulabsolventen ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> schaffen dies 29 %.<br />

22


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Bei Realschulabsolventen lauten diese Vergleichswerte<br />

34 % zu 47 %. Von den Migranten<br />

mit guten Mathematiknoten – offensichtlich<br />

ein harter Indikator für Erfolg bei der Ausbildungsplatzsuche<br />

– münden 41 % in eine betriebliche<br />

Ausbildung ein. In der Vergleichsgruppe<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> sind es<br />

64 %. Dieses Bild ist klar. Höhere<br />

Schulabschlüsse <strong>und</strong> gute Schulleistungen<br />

wirken sich auf die Ausbildungschancen junger<br />

Migranten nicht nur erheblich weniger stark<br />

aus als bei der deutschen Vergleichsgruppe.<br />

Auch der „Chancenzuwachs“ – etwa durch<br />

einen Realschulabschluss oder gute<br />

Schulleistungen – ist bei jungen Migranten<br />

deutlich geringer als bei der Vergleichsgruppe<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die deutlichen<br />

Chancenunterschiede sind deshalb nicht nur<br />

mit den im Durchschnitt schlechteren<br />

schulischen Abschlüssen <strong>und</strong> Leistungen junger<br />

Migranten zu erklären.<br />

Die Frage, welche Faktoren diese Diskriminierung<br />

bewirken, lässt sich anhand der vorliegenden<br />

Daten nicht abschließend klären. Diskutiert<br />

werden z. B. die Bedeutung von<br />

sozialen Netzwerken bei der Suche nach<br />

Ausbildungsplätzen, die vermutlich kulturell<br />

nicht neutralen Einstellungstests der Betriebe<br />

sowie – zumeist unbewusste, im Ergebnis aber<br />

diskriminierende – Benachteiligungen bei der<br />

Bewertung von Bewerbungsunterlagen <strong>und</strong><br />

Bewerbungsgesprächen. Die Verdrängungsprozesse<br />

am Markt der knappen Lehrstellen<br />

treffen junge Migranten deshalb besonders<br />

stark. Die berufliche Qualifizierung junger<br />

Migranten – so das Fazit – ist noch kein selbstverständlicher<br />

Bestandteil des Bildungssystems.<br />

Der Mangel an Ausbildungschancen trägt<br />

eher zur Desintegration bei <strong>und</strong> verursacht<br />

deshalb gesellschaftliche Kosten, die über die<br />

Kosten eines Fachkräftemangels deutlich<br />

hinausgehen. Die zu Recht viel gelobte Integrationsfähigkeit<br />

des deutschen Berufsbildungssystems<br />

hat an dieser Stelle ihre<br />

Nagelprobe noch nicht bestanden.<br />

VI.<br />

Das BIBB hat in seinem Gutachten für die<br />

Arbeitsgruppe „Bildung, Ausbildung <strong>und</strong> Arbeitsmarktchancen“<br />

zur Vorbereitung des<br />

Nationalen Integrationsplanes eine Reihe von<br />

Vorschlägen für aufeinander abgestimmte,<br />

differenzierte <strong>und</strong> umfassende Förderaktivitäten<br />

gemacht. Sie könnten zur besseren Integration<br />

junger Migranten in das duale System<br />

der Berufsausbildung beitragen. Wir betonen<br />

dabei zugleich aber die besondere Bedeutung<br />

früher <strong>und</strong> intensiver Berufsorientierung <strong>und</strong><br />

berufspraktischer Förderung in der allgemein<br />

bildenden Schule. Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Erfahrungen<br />

der Beruflichen Qualifizierungsnetze<br />

(BQN) empfehlen wir eine Initiative zur Sensibilisierung<br />

von Personalverantwortlichen für<br />

ethnisch <strong>und</strong> kulturell neutrale Verfahren bei<br />

der Bewertung der Eignung von Bewerberinnen<br />

<strong>und</strong> Bewerbern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Wir fordern, die besonderen Belange<br />

von Migranten bei den Angeboten der<br />

23


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung besser zu berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> wo immer möglich, diese Maßnahmen<br />

auf anschluss- <strong>und</strong> anrechnungsfähige<br />

Ausbildungselemente zu fokussieren. Wir<br />

empfehlen die Förderung vollqualifizierender<br />

Ausbildung von jungen Migranten in einem<br />

b<strong>und</strong>esweiten <strong>und</strong> betriebsnah durchgeführten<br />

Ausbildungsprogramm beziehungsweise<br />

migrantenspezifische Förderelemente in den<br />

bestehenden <strong>und</strong> gegenwärtig geplanten<br />

Programmen <strong>und</strong> Initiativen zur Mobilisierung<br />

betrieblicher Ausbildungsplätze sowie zur<br />

abschlussbezogenen Berufsausbildung in<br />

anderen Ausbildungsformen.<br />

Wir halten es für notwendig, die migrantenspezifisch<br />

ausgerichteten Aktivitäten zur<br />

Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen einschließlich<br />

eines differenzierten Einsatzes ausbildungsbegleitender<br />

Hilfen deutlich zu verstärken.<br />

Wir schlagen eine b<strong>und</strong>esweite Initiative<br />

zur konsequenten modularen <strong>und</strong> beschäftigungsbegleitenden<br />

Nachqualifizierung<br />

von jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss<br />

vor mit einer migrantenspezifisch ausgerichteten<br />

Förderlinie. Wir empfehlen klare Regelungen<br />

zur Anerkennung <strong>und</strong> gegebenenfalls auch<br />

Anrechnung von schulischen <strong>und</strong> beruflichen<br />

Abschlüssen aus den Herkunftsländern.<br />

Schließlich empfehlen wir, die interkulturellen<br />

Potenziale <strong>und</strong> Kompetenzen, die junge<br />

Migranten sehr häufig in eine Berufsausbildung<br />

mitbringen, sehr viel stärker zu nutzen <strong>und</strong> zu<br />

fördern <strong>und</strong> zugleich Betrieben den Wert<br />

dieser Kompetenzen deutlicher zu machen.<br />

Ich weiß, dass dieser umfassende Vorschlag in<br />

Zeiten knapper Kassen ein sehr anspruchvolles<br />

Paket ist. Ich weiß aber auch, dass die Kosten<br />

erheblich höher sein werden, wenn wir<br />

weiter abwarten. Und ich bin sicher, dass eine<br />

derart umfassende Initiative für die Berufsausbildung<br />

junger Migranten unerlässlich ist, wenn<br />

wir die mit dem Nationalen Integrationsplan<br />

gesetzten Ziele tatsächlich erreichen wollen.<br />

24


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf<br />

als unternehmerische<br />

Herausforderung<br />

Margret Suckale –<br />

Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG<br />

Margret Suckale: „Wir brauchen mehr <strong>und</strong> mehr<br />

Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, die<br />

verschiedene Kulturen kennengelernt haben <strong>und</strong> sich in<br />

ihnen bewegen können.“<br />

Meine sehr verehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

ich freue mich sehr, heute bei Ihnen in meiner<br />

Heimatstadt zu sein, um Ihnen aus der Praxis<br />

zu berichten, wie wir als großes deutsches<br />

Unternehmen – mit einer inzwischen starken<br />

internationalen Entwicklung – mit dem Thema<br />

Ausbildung umgehen <strong>und</strong> dabei insbesondere<br />

mit dem Thema Vielfalt <strong>und</strong> Unterschiedlichkeit.<br />

Lassen Sie mich mit einem kurzen Überblick<br />

über das Unternehmen Bahn beginnen,<br />

das auf drei großen operativen Säulen steht:<br />

• Der Bereich Mobility – die Beförderung<br />

von Personen im Fern-, Regional <strong>und</strong><br />

Nahverkehr. Dazu gehören nicht nur<br />

Züge, sondern auch Busse <strong>und</strong> sogar Fahrräder.<br />

• Der Bereich Networks – die Bahn ist<br />

Europas Nummer Eins in der Schieneninfrastruktur<br />

mit dem größten<br />

europäischen Schienennetz von 34.000<br />

Kilometern <strong>und</strong> fast 6.000 Bahnhöfen.<br />

• Der Bereich Logistics – den wir sehr stark<br />

ausgebaut haben. Er umfasst Transport<strong>und</strong><br />

Logistikdienstleistungen auf der<br />

Schiene, aber auch auf der Straße, zur See<br />

<strong>und</strong> in der Luft. Wir sind hier auch ganz<br />

vorne mit dabei. Erfreulich ist, dass insbesondere<br />

der Güterverkehr auf der Schiene<br />

erheblich zugenommen hat.<br />

Die Deutsche Bahn AG hat sich zu einem führenden<br />

Mobilitäts- <strong>und</strong> Logistikdienstleister entwickelt<br />

DB Konzern<br />

�DB AG als<br />

Management<br />

Holding<br />

�Vertikal integrierte<br />

Konzernstruktur<br />

�Rating: Aa1 / AA<br />

Umsatz (Mrd. €)<br />

(einschließlich BAX)<br />

Brutto-Investitionen<br />

(Mrd. €)<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

30,1<br />

Mitarbeiter (Tsd.) 229,2<br />

6,6<br />

�Nr. 1 Europäischer<br />

Schienenpersonenverkehr<br />

�Nr. 1 Europäischer<br />

ÖPNV<br />

�Nr. 1 Busverkehr in<br />

Deutschland<br />

Umsatz (Mrd. €) 11,5<br />

Mitarbeiter (Tsd.) 52,6<br />

Brutto-Investitionen<br />

(Mrd. €)<br />

0,7<br />

2<br />

�Nr. 1 Europäisches<br />

Verkehrsinfrastruktur-Unternehmen<br />

�Nr. 1 Europäische<br />

Schienenfahrzeuginstandhaltung<br />

Umsatz (Mrd. €) 1,3<br />

Mitarbeiter (Tsd.) 74,2<br />

Brutto-Investitionen<br />

(Mrd. €)<br />

5,4<br />

�Nr. 1 Europ. Schienengüterverkehr<br />

�Nr. 1 Europäischer<br />

Landverkehr<br />

�Nr. 2 Seefracht<br />

�Nr. 3 Luftfracht<br />

(weltweit)<br />

Umsatz (Mrd. €)<br />

(bei Addition BAX)<br />

Mitarbeiter (Tsd.)<br />

(bei Addition BAX)<br />

Brutto-Investitionen<br />

(Mrd. €)<br />

Warum erzähle ich Ihnen das? Die Bahn hat –<br />

wie kaum ein anderes Unternehmen – einen<br />

enormen Veränderungsprozess in den Jahren<br />

seit der Bahnreform von 1994 durchgemacht.<br />

Sie sehen das z. B. an der zunehmenden<br />

Internationalisierung unserer Belegschaft. Wir<br />

17,0<br />

79,2<br />

0,4<br />

25


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

haben über 240.000 Mitarbeiter, von denen<br />

sich die Mehrzahl mit r<strong>und</strong> 195.000 zwar nach<br />

wie vor auf Deutschland konzentriert. Aber<br />

wir sind auch in vielen Ländern der Welt<br />

vertreten – insbesondere über unsere<br />

Logistiksparte Schenker. Und das führt natürlich<br />

dazu, dass das Thema Vielfalt <strong>und</strong> Internationalität<br />

heute für uns einen ganz anderen<br />

Stellenwert hat als früher. Wir brauchen mehr<br />

<strong>und</strong> mehr Menschen, die verschiedene Sprachen<br />

sprechen, die verschiedene Kulturen<br />

kennengelernt haben <strong>und</strong> sich in ihnen bewegen<br />

können. Wenn wir unsere Kollegen in<br />

anderen Ländern besuchen, dann sind wir die<br />

Ausländer <strong>und</strong> müssen uns dort nicht nur<br />

sprachlich richtig ausdrücken, sondern dürfen<br />

auch kulturell keine Fehler machen.<br />

Das Unternehmen Bahn wird immer internationaler –<br />

ein Fünftel der Mitarbeiter arbeitet schon heute im Ausland<br />

Amerika 9.564<br />

USA 7.314<br />

Kanada 1.532<br />

Brasilien 333<br />

Mexiko 204<br />

Chile 95<br />

Argentinien 74<br />

Peru 12<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

Europa 220.292<br />

Deutschland 194.457<br />

Frankreich 4.635<br />

Schweden 4.162<br />

Niederlande 2.436<br />

Österreich 1.914<br />

Finnland 1.795<br />

Polen 1.498<br />

Norwegen 1.463<br />

Italien 1.245<br />

Großbritannien 924<br />

Schweiz 910<br />

Sonstige 4.853<br />

Afrika 673<br />

Südafrika 473<br />

Mauretanien 200<br />

3<br />

Asien 10.707<br />

China 4.548<br />

Singapur 1.494<br />

Malaysia 1.178<br />

Thailand 1.083<br />

Indien 939<br />

Indonesien 404<br />

Japan 384<br />

Philippinen 353<br />

Südkorea 324<br />

Australien 1.140<br />

Australien 935<br />

Neuseeland 205<br />

Unseren Fachkräftenachwuchs in Deutschland<br />

rekrutieren wir überwiegend aus der dualen<br />

Berufsausbildung, die in Deutschland große<br />

Erfolge zu verzeichnen hat. Wir bieten <strong>2007</strong><br />

ungefähr 2.300 neue Ausbildungsplätze. Natürlich<br />

haben wir heute weniger Leute an<br />

Bord als noch vor 10 Jahren, aber wir haben<br />

die Ausbildungszahlen dennoch in den letzten<br />

Jahren konstant gehalten. Und wir sind auch<br />

besonders stolz darauf, dass wir mindestens<br />

80 % unserer Auszubildenden auch übernehmen.<br />

Von den 20 %, die nicht bei der Bahn<br />

bleiben, werden nur wenige von uns nicht<br />

akzeptiert, weil ihre Leistungen nicht stimmen.<br />

Wir werden aber immer junge Menschen haben,<br />

die sich für eine andere Ausbildung, einen<br />

anderen Lebensweg oder einen anderen Arbeitgeber<br />

entscheiden.<br />

Die Bahn rekrutiert ihren Fachkräftenachwuchs in<br />

Deutschland hauptsächlich aus der dualen Berufsausbildung<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

� Duale Berufsausbildung<br />

4<br />

– ca. 2.300 Plätze / Jahr<br />

– Übernahmequote: rd. 80%<br />

� Duales Studium<br />

– ca. 120 Plätze / Jahr<br />

– Übernahmequote : rd. 90%<br />

� Praktikantenprogramm „Chance plus“<br />

– ca. 500 Plätze / Jahr<br />

– Übernahmequote: rd. 75%<br />

Ergänzt wird die Rekrutierung von Fachkräftenachwuchs<br />

durch das duale Studium, wofür<br />

wir etwa 120 Plätze im Jahr über die Berufsakademien<br />

vergeben. Hier ist die Übernahmequote<br />

mit 90 % noch höher. Zusätzlich bieten<br />

wir unser Praktikantenprogramm „Chance<br />

plus“ für eine andere Zielgruppe an. „Chance<br />

plus“ ist eine von der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

geförderte Einstiegsqualifizierung, mit der<br />

wir so erfolgreich sind, dass sich das Angebot<br />

an Plätzen innerhalb von drei Jahren auf 500<br />

praktisch verfünffacht hat. Und auch hier haben<br />

wir eine respektable Übernahmequote<br />

26


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

von 75 %. Ich werde später noch einmal darauf<br />

zurückkommen.<br />

Wie viele unserer Auszubildenden haben nun<br />

einen Migrationshintergr<strong>und</strong>? Das ist gar nicht<br />

so einfach zu beantworten, weil wir dies im<br />

Einzelnen nicht erfassen. Wir schätzen, dass<br />

etwa 5 % unserer Auszubildenden einen ausländischen<br />

Pass haben. Aber wir haben natürlich<br />

auch viele Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

die längst einen deutschen Pass haben.<br />

Ich muss Ihnen allerdings auch sagen, dass<br />

dies bei uns gar nicht das entscheidende<br />

Thema ist. Wir bemühen uns ganz bewusst,<br />

hier keine Unterschiede zu machen, denn<br />

Herkunft entscheidet nicht über Leistung.<br />

Über eines müssen wir uns leider im Klaren<br />

sein, meine Damen <strong>und</strong> Herren, auch viele<br />

deutsche Schulabsolventen reichen mittlerweile<br />

Bewerbungen ein, die nicht einmal die<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzungen erfüllen. Wir bekommen<br />

jedes Jahr über 50.000 Bewerbungen, <strong>und</strong><br />

die Qualität wird jedes Jahr schlechter. Das<br />

hat nichts mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu tun.<br />

Derzeit haben wir insgesamt 8.100 Auszubildende<br />

im Konzern, die sich über die verschiedenen<br />

Ausbildungsjahre verteilen. Wir sind<br />

einer der größten Ausbilder in Deutschland<br />

<strong>und</strong> bilden in 25 verschiedenen Ausbildungsberufen<br />

aus. Zum einen in klassischen Eisenbahnberufen:<br />

der Eisenbahner im Betriebsdienst,<br />

der dann Lokführer oder Fahrdienstleiter<br />

wird (vergleichbar einem Fluglotsen, der<br />

im Stellwerk die Zugverkehre steuert). Wir<br />

haben auch viele Berufe im kaufmännisch-<br />

serviceorientierten Bereich <strong>und</strong> natürlich –<br />

denn nach wie vor wird bei der Bahn körperlich<br />

gearbeitet – die gewerblich-technischen<br />

Berufe, wie den Gleisbauer, der bei jedem<br />

Wetter draußen ist, um die Schienen zu warten<br />

<strong>und</strong> zu reparieren. Und schließlich gibt es<br />

noch die IT-Berufe, denn auch bei der Bahn<br />

funktioniert nichts ohne IT. IT-Berufe haben<br />

durch die moderne Verkehrstechnik der Bahn<br />

einen sehr hohen Stellenwert.<br />

Die Bahn ist einer der größten Ausbilder in Deutschland<br />

Verkehrsberufe<br />

� Eisenbahner im<br />

Betriebsdienst<br />

- Lokführer<br />

- Fahrweg<br />

� Kaufleute für<br />

Verkehrsservice<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

Kaufmännischserviceorientierte<br />

Berufe<br />

� Kaufleute für Bürokommunikation<br />

� Industriekaufleute<br />

� Kaufleute Gr<strong>und</strong>stücks- u.<br />

Wohnungswirtschaft<br />

� Speditionskaufleute<br />

� Fachkraft für Schutz <strong>und</strong><br />

Sicherheit<br />

� Servicekaufleute für<br />

Dialogmarketing<br />

5<br />

Gewerblichtechnische<br />

Berufe<br />

IT-Berufe<br />

� Mechatroniker<br />

� IT-Systemkaufleute<br />

� Gleisbauer / Tiefbau-<br />

� IT-Systemelektroniker/in<br />

facharbeiter<br />

� Industriemechaniker<br />

� Elektroniker für Betriebstechnik<br />

� Elektroniker für Geräte <strong>und</strong><br />

Systeme<br />

� Fertigungsmechaniker<br />

� Bauzeichner<br />

� Gebäudereiniger<br />

Ganz wichtig in der Ausbildung ist – neben der<br />

Praxis in der Ausbildungswerkstatt <strong>und</strong> der<br />

Theorie in der Berufsschule – die Vermittlung<br />

von Sozial- <strong>und</strong> Methodenkompetenz. Denn<br />

wir stellen leider fest, dass diese Kompetenzen<br />

– „Wie geht man vernünftig miteinander<br />

um?“ <strong>und</strong> „Wie geht man in der Berufsausbildung<br />

an Probleme heran?“ – in der Schule in<br />

den letzten Jahren zu kurz gekommen sind.<br />

Deshalb haben wir zum Ausgleich konkrete<br />

Maßnahmen ergriffen, von denen ich nur zwei<br />

erwähnen möchte: unser einwöchiges Outdoortraining<br />

für Auszubildende <strong>und</strong> unseren<br />

Wettbewerb „Bahnazubis gegen Hass <strong>und</strong><br />

27


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Gewalt“, den wir seit vielen Jahren erfolgreich<br />

durchführen.<br />

Innovative Lernmethoden <strong>und</strong> Handlungsorientierung<br />

stehen im Mittelpunkt der Ausbildung<br />

Projektwettbewerb „Bahn-Azubis<br />

gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt“<br />

Outdoor-Training<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

Vermittlung von Sozial- <strong>und</strong><br />

Methodenkompetenz<br />

Betrieb Ausbildungswerkstatt Berufsschule<br />

6<br />

Lernen in<br />

Projekten<br />

Wie sieht so ein Outdoortraining aus? Es<br />

spielt eine wichtige Rolle, um sich besser untereinander<br />

kennen- <strong>und</strong> schätzen zu lernen,<br />

um sich einander zu vertrauen <strong>und</strong> gegenseitig<br />

Verantwortungsbewusstsein aufzubauen. Die<br />

Auszubildenden kommen doch aus sehr verschiedenen<br />

Regionen <strong>und</strong> sozialen Umfeldern.<br />

In einer typischen Outdooranlage, die wir in<br />

Regensburg errichtet haben, wird eine Woche<br />

lang mit viel Spaß gelernt, im Team zu arbeiten.<br />

Outdoor-Training – Agieren im Team<br />

� Viertägiges Outdoor-Seminar für alle<br />

Auszubildenden im 1. Lehrjahr<br />

� Lernziele<br />

– Gruppenzusammenhalt <strong>und</strong><br />

Teamfähigkeit<br />

– Lernen mit <strong>und</strong> von anderen<br />

– Vernetztes Denken im<br />

Verb<strong>und</strong>unternehmen Bahn<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

7<br />

Die Begeisterung der Azubis hat sich<br />

mittlerweile im Konzern herumgesprochen, so<br />

dass sogar viele Manager anfragen, ob sie dort<br />

nicht auch einmal hingehen dürfen. Das ist,<br />

glaube ich, das Beste, was man erreichen kann.<br />

Übrigens, <strong>und</strong> darauf legen wir großen Wert,<br />

sind auf allen Bildern, die ich Ihnen hier zeige,<br />

keine Models zu sehen, sondern immer unsere<br />

eigenen Mitarbeiter.<br />

Hier sehen Sie den Wettbewerb „Bahn-Azubis<br />

gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt“, an dem sich mittlerweile<br />

fast 7.000 Auszubildende über die letzen<br />

Jahre beteiligt haben.<br />

Das Projekt „Bahn-Azubis gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt“<br />

