26. April 2007 - KWB - Koordinierungsstelle Weiterbildung und ...
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Dokumentation der Fachtagung<br />
„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“<br />
<strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong><br />
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg finanziert.
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Impressum<br />
Titel Dokumentation der Fachtagung „Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“ –<br />
<strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong><br />
Herausgeber <strong>KWB</strong> – <strong>Koordinierungsstelle</strong> <strong>Weiterbildung</strong> <strong>und</strong> Beschäftigung e. V.<br />
Haus der Wirtschaft<br />
Kapstadtring 10<br />
22297 Hamburg<br />
T +49 (0)40 / 63 78 55 – 00<br />
F +49 (0)40 / 63 78 55 – 99<br />
www.kwb.de<br />
info@kwb.de<br />
Projekt BQM – Beratungs- <strong>und</strong> <strong>Koordinierungsstelle</strong><br />
zur beruflichen Qualifizierung von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />
www.bqm-hamburg.de<br />
eralp@kwb.de,woebcke@kwb.de<br />
Fotos © Manfred Witt<br />
Redaktion Dr. Trias-A. Kolokitha <strong>und</strong> Sabine Kümmerle<br />
Lektorat Dr. Trias-A. Kolokitha, Sabine Kümmerle, Monika Ehmke <strong>und</strong><br />
Hülya Eralp<br />
2
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Inhalt<br />
Vorwort 4<br />
Tagungsprogramm 6<br />
Begrüßung Hansjörg Lüttke – Geschäftsführender Vorstand <strong>KWB</strong> e. V. 11<br />
Keynote Manfred Kremer – Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) 15<br />
Keynote Margret Suckale – Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG 25<br />
Keynote Ole von Beust – Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg 33<br />
Preisverleihung – Moderation Dr. Claus Kemmet – Hauptgeschäftsführer UVNord e. V. 37<br />
Preisverleihung – Laudationes BQM-Team 39<br />
Podiumsdiskussion 42<br />
Workshop 1 „Vielfalt in Hamburger Unternehmen: Erfolge <strong>und</strong> Perspektiven” 44<br />
Workshop 2 „Azubi-Recruitment: Neue Ideen für die Zukunft” 52<br />
Workshop 3 „Öffentliche Verwaltung aktiv für die Integration<br />
junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten“ 59<br />
Workshop 4 „Interkulturelle Elternarbeit zur Berufsorientierung“ 65<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 71<br />
Danksagung 73<br />
Teilnehmer/-innenliste 74<br />
3
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Vorwort<br />
Kulturelle Vielfalt wird in einer global aufgestellten<br />
Wirtschaft immer mehr zum produktiven<br />
Wettbewerbsvorteil: Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter mit interkulturellen Kompetenzen<br />
werden umso wichtiger, je stärker das<br />
wirtschaftliche Umfeld, die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Zulieferer<br />
kulturell diversifizieren. Hier gilt es,<br />
die vielfältigen Begabungen <strong>und</strong> besonderen<br />
Kompetenzen junger Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
einzubinden.<br />
Mit dem auf Initiative des Ersten<br />
Bürgermeisters Ole von Beust am 5. <strong>April</strong><br />
2006 vereinbarten Aktionsplan zur beruflichen<br />
Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />
in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung nimmt Hamburg eine<br />
b<strong>und</strong>esweite Vorreiterrolle ein. Der<br />
Aktionsplan wurde mit dem Ziel vereinbart,<br />
1.000 zusätzliche Perspektiven für die<br />
Zielgruppe zu schaffen. Die Zwischenbilanz<br />
zeigt, dass dieses Ziel bereits nach gut einem<br />
Jahr erreicht wurde.<br />
Die Fachtagung „Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong><br />
Arbeit“ am <strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong> bot wie in den vergangenen<br />
Jahren die Möglichkeit, sich mit den<br />
verschiedenen Aspekten von Vielfalt auseinanderzusetzen<br />
sowie Ideen <strong>und</strong> Perspektiven zu<br />
entwickeln. Sie hatte zum Ziel, mit guten Pra-<br />
xisbeispielen der beruflichen Integration aus<br />
dem In- <strong>und</strong> Ausland zukunftsträchtige Wege<br />
für die Stadt Hamburg sichtbar zu machen.<br />
Um noch mehr Hamburger Unternehmen in<br />
ihrem Engagement zu bestärken, Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auszubilden, wurde<br />
im Rahmen der Fachtagung der Förderpreis<br />
„Vielfalt in Ausbildung“ von der Vereinigung<br />
der Unternehmensverbände in Hamburg <strong>und</strong><br />
Schleswig-Holstein e. V. (UVNord) <strong>und</strong> der<br />
BQM zum dritten Mal ausgelobt. Gesucht<br />
wurden Unternehmen, die Vielfalt als Unternehmensstrategie<br />
erkannt haben <strong>und</strong> auf das<br />
Potenzial von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
setzen. Es ist eine besondere Freude,<br />
dass Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von<br />
Beust ins Haus der Wirtschaft gekommen ist,<br />
um die Preisträger wie in den vorherigen Jahren<br />
persönlich auszuzeichnen.<br />
Ole von Beust, Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong><br />
Hansestadt Hamburg, bei der Ankunft im Haus der<br />
Wirtschaft, rechts Hansjörg Lüttke<br />
4
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Dr. Claus Kemmet, Senatorin Alexandra Dinges-Dierig,<br />
Bürgermeister Ole von Beust, Manfred Kremer,<br />
Hansjörg Lüttke <strong>und</strong> Jutta Vorkoeper im Veranstaltungssaal<br />
(vordere Reihe, v. l. n. r.)<br />
R<strong>und</strong> 270 Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />
kamen im Haus der Wirtschaft zusammen, um<br />
der Rede des Ersten Bürgermeisters zur Integration<br />
junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in<br />
Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung zu folgen <strong>und</strong> mit Bildungssenatorin<br />
Alexandra Dinges-Dierig,<br />
Dr. Claus Kemmet, Hauptgeschäftsführer des<br />
Unternehmensverbandes Nord, Manfred<br />
Kremer, Präsident des B<strong>und</strong>esinstituts für<br />
Berufsbildung, Margret Suckale, Vorstandsmitglied<br />
der Deutschen Bahn AG <strong>und</strong><br />
Prof. Dr. Nora Räthzel von der University of<br />
Umea (Schweden) zu diskutieren.<br />
Vier Workshops am Nachmittag boten die<br />
Möglichkeit, mit Erfolgsbeispielen Vielfalt als<br />
Unternehmensleitbild zu beleuchten, Lösungsvorschläge<br />
für neue Wege des Azubi-Recruitments<br />
zu entwickeln, mit Mitgliedern der Senatsverwaltungen<br />
<strong>und</strong> Personalämter aus<br />
Wien, Berlin, München, Köln <strong>und</strong> Hamburg<br />
die interkulturelle Öffnung des öffentlichen<br />
Dienstes zu erörtern <strong>und</strong> sich über die Bedeutung<br />
einer interkulturellen Elternarbeit auszutauschen.<br />
Fachtagung im Haus der Wirtschaft bei strahlendem<br />
Sonnenschein<br />
Wir freuen uns, dass wir die zahlreichen interessanten<br />
Beiträge <strong>und</strong> richtungsweisenden<br />
Ergebnisse mit der vorliegenden Tagungsdokumentation<br />
einer breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />
machen können.<br />
Ihr BQM-Team<br />
5
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Tagungsprogramm<br />
10:00 – 10:30 Uhr Ankunft <strong>und</strong> Begrüßungskaffee<br />
10:30 – 10:35 Uhr Begrüßung <strong>und</strong> Eröffnung<br />
Hansjörg Lüttke – Geschäftsführender Vorstand <strong>KWB</strong> e. V.<br />
10:35 – 11:05 Uhr Chancen für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> innerhalb des<br />
beruflichen Ausbildungssystems<br />
Manfred Kremer – Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
11:05 – 11:35 Uhr Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf als unternehmerische<br />
Herausforderung<br />
Margret Suckale – Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG<br />
11:35 – 11:55 Uhr Integration von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong><br />
Ausbildung<br />
Ole von Beust – Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />
11:55 – 12:15 Uhr Preisverleihung<br />
Ole von Beust – Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />
Dr. Claus Kemmet – Hauptgeschäftsführer UVNord Vereinigung der<br />
Unternehmensverbände in Hamburg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein e. V.<br />
12:15 – 13:00 Uhr Podiumsdiskussion<br />
Alexandra Dinges-Dierig – Präses der Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />
Manfred Kremer – Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
Margret Suckale – Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG<br />
Prof. Dr. Nora Räthzel – Dept. of Sociology, University of Umea, Schweden<br />
Moderation: Dr. Claus Kemmet – Hauptgeschäftsführer UVNord e. V.<br />
13:00 – 14:00 Uhr Mittagspause<br />
14:00 – 16:00 Uhr Workshops<br />
16:00 – 16:30 Uhr Kaffee <strong>und</strong> Ausklang<br />
6
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
WORKSHOP I RAUM: Mecklenburg-Vorpommern, EG<br />
Vielfalt in Hamburger Unternehmen: Erfolge <strong>und</strong> Perspektiven<br />
Vor einem Jahr wurde auf Initiative des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust der Aktionsplan zur<br />
Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in Hamburg ins Leben gerufen.<br />
Er hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von zwei Jahren 1.000 zusätzliche Perspektiven für<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu schaffen. Mittlerweile haben sich über 35 Hamburger<br />
Unternehmen als Akteure dem Aktionsplan angeschlossen.<br />
Der Workshop knüpft an die vorangegangenen Unternehmensgespräche an. Er bietet ein Austausch<strong>und</strong><br />
Diskussionsforum für Erfolge, Erfahrungen <strong>und</strong> Beispiele guter Praxis von Hamburger Unternehmen.<br />
Ziel des Workshops ist es, die bestehenden innovativen Handlungsansätze für ein an Vielfalt<br />
orientiertes Ausbildungsmanagement einem größeren Kreis von Unternehmen zugänglich zu machen<br />
<strong>und</strong> gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.<br />
Impulsreferat<br />
Jutta Vorkoeper – Senatskanzlei – Planungsstab<br />
Expertenr<strong>und</strong>e<br />
Angela Kaack – SAGA GWG<br />
Astrid Lang – Agentur für Arbeit Hamburg<br />
Hans Nauber – Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />
Angela Silva – Restaurant – Café Breitengrad<br />
Oliver Thiess – Hamburger Ausbildungsmoderation<br />
Ahmet Yazıcı – Lindenbazar Handels GmbH<br />
Moderation<br />
Jutta Vorkoeper – Senatskanzlei – Planungsstab<br />
Co-Moderation<br />
Hülya Eralp – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
7
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
WORKSHOP 2 RAUM: Barcelona, 2. Stock<br />
Azubi-Recruitment: Neue Ideen für die Zukunft<br />
Für Unternehmen wird es zusehends schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. In einer Zeit<br />
des globalen Wettbewerbs liegt es im Interesse der Arbeitgeber, alle Potenziale auszuschöpfen. Insbesondere<br />
interkulturelle Kompetenzen, wie sie viele Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> mitbringen,<br />
sind in einer globalen Wirtschaft Schlüsselqualifikationen. Dennoch sind Unternehmen häufig<br />
noch nicht auf neue Strategien des Azubi-Recruitments eingestellt, die die Potenziale junger Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten aktiv mit einbeziehen. Hier gilt es, Kompetenzprofile neu zu definieren <strong>und</strong><br />
innovative Wege zur Ansprache von Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerbern zu finden. Dazu gehören interkulturelle<br />
Einstellungsverfahren ebenso wie gezielte Bewerberprogramme, E-Recruitment <strong>und</strong> neue<br />
Wege im Bereich „Schulpartnerschaften“.<br />
Im Workshop diskutieren Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter aus Wissenschaft, Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen<br />
über innovative Ideen zur Azubi-Ansprache.<br />
Impulsreferat<br />
Prof. Dr. Nora Räthzel – Dept. of Sociology, University of Umea, Schweden<br />
Expertenr<strong>und</strong>e<br />
Joachim Diercks – Cyquest GmbH<br />
Dr. Andreas Hieronymus – IMIR Institut für Rassismus- <strong>und</strong> Migrationsforschung<br />
Uta Keuchen – Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG<br />
Dr. Alfred Lumpe – Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />
Hüseyin Yılmaz – Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong> Hamburg<br />
Moderation<br />
Carmen Wöbcke – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Co-Moderation<br />
Julia Lübberstedt-Piesold – <strong>KWB</strong> e. V. / Hanseaten bilden aus<br />
8
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
WORKSHOP 3 RAUM: Hamburg, EG<br />
Öffentliche Verwaltung aktiv für die Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />
Der Hamburger Senat hat im Herbst 2006 ein Maßnahmenkonzept zur Integration von jungen<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten beschlossen mit der Zielvorgabe, den Anteil an Nachwuchskräften mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> in der öffentlichen Verwaltung in den kommenden fünf Jahren auf 20 % zu<br />
steigern. Die zuständigen Behörden haben dazu bereits eine Reihe gezielter Maßnahmen entwickelt<br />
<strong>und</strong> wenden sie erfolgreich an. Wie aber gehen andere Städte vor? Der Workshop wirft einen Blick<br />
über den Tellerrand auf die Aktivitäten anderer Metropolen <strong>und</strong> bietet Raum für den Austausch von<br />
Ideen <strong>und</strong> das Knüpfen neuer Netzwerke.<br />
Impulsreferat<br />
Petra Lotzkat – Zentrum Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />
Metropolen im Vergleich<br />
Bernhard Bouzek – Magistratsabteilung Integrations- <strong>und</strong> Diversitätsangelegenheiten der Stadt Wien<br />
Ina-Beate Fohlmeister – Interkulturelles Referat der Stadt Köln<br />
Rudolf Stummvoll – Stelle für interkulturelle Arbeit der Stadt München<br />
Karl-Heinz Wanninger – Aus- <strong>und</strong> Fortbildung, Senatsverwaltung für Inneres <strong>und</strong> Sport, Berlin<br />
Moderation<br />
Dr. Trias-A. Kolokitha – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Co-Moderation<br />
Petra Lotzkat – Zentrum Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />
9
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
WORKSHOP 4 RAUM: Rom, 2. Stock<br />
Interkulturelle Elternarbeit zur Berufsorientierung<br />
Eltern spielen bei der Berufswahl ihrer Kinder eine entscheidende Rolle. Aber gerade Eltern mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> kennen sich im deutschen Schul- <strong>und</strong> Ausbildungssystem oft nicht gut aus.<br />
Gleichzeitig wünschen sich Schulen <strong>und</strong> Unternehmen eine bessere Zusammenarbeit mit Eltern. Wie<br />
die Rolle von Eltern als aktive Unterstützer ihrer Kinder gestärkt werden kann, wie Migranteneltern<br />
unterschiedlicher Herkunft erreicht <strong>und</strong> motiviert werden können <strong>und</strong> welche Fragen Eltern<br />
vordringlich beantwortet wissen wollen, ist Thema dieses Workshops. Projekte, denen es gelungen<br />
ist, Migranteneltern für die Berufsorientierung ihrer Kinder zu gewinnen, stellen ihre Erfolgsrezepte<br />
vor.<br />
Impulsreferat<br />
Toralf Gonzales – Institut für Regionalentwicklung <strong>und</strong> Strukturplanung, Berlin<br />
Praxiserfahrungen<br />
Dr. Olga Diewold – Adolph-Diesterweg-Schule, Hamburg Allermöhe<br />
Nimla Heplevent – Türkischer Elternb<strong>und</strong> in Deutschland e. V.<br />
Dalmacio Mantilla – Spanischer Elternrat in Hamburg e. V.<br />
Jean-Pierre Weiss – atelier für kommunikation, Projekt FemmesTische, Schweiz<br />
Moderation<br />
Dr. Dorothea Schreiber – Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />
Co-Moderation<br />
Sabine Kümmerle – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
10
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Begrüßung Hansjörg Lüttke –<br />
Geschäftsführender Vorstand <strong>KWB</strong> e. V.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
herzlich willkommen <strong>und</strong> herzlichen Dank,<br />
dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Ich<br />
sehe, wir haben recht damit getan, noch einige<br />
Stühle mehr aufzustellen <strong>und</strong> ich hoffe, Sie<br />
können die Tagung auch von hinten aus<br />
perfekt verfolgen. Wir haben hier leichte<br />
Sichteinschränkung, aber ich denke doch, dass<br />
wir für adäquaten Ersatz zum Lifebild gesorgt<br />
haben.<br />
Ganz besonders begrüßen darf ich die Abgeordneten<br />
der Hamburgischen Bürgerschaft,<br />
die Mitglieder des konsularischen Corps, Sie,<br />
Frau Suckale aus dem Vorstand der Deutschen<br />
Bahn AG <strong>und</strong> Frau Prof. Dr. Räthzel von der<br />
Soziologischen Fakultät der Universität Umea.<br />
Ich begrüße Herrn Kremer, den Präsidenten<br />
des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung <strong>und</strong> alle<br />
Referentinnen <strong>und</strong> Referenten, die mit ihren<br />
wertvollen inhaltlichen Impulsen zum Gelingen<br />
der Fachtagung wesentlich beitragen werden.<br />
Ein weiterer Gruß geht selbstverständlich an<br />
die Preisträger der vergangenen Jahre <strong>und</strong> die<br />
kommenden des heutigen Tages. Noch nicht<br />
begrüßen kann ich den Ersten Bürgermeister<br />
Herrn von Beust <strong>und</strong> die Senatorin der Be-<br />
hörde für Bildung <strong>und</strong> Sport, die beide jedoch<br />
in Kürze eintreffen werden.<br />
„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“, zum<br />
dritten Mal ist dies das Motto unserer Tagung.<br />
Hansjörg Lüttke: „Langfristige berufliche Perspektiven<br />
sind der Schlüssel für eine gelingende Integration von<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.“<br />
Man kann eigentlich unsere Tagung in Hamburg<br />
schon als traditionell bezeichnen. Wir<br />
wollen heute mit Ihnen über die Bedingungen<br />
für eine erfolgreiche Integration junger Menschen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> diskutieren<br />
<strong>und</strong> Good-Practice-Beispiele beleuchten. Und<br />
wir wollen natürlich auch zum dritten Mal<br />
besondere Leistungen würdigen durch den<br />
Förderpreis von UVNord, der Vereinigung der<br />
Unternehmensverbände in Hamburg <strong>und</strong><br />
Schleswig-Holstein e. V. <strong>und</strong> der BQM –<br />
Beratungs- <strong>und</strong> <strong>Koordinierungsstelle</strong> zur beruflichen<br />
Qualifizierung von jungen Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, langfristige berufliche<br />
Perspektiven sind der Schlüssel für eine<br />
11
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
gelingende Integration von Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong>. Bildung <strong>und</strong> Ausbildung<br />
sind hierfür die Gr<strong>und</strong>lage. Am Übergang<br />
Schule – Beruf haben aber nicht alle Jugendlichen<br />
die gleichen Startchancen. Insbesondere<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> haben<br />
trotz vorhandener Qualifikationen <strong>und</strong> vielfältiger<br />
Kompetenzen leider immer noch besondere<br />
Schwierigkeiten, einen Ausbildungs- oder<br />
Arbeitsplatz zu finden.<br />
Die berufliche Integration von jungen Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten hat in Hamburg eine<br />
besonders hohe Priorität. Laut Mikrozensus<br />
2005 haben 44,8 % der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
im Alter von 6 bis 18 Jahren mindestens<br />
ein Elternteil, das ursprünglich nicht aus<br />
Deutschland kommt.<br />
Aber nicht nur für jeden einzelnen ist es wichtig,<br />
Perspektiven im Leben zu haben. Auch für<br />
die Wirtschaft ist die Ausbildung junger<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten eine besonders<br />
lohnende Investition: Viele Hamburger Betriebe<br />
benötigen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter,<br />
die mehrere Sprachen sprechen. Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind mit<br />
ihren vielfältigen Kompetenzen daher ein<br />
wichtiges Potenzial, um unsere Gesellschaft<br />
weiterzuentwickeln <strong>und</strong> um im internationalen<br />
Wettbewerb bestehen zu können.<br />
Um die Bereitschaft zu erhöhen, junge Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten auszubilden, bietet die<br />
BQM für Unternehmen eine Vielzahl von An-<br />
geboten. Dazu zählen praxisnahe interkulturelle<br />
Einstellungsverfahren für gewerblichtechnische<br />
<strong>und</strong> kaufmännische Berufe, zahlreiche<br />
Fortbildungsangebote, Unterstützung bei<br />
Schulpartnerschaften <strong>und</strong> vieles mehr. Für<br />
pädagogische Fachkräfte hat die BQM Materialien<br />
für die Berufsorientierung entwickelt <strong>und</strong><br />
auch die Informations- <strong>und</strong> Beratungsangebote<br />
für Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wurden<br />
verstärkt. Eltern haben nach wie vor einen<br />
ganz entscheidenden Einfluss auf die Berufswahlentscheidung<br />
ihrer Kinder.<br />
Nicht zuletzt ist die BQM in die Umsetzung<br />
des Aktionsplans des Ersten Bürgermeisters<br />
zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungs- <strong>und</strong><br />
Arbeitsplätze für junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />
der Anfang <strong>April</strong> 2006 mit<br />
namhaften Unternehmen, Verbänden, Kammern<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaften verabschiedet<br />
wurde, entscheidend eingeb<strong>und</strong>en. Ohne den<br />
Ausführungen des Ersten Bürgermeisters <strong>und</strong><br />
der offiziellen Zwischenbilanz, die Ende Mai<br />
gezogen wird, vorgreifen zu wollen, so viel<br />
kann ich Ihnen heute hier verraten: Die Ziele<br />
des Aktionsplans des ersten Jahres wurden<br />
bereits jetzt gut übertroffen.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ohne die finanzielle<br />
Förderung aus Mitteln der Behörde für Bildung<br />
<strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> des Europäischen Sozialfonds<br />
über die Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Arbeit wäre die Arbeit bei der BQM nicht<br />
möglich. Im Namen der BQM geht ein großer<br />
12
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Dank auch an alle verbündeten Betriebe, Träger,<br />
Institutionen, öffentliche Einrichtungen<br />
sowie Multiplikatorinnen <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />
für die erfolgreiche Zusammenarbeit <strong>und</strong> den<br />
inspirierenden Gedankenaustausch.<br />
Hansjörg Lüttke: „Wir hoffen, dass den Preisträgern<br />
nachgeeifert wird <strong>und</strong> werden besonderes Engagement<br />
auch im nächsten Jahr wieder ehren.“<br />
Die tägliche Arbeit der BQM zeigt, dass sich<br />
immer mehr Unternehmen für die berufliche<br />
Zukunft von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
nicht nur wegen veränderter Marktbedingungen<br />
einsetzen. Engagement <strong>und</strong> hervorragende<br />
Arbeit sollen sich natürlich auch<br />
auszahlen <strong>und</strong> entsprechend öffentliche Würdigung<br />
finden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> haben<br />
UVNord <strong>und</strong> die BQM zum dritten Mal den<br />
Förderpreis „Vielfalt in Ausbildung“ ausgelobt,<br />
dessen Verleihung heute einer der Höhepunkte<br />
der Veranstaltung sein wird. Es werden<br />
drei Hamburger Unternehmen ausgezeichnet,<br />
die sich besonders für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
engagieren. Das Preisgeld ist<br />
auch in diesem Jahr dafür gedacht, zweckgeb<strong>und</strong>en<br />
für Ausbildungsprojekte der ausgewählten<br />
Unternehmen eingesetzt zu werden.<br />
Wir hoffen, dass den Preisträgern nachgeeifert<br />
wird <strong>und</strong> werden besonderes Engagement<br />
auch im nächsten Jahr wieder ehren. Ich<br />
möchte Sie deshalb schon jetzt ermutigen, sich<br />
bei uns zu bewerben beziehungsweise preiswürdige<br />
Betriebe vorzuschlagen. Selbstverständlich<br />
dürfen Sie sich aber auch gerne an<br />
uns wenden, wenn Sie Unterstützung bei der<br />
Auswahl <strong>und</strong> Begleitung Ihrer Auszubildenden<br />
benötigen. Hierfür steht Ihnen unsere Ausbildungsagentur<br />
„Hanseaten bilden aus“ zur<br />
Verfügung, die in gemeinsamer Trägerschaft<br />
des ISH <strong>und</strong> der <strong>KWB</strong> betrieben <strong>und</strong> aus dem<br />
STARegio-Programm des BMBF finanziert<br />
wird.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, in den Workshops<br />
des heutigen Nachmittags bietet sich ausreichend<br />
Gelegenheit, die verschiedenen Modelle<br />
<strong>und</strong> Lösungsansätze zu diskutieren <strong>und</strong> von<br />
guten Erfahrungen zu lernen.<br />
Mut machen wird sicher Herr Kremer, Präsident<br />
des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung.<br />
Herr Kremer, Sie haben sich in der Vergangenheit<br />
sehr deutlich für eine Reform des<br />
Berufsbildungssystems ausgesprochen, eine<br />
Reform, die auch helfen soll, die Ausgangslagen<br />
der Jugendlichen besser zu berücksichtigen<br />
<strong>und</strong> ermöglichen wird, schneller auf inhaltliche<br />
Herausforderungen reagieren zu<br />
können.<br />
Sie haben sich zur Reform des Berufsbildungssystems<br />
unter anderem auch im Managerma-<br />
13
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
gazin geäußert, was eher ungewöhnlich ist für<br />
das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung – so habe<br />
ich das zumindest aus der Vergangenheit mitbekommen.<br />
Herr Kremer, herzlichen Dank,<br />
dass Sie heute Morgen nach Hamburg gekommen<br />
sind.<br />
Mit ganz besonderer Vorfreude erwarten wir<br />
auch den sich anschließenden Vortrag von<br />
Frau Suckale. Frau Suckale, Sie sind als Personalvorstand<br />
der Deutschen Bahn AG unter<br />
anderem verantwortlich für die Aus- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />
<strong>und</strong> haben sich mit dem Thema<br />
„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf“ schon lange<br />
<strong>und</strong> intensiv beschäftigt.<br />
Zudem, das habe ich selbst mitbekommen,<br />
engagiert sich die Deutsche Bahn ganz<br />
besonders für das deutsche Bildungswesen als<br />
Hauptsponsor des Deutschen Arbeitgeberpreises<br />
für Bildung der BDA.<br />
Vielen Dank.<br />
14
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Chancen von Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> im beruf-<br />
lichen Ausbildungssystem<br />
Manfred Kremer –<br />
Präsident B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />
(BIBB)<br />
Ich bedanke mich für die Gelegenheit, hier in<br />
Hamburg über ein gesellschaftspolitisch – aber<br />
auch wirtschafts- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitisch –<br />
so wichtiges Thema wie die Integrationschancen<br />
junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der<br />
Berufsausbildung <strong>und</strong> durch die Berufsausbildung<br />
sprechen zu können.<br />
Hamburg – das habe ich bei der Vorbereitung<br />
auf diese Veranstaltung noch einmal deutlich<br />
wahrgenommen – ist in diesem Feld besonders<br />
aktiv, nicht zuletzt dank des persönlichen<br />
Engagements Ihres Ersten Bürgermeisters.<br />
Auch auf B<strong>und</strong>esebene steht unser Thema seit<br />
langem auf der Agenda. Ich erinnere nur an<br />
den immer noch lesenswerten Beschluss des<br />
Bündnisses für Arbeit zur „Aus- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />
von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten“<br />
aus dem Jahr 2000. Nur leider ist davon<br />
bisher nur wenig umgesetzt worden.<br />
Und erst kürzlich hat die vom B<strong>und</strong>esarbeitsminister<br />
geleitete Arbeitsgruppe „Bildung,<br />
Ausbildung <strong>und</strong> Ausbildungschancen“ zur Vorbereitung<br />
eines Nationalen Integrationsplanes<br />
weitreichende Vorschläge <strong>und</strong> Selbstverpflich-<br />
tungen der verschiedenen Akteure vorgelegt.<br />
Sie sollen zu besseren Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungschancen<br />
der Mitbürger <strong>und</strong> Mitbürgerinnen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> führen.<br />
Ich wünsche mir sehr, dass mit der Schubkraft<br />
des ersten Nationalen Integrationsplanes die<br />
Umsetzung diesmal energischer vorangebracht<br />
wird.<br />
Manfred Kremer: „Um die Folgen dieser demografischen<br />
Entwicklung bewältigen zu können, bedarf es erheblicher<br />
Qualifizierungsanstrengungen für Jung <strong>und</strong> Alt.“<br />
Die Analyse der Ausgangslage, wie sie z. B. in<br />
den Berichten der Arbeitsgruppe des<br />
Nationalen Integrationsplanes dokumentiert<br />
ist, macht die Dringlichkeit des Handelns<br />
überdeutlich. Das BIBB hat zu dieser Analyse<br />
aufgr<strong>und</strong> seiner kontinuierlichen Forschungsarbeiten<br />
zur Berufsbildungsbeteiligung von<br />
Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Wesentliches<br />
beitragen können.<br />
I.<br />
Werfen wir zunächst einen Blick auf einige<br />
Rahmenbedingungen für die Entwicklung des<br />
Bildungswesens, die auch für die Berufsausbil-<br />
15
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
dungschancen junger Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
entscheidend sind.<br />
Die deutsche Bevölkerung schrumpft <strong>und</strong><br />
altert. Zahl <strong>und</strong> Anteil jüngerer Nachwuchs<strong>und</strong><br />
Arbeitskräfte werden nach 2010 fortlaufend<br />
sinken. Der Anteil Älterer wird insgesamt<br />
<strong>und</strong> in der Arbeitswelt erheblich wachsen.<br />
Um die Folgen dieser demografischen Entwicklung<br />
bewältigen zu können, bedarf es erheblicher<br />
Qualifizierungsanstrengungen für<br />
Jung <strong>und</strong> Alt. Darüber hinaus brauchen wir<br />
eine beständig hohe Zahl von Zuwanderern,<br />
deren Integration vor allem durch Bildung <strong>und</strong><br />
Qualifizierung geleistet werden muss.<br />
Gleichzeitig wandeln sich Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
stetig <strong>und</strong> rasch. Dieser Wandel<br />
wird durch Stichworte wie Wissens- <strong>und</strong><br />
Dienstleistungsgesellschaft, Informatisierung,<br />
Ökologisierung <strong>und</strong> Internationalisierung beschrieben.<br />
Als Folge werden einfache Fach- <strong>und</strong> Hilfstätigkeiten<br />
weiter zurückgedrängt. Die Beschäftigungschancen<br />
von Menschen mit Bildungsdefiziten<br />
werden sich weiter verschlechtern. Der<br />
Bedarf an breiter <strong>und</strong> höher qualifizierten<br />
Menschen wird weiter wachsen.<br />
Die Herausforderungen für die Bildungspolitik<br />
sind klar: So viele Menschen wie möglich müssen<br />
so breit <strong>und</strong> so hoch qualifiziert werden<br />
wie möglich. Und diese Menschen müssen<br />
kontinuierlich weiterlernen.<br />
Notwendig sind mehr Menschen mit breiter<br />
Allgemeinbildung <strong>und</strong> qualifizierten Berufs-<br />
bildungs- <strong>und</strong> Hochschulabschlüssen. Notwendig<br />
ist eine wesentlich breitere Beteiligung<br />
Jüngerer <strong>und</strong> Älterer am stetigen Weiterlernen<br />
im gesamten Lebensverlauf, insbesondere<br />
aber während des gesamten Berufslebens.<br />
Deshalb ist es fatal, dass die Bildungsexpansion<br />
der 70er- <strong>und</strong> 80er-Jahre zu Beginn der 90er-<br />
Jahre ins Stocken geriet. Im internationalen<br />
Vergleich stehen wir mit einer eher wachsenden<br />
Bildungsarmut beschämend schlecht da.<br />
20 bis 25 % der 15-jährigen Jugendlichen erreichen<br />
wichtige Basiskompetenzen nur auf<br />
niedrigstem Niveau. Bei Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
sind es im B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />
erschreckende 40 %. Zu wenige junge Leute<br />
<strong>und</strong> allemal zu wenige junge Migranten erreichen<br />
bei den Basiskompetenzen hohes <strong>und</strong><br />
höchstes Niveau. Auch weil in Deutschland<br />
der Zusammenhang zwischen Bildungserfolg<br />
<strong>und</strong> familiärem Umfeld besonders stark ist.<br />
Inzwischen ist Deutschland das einzige OECD-<br />
Land, in dem das Qualifikationsniveau der<br />
jüngeren Arbeitskräfte – gemessen an den<br />
Bildungsabschlüssen – von 1991 auf 2003 gesunken<br />
ist, <strong>und</strong> eines der ganz wenigen<br />
OECD-Länder, in dem infolgedessen inzwischen<br />
die Jüngeren eher schlechter qualifiziert<br />
sind als die Älteren. Der Anteil der Schulabgänger<br />
ohne Abschluss liegt stabil bei r<strong>und</strong><br />
8 %. Bei den jungen Ausländern sind es<br />
erschreckende 17,5 %.<br />
Der Anteil der jungen Erwachsenen ohne qualifizierten<br />
Berufsabschluss ist gegenüber den<br />
90er-Jahren eher gestiegen. Bei jungen Leuten<br />
16
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> beträgt er 15 %.<br />
In der Vergleichsgruppe mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
ist dieser Anteil mit dramatischen<br />
41 % mehr als zweieinhalb mal so hoch.<br />
Mit einem mehr oder weniger stagnierenden<br />
Anteil der Hochschulabsolventen an der<br />
gleichaltrigen Bevölkerung von gut 20 % nimmt<br />
Deutschland in der OECD einen der hinteren<br />
Plätze ein. Wird berücksichtigt, dass weitere<br />
10 % hochwertige Abschlüsse der beruflichen<br />
<strong>Weiterbildung</strong> erreichen, rücken wir etwas<br />
vor, bleiben aber im unteren Viertel. Unter<br />
den Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind<br />
diese Anteile jeweils nur wenig mehr als halb<br />
so hoch. Die <strong>Weiterbildung</strong>sbeteiligung der<br />
Beschäftigten bleibt deutlich hinter den Erfordernissen<br />
zurück. Je nach Definition, Betrachtungsweise<br />
<strong>und</strong> statistischer Gr<strong>und</strong>lage liegt<br />
sie zwischen 12 <strong>und</strong> gut 40 %, aber im europäischen<br />
Vergleich immer im unteren Bereich.<br />
Die <strong>Weiterbildung</strong>sbeteiligung von Personen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> liegt jeweils<br />
noch deutlich darunter.<br />
Das Schwerwiegendste ist aber, dass<br />
Deutschland nahezu jede Dynamik bei der<br />
Entwicklung der Bildungsbeteiligung vermissen<br />
lässt. In nahezu allen anderen OECD-Ländern<br />
steigen diese Quoten von unterschiedlichen<br />
Ausgangsniveaus seit Jahren kontinuierlich an.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sind die Ziele notwendiger<br />
Reformen weitgehend klar <strong>und</strong> unbestritten.<br />
Sie werden im Nationalen Bildungsbericht<br />
<strong>und</strong> bei internationalen Verglei-<br />
chen deutlich – zuletzt <strong>und</strong> erneut mit dem<br />
OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“.<br />
Für unser Thema relevante Ziele sind:<br />
• Der Anteil der Jugendlichen, die in <strong>und</strong> an<br />
der Schule scheitern, muss deutlich sinken.<br />
• Der in Deutschland besonders starke<br />
Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft<br />
<strong>und</strong> Bildungserfolg muss deutlich<br />
gelockert werden. Insbesondere müssen<br />
die Bildungschancen der Zuwanderer <strong>und</strong><br />
ihrer Kinder, die das Land dringend<br />
braucht, nachhaltig verbessert werden.<br />
• Sehr viel mehr junge Menschen müssen<br />
allgemein bildende Basisfähigkeiten auf hohem<br />
<strong>und</strong> höchstem Kompetenzniveau erwerben.<br />
• Der Anteil junger Leute mit qualifizierter<br />
Berufs- oder Hochschulausbildung muss<br />
deutlich steigen.<br />
Diese bei weitem nicht vollständige Liste markiert<br />
wichtige Anforderungen an die Politik,<br />
aber auch an Gesellschaft, Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Individuen.<br />
Wenn Deutschland international anschluss<strong>und</strong><br />
wettbewerbsfähig bleiben will, wenn die<br />
Lebens- <strong>und</strong> Berufschancen der nachwachsenden<br />
Generationen nachhaltig gesichert werden<br />
sollen, dann ist eine neue Bildungsexpansion<br />
notwendig, die alle Bildungsbereiche <strong>und</strong> alle<br />
Bevölkerungsgruppen umfasst.<br />
Diese Liste macht zugleich klar, dass über<br />
Grenzen <strong>und</strong> Spielräume der Integration Jugendlicher<br />
<strong>und</strong> junger Erwachsener in die be-<br />
17
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
rufliche Bildung nicht nur im Berufsbildungssystem<br />
entschieden wird. Wirksame Berufsbildungsreformen<br />
müssen Teil einer abgestimmten<br />
<strong>und</strong> koordinierten Reform des gesamten<br />
Bildungssystems sein. Vor allem muss<br />
dafür gesorgt werden, dass Übergänge <strong>und</strong><br />
Verbindungen an den Schnittstellen zwischen<br />
den Bildungsbereichen ohne Reibungsverluste<br />
funktionieren.<br />
Manfred Kremer: „Gerade die Migrationsproblematik<br />
macht aber sehr deutlich, dass die bildungs- <strong>und</strong><br />
integrationspolitische Dimension früher Bildungsförderung<br />
in den Mittelpunkt gerückt werden muss.“<br />
Nach dem PISA-Schock ist vieles in Gang gekommen.<br />
Diskussionen <strong>und</strong> bildungspolitische<br />
Aktivitäten drehen sich zu Recht um frühe<br />
Förderung, Ganztagsbildung, verbindliche Bildungsstandards,<br />
selbstständige Schule <strong>und</strong><br />
Qualitätsentwicklung. Mehr <strong>und</strong> mehr gute<br />
Beispiele zeigen, wie die Ziele einer Bildungsreform<br />
erreichbar sind.<br />
Ich hoffe sehr, dass dies alles in den nächsten<br />
Jahren auch in der notwendigen Breite an der<br />
Basis der Bildungslandschaft ankommt.<br />
II.<br />
Mehr als ein Viertel der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
im bildungsrelevanten Alter haben einen<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong>. Je jünger die Altersgruppe,<br />
um so größer ist dieser Anteil. Bei den<br />
unter 6-Jährigen beträgt er ein Drittel.<br />
Die Bedeutung der Integrationsaufgabe wird<br />
deshalb – auch unabhängig vom Ausmaß weiterer<br />
Zuwanderung – noch an Bedeutung zunehmen.<br />
Integration – das heißt am Ende auch<br />
immer die Chancengleichheit – in Bildung <strong>und</strong><br />
Ausbildung spielt dabei eine zentrale Rolle.<br />
Gegenwärtig sind die Bildungshürden für Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
aber besonders hoch. Niemand wird in Abrede<br />
stellen wollen, dass Kommunen, Länder<br />
<strong>und</strong> B<strong>und</strong> vielfältige <strong>und</strong> auch durchaus erfolgreiche<br />
Bemühungen unternehmen, um die<br />
Integration dieser Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen zu<br />
fördern. Gleichwohl müssen wir feststellen,<br />
dass die bisherigen Anstrengungen offensichtlich<br />
nicht ausreichen.<br />
Benachteiligungen, Chancenungleichheiten<br />
oder mangelnder Integrationserfolg – wie<br />
immer wir den Sachverhalt, um den es hier<br />
geht, benennen wollen – beginnen dabei weit<br />
vor dem Übergang von der Schule in die Berufsausbildung.<br />
So besucht nur ein vergleichsweise geringer<br />
Anteil der unter 4-jährigen Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
eine Kindertageseinrichtung.<br />
Wir wissen aber, dass gute frühkindliche Förderung<br />
die Bildungschancen erheblich verbes-<br />
18
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
sert. Weltweite Erfahrungen belegen, das dies<br />
ganz besonders für Kinder von Migranten gilt.<br />
Die Bedeutung qualitativ hochwertiger früher<br />
Förderung <strong>und</strong> Bildung für die nachfolgenden<br />
Bildungsphasen bis hin zur <strong>Weiterbildung</strong>sfähigkeit<br />
<strong>und</strong> -bereitschaft im fortgeschrittenen<br />
Alter ist längst erkannt <strong>und</strong> gut nachgewiesen.<br />
Jeder Euro, der hier investiert wird, rentiert<br />
sich 50 bis 60 Jahre lang. Dazu tragen z. B.<br />
eine geringere Kriminalitätsrate, eine<br />
erfolgreichere Bildungs- <strong>und</strong> Berufslaufbahn,<br />
ein höheres Erwerbseinkommen <strong>und</strong> damit<br />
höhere Steueraufkommen sowie bessere Ges<strong>und</strong>heit<br />
früh geförderter Kinder bei. Umgekehrt<br />
ist der volkswirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Schaden versäumter früher<br />
Förderung entsprechend hoch.<br />
Gegenwärtig werden allerdings die aus diesen<br />
Einsichten folgenden Konsequenzen nur halbherzig<br />
gezogen. Die aktuelle politische Debatte<br />
konzentriert sich zu einseitig auf die<br />
familien-, gleichstellungs- <strong>und</strong> bevölkerungspolitischen<br />
Aspekte <strong>und</strong> damit auf den<br />
Betreuungsaspekt.<br />
Gerade die Migrationsproblematik macht aber<br />
sehr deutlich, dass die bildungs- <strong>und</strong> integrationspolitische<br />
Dimension früher Bildungsförderung<br />
in den Mittelpunkt gerückt werden muss.<br />
Wir brauchen vor allem qualitativ hochwertige<br />
frühe Bildung, wenn wir den beschämenden<br />
Zustand beenden wollen, dass Kinder aus<br />
Migrantenfamilien <strong>und</strong> aus so genannten bildungsfernen<br />
Schichten bei uns erheblich gerin-<br />
gere Bildungschancen haben als anderswo in<br />
der Welt.<br />
Es geht nicht nur um mehr Ganztagsbetreuungsplätze<br />
<strong>und</strong> bessere Ausstattungen, sondern<br />
vor allem auch um hoch qualifizierte<br />
Fachkräfte <strong>und</strong> hochwertige Bildungskonzepte<br />
für die frühen Bildungsphasen.<br />
Dazu passt z. B. ganz <strong>und</strong> gar nicht, dass wir<br />
an die Ausbildung von Erziehern <strong>und</strong><br />
Erzieherinnen in Einrichtungen der frühen<br />
Förderung geringere Ansprüche stellen als an<br />
die Ausbildung von Gr<strong>und</strong>schullehrern, <strong>und</strong><br />
dass deren Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit – gemessen<br />
an Qualifikationsanspruch <strong>und</strong> Bezahlung – uns<br />
weniger wert ist, als z. B. die der<br />
Gymnasiallehrer.<br />
Manfred Kremer: „Wir müssen den gesamten Bildungsverlauf<br />
von der frühkindlichen Bildung bis zur<br />
Erstausbildung als zusammenhängenden Prozess der<br />
Kompetenzentwicklung begreifen <strong>und</strong> gestalten.“<br />
Schon am Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit ist auch<br />
ein im internationalen Vergleich sehr ausgeprägter<br />
Leistungsrückstand der Schüler <strong>und</strong><br />
Schülerinnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu<br />
beobachten. Nicht die einzige, aber eine wesentliche<br />
Ursache ist, dass es uns in Deutsch-<br />
19
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
land wesentlich schlechter als in vergleichbaren<br />
Ländern gelingt, die Bildung dieser Kinder<br />
früh, systematisch <strong>und</strong> konsequent zu fördern<br />
<strong>und</strong> sie erfolgreich beim Erwerb der deutschen<br />
Schriftsprache <strong>und</strong> in ihrer Mehrsprachigkeit<br />
zu fördern.<br />
Im gegliederten Schulwesen bedeutet dies,<br />
dass Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong> deutlich<br />
seltener eine Realschule oder ein Gymnasium<br />
besuchen als ihre Altersgenossen ohne<br />
diesen Hintergr<strong>und</strong>. Dies wiederum trägt wesentlich<br />
dazu bei, dass ein Viertel der Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> eine Schule<br />
besucht, in der die Mehrheit der Mitschülerinnen<br />
<strong>und</strong> Mitschüler ebenfalls einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
haben.<br />
Als Ergebnis dieser Segregation <strong>und</strong> nicht gelingender<br />
individueller <strong>und</strong> zielgruppenspezifischer<br />
Förderung ist der Anteil der Schulabgänger<br />
ohne Abschluss unter den ausländischen<br />
Jugendlichen doppelt so hoch wie unter<br />
deutschen Jugendlichen. Ich erwähne diese<br />
Fakten, weil sie für die Berufsausbildungschancen<br />
junger Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen – <strong>und</strong><br />
nicht nur für diese – eine schwere Hypothek<br />
sind.<br />
Wir müssen realistisch sehen, dass eine nachhaltige<br />
Verbesserung der Berufsbildungschancen<br />
dieser jungen Leute mit erfolgreicherer<br />
Förderung im Kindergarten <strong>und</strong> in der Schule<br />
beginnt <strong>und</strong> ohne diese nur eingeschränkt<br />
gelingen kann.<br />
III.<br />
Mindestens in der Schule können <strong>und</strong> müssen<br />
die Berufsbildungsakteure dazu wesentliche<br />
Beiträge leisten. Bei der Kooperation von<br />
Schulen <strong>und</strong> Betrieben zur Verbesserung von<br />
Berufsorientierung, Ausbildungsreife <strong>und</strong> Ausbildungsvorbereitung<br />
hat es in letzter Zeit<br />
auch durchaus Fortschritte gegeben. Eine flächendeckende<br />
<strong>und</strong> vorbehaltlose Kooperation<br />
aller Verantwortlichen <strong>und</strong> Beteiligten ist allerdings<br />
noch nicht in Sicht. Wirklich nachhaltige<br />
Strukturen, in denen die Ressourcen zur<br />
Berufsorientierung <strong>und</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />
vor Ort in einem koordinierten<br />
regionalen „Übergangsmanagement von der<br />
Schule in die Ausbildung“ <strong>und</strong> zur „Förderung<br />
aus einem Guss“ gebündelt werden, gibt es<br />
bisher nicht – weder für Jugendliche mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> – noch für andere Zielgruppen<br />
mit besonderem Förderbedarf. Dazu<br />
wäre eine wesentlich intensivere <strong>und</strong> systematischere<br />
Zusammenarbeit von allgemein bildenden<br />
<strong>und</strong> beruflichen Schulen, Berufsbildungs-<br />
<strong>und</strong> Jugendhilfeeinrichtungen, Betrieben,<br />
Kammern, Arbeitsagenturen <strong>und</strong> Kommunen<br />
über Zuständigkeitsgrenzen hinweg<br />
notwendig. Die Bereitschaft, die dazu erforderlichen<br />
kompetenz- <strong>und</strong> förderrechtlichen<br />
Voraussetzungen zu schaffen, hält sich bei<br />
B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern in Grenzen.<br />
An dieser Stelle werden zwei wesentliche<br />
Erfolgsfaktoren für die Integration – <strong>und</strong> ich<br />
sage erneut: nicht nur für Jugendliche mit<br />
20
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> in die Berufsausbildung<br />
– deutlich.<br />
Erstens: Wir müssen den gesamten Bildungsverlauf<br />
von der frühkindlichen Bildung<br />
bis zur Erstausbildung als zusammenhängenden<br />
Prozess der Kompetenzentwicklung begreifen<br />
<strong>und</strong> gestalten. Ob dieser Prozess ohne Brüche<br />
<strong>und</strong> kontinuierlich verläuft, hängt wesentlich<br />
davon ab, wie die verschiedenen Bildungsphasen<br />
<strong>und</strong> –bereiche insbesondere an den<br />
Schnittstellen <strong>und</strong> Übergängen zusammenwirken.<br />
Wenn wir nachhaltigen Erfolg haben<br />
wollen, dann müssen Kindergarten <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>schule, Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> weiterführende<br />
Schule, weiterführende Schule <strong>und</strong> Berufsausbildung<br />
als zusammenhängende Bildungsphasen<br />
verstanden <strong>und</strong> gestaltet werden.<br />
Zweitens: Ob dies gelingt, wird wesentlich<br />
durch die Kooperationsbereitschaft <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit<br />
der Beteiligten in allen<br />
Bereichen <strong>und</strong> auf allen Ebenen des Bildungswesens<br />
bestimmt. Ein bis auf die regionale <strong>und</strong><br />
lokale Ebene reichender Zuständigkeitswirrwarr<br />
<strong>und</strong> ein auch deswegen fehlendes gemeinsames<br />
Verständnis von Bildung <strong>und</strong> Lernen<br />
in den verschiedenen Bildungsphasen behindert<br />
dies allerdings hartnäckig.<br />
Noch einmal: Es gibt viele gute Beispiele, aber<br />
keine Umsetzung in die Breite. Oder überpointiert<br />
<strong>und</strong> etwas polemisch ausgedrückt:<br />
Wir wissen genau, was wir tun müssen, aber<br />
zu wenige tun es mit dem notwendigen Nachdruck<br />
<strong>und</strong> mit der notwendigen Nachhaltigkeit.<br />
IV.<br />
Mangelnde Ausbildungsreife oder mindestens<br />
erhebliche Kompetenzdefizite vieler Schulabgänger<br />
sind die eine Seite des Problems. Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind davon<br />
überproportional betroffen. Ein mittlerweile<br />
chronisches Unterangebot an betrieblichen<br />
Ausbildungsplätzen ist die andere, quantitativ<br />
wohl bedeutsamere Seite der Medaille.<br />
Daraus sollten allerdings keine Vorwürfe, an<br />
welche Adresse auch immer, abgeleitet werden.<br />
Wir rechnen realistisch für <strong>2007</strong> mit bis<br />
zu 600.000 neuen Ausbildungsverträgen, davon<br />
mehr als 90 % betriebliche. Das ist nicht<br />
wenig <strong>und</strong> sicher kein Beleg für eine zuweilen<br />
behauptete Abwendung der Betriebe vom<br />
dualen System der Berufsausbildung. Seit 1995<br />
sind betriebliche Ausbildungsbeteiligungen <strong>und</strong><br />
betriebliche Ausbildungsquoten relativ stabil<br />
geblieben, reichen aber seit längerem bei weitem<br />
nicht für den Ausgleich von Angebot <strong>und</strong><br />
Nachfrage am Ausbildungsstellenmarkt aus.<br />
Dies hat in den letzten Jahren dazu geführt,<br />
dass jeweils deutlich über 40 % der bei Arbeitsagenturen<br />
gemeldeten Lehrstellenbewerber<br />
<strong>und</strong> -bewerberinnen in eine mehr oder<br />
weniger akzeptierte Alternative zur betrieblichen<br />
Berufsausbildung eingemündet sind.<br />
Schätzungsweise jeweils 100.000 davon suchten<br />
gleichwohl weiter nach einem betrieblichen<br />
Ausbildungsplatz, ohne dass sie offiziell<br />
als Nachfrager erfasst werden.<br />
Die Zahl der so genannten Altbewerber – in<br />
der BIBB-Definition sind das junge Leute, die<br />
21
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
sich mindestens zum zweiten Mal bei den Arbeitsagenturen<br />