� Seminar in der<br />

Berufsausbildung<br />

� Jährlicher<br />

Aktionswettbewerb<br />

� Wanderausstellung<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

8<br />

� Auseinandersetzung mit<br />

Extremismus, Rassismus,<br />

Gewalt <strong>und</strong> Ausgrenzung<br />

� Förderung von<br />

– Zivilcourage<br />

– kollegialem Miteinander<br />

– sozialen Kompetenzen<br />

� Klare Positionierung<br />

gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt<br />

Unsere Ausbildungsleiter regen die Azubis an,<br />

ein Projekt auf die Beine zu stellen, das sich<br />

mit den Themen Zivilcourage, Extremismus,<br />

Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung <strong>und</strong> natürlich<br />

auch Ausländerfeindlichkeit beschäftigt. Und<br />

ich bin jedes Mal über die beeindruckenden<br />

Ergebnisse überrascht, wenn die Preisträger<br />

ihre Projekte im Rahmen der<br />

Abschlussveranstaltung vorstellen. Beispielsweise<br />

haben die Auszubildenden eine<br />

Lokomotive umgestaltet, die mit europa-<br />

28


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

fre<strong>und</strong>lichen Motiven gut sichtbar die gesamte<br />

Republik bereist. Es sind auch viele Filme entstanden,<br />

die sich mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit<br />

<strong>und</strong> Integration von Migranten<br />

beschäftigen. Und ich muss sagen, die Preise –<br />

häufig Reisen, die auch wieder den Teamgeist<br />

stärken – sind häufig so attraktiv, dass es nicht<br />

viel Überredung kostet, mitzumachen.<br />

Ganz besonders stolz bin ich auf unser Projekt<br />

„Chance plus“. Ich habe eben schon erwähnt,<br />

dass wir unser Angebot auf 500 Praktikumsplätze<br />

aufgestockt haben, weil wir sehr<br />

viel Akzeptanz für dieses Projekt gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Was machen wir hier genau? Ich hatte<br />

eben gesagt, dass zu viele Jugendliche nicht<br />

ausbildungsfähig sind. Und auch hier möchte<br />

ich noch einmal betonen: Das gilt für alle Jugendlichen<br />

– mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Diese Jugendlichen sind in der<br />

Schule häufig gescheitert. Sie haben keinen<br />

oder zumindest keinen Abschluss, der es<br />

ihnen ermöglichen würde, bei einem Unternehmen<br />

in Deutschland einen Ausbildungsplatz<br />

zu bekommen.<br />

Dennoch sind sie meistens sehr motiviert. Sie<br />

haben 50, 100 Bewerbungen geschrieben <strong>und</strong><br />

sind nie zu einem Gespräch eingeladen worden.<br />

Zu Hause gibt es niemanden, der sagt:<br />

„Zeig mir die Bewerbung erst einmal, bevor<br />

du sie rausschickst.“ Wenn die jungen Berufseinsteiger<br />

einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben, scheitern sie häufig an der deutschen<br />

Sprache.<br />

Wir haben festgestellt, dass diese Jugendlichen<br />

in 11 Monaten einen enormen Sprung machen<br />

können, wenn man ihnen noch einmal eine<br />

Chance gibt, gewisse Defizite auszugleichen.<br />

„Chance plus“ bereitet bedingt ausbildungsfähige Jugendliche<br />

praxisnah auf den Einstieg in das Berufsleben vor<br />

Anleitung durch erfahrene Ausbilder<br />

Allgemeine Gr<strong>und</strong>lagenausbildung<br />

Methoden- <strong>und</strong> Sozialkompetenz<br />

Sozialpädagogische Betreuung<br />

IHK-Zertifikat<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

Diese Jugendlichen verbringen 40 % ihrer Zeit<br />

in einer theoretischen Schulung. Da steht<br />

Deutsch genauso auf dem Lehrplan wie „Wie<br />

bewerbe ich mich richtig?“. Die übrigen 60 %<br />

sind für die Praxis vorgesehen. Und besonders<br />

bei der praktischen Tätigkeit haben wir das<br />

ganz große „Aha-Erlebnis“ gehabt. Diese jungen<br />

Leute sind zum Teil viel serviceorientierter,<br />

viel engagierter als so mancher andere<br />

Bewerber mit guten Noten. Gerade bei der<br />

WM im letzten Jahr haben unsere „Chance<br />

plus“-Praktikanten Großartiges geleistet. Wer<br />

da zufällig eine andere Sprache sprach, kam<br />

ganz groß raus, denn durch die vielen ausländischen<br />

Gäste war dies natürlich sehr gefragt.<br />

Ganz wichtig ist auch, dass für das Praktikum<br />

ein IHK-Zertifikat vergeben wird. Dies stärkt<br />

das persönliche <strong>und</strong> berufliche Selbstbewusstsein<br />

der Jugendlichen, die eigentlich noch nie<br />

ein echtes Erfolgserlebnis in ihrer schulischen<br />

9<br />

29


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Laufbahn gehabt haben. Und auch hier sehen<br />

sie keine Models, sondern Abgänger des letzten<br />

Jahres auf unserer Abschlussveranstaltung<br />

von „Chance plus“. Die Dame ganz links<br />

außen ist eine junge Frau aus Afghanistan, die<br />

die Schule nicht geschafft hat, aber bei uns<br />

mittlerweile ein kleiner Star geworden ist.<br />

Diese vier Jugendlichen haben die Abschlussveranstaltung<br />

überwiegend selbst moderiert,<br />

in einer überzeugenden Art <strong>und</strong> Weise. Der<br />

andere junge Mann ist polnischer Herkunft.<br />

Also auch hier haben wir viele unterschiedliche<br />

Nationen vertreten.<br />

Ich habe die Praktikanten zu Anfang des Programms<br />

besucht. Die Entwicklung, die diese<br />

jungen Leute seitdem durchgemacht haben,<br />

war unglaublich. Es hat sicher geholfen, dass<br />

sie sehr umfangreich gefördert wurden – nicht<br />

nur in Schule <strong>und</strong> Betrieb, sondern auch durch<br />

individuelle sozialpädagogische Betreuung. Jede<br />

Klasse mit etwa 15 Praktikanten hatte einen<br />

eigenen Sozialpädagogen. Bemerkenswert ist<br />

das enge Netzwerk, das in diesem knappen<br />

Jahr entstanden ist.<br />

Auch unser Schülerberatungstag „Fit für die<br />

Bewerbung“ gibt Berufseinsteigern wirksam<br />

Unterstützung. Ich habe es ja schon angesprochen:<br />

Viele Bewerbungen nehmen noch nicht<br />

einmal die erste Hürde, weil sie einfach nicht<br />

den Ansprüchen genügen, die man bei qualifizierten<br />

Bewerbern voraussetzen muss. Wir<br />

sind hierbei nicht anspruchsvoller als andere<br />

Unternehmen. Deshalb haben wir ein weiteres<br />

Projekt gemeinsam mit Kooperationspartnern<br />

wie Infineon, TUI, Deutsche Bank <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 20<br />

weiteren Unternehmen ins Leben gerufen:<br />

Einen Bewerbertag, an dem Schüler in der<br />

Bewerbungsphase einen Tag lang professionelle<br />

Unterstützung durch erfahrene Personaler<br />

erhalten.<br />

Im Projekt „Fit für die Bewerbung“ werden Schüler auf ihre<br />

erfolgreiche Berufswahl <strong>und</strong> Bewerbung vorbereitet<br />

Zielgruppe: Haupt- <strong>und</strong> Realschüler<br />

Durchführung in den Unternehmen vor Ort<br />

Einzelgespräche <strong>und</strong> Lernmodule in der Gruppe<br />

Coaching von 40 Schülern durch 8 Personaler<br />

B<strong>und</strong>esweite Durchführung des Projekts<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

10<br />

Ziele:<br />

� Überblick<br />

Bewerbungsverfahren<br />

� Individuelle<br />

Beratung der<br />

Schüler<br />

Mittlerweile haben wir über 1.000 Schüler aus<br />

45 Schulen – meist Haupt- <strong>und</strong> Realschulen,<br />

weil da der Bedarf am größten ist – geschult.<br />

Aus den Unternehmen, die sich an dem Kooperationsprojekt<br />

beteiligt haben, kommen<br />

Vertreter aller Ebenen – vom Personalreferenten<br />

bis zur Führungskraft. So erfahren die<br />

Schüler aus erster Hand, wie man sich richtig<br />

bewirbt <strong>und</strong> auch, wie man in Bewerbungsgesprächen<br />

für sich wirbt.<br />

Hier haben wir übrigens einen recht großen<br />

Migrantenanteil. Wir stellen immer wieder<br />

fest, dass unter diesen Jugendlichen das Interesse<br />

besonders groß ist. Vielleicht deshalb,<br />

weil die Hilfe aus dem Elternhaus nicht so<br />

groß sein kann <strong>und</strong> sie daher versuchen, andere<br />

Möglichkeiten zu nutzen.<br />

30


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Die DB AG hat das kollegiale Miteinander im<br />

Unternehmensleitbild verankert<br />

Konzernbetriebsvereinbarung<br />

„Für Gleichbehandlung <strong>und</strong><br />

kollegiales Miteinander –<br />

Gegen Fremdenfeindlichkeit<br />

<strong>und</strong> anti-demokratische<br />

Tendenzen“<br />

Konzernbetriebsvereinbarung<br />

„Partnerschaftliches<br />

Verhalten am Arbeitsplatz“<br />

Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />

� Diskriminierungsverbot<br />

� Chancengleichheit<br />

� Gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong><br />

antidemokratische Tendenzen<br />

� Gegenseitige Rücksichtnahme <strong>und</strong> Respekt<br />

� Maßnahmen gegen Mobbing, sexuelle<br />

Belästigung <strong>und</strong> Diskriminierung<br />

11<br />

Ganz wichtig ist es auch, das kollegiale Miteinander<br />

im Unternehmensleitbild zu verankern.<br />

Dies tun wir bei der Bahn ähnlich wie in vielen<br />

anderen großen Unternehmen. Sie sehen hier<br />

Auszüge aus den Konzernbetriebsvereinbarungen.<br />

Darin wird ausdrücklich festgehalten,<br />

dass es uns um Gleichbehandlung, kollegiales<br />

Miteinander <strong>und</strong> für ein Eintreten gegen<br />

Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> antidemokratische<br />

Tendenzen geht. Ebenso wichtig ist uns partnerschaftliches<br />

Verhalten am Arbeitsplatz: für<br />

Jung <strong>und</strong> Alt, mit Migrationshintergr<strong>und</strong> oder<br />

ohne, für Männer wie für Frauen.<br />

Managing Diversity –<br />

der bewusste Umgang mit heterogenen Belegschaften<br />

Arbeitsmarkt<br />

Absatzmärkte<br />

Anspruchsgruppen<br />

Rechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

Kultureller<br />

Kontext<br />

Diversity<br />

Deutsche Bahn AG | Margret Suckale | 27.03.<strong>2007</strong><br />

Alter<br />

Geschlecht<br />

Nationalität<br />

Werte /<br />

Einstellungen<br />

Kompetenzen<br />

Erfahrungen /<br />

Wissen<br />

Behinderung<br />

Sexuelle<br />

Orientierung<br />

Religiöse<br />

Orientierung<br />

12<br />

Vorteile Diversity Management:<br />

� qualifiziertes Arbeitskräftepotenzial<br />

� Bindung, Identifikation <strong>und</strong> Motivation<br />

der Mitarbeiter<br />

� Kreative <strong>und</strong> tragfähige Lösungen<br />

� Wünsche unterschiedlicher K<strong>und</strong>en-<br />

gruppen<br />

� Herausforderungen der Globalisierung<br />

Es ist entscheidend, immer wieder zu unterstreichen,<br />

wie wichtig der korrekte <strong>und</strong><br />

respektvolle Umgang mit der Vielfalt von Kollegen<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en für ein erfolgreiches Unternehmen<br />

ist. Das gilt umso mehr, als die Deutsche<br />

Bahn mittlerweile ein internationales<br />

Unternehmen geworden ist.<br />

Ich stimme Herrn Kremer völlig zu, dass Programme<br />

wie „Chance plus“ – so gut sie auch<br />

sein mögen – eigentlich immer schon zu spät<br />

kommen, weil diese Jugendlichen manchmal 20<br />

Jahre <strong>und</strong> älter sind. Kürzlich habe ich einen<br />

Praktikanten gefragt: „Waren Sie letztes Jahr<br />

noch in der Schule?“ <strong>und</strong> da hat er geantwortet:<br />

„Letztes Jahr? – Vor sieben Jahren!“ Wir<br />

müssen viel mehr tun dafür, dass schon die<br />

schulische Laufbahn kein Misserfolg wird. Und<br />

wir müssen damit bereits bei vorschulischen<br />

Einrichtungen beginnen. Insofern freue ich<br />

mich sehr, dass der von uns gesponserte Arbeitgeberpreis<br />

für Bildung (BDA) seit letztem<br />

Jahr auch einen Preis für besondere Konzepte<br />

in vorschulischen Einrichtungen vorsieht.<br />

Als Unternehmen Bahn, als großer Arbeitgeber<br />

in Deutschland, haben wir auch die demografische<br />

Entwicklung fest im Blick. Wir<br />

wissen, dass wir, die wir ganz überwiegend<br />

unseren Nachwuchs in Deutschland rekrutieren<br />

werden, hierbei vor besonderen Anstrengungen<br />

stehen. Wir müssen attraktiv als Arbeitgeber<br />

sein, flexibel <strong>und</strong> bereit zu investieren.<br />

Dazu gehört, dass man nicht nur mit<br />

denjenigen zu arbeiten bereit ist, die einen<br />

makellosen Lebenslauf <strong>und</strong> ausgezeichnete<br />

Zeugnisse haben. Wir sollten uns auch stärker<br />

diejenigen anschauen, die noch ein paar Extra-<br />

31


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

R<strong>und</strong>en drehen mussten <strong>und</strong> müssen, die einer<br />

besonderen Förderung bedürfen, um dann<br />

in die Ausbildung gehen zu können.<br />

„Chance plus“, <strong>und</strong> das zum Ende meines Vortrags,<br />

hat dazu geführt, dass ¾ der Praktikanten<br />

nach 11 Monaten den Berufseinstieg<br />

schaffen konnten. Entweder konnten sie nun<br />

eine reguläre 3-jährige Ausbildung beginnen<br />

oder direkt in einen Job einsteigen.<br />

Wir stellen zugleich fest, <strong>und</strong> das freut uns<br />

natürlich besonders, dass die Verb<strong>und</strong>enheit<br />

mit dem Unternehmen Bahn bei diesen<br />

Jugendlichen häufig noch viel größer ist als<br />

vielleicht bei den anderen, die zwischen 5<br />

verschiedenen Angeboten wählen durften.<br />

Vielen Dank!<br />

32


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Integration von jungen<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in<br />

Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung<br />

Ole von Beust –<br />

Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong><br />

Hansestadt Hamburg<br />

Sehr geehrter Herr Kemmet,<br />

liebe Frau Kollegin,<br />

sehr geehrter Herr Kremer,<br />

meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

ich bin in diesem Jahr zum dritten Mal bei<br />

dieser Preisverleihung dabei, worüber ich mich<br />

sehr freue. Diese Preisverleihung gehört zu<br />

einem Prozess. Denn es ist letztlich ein langer<br />

Weg, um den es geht. Ein Weg, der damit<br />

begonnen hat, dass einige die Idee hatten,<br />

diese Preisverleihung durchzuführen <strong>und</strong> Betriebe<br />

auszuzeichnen, die sich vorbildlich für<br />

die Qualifizierung <strong>und</strong> Einstellung von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> engagieren.<br />

Diese Idee fing klein an <strong>und</strong> voller Freude<br />

höre ich, dass von Jahr zu Jahr mehr Betriebe<br />

mitmachen <strong>und</strong> sich um den Förderpreis bewerben.<br />

Das zeigt, dass dieses Gr<strong>und</strong>modell<br />

richtig ist. Nämlich zu motivieren, anzuerkennen<br />

<strong>und</strong> Mut zu machen, sich zu engagieren.<br />

Der Vortrag von Ihnen, Frau Suckale, hat<br />

deutlich gemacht, dass dies keine Nischenauf-<br />

gabe mehr ist, sondern dass auch große Unternehmen<br />

wie die Deutsche Bahn sich dieser<br />

wichtigen Aufgabe mit großer Verantwortung<br />

annehmen. Dies zeigt, dass erkannt wird: Integration<br />

ist von größter Bedeutung für das<br />

Schicksal jedes einzelnen Jugendlichen <strong>und</strong> für<br />

die Gesellschaft.<br />

Bürgermeister Ole von Beust: „Ich möchte noch einmal<br />

unterstreichen: Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sind für die Gesellschaft eine große Chance.“<br />

Als wir vor einem Jahr hier miteinander sprachen,<br />

wurden gerade die Vorgänge in der<br />

Rütli-Schule in Berlin diskutiert. Sie erinnern<br />

sich vielleicht auch an die Ereignisse in den<br />

Banlieues, den Vororten von Paris, wo zehntausende<br />

von jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auf die Straße gegangen waren,<br />

teilweise mit gewalttätigen Ausschreitungen.<br />

Diese Ereignisse haben vor Augen geführt,<br />

dass junge Menschen zum Risiko für sich selber<br />

<strong>und</strong> für die Gesellschaft werden können,<br />

wenn man ihnen nicht rechtzeitig eine Chance<br />

für ihr eigenes Leben vermittelt. Denn jeder<br />

Einzelne benötigt eine Chance im Leben <strong>und</strong><br />

eine Perspektive, damit er sich selber mit<br />

33


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Fleiß, mit Hoffnung, mit Engagement betätigen<br />

kann. Dafür braucht man eine Ausbildung.<br />

Ohne Ausbildung geht es nicht.<br />

Als Gesellschaft – Stadt <strong>und</strong> Staat – haben wir<br />

die Aufgabe, die bestmöglichen Bedingungen<br />

zu schaffen, um Chancen zu vermitteln. Damit<br />

sollte man nicht erst nach der Schule beginnen,<br />

denn es kommt darauf an, sehr früh die<br />

richtigen Weichen zu stellen. Deshalb führen<br />

wir seit einiger Zeit in Hamburg schon vor der<br />

Einschulung Deutschtests durch, um zu prüfen,<br />

welches Kind hinreichend Deutsch spricht <strong>und</strong><br />

welches nicht. Denen, die es nicht können,<br />

geben wir die Möglichkeit, vor der Schule<br />

Deutsch zu lernen, um zumindest sprachlich<br />

eine Chancengleichheit zu schaffen. Denn wer<br />

die Sprache zu Beginn nicht ausreichend beherrscht,<br />

wird es umso schwerer haben, in<br />

der Schule mitzukommen <strong>und</strong> anschließend<br />

einen Ausbildungsplatz zu finden.<br />

Es gibt viele Programme, die wir in Hamburg<br />

aufgelegt haben. Ich denke an den Aktionsplan<br />

zur Schaffung von 1.000 Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Arbeitsplätzen für junge Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten. Im Mai werden wir Zwischenbilanz<br />

ziehen – eine sehr positive, wie ich von den<br />

Kammern <strong>und</strong> Verbänden, die mitmachen,<br />

höre. Sie wird deutlich machen, dass wir einen<br />

wichtigen <strong>und</strong> richtigen Weg gehen.<br />

Dazu gehört auch, dass der Senat beschlossen<br />

hat, im öffentlichen Dienst mehr Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten auszubilden <strong>und</strong> in den nächsten<br />

5 Jahren einen Anteil von 20 % zu erreichen.<br />

Manche sagen, das sei noch zu wenig,<br />

denn 20 % entspräche ja gar nicht dem Bevölkerungsanteil.<br />

Teilweise spielen auch rechtliche<br />

Probleme eine Rolle, z. B. bei bestimmten<br />

Funktionen im öffentlichen Dienst, für die man<br />

die deutsche Staatsangehörigkeit benötigt.<br />

Aber wir sind jetzt bei 5 % <strong>und</strong> das ist<br />

entschieden zu wenig. Und darum haben wir<br />

als Stadt gesagt, im ersten Schritt müssen es<br />

20 % werden.<br />

Das ist nicht gegen diejenigen gerichtet, die<br />

keinen Migrationshintergr<strong>und</strong> haben. Ich sage<br />

das, weil ich manchmal die besorgte Frage<br />

höre: Ihr kümmert euch so viel um Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – was ist eigentlich<br />

mit denen, die einen klassischen deutschen<br />

Hintergr<strong>und</strong> haben? Ich weiß, dass es auch in<br />

deutschstämmigen Familien viele gibt, die in<br />

der Schule Schwierigkeiten haben <strong>und</strong> die<br />

nicht ausreichend qualifiziert sind, um einen<br />

Ausbildungsplatz zu finden. Aber es geht nicht<br />

um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander.<br />

Denn auch für diese Jugendlichen<br />

gibt es viele Hilfestellungen. Ich erinnere<br />

daran, dass wir ein Programm in Hamburg<br />

machen mit dem Arbeitstitel „Lebenswerte<br />

Stadt“. Diese Projekte differenzieren nicht<br />

nach Migranten oder Nicht-Migranten. Sie<br />

richten sich vielmehr an alle, deren familiären<br />

oder sozialen Verhältnisse so schwierig sind,<br />

dass sie Hilfe benötigen.<br />

34


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Ich möchte noch einmal unterstreichen: Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind für<br />

die Gesellschaft eine große Chance. Denn wir<br />

werden in einiger Zeit einen Fachkräftemangel<br />

in Deutschland haben. In einigen Branchen<br />

fehlen bereits heute gut ausgebildete Arbeitskräfte.<br />

Airbus beispielsweise sucht händeringend<br />

etwa 500 Ingenieure <strong>und</strong> Fachkräfte.<br />

Diese Entwicklung zeichnet sich auch in anderen<br />

Bereichen ab. Das bedeutet, dass wir auch<br />

als Gesellschaft ein Interesse daran haben,<br />

diese jungen Leute zu motivieren, ihnen Chancen<br />

<strong>und</strong> Perspektiven zu eröffnen. Denn sie<br />

sind eine große Bereicherung für die Gesellschaft.<br />

Dies zu erkennen, dazu wollen wir<br />

ermutigen <strong>und</strong> genau das ist es, was mit diesem<br />

Preis ausgezeichnet werden soll.<br />

Frau Suckale hat in ihrem Vortrag darauf hingewiesen,<br />

dass es bei der Deutschen Bahn<br />

eine Art Vertrag gibt, mit dem über das Fachspezifische<br />

hinaus auch gesellschaftliche Werte<br />

anerkannt werden, wie gegenseitiger Respekt,<br />

Toleranz <strong>und</strong> Achtung. Auch so etwas macht<br />

den Geist eines Unternehmens aus. Erlauben<br />

Sie mir in diesem Zusammenhang eine Bemerkung.<br />

Ich finde es richtig, dass wir auch als<br />

„deutsche“ Gesellschaft sagen: Ausländerfeindlichkeit,<br />

Rassismus, Intoleranz oder Diskriminierung<br />

darf es nicht geben. Die Gesellschaft<br />

muss deutlich machen, dass sie eine<br />

offene, tolerante Gesellschaft ist, die mit Respekt<br />

anderen Kulturen, welcher Art auch<br />

immer, begegnet. Dies ist ein Markenzeichen<br />

unserer Gesellschaft <strong>und</strong> ich halte es für richtig<br />

<strong>und</strong> ermutigend, wenn in Betrieben nach<br />

diesen Gr<strong>und</strong>sätzen ausgebildet wird.<br />

Bürgermeister Ole von Beust: „Ich bin überzeugt: Wir<br />

haben mit den vielen jungen Leuten mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> einen unglaublichen Schatz in<br />