um einen betrieblichen Ausbildungsplatz<br />
bemühen – ist deshalb in 2006<br />
erstmals auf über 300.000 gestiegen.<br />
Das hat dazu geführt, dass zwischen Schule<br />
<strong>und</strong> Berufsausbildung ein „Übergangssystem“<br />
expandiert ist, in dem sich in den letzten Jahren<br />
jeweils zwischen 450.000 <strong>und</strong> 500.000<br />
Jugendliche in Bildungsgängen befinden, die<br />
überwiegend nicht zu verwertbaren Berufsabschlüssen<br />
führen. Im Berufsbildungsjargon wird<br />
deshalb vielfach von unproduktiven „Warteschleifen“<br />
gesprochen. Von dieser nach wie<br />
vor sehr angespannten <strong>und</strong> angespannt bleibenden<br />
Situation am Ausbildungsstellenmarkt<br />
sind alle Jugendlichen, ganz besonders aber<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> betroffen.<br />
Lifeaufzeichnung des Vortrags von Manfred Kremer<br />
Einige Zahlen: Der Anteil der Auszubildenden<br />
unter den jungen Ausländern ist von 34 % in<br />
1994 auf 24 % in 2005 gesunken. Die nur<br />
leicht gesunkene Ausbildungsbeteiligungsquote<br />
junger Deutscher war 2005 mit r<strong>und</strong> 58 %<br />
mehr als doppelt so hoch.<br />
Nach Befragungen des BIBB haben 2006 von<br />
den Schulabgängern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />
die eine duale Ausbildung anstrebten,<br />
nur 40 % dieses Ziel auch erreicht. Von<br />
den Schulabgängern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
waren es 54 %. Mit einem Anteil von<br />
r<strong>und</strong> 26 % münden Ausbildungsplatzbewerber<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> überproportional<br />
häufig in das so genannte Übergangssystem.<br />
Bei Bewerbern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
waren es 19 %.<br />
Mehr als 20 % der Ausbildungsplatzbewerber<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> fallen aus dem Bildungssystem<br />
heraus <strong>und</strong> landen in Arbeitslosigkeit<br />
oder beginnen unqualifiziert zu jobben.<br />
Bei der Vergleichsgruppe sind dies 15 %.<br />
V.<br />
Diese Zahlen belegen schwerwiegende Chancenbarrieren<br />
für junge Migranten beim Übergang<br />
von der Schule in die Berufsausbildung.<br />
Sicher ist dies auch eine Konsequenz misslungener<br />
Integration in den vorgelagerten Bildungsphasen.<br />
Aber nicht nur, wie Untersuchungen<br />
des BIBB belegen. Auch wenn Gruppen<br />
mit gleichen Schulabschlüssen, ähnlichen<br />
Schulleistungen <strong>und</strong> vergleichbarer Suchintensität<br />
verglichen werden, gibt es deutliche<br />
Chancenunterschiede. Nur 25 % der bei den<br />
Agenturen gemeldeten jungen Migranten mit<br />
Hauptschulabschluss finden einen Ausbildungsplatz.<br />
Von den Hauptschulabsolventen ohne<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> schaffen dies 29 %.<br />
22
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Bei Realschulabsolventen lauten diese Vergleichswerte<br />
34 % zu 47 %. Von den Migranten<br />
mit guten Mathematiknoten – offensichtlich<br />
ein harter Indikator für Erfolg bei der Ausbildungsplatzsuche<br />
– münden 41 % in eine betriebliche<br />
Ausbildung ein. In der Vergleichsgruppe<br />
ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> sind es<br />
64 %. Dieses Bild ist klar. Höhere<br />
Schulabschlüsse <strong>und</strong> gute Schulleistungen<br />
wirken sich auf die Ausbildungschancen junger<br />
Migranten nicht nur erheblich weniger stark<br />
aus als bei der deutschen Vergleichsgruppe.<br />
Auch der „Chancenzuwachs“ – etwa durch<br />
einen Realschulabschluss oder gute<br />
Schulleistungen – ist bei jungen Migranten<br />
deutlich geringer als bei der Vergleichsgruppe<br />
ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die deutlichen<br />
Chancenunterschiede sind deshalb nicht nur<br />
mit den im Durchschnitt schlechteren<br />
schulischen Abschlüssen <strong>und</strong> Leistungen junger<br />
Migranten zu erklären.<br />
Die Frage, welche Faktoren diese Diskriminierung<br />
bewirken, lässt sich anhand der vorliegenden<br />
Daten nicht abschließend klären. Diskutiert<br />
werden z. B. die Bedeutung von<br />
sozialen Netzwerken bei der Suche nach<br />
Ausbildungsplätzen, die vermutlich kulturell<br />
nicht neutralen Einstellungstests der Betriebe<br />
sowie – zumeist unbewusste, im Ergebnis aber<br />
diskriminierende – Benachteiligungen bei der<br />
Bewertung von Bewerbungsunterlagen <strong>und</strong><br />
Bewerbungsgesprächen. Die Verdrängungsprozesse<br />
am Markt der knappen Lehrstellen<br />
treffen junge Migranten deshalb besonders<br />
stark. Die berufliche Qualifizierung junger<br />
Migranten – so das Fazit – ist noch kein selbstverständlicher<br />
Bestandteil des Bildungssystems.<br />
Der Mangel an Ausbildungschancen trägt<br />
eher zur Desintegration bei <strong>und</strong> verursacht<br />
deshalb gesellschaftliche Kosten, die über die<br />
Kosten eines Fachkräftemangels deutlich<br />
hinausgehen. Die zu Recht viel gelobte Integrationsfähigkeit<br />
des deutschen Berufsbildungssystems<br />
hat an dieser Stelle ihre<br />
Nagelprobe noch nicht bestanden.<br />
VI.<br />
Das BIBB hat in seinem Gutachten für die<br />
Arbeitsgruppe „Bildung, Ausbildung <strong>und</strong> Arbeitsmarktchancen“<br />
zur Vorbereitung des<br />
Nationalen Integrationsplanes eine Reihe von<br />
Vorschlägen für aufeinander abgestimmte,<br />
differenzierte <strong>und</strong> umfassende Förderaktivitäten<br />
gemacht. Sie könnten zur besseren Integration<br />
junger Migranten in das duale System<br />
der Berufsausbildung beitragen. Wir betonen<br />
dabei zugleich aber die besondere Bedeutung<br />
früher <strong>und</strong> intensiver Berufsorientierung <strong>und</strong><br />
berufspraktischer Förderung in der allgemein<br />
bildenden Schule. Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Erfahrungen<br />
der Beruflichen Qualifizierungsnetze<br />
(BQN) empfehlen wir eine Initiative zur Sensibilisierung<br />
von Personalverantwortlichen für<br />
ethnisch <strong>und</strong> kulturell neutrale Verfahren bei<br />
der Bewertung der Eignung von Bewerberinnen<br />
<strong>und</strong> Bewerbern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Wir fordern, die besonderen Belange<br />
von Migranten bei den Angeboten der<br />
23
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung besser zu berücksichtigen<br />
<strong>und</strong> wo immer möglich, diese Maßnahmen<br />
auf anschluss- <strong>und</strong> anrechnungsfähige<br />
Ausbildungselemente zu fokussieren. Wir<br />
empfehlen die Förderung vollqualifizierender<br />
Ausbildung von jungen Migranten in einem<br />
b<strong>und</strong>esweiten <strong>und</strong> betriebsnah durchgeführten<br />
Ausbildungsprogramm beziehungsweise<br />
migrantenspezifische Förderelemente in den<br />
bestehenden <strong>und</strong> gegenwärtig geplanten<br />
Programmen <strong>und</strong> Initiativen zur Mobilisierung<br />
betrieblicher Ausbildungsplätze sowie zur<br />
abschlussbezogenen Berufsausbildung in<br />
anderen Ausbildungsformen.<br />
Wir halten es für notwendig, die migrantenspezifisch<br />
ausgerichteten Aktivitäten zur<br />
Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen einschließlich<br />
eines differenzierten Einsatzes ausbildungsbegleitender<br />
Hilfen deutlich zu verstärken.<br />
Wir schlagen eine b<strong>und</strong>esweite Initiative<br />
zur konsequenten modularen <strong>und</strong> beschäftigungsbegleitenden<br />
Nachqualifizierung<br />
von jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss<br />
vor mit einer migrantenspezifisch ausgerichteten<br />
Förderlinie. Wir empfehlen klare Regelungen<br />
zur Anerkennung <strong>und</strong> gegebenenfalls auch<br />
Anrechnung von schulischen <strong>und</strong> beruflichen<br />
Abschlüssen aus den Herkunftsländern.<br />
Schließlich empfehlen wir, die interkulturellen<br />
Potenziale <strong>und</strong> Kompetenzen, die junge<br />
Migranten sehr häufig in eine Berufsausbildung<br />
mitbringen, sehr viel stärker zu nutzen <strong>und</strong> zu<br />
fördern <strong>und</strong> zugleich Betrieben den Wert<br />
dieser Kompetenzen deutlicher zu machen.<br />
Ich weiß, dass dieser umfassende Vorschlag in<br />
Zeiten knapper Kassen ein sehr anspruchvolles<br />
Paket ist. Ich weiß aber auch, dass die Kosten<br />
erheblich höher sein werden, wenn wir<br />
weiter abwarten. Und ich bin sicher, dass eine<br />
derart umfassende Initiative für die Berufsausbildung<br />
junger Migranten unerlässlich ist, wenn<br />
wir die mit dem Nationalen Integrationsplan<br />
gesetzten Ziele tatsächlich erreichen wollen.<br />
24
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Beruf<br />
als unternehmerische<br />
Herausforderung<br />
Margret Suckale –<br />
Vorstandsmitglied Deutsche Bahn AG<br />
Margret Suckale: „Wir brauchen mehr <strong>und</strong> mehr<br />
Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, die<br />
verschiedene Kulturen kennengelernt haben <strong>und</strong> sich in<br />
ihnen bewegen können.“<br />
Meine sehr verehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
ich freue mich sehr, heute bei Ihnen in meiner<br />
Heimatstadt zu sein, um Ihnen aus der Praxis<br />
zu berichten, wie wir als großes deutsches<br />
Unternehmen – mit einer inzwischen starken<br />
internationalen Entwicklung – mit dem Thema<br />
Ausbildung umgehen <strong>und</strong> dabei insbesondere<br />
mit dem Thema Vielfalt <strong>und</strong> Unterschiedlichkeit.<br />
Lassen Sie mich mit einem kurzen Überblick<br />
über das Unternehmen Bahn beginnen,<br />
das auf drei großen operativen Säulen steht:<br />
• Der Bereich Mobility – die Beförderung<br />
von Personen im Fern-, Regional <strong>und</strong><br />
Nahverkehr. Dazu gehören nicht nur<br />
Züge, sondern auch Busse <strong>und</strong> sogar Fahrräder.<br />
• Der Bereich Networks – die Bahn ist<br />
Europas Nummer Eins in der Schieneninfrastruktur<br />
mit dem größten<br />
europäischen Schienennetz von 34.000<br />
Kilometern <strong>und</strong> fast 6.000 Bahnhöfen.<br />
• Der Bereich Logistics – den wir sehr stark<br />
ausgebaut haben. Er umfasst Transport<strong>und</strong><br />
Logistikdienstleistungen auf der<br />
Schiene, aber auch auf der Straße, zur See<br />
<strong>und</strong> in der Luft. Wir sind hier auch ganz<br />
vorne mit dabei. Erfreulich ist, dass insbesondere<br />
der Güterverkehr auf der Schiene<br />
erheblich zugenommen hat.<br />
Die Deutsche Bahn AG hat sich zu einem führenden<br />
Mobilitäts- <strong>und</strong> Logistikdienstleister entwickelt<br />
DB Konzern<br />
�DB AG als<br />
Management<br />
Holding<br />
�Vertikal integrierte<br />
Konzernstruktur<br />
�Rating: Aa1 / AA<br />
Umsatz (Mrd. €)<br />
(einschließlich BAX)<br />
Brutto-Investitionen<br />
(Mrd. €)<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
30,1<br />
Mitarbeiter (Tsd.) 229,2<br />
6,6<br />
�Nr. 1 Europäischer<br />
Schienenpersonenverkehr<br />
�Nr. 1 Europäischer<br />
ÖPNV<br />
�Nr. 1 Busverkehr in<br />
Deutschland<br />
Umsatz (Mrd. €) 11,5<br />
Mitarbeiter (Tsd.) 52,6<br />
Brutto-Investitionen<br />
(Mrd. €)<br />
0,7<br />
2<br />
�Nr. 1 Europäisches<br />
Verkehrsinfrastruktur-Unternehmen<br />
�Nr. 1 Europäische<br />
Schienenfahrzeuginstandhaltung<br />
Umsatz (Mrd. €) 1,3<br />
Mitarbeiter (Tsd.) 74,2<br />
Brutto-Investitionen<br />
(Mrd. €)<br />
5,4<br />
�Nr. 1 Europ. Schienengüterverkehr<br />
�Nr. 1 Europäischer<br />
Landverkehr<br />
�Nr. 2 Seefracht<br />
�Nr. 3 Luftfracht<br />
(weltweit)<br />
Umsatz (Mrd. €)<br />
(bei Addition BAX)<br />
Mitarbeiter (Tsd.)<br />
(bei Addition BAX)<br />
Brutto-Investitionen<br />
(Mrd. €)<br />
Warum erzähle ich Ihnen das? Die Bahn hat –<br />
wie kaum ein anderes Unternehmen – einen<br />
enormen Veränderungsprozess in den Jahren<br />
seit der Bahnreform von 1994 durchgemacht.<br />
Sie sehen das z. B. an der zunehmenden<br />
Internationalisierung unserer Belegschaft. Wir<br />
17,0<br />
79,2<br />
0,4<br />
25
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
haben über 240.000 Mitarbeiter, von denen<br />
sich die Mehrzahl mit r<strong>und</strong> 195.000 zwar nach<br />
wie vor auf Deutschland konzentriert. Aber<br />
wir sind auch in vielen Ländern der Welt<br />
vertreten – insbesondere über unsere<br />
Logistiksparte Schenker. Und das führt natürlich<br />
dazu, dass das Thema Vielfalt <strong>und</strong> Internationalität<br />
heute für uns einen ganz anderen<br />
Stellenwert hat als früher. Wir brauchen mehr<br />
<strong>und</strong> mehr Menschen, die verschiedene Sprachen<br />
sprechen, die verschiedene Kulturen<br />
kennengelernt haben <strong>und</strong> sich in ihnen bewegen<br />
können. Wenn wir unsere Kollegen in<br />
anderen Ländern besuchen, dann sind wir die<br />
Ausländer <strong>und</strong> müssen uns dort nicht nur<br />
sprachlich richtig ausdrücken, sondern dürfen<br />
auch kulturell keine Fehler machen.<br />
Das Unternehmen Bahn wird immer internationaler –<br />
ein Fünftel der Mitarbeiter arbeitet schon heute im Ausland<br />
Amerika 9.564<br />
USA 7.314<br />
Kanada 1.532<br />
Brasilien 333<br />
Mexiko 204<br />
Chile 95<br />
Argentinien 74<br />
Peru 12<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
Europa 220.292<br />
Deutschland 194.457<br />
Frankreich 4.635<br />
Schweden 4.162<br />
Niederlande 2.436<br />
Österreich 1.914<br />
Finnland 1.795<br />
Polen 1.498<br />
Norwegen 1.463<br />
Italien 1.245<br />
Großbritannien 924<br />
Schweiz 910<br />
Sonstige 4.853<br />
Afrika 673<br />
Südafrika 473<br />
Mauretanien 200<br />
3<br />
Asien 10.707<br />
China 4.548<br />
Singapur 1.494<br />
Malaysia 1.178<br />
Thailand 1.083<br />
Indien 939<br />
Indonesien 404<br />
Japan 384<br />
Philippinen 353<br />
Südkorea 324<br />
Australien 1.140<br />
Australien 935<br />
Neuseeland 205<br />
Unseren Fachkräftenachwuchs in Deutschland<br />
rekrutieren wir überwiegend aus der dualen<br />
Berufsausbildung, die in Deutschland große<br />
Erfolge zu verzeichnen hat. Wir bieten <strong>2007</strong><br />
ungefähr 2.300 neue Ausbildungsplätze. Natürlich<br />
haben wir heute weniger Leute an<br />
Bord als noch vor 10 Jahren, aber wir haben<br />
die Ausbildungszahlen dennoch in den letzten<br />
Jahren konstant gehalten. Und wir sind auch<br />
besonders stolz darauf, dass wir mindestens<br />
80 % unserer Auszubildenden auch übernehmen.<br />
Von den 20 %, die nicht bei der Bahn<br />
bleiben, werden nur wenige von uns nicht<br />
akzeptiert, weil ihre Leistungen nicht stimmen.<br />
Wir werden aber immer junge Menschen haben,<br />
die sich für eine andere Ausbildung, einen<br />
anderen Lebensweg oder einen anderen Arbeitgeber<br />
entscheiden.<br />
Die Bahn rekrutiert ihren Fachkräftenachwuchs in<br />
Deutschland hauptsächlich aus der dualen Berufsausbildung<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
� Duale Berufsausbildung<br />
4<br />
– ca. 2.300 Plätze / Jahr<br />
– Übernahmequote: rd. 80%<br />
� Duales Studium<br />
– ca. 120 Plätze / Jahr<br />
– Übernahmequote : rd. 90%<br />
� Praktikantenprogramm „Chance plus“<br />
– ca. 500 Plätze / Jahr<br />
– Übernahmequote: rd. 75%<br />
Ergänzt wird die Rekrutierung von Fachkräftenachwuchs<br />
durch das duale Studium, wofür<br />
wir etwa 120 Plätze im Jahr über die Berufsakademien<br />
vergeben. Hier ist die Übernahmequote<br />
mit 90 % noch höher. Zusätzlich bieten<br />
wir unser Praktikantenprogramm „Chance<br />
plus“ für eine andere Zielgruppe an. „Chance<br />
plus“ ist eine von der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
geförderte Einstiegsqualifizierung, mit der<br />
wir so erfolgreich sind, dass sich das Angebot<br />
an Plätzen innerhalb von drei Jahren auf 500<br />
praktisch verfünffacht hat. Und auch hier haben<br />
wir eine respektable Übernahmequote<br />
26
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
von 75 %. Ich werde später noch einmal darauf<br />
zurückkommen.<br />
Wie viele unserer Auszubildenden haben nun<br />
einen Migrationshintergr<strong>und</strong>? Das ist gar nicht<br />
so einfach zu beantworten, weil wir dies im<br />
Einzelnen nicht erfassen. Wir schätzen, dass<br />
etwa 5 % unserer Auszubildenden einen ausländischen<br />
Pass haben. Aber wir haben natürlich<br />
auch viele Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />
die längst einen deutschen Pass haben.<br />
Ich muss Ihnen allerdings auch sagen, dass<br />
dies bei uns gar nicht das entscheidende<br />
Thema ist. Wir bemühen uns ganz bewusst,<br />
hier keine Unterschiede zu machen, denn<br />
Herkunft entscheidet nicht über Leistung.<br />
Über eines müssen wir uns leider im Klaren<br />
sein, meine Damen <strong>und</strong> Herren, auch viele<br />
deutsche Schulabsolventen reichen mittlerweile<br />
Bewerbungen ein, die nicht einmal die<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzungen erfüllen. Wir bekommen<br />
jedes Jahr über 50.000 Bewerbungen, <strong>und</strong><br />
die Qualität wird jedes Jahr schlechter. Das<br />
hat nichts mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu tun.<br />
Derzeit haben wir insgesamt 8.100 Auszubildende<br />
im Konzern, die sich über die verschiedenen<br />
Ausbildungsjahre verteilen. Wir sind<br />
einer der größten Ausbilder in Deutschland<br />
<strong>und</strong> bilden in 25 verschiedenen Ausbildungsberufen<br />
aus. Zum einen in klassischen Eisenbahnberufen:<br />
der Eisenbahner im Betriebsdienst,<br />
der dann Lokführer oder Fahrdienstleiter<br />
wird (vergleichbar einem Fluglotsen, der<br />
im Stellwerk die Zugverkehre steuert). Wir<br />
haben auch viele Berufe im kaufmännisch-<br />
serviceorientierten Bereich <strong>und</strong> natürlich –<br />
denn nach wie vor wird bei der Bahn körperlich<br />
gearbeitet – die gewerblich-technischen<br />
Berufe, wie den Gleisbauer, der bei jedem<br />
Wetter draußen ist, um die Schienen zu warten<br />
<strong>und</strong> zu reparieren. Und schließlich gibt es<br />
noch die IT-Berufe, denn auch bei der Bahn<br />
funktioniert nichts ohne IT. IT-Berufe haben<br />
durch die moderne Verkehrstechnik der Bahn<br />
einen sehr hohen Stellenwert.<br />
Die Bahn ist einer der größten Ausbilder in Deutschland<br />
Verkehrsberufe<br />
� Eisenbahner im<br />
Betriebsdienst<br />
- Lokführer<br />
- Fahrweg<br />
� Kaufleute für<br />
Verkehrsservice<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
Kaufmännischserviceorientierte<br />
Berufe<br />
� Kaufleute für Bürokommunikation<br />
� Industriekaufleute<br />
� Kaufleute Gr<strong>und</strong>stücks- u.<br />
Wohnungswirtschaft<br />
� Speditionskaufleute<br />
� Fachkraft für Schutz <strong>und</strong><br />
Sicherheit<br />
� Servicekaufleute für<br />
Dialogmarketing<br />
5<br />
Gewerblichtechnische<br />
Berufe<br />
IT-Berufe<br />
� Mechatroniker<br />
� IT-Systemkaufleute<br />
� Gleisbauer / Tiefbau-<br />
� IT-Systemelektroniker/in<br />
facharbeiter<br />
� Industriemechaniker<br />
� Elektroniker für Betriebstechnik<br />
� Elektroniker für Geräte <strong>und</strong><br />
Systeme<br />
� Fertigungsmechaniker<br />
� Bauzeichner<br />
� Gebäudereiniger<br />
Ganz wichtig in der Ausbildung ist – neben der<br />
Praxis in der Ausbildungswerkstatt <strong>und</strong> der<br />
Theorie in der Berufsschule – die Vermittlung<br />
von Sozial- <strong>und</strong> Methodenkompetenz. Denn<br />
wir stellen leider fest, dass diese Kompetenzen<br />
– „Wie geht man vernünftig miteinander<br />
um?“ <strong>und</strong> „Wie geht man in der Berufsausbildung<br />
an Probleme heran?“ – in der Schule in<br />
den letzten Jahren zu kurz gekommen sind.<br />
Deshalb haben wir zum Ausgleich konkrete<br />
Maßnahmen ergriffen, von denen ich nur zwei<br />
erwähnen möchte: unser einwöchiges Outdoortraining<br />
für Auszubildende <strong>und</strong> unseren<br />
Wettbewerb „Bahnazubis gegen Hass <strong>und</strong><br />
27
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Gewalt“, den wir seit vielen Jahren erfolgreich<br />
durchführen.<br />
Innovative Lernmethoden <strong>und</strong> Handlungsorientierung<br />
stehen im Mittelpunkt der Ausbildung<br />
Projektwettbewerb „Bahn-Azubis<br />
gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt“<br />
Outdoor-Training<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
Vermittlung von Sozial- <strong>und</strong><br />
Methodenkompetenz<br />
Betrieb Ausbildungswerkstatt Berufsschule<br />
6<br />
Lernen in<br />
Projekten<br />
Wie sieht so ein Outdoortraining aus? Es<br />
spielt eine wichtige Rolle, um sich besser untereinander<br />
kennen- <strong>und</strong> schätzen zu lernen,<br />
um sich einander zu vertrauen <strong>und</strong> gegenseitig<br />
Verantwortungsbewusstsein aufzubauen. Die<br />
Auszubildenden kommen doch aus sehr verschiedenen<br />
Regionen <strong>und</strong> sozialen Umfeldern.<br />
In einer typischen Outdooranlage, die wir in<br />
Regensburg errichtet haben, wird eine Woche<br />
lang mit viel Spaß gelernt, im Team zu arbeiten.<br />
Outdoor-Training – Agieren im Team<br />
� Viertägiges Outdoor-Seminar für alle<br />
Auszubildenden im 1. Lehrjahr<br />
� Lernziele<br />
– Gruppenzusammenhalt <strong>und</strong><br />
Teamfähigkeit<br />
– Lernen mit <strong>und</strong> von anderen<br />
– Vernetztes Denken im<br />
Verb<strong>und</strong>unternehmen Bahn<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
7<br />
Die Begeisterung der Azubis hat sich<br />
mittlerweile im Konzern herumgesprochen, so<br />
dass sogar viele Manager anfragen, ob sie dort<br />
nicht auch einmal hingehen dürfen. Das ist,<br />
glaube ich, das Beste, was man erreichen kann.<br />
Übrigens, <strong>und</strong> darauf legen wir großen Wert,<br />
sind auf allen Bildern, die ich Ihnen hier zeige,<br />
keine Models zu sehen, sondern immer unsere<br />
eigenen Mitarbeiter.<br />
Hier sehen Sie den Wettbewerb „Bahn-Azubis<br />
gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt“, an dem sich mittlerweile<br />
fast 7.000 Auszubildende über die letzen<br />
Jahre beteiligt haben.<br />
Das Projekt „Bahn-Azubis gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt“<br />
� Seminar in der<br />
Berufsausbildung<br />
� Jährlicher<br />
Aktionswettbewerb<br />
� Wanderausstellung<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
8<br />
� Auseinandersetzung mit<br />
Extremismus, Rassismus,<br />
Gewalt <strong>und</strong> Ausgrenzung<br />
� Förderung von<br />
– Zivilcourage<br />
– kollegialem Miteinander<br />
– sozialen Kompetenzen<br />
� Klare Positionierung<br />
gegen Hass <strong>und</strong> Gewalt<br />
Unsere Ausbildungsleiter regen die Azubis an,<br />
ein Projekt auf die Beine zu stellen, das sich<br />
mit den Themen Zivilcourage, Extremismus,<br />
Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung <strong>und</strong> natürlich<br />
auch Ausländerfeindlichkeit beschäftigt. Und<br />
ich bin jedes Mal über die beeindruckenden<br />
Ergebnisse überrascht, wenn die Preisträger<br />
ihre Projekte im Rahmen der<br />
Abschlussveranstaltung vorstellen. Beispielsweise<br />
haben die Auszubildenden eine<br />
Lokomotive umgestaltet, die mit europa-<br />
28
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
fre<strong>und</strong>lichen Motiven gut sichtbar die gesamte<br />
Republik bereist. Es sind auch viele Filme entstanden,<br />
die sich mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit<br />
<strong>und</strong> Integration von Migranten<br />
beschäftigen. Und ich muss sagen, die Preise –<br />
häufig Reisen, die auch wieder den Teamgeist<br />
stärken – sind häufig so attraktiv, dass es nicht<br />
viel Überredung kostet, mitzumachen.<br />
Ganz besonders stolz bin ich auf unser Projekt<br />
„Chance plus“. Ich habe eben schon erwähnt,<br />
dass wir unser Angebot auf 500 Praktikumsplätze<br />
aufgestockt haben, weil wir sehr<br />
viel Akzeptanz für dieses Projekt gef<strong>und</strong>en<br />
haben. Was machen wir hier genau? Ich hatte<br />
eben gesagt, dass zu viele Jugendliche nicht<br />
ausbildungsfähig sind. Und auch hier möchte<br />
ich noch einmal betonen: Das gilt für alle Jugendlichen<br />
– mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Diese Jugendlichen sind in der<br />
Schule häufig gescheitert. Sie haben keinen<br />
oder zumindest keinen Abschluss, der es<br />
ihnen ermöglichen würde, bei einem Unternehmen<br />
in Deutschland einen Ausbildungsplatz<br />
zu bekommen.<br />
Dennoch sind sie meistens sehr motiviert. Sie<br />
haben 50, 100 Bewerbungen geschrieben <strong>und</strong><br />
sind nie zu einem Gespräch eingeladen worden.<br />
Zu Hause gibt es niemanden, der sagt:<br />
„Zeig mir die Bewerbung erst einmal, bevor<br />
du sie rausschickst.“ Wenn die jungen Berufseinsteiger<br />
einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
haben, scheitern sie häufig an der deutschen<br />
Sprache.<br />
Wir haben festgestellt, dass diese Jugendlichen<br />
in 11 Monaten einen enormen Sprung machen<br />
können, wenn man ihnen noch einmal eine<br />
Chance gibt, gewisse Defizite auszugleichen.<br />
„Chance plus“ bereitet bedingt ausbildungsfähige Jugendliche<br />
praxisnah auf den Einstieg in das Berufsleben vor<br />
Anleitung durch erfahrene Ausbilder<br />
Allgemeine Gr<strong>und</strong>lagenausbildung<br />
Methoden- <strong>und</strong> Sozialkompetenz<br />
Sozialpädagogische Betreuung<br />
IHK-Zertifikat<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
Diese Jugendlichen verbringen 40 % ihrer Zeit<br />
in einer theoretischen Schulung. Da steht<br />
Deutsch genauso auf dem Lehrplan wie „Wie<br />
bewerbe ich mich richtig?“. Die übrigen 60 %<br />
sind für die Praxis vorgesehen. Und besonders<br />
bei der praktischen Tätigkeit haben wir das<br />
ganz große „Aha-Erlebnis“ gehabt. Diese jungen<br />
Leute sind zum Teil viel serviceorientierter,<br />
viel engagierter als so mancher andere<br />
Bewerber mit guten Noten. Gerade bei der<br />
WM im letzten Jahr haben unsere „Chance<br />
plus“-Praktikanten Großartiges geleistet. Wer<br />
da zufällig eine andere Sprache sprach, kam<br />
ganz groß raus, denn durch die vielen ausländischen<br />
Gäste war dies natürlich sehr gefragt.<br />
Ganz wichtig ist auch, dass für das Praktikum<br />
ein IHK-Zertifikat vergeben wird. Dies stärkt<br />
das persönliche <strong>und</strong> berufliche Selbstbewusstsein<br />
der Jugendlichen, die eigentlich noch nie<br />
ein echtes Erfolgserlebnis in ihrer schulischen<br />
9<br />
29
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Laufbahn gehabt haben. Und auch hier sehen<br />
sie keine Models, sondern Abgänger des letzten<br />
Jahres auf unserer Abschlussveranstaltung<br />
von „Chance plus“. Die Dame ganz links<br />
außen ist eine junge Frau aus Afghanistan, die<br />
die Schule nicht geschafft hat, aber bei uns<br />
mittlerweile ein kleiner Star geworden ist.<br />
Diese vier Jugendlichen haben die Abschlussveranstaltung<br />
überwiegend selbst moderiert,<br />
in einer überzeugenden Art <strong>und</strong> Weise. Der<br />
andere junge Mann ist polnischer Herkunft.<br />
Also auch hier haben wir viele unterschiedliche<br />
Nationen vertreten.<br />
Ich habe die Praktikanten zu Anfang des Programms<br />
besucht. Die Entwicklung, die diese<br />
jungen Leute seitdem durchgemacht haben,<br />
war unglaublich. Es hat sicher geholfen, dass<br />
sie sehr umfangreich gefördert wurden – nicht<br />
nur in Schule <strong>und</strong> Betrieb, sondern auch durch<br />
individuelle sozialpädagogische Betreuung. Jede<br />
Klasse mit etwa 15 Praktikanten hatte einen<br />
eigenen Sozialpädagogen. Bemerkenswert ist<br />
das enge Netzwerk, das in diesem knappen<br />
Jahr entstanden ist.<br />
Auch unser Schülerberatungstag „Fit für die<br />
Bewerbung“ gibt Berufseinsteigern wirksam<br />
Unterstützung. Ich habe es ja schon angesprochen:<br />
Viele Bewerbungen nehmen noch nicht<br />
einmal die erste Hürde, weil sie einfach nicht<br />
den Ansprüchen genügen, die man bei qualifizierten<br />
Bewerbern voraussetzen muss. Wir<br />
sind hierbei nicht anspruchsvoller als andere<br />
Unternehmen. Deshalb haben wir ein weiteres<br />
Projekt gemeinsam mit Kooperationspartnern<br />
wie Infineon, TUI, Deutsche Bank <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 20<br />
weiteren Unternehmen ins Leben gerufen:<br />
Einen Bewerbertag, an dem Schüler in der<br />
Bewerbungsphase einen Tag lang professionelle<br />
Unterstützung durch erfahrene Personaler<br />
erhalten.<br />
Im Projekt „Fit für die Bewerbung“ werden Schüler auf ihre<br />
erfolgreiche Berufswahl <strong>und</strong> Bewerbung vorbereitet<br />
Zielgruppe: Haupt- <strong>und</strong> Realschüler<br />
Durchführung in den Unternehmen vor Ort<br />
Einzelgespräche <strong>und</strong> Lernmodule in der Gruppe<br />
Coaching von 40 Schülern durch 8 Personaler<br />
B<strong>und</strong>esweite Durchführung des Projekts<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
10<br />
Ziele:<br />
� Überblick<br />
Bewerbungsverfahren<br />
� Individuelle<br />
Beratung der<br />
Schüler<br />
Mittlerweile haben wir über 1.000 Schüler aus<br />
45 Schulen – meist Haupt- <strong>und</strong> Realschulen,<br />
weil da der Bedarf am größten ist – geschult.<br />
Aus den Unternehmen, die sich an dem Kooperationsprojekt<br />
beteiligt haben, kommen<br />
Vertreter aller Ebenen – vom Personalreferenten<br />
bis zur Führungskraft. So erfahren die<br />
Schüler aus erster Hand, wie man sich richtig<br />
bewirbt <strong>und</strong> auch, wie man in Bewerbungsgesprächen<br />
für sich wirbt.<br />
Hier haben wir übrigens einen recht großen<br />
Migrantenanteil. Wir stellen immer wieder<br />
fest, dass unter diesen Jugendlichen das Interesse<br />
besonders groß ist. Vielleicht deshalb,<br />
weil die Hilfe aus dem Elternhaus nicht so<br />
groß sein kann <strong>und</strong> sie daher versuchen, andere<br />
Möglichkeiten zu nutzen.<br />
30
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Die DB AG hat das kollegiale Miteinander im<br />
Unternehmensleitbild verankert<br />
Konzernbetriebsvereinbarung<br />
„Für Gleichbehandlung <strong>und</strong><br />
kollegiales Miteinander –<br />
Gegen Fremdenfeindlichkeit<br />
<strong>und</strong> anti-demokratische<br />
Tendenzen“<br />
Konzernbetriebsvereinbarung<br />
„Partnerschaftliches<br />
Verhalten am Arbeitsplatz“<br />
Deutsche Bahn AG, Margret Suckale<br />
� Diskriminierungsverbot<br />
� Chancengleichheit<br />
� Gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong><br />
antidemokratische Tendenzen<br />
� Gegenseitige Rücksichtnahme <strong>und</strong> Respekt<br />
� Maßnahmen gegen Mobbing, sexuelle<br />
Belästigung <strong>und</strong> Diskriminierung<br />
11<br />
Ganz wichtig ist es auch, das kollegiale Miteinander<br />
im Unternehmensleitbild zu verankern.<br />
Dies tun wir bei der Bahn ähnlich wie in vielen<br />
anderen großen Unternehmen. Sie sehen hier<br />
Auszüge aus den Konzernbetriebsvereinbarungen.<br />
Darin wird ausdrücklich festgehalten,<br />
dass es uns um Gleichbehandlung, kollegiales<br />
Miteinander <strong>und</strong> für ein Eintreten gegen<br />
Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> antidemokratische<br />
Tendenzen geht. Ebenso wichtig ist uns partnerschaftliches<br />
Verhalten am Arbeitsplatz: für<br />
Jung <strong>und</strong> Alt, mit Migrationshintergr<strong>und</strong> oder<br />
ohne, für Männer wie für Frauen.<br />
Managing Diversity –<br />
der bewusste Umgang mit heterogenen Belegschaften<br />
Arbeitsmarkt<br />
Absatzmärkte<br />
Anspruchsgruppen<br />
Rechtliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
Kultureller<br />
Kontext<br />
Diversity<br />
Deutsche Bahn AG | Margret Suckale | 27.03.<strong>2007</strong><br />
Alter<br />
Geschlecht<br />
Nationalität<br />
Werte /<br />
Einstellungen<br />
Kompetenzen<br />
Erfahrungen /<br />
Wissen<br />
Behinderung<br />
Sexuelle<br />
Orientierung<br />
Religiöse<br />
Orientierung<br />
12<br />
Vorteile Diversity Management:<br />
� qualifiziertes Arbeitskräftepotenzial<br />
� Bindung, Identifikation <strong>und</strong> Motivation<br />
der Mitarbeiter<br />
� Kreative <strong>und</strong> tragfähige Lösungen<br />
� Wünsche unterschiedlicher K<strong>und</strong>en-<br />
gruppen<br />
� Herausforderungen der Globalisierung<br />
Es ist entscheidend, immer wieder zu unterstreichen,<br />
wie wichtig der korrekte <strong>und</strong><br />
respektvolle Umgang mit der Vielfalt von Kollegen<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en für ein erfolgreiches Unternehmen<br />
ist. Das gilt umso mehr, als die Deutsche<br />
Bahn mittlerweile ein internationales<br />
Unternehmen geworden ist.<br />
Ich stimme Herrn Kremer völlig zu, dass Programme<br />
wie „Chance plus“ – so gut sie auch<br />
sein mögen – eigentlich immer schon zu spät<br />
kommen, weil diese Jugendlichen manchmal 20<br />
Jahre <strong>und</strong> älter sind. Kürzlich habe ich einen<br />
Praktikanten gefragt: „Waren Sie letztes Jahr<br />
noch in der Schule?“ <strong>und</strong> da hat er geantwortet:<br />
„Letztes Jahr? – Vor sieben Jahren!“ Wir<br />
müssen viel mehr tun dafür, dass schon die<br />
schulische Laufbahn kein Misserfolg wird. Und<br />
wir müssen damit bereits bei vorschulischen<br />
Einrichtungen beginnen. Insofern freue ich<br />
mich sehr, dass der von uns gesponserte Arbeitgeberpreis<br />
für Bildung (BDA) seit letztem<br />
Jahr auch einen Preis für besondere Konzepte<br />
in vorschulischen Einrichtungen vorsieht.<br />
Als Unternehmen Bahn, als großer Arbeitgeber<br />
in Deutschland, haben wir auch die demografische<br />
Entwicklung fest im Blick. Wir<br />
wissen, dass wir, die wir ganz überwiegend<br />
unseren Nachwuchs in Deutschland rekrutieren<br />
werden, hierbei vor besonderen Anstrengungen<br />
stehen. Wir müssen attraktiv als Arbeitgeber<br />
sein, flexibel <strong>und</strong> bereit zu investieren.<br />
Dazu gehört, dass man nicht nur mit<br />
denjenigen zu arbeiten bereit ist, die einen<br />
makellosen Lebenslauf <strong>und</strong> ausgezeichnete<br />
Zeugnisse haben. Wir sollten uns auch stärker<br />
diejenigen anschauen, die noch ein paar Extra-<br />
31
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
R<strong>und</strong>en drehen mussten <strong>und</strong> müssen, die einer<br />
besonderen Förderung bedürfen, um dann<br />
in die Ausbildung gehen zu können.<br />
„Chance plus“, <strong>und</strong> das zum Ende meines Vortrags,<br />
hat dazu geführt, dass ¾ der Praktikanten<br />
nach 11 Monaten den Berufseinstieg<br />
schaffen konnten. Entweder konnten sie nun<br />
eine reguläre 3-jährige Ausbildung beginnen<br />
oder direkt in einen Job einsteigen.<br />
Wir stellen zugleich fest, <strong>und</strong> das freut uns<br />
natürlich besonders, dass die Verb<strong>und</strong>enheit<br />
mit dem Unternehmen Bahn bei diesen<br />
Jugendlichen häufig noch viel größer ist als<br />
vielleicht bei den anderen, die zwischen 5<br />
verschiedenen Angeboten wählen durften.<br />
Vielen Dank!<br />
32
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Integration von jungen<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in<br />
Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung<br />
Ole von Beust –<br />
Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong><br />
Hansestadt Hamburg<br />
Sehr geehrter Herr Kemmet,<br />
liebe Frau Kollegin,<br />
sehr geehrter Herr Kremer,<br />
meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
ich bin in diesem Jahr zum dritten Mal bei<br />
dieser Preisverleihung dabei, worüber ich mich<br />
sehr freue. Diese Preisverleihung gehört zu<br />
einem Prozess. Denn es ist letztlich ein langer<br />
Weg, um den es geht. Ein Weg, der damit<br />
begonnen hat, dass einige die Idee hatten,<br />
diese Preisverleihung durchzuführen <strong>und</strong> Betriebe<br />
auszuzeichnen, die sich vorbildlich für<br />
die Qualifizierung <strong>und</strong> Einstellung von Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> engagieren.<br />
Diese Idee fing klein an <strong>und</strong> voller Freude<br />
höre ich, dass von Jahr zu Jahr mehr Betriebe<br />
mitmachen <strong>und</strong> sich um den Förderpreis bewerben.<br />
Das zeigt, dass dieses Gr<strong>und</strong>modell<br />
richtig ist. Nämlich zu motivieren, anzuerkennen<br />
<strong>und</strong> Mut zu machen, sich zu engagieren.<br />
Der Vortrag von Ihnen, Frau Suckale, hat<br />
deutlich gemacht, dass dies keine Nischenauf-<br />
gabe mehr ist, sondern dass auch große Unternehmen<br />
wie die Deutsche Bahn sich dieser<br />
wichtigen Aufgabe mit großer Verantwortung<br />
annehmen. Dies zeigt, dass erkannt wird: Integration<br />
ist von größter Bedeutung für das<br />
Schicksal jedes einzelnen Jugendlichen <strong>und</strong> für<br />
die Gesellschaft.<br />
Bürgermeister Ole von Beust: „Ich möchte noch einmal<br />
unterstreichen: Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
sind für die Gesellschaft eine große Chance.“<br />
Als wir vor einem Jahr hier miteinander sprachen,<br />
wurden gerade die Vorgänge in der<br />
Rütli-Schule in Berlin diskutiert. Sie erinnern<br />
sich vielleicht auch an die Ereignisse in den<br />
Banlieues, den Vororten von Paris, wo zehntausende<br />
von jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
auf die Straße gegangen waren,<br />
teilweise mit gewalttätigen Ausschreitungen.<br />
Diese Ereignisse haben vor Augen geführt,<br />
dass junge Menschen zum Risiko für sich selber<br />
<strong>und</strong> für die Gesellschaft werden können,<br />
wenn man ihnen nicht rechtzeitig eine Chance<br />
für ihr eigenes Leben vermittelt. Denn jeder<br />
Einzelne benötigt eine Chance im Leben <strong>und</strong><br />
eine Perspektive, damit er sich selber mit<br />
33
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Fleiß, mit Hoffnung, mit Engagement betätigen<br />
kann. Dafür braucht man eine Ausbildung.<br />
Ohne Ausbildung geht es nicht.<br />
Als Gesellschaft – Stadt <strong>und</strong> Staat – haben wir<br />
die Aufgabe, die bestmöglichen Bedingungen<br />
zu schaffen, um Chancen zu vermitteln. Damit<br />
sollte man nicht erst nach der Schule beginnen,<br />
denn es kommt darauf an, sehr früh die<br />
richtigen Weichen zu stellen. Deshalb führen<br />
wir seit einiger Zeit in Hamburg schon vor der<br />
Einschulung Deutschtests durch, um zu prüfen,<br />
welches Kind hinreichend Deutsch spricht <strong>und</strong><br />
welches nicht. Denen, die es nicht können,<br />
geben wir die Möglichkeit, vor der Schule<br />
Deutsch zu lernen, um zumindest sprachlich<br />
eine Chancengleichheit zu schaffen. Denn wer<br />
die Sprache zu Beginn nicht ausreichend beherrscht,<br />
wird es umso schwerer haben, in<br />
der Schule mitzukommen <strong>und</strong> anschließend<br />
einen Ausbildungsplatz zu finden.<br />
Es gibt viele Programme, die wir in Hamburg<br />
aufgelegt haben. Ich denke an den Aktionsplan<br />
zur Schaffung von 1.000 Ausbildungs- <strong>und</strong><br />
Arbeitsplätzen für junge Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten. Im Mai werden wir Zwischenbilanz<br />
ziehen – eine sehr positive, wie ich von den<br />
Kammern <strong>und</strong> Verbänden, die mitmachen,<br />
höre. Sie wird deutlich machen, dass wir einen<br />
wichtigen <strong>und</strong> richtigen Weg gehen.<br />
Dazu gehört auch, dass der Senat beschlossen<br />
hat, im öffentlichen Dienst mehr Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten auszubilden <strong>und</strong> in den nächsten<br />
5 Jahren einen Anteil von 20 % zu erreichen.<br />
Manche sagen, das sei noch zu wenig,<br />
denn 20 % entspräche ja gar nicht dem Bevölkerungsanteil.<br />
Teilweise spielen auch rechtliche<br />
Probleme eine Rolle, z. B. bei bestimmten<br />
Funktionen im öffentlichen Dienst, für die man<br />
die deutsche Staatsangehörigkeit benötigt.<br />
Aber wir sind jetzt bei 5 % <strong>und</strong> das ist<br />
entschieden zu wenig. Und darum haben wir<br />
als Stadt gesagt, im ersten Schritt müssen es<br />
20 % werden.<br />
Das ist nicht gegen diejenigen gerichtet, die<br />
keinen Migrationshintergr<strong>und</strong> haben. Ich sage<br />
das, weil ich manchmal die besorgte Frage<br />
höre: Ihr kümmert euch so viel um Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> – was ist eigentlich<br />
mit denen, die einen klassischen deutschen<br />
Hintergr<strong>und</strong> haben? Ich weiß, dass es auch in<br />
deutschstämmigen Familien viele gibt, die in<br />
der Schule Schwierigkeiten haben <strong>und</strong> die<br />
nicht ausreichend qualifiziert sind, um einen<br />
Ausbildungsplatz zu finden. Aber es geht nicht<br />
um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander.<br />
Denn auch für diese Jugendlichen<br />
gibt es viele Hilfestellungen. Ich erinnere<br />
daran, dass wir ein Programm in Hamburg<br />
machen mit dem Arbeitstitel „Lebenswerte<br />
Stadt“. Diese Projekte differenzieren nicht<br />
nach Migranten oder Nicht-Migranten. Sie<br />
richten sich vielmehr an alle, deren familiären<br />
oder sozialen Verhältnisse so schwierig sind,<br />
dass sie Hilfe benötigen.<br />
34
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Ich möchte noch einmal unterstreichen: Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind für<br />
die Gesellschaft eine große Chance. Denn wir<br />
werden in einiger Zeit einen Fachkräftemangel<br />
in Deutschland haben. In einigen Branchen<br />
fehlen bereits heute gut ausgebildete Arbeitskräfte.<br />
Airbus beispielsweise sucht händeringend<br />
etwa 500 Ingenieure <strong>und</strong> Fachkräfte.<br />
Diese Entwicklung zeichnet sich auch in anderen<br />
Bereichen ab. Das bedeutet, dass wir auch<br />
als Gesellschaft ein Interesse daran haben,<br />
diese jungen Leute zu motivieren, ihnen Chancen<br />
<strong>und</strong> Perspektiven zu eröffnen. Denn sie<br />
sind eine große Bereicherung für die Gesellschaft.<br />
Dies zu erkennen, dazu wollen wir<br />
ermutigen <strong>und</strong> genau das ist es, was mit diesem<br />
Preis ausgezeichnet werden soll.<br />
Frau Suckale hat in ihrem Vortrag darauf hingewiesen,<br />
dass es bei der Deutschen Bahn<br />
eine Art Vertrag gibt, mit dem über das Fachspezifische<br />
hinaus auch gesellschaftliche Werte<br />
anerkannt werden, wie gegenseitiger Respekt,<br />
Toleranz <strong>und</strong> Achtung. Auch so etwas macht<br />
den Geist eines Unternehmens aus. Erlauben<br />
Sie mir in diesem Zusammenhang eine Bemerkung.<br />
Ich finde es richtig, dass wir auch als<br />
„deutsche“ Gesellschaft sagen: Ausländerfeindlichkeit,<br />
Rassismus, Intoleranz oder Diskriminierung<br />
darf es nicht geben. Die Gesellschaft<br />
muss deutlich machen, dass sie eine<br />
offene, tolerante Gesellschaft ist, die mit Respekt<br />
anderen Kulturen, welcher Art auch<br />
immer, begegnet. Dies ist ein Markenzeichen<br />
unserer Gesellschaft <strong>und</strong> ich halte es für richtig<br />
<strong>und</strong> ermutigend, wenn in Betrieben nach<br />
diesen Gr<strong>und</strong>sätzen ausgebildet wird.<br />
Bürgermeister Ole von Beust: „Ich bin überzeugt: Wir<br />
haben mit den vielen jungen Leuten mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> einen unglaublichen Schatz in<br />
dieser Gesellschaft.“<br />
Umgekehrt können wir natürlich auch von<br />
denjenigen, die zu uns kommen, erwarten,<br />
dass sie sich auch gegenüber der „deutschen“<br />
Gesellschaft entsprechend verhalten. Ich will<br />
Ihnen ein Beispiel nennen: Gerade in der vergangenen<br />
Woche war in einer Zeitung zu lesen,<br />
dass es einen Disput mit einer muslimischen<br />
Gemeinde gibt, wo es um die Frage<br />
geht, ob Homosexuelle dort willkommen sind<br />
oder nicht. Auch wenn in der Presse vielleicht<br />
einiges zugespitzt wurde, möchte ich denen,<br />
die Vorurteile gegenüber Minderheiten haben,<br />
Vorurteile gegenüber Frauen, Vorurteile gegenüber<br />
Homosexuellen, sagen: Es gehört zu<br />
unserer deutschen Kultur, dass man jedem mit<br />
Respekt <strong>und</strong> Toleranz gegenübertritt, egal<br />
welchen Glauben er hat, welches Geschlecht<br />
er hat oder welche sexuelle Orientierung er<br />
hat. Ganz egal, ob das der eigenen Moralvor-<br />
35
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
stellung entspricht oder nicht. Jeder mag für<br />
sich Dinge moralisch oder unmoralisch, schön<br />
oder nicht schön finden, aber ich erwarte von<br />
jedem, dass er anderen mit Respekt <strong>und</strong><br />
Toleranz gegenübertritt. Davon lebt diese<br />
Gesellschaft, <strong>und</strong> ich glaube, es ist wichtig,<br />
dass wir zu einem solchen Commitment<br />
kommen, das für alle gilt. Das ist gerade das<br />
Gute daran: Beide Seiten öffnen sich, gehen<br />
aufeinander zu. Dabei gibt es Gr<strong>und</strong>feste der<br />
Gesellschaft, die alle nutzen, die der ganzen<br />
Gesellschaft nutzen. Dieses zum Bestandteil<br />
der Ausbildung zu machen, finde ich eine gute<br />
<strong>und</strong> sehr lohnenswerte Idee.<br />
Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die<br />
mit viel Fleiß diese Veranstaltung <strong>und</strong> diesen<br />
Prozess begleitet, vorbereitet <strong>und</strong> durchgeführt<br />
haben. Ich glaube, es ist ein ermutigendes<br />
Signal auch für andere Firmen, zu sagen, es<br />
lohnt sich, ich mache mit. Stück für Stück<br />
beteiligen sich immer mehr.<br />
Die Stadt tut es, viele Firmen tun es <strong>und</strong><br />
natürlich auch viele junge Leute. Denn das<br />
Ausbildenwollen ist das eine, aber es muss<br />
auch junge Leute geben, die sagen, wir haben<br />
Lust dazu.<br />
Ich bin überzeugt: Wir haben mit den vielen<br />
jungen Leuten mit Migrationshintergr<strong>und</strong> einen<br />
unglaublichen Schatz in dieser Gesellschaft.<br />
Mit Leuten, die, wenn man Ihnen die<br />
Chancen <strong>und</strong> die Möglichkeiten gibt, einen<br />
solchen Fleiß, einen solchen Enthusiasmus,<br />
nebenbei auch eine solche spontane Fröhlichkeit<br />
entwickeln, dass es eine Freude macht,<br />
diese Aktion zu begleiten. Und wenn diese<br />
Aktion weiterläuft – da bin ich mir sicher,<br />
denn es ist ja ein langer Weg, den wir gehen –<br />
freue ich mich jetzt schon darauf, auch im<br />
nächsten Jahr wieder bei der Preisverleihung<br />
dabei zu sein.<br />
Herzlichen Dank.<br />
36
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Preisverleihung –<br />
Moderation Dr. Claus Kemmet –<br />
Hauptgeschäftsführer UVNord e. V.<br />
Sehr geehrter Herr Bürgermeister von Beust,<br />
sehr geehrte Frau Senatorin Dinges-Dierig,<br />
meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
ich darf Sie nun auch im Namen von UVNord,<br />
Vereinigung der Unternehmensverbände in<br />
Hamburg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein zur Fachtagung<br />
„Vielfalt in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“ sehr<br />
herzlich willkommen heißen.<br />
Dr. Claus Kemmet: „Besonders vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
des Aktionsplans der Stadt Hamburg ist ein erfolgreicher<br />
Ansatz gef<strong>und</strong>en worden, um den Jugendlichen<br />
Perspektiven <strong>und</strong> Chancen aufzuzeigen.“<br />
Der Bürgermeister hat es ja eben schon gesagt,<br />
wie schnell die Zeit vergeht. Es ist mittlerweile<br />
die dritte Preisverleihung, die wir<br />
durchführen. 2005 hatten wir erstmals die<br />
Idee, diese Veranstaltung zu initiieren, um<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> eine<br />
Chance zu geben, in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
deutlicher Gewicht zu erhalten. Und<br />
ich glaube, unsere Bemühungen in den letzten<br />
Jahren haben sich bewährt. Besonders vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> des Aktionsplans der Stadt<br />
Hamburg ist ein erfolgreicher Ansatz gef<strong>und</strong>en<br />
worden, um den Jugendlichen Perspektiven<br />
<strong>und</strong> Chancen aufzuzeigen.<br />
Mit dem Förderpreis „Vielfalt in Ausbildung“<br />
verbinden der Unternehmensverband <strong>und</strong> die<br />
BQM die Idee, dass Unternehmen jungen Leuten<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> eine Chance<br />
bieten, sich über Ausbildung in die Gesellschaft<br />
zu integrieren <strong>und</strong> dass über die Unternehmen<br />
auch ein wertvoller Beitrag für das<br />
Gelingen des Zusammenlebens in dieser Gesellschaft<br />
sichergestellt wird.<br />
Wir freuen uns natürlich ganz besonders, dass<br />
sich der Erste Bürgermeister auch in diesem<br />
Jahr die Ehre gibt, diesen Preis zu verleihen.<br />
Wir haben drei Preisträger, die wir Ihnen<br />
nachher vorstellen werden <strong>und</strong> in diesem Jahr<br />
zum ersten Mal auch ein etwas abweichendes<br />
Konzept. Wir haben Laudatorinnen aus der<br />
BQM, die Ihnen die Preisträger im Anschluss<br />
vorstellen werden.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, es ist der Jury wie<br />
auch in den Jahren zuvor nicht leicht gefallen,<br />
die richtigen Kandidaten für diesen Preis auszuwählen.<br />
Der Bürgermeister hat es ja schon<br />
angedeutet, das Interesse an diesem Förder-<br />
37
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
preis <strong>und</strong> an dieser Idee ist in der Stadt deutlich<br />
gewachsen. Deshalb darf ich an dieser<br />
Stelle ganz besonders meinen Dank den Jurymitgliedern<br />
abstatten. Es sind dies Frau Vorkoeper<br />
von der Senatskanzlei, Frau<br />
Dr. Schreiber von der Behörde für Bildung<br />
<strong>und</strong> Sport, Frau Heitmann von der Behörde<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit, Frau Wenzel-<br />