dieser Gesellschaft.“<br />

Umgekehrt können wir natürlich auch von<br />

denjenigen, die zu uns kommen, erwarten,<br />

dass sie sich auch gegenüber der „deutschen“<br />

Gesellschaft entsprechend verhalten. Ich will<br />

Ihnen ein Beispiel nennen: Gerade in der vergangenen<br />

Woche war in einer Zeitung zu lesen,<br />

dass es einen Disput mit einer muslimischen<br />

Gemeinde gibt, wo es um die Frage<br />

geht, ob Homosexuelle dort willkommen sind<br />

oder nicht. Auch wenn in der Presse vielleicht<br />

einiges zugespitzt wurde, möchte ich denen,<br />

die Vorurteile gegenüber Minderheiten haben,<br />

Vorurteile gegenüber Frauen, Vorurteile gegenüber<br />

Homosexuellen, sagen: Es gehört zu<br />

unserer deutschen Kultur, dass man jedem mit<br />

Respekt <strong>und</strong> Toleranz gegenübertritt, egal<br />

welchen Glauben er hat, welches Geschlecht<br />

er hat oder welche sexuelle Orientierung er<br />

hat. Ganz egal, ob das der eigenen Moralvor-<br />

35


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

stellung entspricht oder nicht. Jeder mag für<br />

sich Dinge moralisch oder unmoralisch, schön<br />

oder nicht schön finden, aber ich erwarte von<br />

jedem, dass er anderen mit Respekt <strong>und</strong><br />

Toleranz gegenübertritt. Davon lebt diese<br />

Gesellschaft, <strong>und</strong> ich glaube, es ist wichtig,<br />

dass wir zu einem solchen Commitment<br />

kommen, das für alle gilt. Das ist gerade das<br />

Gute daran: Beide Seiten öffnen sich, gehen<br />

aufeinander zu. Dabei gibt es Gr<strong>und</strong>feste der<br />

Gesellschaft, die alle nutzen, die der ganzen<br />

Gesellschaft nutzen. Dieses zum Bestandteil<br />

der Ausbildung zu machen, finde ich eine gute<br />

<strong>und</strong> sehr lohnenswerte Idee.<br />

Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die<br />

mit viel Fleiß diese Veranstaltung <strong>und</strong> diesen<br />

Prozess begleitet, vorbereitet <strong>und</strong> durchgeführt<br />

haben. Ich glaube, es ist ein ermutigendes<br />

Signal auch für andere Firmen, zu sagen, es<br />

lohnt sich, ich mache mit. Stück für Stück<br />

beteiligen sich immer mehr.<br />

Die Stadt tut es, viele Firmen tun es <strong>und</strong><br />

natürlich auch viele junge Leute. Denn das<br />

Ausbildenwollen ist das eine, aber es muss<br />

auch junge Leute geben, die sagen, wir haben<br />

Lust dazu.<br />

Ich bin überzeugt: Wir haben mit den vielen<br />

jungen Leuten mit Migrationshintergr<strong>und</strong> einen<br />

unglaublichen Schatz in dieser Gesellschaft.<br />

Mit Leuten, die, wenn man Ihnen die<br />

Chancen <strong>und</strong> die Möglichkeiten gibt, einen<br />

solchen Fleiß, einen solchen Enthusiasmus,<br />

nebenbei auch eine solche spontane Fröhlichkeit<br />

entwickeln, dass es eine Freude macht,<br />

diese Aktion zu begleiten. Und wenn diese<br />

Aktion weiterläuft – da bin ich mir sicher,<br />

denn es ist ja ein langer Weg, den wir gehen –<br />

freue ich mich jetzt schon darauf, auch im<br />

nächsten Jahr wieder bei der Preisverleihung<br />

dabei zu sein.<br />

Herzlichen Dank.<br />

36


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Preisverleihung –<br />

Moderation Dr. Claus Kemmet –<br />

Hauptgeschäftsführer UVNord e. V.<br />

Sehr geehrter Herr Bürgermeister von Beust,<br />

sehr geehrte Frau Senatorin Dinges-Dierig,<br />

meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

ich darf Sie nun auch im Namen von UVNord,<br />

Vereinigung der Unternehmensverbände in<br />

Hamburg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein zur Fachtagung<br />

„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“ sehr<br />

herzlich willkommen heißen.<br />

Dr. Claus Kemmet: „Besonders vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des Aktionsplans der Stadt Hamburg ist ein erfolgreicher<br />

Ansatz gef<strong>und</strong>en worden, um den Jugendlichen<br />

Perspektiven <strong>und</strong> Chancen aufzuzeigen.“<br />

Der Bürgermeister hat es ja eben schon gesagt,<br />

wie schnell die Zeit vergeht. Es ist mittlerweile<br />

die dritte Preisverleihung, die wir<br />

durchführen. 2005 hatten wir erstmals die<br />

Idee, diese Veranstaltung zu initiieren, um<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> eine<br />

Chance zu geben, in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

deutlicher Gewicht zu erhalten. Und<br />

ich glaube, unsere Bemühungen in den letzten<br />

Jahren haben sich bewährt. Besonders vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> des Aktionsplans der Stadt<br />

Hamburg ist ein erfolgreicher Ansatz gef<strong>und</strong>en<br />

worden, um den Jugendlichen Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Chancen aufzuzeigen.<br />

Mit dem Förderpreis „Vielfalt in Ausbildung“<br />

verbinden der Unternehmensverband <strong>und</strong> die<br />

BQM die Idee, dass Unternehmen jungen Leuten<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> eine Chance<br />

bieten, sich über Ausbildung in die Gesellschaft<br />

zu integrieren <strong>und</strong> dass über die Unternehmen<br />

auch ein wertvoller Beitrag für das<br />

Gelingen des Zusammenlebens in dieser Gesellschaft<br />

sichergestellt wird.<br />

Wir freuen uns natürlich ganz besonders, dass<br />

sich der Erste Bürgermeister auch in diesem<br />

Jahr die Ehre gibt, diesen Preis zu verleihen.<br />

Wir haben drei Preisträger, die wir Ihnen<br />

nachher vorstellen werden <strong>und</strong> in diesem Jahr<br />

zum ersten Mal auch ein etwas abweichendes<br />

Konzept. Wir haben Laudatorinnen aus der<br />

BQM, die Ihnen die Preisträger im Anschluss<br />

vorstellen werden.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, es ist der Jury wie<br />

auch in den Jahren zuvor nicht leicht gefallen,<br />

die richtigen Kandidaten für diesen Preis auszuwählen.<br />

Der Bürgermeister hat es ja schon<br />

angedeutet, das Interesse an diesem Förder-<br />

37


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

preis <strong>und</strong> an dieser Idee ist in der Stadt deutlich<br />

gewachsen. Deshalb darf ich an dieser<br />

Stelle ganz besonders meinen Dank den Jurymitgliedern<br />

abstatten. Es sind dies Frau Vorkoeper<br />

von der Senatskanzlei, Frau<br />

Dr. Schreiber von der Behörde für Bildung<br />

<strong>und</strong> Sport, Frau Heitmann von der Behörde<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit, Frau Wenzel-<br />

O`Connor vom Institut für Sozial- <strong>und</strong> Bildungspolitik,<br />

Herr Schmidt von dem Projekt<br />

„Hanseaten bilden aus“, Frau Eralp von der<br />

BQM <strong>und</strong> Frau Dr. Kolokitha, ebenfalls von<br />

der BQM.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, es ist nicht einfach,<br />

aus einer Vielzahl von guten Bewerbungen, die<br />

wirklich in ihrem Ansatz die Idee dieses Preises<br />

manifestieren, die richtigen auszuwählen.<br />

Und lassen Sie mich deshalb an dieser Stelle all<br />

denjenigen, die nun nicht ausgewählt worden<br />

sind, ebenfalls meinen besonderen Dank aussprechen.<br />

Sie haben sich mit Ihren guten Beispielen<br />

um die Sache verdient gemacht, <strong>und</strong><br />

sie sind natürlich beste Best-Practice-Beispiele.<br />

Dazu zählen unter anderem die Iwan Budnikowsky<br />

GmbH & Co. KG, das Hamburger<br />

Ausbildungszentrum e. V., der Friseur Schanzenschnitt,<br />

Praxis Dr. Rudzki, die Au Quai<br />

Restaurant GmbH, Unser Markt, die Pin Mail<br />

GmbH, Stadtreinigung Hamburg, Turnhalle St.<br />

Georg GmbH <strong>und</strong> die Oktober Entertainment<br />

GmbH. Zudem sei allen Unternehmen gedankt,<br />

die den Aktionsplan des Ersten Bür-<br />

germeisters zur Integration junger Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in<br />

Hamburg gemeinsam mit dem Unternehmensverband<br />

Nord <strong>und</strong> der BQM tatkräftig unterstützen.<br />

Ganz besonders hat die Jury das Unternehmen<br />

Budnikowsky für sein gesamtgesellschaftliches<br />

Engagement gelobt. Der Einsatz von Budnikowsky<br />

für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf,<br />

die Zusammenarbeit mit Projekten,<br />

die sich für die Zielgruppe einsetzen sowie die<br />

Mitarbeit an der Entwicklung des interkulturellen<br />

BQM-Einstellungsverfahrens für kaufmännische<br />

Berufe geben vorbildliche Impulse<br />

für eine verbesserte berufliche Integration von<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in<br />

Hamburg. Jedes Unternehmen für sich hat die<br />

Anerkennung verdient <strong>und</strong> ich darf Sie bitten,<br />

dieses mit einem Applaus zu würdigen.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, die Laudatorinnen<br />

der BQM werden nun die Preisträger vorstellen.<br />

Die Reihenfolge der Aufzählung ist kein<br />

Indiz dafür, dass es bei den drei Preisträgern<br />

graduelle Unterschiede gibt. Ich darf nun Hülya<br />

Eralp bitten, mit dem ersten Preisträger zu<br />

beginnen.<br />

Vielen Dank.<br />

38


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Preisverleihung –<br />

Laudatio Hülya Eralp –<br />

<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

ich begrüße Sie ganz herzlich <strong>und</strong> freue mich,<br />

Ihnen den ersten Preisträger des Förderpreises<br />

„Vielfalt in Ausbildung <strong>2007</strong>“ vorstellen zu<br />

dürfen. Das vorbildliche Unternehmen heißt<br />

Restaurant – Café Breitengrad. Wie der<br />

Name uns verrät, ist das kleine Unternehmen<br />

wohl im breiten Grad engagiert für ein interkulturelles<br />

Zusammenleben bzw. zusammen<br />

Speisen.<br />

Das Restaurant – Café Breitengrad wurde im<br />

Oktober 1996 von der Familie Angela <strong>und</strong><br />

Ananda Silva eröffnet. 1995 gab es eine Ausschreibung<br />

von dem Bezirksamt Altona Nord<br />

für Existenzgründer, die Ihre Projekte für das<br />

städtische Objekt vorstellen sollten. Unter<br />

den 14 Bewerbern wurde die Familie Silva<br />

ausgewählt.<br />

Das Restaurant – Café Breitengrad liegt direkt<br />

neben dem Bürgertreff Altona-Nord, so dass<br />

die Veranstaltungsräume gemeinsam genutzt<br />

werden <strong>und</strong> dort eine enge Zusammenarbeit<br />

stattfindet. Es ist im Stadtteil sehr gut etabliert<br />

<strong>und</strong> trägt viel zur interkulturellen Stadtteilentwicklung<br />

in Altona-Nord bei.<br />

Das Unternehmen besteht aus einem 19köpfigen<br />

Team, darunter sind vier<br />

Auszubildende <strong>und</strong> zwei EQJ-Praktikanten. Die<br />

Unternehmensphilosophie des Restaurants<br />

„Offene Tür für alle Kulturen“ wird durch die<br />

Zusammensetzung des Personals von vier verschiedenen<br />

kulturellen, vier verschiedenen<br />

religiösen Hintergründen sowie 15 verschiedenen<br />

Sprachkompetenzen praktiziert.<br />

Das Unternehmen bildet Fachkräfte für<br />

Gastgewerbe <strong>und</strong> Restaurantfachleute aus <strong>und</strong><br />

hat bereits einen Auszubildenden übernommen.<br />

Jedes Jahr absolvieren dort<br />

Jugendliche aus den Schulen, aus QUAS-<br />

Lehrgängen, EQJ-Maßnahmen sowie aus<br />

Jugendwohnheimen ihre Praktika.<br />

Zur Ehrung all dieses Engagements darf ich<br />

nun bitten: Die Inhaberin des Unternehmens<br />

Angela Silva <strong>und</strong> den Auszubildenden Zekir<br />

Mustafov nach vorne zu kommen.<br />

V. l. n. r.: Hülya Eralp, Zekir Mustafov,<br />

Angela Silva <strong>und</strong> Bürgermeister Ole von Beust<br />

39


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Preisverleihung –<br />

Laudatio Dr. Trias-A. Kolokitha –<br />

<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

ich komme nun zu unserem zweiten Preisträger:<br />

die Lindenbazar Handels GmbH. Das<br />

am 4. März 1999 gegründete Groß- <strong>und</strong> Einzelhandelsunternehmen<br />

bietet ein breites Sortiment<br />

an Waren: Wie für einen Bazar üblich<br />

finden K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en hier nicht nur<br />

Lebensmittel, sondern auch Textilien, Bekleidung,<br />

Vasen, ein Restaurant, eine Buchhandlung,<br />

einen Friseursalon <strong>und</strong> sogar ein Reisebüro.<br />

Seit Gründung setzt das Unternehmen auf die<br />

Ausbildung von drei bis vier Nachwuchskräften<br />

jährlich. Unter den r<strong>und</strong> 55<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern bildet<br />

Lindenbazar in Hamburg derzeit sieben<br />

Jugendliche aus, <strong>und</strong> zwar: Bürokaufleute,<br />

Reiseverkehrskaufleute, Kaufleute im<br />

Einzelhandel sowie Verkäuferinnen <strong>und</strong><br />

Verkäufer. Das entspricht einer Ausbildungsquote<br />

von ca. 15 % <strong>und</strong> mit ein bisschen Glück<br />

werden sie auch alle übernommen.<br />

Bei der Lindenbazar Handels GmbH werden<br />

Jugendliche mit unterschiedlichem kulturellen<br />

Hintergr<strong>und</strong> ausgebildet, darunter waren z. B.<br />

schon junge deutsche Staatsangehörige mit<br />

türkischen, kurdischen, russischen,<br />

tschetschenischen, bosnischen sowie afghanischen<br />

Wurzeln.<br />

Neben dieser Vielfalt arbeitet das Unternehmen<br />

eng mit Projekten <strong>und</strong> Institutionen zusammen,<br />

die sich für die Zielgruppe engagieren,<br />

es nimmt aktiv an Workshops <strong>und</strong> Fortbildungen<br />

teil <strong>und</strong> hat sich gemeinsam mit<br />

weiteren Unternehmen vorbildlich bei der<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung des interkulturellen<br />

BQM-Einstellungsverfahrens für kaufmännische<br />

Berufe eingebracht. Darüber hinaus<br />

wurden im Rahmen des Aktionsplans des<br />

Ersten Bürgermeisters zwei zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

für die Zielgruppe geschaffen.<br />

Zur Ehrung dieses Engagements darf ich nun<br />

den Geschäftsführer Ahmet Yazıcı sowie die<br />

Auszubildenden Cevriye Bozkurt <strong>und</strong> Sevilay<br />

Erdem bitten, auf die Bühne zu kommen.<br />

V. l. n. r.: Bürgermeister Ole von Beust, Cevriye<br />

Bozkurt, Ahmet Yazıcı <strong>und</strong> Sevilay Erdem<br />

40


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Preisverleihung –<br />

Laudatio Sabine Kümmerle –<br />

<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

liebe Gäste,<br />

Sie haben vielleicht bemerkt, dass wir uns<br />

langsam in der Größe der Unternehmen steigern,<br />

<strong>und</strong> ich freue mich, Ihnen nun den<br />

dritten <strong>und</strong> letzten Preisträger der Auszeichnung<br />

„Vielfalt in Ausbildung“ vorzustellen zu<br />

dürfen: den Unternehmensverb<strong>und</strong> SAGA<br />

GWG.<br />

Die SAGA GWG bietet nicht nur jedem<br />

sechsten Hamburger ein Dach über dem Kopf,<br />

sie beschäftigt als Arbeitgeber auch r<strong>und</strong> 1.000<br />

Mitarbeiter. Darunter sind derzeit 38 Auszubildende,<br />

ab August kommen 11 mehr dazu.<br />

Jedes Jahr beginnen r<strong>und</strong> 16 junge Frauen <strong>und</strong><br />

Männer ihre Ausbildung als Immobilienkauffrau/-mann.<br />

Darüber hinaus bietet die SAGA<br />

GWG auch die Möglichkeit des Bachelor Abschlusses,<br />

habe ich mir sagen lassen, mit<br />

Schwerpunkt Immobilienwirtschaft.<br />

Die Entscheidung der Jury fiel auf die SAGA<br />

GWG, weil das Unternehmen besonders vielen<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Zugang zu einem hoch qualifizierten Beruf<br />

ermöglicht. Derzeit verfügt knapp ein Viertel<br />

der 38 Azubis über einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Es stellt sich die Frage: Wie gelingt es der<br />

SAGA, so viele Azubis mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zu finden? Die Antwort lautet: Durch<br />

vielfältiges Engagement. So ist die SAGA<br />

GWG Partner bei der Ausbildungsbörse des<br />

FC St. Pauli mit dem schönen Titel „You’ll<br />

never work alone“, die Jugendliche aus allen<br />

Abteilungen des Vereins bei der Bewerbung<br />

um einen Ausbildungsplatz begleitet. Und<br />

durch die enge Zusammenarbeit mit Schulen,<br />

die einen hohen Migrantenanteil haben, gelingt<br />

es der SAGA GWG, auch viele Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> für die Ausbildung<br />

im Unternehmen zu gewinnen.<br />

Ich darf nun Herrn Willi Hoppenstedt vom<br />

Vorstand der SAGA, die Ausbildungsleiterin<br />

Frau Angela Kaack sowie die Auszubildenden<br />

Frau Fatma Karakas <strong>und</strong> Herrn Leonardo<br />

Javier Otero-Izzo bitten, den Preis entgegenzunehmen.<br />

V. l. n. r.: Bürgermeister Ole von Beust,<br />

Leonardo Javier Otero-Izzo, Angela Kaack,<br />

Willi Hoppenstedt <strong>und</strong> Fatma Karakas<br />

41


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Podiumsdiskussion –<br />

Berufliche Integration von jungen<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten:<br />

Erfolge, Perspektiven <strong>und</strong><br />

Herausforderungen<br />

Neben der Preisverleihung war ein weiteres<br />

Highlight der Fachtagung die von Dr. Claus<br />

Kemmet (Hauptgeschäftsführer UVNord e. V.)<br />

moderierte Podiumsdiskussion. Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer waren Senatorin<br />

Alexandra Dinges-Dierig (Präses der Behörde<br />

für Bildung <strong>und</strong> Sport), Margret Suckale<br />

(Personalvorstand Deutsche Bahn AG),<br />

Manfred Kremer (Präsident BIBB) <strong>und</strong> Prof.<br />

Dr. Nora Räthzel (University of Umea,<br />

Schweden).<br />

Experten in der Podiumsdiskussion (v. l. n. r.): Manfred<br />

Kremer, Senatorin Alexandra Dinges-Dierig, Dr. Claus<br />

Kemmet, Margret Suckale, Prof. Dr. Nora Räthzel<br />

Die vier Expertinnen <strong>und</strong> Experten diskutierten<br />

die Frage, was Schule, Unternehmen <strong>und</strong><br />

Wissenschaft tun können, um die Ausbildungssituation<br />

von jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

zu verbessern.<br />

Ein zentrales Thema war die frühkindliche<br />

Förderung. Einigkeit herrschte dabei, dass eine<br />

gute Beherrschung der deutschen Sprache<br />

möglichst früh gefördert werden sollte. Sprache<br />

wird als Schlüssel zur (beruflichen) Integration<br />

angesehen. Prof. Dr. Nora Räthzel betonte<br />

aber auch die wichtige Rolle der Herkunftssprache.<br />

Eine sichere Beherrschung der<br />

Muttersprache könne das Erlernen der Zweitsprache<br />

erleichtern. Senatorin Alexandra Dinges-Dierig<br />

zeigte sich hier offen für neue Ansätze.<br />

Sie benannte zahlreiche Maßnahmen der<br />

Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg gerade im<br />

Bereich der frühkindlichen Sprachförderung,<br />

die mittlerweile erfolgreich umgesetzt würden.<br />

Als kritisch wurde der Verbleib vieler Jugendlicher<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in so genannten<br />

„Warteschleifen“ gesehen. BIBB-Präsident<br />

Manfred Kremer befürwortete an dieser Stelle<br />

einen praxisorientierten Zugang zur Ausbildung<br />

durch das Einsetzen von Modulen. Diese<br />

könnten anrechenbare Bausteine der Ausbildung<br />

auf die bewährten dualen Ausbildungsgänge<br />

sein. Ebenso wichtig sei eine Hilfestellung<br />

für Betriebe. Betriebe bräuchten unter<br />

anderem Ansprechpartner, die für die soziale<br />

Begleitung der Jugendlichen sorgen könnten.<br />

Hier gälte es, eine systematische Zusammen-<br />

42


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

arbeit zwischen Unternehmen, Trägern <strong>und</strong><br />

Institutionen der Berufsbildung zu schaffen.<br />

Fragen aus dem Publikum: Ayse Jerfi Hein,<br />

Unternehmerin<br />

Hier konnte auch Margret Suckale von positiven<br />

Erfahrungen der Deutschen Bahn AG<br />

berichten. Im Rahmen des an EQJ angelehnten<br />

Praktikantenprogramms „Chance plus“ konnten<br />

gute Erfolge erzielt werden, auch aufgr<strong>und</strong><br />

der Zusammenarbeit mit entsprechend qualifizierten<br />

Sozialpädagogen.<br />

Sie unterstrich die Aufgabe der Unternehmen,<br />

sich nicht nur um hochqualifizierte Jugendliche<br />

zu kümmern, sondern auch Jugendlichen mit<br />

Förderbedarf eine Perspektive zu eröffnen.<br />

Gerade angesichts der demografischen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> des zu erwartenden Fachkräftemangels<br />

sei dieses Engagement unumgänglich.<br />

43


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Workshop 1:<br />

„Vielfalt in Hamburger<br />

Unternehmen – Erfolge <strong>und</strong><br />

Perspektiven“<br />

Moderation:<br />

Jutta Vorkoeper –<br />

Senatskanzlei – Planungsstab<br />

Co-Moderation:<br />

Hülya Eralp – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Im Rahmen des Aktionsplans des Ersten Bürgermeisters<br />

zur Integration junger Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in<br />

Hamburg haben mittlerweile über 35 Hamburger<br />

Unternehmen ihr Engagement für die<br />

Zielgruppe verstärkt. Sie haben zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze geschaffen, an Fortbildungen<br />

zur interkulturellen Personalentwicklung teilgenommen<br />

oder interkulturelle Einstellungsverfahren<br />

eingeführt.<br />

Ziel des Workshops war es, vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des Aktionsplans die bestehenden innovativen<br />

Handlungsansätze für ein an Vielfalt<br />

orientiertes Ausbildungsmanagement einem<br />

größeren Kreis von Unternehmen zugänglich<br />

zu machen <strong>und</strong> gemeinsam neue Ideen zu<br />

entwickeln. Der Workshop bot ein Austausch-<br />

<strong>und</strong> Diskussionsforum für Erfolge,<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Beispiele guter Praxis von<br />