O`Connor vom Institut für Sozial- <strong>und</strong> Bildungspolitik,<br />
Herr Schmidt von dem Projekt<br />
„Hanseaten bilden aus“, Frau Eralp von der<br />
BQM <strong>und</strong> Frau Dr. Kolokitha, ebenfalls von<br />
der BQM.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, es ist nicht einfach,<br />
aus einer Vielzahl von guten Bewerbungen, die<br />
wirklich in ihrem Ansatz die Idee dieses Preises<br />
manifestieren, die richtigen auszuwählen.<br />
Und lassen Sie mich deshalb an dieser Stelle all<br />
denjenigen, die nun nicht ausgewählt worden<br />
sind, ebenfalls meinen besonderen Dank aussprechen.<br />
Sie haben sich mit Ihren guten Beispielen<br />
um die Sache verdient gemacht, <strong>und</strong><br />
sie sind natürlich beste Best-Practice-Beispiele.<br />
Dazu zählen unter anderem die Iwan Budnikowsky<br />
GmbH & Co. KG, das Hamburger<br />
Ausbildungszentrum e. V., der Friseur Schanzenschnitt,<br />
Praxis Dr. Rudzki, die Au Quai<br />
Restaurant GmbH, Unser Markt, die Pin Mail<br />
GmbH, Stadtreinigung Hamburg, Turnhalle St.<br />
Georg GmbH <strong>und</strong> die Oktober Entertainment<br />
GmbH. Zudem sei allen Unternehmen gedankt,<br />
die den Aktionsplan des Ersten Bür-<br />
germeisters zur Integration junger Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in<br />
Hamburg gemeinsam mit dem Unternehmensverband<br />
Nord <strong>und</strong> der BQM tatkräftig unterstützen.<br />
Ganz besonders hat die Jury das Unternehmen<br />
Budnikowsky für sein gesamtgesellschaftliches<br />
Engagement gelobt. Der Einsatz von Budnikowsky<br />
für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf,<br />
die Zusammenarbeit mit Projekten,<br />
die sich für die Zielgruppe einsetzen sowie die<br />
Mitarbeit an der Entwicklung des interkulturellen<br />
BQM-Einstellungsverfahrens für kaufmännische<br />
Berufe geben vorbildliche Impulse<br />
für eine verbesserte berufliche Integration von<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in<br />
Hamburg. Jedes Unternehmen für sich hat die<br />
Anerkennung verdient <strong>und</strong> ich darf Sie bitten,<br />
dieses mit einem Applaus zu würdigen.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, die Laudatorinnen<br />
der BQM werden nun die Preisträger vorstellen.<br />
Die Reihenfolge der Aufzählung ist kein<br />
Indiz dafür, dass es bei den drei Preisträgern<br />
graduelle Unterschiede gibt. Ich darf nun Hülya<br />
Eralp bitten, mit dem ersten Preisträger zu<br />
beginnen.<br />
Vielen Dank.<br />
38
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Preisverleihung –<br />
Laudatio Hülya Eralp –<br />
<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
ich begrüße Sie ganz herzlich <strong>und</strong> freue mich,<br />
Ihnen den ersten Preisträger des Förderpreises<br />
„Vielfalt in Ausbildung <strong>2007</strong>“ vorstellen zu<br />
dürfen. Das vorbildliche Unternehmen heißt<br />
Restaurant – Café Breitengrad. Wie der<br />
Name uns verrät, ist das kleine Unternehmen<br />
wohl im breiten Grad engagiert für ein interkulturelles<br />
Zusammenleben bzw. zusammen<br />
Speisen.<br />
Das Restaurant – Café Breitengrad wurde im<br />
Oktober 1996 von der Familie Angela <strong>und</strong><br />
Ananda Silva eröffnet. 1995 gab es eine Ausschreibung<br />
von dem Bezirksamt Altona Nord<br />
für Existenzgründer, die Ihre Projekte für das<br />
städtische Objekt vorstellen sollten. Unter<br />
den 14 Bewerbern wurde die Familie Silva<br />
ausgewählt.<br />
Das Restaurant – Café Breitengrad liegt direkt<br />
neben dem Bürgertreff Altona-Nord, so dass<br />
die Veranstaltungsräume gemeinsam genutzt<br />
werden <strong>und</strong> dort eine enge Zusammenarbeit<br />
stattfindet. Es ist im Stadtteil sehr gut etabliert<br />
<strong>und</strong> trägt viel zur interkulturellen Stadtteilentwicklung<br />
in Altona-Nord bei.<br />
Das Unternehmen besteht aus einem 19köpfigen<br />
Team, darunter sind vier<br />
Auszubildende <strong>und</strong> zwei EQJ-Praktikanten. Die<br />
Unternehmensphilosophie des Restaurants<br />
„Offene Tür für alle Kulturen“ wird durch die<br />
Zusammensetzung des Personals von vier verschiedenen<br />
kulturellen, vier verschiedenen<br />
religiösen Hintergründen sowie 15 verschiedenen<br />
Sprachkompetenzen praktiziert.<br />
Das Unternehmen bildet Fachkräfte für<br />
Gastgewerbe <strong>und</strong> Restaurantfachleute aus <strong>und</strong><br />
hat bereits einen Auszubildenden übernommen.<br />
Jedes Jahr absolvieren dort<br />
Jugendliche aus den Schulen, aus QUAS-<br />
Lehrgängen, EQJ-Maßnahmen sowie aus<br />
Jugendwohnheimen ihre Praktika.<br />
Zur Ehrung all dieses Engagements darf ich<br />
nun bitten: Die Inhaberin des Unternehmens<br />
Angela Silva <strong>und</strong> den Auszubildenden Zekir<br />
Mustafov nach vorne zu kommen.<br />
V. l. n. r.: Hülya Eralp, Zekir Mustafov,<br />
Angela Silva <strong>und</strong> Bürgermeister Ole von Beust<br />
39
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Preisverleihung –<br />
Laudatio Dr. Trias-A. Kolokitha –<br />
<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
ich komme nun zu unserem zweiten Preisträger:<br />
die Lindenbazar Handels GmbH. Das<br />
am 4. März 1999 gegründete Groß- <strong>und</strong> Einzelhandelsunternehmen<br />
bietet ein breites Sortiment<br />
an Waren: Wie für einen Bazar üblich<br />
finden K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en hier nicht nur<br />
Lebensmittel, sondern auch Textilien, Bekleidung,<br />
Vasen, ein Restaurant, eine Buchhandlung,<br />
einen Friseursalon <strong>und</strong> sogar ein Reisebüro.<br />
Seit Gründung setzt das Unternehmen auf die<br />
Ausbildung von drei bis vier Nachwuchskräften<br />
jährlich. Unter den r<strong>und</strong> 55<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern bildet<br />
Lindenbazar in Hamburg derzeit sieben<br />
Jugendliche aus, <strong>und</strong> zwar: Bürokaufleute,<br />
Reiseverkehrskaufleute, Kaufleute im<br />
Einzelhandel sowie Verkäuferinnen <strong>und</strong><br />
Verkäufer. Das entspricht einer Ausbildungsquote<br />
von ca. 15 % <strong>und</strong> mit ein bisschen Glück<br />
werden sie auch alle übernommen.<br />
Bei der Lindenbazar Handels GmbH werden<br />
Jugendliche mit unterschiedlichem kulturellen<br />
Hintergr<strong>und</strong> ausgebildet, darunter waren z. B.<br />
schon junge deutsche Staatsangehörige mit<br />
türkischen, kurdischen, russischen,<br />
tschetschenischen, bosnischen sowie afghanischen<br />
Wurzeln.<br />
Neben dieser Vielfalt arbeitet das Unternehmen<br />
eng mit Projekten <strong>und</strong> Institutionen zusammen,<br />
die sich für die Zielgruppe engagieren,<br />
es nimmt aktiv an Workshops <strong>und</strong> Fortbildungen<br />
teil <strong>und</strong> hat sich gemeinsam mit<br />
weiteren Unternehmen vorbildlich bei der<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung des interkulturellen<br />
BQM-Einstellungsverfahrens für kaufmännische<br />
Berufe eingebracht. Darüber hinaus<br />
wurden im Rahmen des Aktionsplans des<br />
Ersten Bürgermeisters zwei zusätzliche Ausbildungsplätze<br />
für die Zielgruppe geschaffen.<br />
Zur Ehrung dieses Engagements darf ich nun<br />
den Geschäftsführer Ahmet Yazıcı sowie die<br />
Auszubildenden Cevriye Bozkurt <strong>und</strong> Sevilay<br />
Erdem bitten, auf die Bühne zu kommen.<br />
V. l. n. r.: Bürgermeister Ole von Beust, Cevriye<br />
Bozkurt, Ahmet Yazıcı <strong>und</strong> Sevilay Erdem<br />
40
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Preisverleihung –<br />
Laudatio Sabine Kümmerle –<br />
<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
liebe Gäste,<br />
Sie haben vielleicht bemerkt, dass wir uns<br />
langsam in der Größe der Unternehmen steigern,<br />
<strong>und</strong> ich freue mich, Ihnen nun den<br />
dritten <strong>und</strong> letzten Preisträger der Auszeichnung<br />
„Vielfalt in Ausbildung“ vorzustellen zu<br />
dürfen: den Unternehmensverb<strong>und</strong> SAGA<br />
GWG.<br />
Die SAGA GWG bietet nicht nur jedem<br />
sechsten Hamburger ein Dach über dem Kopf,<br />
sie beschäftigt als Arbeitgeber auch r<strong>und</strong> 1.000<br />
Mitarbeiter. Darunter sind derzeit 38 Auszubildende,<br />
ab August kommen 11 mehr dazu.<br />
Jedes Jahr beginnen r<strong>und</strong> 16 junge Frauen <strong>und</strong><br />
Männer ihre Ausbildung als Immobilienkauffrau/-mann.<br />
Darüber hinaus bietet die SAGA<br />
GWG auch die Möglichkeit des Bachelor Abschlusses,<br />
habe ich mir sagen lassen, mit<br />
Schwerpunkt Immobilienwirtschaft.<br />
Die Entscheidung der Jury fiel auf die SAGA<br />
GWG, weil das Unternehmen besonders vielen<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
Zugang zu einem hoch qualifizierten Beruf<br />
ermöglicht. Derzeit verfügt knapp ein Viertel<br />
der 38 Azubis über einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Es stellt sich die Frage: Wie gelingt es der<br />
SAGA, so viele Azubis mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
zu finden? Die Antwort lautet: Durch<br />
vielfältiges Engagement. So ist die SAGA<br />
GWG Partner bei der Ausbildungsbörse des<br />
FC St. Pauli mit dem schönen Titel „You’ll<br />
never work alone“, die Jugendliche aus allen<br />
Abteilungen des Vereins bei der Bewerbung<br />
um einen Ausbildungsplatz begleitet. Und<br />
durch die enge Zusammenarbeit mit Schulen,<br />
die einen hohen Migrantenanteil haben, gelingt<br />
es der SAGA GWG, auch viele Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> für die Ausbildung<br />
im Unternehmen zu gewinnen.<br />
Ich darf nun Herrn Willi Hoppenstedt vom<br />
Vorstand der SAGA, die Ausbildungsleiterin<br />
Frau Angela Kaack sowie die Auszubildenden<br />
Frau Fatma Karakas <strong>und</strong> Herrn Leonardo<br />
Javier Otero-Izzo bitten, den Preis entgegenzunehmen.<br />
V. l. n. r.: Bürgermeister Ole von Beust,<br />
Leonardo Javier Otero-Izzo, Angela Kaack,<br />
Willi Hoppenstedt <strong>und</strong> Fatma Karakas<br />
41
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Podiumsdiskussion –<br />
Berufliche Integration von jungen<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten:<br />
Erfolge, Perspektiven <strong>und</strong><br />
Herausforderungen<br />
Neben der Preisverleihung war ein weiteres<br />
Highlight der Fachtagung die von Dr. Claus<br />
Kemmet (Hauptgeschäftsführer UVNord e. V.)<br />
moderierte Podiumsdiskussion. Teilnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer waren Senatorin<br />
Alexandra Dinges-Dierig (Präses der Behörde<br />
für Bildung <strong>und</strong> Sport), Margret Suckale<br />
(Personalvorstand Deutsche Bahn AG),<br />
Manfred Kremer (Präsident BIBB) <strong>und</strong> Prof.<br />
Dr. Nora Räthzel (University of Umea,<br />
Schweden).<br />
Experten in der Podiumsdiskussion (v. l. n. r.): Manfred<br />
Kremer, Senatorin Alexandra Dinges-Dierig, Dr. Claus<br />
Kemmet, Margret Suckale, Prof. Dr. Nora Räthzel<br />
Die vier Expertinnen <strong>und</strong> Experten diskutierten<br />
die Frage, was Schule, Unternehmen <strong>und</strong><br />
Wissenschaft tun können, um die Ausbildungssituation<br />
von jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
zu verbessern.<br />
Ein zentrales Thema war die frühkindliche<br />
Förderung. Einigkeit herrschte dabei, dass eine<br />
gute Beherrschung der deutschen Sprache<br />
möglichst früh gefördert werden sollte. Sprache<br />
wird als Schlüssel zur (beruflichen) Integration<br />
angesehen. Prof. Dr. Nora Räthzel betonte<br />
aber auch die wichtige Rolle der Herkunftssprache.<br />
Eine sichere Beherrschung der<br />
Muttersprache könne das Erlernen der Zweitsprache<br />
erleichtern. Senatorin Alexandra Dinges-Dierig<br />
zeigte sich hier offen für neue Ansätze.<br />
Sie benannte zahlreiche Maßnahmen der<br />
Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg gerade im<br />
Bereich der frühkindlichen Sprachförderung,<br />
die mittlerweile erfolgreich umgesetzt würden.<br />
Als kritisch wurde der Verbleib vieler Jugendlicher<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in so genannten<br />
„Warteschleifen“ gesehen. BIBB-Präsident<br />
Manfred Kremer befürwortete an dieser Stelle<br />
einen praxisorientierten Zugang zur Ausbildung<br />
durch das Einsetzen von Modulen. Diese<br />
könnten anrechenbare Bausteine der Ausbildung<br />
auf die bewährten dualen Ausbildungsgänge<br />
sein. Ebenso wichtig sei eine Hilfestellung<br />
für Betriebe. Betriebe bräuchten unter<br />
anderem Ansprechpartner, die für die soziale<br />
Begleitung der Jugendlichen sorgen könnten.<br />
Hier gälte es, eine systematische Zusammen-<br />
42
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
arbeit zwischen Unternehmen, Trägern <strong>und</strong><br />
Institutionen der Berufsbildung zu schaffen.<br />
Fragen aus dem Publikum: Ayse Jerfi Hein,<br />
Unternehmerin<br />
Hier konnte auch Margret Suckale von positiven<br />
Erfahrungen der Deutschen Bahn AG<br />
berichten. Im Rahmen des an EQJ angelehnten<br />
Praktikantenprogramms „Chance plus“ konnten<br />
gute Erfolge erzielt werden, auch aufgr<strong>und</strong><br />
der Zusammenarbeit mit entsprechend qualifizierten<br />
Sozialpädagogen.<br />
Sie unterstrich die Aufgabe der Unternehmen,<br />
sich nicht nur um hochqualifizierte Jugendliche<br />
zu kümmern, sondern auch Jugendlichen mit<br />
Förderbedarf eine Perspektive zu eröffnen.<br />
Gerade angesichts der demografischen Entwicklung<br />
<strong>und</strong> des zu erwartenden Fachkräftemangels<br />
sei dieses Engagement unumgänglich.<br />
43
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Workshop 1:<br />
„Vielfalt in Hamburger<br />
Unternehmen – Erfolge <strong>und</strong><br />
Perspektiven“<br />
Moderation:<br />
Jutta Vorkoeper –<br />
Senatskanzlei – Planungsstab<br />
Co-Moderation:<br />
Hülya Eralp – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Im Rahmen des Aktionsplans des Ersten Bürgermeisters<br />
zur Integration junger Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in<br />
Hamburg haben mittlerweile über 35 Hamburger<br />
Unternehmen ihr Engagement für die<br />
Zielgruppe verstärkt. Sie haben zusätzliche<br />
Ausbildungsplätze geschaffen, an Fortbildungen<br />
zur interkulturellen Personalentwicklung teilgenommen<br />
oder interkulturelle Einstellungsverfahren<br />
eingeführt.<br />
Ziel des Workshops war es, vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
des Aktionsplans die bestehenden innovativen<br />
Handlungsansätze für ein an Vielfalt<br />
orientiertes Ausbildungsmanagement einem<br />
größeren Kreis von Unternehmen zugänglich<br />
zu machen <strong>und</strong> gemeinsam neue Ideen zu<br />
entwickeln. Der Workshop bot ein Austausch-<br />
<strong>und</strong> Diskussionsforum für Erfolge,<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Beispiele guter Praxis von<br />
Hamburger Unternehmen. Zu Gast waren<br />
unter anderem die Preisträger des Förderpreises<br />
„Vielfalt in Ausbildung <strong>2007</strong>“.<br />
Expertenr<strong>und</strong>e in Workshop 1 (v. l. n. r.):<br />
Oliver Thiess, Astrid Lang, Hans Nauber, Angela Kaack,<br />
Hülya Eralp, Jutta Vorkoeper, Angela Silva <strong>und</strong><br />
Ahmet Yazıcı<br />
Zentrale Fragen waren:<br />
• Wie kann in der Praxis Vielfalt als Unternehmensstrategie<br />
umgesetzt werden? Was<br />
ist das Erfolgsrezept?<br />
• Welche Maßnahmen werden ergriffen, um<br />
den Anteil junger Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten in Ausbildung zu erhöhen?<br />
• Welche Erfahrungen machen Unternehmen<br />
mit dieser Zielgruppe?<br />
I Impulsreferat<br />
Jutta Vorkoeper –<br />
Senatskanzlei – Planungsstab<br />
Einleitend stellte Jutta Vorkoeper den Aktionsplan<br />
zur Integration junger Migrantinnen<br />
44
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in<br />
Hamburg vor, der am 5. <strong>April</strong> 2006 auf Initiative<br />
des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust<br />
vereinbart worden ist. Ziel ist es, innerhalb<br />
von zwei Jahren 1.000 junge Menschen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> zusätzlich in Ausbildung<br />
<strong>und</strong> Arbeit zu integrieren. Zu den Partnern<br />
des Aktionsplans gehören:<br />
� Hamburger Unternehmen<br />
� Handelskammer Hamburg<br />
� Handwerkskammer Hamburg<br />
� UVNord e. V.<br />
� DGB Hamburg<br />
� team.arbeit.hamburg<br />
� Agentur für Arbeit Hamburg<br />
� Hamburger Behörden<br />
� Hamburger Projekte (z. B. BQM, ATU,<br />
<strong>Koordinierungsstelle</strong> Ausbildung)<br />
Laut Mikrozensus 2005 haben r<strong>und</strong> 45 % der<br />
6- bis 18-jährigen Hamburger einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
(r<strong>und</strong> 19 % sind ausländische<br />
Staatsangehörige). 20,5 % der Schulabsolventen<br />
ausländischer Staatsangehörigkeit erreichen<br />
keinen Schulabschluss. Der Anteil ausländischer<br />
Jugendlicher in dualer Ausbildung<br />
sinkt seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich.<br />
Oberthema... Anteil ausländischer (weiß) Jugendlicher Bitte überschreiben.<br />
in dualer Ausbildung <strong>und</strong> ausl.<br />
Absolventen an allgemein bildenden Schulen in Hamburg<br />
Unterthema... (blau) Bitte überschreiben.<br />
in %<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
8,5<br />
18,3 18,2 17,7<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
in dualer Ausbildung<br />
Quelle: Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />
an allgemein bildenden Schulen<br />
18,8<br />
8,0 7,8 7,5 7,0<br />
� Der Anteil ausländischer Jugendlichen in dualer Ausbildung sinkt<br />
seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich.<br />
� Ihr Anteil an den Schulabgängern der allgemein bildenden<br />
Schulen in Hamburg liegt jedoch unverändert bei ca. 18-19%.<br />
Der Aktionsplan sieht folgende Handlungsfelder<br />
vor, um die Ausbildungschancen junger<br />
Migranten zu verbessern:<br />
• „Unternehmen aktiv für junge Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten“: Insbesondere Bereitstellung<br />
von zusätzlichen Ausbildungsplätzen.<br />
• „Stadt Hamburg fördert die Integration“:<br />
Erhöhung des Anteils junger Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten in Ausbildung im öffentlichen<br />
Dienst. Verstärkung der Anstrengungen<br />
in öffentlichen Unternehmen.<br />
• „Migranten gestalten aktiv die Integration“:<br />
Förderung der Elternarbeit in Stadtteilen.<br />
• „Behörden steuern die Integration junger<br />
Migranten“: Unter anderem durch Vermittlungsaktivitäten<br />
der Agentur für Arbeit<br />
Hamburg <strong>und</strong> von<br />
team.arbeit.hamburg.<br />
• „Multiplikatoren bauen Brücken“: Unter<br />
anderem Kammern, UVNord <strong>und</strong> DGB<br />
Hamburg.<br />
18,3<br />
6,4<br />
18,7<br />
6<br />
45
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
• „Medien berichten“: Unterstützung eines<br />
positiven Images von jungen Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten.<br />
Umgesetzt <strong>und</strong> koordiniert werden diese<br />
Handlungsfelder von der BQM.<br />
Wie sich Unternehmen am Aktionsplan beteiligen<br />
können, zeigt die nachfolgende Übersicht:<br />
Oberthema... Aktionsplan (weiß) zur Integration Bitte überschreiben.<br />
junger Migrantinnen<br />
Unterthema... <strong>und</strong> Migranten (blau) in Arbeit Bitte überschreiben.<br />
<strong>und</strong> Ausbildung<br />
Bereitstellung von<br />
zusätzlichen<br />
Ausbildungsplätzen<br />
Aktionsplan bei<br />
weiteren Betrieben<br />
<strong>und</strong> Betriebs- <strong>und</strong><br />
Personalräten<br />
bekannt machen<br />
Übernahme von<br />
Schulpartnerschaften<br />
Unterstützung der<br />
Elternarbeit in<br />
Stadtteilen<br />
Was können Sie<br />
zum Aktionsplan<br />
beitragen?<br />
Aktionsplan<br />
1.000 junge<br />
Migranten<br />
Teilnahme am<br />
Unternehmenswettbewerb<br />
„Vielfalt in Ausbildung<br />
<strong>2007</strong>“<br />
II Best-Practice-Beispiele<br />
Einführung eines<br />
interkulturellen<br />
Einstellungsverfahrens<br />
Teilnahme an<br />
Fachveranstaltungen<br />
<strong>und</strong> Fortbildungen<br />
Teilnahme an<br />
Vernetzungstreffen<br />
mit Unternehmen<br />
Werbung weiterer<br />
Unternehmen als<br />
aktive Unterstützer<br />
Die diesjährigen Preisträger des Förderpreises<br />
„Vielfalt in Ausbildung“ hatten im Workshop 1<br />
die Gelegenheit, ausführlicher über den<br />
Ausbildungsalltag in ihren Unternehmen zu<br />
berichten.<br />
Angela Kaack – SAGA GWG<br />
Angela Kaack berichtete von durchweg guten<br />
Erfahrungen der SAGA GWG bei der Ausbildung<br />
von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten im Unternehmen.<br />
Ihre Auszubildenden mit Migrati-<br />
9<br />
onshintergr<strong>und</strong> fallen insbesondere durch<br />
hohe soziale Kompetenz <strong>und</strong> Engagement auf.<br />
Ahmet Yazıcı –<br />
Lindenbazar Handels GmbH<br />
Seit der Gründung 1999 <strong>und</strong> dem Erfolg des<br />
Geschäftes hat sich die Lindenbazar Handels<br />
GmbH stark vergrößert <strong>und</strong> die Anzahl der<br />
Mitarbeiter/-innen stetig erhöht. Aufgr<strong>und</strong> des<br />
multiethnischen Verkaufsangebotes sind<br />
Mitarbeiter/-innen unterschiedlichster Herkunft<br />
beschäftigt. Ausgebildet wird<br />
mittlerweile in sechs verschiedenen Ausbildungsberufen,<br />
in denen 2006 sieben Jugendliche<br />
ausgebildet wurden. Sowohl die Ausbilder/-innen<br />
als auch die Auszubildenden sind<br />
sehr zufrieden.<br />
Einige Auszubildende haben den Betrieb zunächst<br />
bei einem Schulpraktikum kennengelernt.<br />
Von den vielen Bewerber/-innen werden<br />
auch bewusst Jugendliche mit schlechteren<br />
Startchancen ausgewählt.<br />
Angela Silva –<br />
Restaurant – Café Breitengrad<br />
Das Familienunternehmen in Altona zeichnet<br />
sich im Ausbildungsbereich durch seine ganzheitliche<br />
Betreuung der Azubis aus. Dem Unternehmen<br />
ist es wichtig, Beständigkeit <strong>und</strong><br />
ein vertrautes Umfeld zu schaffen. Die Jugendlichen<br />
werden auch über die Arbeitszeit hinaus<br />
bei persönlichen Problemen beraten (z. B.<br />
bei Geldsorgen). Bei Bedarf wird auch der<br />
persönliche Kontakt zu Eltern gesucht.<br />
46
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Durch die Verankerung des Restaurants Breitengrad<br />
im Stadtteil bewerben sich viele Jugendliche,<br />
die das Restaurant bereits persönlich<br />
kennen. Das Unternehmen arbeitet darüber<br />
hinaus eng mit Projekten wie z. B. Jugendbildung<br />
Hamburg <strong>und</strong> ATU e. V. zusammen<br />
<strong>und</strong> bietet Jugendlichen Einstiegsqualifizierungen.<br />
Die Preisträger waren sich einig, dass Praktika<br />
<strong>und</strong> Einstiegsqualifizierungen eine gute Möglichkeit<br />
für beide Seiten bieten, sich gegenseitig<br />
kennenzulernen <strong>und</strong> festzustellen, ob Auszubildende,<br />
Ausbilder/-innen <strong>und</strong> Ausbildung<br />
zueinander passen. Auf diese Weise lässt sich<br />
oftmals einem frühzeitigen Ausbildungsabbruch<br />
vorbeugen.<br />
Auch bei der Frage, welchen geschäftlichen<br />
Nutzen die Beschäftigung von Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten hat, waren sich die Preisträger<br />
einig. Da die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en in allen<br />
Unternehmen eine bunte ethnische Mischung<br />
darstellen, kann es nur von Vorteil sein, wenn<br />
sich die K<strong>und</strong>enstruktur in der Mitarbeiterstruktur<br />
wiederfindet. Angela Silva vom Restaurant<br />
Breitengrad lobte insbesondere das<br />
angenehme Betriebsklima innerhalb ihres interkulturellen<br />
Teams <strong>und</strong> die Toleranz untereinander.<br />
Aus dem Publikum meldete sich u. a. Mehmet<br />
Keskin, Geschäftsführer der ATU e. V., zu<br />
Wort. Er lobte die Vorteile einer Verb<strong>und</strong>aus-<br />
bildung <strong>und</strong> appellierte an kleinere Unternehmen,<br />
mehr Gebrauch davon zu machen.<br />
Leider seien bürokratische Hürden <strong>und</strong><br />
mangelnde Informationen noch immer ein<br />
Hindernis.<br />
Die ATU e. V. koordiniert <strong>und</strong> betreut Ausbildungsverbünde<br />
von Unternehmen.<br />
III Erfahrungen von Behördenseite<br />
Im Mittelpunkt der Erfahrungen von Seiten der<br />
Behörden standen folgende Fragen:<br />
• Welche Maßnahmen wurden von der<br />
Agentur für Arbeit <strong>und</strong> von der Behörde<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit im Rahmen des<br />
Aktionsplans bereits ergriffen?<br />
• Welche neuen Wege könnten beschritten<br />
werden?<br />
• Wo gibt es Handlungsbedarf bei der Integration<br />
von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit?<br />
Astrid Lang –<br />
Agentur für Arbeit Hamburg<br />
Innerhalb der Agentur für Arbeit liegt der<br />
Anteil von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten an den<br />
Auszubildenden bei 20 bis 25 %, Tendenz steigend.<br />
Die Punkte des Aktionsplans werden<br />
bereits seit vielen Jahren von der Agentur für<br />
Arbeit verfolgt <strong>und</strong> kontinuierlich bearbeitet.<br />
Bei der Vermittlung von Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> in Ausbildung gibt es<br />
47
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
noch immer Schwierigkeiten, auch wenn<br />
schon seit einiger Zeit verstärkt mit Netzwerken<br />
<strong>und</strong> Dritten (z. B. Ausbildungsagenturen)<br />
zusammengearbeitet wird, um mehr Passgenauigkeit<br />
zu erzielen. An dieser Stelle seien<br />
jedoch auch die Betriebe gefragt, die Jugendlichen<br />
mit schlechteren Startbedingungen mehr<br />
Chancen geben sollten. Bei Abiturienten mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> eventueller sozialer<br />
Benachteiligung sieht Astrid Lang ebenso<br />
Unterstützungsbedarf, um ihnen eine weiterführende<br />
Bildung zu ermöglichen.<br />
Darüber hinaus wies Astrid Lang darauf hin,<br />
dass viele Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
nur auf bestimmte Berufsbilder beschränkt<br />
sind. Auch an dieser Stelle muss Aufklärungsarbeit<br />
betrieben werden.<br />
Hans Nauber –<br />
Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />
Während die Zahl der Ausbildungsplätze b<strong>und</strong>esweit<br />
in den letzten Jahren sank, stieg sie in<br />
Hamburg. Aber auch in Hamburg fehlen noch<br />
zahlreiche Ausbildungsplätze, um alle ausbildungsfähigen<br />
Jugendlichen zu versorgen. Der<br />
Senat <strong>und</strong> die Arbeit für Arbeit haben es sich<br />
daher zum Ziel gesetzt, die Jugendarbeitslosigkeit<br />
zu reduzieren. So konnten 2006 ca. 740<br />
zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden,<br />
50 % davon wurden mit Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten besetzt. Um eine noch bessere<br />
Integration der Zielgruppe zu erreichen, soll<br />
künftig das Angebot für Jugendliche mit Migra-<br />
tionshintergr<strong>und</strong> verbessert werden<br />
(Deutschkurse etc.).<br />
Positiv bewertete Hans Nauber laufende öffentliche<br />
Veranstaltungen zu diesem Thema<br />
<strong>und</strong> wies auf die im Herbst stattfindende Jugendkonferenz<br />
hin, die eine bessere Transparenz<br />
über Hamburger Ausbildungsangebote<br />
<strong>und</strong> eine stärkere Vernetzung der Akteure<br />
unterstützen soll.<br />
Über 40 Teilnehmer/-innen besuchten Workshop 1<br />
Oliver Thiess –<br />
Hamburger Ausbildungsmoderation<br />
Von der Handwerkskammer Hamburg, der<br />
Handelskammer Hamburg <strong>und</strong> dem Unternehmensverband<br />
Nord gegründet hat die<br />
„Hamburger Ausbildungsmoderation“ das Ziel,<br />
die Ausbildungsförderung in Hamburg transparenter<br />
zu machen. Auf der Internetseite<br />
www.ausbildung-hamburg.de werden entsprechende<br />
Informationen gebündelt. Aktuell steht<br />
eine groß angelegte Potenzialanalyse kurz vor<br />
der Veröffentlichung. Die Fragen „In welchen<br />
Ausbildungsbereichen liegen in Hamburg<br />
Potenziale vor?“ <strong>und</strong> „Wo ist Wachstum zu<br />
erwarten?“ wurden online von 500 Betrieben<br />
48
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
beantwortet. Zusätzliche qualitative Interviews<br />
boten die Möglichkeit, die Fragen noch detaillierter<br />
zu beantworten. Laut vorläufigen Ergebnissen<br />
liegt Ausbildungspotenzial in den<br />
folgenden Bereichen vor:<br />
• Hotel- <strong>und</strong> Gaststättengewerbe<br />
• Hafen <strong>und</strong> Logistik<br />
• Markt- <strong>und</strong> Sozialforschung<br />
• Baunebengewerbe<br />
Bekanntlich wird der Fachkräftebedarf stark<br />
steigen. Bisher zeigt sich dies jedoch noch<br />
nicht in gleicher Höhe bei der Bereitschaft der<br />
Betriebe mehr auszubilden. Zurückzuführen<br />
sei dies unter anderem auf das Informationsdefizit<br />
in Betrieben hinsichtlich Ausbildungsmöglichkeiten,<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Unterstützungsinstrumenten<br />
(EQJ, Fördermöglichkeiten,<br />
Ausbildungsagenturen etc.).<br />
Positiv bewertet wurde die Aussage vieler<br />
Unternehmen, dass es bei der Auswahl von<br />
Auszubildenden keine Rolle spiele, ob <strong>und</strong><br />
wenn ja, welcher Migrationshintergr<strong>und</strong> vorliege.<br />
Die Hamburger Ausbildungsmoderation<br />
sieht ihre Aufgabe zukünftig in der verstärkten<br />
direkten Ansprache von Betrieben.<br />
Eine Nachfrage in Betrieben hat zudem ergeben,<br />
dass die Jugendlichen selbst schlecht informiert<br />
sind. Dabei konnte kein Unterschied<br />
zwischen Jugendlichen mit bzw. ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
festgestellt werden.<br />
IV Diskussion<br />
Kazim Abacı, Geschäftsführer von Unternehmer<br />
ohne Grenzen e. V. gab zu bedenken,<br />
dass man sich nicht nur auf Jugendliche beim<br />
Übergang von Schule in Berufsausbildung konzentrieren<br />
solle, sondern auch an die älteren<br />
Jugendlichen ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
denken müsse. Er begrüßt daher das<br />
Sonderprogramm WeGebAu <strong>2007</strong> (<strong>Weiterbildung</strong><br />
Geringqualifizierter <strong>und</strong> -beschäftigter<br />
älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) der<br />
B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, das sowohl den<br />
Teilnehmer/-innen als auch den Betrieben<br />
Vorteile bringt.<br />
Angela Kaack stimmte seitens der SAGA<br />
GWG Kazim Abacı zu <strong>und</strong> unterstrich, wie<br />
sehr es bei der Berufsausbildung der Jugendlichen<br />
auch auf das Elternhaus ankomme. Oftmals<br />
sei die Kommunikation zwischen Eltern<br />
<strong>und</strong> Schulen nur unzureichend <strong>und</strong> es fehlten<br />
stadtteilbezogene Informationen. Hülya Eralp<br />
erläuterte daraufhin, dass die BQM sich zurzeit<br />
darum bemüht, durch das von der BWA<br />
geförderte BQM-Erweiterungskonzept die<br />
Elternarbeit in den zwei Hamburger Stadtteilen<br />
Jenfeld <strong>und</strong> Bergedorf modellhaft zu erproben.<br />
Aus dem Publikum kam folgende Anmerkung<br />
zum Thema Übergang Schule / Beruf:<br />
Die Übergänge sollten von Schule in Berufsausbildung<br />
sauberer gestaltet werden,<br />
49
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
z. B. durch bereits erprobte Initiativen eines<br />
Zwischenschuljahres (Projekt 9-Plus an der<br />
Schule Slomanstieg), in dem Schüler/-innen, die<br />
noch keinen Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en haben,<br />
weiterhin zur Schule gehen <strong>und</strong> an zwei Tagen<br />
in der Woche in Unternehmen arbeiten.<br />
Inge Brück, zuständig für die Ausbildung bei<br />
der Deutschen Bahn AG, ist aktuell verantwortlich<br />
für ca. 1.000 Auszubildende <strong>und</strong> 150<br />
Praktikantinnen <strong>und</strong> Praktikanten. Sie<br />
unterstricht die Wichtigkeit von EQJ-<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> berichtete von der<br />
Zufriedenheit der Schüler/-innen, wenn man<br />
sich Zeit für sie nähme <strong>und</strong> sich um sie<br />
kümmere. Wünschenswert wäre ein besserer<br />
Informationsstand über Ausbildungsmöglichkeiten,<br />
Berufsbilder <strong>und</strong> EQJ-Maßnahmen bei<br />
den Lehrer/-innen der allgemein bildenden<br />
Schulen, um die Schüler/-innen zu motivieren.<br />
Jutta Vorkoeper weist in diesem Zusammenhang<br />
darauf hin, dass es bereits viele Bemühungen<br />
gibt, um den Schulalltag berufsorientierter<br />
zu gestalten. Hülya Eralp berichtet von<br />
einem Schritt in die gewünschte Richtung: Im<br />
Rahmen des Projektes BQM wurden seit September<br />
2002 r<strong>und</strong> 160 Lehrkräfte zum Thema<br />
„Berufsorientierung“ fortgebildet.<br />
Die Möglichkeit von Verlängerungen der Ausbildungszeit<br />
an Gewerbeschulen um bis zu<br />
einem halben Jahr wurde von Angela Silva<br />
äußerst positiv bewertet, da so in einigen<br />
Fällen eine Ausbildung doch noch erfolgreich<br />
abgeschlossen werden konnte.<br />
V. l. n. r.: Hülya Eralp, Jutta Vorkoeper, Angela Silva <strong>und</strong><br />
Ahmet Yazıcı<br />
Im Zuge des Programms WeGebAu forderte<br />
Astrid Lang mehr betriebsnahe Umschulungen<br />
für Migranten. Kazim Abacı wies jedoch darauf<br />
hin, dass viele Umschulungsmaßnahmen oft an<br />
den Bedürfnissen der Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten vorbeigingen.<br />
Zusammenfassend erklärte Hans Nauber, dass<br />
es im Ausbildungsbereich noch auf vielen<br />
Ebenen akuten <strong>und</strong> langfristigen Handlungsbedarf<br />
gäbe <strong>und</strong> ein systematischer Ansatz<br />
gef<strong>und</strong>en werden müsse. Von den Ergebnissen<br />
der Potenzialanalyse erhoffe er sich die verstärkte<br />
Ausbildung in Bereichen, die mittel<strong>und</strong><br />
langfristig Perspektiven haben, wobei<br />
ständige Schwankungen in diesen Bereichen<br />
nicht zu unterschätzen seien. Neben Ausbildungsförderung<br />
sollten die Betriebe auch für<br />
lebenslanges Lernen sensibilisiert werden, da<br />
sie nur dadurch wettbewerbsfähig bleiben <strong>und</strong><br />
ihre Zukunft sichern können. Passend zum<br />
50
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Thema weist er abschließend auf die am 28.<br />
<strong>und</strong> 29. September <strong>2007</strong> im Museum der Arbeit<br />
stattfindende „<strong>Weiterbildung</strong>smesse Job-<br />
Kontakt“ für Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten hin.<br />
In ihrem Schlusswort bat Jutta Vorkoeper, die<br />
vielversprechenden Ergebnisse der Potenzialanalyse<br />
der Hamburger Ausbildungsmoderation<br />
allen zuständigen Stellen zur Verfügung<br />
zu stellen <strong>und</strong> fügte hinzu, dass die<br />
Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit insbesondere<br />
für Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
auch in Zukunft ein großes Thema<br />
des Hamburger Senats sein wird <strong>und</strong> verstärkt<br />
angegangen werden muss.<br />
51
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Workshop 2:<br />
„Azubi-Recruitment: Neue Ideen<br />
für die Zukunft“<br />
Moderation:<br />
Carmen Wöbcke – <strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Co-Moderation:<br />
Julia Lübberstedt-Piesold –<br />
<strong>KWB</strong> e. V. / Hanseaten bilden aus<br />
Die Suche nach geeigneten Auszubildenden<br />
stellt eine zunehmende Schwierigkeit für<br />
Hamburger Unternehmen dar. Schlechte<br />
Schulabschlüsse sind ein Gr<strong>und</strong>, der diese<br />
Situation begünstigt. Auch vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
des globalen Wettbewerbs liegt es im<br />
Interesse der Arbeitgeber, alle Potenziale auszuschöpfen.<br />
Interkulturelle Kompetenzen, wie<br />
sie Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> häufig<br />
mitbringen, stellen hierbei gezielte<br />
Schlüsselqualifikationen zur Sicherung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit dar. Dennoch sind viele<br />
Unternehmen noch nicht auf neue Strategien<br />
des Azubi-Recruitments eingestellt, die die<br />
Potenziale von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
aktiv mit einbeziehen.<br />
Ziel des Workshops war es, Kompetenzprofile<br />
neu zu definieren <strong>und</strong> innovative Wege zur<br />
Ansprache von Jugendlichen mit Migrations-<br />
hintergr<strong>und</strong> zu finden. Dazu gehören interkulturelle<br />
Einstellungsverfahren, gezielte Bewerberprogramme,<br />
E-Recruitment <strong>und</strong> neue<br />
Wege im Bereich „Schulpartnerschaften“.<br />
Ideenentwicklung in Workshop II<br />
Zentale Fragen waren:<br />
• Welche Chancen bietet E-Recruitment für<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>?<br />
• Welche Vorteile bieten E-Recruitment<br />
<strong>und</strong> E-Assessment-Verfahren allgemein für<br />
die Unternehmen?<br />
• Wie funktionieren interkulturelle Einstellungsverfahren?<br />
Welche Erfahrungen gibt<br />
es bei der Anwendung?<br />
1. Impulsreferat<br />
Prof. Dr. Nora Räthzel –<br />
Dept. of Sociology, University of Umea,<br />
Schweden<br />
Einleitend warf Prof. Dr. Nora Räthzel in<br />
ihrem Impulsreferat mit dem Titel „Stell dir<br />
vor du bist Einwanderer <strong>und</strong> keinen kümmert<br />
52
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
das“ einen Blick über die Landesgrenzen hinweg<br />
<strong>und</strong> stellte Ergebnisse <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />
ihrer qualitativen Studie zur Arbeitsmarktintegration<br />
von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
in Schweden dar. Ziel dieser Studie<br />
war es herauszufinden, wie sich Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> aus Schulabgangsklassen<br />
im Vergleich zu Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schülern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> bei der<br />
Arbeitssuche verhalten.<br />
Zunächst merkte sie an, dass Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten bei gleichen sozialen Voraussetzungen<br />
schlechtere Chancen haben, eine<br />
Arbeitsstelle zu bekommen.<br />
Den relativa chansen att ha ett arbeteett<br />
90<br />
80<br />
120 70<br />
100 60<br />
50<br />
80<br />
40<br />
30 60<br />
20 40<br />
10<br />
20<br />
0<br />
0<br />
sannolikheten att ha en sysselsättning efter kontroll för human<br />
kapital, social bakgr<strong>und</strong> och andra individuella egenskaper<br />
100<br />
1:a<br />
kvart<br />
57,4<br />
2:a<br />
kvart<br />
73,8 72,3<br />
3:e<br />
kvart<br />
Wahrscheinlichkeit für Jugendliche zwischen 16 <strong>und</strong> 24<br />
mit Migrationserfahrung in Schweden Arbeit zu bekommen<br />
bei gleichen sozialen Voraussetzungen (Geschlecht,<br />
Ausbildung, Bildungsstand der Eltern)<br />
• Pop. 1 = Vergleichsgruppe<br />
4:e<br />
kvart<br />
• Pop. 2 NW = Eingewandert vor Schulbeginn<br />
aus NW Land (NordWestlich = Europäisch)<br />
• Pop. 3 NW = Eingeboren mit einem<br />
eingewanderten Elternteil<br />
43,6<br />
48,2<br />
Öst<br />
Väst 62,9<br />
Nord<br />
Pop.1 Pop.2NW Pop.3NW Pop.4NW Pop.2ONW Pop.3ONW Pop.4ONW<br />
• Pop. 4 NW = Eingeboren mit zwei eingewanderten<br />
Elternteilen<br />
• Pop. 2 ONW = Eingewandert vor<br />
Schulbeginn aus einem außereuropäischen<br />
Land (Outside North West)<br />
• Pop. 3 ONW = Eingeboren mit zwei eingewanderten<br />
Elternteilen<br />
• Pop. 4 ONW = Eingeboren mit einem<br />
eingewanderten Elternteil<br />
Häufig lasse sich bei dieser Gruppe eine<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich „existenzielle Unsicherheit“ gegenüber<br />
anderen feststellen. So befürchteten<br />
viele (zu Recht, wie empirische Studien gezeigt<br />
haben), bei der Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />
zuerst als Migrant/-in wahrgenommen<br />
<strong>und</strong> erst in zweiter Linie aufgr<strong>und</strong> ihrer Qualifikationen<br />
bewertet zu werden. Prof. Dr.<br />
Nora Räthzel untersuchte, auf welche Weise<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> mit<br />
ihren negativen Erfahrungen umgehen <strong>und</strong><br />
kategorisierte die Ergebnisse in vier unterschiedliche<br />
Lösungsstrategien:<br />
1. Anpassung <strong>und</strong> Unterwerfung<br />
Eine Untersuchung in Schweden hat gezeigt,<br />
dass 60 % der Unternehmen Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten aufgr<strong>und</strong> ihres Namens<br />
nicht zum Vorstellungsgespräch einladen.<br />
Einige reagieren auf diese Erfahrung<br />
damit, dass sie ihren Namen ändern<br />
lassen.<br />
53
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
2. Individueller Heroismus<br />
Diese Strategie beruht auf der Ansicht,<br />
dass jeder Einzelne für seinen beruflichen<br />
Erfolg verantwortlich ist. Jugendliche versuchen<br />
deshalb, sich optimal zu qualifizieren,<br />
verwenden viel Energie für Bewerbungen<br />
<strong>und</strong> distanzieren sich von anderen<br />
eingewanderten Jugendlichen, denen sie<br />
vorwerfen, sich nicht genügend anzustrengen.<br />
Diese Strategie kann für einige Jugendliche<br />
zum Erfolg führen, sie kann aber<br />
auch dazu führen, gesellschaftlich bedingte<br />
Misserfolge als eigenes Versagen zu interpretieren.<br />
Vereinzelung kann kollektive<br />
Handlungsformen unmöglich machen.<br />
3. Verinnerlichung <strong>und</strong> Rebellion<br />
Es gibt Jugendliche, die sich als Schweden/innen<br />
fühlen <strong>und</strong> schwedische Stereotypen<br />
über MigrantInnen teilen. Da sie aber als<br />
Einwanderer stigmatisiert werden, bleibt<br />
ihnen die Realisierung einer schwedischen<br />
Identität verwehrt. So distanzieren sie sich<br />
sowohl von der schwedischen Gesellschaft<br />
als auch von der Gruppe der Eingewanderten<br />
<strong>und</strong> leiden darunter, nicht als<br />
Schweden/-innen anerkannt zu werden.<br />
4. Analyse <strong>und</strong> Widerstand<br />
Jugendliche, die die gesellschaftlichen Bedingungen<br />
ihrer Diskriminierung analysieren<br />
<strong>und</strong> versuchen, in solidarischen Beziehungen<br />
mit anderen diese Bedingungen zu<br />
verändern, leiden weniger unter der gesellschaftlichen<br />
Marginalisierung <strong>und</strong> können<br />
ihre doppelte Zugehörigkeit <strong>und</strong> die<br />
Kenntnisse verschiedener Kulturen als<br />
Stärke erleben.<br />
Die Handlungsweisen von Jugendlichen, stellte<br />
Prof. Dr. Räthzel abschließend fest, erschöpfen<br />
sich nicht in diesen Strategien. Obwohl alle<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> Erfahrungen<br />
mit Diskriminierungen machen, sind<br />
ihre Umgangsweisen damit abhängig von den<br />
jeweils unterschiedlichen sozialen Kontexten,<br />
in denen sie leben. Auf Fragen antwortend<br />
fügte Räthzel hinzu, dass Diskriminierung auch<br />
dadurch erfahren wird, dass in den Schulen<br />
zwar von einer multikulturellen Gesellschaft<br />
gesprochen wird, die vielfältigen Kompetenzen<br />
der Jugendlichen (z. B. Sprachkenntnisse) jedoch<br />
im Schulcurriculum nicht berücksichtigt<br />
werden. Wenn junge Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten in der Schule nicht in der Minderheit<br />
sind, haben sie weniger unter alltäglicher<br />
Diskriminierung zu leiden. Allerdings werden<br />
diese Schulen in der Öffentlichkeit meist als<br />
„Problemschulen“ dargestellt.<br />
II Expertenr<strong>und</strong>e<br />
Im weiteren Verlauf des Workshops stellten<br />
Expertinnen <strong>und</strong> Experten aus Wirtschaft,<br />
Forschung <strong>und</strong> dem Bildungsbereich innovative<br />
Ansätze des Azubi-Recruitments vor.<br />
54
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Expertenr<strong>und</strong>e (v. l. n. r.): Carmen Wöbcke,<br />
Joachim Diercks, Prof. Dr. Nora Räthzel,<br />
Dr. Andreas Hieronymus, Dr. Alfred Lumpe,<br />
Uta Keuchen, Hüseyin Yılmaz<br />
Joachim Diercks – Cyquest GmbH<br />
Die Hamburger Cyquest GmbH nimmt eine<br />
Vorreiterrolle im Bereich „Recruitainment“<br />
ein. Der Begriff „Recruitainment“ (abgewandelt<br />
von „recruitment“) beinhaltet:<br />
• E-Assessment (Einsatz eignungsdiagnostischer<br />
Testverfahren über das Internet),<br />
• Online-Personalmarketing (gezielter<br />
Aufbau <strong>und</strong> Unterstützung attraktiver Arbeitgeberimages),<br />
• E-Cruiting (Findung von „Right<br />
Potentials“ <strong>und</strong> gezieltes Bewerbermanagement),<br />
• E-Training (Vermittlung schulungsrelevanter<br />
Inhalte über das Web auf unterhaltsame,<br />
oftmals spielerische Art).<br />
Das Kunstwort „Recruitainment“ soll hervorheben,<br />
dass nicht nur Unternehmen Bewerber/-innen<br />
auswählen, sondern dass sich umgekehrt<br />
auch Bewerber/-innen aktiv für ein<br />
Unternehmen entscheiden.<br />
Recruitainment helfe laut Joachim Diercks<br />
Unternehmen, die gr<strong>und</strong>sätzlich viele Bewerbungen<br />
bekommen, darunter aber eine große<br />
Anzahl „unpassender“ Bewerbungen haben.<br />
Um dem entgegenzuwirken, sind die von<br />
Cyquest entwickelten Online-Assessments so<br />
angelegt, dass Bewerber möglichst viele Informationen<br />
über das Unternehmen erhalten.<br />
So hat die Cyquest GmbH beispielsweise für<br />
die Deutsche Bahn AG ein Onlineangebot<br />
entwickelt, das den Bewerbern hilft, spielerisch<br />
das Unternehmen kennenzulernen.<br />
Joachim Diercks hebt hervor, dass mit Hilfe<br />
von E-Assessment-Verfahren Bewerber/-innen<br />
schnell <strong>und</strong> gezielt ausgesucht werden können.<br />
Da das E-Assessment beispielsweise nicht nach<br />
Namen ordne, gäbe dieses Verfahren besonders<br />
auch Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten eine<br />
Chance, die bei anderen Vorauswahlmethoden<br />
eventuell aussortiert werden würden.<br />
Abschließend erklärte Joachim Diercks, dass<br />
E-Recruitainment den Bewerbern hilft, sich<br />
umfangreich über das Unternehmen zu informieren.<br />
Dadurch könnten Ängste vor Einstellungstests<br />
abgebaut werden.<br />
Auf Nachfrage aus dem Publikum stellte Joachim<br />
Diercks fest, dass E-Assessment nicht für<br />
alle Branchen <strong>und</strong> Bewerbergruppen gleichermaßen<br />
geeignet sei. So sei bis vor kurzem<br />
Recruitainment nicht für Hauptschüler/-innen<br />
geeignet gewesen, weil diese Schülergruppe<br />
durchschnittlich keinen ausreichenden Umgang<br />
mit dem Internet gehabt hätten. Der Zugang<br />
von Hauptschülerinnen <strong>und</strong> Hauptschülern<br />
55
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
zum Internet werde jedoch zunehmend besser.<br />
Das Publikum gab kritisch zu bedenken, dass<br />
zurzeit viele Großbetriebe ihr Auswahlverfahren<br />
auf Online-Bewerbungsverfahren umstellten<br />
<strong>und</strong> dadurch viele Haupt- <strong>und</strong> Realschüler/-innen<br />
aus dem Bewerbungsverfahren ausgeschlossen<br />
würden, die vorher unter keiner<br />
Benachteiligung gelitten hätten. Deshalb<br />
sollten Unternehmen dieses Verfahren nur bei<br />
höher qualifizierten Jobs einsetzen.<br />
Dr. Andreas Hieronymus – iMiR Institut<br />
für Migrations- <strong>und</strong> Rassismusforschung<br />
Dr. Andreas Hieronymus hebt hervor, dass<br />
inzwischen mehrere Einwanderungsgenerationen<br />
in Deutschland leben, die sich in ihren<br />
Kompetenzen unterscheiden.<br />
Die vielfältigen gesellschaftlichen Veränderungen<br />
wirken sich inzwischen auch auf die<br />
Personalauswahl aus. So bringen beispielsweise<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> teilweise<br />
besondere Kompetenzen, Potenziale<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten mit, die mit herkömmlichen<br />
Einstellungsverfahren zumeist nicht erfasst<br />
werden, aber für die Unternehmen von großem<br />
Interesse sein können (unter anderem<br />
Kenntnisse über andere Kulturen, Beherrschung<br />
mehrerer Sprachen <strong>und</strong> ein hohes Maß<br />
an Flexibilität). Um diese Fähigkeiten mit einem<br />
Einstellungstest zu erfassen, müsse umgedacht<br />
werden.<br />
Gemeinsam mit Hamburger Unternehmen hat<br />
die BQM interkulturelle Einstellungsverfahren<br />
für den gewerblich-technischen Bereich<br />
(„Azubi-Auswahl mit Zukunft I“) <strong>und</strong> den Einzelhandel<br />
entwickelt („Azubi-Auswahl mit<br />
Zukunft II“), die die Kompetenzen von Jugendlichen<br />
mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
gleichermaßen berücksichtigen. Die<br />
handlungsorientierten Module der Testverfahren<br />
ermitteln fachliche, methodische, persönliche<br />
<strong>und</strong> soziale Fähigkeiten der Bewerber/innen.<br />
So wurden gemeinsam mit Personalverantwortlichen<br />
aus Hamburger Unternehmen folgende<br />
Kompetenzen für die Ausbildung im<br />
Einzelhandel ermittelt:<br />
1. Zusammenhänge erkennen (fachpraktische<br />
Kompetenz),<br />
2. Deutsch können (kognitive Kompetenz),<br />
3. Offenheit / Fre<strong>und</strong>lichkeit (soziale Fähigkeit),<br />
4. Ehrlichkeit (soziale Kompetenz),<br />
5. Kommunikationsfähigkeit (soziale Kompetenz),<br />
6. Erscheinungsbild (gepflegtes Äußeres;<br />
soziale Kompetenz),<br />
7. Teamfähigkeit (soziale Kompetenz),<br />
8. Motivation (soziale Kompetenz),<br />
9. Rechnen (kognitive Kompetenz).<br />
„Azubi-Auswahl mit Zukunft II“ besteht aus<br />
folgenden Modulen:<br />
• Modul 1 „Meine persönliche Eignung“<br />
56
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
• Modul 2 „Kommunikation im Verkaufsgespräch“<br />
• Modul 3 „Angewandtes Rechnen <strong>und</strong> Zusammenhänge<br />
erkennen“<br />
• Modul 4 „Quadratübung”<br />
Alle Module enthalten Aufgabenbögen für die<br />
Bewerber/-innen als Kopiervorlagen sowie<br />
detaillierte Anleitungen für die Prüfer/-innen<br />
bzw. Beobachter/-innen. Da auch das Beobachten<br />