Hamburger Unternehmen. Zu Gast waren<br />

unter anderem die Preisträger des Förderpreises<br />

„Vielfalt in Ausbildung <strong>2007</strong>“.<br />

Expertenr<strong>und</strong>e in Workshop 1 (v. l. n. r.):<br />

Oliver Thiess, Astrid Lang, Hans Nauber, Angela Kaack,<br />

Hülya Eralp, Jutta Vorkoeper, Angela Silva <strong>und</strong><br />

Ahmet Yazıcı<br />

Zentrale Fragen waren:<br />

• Wie kann in der Praxis Vielfalt als Unternehmensstrategie<br />

umgesetzt werden? Was<br />

ist das Erfolgsrezept?<br />

• Welche Maßnahmen werden ergriffen, um<br />

den Anteil junger Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten in Ausbildung zu erhöhen?<br />

• Welche Erfahrungen machen Unternehmen<br />

mit dieser Zielgruppe?<br />

I Impulsreferat<br />

Jutta Vorkoeper –<br />

Senatskanzlei – Planungsstab<br />

Einleitend stellte Jutta Vorkoeper den Aktionsplan<br />

zur Integration junger Migrantinnen<br />

44


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in<br />

Hamburg vor, der am 5. <strong>April</strong> 2006 auf Initiative<br />

des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust<br />

vereinbart worden ist. Ziel ist es, innerhalb<br />

von zwei Jahren 1.000 junge Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> zusätzlich in Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Arbeit zu integrieren. Zu den Partnern<br />

des Aktionsplans gehören:<br />

� Hamburger Unternehmen<br />

� Handelskammer Hamburg<br />

� Handwerkskammer Hamburg<br />

� UVNord e. V.<br />

� DGB Hamburg<br />

� team.arbeit.hamburg<br />

� Agentur für Arbeit Hamburg<br />

� Hamburger Behörden<br />

� Hamburger Projekte (z. B. BQM, ATU,<br />

<strong>Koordinierungsstelle</strong> Ausbildung)<br />

Laut Mikrozensus 2005 haben r<strong>und</strong> 45 % der<br />

6- bis 18-jährigen Hamburger einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(r<strong>und</strong> 19 % sind ausländische<br />

Staatsangehörige). 20,5 % der Schulabsolventen<br />

ausländischer Staatsangehörigkeit erreichen<br />

keinen Schulabschluss. Der Anteil ausländischer<br />

Jugendlicher in dualer Ausbildung<br />

sinkt seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich.<br />

Oberthema... Anteil ausländischer (weiß) Jugendlicher Bitte überschreiben.<br />

in dualer Ausbildung <strong>und</strong> ausl.<br />

Absolventen an allgemein bildenden Schulen in Hamburg<br />

Unterthema... (blau) Bitte überschreiben.<br />

in %<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

8,5<br />

18,3 18,2 17,7<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

in dualer Ausbildung<br />

Quelle: Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />

an allgemein bildenden Schulen<br />

18,8<br />

8,0 7,8 7,5 7,0<br />

� Der Anteil ausländischer Jugendlichen in dualer Ausbildung sinkt<br />

seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich.<br />

� Ihr Anteil an den Schulabgängern der allgemein bildenden<br />

Schulen in Hamburg liegt jedoch unverändert bei ca. 18-19%.<br />

Der Aktionsplan sieht folgende Handlungsfelder<br />

vor, um die Ausbildungschancen junger<br />

Migranten zu verbessern:<br />

• „Unternehmen aktiv für junge Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten“: Insbesondere Bereitstellung<br />

von zusätzlichen Ausbildungsplätzen.<br />

• „Stadt Hamburg fördert die Integration“:<br />

Erhöhung des Anteils junger Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten in Ausbildung im öffentlichen<br />

Dienst. Verstärkung der Anstrengungen<br />

in öffentlichen Unternehmen.<br />

• „Migranten gestalten aktiv die Integration“:<br />

Förderung der Elternarbeit in Stadtteilen.<br />

• „Behörden steuern die Integration junger<br />

Migranten“: Unter anderem durch Vermittlungsaktivitäten<br />

der Agentur für Arbeit<br />

Hamburg <strong>und</strong> von<br />

team.arbeit.hamburg.<br />

• „Multiplikatoren bauen Brücken“: Unter<br />

anderem Kammern, UVNord <strong>und</strong> DGB<br />

Hamburg.<br />

18,3<br />

6,4<br />

18,7<br />

6<br />

45


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

• „Medien berichten“: Unterstützung eines<br />

positiven Images von jungen Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten.<br />

Umgesetzt <strong>und</strong> koordiniert werden diese<br />

Handlungsfelder von der BQM.<br />

Wie sich Unternehmen am Aktionsplan beteiligen<br />

können, zeigt die nachfolgende Übersicht:<br />

Oberthema... Aktionsplan (weiß) zur Integration Bitte überschreiben.<br />

junger Migrantinnen<br />

Unterthema... <strong>und</strong> Migranten (blau) in Arbeit Bitte überschreiben.<br />

<strong>und</strong> Ausbildung<br />

Bereitstellung von<br />

zusätzlichen<br />

Ausbildungsplätzen<br />

Aktionsplan bei<br />

weiteren Betrieben<br />

<strong>und</strong> Betriebs- <strong>und</strong><br />

Personalräten<br />

bekannt machen<br />

Übernahme von<br />

Schulpartnerschaften<br />

Unterstützung der<br />

Elternarbeit in<br />

Stadtteilen<br />

Was können Sie<br />

zum Aktionsplan<br />

beitragen?<br />

Aktionsplan<br />

1.000 junge<br />

Migranten<br />

Teilnahme am<br />

Unternehmenswettbewerb<br />

„Vielfalt in Ausbildung<br />

<strong>2007</strong>“<br />

II Best-Practice-Beispiele<br />

Einführung eines<br />

interkulturellen<br />

Einstellungsverfahrens<br />

Teilnahme an<br />

Fachveranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Fortbildungen<br />

Teilnahme an<br />

Vernetzungstreffen<br />

mit Unternehmen<br />

Werbung weiterer<br />

Unternehmen als<br />

aktive Unterstützer<br />

Die diesjährigen Preisträger des Förderpreises<br />

„Vielfalt in Ausbildung“ hatten im Workshop 1<br />

die Gelegenheit, ausführlicher über den<br />

Ausbildungsalltag in ihren Unternehmen zu<br />

berichten.<br />

Angela Kaack – SAGA GWG<br />

Angela Kaack berichtete von durchweg guten<br />

Erfahrungen der SAGA GWG bei der Ausbildung<br />

von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten im Unternehmen.<br />

Ihre Auszubildenden mit Migrati-<br />

9<br />

onshintergr<strong>und</strong> fallen insbesondere durch<br />

hohe soziale Kompetenz <strong>und</strong> Engagement auf.<br />

Ahmet Yazıcı –<br />

Lindenbazar Handels GmbH<br />

Seit der Gründung 1999 <strong>und</strong> dem Erfolg des<br />

Geschäftes hat sich die Lindenbazar Handels<br />

GmbH stark vergrößert <strong>und</strong> die Anzahl der<br />

Mitarbeiter/-innen stetig erhöht. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

multiethnischen Verkaufsangebotes sind<br />

Mitarbeiter/-innen unterschiedlichster Herkunft<br />

beschäftigt. Ausgebildet wird<br />

mittlerweile in sechs verschiedenen Ausbildungsberufen,<br />

in denen 2006 sieben Jugendliche<br />

ausgebildet wurden. Sowohl die Ausbilder/-innen<br />

als auch die Auszubildenden sind<br />

sehr zufrieden.<br />

Einige Auszubildende haben den Betrieb zunächst<br />

bei einem Schulpraktikum kennengelernt.<br />

Von den vielen Bewerber/-innen werden<br />

auch bewusst Jugendliche mit schlechteren<br />

Startchancen ausgewählt.<br />

Angela Silva –<br />

Restaurant – Café Breitengrad<br />

Das Familienunternehmen in Altona zeichnet<br />

sich im Ausbildungsbereich durch seine ganzheitliche<br />

Betreuung der Azubis aus. Dem Unternehmen<br />

ist es wichtig, Beständigkeit <strong>und</strong><br />

ein vertrautes Umfeld zu schaffen. Die Jugendlichen<br />

werden auch über die Arbeitszeit hinaus<br />

bei persönlichen Problemen beraten (z. B.<br />

bei Geldsorgen). Bei Bedarf wird auch der<br />

persönliche Kontakt zu Eltern gesucht.<br />

46


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Durch die Verankerung des Restaurants Breitengrad<br />

im Stadtteil bewerben sich viele Jugendliche,<br />

die das Restaurant bereits persönlich<br />

kennen. Das Unternehmen arbeitet darüber<br />

hinaus eng mit Projekten wie z. B. Jugendbildung<br />

Hamburg <strong>und</strong> ATU e. V. zusammen<br />

<strong>und</strong> bietet Jugendlichen Einstiegsqualifizierungen.<br />

Die Preisträger waren sich einig, dass Praktika<br />

<strong>und</strong> Einstiegsqualifizierungen eine gute Möglichkeit<br />

für beide Seiten bieten, sich gegenseitig<br />

kennenzulernen <strong>und</strong> festzustellen, ob Auszubildende,<br />

Ausbilder/-innen <strong>und</strong> Ausbildung<br />

zueinander passen. Auf diese Weise lässt sich<br />

oftmals einem frühzeitigen Ausbildungsabbruch<br />

vorbeugen.<br />

Auch bei der Frage, welchen geschäftlichen<br />

Nutzen die Beschäftigung von Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten hat, waren sich die Preisträger<br />

einig. Da die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en in allen<br />

Unternehmen eine bunte ethnische Mischung<br />

darstellen, kann es nur von Vorteil sein, wenn<br />

sich die K<strong>und</strong>enstruktur in der Mitarbeiterstruktur<br />

wiederfindet. Angela Silva vom Restaurant<br />

Breitengrad lobte insbesondere das<br />

angenehme Betriebsklima innerhalb ihres interkulturellen<br />

Teams <strong>und</strong> die Toleranz untereinander.<br />

Aus dem Publikum meldete sich u. a. Mehmet<br />

Keskin, Geschäftsführer der ATU e. V., zu<br />

Wort. Er lobte die Vorteile einer Verb<strong>und</strong>aus-<br />

bildung <strong>und</strong> appellierte an kleinere Unternehmen,<br />

mehr Gebrauch davon zu machen.<br />

Leider seien bürokratische Hürden <strong>und</strong><br />

mangelnde Informationen noch immer ein<br />

Hindernis.<br />

Die ATU e. V. koordiniert <strong>und</strong> betreut Ausbildungsverbünde<br />

von Unternehmen.<br />

III Erfahrungen von Behördenseite<br />

Im Mittelpunkt der Erfahrungen von Seiten der<br />

Behörden standen folgende Fragen:<br />

• Welche Maßnahmen wurden von der<br />

Agentur für Arbeit <strong>und</strong> von der Behörde<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit im Rahmen des<br />

Aktionsplans bereits ergriffen?<br />

• Welche neuen Wege könnten beschritten<br />

werden?<br />

• Wo gibt es Handlungsbedarf bei der Integration<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit?<br />

Astrid Lang –<br />

Agentur für Arbeit Hamburg<br />

Innerhalb der Agentur für Arbeit liegt der<br />

Anteil von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten an den<br />

Auszubildenden bei 20 bis 25 %, Tendenz steigend.<br />

Die Punkte des Aktionsplans werden<br />

bereits seit vielen Jahren von der Agentur für<br />

Arbeit verfolgt <strong>und</strong> kontinuierlich bearbeitet.<br />

Bei der Vermittlung von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in Ausbildung gibt es<br />

47


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

noch immer Schwierigkeiten, auch wenn<br />

schon seit einiger Zeit verstärkt mit Netzwerken<br />

<strong>und</strong> Dritten (z. B. Ausbildungsagenturen)<br />

zusammengearbeitet wird, um mehr Passgenauigkeit<br />

zu erzielen. An dieser Stelle seien<br />

jedoch auch die Betriebe gefragt, die Jugendlichen<br />

mit schlechteren Startbedingungen mehr<br />

Chancen geben sollten. Bei Abiturienten mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> eventueller sozialer<br />

Benachteiligung sieht Astrid Lang ebenso<br />

Unterstützungsbedarf, um ihnen eine weiterführende<br />

Bildung zu ermöglichen.<br />

Darüber hinaus wies Astrid Lang darauf hin,<br />

dass viele Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

nur auf bestimmte Berufsbilder beschränkt<br />

sind. Auch an dieser Stelle muss Aufklärungsarbeit<br />

betrieben werden.<br />

Hans Nauber –<br />

Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

Während die Zahl der Ausbildungsplätze b<strong>und</strong>esweit<br />

in den letzten Jahren sank, stieg sie in<br />

Hamburg. Aber auch in Hamburg fehlen noch<br />

zahlreiche Ausbildungsplätze, um alle ausbildungsfähigen<br />

Jugendlichen zu versorgen. Der<br />

Senat <strong>und</strong> die Arbeit für Arbeit haben es sich<br />

daher zum Ziel gesetzt, die Jugendarbeitslosigkeit<br />

zu reduzieren. So konnten 2006 ca. 740<br />

zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden,<br />

50 % davon wurden mit Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten besetzt. Um eine noch bessere<br />

Integration der Zielgruppe zu erreichen, soll<br />

künftig das Angebot für Jugendliche mit Migra-<br />

tionshintergr<strong>und</strong> verbessert werden<br />

(Deutschkurse etc.).<br />

Positiv bewertete Hans Nauber laufende öffentliche<br />

Veranstaltungen zu diesem Thema<br />

<strong>und</strong> wies auf die im Herbst stattfindende Jugendkonferenz<br />

hin, die eine bessere Transparenz<br />

über Hamburger Ausbildungsangebote<br />

<strong>und</strong> eine stärkere Vernetzung der Akteure<br />

unterstützen soll.<br />

Über 40 Teilnehmer/-innen besuchten Workshop 1<br />

Oliver Thiess –<br />

Hamburger Ausbildungsmoderation<br />

Von der Handwerkskammer Hamburg, der<br />

Handelskammer Hamburg <strong>und</strong> dem Unternehmensverband<br />

Nord gegründet hat die<br />

„Hamburger Ausbildungsmoderation“ das Ziel,<br />

die Ausbildungsförderung in Hamburg transparenter<br />

zu machen. Auf der Internetseite<br />

www.ausbildung-hamburg.de werden entsprechende<br />

Informationen gebündelt. Aktuell steht<br />

eine groß angelegte Potenzialanalyse kurz vor<br />

der Veröffentlichung. Die Fragen „In welchen<br />

Ausbildungsbereichen liegen in Hamburg<br />

Potenziale vor?“ <strong>und</strong> „Wo ist Wachstum zu<br />

erwarten?“ wurden online von 500 Betrieben<br />

48


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

beantwortet. Zusätzliche qualitative Interviews<br />

boten die Möglichkeit, die Fragen noch detaillierter<br />

zu beantworten. Laut vorläufigen Ergebnissen<br />

liegt Ausbildungspotenzial in den<br />

folgenden Bereichen vor:<br />

• Hotel- <strong>und</strong> Gaststättengewerbe<br />

• Hafen <strong>und</strong> Logistik<br />

• Markt- <strong>und</strong> Sozialforschung<br />

• Baunebengewerbe<br />

Bekanntlich wird der Fachkräftebedarf stark<br />

steigen. Bisher zeigt sich dies jedoch noch<br />

nicht in gleicher Höhe bei der Bereitschaft der<br />

Betriebe mehr auszubilden. Zurückzuführen<br />

sei dies unter anderem auf das Informationsdefizit<br />

in Betrieben hinsichtlich Ausbildungsmöglichkeiten,<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Unterstützungsinstrumenten<br />

(EQJ, Fördermöglichkeiten,<br />

Ausbildungsagenturen etc.).<br />

Positiv bewertet wurde die Aussage vieler<br />

Unternehmen, dass es bei der Auswahl von<br />

Auszubildenden keine Rolle spiele, ob <strong>und</strong><br />

wenn ja, welcher Migrationshintergr<strong>und</strong> vorliege.<br />

Die Hamburger Ausbildungsmoderation<br />

sieht ihre Aufgabe zukünftig in der verstärkten<br />

direkten Ansprache von Betrieben.<br />

Eine Nachfrage in Betrieben hat zudem ergeben,<br />

dass die Jugendlichen selbst schlecht informiert<br />

sind. Dabei konnte kein Unterschied<br />

zwischen Jugendlichen mit bzw. ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

festgestellt werden.<br />

IV Diskussion<br />

Kazim Abacı, Geschäftsführer von Unternehmer<br />

ohne Grenzen e. V. gab zu bedenken,<br />

dass man sich nicht nur auf Jugendliche beim<br />

Übergang von Schule in Berufsausbildung konzentrieren<br />

solle, sondern auch an die älteren<br />

Jugendlichen ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />

denken müsse. Er begrüßt daher das<br />

Sonderprogramm WeGebAu <strong>2007</strong> (<strong>Weiterbildung</strong><br />

Geringqualifizierter <strong>und</strong> -beschäftigter<br />

älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) der<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, das sowohl den<br />

Teilnehmer/-innen als auch den Betrieben<br />

Vorteile bringt.<br />

Angela Kaack stimmte seitens der SAGA<br />

GWG Kazim Abacı zu <strong>und</strong> unterstrich, wie<br />

sehr es bei der Berufsausbildung der Jugendlichen<br />

auch auf das Elternhaus ankomme. Oftmals<br />

sei die Kommunikation zwischen Eltern<br />

<strong>und</strong> Schulen nur unzureichend <strong>und</strong> es fehlten<br />

stadtteilbezogene Informationen. Hülya Eralp<br />

erläuterte daraufhin, dass die BQM sich zurzeit<br />

darum bemüht, durch das von der BWA<br />

geförderte BQM-Erweiterungskonzept die<br />

Elternarbeit in den zwei Hamburger Stadtteilen<br />

Jenfeld <strong>und</strong> Bergedorf modellhaft zu erproben.<br />

Aus dem Publikum kam folgende Anmerkung<br />

zum Thema Übergang Schule / Beruf:<br />

Die Übergänge sollten von Schule in Berufsausbildung<br />

sauberer gestaltet werden,<br />

49


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

z. B. durch bereits erprobte Initiativen eines<br />

Zwischenschuljahres (Projekt 9-Plus an der<br />

Schule Slomanstieg), in dem Schüler/-innen, die<br />

noch keinen Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en haben,<br />

weiterhin zur Schule gehen <strong>und</strong> an zwei Tagen<br />

in der Woche in Unternehmen arbeiten.<br />

Inge Brück, zuständig für die Ausbildung bei<br />

der Deutschen Bahn AG, ist aktuell verantwortlich<br />

für ca. 1.000 Auszubildende <strong>und</strong> 150<br />

Praktikantinnen <strong>und</strong> Praktikanten. Sie<br />

unterstricht die Wichtigkeit von EQJ-<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> berichtete von der<br />

Zufriedenheit der Schüler/-innen, wenn man<br />

sich Zeit für sie nähme <strong>und</strong> sich um sie<br />

kümmere. Wünschenswert wäre ein besserer<br />

Informationsstand über Ausbildungsmöglichkeiten,<br />

Berufsbilder <strong>und</strong> EQJ-Maßnahmen bei<br />

den Lehrer/-innen der allgemein bildenden<br />

Schulen, um die Schüler/-innen zu motivieren.<br />

Jutta Vorkoeper weist in diesem Zusammenhang<br />

darauf hin, dass es bereits viele Bemühungen<br />

gibt, um den Schulalltag berufsorientierter<br />

zu gestalten. Hülya Eralp berichtet von<br />

einem Schritt in die gewünschte Richtung: Im<br />

Rahmen des Projektes BQM wurden seit September<br />

2002 r<strong>und</strong> 160 Lehrkräfte zum Thema<br />

„Berufsorientierung“ fortgebildet.<br />

Die Möglichkeit von Verlängerungen der Ausbildungszeit<br />

an Gewerbeschulen um bis zu<br />

einem halben Jahr wurde von Angela Silva<br />

äußerst positiv bewertet, da so in einigen<br />

Fällen eine Ausbildung doch noch erfolgreich<br />

abgeschlossen werden konnte.<br />

V. l. n. r.: Hülya Eralp, Jutta Vorkoeper, Angela Silva <strong>und</strong><br />

Ahmet Yazıcı<br />

Im Zuge des Programms WeGebAu forderte<br />

Astrid Lang mehr betriebsnahe Umschulungen<br />

für Migranten. Kazim Abacı wies jedoch darauf<br />

hin, dass viele Umschulungsmaßnahmen oft an<br />

den Bedürfnissen der Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten vorbeigingen.<br />

Zusammenfassend erklärte Hans Nauber, dass<br />

es im Ausbildungsbereich noch auf vielen<br />

Ebenen akuten <strong>und</strong> langfristigen Handlungsbedarf<br />

gäbe <strong>und</strong> ein systematischer Ansatz<br />

gef<strong>und</strong>en werden müsse. Von den Ergebnissen<br />

der Potenzialanalyse erhoffe er sich die verstärkte<br />

Ausbildung in Bereichen, die mittel<strong>und</strong><br />

langfristig Perspektiven haben, wobei<br />

ständige Schwankungen in diesen Bereichen<br />

nicht zu unterschätzen seien. Neben Ausbildungsförderung<br />

sollten die Betriebe auch für<br />

lebenslanges Lernen sensibilisiert werden, da<br />

sie nur dadurch wettbewerbsfähig bleiben <strong>und</strong><br />

ihre Zukunft sichern können. Passend zum<br />

50


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Thema weist er abschließend auf die am 28.<br />

<strong>und</strong> 29. September <strong>2007</strong> im Museum der Arbeit<br />

stattfindende „<strong>Weiterbildung</strong>smesse Job-<br />

Kontakt“ für Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten hin.<br />

In ihrem Schlusswort bat Jutta Vorkoeper, die<br />

vielversprechenden Ergebnisse der Potenzialanalyse<br />

der Hamburger Ausbildungsmoderation<br />

allen zuständigen Stellen zur Verfügung<br />

zu stellen <strong>und</strong> fügte hinzu, dass die<br />

Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit insbesondere<br />

für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

auch in Zukunft ein großes Thema<br />

des Hamburger Senats sein wird <strong>und</strong> verstärkt<br />

angegangen werden muss.<br />

51


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Workshop 2:<br />

„Azubi-Recruitment: Neue Ideen<br />

für die Zukunft“<br />

Moderation:<br />

Carmen Wöbcke – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Co-Moderation:<br />

Julia Lübberstedt-Piesold –<br />

<strong>KWB</strong> e. V. / Hanseaten bilden aus<br />

Die Suche nach geeigneten Auszubildenden<br />

stellt eine zunehmende Schwierigkeit für<br />

Hamburger Unternehmen dar. Schlechte<br />

Schulabschlüsse sind ein Gr<strong>und</strong>, der diese<br />

Situation begünstigt. Auch vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des globalen Wettbewerbs liegt es im<br />

Interesse der Arbeitgeber, alle Potenziale auszuschöpfen.<br />

Interkulturelle Kompetenzen, wie<br />

sie Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> häufig<br />

mitbringen, stellen hierbei gezielte<br />

Schlüsselqualifikationen zur Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit dar. Dennoch sind viele<br />