<strong>und</strong> Bewerten von Bewerbern kulturgeb<strong>und</strong>en<br />
ist, werden die Prüfer/-innen bzw.<br />
Beobachter/-innen auf eventuell vorliegende<br />
kulturelle Besonderheiten der Bewerber aufmerksam<br />
gemacht.<br />
Uta Keuchen –<br />
Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG<br />
Uta Keuchen, Ausbildungsverantwortliche bei<br />
der Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG,<br />
stellte ihre Erfahrungen mit dem interkulturellen<br />
Einstellungsverfahren „Azubi-Auswahl<br />
mit Zukunft II“ aus Unternehmenssicht dar.<br />
Budnikowsky war maßgeblich an der Entwicklung<br />
des Testverfahrens beteiligt <strong>und</strong> setzt die<br />
neuen Module bereits seit November 2006<br />
ein. Nach jeder Bewerbungsr<strong>und</strong>e wurde etwas<br />
an der Praxistauglichkeit der neuen Verfahrensweise<br />
gefeilt.<br />
Bei den letzen Bewerberr<strong>und</strong>en hatten 17 %<br />
der Bewerber/-innen, die das Testverfahren<br />
bestanden haben, einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Vergleichsdaten zum vorherigen Testverfahren<br />
konnte Uta Keuchen nicht benennen. Beeindruckend<br />
an dem neuen Testverfahren sei<br />
z. B., dass die interkulturellen Unterschiede in<br />
Mathematik berücksichtigt werden <strong>und</strong> so<br />
Migranten <strong>und</strong> Nicht-Migranten die gleichen<br />
Chancen hätten, ihre Kenntnisse zu zeigen.<br />
Positiv sei auch, dass dank der neuen Module<br />
die Sprachfähigkeiten der Bewerber/-innen<br />
gezielt bewertet werden können.<br />
Dr. Alfred Lumpe –<br />
Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />
Dr. Alfred Lumpe merkte zunächst kritisch an,<br />
„interkulturelle Kompetenzen“ nicht auf die<br />
Mehrsprachigkeit junger Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten zu reduzieren. In der Fachdiskussion<br />
herrscht Konsens über folgende recht<br />
weitgefasste Definition interkultureller Kompetenz:<br />
„Die Fähigkeit, effektiv <strong>und</strong> angemessen<br />
in interkulturellen Situationen zu kommunizieren,<br />
auf Gr<strong>und</strong>lage eigenen interkulturellen<br />
Wissens, eigener Fähigkeiten <strong>und</strong> Einstellungen“.<br />
Damit umfasst interkulturelle Kompetenz<br />
auch Teilkompetenzen zu den Bereichen<br />
der Motivation (Haltungen <strong>und</strong> Einstellungen),<br />
der Reflexion (als interne Wirkung interkultureller<br />
Kompetenz) <strong>und</strong> der konstruktiven<br />
Interaktion (als externe Wirkung von Interkultureller<br />
Kompetenz). Schon heute besteht die<br />
Möglichkeit, in Schulzeugnissen z. B. bei der<br />
Beurteilung des Sozialverhaltens interkulturelle<br />
Kompetenzen von Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schülern zu dokumentieren. Zusätzlich<br />
werden Sprachfähigkeiten an vielen<br />
57
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Hamburger Schulen mit Hilfe des Sprachportfolios<br />
erfasst.<br />
Dr. Alfred Lumpe, Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />
Dr. Alfred Lumpe unterstrich die Bedeutung,<br />
von den Kompetenzen jedes Einzelnen auszugeben<br />
<strong>und</strong> diese gezielt zu fördern. Die individuelle<br />
Förderung der einzelnen Schülerin<br />
<strong>und</strong> des einzelnen Schülers steht immer stärker<br />
im Vordergr<strong>und</strong> des Unterrichts. Organisationsstrukturen<br />
<strong>und</strong> Planungsprozesse in den<br />
Schulen werden an diese Lehr- <strong>und</strong> Lernform<br />
angepasst. Durch diese Umstellung <strong>und</strong> die<br />
Verstärkung des individuellen Lernens könnten<br />
dann interkulturelle Kompetenzen noch stärker<br />
gefördert werden.<br />
Hüseyin Yılmaz – Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />
Hamburg (DGB)<br />
Bei dem Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong> gibt<br />
es seit über 45 Jahren eine „Abteilung Migration“,<br />
die Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
sowie Unternehmen berät. Hüseyin Yılmaz<br />
erklärte, dass viele Betriebe nur wenig Wissen<br />
über Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten hätten <strong>und</strong><br />
ihre Vorstellungen auch oft durch negative<br />
Darstellungen in den Medien geprägt seien.<br />
Deshalb müsse die Arbeitslosigkeit von<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten gezielt bekämpft<br />
werden, indem die Fähigkeiten von Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten verstärkt gesucht <strong>und</strong> gefördert<br />
würden. Dafür sei es wichtig, dass die<br />
soziale Herkunft stärker vom beruflichen<br />
Werdegang gelöst wird.<br />
Nach wie vor bilden zu wenige Betriebe aus.<br />
Deshalb sollten besonders diese Betriebe für<br />
die Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
gewonnen werden. Eine intensive<br />
Zusammenarbeit mit der Handelskammer<br />
Hamburg <strong>und</strong> der Handwerkskammer Hamburg<br />
ist hierbei anzustreben.<br />
58
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Workshop 3:<br />
„Öffentliche Verwaltung aktiv für<br />
die Integration junger<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten“<br />
Moderation:<br />
Dr. Trias-A. Kolokitha –<br />
<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Co-Moderation:<br />
Petra Lotzkat –<br />
Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der<br />
Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> bewerben<br />
sich viel zu selten um einen Ausbildungsplatz<br />
im öffentlichen Dienst. Dies soll sich<br />
zukünftig ändern. Die Stadt Hamburg möchte<br />
mehr junge Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
ermutigen, sich um eine Ausbildung<br />
in der hamburgischen öffentlichen Verwaltung<br />
zu bewerben.<br />
Am 31. Oktober 2006 hat der Senat bekannt<br />
gegeben, dass der Anteil an Nachwuchskräften<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der Verwaltung<br />
gesteigert werden soll. Die zuständigen Hamburger<br />
Behörden haben dazu eine Reihe gezielter<br />
Maßnahmen entwickelt <strong>und</strong> wenden sie<br />
bereits erfolgreich an.<br />
Wie aber gehen andere Städte vor? Der<br />
Workshop gab die Möglichkeit, einen Blick<br />
über den Tellerrand auf die Aktivitäten anderer<br />
Metropolen zu werfen <strong>und</strong> bot Raum für<br />
den Austausch von Ideen <strong>und</strong> das Knüpfen<br />
neuer Netzwerke.<br />
Zentrale Fragen waren:<br />
• Wie sieht die Situation im öffentlichen<br />
Dienst der jeweiligen Städte aus, was ist<br />
geplant?<br />
• Wie können Einstellungsverfahren verändert<br />
werden, um den Anteil von jungen<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der öffentlichen<br />
Verwaltung zu erhöhen?<br />
• Wie können Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
gezielter angesprochen werden?<br />
1. Impulsreferat<br />
Petra Lotzkat –<br />
Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung der<br />
Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />
Petra Lotzkat stellte einleitend die Maßnahmen<br />
der hamburgischen öffentlichen Verwaltung<br />
zur beruflichen Integration von jungen<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten vor.<br />
Im Rahmen des Aktionsplans des Ersten Bürgermeisters<br />
Ole von Beust zur Integration<br />
junger Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in Arbeit<br />
<strong>und</strong> Ausbildung in Hamburg wurde beschlos-<br />
59
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
sen, den Anteil an Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
im öffentlichen Dienst innerhalb<br />
der nächsten fünf Jahre auf 20 % zu steigern.<br />
In der hamburgischen Verwaltung wird in 15<br />
Berufen bedarfsorientiert in der allgemeinen<br />
Verwaltung, der Justiz- <strong>und</strong> Finanzbehörde<br />
sowie bei der Polizei <strong>und</strong> Feuerwehr ausgebildet<br />
(85 % Beamtenlaufbahnen).<br />
Um den Anteil von jungen Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten an den Auszubildenden zu erhöhen,<br />
wurde seitens des Personalamtes, der Justiz<strong>und</strong><br />
Finanzbehörde, der Polizei <strong>und</strong> der Feuerwehr<br />
ein Netzwerk mit der Senatskanzlei,<br />
der Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport, der Behörde<br />
für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz, der Politik, der BQM,<br />
allgemein bildenden Schulen, Qualifizierungsträgern,<br />
Vereinen <strong>und</strong> Trägern sowie Eltern<br />
etabliert.<br />
Zur Erhöhung der Bewerberzahl mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
wurde ein konkreter Maßnahmenkatalog<br />
entwickelt:<br />
Förderung der Integration von<br />
jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />
in die Ausbildungen der hamburgischen Verwaltung<br />
Maßnahmenkatalog<br />
• Präsentation in Medien <strong>und</strong> Öffentlichkeit unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Zielgruppe der Menschen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
• Kooperation mit Schulen<br />
• Informationen für Eltern, Vereine <strong>und</strong> andere Träger<br />
• Veränderungen im Auswahlverfahren<br />
• Förderung im Auswahl- <strong>und</strong> Bewerbungsverfahren<br />
• Förderung (vor <strong>und</strong>) während der Ausbildung<br />
• Weiterentwicklung interkultureller Kompetenzen innerhalb der<br />
Behörden <strong>und</strong> Ämter<br />
5<br />
• Präsentation in Medien <strong>und</strong> Öffentlichkeit<br />
unter besonderer Berücksichtigung von<br />
Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> (Auftaktveranstaltung<br />
im Rathaus, gemeinsamer<br />
Flyer <strong>und</strong> Messeauftritt der ausbildenden<br />
Behörden für die Berufe im mittleren<br />
<strong>und</strong> gehobenen Dienst, Internetauftritt<br />
www.bist-du-dabei-hamburg.de),<br />
• Kooperation mit Schulen (Mitarbeit an<br />
Berufsorientierungstagen in Schulen, Lehrerfortbildungstournee<br />
über Ausbildungssituationen<br />
vor Ort),<br />
• Informationsveranstaltungen für Eltern,<br />
Vereine <strong>und</strong> andere Träger (mehrsprachige<br />
Flyer für Eltern, Workshops, Netzwerkarbeit,<br />
Mitarbeit an Fachtagungen),<br />
• Veränderungen im Auswahlverfahren (Erweiterung<br />
des Eignungstests um einen<br />
„kulturoffenen“ Baustein, Aufnahme des<br />
Merkmals „Interkulturelle Kompetenz“,<br />
Evaluation des Auswahlverfahrens),<br />
• Förderung im Auswahl- <strong>und</strong> Bewerbungsverfahren<br />
(Ferienpraktika, individuelle<br />
Feedbacks),<br />
• Förderung (vor <strong>und</strong>) während der Ausbildung<br />
(Beratungsangebote z. B. durch<br />
Vertrauensperson, im individuellen<br />
Bedarfsfall Förderung durch Coaching,<br />
Angebot von Deutschförderkursen),<br />
• Weiterentwicklung interkultureller Kompetenzen<br />
innerhalb der Behörden <strong>und</strong><br />
Ämter (Workshops für Ausbilderinnen<br />
<strong>und</strong> Ausbilder; Informations- <strong>und</strong> Schu-<br />
60
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
lungsangebote für Personalabteilungen,<br />
Abendkurse für alle Beschäftigten).<br />
Durch die vielfältigen Aktivitäten der Stadt<br />
Hamburg konnten deutlich mehr Jungendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> angesprochen werden.<br />
Im Vergleich zu den Vorjahren wurde der<br />
Anteil von Jungendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
im hamburgischen öffentlichen<br />
Dienst bereits nach kurzer Zeit von 5,2 % auf<br />
11,53 % gesteigert (Stand: <strong>April</strong> <strong>2007</strong>). Informationsveranstaltungen<br />
für Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler sowie für Eltern zur Gewinnung von<br />
weiteren Nachwuchskräften sind bereits geplant.<br />
Impulsreferat Petra Lotzkat<br />
2. Praxiserfahrungen<br />
Im Anschluss an das Impulsreferat von Petra<br />
Lotzkat stellten die Vertreter/-innen der Senatsverwaltungen<br />
<strong>und</strong> Personalämter aus<br />
Wien, Köln, Berlin <strong>und</strong> München kurz die<br />
Ausgangslagen <strong>und</strong> Maßnahmen der jeweiligen<br />
Städte zur Förderung von Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> vor.<br />
Bernhard Bouzek – Magistratsabteilung<br />
Integrations- <strong>und</strong> Diversitätsangelegenheiten<br />
der Stadt Wien<br />
In Wien leben insgesamt 1,6 Millionen Einwohner.<br />
19 % der Wiener Bevölkerung hat<br />
eine ausländische Staatsbürgerschaft. Zuzüglich<br />
der zwischen 1999 <strong>und</strong> 2005 eingebürgerten<br />
Personen beträgt der Bevölkerungsanteil mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> ca. 30 %. Ihr Anteil an<br />
der Wiener öffentlichen Verwaltung hingegen<br />
liegt bei ca. 1 %.<br />
Die Stadt Wien befindet sich in dem Prozess,<br />
Diversitätsmanagement in der Lehrlingsausbildung<br />
zu etablieren, um ein kompetentes<br />
Dienstleistungsunternehmen für alle Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger zu sein.<br />
Lehrlingsmanagement<br />
• Wien als attraktiver Arbeitgeber (800 LP)<br />
• Lehrlingsseiten auf wien.at<br />
• Schulversuch „Interkulturelle Kompetenz“<br />
• Bewerbungsbögen adaptiert<br />
• Sprachkenntnisse in VIPER<br />
• Zusatzpunkte für Sprachkenntnis<br />
Die Ziele:<br />
• Stadtverwaltung als „Spiegelbild der Bevölkerung“,<br />
• Interkulturelle Kompetenz als Qualität in<br />
der Stadt erkennen, nutzen <strong>und</strong> fördern,<br />
• Migration als Normalität begreifen,<br />
61
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
• Sensibilisierung <strong>und</strong> neues Selbstverständnis<br />
der Personaler.<br />
Zur Erhöhung der Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
hat die Stadt Wien unter<br />
anderem Lehrlingsseiten auf wien.at eingerichtet<br />
<strong>und</strong> Bewerbungsbögen adaptiert. Sprachkenntnisse<br />
werden mit Zusatzpunkten bewertet.<br />
Bernhard Bouzek unterstreicht folgende Vorteile<br />
von Diversität:<br />
• Wettbewerbs- <strong>und</strong> Imagevorteil durch<br />
Erschließung neuer Zielgruppen durch Integration<br />
von Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
(Human Ressources),<br />
• Verbesserung der Mitarbeitermotivation.<br />
Ina-Beate Fohlmeister –<br />
Interkulturelles Referat der Stadt Köln<br />
Der Rat der Stadt Köln hat im Mai 1996 das<br />
Interkulturelle Referat eingerichtet, das direkt<br />
beim Dezernat für Soziales, Integration <strong>und</strong><br />
Umwelt angeb<strong>und</strong>en ist. Es hat den Auftrag,<br />
das friedliche <strong>und</strong> konstruktive Zusammenleben<br />
der unterschiedlichen kulturellen <strong>und</strong><br />
ethnischen Bevölkerungsgruppen in Köln<br />
durch geeignete soziale, wirtschaftliche <strong>und</strong><br />
kulturelle Maßnahmen zu fördern.<br />
Zu den Schwerpunkten des Interkulturellen<br />
Referates zählen neben der Vernetzung interkultureller<br />
<strong>und</strong> integrationsfördernder Angebote<br />
sowie der Fortschreibung des Kölner<br />
interkulturellen Maßnahmenprogramms auch<br />
die interkulturelle Öffnung der Stadtverwal-<br />
tung. Hier sieht die Stadt Köln vor, bei allen<br />
Neueinstellungen <strong>und</strong> besonders bei der Besetzung<br />
von Ausbildungsplätzen Bewerberinnen<br />
<strong>und</strong> Bewerber mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
verstärkt zu berücksichtigen, Elternarbeit zu<br />
fördern sowie Teile des Auswahlverfahrens zu<br />
ändern. Die Struktur der Einstellungen in der<br />
Verwaltung soll mittelfristig die Struktur der<br />
Bevölkerung widerspiegeln.<br />
Der entwickelte Maßnahmenkatalog hat sich in<br />
Köln erfolgreich auf die Ausbildungsquote von<br />
jungen Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
im öffentlichen Dienst niedergeschlagen: Sie<br />
konnte im Jahr 2005 von 2,5 % auf 14 % im<br />
Jahr 2006 gesteigert werden. Gründe für die<br />
Verbesserung sind unter anderem die Erweiterung<br />
des schriftlichen Testverfahrens um so<br />
genannte „culture-fair“-Bausteine sowie eine<br />
intensivierte Zusammenarbeit mit der Agentur<br />
für Arbeit.<br />
Besonders hebt Ina-Beate Fohlmeister hervor,<br />
dass die Nutzung bisher unterbewerteter interkultureller<br />
Basiskompetenzen von Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten als Impuls für Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Wachstum wahrgenommen werden<br />
müssen.<br />
Rudolf Stummvoll –<br />
Stelle für interkulturelle Arbeit der Stadt<br />
München<br />
In ihren integrationspolitischen Vorstellungen<br />
geht die Landeshauptstadt München unter<br />
anderem von dem Ziel aus, dass die gleichberechtigte<br />
Teilnahme aller in den gesellschaftli-<br />
62
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
chen Kernbereichen wie Bildung, Ausbildung,<br />
Arbeit, Wohnen, der Zugang zu sozialen<br />
Dienstleistungen etc. sicherzustellen ist. Der<br />
interkulturellen Öffnung der Verwaltung<br />
kommt hierbei entscheidende Bedeutung zu.<br />
Bedingung für eine gelingende Öffnung der<br />
Verwaltung ist kompetentes Personal. Damit<br />
das neu eingestellte Personal den Anforderungen<br />
künftig besser entspricht, wird durch ein<br />
optimiertes Einstellungsverfahren sichergestellt,<br />
dass auch Kompetenzen wie Sensibilität<br />
für Vielfalt, Respekt, Belastungsfähigkeit,<br />
Teamfähigkeit, Mehrsprachigkeit, interkulturelle<br />
Kompetenz usw. berücksichtigt werden.<br />
Kompetenzen, über die vor allem auch Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> verfügen.<br />
Im Ergebnis hat dieses neue Einstellungsverfahren,<br />
das das Prinzip der Bestenauslese berücksichtigt,<br />
eine deutliche Erhöhung des<br />
Migrantenanteils bei den Neueinstellungen zur<br />
Folge.<br />
Karl-Heinz Wanninger –<br />
Aus- <strong>und</strong> Fortbildung, Senatsverwaltung für<br />
Inneres <strong>und</strong> Sport, Berlin<br />
Im Ausbildungsjahr 2006 / <strong>2007</strong> wurden in der<br />
Berliner öffentlichen Verwaltung in den 35<br />
Ausbildungsberufen (ohne Beamtenanwärter/innen<br />
etc.) insgesamt 1.773 Auszubildende<br />
gezählt.<br />
Workshop 3: Öffentliche Verwaltung aktiv …<br />
35 Ausbildungsberufe (ohne Beamtenanwärter/innen etc.)<br />
im unmittelbaren Landesdienst<br />
Ausbildungsjahr 2006/<strong>2007</strong> (Stand 17.11.2006):<br />
- Gesamt: 1773 Auszubildende (745/w; 47 Nichtdeutsche)<br />
- Neueinstellungen: 607 Auszubildende (246/w; 21 Nichtdeutsche)<br />
Karl Heinz Wanninger, <strong>26.</strong>04.<strong>2007</strong>, Folie Nr. 3<br />
Senatsverwaltung für Inneres <strong>und</strong> Sport<br />
Darunter waren 47 Personen mit ausländischer<br />
Staatsangehörigkeit (r<strong>und</strong> 2,6 %).<br />
Zur Erhöhung des Anteils von Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im öffentlichen<br />
Dienst (Schwerpunkt verwaltungsbezogene<br />
Ausbildungsberufe einschließlich Polizeivollzug<br />
<strong>und</strong> Feuerwehr) wurde die Kampagne „Berlin<br />
braucht dich“ gestartet. Koordiniert wird die<br />
Kampagne durch das Berufliche<br />
Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten in Berlin (BQN Berlin) sowie durch<br />
das Steuerungsgremium (Vertretung: Senat,<br />
Bezirke, Verwaltungsakademie, zielgruppenbezogene<br />
Organisation).<br />
Zu den konkreten Marketingstrategien der<br />
Kampagne gehören eine zielgruppengerechte<br />
Information über verwaltungsbezogene Ausbildungsberufe,<br />
die Ermunterung zur Bewerbung<br />
bei den Ausschreibungen sowie ein<br />
systemisches Bewerbungstraining.<br />
Ein gr<strong>und</strong>sätzliches Problem stellt in Berlin die<br />
Haushaltskonsolidierung durch Personalabbau<br />
dar. Es herrscht Einstellungsstopp; eine Übernahme<br />
nach der Ausbildung ist maximal für ein<br />
63
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Jahr möglich. Nicht zuletzt vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
des demografischen Wandels muss nach<br />
Einschätzung von Karl-Heinz Wanninger bei<br />
gleichbleibender Zielsetzung dennoch die Kooperation<br />
mit Organisationen der Zielgruppe<br />
weiter intensiviert werden, um den Anteil an<br />
Auszubildenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> im<br />
Berliner öffentlichen Dienst zu erhöhen.<br />
3. Städtevergleich<br />
Gemeinsamkeiten<br />
Interkulturelle Kompetenzen als Qualität in<br />
der Stadt zu erkennen, zu nutzen <strong>und</strong> zu fördern,<br />
ist das zentrale Ziel der an Vielfalt orientierten<br />
öffentlichen Verwaltungen. Die Städte<br />
Wien, Köln, München, Berlin <strong>und</strong> Hamburg<br />
verfolgen ein klares integrationspolitisches<br />
Konzept. Gezielte Maßnahmen zur Erhöhung<br />
des Anteils von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
im öffentlichen Dienst wurden<br />
festgelegt <strong>und</strong> werden bereits erfolgreich angewandt.<br />
Eine zielgruppengerechte Ansprache<br />
von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten steht<br />
dabei ebenso im Vordergr<strong>und</strong> wie die Zusammenarbeit<br />
mit Migrantenselbstorganisationen,<br />
Trägern, Vereinen etc. Auch die Einbeziehung<br />
von Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
durch eine Ansprache in der Muttersprache<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />
Dr. Trias-A. Kolokitha im Gespräch mit<br />
Bernhard Bouzek, Ina-Beate Fohlmeister <strong>und</strong><br />
Bilinç Ercan (v. l. n. r.)<br />
Zur Steigerung der Ausbildungsquote der<br />
Zielgruppe im öffentlichen Dienst sind alle<br />
Städte dabei, ihre Einstellungs- <strong>und</strong> Auswahlverfahren<br />
weiterzuentwickeln <strong>und</strong> den neuen<br />
Bedürfnissen anzupassen. Wichtig ist hierbei<br />
auch, die Mitarbeiter/-innen des öffentlichen<br />
Dienstes zu schulen.<br />
Unterschiede<br />
Ein Unterschied zwischen den Städten besteht<br />
in den Übernahmen nach der Ausbildung.<br />
Weiterhin unterscheiden sich die Aktivitäten<br />
der Städte darin, ob – wie es bei der Stadt<br />
Hamburg der Fall ist – ein Zielwert formuliert<br />
wird, wie hoch der Anteil von Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sein soll.<br />
Ausblick<br />
Die Vertreter/-innen der Senatsverwaltungen<br />
<strong>und</strong> Personalämter zeigten großes Interesse an<br />
der Einrichtung eines Städtenetzwerkes.<br />
64
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Workshop 4:<br />
„Interkulturelle Elternarbeit zur<br />
Berufsorientierung“<br />
Moderation:<br />
Dr. Dorothea Schreiber –<br />
Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport<br />
Co-Moderation:<br />
Sabine Kümmerle –<br />
<strong>KWB</strong> e. V. / BQM<br />
Eltern spielen bei der Berufswahl ihrer Kinder<br />
eine entscheidende Rolle. Aber gerade Eltern<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> kennen sich im<br />
deutschen Schul- <strong>und</strong> Ausbildungssystem oft<br />
nicht gut aus. Deshalb hat der Aktionsplan der<br />
Stadt Hamburg zur Integration junger Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung<br />
auch zum Ziel, Elternarbeit zu verstärken.<br />
Hintergr<strong>und</strong> ist der sinkende Anteil von Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der<br />
dualen Ausbildung (6,3 %), obwohl der Anteil<br />
der Schulabgänger mit ausländischer Staatsangehörigkeit<br />
seit Jahren konstant bei r<strong>und</strong><br />
18 % liegt.<br />
Zentrale Fragen waren:<br />
• Wie kann die Rolle der Eltern als aktive<br />
Unterstützer ihrer Kinder gestärkt werden?<br />
• Wie können Migranteneltern unterschiedlicher<br />
Herkunft erreicht <strong>und</strong> motiviert<br />
werden?<br />
• Welche Fragen wollen die Eltern vordringlich<br />
beantwortet wissen?<br />
Expertenr<strong>und</strong>e in Workshop 4 (v. l. n. r.):<br />
Dr. Dorothea Schreiber, Sabine Kümmerle, Jean-Pierre<br />
Weiss, Nimla Heplevent, Toralf Gonzales <strong>und</strong><br />
Dr. Olga Diewold<br />
1. Impulsreferat<br />
Toralf Gonzales –<br />
Institut für Regionalentwicklung <strong>und</strong><br />
Strukturplanung, Berlin<br />
Toralf Gonzales beleuchtete in seinem<br />
Impulsreferat den Problemkontext, der sich<br />
bei der Einbeziehung von Eltern in die schulische<br />
Berufsorientierung ergibt <strong>und</strong> zeichnete<br />
mögliche Handlungsstrategien auf:<br />
65
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
1. Seit PISA ist es zum Allgemeinplatz<br />
geworden, die Bildungsferne der<br />
Migrantenhaushalte als Ursache für den<br />
mangelnden Schulerfolg vieler<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler – <strong>und</strong> damit<br />
auch die Einfädelung in das Ausbildungssystem<br />
– heranzuziehen.<br />
Auch die Lösungsansätze zielen eher darauf<br />
ab, die fehlenden Fähigkeiten der Eltern<br />
durch den Ausbau des Schulsystems zu<br />