Unternehmen noch nicht auf neue Strategien<br />

des Azubi-Recruitments eingestellt, die die<br />

Potenziale von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

aktiv mit einbeziehen.<br />

Ziel des Workshops war es, Kompetenzprofile<br />

neu zu definieren <strong>und</strong> innovative Wege zur<br />

Ansprache von Jugendlichen mit Migrations-<br />

hintergr<strong>und</strong> zu finden. Dazu gehören interkulturelle<br />

Einstellungsverfahren, gezielte Bewerberprogramme,<br />

E-Recruitment <strong>und</strong> neue<br />

Wege im Bereich „Schulpartnerschaften“.<br />

Ideenentwicklung in Workshop II<br />

Zentale Fragen waren:<br />

• Welche Chancen bietet E-Recruitment für<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>?<br />

• Welche Vorteile bieten E-Recruitment<br />

<strong>und</strong> E-Assessment-Verfahren allgemein für<br />

die Unternehmen?<br />

• Wie funktionieren interkulturelle Einstellungsverfahren?<br />

Welche Erfahrungen gibt<br />

es bei der Anwendung?<br />

1. Impulsreferat<br />

Prof. Dr. Nora Räthzel –<br />

Dept. of Sociology, University of Umea,<br />

Schweden<br />

Einleitend warf Prof. Dr. Nora Räthzel in<br />

ihrem Impulsreferat mit dem Titel „Stell dir<br />

vor du bist Einwanderer <strong>und</strong> keinen kümmert<br />

52


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

das“ einen Blick über die Landesgrenzen hinweg<br />

<strong>und</strong> stellte Ergebnisse <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

ihrer qualitativen Studie zur Arbeitsmarktintegration<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in Schweden dar. Ziel dieser Studie<br />

war es herauszufinden, wie sich Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> aus Schulabgangsklassen<br />

im Vergleich zu Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> bei der<br />

Arbeitssuche verhalten.<br />

Zunächst merkte sie an, dass Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten bei gleichen sozialen Voraussetzungen<br />

schlechtere Chancen haben, eine<br />

Arbeitsstelle zu bekommen.<br />

Den relativa chansen att ha ett arbeteett<br />

90<br />

80<br />

120 70<br />

100 60<br />

50<br />

80<br />

40<br />

30 60<br />

20 40<br />

10<br />

20<br />

0<br />

0<br />

sannolikheten att ha en sysselsättning efter kontroll för human<br />

kapital, social bakgr<strong>und</strong> och andra individuella egenskaper<br />

100<br />

1:a<br />

kvart<br />

57,4<br />

2:a<br />

kvart<br />

73,8 72,3<br />

3:e<br />

kvart<br />

Wahrscheinlichkeit für Jugendliche zwischen 16 <strong>und</strong> 24<br />

mit Migrationserfahrung in Schweden Arbeit zu bekommen<br />

bei gleichen sozialen Voraussetzungen (Geschlecht,<br />

Ausbildung, Bildungsstand der Eltern)<br />

• Pop. 1 = Vergleichsgruppe<br />

4:e<br />

kvart<br />

• Pop. 2 NW = Eingewandert vor Schulbeginn<br />

aus NW Land (NordWestlich = Europäisch)<br />

• Pop. 3 NW = Eingeboren mit einem<br />

eingewanderten Elternteil<br />

43,6<br />

48,2<br />

Öst<br />

Väst 62,9<br />

Nord<br />

Pop.1 Pop.2NW Pop.3NW Pop.4NW Pop.2ONW Pop.3ONW Pop.4ONW<br />

• Pop. 4 NW = Eingeboren mit zwei eingewanderten<br />

Elternteilen<br />

• Pop. 2 ONW = Eingewandert vor<br />

Schulbeginn aus einem außereuropäischen<br />

Land (Outside North West)<br />

• Pop. 3 ONW = Eingeboren mit zwei eingewanderten<br />

Elternteilen<br />

• Pop. 4 ONW = Eingeboren mit einem<br />

eingewanderten Elternteil<br />

Häufig lasse sich bei dieser Gruppe eine<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich „existenzielle Unsicherheit“ gegenüber<br />

anderen feststellen. So befürchteten<br />

viele (zu Recht, wie empirische Studien gezeigt<br />

haben), bei der Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />

zuerst als Migrant/-in wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> erst in zweiter Linie aufgr<strong>und</strong> ihrer Qualifikationen<br />

bewertet zu werden. Prof. Dr.<br />

Nora Räthzel untersuchte, auf welche Weise<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> mit<br />

ihren negativen Erfahrungen umgehen <strong>und</strong><br />

kategorisierte die Ergebnisse in vier unterschiedliche<br />

Lösungsstrategien:<br />

1. Anpassung <strong>und</strong> Unterwerfung<br />

Eine Untersuchung in Schweden hat gezeigt,<br />

dass 60 % der Unternehmen Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten aufgr<strong>und</strong> ihres Namens<br />

nicht zum Vorstellungsgespräch einladen.<br />

Einige reagieren auf diese Erfahrung<br />

damit, dass sie ihren Namen ändern<br />

lassen.<br />

53


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

2. Individueller Heroismus<br />

Diese Strategie beruht auf der Ansicht,<br />

dass jeder Einzelne für seinen beruflichen<br />

Erfolg verantwortlich ist. Jugendliche versuchen<br />

deshalb, sich optimal zu qualifizieren,<br />

verwenden viel Energie für Bewerbungen<br />

<strong>und</strong> distanzieren sich von anderen<br />

eingewanderten Jugendlichen, denen sie<br />

vorwerfen, sich nicht genügend anzustrengen.<br />

Diese Strategie kann für einige Jugendliche<br />

zum Erfolg führen, sie kann aber<br />

auch dazu führen, gesellschaftlich bedingte<br />

Misserfolge als eigenes Versagen zu interpretieren.<br />

Vereinzelung kann kollektive<br />

Handlungsformen unmöglich machen.<br />

3. Verinnerlichung <strong>und</strong> Rebellion<br />

Es gibt Jugendliche, die sich als Schweden/innen<br />

fühlen <strong>und</strong> schwedische Stereotypen<br />

über MigrantInnen teilen. Da sie aber als<br />

Einwanderer stigmatisiert werden, bleibt<br />

ihnen die Realisierung einer schwedischen<br />

Identität verwehrt. So distanzieren sie sich<br />

sowohl von der schwedischen Gesellschaft<br />

als auch von der Gruppe der Eingewanderten<br />

<strong>und</strong> leiden darunter, nicht als<br />

Schweden/-innen anerkannt zu werden.<br />

4. Analyse <strong>und</strong> Widerstand<br />

Jugendliche, die die gesellschaftlichen Bedingungen<br />

ihrer Diskriminierung analysieren<br />

<strong>und</strong> versuchen, in solidarischen Beziehungen<br />

mit anderen diese Bedingungen zu<br />

verändern, leiden weniger unter der gesellschaftlichen<br />

Marginalisierung <strong>und</strong> können<br />

ihre doppelte Zugehörigkeit <strong>und</strong> die<br />

Kenntnisse verschiedener Kulturen als<br />

Stärke erleben.<br />

Die Handlungsweisen von Jugendlichen, stellte<br />

Prof. Dr. Räthzel abschließend fest, erschöpfen<br />

sich nicht in diesen Strategien. Obwohl alle<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Erfahrungen<br />

mit Diskriminierungen machen, sind<br />

ihre Umgangsweisen damit abhängig von den<br />

jeweils unterschiedlichen sozialen Kontexten,<br />

in denen sie leben. Auf Fragen antwortend<br />

fügte Räthzel hinzu, dass Diskriminierung auch<br />

dadurch erfahren wird, dass in den Schulen<br />

zwar von einer multikulturellen Gesellschaft<br />

gesprochen wird, die vielfältigen Kompetenzen<br />

der Jugendlichen (z. B. Sprachkenntnisse) jedoch<br />

im Schulcurriculum nicht berücksichtigt<br />

werden. Wenn junge Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten in der Schule nicht in der Minderheit<br />

sind, haben sie weniger unter alltäglicher<br />

Diskriminierung zu leiden. Allerdings werden<br />

diese Schulen in der Öffentlichkeit meist als<br />

„Problemschulen“ dargestellt.<br />

II Expertenr<strong>und</strong>e<br />

Im weiteren Verlauf des Workshops stellten<br />

Expertinnen <strong>und</strong> Experten aus Wirtschaft,<br />

Forschung <strong>und</strong> dem Bildungsbereich innovative<br />

Ansätze des Azubi-Recruitments vor.<br />

54


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Expertenr<strong>und</strong>e (v. l. n. r.): Carmen Wöbcke,<br />

Joachim Diercks, Prof. Dr. Nora Räthzel,<br />

Dr. Andreas Hieronymus, Dr. Alfred Lumpe,<br />

Uta Keuchen, Hüseyin Yılmaz<br />

Joachim Diercks – Cyquest GmbH<br />

Die Hamburger Cyquest GmbH nimmt eine<br />

Vorreiterrolle im Bereich „Recruitainment“<br />

ein. Der Begriff „Recruitainment“ (abgewandelt<br />

von „recruitment“) beinhaltet:<br />

• E-Assessment (Einsatz eignungsdiagnostischer<br />

Testverfahren über das Internet),<br />

• Online-Personalmarketing (gezielter<br />

Aufbau <strong>und</strong> Unterstützung attraktiver Arbeitgeberimages),<br />

• E-Cruiting (Findung von „Right<br />

Potentials“ <strong>und</strong> gezieltes Bewerbermanagement),<br />

• E-Training (Vermittlung schulungsrelevanter<br />

Inhalte über das Web auf unterhaltsame,<br />

oftmals spielerische Art).<br />

Das Kunstwort „Recruitainment“ soll hervorheben,<br />

dass nicht nur Unternehmen Bewerber/-innen<br />

auswählen, sondern dass sich umgekehrt<br />

auch Bewerber/-innen aktiv für ein<br />

Unternehmen entscheiden.<br />

Recruitainment helfe laut Joachim Diercks<br />

Unternehmen, die gr<strong>und</strong>sätzlich viele Bewerbungen<br />

bekommen, darunter aber eine große<br />

Anzahl „unpassender“ Bewerbungen haben.<br />

Um dem entgegenzuwirken, sind die von<br />

Cyquest entwickelten Online-Assessments so<br />

angelegt, dass Bewerber möglichst viele Informationen<br />

über das Unternehmen erhalten.<br />

So hat die Cyquest GmbH beispielsweise für<br />

die Deutsche Bahn AG ein Onlineangebot<br />

entwickelt, das den Bewerbern hilft, spielerisch<br />

das Unternehmen kennenzulernen.<br />

Joachim Diercks hebt hervor, dass mit Hilfe<br />

von E-Assessment-Verfahren Bewerber/-innen<br />

schnell <strong>und</strong> gezielt ausgesucht werden können.<br />

Da das E-Assessment beispielsweise nicht nach<br />

Namen ordne, gäbe dieses Verfahren besonders<br />

auch Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten eine<br />

Chance, die bei anderen Vorauswahlmethoden<br />

eventuell aussortiert werden würden.<br />

Abschließend erklärte Joachim Diercks, dass<br />

E-Recruitainment den Bewerbern hilft, sich<br />

umfangreich über das Unternehmen zu informieren.<br />

Dadurch könnten Ängste vor Einstellungstests<br />

abgebaut werden.<br />

Auf Nachfrage aus dem Publikum stellte Joachim<br />

Diercks fest, dass E-Assessment nicht für<br />

alle Branchen <strong>und</strong> Bewerbergruppen gleichermaßen<br />

geeignet sei. So sei bis vor kurzem<br />

Recruitainment nicht für Hauptschüler/-innen<br />

geeignet gewesen, weil diese Schülergruppe<br />

durchschnittlich keinen ausreichenden Umgang<br />

mit dem Internet gehabt hätten. Der Zugang<br />

von Hauptschülerinnen <strong>und</strong> Hauptschülern<br />

55


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

zum Internet werde jedoch zunehmend besser.<br />

Das Publikum gab kritisch zu bedenken, dass<br />

zurzeit viele Großbetriebe ihr Auswahlverfahren<br />

auf Online-Bewerbungsverfahren umstellten<br />

<strong>und</strong> dadurch viele Haupt- <strong>und</strong> Realschüler/-innen<br />

aus dem Bewerbungsverfahren ausgeschlossen<br />

würden, die vorher unter keiner<br />

Benachteiligung gelitten hätten. Deshalb<br />

sollten Unternehmen dieses Verfahren nur bei<br />

höher qualifizierten Jobs einsetzen.<br />

Dr. Andreas Hieronymus – iMiR Institut<br />

für Migrations- <strong>und</strong> Rassismusforschung<br />

Dr. Andreas Hieronymus hebt hervor, dass<br />

inzwischen mehrere Einwanderungsgenerationen<br />

in Deutschland leben, die sich in ihren<br />

Kompetenzen unterscheiden.<br />

Die vielfältigen gesellschaftlichen Veränderungen<br />

wirken sich inzwischen auch auf die<br />

Personalauswahl aus. So bringen beispielsweise<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> teilweise<br />

besondere Kompetenzen, Potenziale<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten mit, die mit herkömmlichen<br />

Einstellungsverfahren zumeist nicht erfasst<br />

werden, aber für die Unternehmen von großem<br />

Interesse sein können (unter anderem<br />

Kenntnisse über andere Kulturen, Beherrschung<br />

mehrerer Sprachen <strong>und</strong> ein hohes Maß<br />

an Flexibilität). Um diese Fähigkeiten mit einem<br />

Einstellungstest zu erfassen, müsse umgedacht<br />

werden.<br />

Gemeinsam mit Hamburger Unternehmen hat<br />

die BQM interkulturelle Einstellungsverfahren<br />

für den gewerblich-technischen Bereich<br />

(„Azubi-Auswahl mit Zukunft I“) <strong>und</strong> den Einzelhandel<br />

entwickelt („Azubi-Auswahl mit<br />

Zukunft II“), die die Kompetenzen von Jugendlichen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gleichermaßen berücksichtigen. Die<br />

handlungsorientierten Module der Testverfahren<br />

ermitteln fachliche, methodische, persönliche<br />

<strong>und</strong> soziale Fähigkeiten der Bewerber/innen.<br />

So wurden gemeinsam mit Personalverantwortlichen<br />

aus Hamburger Unternehmen folgende<br />

Kompetenzen für die Ausbildung im<br />

Einzelhandel ermittelt:<br />

1. Zusammenhänge erkennen (fachpraktische<br />

Kompetenz),<br />

2. Deutsch können (kognitive Kompetenz),<br />

3. Offenheit / Fre<strong>und</strong>lichkeit (soziale Fähigkeit),<br />

4. Ehrlichkeit (soziale Kompetenz),<br />

5. Kommunikationsfähigkeit (soziale Kompetenz),<br />

6. Erscheinungsbild (gepflegtes Äußeres;<br />

soziale Kompetenz),<br />

7. Teamfähigkeit (soziale Kompetenz),<br />

8. Motivation (soziale Kompetenz),<br />

9. Rechnen (kognitive Kompetenz).<br />

„Azubi-Auswahl mit Zukunft II“ besteht aus<br />

folgenden Modulen:<br />

• Modul 1 „Meine persönliche Eignung“<br />

56


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

• Modul 2 „Kommunikation im Verkaufsgespräch“<br />

• Modul 3 „Angewandtes Rechnen <strong>und</strong> Zusammenhänge<br />

erkennen“<br />

• Modul 4 „Quadratübung”<br />

Alle Module enthalten Aufgabenbögen für die<br />

Bewerber/-innen als Kopiervorlagen sowie<br />

detaillierte Anleitungen für die Prüfer/-innen<br />

bzw. Beobachter/-innen. Da auch das Beobachten<br />

<strong>und</strong> Bewerten von Bewerbern kulturgeb<strong>und</strong>en<br />

ist, werden die Prüfer/-innen bzw.<br />

Beobachter/-innen auf eventuell vorliegende<br />

kulturelle Besonderheiten der Bewerber aufmerksam<br />

gemacht.<br />

Uta Keuchen –<br />

Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG<br />

Uta Keuchen, Ausbildungsverantwortliche bei<br />

der Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG,<br />

stellte ihre Erfahrungen mit dem interkulturellen<br />

Einstellungsverfahren „Azubi-Auswahl<br />

mit Zukunft II“ aus Unternehmenssicht dar.<br />

Budnikowsky war maßgeblich an der Entwicklung<br />

des Testverfahrens beteiligt <strong>und</strong> setzt die<br />

neuen Module bereits seit November 2006<br />

ein. Nach jeder Bewerbungsr<strong>und</strong>e wurde etwas<br />

an der Praxistauglichkeit der neuen Verfahrensweise<br />

gefeilt.<br />

Bei den letzen Bewerberr<strong>und</strong>en hatten 17 %<br />

der Bewerber/-innen, die das Testverfahren<br />

bestanden haben, einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Vergleichsdaten zum vorherigen Testverfahren<br />

konnte Uta Keuchen nicht benennen. Beeindruckend<br />

an dem neuen Testverfahren sei<br />

z. B., dass die interkulturellen Unterschiede in<br />

Mathematik berücksichtigt werden <strong>und</strong> so<br />

Migranten <strong>und</strong> Nicht-Migranten die gleichen<br />

Chancen hätten, ihre Kenntnisse zu zeigen.<br />

Positiv sei auch, dass dank der neuen Module<br />

die Sprachfähigkeiten der Bewerber/-innen<br />

gezielt bewertet werden können.<br />

Dr. Alfred Lumpe –<br />

Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />

Dr. Alfred Lumpe merkte zunächst kritisch an,<br />

„interkulturelle Kompetenzen“ nicht auf die<br />

Mehrsprachigkeit junger Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten zu reduzieren. In der Fachdiskussion<br />

herrscht Konsens über folgende recht<br />

weitgefasste Definition interkultureller Kompetenz:<br />

„Die Fähigkeit, effektiv <strong>und</strong> angemessen<br />

in interkulturellen Situationen zu kommunizieren,<br />

auf Gr<strong>und</strong>lage eigenen interkulturellen<br />

Wissens, eigener Fähigkeiten <strong>und</strong> Einstellungen“.<br />

Damit umfasst interkulturelle Kompetenz<br />

auch Teilkompetenzen zu den Bereichen<br />

der Motivation (Haltungen <strong>und</strong> Einstellungen),<br />

der Reflexion (als interne Wirkung interkultureller<br />

Kompetenz) <strong>und</strong> der konstruktiven<br />

Interaktion (als externe Wirkung von Interkultureller<br />

Kompetenz). Schon heute besteht die<br />

Möglichkeit, in Schulzeugnissen z. B. bei der<br />

Beurteilung des Sozialverhaltens interkulturelle<br />

Kompetenzen von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern zu dokumentieren. Zusätzlich<br />

werden Sprachfähigkeiten an vielen<br />

57


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Hamburger Schulen mit Hilfe des Sprachportfolios<br />

erfasst.<br />

Dr. Alfred Lumpe, Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />

Dr. Alfred Lumpe unterstrich die Bedeutung,<br />

von den Kompetenzen jedes Einzelnen auszugeben<br />

<strong>und</strong> diese gezielt zu fördern. Die individuelle<br />

Förderung der einzelnen Schülerin<br />

<strong>und</strong> des einzelnen Schülers steht immer stärker<br />

im Vordergr<strong>und</strong> des Unterrichts. Organisationsstrukturen<br />

<strong>und</strong> Planungsprozesse in den<br />

Schulen werden an diese Lehr- <strong>und</strong> Lernform<br />

angepasst. Durch diese Umstellung <strong>und</strong> die<br />

Verstärkung des individuellen Lernens könnten<br />

dann interkulturelle Kompetenzen noch stärker<br />

gefördert werden.<br />

Hüseyin Yılmaz – Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

Hamburg (DGB)<br />

Bei dem Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong> gibt<br />

es seit über 45 Jahren eine „Abteilung Migration“,<br />

die Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sowie Unternehmen berät. Hüseyin Yılmaz<br />

erklärte, dass viele Betriebe nur wenig Wissen<br />

über Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten hätten <strong>und</strong><br />

ihre Vorstellungen auch oft durch negative<br />

Darstellungen in den Medien geprägt seien.<br />

Deshalb müsse die Arbeitslosigkeit von<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten gezielt bekämpft<br />

werden, indem die Fähigkeiten von Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten verstärkt gesucht <strong>und</strong> gefördert<br />

würden. Dafür sei es wichtig, dass die<br />

soziale Herkunft stärker vom beruflichen<br />

Werdegang gelöst wird.<br />

Nach wie vor bilden zu wenige Betriebe aus.<br />

Deshalb sollten besonders diese Betriebe für<br />

die Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gewonnen werden. Eine intensive<br />

Zusammenarbeit mit der Handelskammer<br />

Hamburg <strong>und</strong> der Handwerkskammer Hamburg<br />

ist hierbei anzustreben.<br />

58


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Workshop 3:<br />

„Öffentliche Verwaltung aktiv für<br />

die Integration junger<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten“<br />

Moderation:<br />

Dr. Trias-A. Kolokitha –<br />

<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Co-Moderation:<br />

Petra Lotzkat –<br />

Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der<br />

Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> bewerben<br />

sich viel zu selten um einen Ausbildungsplatz<br />

im öffentlichen Dienst. Dies soll sich<br />

zukünftig ändern. Die Stadt Hamburg möchte<br />

mehr junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ermutigen, sich um eine Ausbildung<br />

in der hamburgischen öffentlichen Verwaltung<br />

zu bewerben.<br />

Am 31. Oktober 2006 hat der Senat bekannt<br />

gegeben, dass der Anteil an Nachwuchskräften<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der Verwaltung<br />

gesteigert werden soll. Die zuständigen Hamburger<br />

Behörden haben dazu eine Reihe gezielter<br />

Maßnahmen entwickelt <strong>und</strong> wenden sie<br />

bereits erfolgreich an.<br />

Wie aber gehen andere Städte vor? Der<br />

Workshop gab die Möglichkeit, einen Blick<br />

über den Tellerrand auf die Aktivitäten anderer<br />

Metropolen zu werfen <strong>und</strong> bot Raum für<br />

den Austausch von Ideen <strong>und</strong> das Knüpfen<br />

neuer Netzwerke.<br />

Zentrale Fragen waren:<br />

• Wie sieht die Situation im öffentlichen<br />

Dienst der jeweiligen Städte aus, was ist<br />

geplant?<br />

• Wie können Einstellungsverfahren verändert<br />

werden, um den Anteil von jungen<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der öffentlichen<br />

Verwaltung zu erhöhen?<br />

• Wie können Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gezielter angesprochen werden?<br />

1. Impulsreferat<br />

Petra Lotzkat –<br />

Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der<br />

Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

Petra Lotzkat stellte einleitend die Maßnahmen<br />

der hamburgischen öffentlichen Verwaltung<br />

zur beruflichen Integration von jungen<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten vor.<br />

Im Rahmen des Aktionsplans des Ersten Bürgermeisters<br />

Ole von Beust zur Integration<br />

junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in Arbeit<br />

<strong>und</strong> Ausbildung in Hamburg wurde beschlos-<br />

59


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

sen, den Anteil an Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im öffentlichen Dienst innerhalb<br />

der nächsten fünf Jahre auf 20 % zu steigern.<br />

In der hamburgischen Verwaltung wird in 15<br />

Berufen bedarfsorientiert in der allgemeinen<br />

Verwaltung, der Justiz- <strong>und</strong> Finanzbehörde<br />

sowie bei der Polizei <strong>und</strong> Feuerwehr ausgebildet<br />

(85 % Beamtenlaufbahnen).<br />

Um den Anteil von jungen Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten an den Auszubildenden zu erhöhen,<br />

wurde seitens des Personalamtes, der Justiz<strong>und</strong><br />

Finanzbehörde, der Polizei <strong>und</strong> der Feuerwehr<br />

ein Netzwerk mit der Senatskanzlei,<br />

der Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport, der Behörde<br />

für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz, der Politik, der BQM,<br />

allgemein bildenden Schulen, Qualifizierungsträgern,<br />

Vereinen <strong>und</strong> Trägern sowie Eltern<br />

etabliert.<br />

Zur Erhöhung der Bewerberzahl mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

wurde ein konkreter Maßnahmenkatalog<br />

entwickelt:<br />

Förderung der Integration von<br />

jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

in die Ausbildungen der hamburgischen Verwaltung<br />

Maßnahmenkatalog<br />

• Präsentation in Medien <strong>und</strong> Öffentlichkeit unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Zielgruppe der Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

• Kooperation mit Schulen<br />

• Informationen für Eltern, Vereine <strong>und</strong> andere Träger<br />

• Veränderungen im Auswahlverfahren<br />

• Förderung im Auswahl- <strong>und</strong> Bewerbungsverfahren<br />

• Förderung (vor <strong>und</strong>) während der Ausbildung<br />

• Weiterentwicklung interkultureller Kompetenzen innerhalb der<br />

Behörden <strong>und</strong> Ämter<br />

5<br />

• Präsentation in Medien <strong>und</strong> Öffentlichkeit<br />

unter besonderer Berücksichtigung von<br />

Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (Auftaktveranstaltung<br />

im Rathaus, gemeinsamer<br />

Flyer <strong>und</strong> Messeauftritt der ausbildenden<br />

Behörden für die Berufe im mittleren<br />

<strong>und</strong> gehobenen Dienst, Internetauftritt<br />

www.bist-du-dabei-hamburg.de),<br />

• Kooperation mit Schulen (Mitarbeit an<br />

Berufsorientierungstagen in Schulen, Lehrerfortbildungstournee<br />

über Ausbildungssituationen<br />

vor Ort),<br />

• Informationsveranstaltungen für Eltern,<br />

Vereine <strong>und</strong> andere Träger (mehrsprachige<br />

Flyer für Eltern, Workshops, Netzwerkarbeit,<br />

Mitarbeit an Fachtagungen),<br />

• Veränderungen im Auswahlverfahren (Erweiterung<br />

des Eignungstests um einen<br />

„kulturoffenen“ Baustein, Aufnahme des<br />

Merkmals „Interkulturelle Kompetenz“,<br />

Evaluation des Auswahlverfahrens),<br />

• Förderung im Auswahl- <strong>und</strong> Bewerbungsverfahren<br />

(Ferienpraktika, individuelle<br />

Feedbacks),<br />

• Förderung (vor <strong>und</strong>) während der Ausbildung<br />

(Beratungsangebote z. B. durch<br />

Vertrauensperson, im individuellen<br />

Bedarfsfall Förderung durch Coaching,<br />

Angebot von Deutschförderkursen),<br />

• Weiterentwicklung interkultureller Kompetenzen<br />

innerhalb der Behörden <strong>und</strong><br />

Ämter (Workshops für Ausbilderinnen<br />

<strong>und</strong> Ausbilder; Informations- <strong>und</strong> Schu-<br />

60


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

lungsangebote für Personalabteilungen,<br />

Abendkurse für alle Beschäftigten).<br />

Durch die vielfältigen Aktivitäten der Stadt<br />

Hamburg konnten deutlich mehr Jungendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> angesprochen werden.<br />

Im Vergleich zu den Vorjahren wurde der<br />

Anteil von Jungendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im hamburgischen öffentlichen<br />

Dienst bereits nach kurzer Zeit von 5,2 % auf<br />

11,53 % gesteigert (Stand: <strong>April</strong> <strong>2007</strong>). Informationsveranstaltungen<br />

für Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler sowie für Eltern zur Gewinnung von<br />

weiteren Nachwuchskräften sind bereits geplant.<br />

Impulsreferat Petra Lotzkat<br />

2. Praxiserfahrungen<br />

Im Anschluss an das Impulsreferat von Petra<br />

Lotzkat stellten die Vertreter/-innen der Senatsverwaltungen<br />

<strong>und</strong> Personalämter aus<br />

Wien, Köln, Berlin <strong>und</strong> München kurz die<br />

Ausgangslagen <strong>und</strong> Maßnahmen der jeweiligen<br />

Städte zur Förderung von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> vor.<br />

Bernhard Bouzek – Magistratsabteilung<br />

Integrations- <strong>und</strong> Diversitätsangelegenheiten<br />

der Stadt Wien<br />

In Wien leben insgesamt 1,6 Millionen Einwohner.<br />

19 % der Wiener Bevölkerung hat<br />

eine ausländische Staatsbürgerschaft. Zuzüglich<br />

der zwischen 1999 <strong>und</strong> 2005 eingebürgerten<br />

Personen beträgt der Bevölkerungsanteil mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> ca. 30 %. Ihr Anteil an<br />

der Wiener öffentlichen Verwaltung hingegen<br />

liegt bei ca. 1 %.<br />

Die Stadt Wien befindet sich in dem Prozess,<br />

Diversitätsmanagement in der Lehrlingsausbildung<br />

zu etablieren, um ein kompetentes<br />

Dienstleistungsunternehmen für alle Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger zu sein.<br />

Lehrlingsmanagement<br />

• Wien als attraktiver Arbeitgeber (800 LP)<br />

• Lehrlingsseiten auf wien.at<br />

• Schulversuch „Interkulturelle Kompetenz“<br />

• Bewerbungsbögen adaptiert<br />

• Sprachkenntnisse in VIPER<br />

• Zusatzpunkte für Sprachkenntnis<br />

Die Ziele:<br />

• Stadtverwaltung als „Spiegelbild der Bevölkerung“,<br />

• Interkulturelle Kompetenz als Qualität in<br />

der Stadt erkennen, nutzen <strong>und</strong> fördern,<br />

• Migration als Normalität begreifen,<br />

61


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

• Sensibilisierung <strong>und</strong> neues Selbstverständnis<br />

der Personaler.<br />

Zur Erhöhung der Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

hat die Stadt Wien unter<br />

anderem Lehrlingsseiten auf wien.at eingerichtet<br />

<strong>und</strong> Bewerbungsbögen adaptiert. Sprachkenntnisse<br />

werden mit Zusatzpunkten bewertet.<br />

Bernhard Bouzek unterstreicht folgende Vorteile<br />

von Diversität:<br />

• Wettbewerbs- <strong>und</strong> Imagevorteil durch<br />

Erschließung neuer Zielgruppen durch Integration<br />

von Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(Human Ressources),<br />

• Verbesserung der Mitarbeitermotivation.<br />

Ina-Beate Fohlmeister –<br />

Interkulturelles Referat der Stadt Köln<br />

Der Rat der Stadt Köln hat im Mai 1996 das<br />

Interkulturelle Referat eingerichtet, das direkt<br />

beim Dezernat für Soziales, Integration <strong>und</strong><br />

Umwelt angeb<strong>und</strong>en ist. Es hat den Auftrag,<br />

das friedliche <strong>und</strong> konstruktive Zusammenleben<br />

der unterschiedlichen kulturellen <strong>und</strong><br />

ethnischen Bevölkerungsgruppen in Köln<br />

durch geeignete soziale, wirtschaftliche <strong>und</strong><br />

kulturelle Maßnahmen zu fördern.<br />

Zu den Schwerpunkten des Interkulturellen<br />

Referates zählen neben der Vernetzung interkultureller<br />

<strong>und</strong> integrationsfördernder Angebote<br />

sowie der Fortschreibung des Kölner<br />

interkulturellen Maßnahmenprogramms auch<br />

die interkulturelle Öffnung der Stadtverwal-<br />

tung. Hier sieht die Stadt Köln vor, bei allen<br />

Neueinstellungen <strong>und</strong> besonders bei der Besetzung<br />

von Ausbildungsplätzen Bewerberinnen<br />

<strong>und</strong> Bewerber mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

verstärkt zu berücksichtigen, Elternarbeit zu<br />

fördern sowie Teile des Auswahlverfahrens zu<br />

ändern. Die Struktur der Einstellungen in der<br />

Verwaltung soll mittelfristig die Struktur der<br />

Bevölkerung widerspiegeln.<br />

Der entwickelte Maßnahmenkatalog hat sich in<br />

Köln erfolgreich auf die Ausbildungsquote von<br />

jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im öffentlichen Dienst niedergeschlagen: Sie<br />

konnte im Jahr 2005 von 2,5 % auf 14 % im<br />

Jahr 2006 gesteigert werden. Gründe für die<br />

Verbesserung sind unter anderem die Erweiterung<br />

des schriftlichen Testverfahrens um so<br />

genannte „culture-fair“-Bausteine sowie eine<br />

intensivierte Zusammenarbeit mit der Agentur<br />

für Arbeit.<br />

Besonders hebt Ina-Beate Fohlmeister hervor,<br />

dass die Nutzung bisher unterbewerteter interkultureller<br />

Basiskompetenzen von Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten als Impuls für Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Wachstum wahrgenommen werden<br />

müssen.<br />

Rudolf Stummvoll –<br />

Stelle für interkulturelle Arbeit der Stadt<br />

München<br />

In ihren integrationspolitischen Vorstellungen<br />

geht die Landeshauptstadt München unter<br />

anderem von dem Ziel aus, dass die gleichberechtigte<br />

Teilnahme aller in den gesellschaftli-<br />

62


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

chen Kernbereichen wie Bildung, Ausbildung,<br />

Arbeit, Wohnen, der Zugang zu sozialen<br />

Dienstleistungen etc. sicherzustellen ist. Der<br />

interkulturellen Öffnung der Verwaltung<br />

kommt hierbei entscheidende Bedeutung zu.<br />

Bedingung für eine gelingende Öffnung der<br />

Verwaltung ist kompetentes Personal. Damit<br />

das neu eingestellte Personal den Anforderungen<br />

künftig besser entspricht, wird durch ein<br />

optimiertes Einstellungsverfahren sichergestellt,<br />

dass auch Kompetenzen wie Sensibilität<br />

für Vielfalt, Respekt, Belastungsfähigkeit,<br />

Teamfähigkeit, Mehrsprachigkeit, interkulturelle<br />

Kompetenz usw. berücksichtigt werden.<br />

Kompetenzen, über die vor allem auch Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> verfügen.<br />

Im Ergebnis hat dieses neue Einstellungsverfahren,<br />

das das Prinzip der Bestenauslese berücksichtigt,<br />

eine deutliche Erhöhung des<br />

Migrantenanteils bei den Neueinstellungen zur<br />

Folge.<br />

Karl-Heinz Wanninger –<br />

Aus- <strong>und</strong> Fortbildung, Senatsverwaltung für<br />

Inneres <strong>und</strong> Sport, Berlin<br />

Im Ausbildungsjahr 2006 / <strong>2007</strong> wurden in der<br />

Berliner öffentlichen Verwaltung in den 35<br />

Ausbildungsberufen (ohne Beamtenanwärter/innen<br />

etc.) insgesamt 1.773 Auszubildende<br />

gezählt.<br />

Workshop 3: Öffentliche Verwaltung aktiv …<br />

35 Ausbildungsberufe (ohne Beamtenanwärter/innen etc.)<br />

im unmittelbaren Landesdienst<br />

Ausbildungsjahr 2006/<strong>2007</strong> (Stand 17.11.2006):<br />

- Gesamt: 1773 Auszubildende (745/w; 47 Nichtdeutsche)<br />

- Neueinstellungen: 607 Auszubildende (246/w; 21 Nichtdeutsche)<br />

Karl Heinz Wanninger, <strong>26.</strong>04.<strong>2007</strong>, Folie Nr. 3<br />

Senatsverwaltung für Inneres <strong>und</strong> Sport<br />

Darunter waren 47 Personen mit ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit (r<strong>und</strong> 2,6 %).<br />

Zur Erhöhung des Anteils von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im öffentlichen<br />

Dienst (Schwerpunkt verwaltungsbezogene<br />

Ausbildungsberufe einschließlich Polizeivollzug<br />

<strong>und</strong> Feuerwehr) wurde die Kampagne „Berlin<br />

braucht dich“ gestartet. Koordiniert wird die<br />

Kampagne durch das Berufliche<br />

Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten in Berlin (BQN Berlin) sowie durch<br />

das Steuerungsgremium (Vertretung: Senat,<br />

Bezirke, Verwaltungsakademie, zielgruppenbezogene<br />

Organisation).<br />

Zu den konkreten Marketingstrategien der<br />

Kampagne gehören eine zielgruppengerechte<br />

Information über verwaltungsbezogene Ausbildungsberufe,<br />

die Ermunterung zur Bewerbung<br />

bei den Ausschreibungen sowie ein<br />

systemisches Bewerbungstraining.<br />

Ein gr<strong>und</strong>sätzliches Problem stellt in Berlin die<br />

Haushaltskonsolidierung durch Personalabbau<br />

dar. Es herrscht Einstellungsstopp; eine Übernahme<br />

nach der Ausbildung ist maximal für ein<br />

63


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Jahr möglich. Nicht zuletzt vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des demografischen Wandels muss nach<br />

Einschätzung von Karl-Heinz Wanninger bei<br />

gleichbleibender Zielsetzung dennoch die Kooperation<br />

mit Organisationen der Zielgruppe<br />

weiter intensiviert werden, um den Anteil an<br />

Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im<br />

Berliner öffentlichen Dienst zu erhöhen.<br />

3. Städtevergleich<br />

Gemeinsamkeiten<br />

Interkulturelle Kompetenzen als Qualität in<br />

der Stadt zu erkennen, zu nutzen <strong>und</strong> zu fördern,<br />

ist das zentrale Ziel der an Vielfalt orientierten<br />

öffentlichen Verwaltungen. Die Städte<br />

Wien, Köln, München, Berlin <strong>und</strong> Hamburg<br />

verfolgen ein klares integrationspolitisches<br />

Konzept. Gezielte Maßnahmen zur Erhöhung<br />

des Anteils von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im öffentlichen Dienst wurden<br />

festgelegt <strong>und</strong> werden bereits erfolgreich angewandt.<br />

Eine zielgruppengerechte Ansprache<br />

von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten steht<br />

dabei ebenso im Vordergr<strong>und</strong> wie die Zusammenarbeit<br />

mit Migrantenselbstorganisationen,<br />

Trägern, Vereinen etc. Auch die Einbeziehung<br />

von Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

durch eine Ansprache in der Muttersprache<br />

gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />

Dr. Trias-A. Kolokitha im Gespräch mit<br />

Bernhard Bouzek, Ina-Beate Fohlmeister <strong>und</strong><br />

Bilinç Ercan (v. l. n. r.)<br />

Zur Steigerung der Ausbildungsquote der<br />

Zielgruppe im öffentlichen Dienst sind alle<br />

Städte dabei, ihre Einstellungs- <strong>und</strong> Auswahlverfahren<br />

weiterzuentwickeln <strong>und</strong> den neuen<br />

Bedürfnissen anzupassen. Wichtig ist hierbei<br />

auch, die Mitarbeiter/-innen des öffentlichen<br />

Dienstes zu schulen.<br />

Unterschiede<br />

Ein Unterschied zwischen den Städten besteht<br />

in den Übernahmen nach der Ausbildung.<br />

Weiterhin unterscheiden sich die Aktivitäten<br />

der Städte darin, ob – wie es bei der Stadt<br />

Hamburg der Fall ist – ein Zielwert formuliert<br />

wird, wie hoch der Anteil von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sein soll.<br />

Ausblick<br />

Die Vertreter/-innen der Senatsverwaltungen<br />

<strong>und</strong> Personalämter zeigten großes Interesse an<br />

der Einrichtung eines Städtenetzwerkes.<br />

64


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Workshop 4:<br />

„Interkulturelle Elternarbeit zur<br />

Berufsorientierung“<br />

Moderation:<br />

Dr. Dorothea Schreiber –<br />

Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />

Co-Moderation:<br />

Sabine Kümmerle –<br />

<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />

Eltern spielen bei der Berufswahl ihrer Kinder<br />

eine entscheidende Rolle. Aber gerade Eltern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> kennen sich im<br />

deutschen Schul- <strong>und</strong> Ausbildungssystem oft<br />

nicht gut aus. Deshalb hat der Aktionsplan der<br />

Stadt Hamburg zur Integration junger Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung<br />

auch zum Ziel, Elternarbeit zu verstärken.<br />

Hintergr<strong>und</strong> ist der sinkende Anteil von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der<br />

dualen Ausbildung (6,3 %), obwohl der Anteil<br />

der Schulabgänger mit ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

seit Jahren konstant bei r<strong>und</strong><br />

18 % liegt.<br />

Zentrale Fragen waren:<br />

• Wie kann die Rolle der Eltern als aktive<br />

Unterstützer ihrer Kinder gestärkt werden?<br />

• Wie können Migranteneltern unterschiedlicher<br />

Herkunft erreicht <strong>und</strong> motiviert<br />

werden?<br />

• Welche Fragen wollen die Eltern vordringlich<br />

beantwortet wissen?<br />

Expertenr<strong>und</strong>e in Workshop 4 (v. l. n. r.):<br />

Dr. Dorothea Schreiber, Sabine Kümmerle, Jean-Pierre<br />

Weiss, Nimla Heplevent, Toralf Gonzales <strong>und</strong><br />

Dr. Olga Diewold<br />

1. Impulsreferat<br />

Toralf Gonzales –<br />

Institut für Regionalentwicklung <strong>und</strong><br />

Strukturplanung, Berlin<br />

Toralf Gonzales beleuchtete in seinem<br />

Impulsreferat den Problemkontext, der sich<br />

bei der Einbeziehung von Eltern in die schulische<br />

Berufsorientierung ergibt <strong>und</strong> zeichnete<br />

mögliche Handlungsstrategien auf:<br />

65


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

1. Seit PISA ist es zum Allgemeinplatz<br />

geworden, die Bildungsferne der<br />

Migrantenhaushalte als Ursache für den<br />

mangelnden Schulerfolg vieler<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler – <strong>und</strong> damit<br />

auch die Einfädelung in das Ausbildungssystem<br />

– heranzuziehen.<br />

Auch die Lösungsansätze zielen eher darauf<br />

ab, die fehlenden Fähigkeiten der Eltern<br />

durch den Ausbau des Schulsystems zu<br />

substituieren.<br />

Hier wird das Potenzial der Eltern vernachlässigt.<br />

Ursache ist ein Bild von Eltern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Barriere, das<br />

es zu hinterfragen gilt. Verallgemeinerungen<br />

sind häufig anzutreffen:<br />

Erklärungsmuster ohne<br />

empirisches F<strong>und</strong>ament?<br />

„Eltern-als-Barriere-Denken“ fußt auf:<br />

� Enge Kopplung von Schicht <strong>und</strong> Bildungsferne<br />

� Spekulative Rückschlüsse<br />

� Verselbstständigung tradierter Erklärungsmuster<br />

� Verallgemeinerungen negativer Erfahrung<br />

� Türkisierung der Migranten<br />

� Ideologisierungen<br />

2. „Die Eltern müssten eigentlich nur wollen“,<br />

ist eine häufige Feststellung in diesem Zusammenhang.<br />

Hierbei wird jedoch das<br />

Machtgefälle zwischen der Schule als institutionelle<br />

Macht <strong>und</strong> den Eltern übersehen.<br />

Migranteneltern haben keine Zusammenschlüsse,<br />

also keine Gegenmacht.<br />

Kontextualisierung der Elternarbeit<br />

Machtgefälle<br />

� Institution Schule: Spielregeln, Binnenlogik als<br />

Maßstab, Definitionsmacht<br />

� Eltern ohne Organisationen <strong>und</strong> Stimme<br />

Ungleichheit des kulturellen Kapitals<br />

� Lehrermilieu: hoch, homogen, verwertbar,<br />

übertragbar<br />

� Elternmilieu: niedrig bis hoch, heterogen,<br />

z.T entwertet, bedingt übertragbar<br />

3. Migration als soziologischer Hintergr<strong>und</strong><br />

wird nicht ausreichend berücksichtigt:<br />

Kontextualisierung II<br />

Einfluss der Migration<br />

� Gesellschaftlich: Ungleichzeitigkeiten <strong>und</strong><br />

Ausdifferenzierung<br />

� Herkunftsländer: (Aus)Bildungssystem als<br />

Orientierungsrahmen<br />

� Kollektive Migrationserfahrung: Arbeiter als Verlierer<br />

� Individuelle Migrationserfahrung: Bild von Institutionen<br />

� Innerfamiliär: Kinder als Träger fehlgeschlagener<br />

Aufstiegshoffnungen<br />

� Netzwerke: Dominanz der „strong ties“<br />

Toralf Gonzales schlägt folgende Handlungsansätze<br />

vor:<br />

Handlungsstrategien<br />

Komplexe Einbettungen der Elternarbeit<br />

� Schulische Berufsorientierung schafft Verbindungen zur<br />

Alltagswelt der Familen<br />

� Empowerment der Eltern relativiert Ohnmacht<br />

gegenüber der Institution Schule<br />

� Schulen nutzen Elternarbeit zur institionellen Öffnung<br />

� Personelle Schnittstellen erleichtern Dialog zwischen<br />

Experten <strong>und</strong> Eltern<br />

� Elternarbeit wird Querschnittsthema im Stadtteil<br />

� Elternarbeit wird Thema von <strong>Weiterbildung</strong><br />

66


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Darüber hinaus benennt er folgende Querschnittsaufgaben:<br />

• Schaffung eines interkulturellen F<strong>und</strong>aments<br />

(Respekt, praktische oder symbolische<br />

Anerkennung),<br />

• Vermittlung von Wissen anstelle von<br />

Informationen (Wissen bedeutet Handlungskompetenz;<br />

wissen, wie man Informationen<br />

nutzt),<br />

• Erfolge brauchen Zeit.<br />

Als Alternative zu den herkömmlichen Evaluationsmethoden<br />

schlägt Toralf Gonzales vor,<br />

Projekte begleitend zu beforschen <strong>und</strong> die<br />

Eltern selbst – so weit es geht – zu Akteuren<br />

im Forschungsprozess zu machen.<br />

Um die Diskussion einzuleiten, stellte er folgende<br />

weiterführende Fragen:<br />

Fragen an die Praxis<br />

� Wer eignet sich für die Elternarbeit?<br />

� Wie lässt sich die Überforderung der Eltern<br />

verhindern? Was darf man Eltern versprechen?<br />

� Wer hat den Hut auf: die Schulen oder die<br />

außerschulischen Träger?<br />

� Wie übertragbar <strong>und</strong> verallgemeinerbar sind<br />

best-practise-Beispiele?<br />

2. Erfolgreiches Beispiel aus der<br />

Schweiz<br />

Jean-Pierre Weiss –<br />

atelier für kommunikation, Projekt<br />

FemmesTISCHE, Schweiz<br />

Wie können Eltern erfolgreich in ihren Kompetenzen<br />

gestärkt werden? FemmesTISCHE<br />

ist ein Projekt, das diese Frage erfolgreich<br />

beantwortet. FemmesTISCHE wurde 1996<br />

vom atelier für kommunikation in Kleinlützel<br />

unter der Leitung von Jean-Pierre Weiss <strong>und</strong><br />

Steffi Wirth lanciert <strong>und</strong> hat mittlerweile in<br />

der Deutschschweiz <strong>und</strong> auch in Deutschland<br />

zunehmend Verbreitung gef<strong>und</strong>en. Das Projekt<br />

bringt Erziehende zusammen, die sich – meist<br />

im häuslichen Rahmen <strong>und</strong> in ungezwungenen<br />

Diskussionsr<strong>und</strong>en – mit Fragen r<strong>und</strong> um Erziehung,<br />

Rollenverhalten, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

ähnlichen Themen auseinander setzen möchten.<br />

Explizit werden „Familienfrauen“ angesprochen.<br />

Sehr erfolgreich ist FemmesTISCHE<br />

auch unter Migrantinnen.<br />

FemmesTISCHE setzt durch Information <strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustausch Prozesse in Gang <strong>und</strong><br />

öffnet Horizonte. Damit fördert das Projekt<br />

soziale Netze <strong>und</strong> verknüpft Information mit<br />

Spaß.<br />

Dieser neuartige Ansatz entstand aus der Erkenntnis,<br />

dass viele Eltern mit herkömmlichen<br />

Informationsveranstaltungen nicht erreicht<br />

werden können. Auf der Suche nach neuen<br />

Wegen wurde das Erfolgsrezept der Tupperwarepartys<br />

genauer angesehen. Daraus entwi-<br />

67


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

ckelte das atelier für kommunikation ein neues<br />

Konzept:<br />

• Laieneltern werden als Moderatorinnen<br />

geschult. Sie erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung.<br />

• Die Moderatorinnen sprechen Gastgeberinnen<br />

an, die bereit sind, bei sich zu<br />

Hause einen FemmesTISCH mit vier bis<br />

acht anderen Frauen durchzuführen.<br />

FemmesTISCHE<br />

• finden immer im privaten Rahmen statt,<br />

• sind wohnortbezogen <strong>und</strong> gut im sozialen<br />

Versorgungsnetz eingebettet,<br />

• finden in der Zusammensetzung einmalig<br />

statt (in die Breite statt in die Tiefe),<br />

• haben immer einen geselligen Teil,<br />

• bearbeiten ein aktuelles Alltagsthema, das<br />

anhand eines Introvideos anmoderiert<br />

wird,<br />

• geben weiterführende Zusatzinfos.<br />

Dem Projekt gelingt es mit diesem Konzept,<br />

Eltern in ihrer Alltagspraxis zu stärken, neue<br />

Kontakte zu schaffen, Vorurteile abzubauen<br />

<strong>und</strong> Unterschiede bewusst zu machen.<br />

FemmesTISCHE wird als markengeschütztes<br />

Produkt im Lizenzrecht an interessierte Institutionen<br />

weitergegeben.<br />

3. Praxiserfahrungen<br />

Nimla Heplevent –<br />

Türkischer Elternb<strong>und</strong> in Hamburg e. V.<br />

Nimla Heplevent führt zunächst die Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Schwerpunkte des Türkischen Elternb<strong>und</strong>es<br />

in Hamburg (TEH) ein. Der TEH engagiert<br />

sich in folgenden Bereichen:<br />

• Verbesserung des Erfolgs der Kinder in<br />

der Schule,<br />

• Unterstützung der Eltern,<br />

• Türkisch als Abiturfach,<br />

• Förderung von bilingualen Fähigkeiten,<br />

• Vermittlung der türkischen Kultur.<br />

Nimla Heplevent <strong>und</strong> Dr. Olga Diewold<br />

Eltern bekommen Informationshilfen. Darüber<br />

hinaus werden Gesprächskreise angeboten,<br />

ebenso wie Beratung für Familien mit Suchtkranken.<br />

Der Türkische Elternb<strong>und</strong> bietet<br />

auch individuelle Hilfe. Bei Sonderschulzuweisungen<br />

übernimmt er die Begleitung <strong>und</strong><br />

Überprüfung der Zuweisung. Auffällig ist nach<br />

der Erfahrung von Nimla Heplevent, dass<br />

Schulen <strong>und</strong> Kitas Entscheidungen überden-<br />

68


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

ken, wenn die Eltern durch den Verein unterstützt<br />

werden.<br />

Der Verein ist Mitglied des Aktionsbündnisses<br />

„Sag doch Hallo zu dem Lehrer deines Kindes“,<br />

einer Bildungsoffensive der Türkischen<br />

Gemeinde Hamburg <strong>und</strong> weiteren Akteuren.<br />

Mit dieser Aktion sollen das Verhältnis zwischen<br />

Eltern <strong>und</strong> Lehrern gestärkt <strong>und</strong> die<br />

Eltern ermutigt werden, aktiv auf die Lehrer/innen<br />

ihrer Kinder zuzugehen. Dadurch erhofft<br />

sich der Türkische Elternb<strong>und</strong> einen<br />

Abbau der bestehenden Barrieren zwischen<br />

Schule <strong>und</strong> Migranteneltern.<br />

Dr. Olga Diewold – Adolph-Diesterweg-<br />

Schule, Hamburg Allermöhe<br />

Dr. Olga Diewold berichtet aus ihrer persönlichen<br />

Erfahrung, dass sie in Russland Pädagogik<br />

<strong>und</strong> Psychologie studiert <strong>und</strong> sich in Erziehungsfragen<br />

absolut sicher gefühlt hat.<br />

Mit dem Zuzug nach Deutschland ist ihr diese<br />

Sicherheit verloren gegangen. Was ist eine<br />

Schultüte? Bringt man auch der Lehrerin in<br />

Deutschland einen Blumenstrauß zur Einschulung<br />

mit? Welche (Bilder-)Bücher liest man in<br />

Deutschland? Laut Dr. Olga Diewold fängt mit<br />

der Schultüte das Problem für russische Eltern<br />

mit dem deutschen Schulsystem an.<br />

Viele Russen kommen nach Deutschland, damit<br />

ihre Kinder bessere Chancen haben. Allerdings<br />

sind sie schnell mit dem partnerschaftlichen<br />

Umgang zwischen Lehrern <strong>und</strong><br />

Kindern überfordert. Russische Eltern sind<br />

häufig der Ansicht, dass ihre Kinder zu wenig<br />

in der deutschen Schule lernen.<br />

Viele Begrifflichkeiten sind fremd <strong>und</strong> stehen<br />

auch in keinem Lexikon: REBUS, Integrationsklassen,<br />

Elternstammtische, Beratungslehrer/innen<br />

etc. Als Konsequenz dieses Verständnisproblems<br />

ziehen sich viele Eltern zurück.<br />

Bislang führen laut Dr. Olga Diewold beide<br />

Seiten häufig eher Selbstgespräche: Lehrer/innen<br />

wissen häufig nicht, welche Erwartungen<br />

zugewanderte Eltern haben; zugewanderte<br />

Eltern wissen häufig nicht, welche Erwartungen<br />

Lehrer/-innen haben.<br />

Dr. Olga Diewold arbeitet als Kulturmittlerin<br />

in einem Schulprojekt, welches das Ziel<br />

verfolgt, die Zusammenarbeit von Eltern <strong>und</strong><br />

Schule zu verbessern. Wichtig für das Verständnis<br />

ist ihrer Ansicht nach ein Abgleich<br />

mit dem Bildungssystem des Herkunftslandes.<br />

Die deutschen Schulstrukturen müssen frühzeitig<br />

vorgestellt <strong>und</strong> erläutert werden, denn<br />

weiterführende Schulen gibt es in Russland<br />

nicht. Es gibt dort nur eine Schule für alle.<br />

Problempunkte sind auch schulische Themen<br />

wie Sexualk<strong>und</strong>e in der Gr<strong>und</strong>schule oder<br />

Aufklärung über Drogen <strong>und</strong> Gewalt. In Russland<br />

gab es weder „Sex noch Drogen oder<br />

Gewalt“ (offiziell).<br />

Russische Eltern sind darüber hinaus sehr<br />

erfolgsorientiert <strong>und</strong> haben geringes Interesse<br />

daran, ob Lernen Spaß macht oder nicht, was<br />

gegensätzlich zu den Zielen deutscher Schulen<br />

läuft.<br />

69


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Russische Eltern müssen offensiv über Themen<br />

wie ADS, Dyskalkulie <strong>und</strong> ähnliches informiert<br />

werden. Im Unterschied zu deutschen<br />

Eltern, die es auch nicht wissen, aber<br />

fragen, schweigen russische Eltern. Auch die<br />

Lehrer/-innen müssen laut Dr. Olga Diewold<br />

dazulernen.<br />

Warum kommen so wenige russische Eltern<br />

zu Elternabenden?<br />

In Russland werden die Eltern eingeladen <strong>und</strong><br />

ohne Ausnahme kommen alle.<br />

Der Unterschied ist, dass die Lehrer/-innen in<br />

Russland über jeden einzelnen Schüler vor den<br />

gesamten Eltern berichten.<br />

In Deutschland hingegen wird auf<br />

Elternabenden nicht über die Kinder<br />

gesprochen, sondern über andere Themen,<br />

die für russische Eltern weitgehend unwesentlich<br />

sind. Als Konsequenz erscheinen sie meist<br />

nicht zu den Elternabenden.<br />

Diskussion<br />

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich,<br />

dass der Ansatz, Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Zuge eines „Empowermentprozesses“<br />

zu stärken, von großer Bedeutung ist.<br />

Aktives Publikum in Workshop 4<br />

Hier müssten entsprechende Strukturen<br />

aufgebaut <strong>und</strong> eine Kultur von Anerkennung<br />

<strong>und</strong> gegenseitigem Respekt geschaffen werden.<br />

70


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Am <strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong> trafen sich r<strong>und</strong> 270 Gäste<br />

im Haus der Wirtschaft zur Fachtagung „Vielfalt<br />

in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“. Wie in den<br />

vergangenen Jahren hat die Veranstaltung auch<br />

in diesem Jahr ein Diskussionsforum geschaffen,<br />

um die Vorteile eines an Vielfalt orientierten<br />

Ausbildungsmanagements zu beleuchten<br />

sowie zukunftsträchtige Handlungsansätze <strong>und</strong><br />

Perspektiven zu entwickeln.<br />

Margret Suckale, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn<br />

AG, trifft im Haus der Wirtschaft ein (v. l. n. r.:<br />

Per Wieck, Margret Suckale, Dr. Claus Kemmet <strong>und</strong><br />

Hansjörg Lüttke)<br />

Ein Highlight der Fachtagung war die Verleihung<br />

des Förderpreises „Vielfalt in Ausbildung<br />

<strong>2007</strong>“, der vom Unternehmensverband Nord<br />

<strong>und</strong> der BQM zum dritten Mal ausgelobt<br />

wurde. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole<br />

von Beust zeichnete das Restaurant<br />

Breitengrad, die Lindenbazar Handels<br />

GmbH sowie die SAGA GWG für ihr be-<br />

sonderes Engagement in der Ausbildung von<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> aus.<br />

Bürgermeister von Beust mit den Preisträgern <strong>2007</strong> (v. l.<br />

n. r.): Angela Silva (Restaurant – Café Breitengrad),<br />

Bürgermeister Ole von Beust, Leonardo Javier Otero-<br />

Izzo (SAGA GWG), Zekir Mustafov (Restaurant – Café<br />

Breitengrad), Angela Kaack, Willi Hoppenstedt <strong>und</strong><br />

Fatma Karakas (SAGA GWG), Ahmet Yazıcı, Cevriye<br />

Bozkurt <strong>und</strong> Sevilay Erdem (Lindenbazar Handels<br />

GmbH)<br />

Nach der Preisverleihung berichteten <strong>und</strong><br />

diskutierten Senatorin Alexandra Dinges-<br />

Dierig, Manfred Kremer, Präsident des BiBB,<br />

Margret Suckale vom Personalvorstand der<br />

Deutschen Bahn AG, Prof. Dr. Nora Räthzel<br />

von der University of Umea <strong>und</strong> Dr. Claus<br />

Kemmet, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes<br />

Nord, über Erfolge, Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Herausforderungen der beruflichen<br />

Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in Hamburg.<br />

Am Nachmittag kamen Expertinnen <strong>und</strong> Experten<br />

aus Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Bildung in 4<br />

Workshops zu Wort.<br />

• Workshop 1 beleuchtete mit Erfolgsbeispielen<br />

Vielfalt als Unternehmensleitbild<br />

<strong>und</strong> die praktischen Erfahrungen aus dem<br />

71


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Aktionsplan zur beruflichen Integration<br />

von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten;<br />

• in Workshop 2 wurden neue Wege des<br />

Azubi-Recruitments diskutiert;<br />

• in Workshop 3 berichteten Mitglieder der<br />

Senatsverwaltungen <strong>und</strong> Personalämter<br />

aus Wien, Berlin, München, Köln <strong>und</strong><br />

Hamburg über ihre Aktivitäten zur interkulturellen<br />

Öffnung des öffentlichen<br />

Dienstes;<br />

• Workshop 4 befasste sich schließlich mit<br />

der Bedeutung einer (interkulturellen)<br />

Elternarbeit für die Berufsorientierung<br />

von Kindern.<br />

Einigkeit herrschte bei allen Akteuren darüber,<br />

dass die Integration von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in Ausbildung <strong>und</strong><br />

Arbeit als wirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Notwendigkeit angesehen werden muss. Die<br />

Beispiele der Unternehmensseite zeigen, dass<br />

interkulturelle Offenheit, gezielte Ansprache<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> der Einsatz von interkulturell ausgerichteten<br />

Einstellungsverfahren erfolgversprechende<br />

Wege für eine an Vielfalt ausgerichtete Azubi-<br />

Auswahl sind.<br />

Ein zentraler Aspekt ist auch die stärkere Einbeziehung<br />

der Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in die Berufsorientierung ihrer Kinder.<br />

Die Erfahrungen von Unternehmen,<br />

Schulen <strong>und</strong> Multiplikatoren legen dar, dass die<br />

Unterstützung der Eltern eine entscheidende<br />

Rolle bei der Berufsfindung spielt.<br />

Der Aktionsplan des Ersten Bürgermeisters<br />

zur Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in Hamburg<br />

hatte einen positiven Einfluss auf die Umsetzung<br />

der Handlungsfelder der BQM.<br />

Die Zwischenbilanz hat gezeigt, dass das Ziel,<br />

1.000 zusätzliche Perspektiven für Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu schaffen, bereits<br />

nach gut einem Jahr erreicht wurde. Zahlreiche<br />

Unternehmen haben zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung gestellt, Fortbildungen<br />

zum Thema „Interkulturelle Personalentwicklung“<br />

besucht oder interkulturelle Einstellungsverfahren<br />

eingeführt. Um die Nachhaltigkeit<br />

dieser Unternehmensaktivitäten<br />

über die Laufzeit des Aktionsplans hinaus zu<br />

sichern, ist eine gezielte Ansprache von Unternehmen,<br />

die Entwicklung von interkulturellen<br />

Einstellungsverfahren für alle Berufsbereiche,<br />

eine verstärkte stadtteilorientierte<br />

Elternarbeit, eine flächendeckende Vernetzung<br />

von beteiligten Akteuren sowie einer intensive<br />

Öffentlichkeitsarbeit von großer Bedeutung.<br />

Durch die Fachtagung haben sich vielfältige<br />

neue Kontakte <strong>und</strong> Handlungsimpulse ergeben,<br />

die der BQM ermöglichen, das Netzwerk<br />

zur beruflichen Integration von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu stärken <strong>und</strong> zu<br />

erweitern. Das große Interesse von Presse<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeit an der Fachtagung <strong>und</strong> der<br />

Preisverleihung bestärkt die BQM in dieser<br />

Aufgabe.<br />

72


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Danksagung<br />

Für die Organisation sowie für die informativen<br />

Vorträge <strong>und</strong> Präsentationen hat die BQM<br />

viel Lob <strong>und</strong> positive Rückmeldungen erhalten.<br />

Diese möchte die BQM weitergeben <strong>und</strong> sich<br />

auch im Namen aller an der Organisation beteiligten<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen ganz herzlich<br />

bedanken. Mit lebendigen <strong>und</strong> praxisorientierten<br />

Beiträgen haben die geladenen Expertinnen<br />

<strong>und</strong> Experten sowie die Gäste maßgeblich<br />

zum Gelingen der Fachtagung beigetragen.<br />

Wir danken insbesondere unserem Ersten<br />

Bürgermeister Ole von Beust für seine engagierte<br />

Rede <strong>und</strong> die persönliche Verleihung<br />

des Förderpreises. Weiterhin danken wir dem<br />

Bürgermeister für sein Vertrauen, das er der<br />

BQM bei der Umsetzung der vielfältigen Aufgaben<br />

des Aktionsplans der Stadt Hamburg<br />

zur Integration von jungen Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung entgegenbringt.<br />

Ein weiterer großer Dank geht an Senatorin<br />

Alexandra Dinges-Dierig für ihre richtungsweisenden<br />

Beiträge in der Podiumsdiskussion.<br />

Dr. Claus Kemmet möchten wir herzlich für<br />

seine ehrende Ansprache zur Verleihung des<br />

diesjährigen Preises „Vielfalt in Ausbildung<br />

2006“ <strong>und</strong> sein kontinuierliches Engagement<br />

für die BQM danken.<br />

Auch möchten wir uns bei Manfred Kremer,<br />

Margret Suckale <strong>und</strong> Prof. Dr. Nora Räthzel<br />

sowie bei allen Referentinnen <strong>und</strong> Referenten<br />

für ihr wertvolles Mitwirken an der Fachtagung<br />

aufs Herzlichste bedanken. Sie haben<br />

allen Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer eine<br />

Vielzahl von zukunftweisenden Denkanstößen<br />

mit auf den Weg gegeben.<br />

Die ausgewählten Preisträger stehen mit<br />

Ihrem Einsatz stellvertretend für viele weitere<br />

preiswürdige Konzepte, die zur Ausschreibung<br />

des Förderpreises bei der BQM eingereicht<br />

wurden. Deshalb gebührt auch allen Betrieben,<br />

die sich beworben haben, Dank <strong>und</strong> Anerkennung.<br />

Ihr Engagement gibt wichtige Impulse für<br />

eine verbesserte berufliche Integration dieser<br />

Zielgruppe in Hamburg <strong>und</strong> soll zum Nachahmen<br />

anregen.<br />

Ein besonderes Dankeschön geht auch an alle<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen der <strong>KWB</strong> für ihre<br />

tatkräftige Arbeit <strong>und</strong> Unterstützung bei der<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Umsetzung dieser Veranstaltung.<br />

73


Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />

Teilnehmer/-innenliste<br />

74


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Abacı Kazım Unternehmer ohne Grenzen e. V. kazim.abaci@unternehmer-ohne-grenzen.de<br />

Ahlers Morena Justizverwaltungsbehörde Morena.Ahlers@justiz.hamburg.de<br />

Akkerman Hatice AiZAN für Mädchen Hatice.Akkerman@aizan.de<br />

Amado-Kock Maria-Jose Generalkonsulat der Portugiesischen Republik mkock@cgham.dgaccp.pt<br />

Andresen Andreas mare hamburg info@mare-hamburg.de<br />

Arias Guerra Monika Agentur für Arbeit Hamburg Monika.Ariasguerra@arbeitsagentur.de<br />

Arman Sehan <strong>KWB</strong> e. V. / WORKlife arman@kwb.de<br />

Bandorff Sybille Kühne + Nagel (AG & Co.) KG sybille.bandorff@kuehne-nagel.com<br />

Basenau Karin Konditorei Junge GmbH & Co. KGaA info@stadtbaeckerei.de<br />

Bauer Andrea Max Bahr Holzhandlung GmbH & Co. KG abauer@maxbahr.de<br />

Behrens Gerhard Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch gGmbH info@stiftung-drja.de<br />

Bendixen Rolf Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) rolf.bendixen@zaf.hamburg.de<br />

Bendixen Uta Axel Springer AG uta.bendixen@axelspringer.de<br />

Bielau Nina Universität Hamburg nina.bilau@gmx.net<br />

Bitzan Michael Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport michael.bitzan@bbs.hamburg.de<br />

Blan Tania Polizei Hamburg LPS141@polizei.hamburg.de<br />

75


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Böge Regine Tischler-Innung Hamburg boege.bz@tischler.de<br />

Bonorden, Dr. Volker Senat der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

Borsdorf Evelyn INBAS GmbH borsdorf@inbas.com<br />

Bouzek Bernhard Stadt Wien, Magistratsabteilung 17 bernhard.bouzek@m17.magwien.gv.at<br />

Bozkurt Cevriye Lindenbazar Handels GmbH<br />

Bracker Meike IN VIA Kompetenzagentur H3 invia-hamburg.h3@t-online.de<br />

Brandenburg Nicole<br />

Behörde für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Nicole.Brandenburg@bsg.hamburg.de<br />

Brockmann Janina IN VIA Hamburg e. V. / Jugendmigrationsdienst jmd@invia-hamburg.de<br />

Brost Sebastian LEB Landesbetrieb Erziehung <strong>und</strong> Berufsbildung L-E-B-Thedestrasse@t-online.de<br />

Brück Inge Deutsche Bahn AG, DB Training inge.brueck@bahn.de<br />

Budak Alpaslan Berufsfortbildungswerk Hamburg alpaslan.budak@inab-hamburg.de<br />

Burghardt Mathias Verband der Russischlehrer in Hamburg mathias.burghardt@stiftung-drja.de<br />

Burgucuoğlu Hasan SIZ Beratungsteam C hasan.burgucuoglu@bbs.hamburg.de<br />

Buss Wilfried SPD-Bürgerschaftsfraktion wilfried.buss@spd-fraktion-hamburg.de<br />

Cammann Andrea E.ON Hanse AG andrea.cammann@eon-hanse.com<br />

Carnicer Javier A. komm.pass.arbeit carnicer.javier@komm-pass-arbeit.de<br />

Chettouh Karim HOCHTIEF Construction AG karim.chettouh@hochtief.de<br />

76


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Cornelius Rüdiger Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) ruediger.cornelius@zaf.hamburg.de<br />

Dastmalchi Lida SPAZ gGmbH Lida.dastmalchi@spaz.de<br />

Degenhardt Miriam EUROGATE GmbH & Co. KGaA, KG miriam.degenhardt@eurogate.de<br />

Dege-Rüger Jürgen<br />

<strong>Koordinierungsstelle</strong> Bildungsoffensive Elbinseln -<br />

Internationale Bauausstellung IBA Hamburg GmbH<br />

juergen.dege-rueger@iba-hamburg.de<br />

Deutschmann Rolf Landesinstitut für Lehrerbildung <strong>und</strong> Schulentwicklung rolf.deutschmann@li-hamburg.de<br />

Diercks Joachim CYQUEST j.diercks@cyquest.net<br />

Dierking Heiko SBB Kompetenz gGmbH heiko.dierking@sbb-hamburg.de<br />

Diewold, Dr. Olga Adolf-Diesterweg-Schule Allermöhe<br />

Dinges-Dierig Alexandra Senatorin der Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport alexandra.dinges-dierig@bbs.hamburg.de<br />

Drefs Hans-Joachim Polizei Hamburg LPS141@polizei.hamburg.de<br />

Drews Michael<br />

Behörde für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Michael.Drews@bsg.hamburg.de<br />

Drewes Friedhelm Agentur für Arbeit Friedhelm.Drewes@arbeitsagentur.de<br />

Dörge Manfred Verwaltungsschule<br />

Ebsen Silke Internationaler B<strong>und</strong> silke.ebsen@internationaler-b<strong>und</strong>.de<br />

Eckhardt Horst BSD-Communication Center GmbH h.eckhardt@bsd-cc.de<br />

Ehlers Doris Bezirksamt Harburg Doris.Ehlers@harburg.hamburg.de<br />

77


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Ehmke Monika <strong>KWB</strong> e. V. / BQM ehmke@kwb.de<br />

Eich Gottfried<br />

Entwicklungspartnerschaft Zug um Zug –<br />

Diakonisches Werk Hamburg<br />

eich@diakonie-hamburg.de<br />

Engst Maria basis + woge e. V. maria.engst@basis<strong>und</strong>woge.de<br />

Eralp Hülya <strong>KWB</strong> e. V. / BQM eralp@kwb.de<br />

Ercan Bilinc Senatskanzlei Hamburg bilinc.ercan@sk.hamburg.de<br />

Erdem Sevilay Lindenbazar Handels GmbH<br />

Erkan Hasan Hüseyin<br />

ATU – Arbeitskreis türkischer Unternehmern <strong>und</strong><br />

Existenzgründer e. V.<br />

hasan.erkan@atu-ev.de<br />

Fager Sangeeta Diakonisches Werk Hamburg fager@diakonie-hamburg.de<br />

Feldhaus Egbert E.ON Hanse AG egbert.feldhaus@eon-hanse.com<br />

Focke-Lehmann Birgit Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH birgit.focke-lehmann@bnw.de<br />

Fohlmeister Ina-Beate Interkulturelles Referat der Stadt Köln interkulturellesreferat@stadt-koeln.de<br />

Fuchs Günter SchulInformationsZentrum (SIZ) guenter.fuchs@bbs.hamburg.de<br />

Gehlhaar Ringo Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg darwin_ftp@web.de<br />

Geist Guido Senatskanzlei Hamburg Guido.Geist@sk.hamburg.de<br />

Glauch Ralf Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft e. V. rglauch@hwk-hamburg.de<br />

Glöckner Bastian team.arbeit.hamburg bastian.gloeckner2@arge-sgb2.de<br />

Goedeke Michael Arbeitsstiftung Hamburg GmbH goedeke@arbeitsstiftung.de<br />

78


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Gonzales Toralf Institut für Regionalentwicklung <strong>und</strong> Strukturplanung gonzales@irs-net.de<br />

Göpfert Nicole Verband Druck <strong>und</strong> Medien Nord e. V. goepfert@vdnord.de<br />

Greiff Thomas Haupt- <strong>und</strong> Realschule Allermöhe tomgreiff@web.de<br />

Grindel Marcel Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg marcel.grindel@freenet.de<br />

Güclü Nebahat GAL-Bürgerschaftsfraktion nebahat.gueclue@gal-fraktion.de<br />

Gulak Julia<br />

Deutsches Rotes Kreuz Hamburg,<br />

Zentrum Osdorfer Born gGmbH<br />

drk-zentrum-osdorf@drk-altona.de<br />

Habib Bahram ATU e. V. bahram.habib@atu-ev.de<br />

Hachmeister Alexandra Diakonisches Werk Hamburg Hachmeister@diakonie-hamburg.de<br />

Hefter Katja <strong>KWB</strong> e. V. hefter@kwb.de<br />

Hein Ayse Jerfi Deutsch-Türkische Interessengemeinschaft jerfi.hein@freenet.de<br />

Heinze Ottmar Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit ottmar.heinze@bwa.hamburg.de<br />

Heiser Regine AiZAN für Mädchen Regine.Heiser@aizan.de<br />

Heitmann-Peindl Gerd<br />

inab – Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft des<br />

bfw mbH<br />

gerd.heitmann-peindl@inab-hamburg.de<br />

Hellwig Jochen Hamburger Volkshochschule jochen.hellwig@freenet.de<br />

Heplevent Nimla Türkischer Elternb<strong>und</strong> in Hamburg e. V. nimla@facesar.com<br />

Herkenrath Jana Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg wild_unicorns85@hotmail.com<br />

79


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Hieronymus, Dr. Andreas IMIR Institut für Migrations- <strong>und</strong> Rassismusforschung office@imir.de<br />

Hoffmann-<br />

Ratzmer<br />

Diana Hamburg-Mannheimer-Stiftung "Jugend & Zukunft" diana.hoffmann-ratzmer@hamburg-mannheimer.de<br />

Holm Thomas Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH thomas.holm@faw-hamburg.de<br />

Hoppenstedt Willi SAGA GWG whoppenstedt@saga-gwg.de<br />

Hörmann Markus Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg / HAW Hamburg noermihamburg@web.de<br />

Hühnerfuss Julia Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg jhuehnerfuss@t-online.de<br />

Ilbuga Tamer passage gGmbH tamer.ilbuga@passage-hamburg.de<br />

Ilse Wolfgang Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Wolfgang.Ilse@bbs.hamburg.de<br />

Jaeckel Ewa EvaMigrA e. V. ewa.jaeckel@evamigra.de<br />

Janischewski Sebastian Deutsche Angestellten-Akademie sebastian.janischewski@gmx.de<br />

Jannke Th. Kfz-Innung t.jannke@kfz-hh.de<br />

Kaack Angela SAGA GWG akaack@saga-gwg.de<br />

Kananis Alexander Freiberufler – Trainer für interkulturelle Themen alexkananis@web.de<br />

Karakas Fatma SAGA GWG<br />

Kazancı Ali Afiyet Handels GmbH<br />

Kemmet, Dr. Claus<br />

UVNord Vereinigung der Unternehmensverbände in<br />

Hamburg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein e. V.<br />

kemmet@uvnord.de<br />

80


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Kempgen Ralf Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg rkempgen@aol.com<br />

Kempkes Wilma<br />

Kersten Doris<br />

Fortbildung für sozialpädagogische Fach- <strong>und</strong><br />

Führungskräfte<br />

Behörde für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

wilma.kempkes@bsg.hamburg.de<br />

doris.kersten@bsg.hamburg.de<br />

Keskin Mehmet ATU e. V. mehmet.keskin@atu-ev.de<br />

Keßler Gesine <strong>Weiterbildung</strong> Hamburg e. V. kessler@weiterbildung-hamburg.de<br />

Keuchen Uta Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG keuchen@budni.de<br />

Kiolbassa Jörg EvaMigrA e. V. Joerg.Kiolbassa@evamigra.de<br />

Koch Angelika Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) angelika.koch@zaf.hamburg.de<br />

Kohl Ralf Techniker Krankenkasse ralf.kohl@tk-online.de<br />

Kohrs Oliver Grone Netzwerk Hamburg gGmbH o.kohrs@grone.de<br />

Koliha Elisabeth Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH elisabeth.koliha@faw-hamburg.de<br />

Kolokitha, Dr. Trias.-A. <strong>KWB</strong> e. V. / BQM kolokitha@kwb.de<br />

Kominek Wilfried Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Wilfried.Kominek@bbs.hamburg.de<br />

Kopp Werner Hamburger Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe e. V. werner.kopp@hakiju.de<br />

Krätzschmar Lutz<br />

Kraft Katharina Behörde für Inneres<br />

Behörde f. Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Ludwig.Kraetzschmar@bsg.hamburg.de<br />

81


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Krebs Martin Jugendbildung Hamburg gGmbH martin.krebs@jugendbildung-hamburg.de<br />

Krüger Hans-Georg SchulInformationsZentrum (SIZ) Hans-Georg.Krueger@bbs.hamburg.de<br />

Kremer Manfred BIBB B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung, Bonn kremer@bibb.de<br />

Kruse Nikolas www.mentoring-online.de nikolas_kruse@yahoo.de<br />

Kuchenbecker Lioubov Unternehmer ohne Grenzen e. V. l.kuchenbecker@unternehmer-ohne-grenzen.de<br />

Kuke Karl-Heinz Rackow Schule gGmbH Kuke@rackow.de<br />

Kümmerle Sabine <strong>KWB</strong> e. V. / BQM kuemmerle@kwb.de<br />

Kuss, Dr. Sabine Jugend in Arbeit Hamburg e. V. skuss@jia-hh.de<br />

La Mura Flores Tatiana<br />

<strong>Koordinierungsstelle</strong> Deutsch am Arbeitsplatz /<br />

passage gGmbH<br />

tlamura@web.de<br />

Lamprecht Jörn Stadtreinigung Hamburg j.lamprecht@srhh.de<br />

Landahl Klaus<br />

Behörde für Soziales, Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Klaus.Landahl@bsg.hamburg.de<br />

Lang Astrid Agentur für Arbeit Hamburg hamburg-eimsbuettel@arbeitsagentur.de<br />

Leutner Roland Deutsche Bahn AG, DB Training roland.leutner@bahn.de<br />

Liebel Franz Landesbetrieb Erziehung <strong>und</strong> Berufsbildung<br />

Liese Ulrike Beratung & Training U_Liese@gmx.de<br />

Linde-Bonsignore Christiane Patronato INCA/CGIL christiane.linde-bonsignore@hamburg.de<br />

Lingen Roland STILL GmbH roland.lingen@still.de<br />

82


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Littmann Thomas Senatskanzlei Hamburg thomas.littmann@sk.hamburg.de<br />

Lotzkat Petra Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) petra.lotzkat@zaf.hamburg.de<br />

Ludwig Michaela EQUAL Fluchtort Hamburg<br />

Lübberstedt-<br />

Piesold<br />

Julia <strong>KWB</strong> e. V. / Hba luebberstedt@kwb.de<br />

Lumpe, Dr. Alfred Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Alfred.Lumpe@bbs.hamburg.de<br />

Lünenbürger Tilman Otto-Hahn-Schule tilman.luenenbuerger@bbs.hamburg.de<br />

Lüttke Hansjörg <strong>KWB</strong> e. V. luettke@kwb.de<br />

Maceczek Christine HAW Hamburg, Dep. Public Management chistinemac@gmx.de<br />

Mahboba Miriam Förderschule Pröbenweg<br />

Maluck-Kesten Angela EUROGATE GmbH & Co. KGaA, KG angela.maluck-kesten@eurogate.de<br />

Mantilla Dalmacio Spanischer Elternrat in Hamburg mantilla_sanchez@arcor.de<br />

Martens Bente Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg bentemartens@gmx.net<br />

Martinez Vicente<br />

Arbeitsgemeinschaft internationaler Jugendverbände e. V.<br />

(AGIJ)<br />

info@agij.de<br />

Marx Ursel PlusPunkt Personaldienstleistungen GmbH marx@pluspunkt.info<br />

Mauerhof Johannes Hamburg Mannheimer Stiftung "Jugend & Zukunft" johannes.mauerhof@hamburg-mannheimer.de<br />

Melzer, Dr. Liane Bezirksamt Altona liane.melzer@altona.hamburg.de<br />

83


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution/Unternehmen E-Mail<br />

Möllgaard Cord G 1 Staatliche Gewerbeschule Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau G1@bbs.hamburg.de<br />

Mousapour Pouran Hamburger Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe e. V. pouran.mousapour@hakiju.de<br />

Müller Anne Agentur für Arbeit Hamburg annegret.mueller@arbeitsagentur.de<br />

Müller Stefan<br />

Behörde für Soziales, Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

Müller-Maas Dirk H 15 Staatliche Fremdsprachenschule<br />

Stefan.Mueller@bsg.hamburg.de<br />

Münster Lars Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg LarsMuenster@lycos.de<br />

Mustafov Zekir Restaurant Breitengrad kontakt@breitengrad-hh.de<br />

Nauber Hans Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit hans.nauber@bwa.hamburg.de<br />

Nebel Hans-Werner Bezirksamt Hamburg-Nord hans-werner.nebel@hamburg-nord.de<br />

Nels Jochen Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH nels@sprungbrett-hh.de<br />

Nguyen Pierre Restaurant Breitengrad kontakt@breitengrad-hh.de<br />

Numrich Franziska Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg franzi.numrich@freenet.de<br />

Oertel Sabine Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH oertel@sprungbrett-hh.de<br />

Öktem Ayse Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />

Otero-Izzo Leonardo Javier SAGA GWG<br />

Özoguz Aydan SPD-Bürgerschaftsfraktion aydan.oezoguz@hamburg.de<br />

84


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Pape Rudolf H 2 Staatliche Handelsschule Rudolf.Pape@bbs.hamburg<br />

Paris Rosa-Maria Ausbildung & Arbeit GmbH profi-barmbek@ausbildung<strong>und</strong>arbeit.de<br />

Partyka Renata Polnische Monatszeitschrift Kalejdoskop Ltd. radakcja@ekalejdoskop.eu<br />

Pause Mareike Flughafen Hamburg GmbH<br />

Petersen Janning Freier Berater<br />

Paehlke Anja Rackow Schule gGmbH paehlke@rackow.de<br />

Pfeiffer Hermann Hamburger Stadtentwässerung AöR Hermann.Pfeiffer@hhse.de<br />

Piening Svenja svenja1983@gmx.de<br />

Pnischak Ernst Behörde für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Umwelt Ernst.Pnischak@bsu.hamburg.de<br />

Polenz Anke<br />

G 3 Staatliche Gewerbeschule Ernährung <strong>und</strong><br />

Hauswirtschaft<br />

anke@polenz-hh.de<br />

Potthast Silke einfal gmbh potthast@einfal.de<br />

Preuß Barbara IN VIA Jugendmigrationsdienst jmd.wilhelmsburg@Invia-hamburg.de<br />

Putbrese Doreen Förderverein Neuwiedenthal e. V. / Jobbörse jobboerse-neuwiedenthal@web.de<br />

Radler Rüdiger Emil-Krause-Gymnasium<br />

Raffelsiefen Ute Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) ute.raffelsiefen@zaf.hamburg.de<br />

Rasch Sabine Hochschule für Angewandte Wissenschaften Rasch.Sabine@web.de<br />

Räthzel, Dr. Nora Universität Umea, Schweden nora.rathzel@soc.umu.se<br />

85


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Rehfeldt Peter ARGE Hamburg / Jobcenter Bergedorf peter.rehfeldt@arge-sgb2.de<br />

Reimann Rolf-Dieter Landwirtschaftskammer Hamburg LWK.Reimann@t-online.de<br />

Renken Sonja Internationaler B<strong>und</strong> Sonja.Renken@Internationaler-b<strong>und</strong>.de<br />

Reupke Christa Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) christa.reupke@zaf.hamburg.de<br />

Richter Caroline Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg / Personalamt caroline_richter@lycos.de<br />

Rollwagen Frank Landespolizeischule Hamburg f.rollwagen@gmx.de<br />

Roßnagel Jürgen KOM GmbH juegen.rossnagel@kom-bildung.de<br />

Rowedder Sonja Konditorei Junge GmbH & Co. KGaA info@stadtbaeckerei.de<br />

Rübcke Angela Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH ruebcke@sprungbrett-hh.de<br />

Rückert-Poppe Fransizska GTS Osterbrook f.poppe@gmx.de<br />

Rüting Sven Hamburger Ausbildungszentrum (HAZ) e. V. sven.rueting@haz-ev.de<br />

Sabo Marija Ausbildung & Arbeit GmbH pro.fi-harburg@ausbildung<strong>und</strong>arbeit.de<br />

Sander Sebastian Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg sebastian.sander@gmx.de<br />

Schaefer Reinhard Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) reinhard.schaefer@zaf.hamburg.de<br />

Schatke Martin<br />

Grone Bildungszentrum für Gastronomie <strong>und</strong> Ernährung<br />

gGmbH<br />

m.schatke@grone.de<br />

86


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Schebsdat Monika<br />

Aus- <strong>und</strong> Fortbildungszentrum für den bremischen<br />

öffentlichen Dienst<br />

Monika.Schebsdat@afz.bremen.de<br />

Schlegel Dorothea Justizbehörde dorothea.Schlegel@justiz.hamburg.de<br />

Schmahl Stefan CYQUEST s.schmahl@cyquest.net<br />

Schmidt Heinz-Dieter Heinz-Dieterschmidt@alice-dsl.de<br />

Schmidt Sara <strong>KWB</strong> e. V. / BQM sschmidt@kwb.de<br />

Schmitt Birgit birgit_schmitt@gmx.de<br />

Schmitt M.<br />

Schönau Rainer<br />

Behörde für Soziales, Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz<br />

rainer.schoenau@bsg.hamburg.de<br />

Schreiber, Dr. Dorothea Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Dorothea.Schreiber@bbs.hamburg.de<br />

Schröder Frauke Stadtteilbüro Dulsberg stadtteilbuero@dulsberg.de<br />

Schroth Regina Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit regina.schroth@bwa.hamburg.de<br />

Schüller, Dr. Kirsten Ausbildungsgesellschaft Bremen mbH (ABiG) Kirsten.Schueller@afz.bremen.de<br />

Schultz Christian Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg / Personalamt schulle3382@web.de<br />

Schwarz Michael <strong>Weiterbildung</strong> Hamburg e. V. schwarz@weiterbildung-hamburg.de<br />

Schwedler Birgit Gebr. Heinemann B_Schwedler@gebr-heinemann.de<br />

87


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Schween André Deutsche Telekom AG<br />

Sebastian Manuela<br />

Seeger Bernd Bildungszentrum Metall<br />

inab - Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft des<br />

bfw mbH<br />

Siemiatkowska Elzbieta Polnische Monatszeitschrift Kalejdoskop Ltd. esiem@aol.com<br />

manuela.sebastian@inab-hamburg.de<br />

Silva Ana Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH ana.silva@faw-hamburg.de<br />

Silva Angela Restaurant Breitengrad kontakt@breitengrad-hh.de<br />

Soldwisch Susanne Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH<br />

Solinski Elvira Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />

Söthe Wolfgang B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge wolfgang.soethe@bamf.b<strong>und</strong>.de<br />

Spyrou Beate ATU e. V. beate.spyrou@atu-ev.de<br />

Steer Susanne BIA Bergedorf / Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH steer@sprungbrett-hh.de<br />

Steinbeck Jens Max Bahr Holzhandlung GmbH & Co. KG steinbeck@maxbahr.de<br />

Steinbrück Julia Deutsche Angestellten-Akademie julia.steinbrueck@daa-bw.de<br />

Stoffers Klaus-D. MMK Markt- & Medien- Kommunikation GmbH kds@mmk-pr.de<br />

Stummvoll Rudolf Landeshauptstadt München - Sozialreferat rudolf.stummvoll@muenchen.de<br />

Suckale Margret Deutsche Bahn AG per.wiek@bahn.de<br />

88


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Sudhoff Jörn Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />

Suñé José Spanischer Elternrat in Hamburg j.sune@gmx.net<br />

Thiel Michael Bildungszentrum Metall Mi.Thiel@bzm-hh.de<br />

Thieß Oliver Hamburger Ausbildungsmoderation oliver.thiess@ausbildungsfoerderung-hamburg.de<br />

Thomsen Sybille B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge Sybille.Thomsen@bamf.b<strong>und</strong>.de<br />

Tiedemann Jens G 19 Staatliche Gewerbeschule Bautechnik j-tiedemann@gmx.de<br />

Torres-Mendes Cristina<br />

Ucar Ramazan Lindenbazar Handels GmbH<br />

verikom-Verb<strong>und</strong> für Interkulturelle Kommunikation <strong>und</strong><br />

Bildung e. V.<br />

torresmendes@verikom.de<br />

Ulas Yasar Ausbildung & Arbeit GmbH pro.fi-harburg@ausbildung<strong>und</strong>arbeit.de<br />

Ungerer Jörg Handwerkskammer Hamburg jungerer@hwk-hamburg.de<br />

Voigt Oliver Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) oliver.voigt@zaf.hamburg.<br />

von Albedyll Dietrich Hamburg Tourismus GmbH info@hamburg-tourismus.de<br />

Völkner Peter Emil-Krause-Gymnasium petervoelkner@gmx.de<br />

von Beust Ole<br />

Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg<br />

von Maltitz Ingo Behörde für Inneres ingo.vonmaltitz@bfi-a.hamburg.de<br />

von Ohlsen Nina IN VIA Hamburg e. V. nivole@invia-hamburg.de<br />

89


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Vorkoeper Jutta Senatskanzlei Hamburg jutta.vorkoeper@sk.hamburg.de<br />

Walther Ute Bezirksamt Bergedorf ute.walther@bergedorf.hamburg.de<br />

Wanninger Karl-Heinz Senatsverwaltung für Inneres <strong>und</strong> Sport, Berlin karl-heinz.wanninger@seninn.verwalt-berlin.de<br />

Wegner Diana Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg didi281185@aol.com<br />

Weilandt Gitta Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport gitta.weilandt@bbs.hamburg.de<br />

Weingärtner Gudrun Bezirksamt Hamburg-Nord gudrun.weingaertner@hamburg-nord.hamburg.de<br />

Weiss Jean-Pierre<br />

atelier für kommunikation, organisationsentwicklung,<br />

projektberatung, coaching<br />

j.weiss@atelierww.ch<br />

Wengorz Ute INBAS GmbH wengorz@inbas.com<br />

Wenzel-<br />

O´Connor<br />

Doris Institut für Sozial- <strong>und</strong> Bildungspolitik Hamburg e. V. doris_wenzel@ishev.de<br />

Westendorff Dieter Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg i. Br. Dieter.Westendorff@foege-hwk.de<br />

Wiedenlübbert Katja Türkische Gemeinde in S-H e. V.<br />

Wiek Per Deutsche Bahn AG per.wiek@bahn.de<br />

Völkner Peter Emil-Krause-Gymnasium petervoelkner@gmx.de<br />

Winkels Sarah Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH sarah.winkels@bnw.de<br />

Winkels, Dr. Harald Türkische Gemeinde in Hamburg <strong>und</strong> Umgebung e. V. info@tgd.de<br />

Wipf Monja M.Wipf.Mail@web.de<br />

90


Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />

Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />

Wißmann Andreas Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg andreaswissmann@gmx.de<br />

Wöbcke Carmen <strong>KWB</strong> e. V. / BQM woebcke@kwb.de<br />

Wolpers Christoph Bezirksamt Altona christoph.wolpers@altona.hamburg.de<br />

Wrage Klaus HAB Hamburger Arbeit-Beschäftiungsgesellschaft wrage.klaus@hamburg-arbeit.de<br />

Wuttke Angelika Bezirksamt Eimsbüttel Angelika.Wuttke@eimsbuettel.hamburg.de<br />

Yapar Nida Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />

Yazıcı Ahmet Lindenbazar Handels GmbH a.yazici@gmx.de<br />

Yıldız Fatih BIG e. V. fatihyildiz@web.de<br />

Yılmaz Hüseyin Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong> Hamburg hueseyin.yilmaz@dgb.de<br />

Zumaeta Karen Lehramtstudentin an der Uni Hamburg karenzumaeta@freenet.de<br />

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<strong>KWB</strong> e. V. / BQM • Haus der Wirtschaft • Kapstadtring 10 • 22297 Hamburg • T +49 (0)40 / 63 78 55 – 33 • F +49 (0)40 / 63 78 55 – 99 •<br />

www.kwb.de • www.bqm-hamburg.de • ehmke@kwb.de<br />

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