substituieren.<br />
Hier wird das Potenzial der Eltern vernachlässigt.<br />
Ursache ist ein Bild von Eltern<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> als Barriere, das<br />
es zu hinterfragen gilt. Verallgemeinerungen<br />
sind häufig anzutreffen:<br />
Erklärungsmuster ohne<br />
empirisches F<strong>und</strong>ament?<br />
„Eltern-als-Barriere-Denken“ fußt auf:<br />
� Enge Kopplung von Schicht <strong>und</strong> Bildungsferne<br />
� Spekulative Rückschlüsse<br />
� Verselbstständigung tradierter Erklärungsmuster<br />
� Verallgemeinerungen negativer Erfahrung<br />
� Türkisierung der Migranten<br />
� Ideologisierungen<br />
2. „Die Eltern müssten eigentlich nur wollen“,<br />
ist eine häufige Feststellung in diesem Zusammenhang.<br />
Hierbei wird jedoch das<br />
Machtgefälle zwischen der Schule als institutionelle<br />
Macht <strong>und</strong> den Eltern übersehen.<br />
Migranteneltern haben keine Zusammenschlüsse,<br />
also keine Gegenmacht.<br />
Kontextualisierung der Elternarbeit<br />
Machtgefälle<br />
� Institution Schule: Spielregeln, Binnenlogik als<br />
Maßstab, Definitionsmacht<br />
� Eltern ohne Organisationen <strong>und</strong> Stimme<br />
Ungleichheit des kulturellen Kapitals<br />
� Lehrermilieu: hoch, homogen, verwertbar,<br />
übertragbar<br />
� Elternmilieu: niedrig bis hoch, heterogen,<br />
z.T entwertet, bedingt übertragbar<br />
3. Migration als soziologischer Hintergr<strong>und</strong><br />
wird nicht ausreichend berücksichtigt:<br />
Kontextualisierung II<br />
Einfluss der Migration<br />
� Gesellschaftlich: Ungleichzeitigkeiten <strong>und</strong><br />
Ausdifferenzierung<br />
� Herkunftsländer: (Aus)Bildungssystem als<br />
Orientierungsrahmen<br />
� Kollektive Migrationserfahrung: Arbeiter als Verlierer<br />
� Individuelle Migrationserfahrung: Bild von Institutionen<br />
� Innerfamiliär: Kinder als Träger fehlgeschlagener<br />
Aufstiegshoffnungen<br />
� Netzwerke: Dominanz der „strong ties“<br />
Toralf Gonzales schlägt folgende Handlungsansätze<br />
vor:<br />
Handlungsstrategien<br />
Komplexe Einbettungen der Elternarbeit<br />
� Schulische Berufsorientierung schafft Verbindungen zur<br />
Alltagswelt der Familen<br />
� Empowerment der Eltern relativiert Ohnmacht<br />
gegenüber der Institution Schule<br />
� Schulen nutzen Elternarbeit zur institionellen Öffnung<br />
� Personelle Schnittstellen erleichtern Dialog zwischen<br />
Experten <strong>und</strong> Eltern<br />
� Elternarbeit wird Querschnittsthema im Stadtteil<br />
� Elternarbeit wird Thema von <strong>Weiterbildung</strong><br />
66
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Darüber hinaus benennt er folgende Querschnittsaufgaben:<br />
• Schaffung eines interkulturellen F<strong>und</strong>aments<br />
(Respekt, praktische oder symbolische<br />
Anerkennung),<br />
• Vermittlung von Wissen anstelle von<br />
Informationen (Wissen bedeutet Handlungskompetenz;<br />
wissen, wie man Informationen<br />
nutzt),<br />
• Erfolge brauchen Zeit.<br />
Als Alternative zu den herkömmlichen Evaluationsmethoden<br />
schlägt Toralf Gonzales vor,<br />
Projekte begleitend zu beforschen <strong>und</strong> die<br />
Eltern selbst – so weit es geht – zu Akteuren<br />
im Forschungsprozess zu machen.<br />
Um die Diskussion einzuleiten, stellte er folgende<br />
weiterführende Fragen:<br />
Fragen an die Praxis<br />
� Wer eignet sich für die Elternarbeit?<br />
� Wie lässt sich die Überforderung der Eltern<br />
verhindern? Was darf man Eltern versprechen?<br />
� Wer hat den Hut auf: die Schulen oder die<br />
außerschulischen Träger?<br />
� Wie übertragbar <strong>und</strong> verallgemeinerbar sind<br />
best-practise-Beispiele?<br />
2. Erfolgreiches Beispiel aus der<br />
Schweiz<br />
Jean-Pierre Weiss –<br />
atelier für kommunikation, Projekt<br />
FemmesTISCHE, Schweiz<br />
Wie können Eltern erfolgreich in ihren Kompetenzen<br />
gestärkt werden? FemmesTISCHE<br />
ist ein Projekt, das diese Frage erfolgreich<br />
beantwortet. FemmesTISCHE wurde 1996<br />
vom atelier für kommunikation in Kleinlützel<br />
unter der Leitung von Jean-Pierre Weiss <strong>und</strong><br />
Steffi Wirth lanciert <strong>und</strong> hat mittlerweile in<br />
der Deutschschweiz <strong>und</strong> auch in Deutschland<br />
zunehmend Verbreitung gef<strong>und</strong>en. Das Projekt<br />
bringt Erziehende zusammen, die sich – meist<br />
im häuslichen Rahmen <strong>und</strong> in ungezwungenen<br />
Diskussionsr<strong>und</strong>en – mit Fragen r<strong>und</strong> um Erziehung,<br />
Rollenverhalten, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
ähnlichen Themen auseinander setzen möchten.<br />
Explizit werden „Familienfrauen“ angesprochen.<br />
Sehr erfolgreich ist FemmesTISCHE<br />
auch unter Migrantinnen.<br />
FemmesTISCHE setzt durch Information <strong>und</strong><br />
Erfahrungsaustausch Prozesse in Gang <strong>und</strong><br />
öffnet Horizonte. Damit fördert das Projekt<br />
soziale Netze <strong>und</strong> verknüpft Information mit<br />
Spaß.<br />
Dieser neuartige Ansatz entstand aus der Erkenntnis,<br />
dass viele Eltern mit herkömmlichen<br />
Informationsveranstaltungen nicht erreicht<br />
werden können. Auf der Suche nach neuen<br />
Wegen wurde das Erfolgsrezept der Tupperwarepartys<br />
genauer angesehen. Daraus entwi-<br />
67
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
ckelte das atelier für kommunikation ein neues<br />
Konzept:<br />
• Laieneltern werden als Moderatorinnen<br />
geschult. Sie erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung.<br />
• Die Moderatorinnen sprechen Gastgeberinnen<br />
an, die bereit sind, bei sich zu<br />
Hause einen FemmesTISCH mit vier bis<br />
acht anderen Frauen durchzuführen.<br />
FemmesTISCHE<br />
• finden immer im privaten Rahmen statt,<br />
• sind wohnortbezogen <strong>und</strong> gut im sozialen<br />
Versorgungsnetz eingebettet,<br />
• finden in der Zusammensetzung einmalig<br />
statt (in die Breite statt in die Tiefe),<br />
• haben immer einen geselligen Teil,<br />
• bearbeiten ein aktuelles Alltagsthema, das<br />
anhand eines Introvideos anmoderiert<br />
wird,<br />
• geben weiterführende Zusatzinfos.<br />
Dem Projekt gelingt es mit diesem Konzept,<br />
Eltern in ihrer Alltagspraxis zu stärken, neue<br />
Kontakte zu schaffen, Vorurteile abzubauen<br />
<strong>und</strong> Unterschiede bewusst zu machen.<br />
FemmesTISCHE wird als markengeschütztes<br />
Produkt im Lizenzrecht an interessierte Institutionen<br />
weitergegeben.<br />
3. Praxiserfahrungen<br />
Nimla Heplevent –<br />
Türkischer Elternb<strong>und</strong> in Hamburg e. V.<br />
Nimla Heplevent führt zunächst die Aufgaben<br />
<strong>und</strong> Schwerpunkte des Türkischen Elternb<strong>und</strong>es<br />
in Hamburg (TEH) ein. Der TEH engagiert<br />
sich in folgenden Bereichen:<br />
• Verbesserung des Erfolgs der Kinder in<br />
der Schule,<br />
• Unterstützung der Eltern,<br />
• Türkisch als Abiturfach,<br />
• Förderung von bilingualen Fähigkeiten,<br />
• Vermittlung der türkischen Kultur.<br />
Nimla Heplevent <strong>und</strong> Dr. Olga Diewold<br />
Eltern bekommen Informationshilfen. Darüber<br />
hinaus werden Gesprächskreise angeboten,<br />
ebenso wie Beratung für Familien mit Suchtkranken.<br />
Der Türkische Elternb<strong>und</strong> bietet<br />
auch individuelle Hilfe. Bei Sonderschulzuweisungen<br />
übernimmt er die Begleitung <strong>und</strong><br />
Überprüfung der Zuweisung. Auffällig ist nach<br />
der Erfahrung von Nimla Heplevent, dass<br />
Schulen <strong>und</strong> Kitas Entscheidungen überden-<br />
68
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
ken, wenn die Eltern durch den Verein unterstützt<br />
werden.<br />
Der Verein ist Mitglied des Aktionsbündnisses<br />
„Sag doch Hallo zu dem Lehrer deines Kindes“,<br />
einer Bildungsoffensive der Türkischen<br />
Gemeinde Hamburg <strong>und</strong> weiteren Akteuren.<br />
Mit dieser Aktion sollen das Verhältnis zwischen<br />
Eltern <strong>und</strong> Lehrern gestärkt <strong>und</strong> die<br />
Eltern ermutigt werden, aktiv auf die Lehrer/innen<br />
ihrer Kinder zuzugehen. Dadurch erhofft<br />
sich der Türkische Elternb<strong>und</strong> einen<br />
Abbau der bestehenden Barrieren zwischen<br />
Schule <strong>und</strong> Migranteneltern.<br />
Dr. Olga Diewold – Adolph-Diesterweg-<br />
Schule, Hamburg Allermöhe<br />
Dr. Olga Diewold berichtet aus ihrer persönlichen<br />
Erfahrung, dass sie in Russland Pädagogik<br />
<strong>und</strong> Psychologie studiert <strong>und</strong> sich in Erziehungsfragen<br />
absolut sicher gefühlt hat.<br />
Mit dem Zuzug nach Deutschland ist ihr diese<br />
Sicherheit verloren gegangen. Was ist eine<br />
Schultüte? Bringt man auch der Lehrerin in<br />
Deutschland einen Blumenstrauß zur Einschulung<br />
mit? Welche (Bilder-)Bücher liest man in<br />
Deutschland? Laut Dr. Olga Diewold fängt mit<br />
der Schultüte das Problem für russische Eltern<br />
mit dem deutschen Schulsystem an.<br />
Viele Russen kommen nach Deutschland, damit<br />
ihre Kinder bessere Chancen haben. Allerdings<br />
sind sie schnell mit dem partnerschaftlichen<br />
Umgang zwischen Lehrern <strong>und</strong><br />
Kindern überfordert. Russische Eltern sind<br />
häufig der Ansicht, dass ihre Kinder zu wenig<br />
in der deutschen Schule lernen.<br />
Viele Begrifflichkeiten sind fremd <strong>und</strong> stehen<br />
auch in keinem Lexikon: REBUS, Integrationsklassen,<br />
Elternstammtische, Beratungslehrer/innen<br />
etc. Als Konsequenz dieses Verständnisproblems<br />
ziehen sich viele Eltern zurück.<br />
Bislang führen laut Dr. Olga Diewold beide<br />
Seiten häufig eher Selbstgespräche: Lehrer/innen<br />
wissen häufig nicht, welche Erwartungen<br />
zugewanderte Eltern haben; zugewanderte<br />
Eltern wissen häufig nicht, welche Erwartungen<br />
Lehrer/-innen haben.<br />
Dr. Olga Diewold arbeitet als Kulturmittlerin<br />
in einem Schulprojekt, welches das Ziel<br />
verfolgt, die Zusammenarbeit von Eltern <strong>und</strong><br />
Schule zu verbessern. Wichtig für das Verständnis<br />
ist ihrer Ansicht nach ein Abgleich<br />
mit dem Bildungssystem des Herkunftslandes.<br />
Die deutschen Schulstrukturen müssen frühzeitig<br />
vorgestellt <strong>und</strong> erläutert werden, denn<br />
weiterführende Schulen gibt es in Russland<br />
nicht. Es gibt dort nur eine Schule für alle.<br />
Problempunkte sind auch schulische Themen<br />
wie Sexualk<strong>und</strong>e in der Gr<strong>und</strong>schule oder<br />
Aufklärung über Drogen <strong>und</strong> Gewalt. In Russland<br />
gab es weder „Sex noch Drogen oder<br />
Gewalt“ (offiziell).<br />
Russische Eltern sind darüber hinaus sehr<br />
erfolgsorientiert <strong>und</strong> haben geringes Interesse<br />
daran, ob Lernen Spaß macht oder nicht, was<br />
gegensätzlich zu den Zielen deutscher Schulen<br />
läuft.<br />
69
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Russische Eltern müssen offensiv über Themen<br />
wie ADS, Dyskalkulie <strong>und</strong> ähnliches informiert<br />
werden. Im Unterschied zu deutschen<br />
Eltern, die es auch nicht wissen, aber<br />
fragen, schweigen russische Eltern. Auch die<br />
Lehrer/-innen müssen laut Dr. Olga Diewold<br />
dazulernen.<br />
Warum kommen so wenige russische Eltern<br />
zu Elternabenden?<br />
In Russland werden die Eltern eingeladen <strong>und</strong><br />
ohne Ausnahme kommen alle.<br />
Der Unterschied ist, dass die Lehrer/-innen in<br />
Russland über jeden einzelnen Schüler vor den<br />
gesamten Eltern berichten.<br />
In Deutschland hingegen wird auf<br />
Elternabenden nicht über die Kinder<br />
gesprochen, sondern über andere Themen,<br />
die für russische Eltern weitgehend unwesentlich<br />
sind. Als Konsequenz erscheinen sie meist<br />
nicht zu den Elternabenden.<br />
Diskussion<br />
In der abschließenden Diskussion wurde deutlich,<br />
dass der Ansatz, Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
im Zuge eines „Empowermentprozesses“<br />
zu stärken, von großer Bedeutung ist.<br />
Aktives Publikum in Workshop 4<br />
Hier müssten entsprechende Strukturen<br />
aufgebaut <strong>und</strong> eine Kultur von Anerkennung<br />
<strong>und</strong> gegenseitigem Respekt geschaffen werden.<br />
70
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
Am <strong>26.</strong> <strong>April</strong> <strong>2007</strong> trafen sich r<strong>und</strong> 270 Gäste<br />
im Haus der Wirtschaft zur Fachtagung „Vielfalt<br />
in Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit“. Wie in den<br />
vergangenen Jahren hat die Veranstaltung auch<br />
in diesem Jahr ein Diskussionsforum geschaffen,<br />
um die Vorteile eines an Vielfalt orientierten<br />
Ausbildungsmanagements zu beleuchten<br />
sowie zukunftsträchtige Handlungsansätze <strong>und</strong><br />
Perspektiven zu entwickeln.<br />
Margret Suckale, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn<br />
AG, trifft im Haus der Wirtschaft ein (v. l. n. r.:<br />
Per Wieck, Margret Suckale, Dr. Claus Kemmet <strong>und</strong><br />
Hansjörg Lüttke)<br />
Ein Highlight der Fachtagung war die Verleihung<br />
des Förderpreises „Vielfalt in Ausbildung<br />
<strong>2007</strong>“, der vom Unternehmensverband Nord<br />
<strong>und</strong> der BQM zum dritten Mal ausgelobt<br />
wurde. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole<br />
von Beust zeichnete das Restaurant<br />
Breitengrad, die Lindenbazar Handels<br />
GmbH sowie die SAGA GWG für ihr be-<br />
sonderes Engagement in der Ausbildung von<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> aus.<br />
Bürgermeister von Beust mit den Preisträgern <strong>2007</strong> (v. l.<br />
n. r.): Angela Silva (Restaurant – Café Breitengrad),<br />
Bürgermeister Ole von Beust, Leonardo Javier Otero-<br />
Izzo (SAGA GWG), Zekir Mustafov (Restaurant – Café<br />
Breitengrad), Angela Kaack, Willi Hoppenstedt <strong>und</strong><br />
Fatma Karakas (SAGA GWG), Ahmet Yazıcı, Cevriye<br />
Bozkurt <strong>und</strong> Sevilay Erdem (Lindenbazar Handels<br />
GmbH)<br />
Nach der Preisverleihung berichteten <strong>und</strong><br />
diskutierten Senatorin Alexandra Dinges-<br />
Dierig, Manfred Kremer, Präsident des BiBB,<br />
Margret Suckale vom Personalvorstand der<br />
Deutschen Bahn AG, Prof. Dr. Nora Räthzel<br />
von der University of Umea <strong>und</strong> Dr. Claus<br />
Kemmet, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes<br />
Nord, über Erfolge, Perspektiven<br />
<strong>und</strong> Herausforderungen der beruflichen<br />
Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
in Hamburg.<br />
Am Nachmittag kamen Expertinnen <strong>und</strong> Experten<br />
aus Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Bildung in 4<br />
Workshops zu Wort.<br />
• Workshop 1 beleuchtete mit Erfolgsbeispielen<br />
Vielfalt als Unternehmensleitbild<br />
<strong>und</strong> die praktischen Erfahrungen aus dem<br />
71
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Aktionsplan zur beruflichen Integration<br />
von jungen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten;<br />
• in Workshop 2 wurden neue Wege des<br />
Azubi-Recruitments diskutiert;<br />
• in Workshop 3 berichteten Mitglieder der<br />
Senatsverwaltungen <strong>und</strong> Personalämter<br />
aus Wien, Berlin, München, Köln <strong>und</strong><br />
Hamburg über ihre Aktivitäten zur interkulturellen<br />
Öffnung des öffentlichen<br />
Dienstes;<br />
• Workshop 4 befasste sich schließlich mit<br />
der Bedeutung einer (interkulturellen)<br />
Elternarbeit für die Berufsorientierung<br />
von Kindern.<br />
Einigkeit herrschte bei allen Akteuren darüber,<br />
dass die Integration von Jugendlichen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> in Ausbildung <strong>und</strong><br />
Arbeit als wirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Notwendigkeit angesehen werden muss. Die<br />
Beispiele der Unternehmensseite zeigen, dass<br />
interkulturelle Offenheit, gezielte Ansprache<br />
von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> der Einsatz von interkulturell ausgerichteten<br />
Einstellungsverfahren erfolgversprechende<br />
Wege für eine an Vielfalt ausgerichtete Azubi-<br />
Auswahl sind.<br />
Ein zentraler Aspekt ist auch die stärkere Einbeziehung<br />
der Eltern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
in die Berufsorientierung ihrer Kinder.<br />
Die Erfahrungen von Unternehmen,<br />
Schulen <strong>und</strong> Multiplikatoren legen dar, dass die<br />
Unterstützung der Eltern eine entscheidende<br />
Rolle bei der Berufsfindung spielt.<br />
Der Aktionsplan des Ersten Bürgermeisters<br />
zur Integration junger Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung in Hamburg<br />
hatte einen positiven Einfluss auf die Umsetzung<br />
der Handlungsfelder der BQM.<br />
Die Zwischenbilanz hat gezeigt, dass das Ziel,<br />
1.000 zusätzliche Perspektiven für Jugendliche<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu schaffen, bereits<br />
nach gut einem Jahr erreicht wurde. Zahlreiche<br />
Unternehmen haben zusätzliche Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung gestellt, Fortbildungen<br />
zum Thema „Interkulturelle Personalentwicklung“<br />
besucht oder interkulturelle Einstellungsverfahren<br />
eingeführt. Um die Nachhaltigkeit<br />
dieser Unternehmensaktivitäten<br />
über die Laufzeit des Aktionsplans hinaus zu<br />
sichern, ist eine gezielte Ansprache von Unternehmen,<br />
die Entwicklung von interkulturellen<br />
Einstellungsverfahren für alle Berufsbereiche,<br />
eine verstärkte stadtteilorientierte<br />
Elternarbeit, eine flächendeckende Vernetzung<br />
von beteiligten Akteuren sowie einer intensive<br />
Öffentlichkeitsarbeit von großer Bedeutung.<br />
Durch die Fachtagung haben sich vielfältige<br />
neue Kontakte <strong>und</strong> Handlungsimpulse ergeben,<br />
die der BQM ermöglichen, das Netzwerk<br />
zur beruflichen Integration von Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> zu stärken <strong>und</strong> zu<br />
erweitern. Das große Interesse von Presse<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeit an der Fachtagung <strong>und</strong> der<br />
Preisverleihung bestärkt die BQM in dieser<br />
Aufgabe.<br />
72
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Danksagung<br />
Für die Organisation sowie für die informativen<br />
Vorträge <strong>und</strong> Präsentationen hat die BQM<br />
viel Lob <strong>und</strong> positive Rückmeldungen erhalten.<br />
Diese möchte die BQM weitergeben <strong>und</strong> sich<br />
auch im Namen aller an der Organisation beteiligten<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen ganz herzlich<br />
bedanken. Mit lebendigen <strong>und</strong> praxisorientierten<br />
Beiträgen haben die geladenen Expertinnen<br />
<strong>und</strong> Experten sowie die Gäste maßgeblich<br />
zum Gelingen der Fachtagung beigetragen.<br />
Wir danken insbesondere unserem Ersten<br />
Bürgermeister Ole von Beust für seine engagierte<br />
Rede <strong>und</strong> die persönliche Verleihung<br />
des Förderpreises. Weiterhin danken wir dem<br />
Bürgermeister für sein Vertrauen, das er der<br />
BQM bei der Umsetzung der vielfältigen Aufgaben<br />
des Aktionsplans der Stadt Hamburg<br />
zur Integration von jungen Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten in Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung entgegenbringt.<br />
Ein weiterer großer Dank geht an Senatorin<br />
Alexandra Dinges-Dierig für ihre richtungsweisenden<br />
Beiträge in der Podiumsdiskussion.<br />
Dr. Claus Kemmet möchten wir herzlich für<br />
seine ehrende Ansprache zur Verleihung des<br />
diesjährigen Preises „Vielfalt in Ausbildung<br />
2006“ <strong>und</strong> sein kontinuierliches Engagement<br />
für die BQM danken.<br />
Auch möchten wir uns bei Manfred Kremer,<br />
Margret Suckale <strong>und</strong> Prof. Dr. Nora Räthzel<br />
sowie bei allen Referentinnen <strong>und</strong> Referenten<br />
für ihr wertvolles Mitwirken an der Fachtagung<br />
aufs Herzlichste bedanken. Sie haben<br />
allen Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer eine<br />
Vielzahl von zukunftweisenden Denkanstößen<br />
mit auf den Weg gegeben.<br />
Die ausgewählten Preisträger stehen mit<br />
Ihrem Einsatz stellvertretend für viele weitere<br />
preiswürdige Konzepte, die zur Ausschreibung<br />
des Förderpreises bei der BQM eingereicht<br />
wurden. Deshalb gebührt auch allen Betrieben,<br />
die sich beworben haben, Dank <strong>und</strong> Anerkennung.<br />
Ihr Engagement gibt wichtige Impulse für<br />
eine verbesserte berufliche Integration dieser<br />
Zielgruppe in Hamburg <strong>und</strong> soll zum Nachahmen<br />
anregen.<br />
Ein besonderes Dankeschön geht auch an alle<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen der <strong>KWB</strong> für ihre<br />
tatkräftige Arbeit <strong>und</strong> Unterstützung bei der<br />
Vorbereitung <strong>und</strong> Umsetzung dieser Veranstaltung.<br />
73
Fachtagungsdokumentation <strong>2007</strong><br />
Teilnehmer/-innenliste<br />
74
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Abacı Kazım Unternehmer ohne Grenzen e. V. kazim.abaci@unternehmer-ohne-grenzen.de<br />
Ahlers Morena Justizverwaltungsbehörde Morena.Ahlers@justiz.hamburg.de<br />
Akkerman Hatice AiZAN für Mädchen Hatice.Akkerman@aizan.de<br />
Amado-Kock Maria-Jose Generalkonsulat der Portugiesischen Republik mkock@cgham.dgaccp.pt<br />
Andresen Andreas mare hamburg info@mare-hamburg.de<br />
Arias Guerra Monika Agentur für Arbeit Hamburg Monika.Ariasguerra@arbeitsagentur.de<br />
Arman Sehan <strong>KWB</strong> e. V. / WORKlife arman@kwb.de<br />
Bandorff Sybille Kühne + Nagel (AG & Co.) KG sybille.bandorff@kuehne-nagel.com<br />
Basenau Karin Konditorei Junge GmbH & Co. KGaA info@stadtbaeckerei.de<br />
Bauer Andrea Max Bahr Holzhandlung GmbH & Co. KG abauer@maxbahr.de<br />
Behrens Gerhard Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch gGmbH info@stiftung-drja.de<br />
Bendixen Rolf Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) rolf.bendixen@zaf.hamburg.de<br />
Bendixen Uta Axel Springer AG uta.bendixen@axelspringer.de<br />
Bielau Nina Universität Hamburg nina.bilau@gmx.net<br />
Bitzan Michael Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport michael.bitzan@bbs.hamburg.de<br />
Blan Tania Polizei Hamburg LPS141@polizei.hamburg.de<br />
75
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Böge Regine Tischler-Innung Hamburg boege.bz@tischler.de<br />
Bonorden, Dr. Volker Senat der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />
Borsdorf Evelyn INBAS GmbH borsdorf@inbas.com<br />
Bouzek Bernhard Stadt Wien, Magistratsabteilung 17 bernhard.bouzek@m17.magwien.gv.at<br />
Bozkurt Cevriye Lindenbazar Handels GmbH<br />
Bracker Meike IN VIA Kompetenzagentur H3 invia-hamburg.h3@t-online.de<br />
Brandenburg Nicole<br />
Behörde für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
Nicole.Brandenburg@bsg.hamburg.de<br />
Brockmann Janina IN VIA Hamburg e. V. / Jugendmigrationsdienst jmd@invia-hamburg.de<br />
Brost Sebastian LEB Landesbetrieb Erziehung <strong>und</strong> Berufsbildung L-E-B-Thedestrasse@t-online.de<br />
Brück Inge Deutsche Bahn AG, DB Training inge.brueck@bahn.de<br />
Budak Alpaslan Berufsfortbildungswerk Hamburg alpaslan.budak@inab-hamburg.de<br />
Burghardt Mathias Verband der Russischlehrer in Hamburg mathias.burghardt@stiftung-drja.de<br />
Burgucuoğlu Hasan SIZ Beratungsteam C hasan.burgucuoglu@bbs.hamburg.de<br />
Buss Wilfried SPD-Bürgerschaftsfraktion wilfried.buss@spd-fraktion-hamburg.de<br />
Cammann Andrea E.ON Hanse AG andrea.cammann@eon-hanse.com<br />
Carnicer Javier A. komm.pass.arbeit carnicer.javier@komm-pass-arbeit.de<br />
Chettouh Karim HOCHTIEF Construction AG karim.chettouh@hochtief.de<br />
76
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Cornelius Rüdiger Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) ruediger.cornelius@zaf.hamburg.de<br />
Dastmalchi Lida SPAZ gGmbH Lida.dastmalchi@spaz.de<br />
Degenhardt Miriam EUROGATE GmbH & Co. KGaA, KG miriam.degenhardt@eurogate.de<br />
Dege-Rüger Jürgen<br />
<strong>Koordinierungsstelle</strong> Bildungsoffensive Elbinseln -<br />
Internationale Bauausstellung IBA Hamburg GmbH<br />
juergen.dege-rueger@iba-hamburg.de<br />
Deutschmann Rolf Landesinstitut für Lehrerbildung <strong>und</strong> Schulentwicklung rolf.deutschmann@li-hamburg.de<br />
Diercks Joachim CYQUEST j.diercks@cyquest.net<br />
Dierking Heiko SBB Kompetenz gGmbH heiko.dierking@sbb-hamburg.de<br />
Diewold, Dr. Olga Adolf-Diesterweg-Schule Allermöhe<br />
Dinges-Dierig Alexandra Senatorin der Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport alexandra.dinges-dierig@bbs.hamburg.de<br />
Drefs Hans-Joachim Polizei Hamburg LPS141@polizei.hamburg.de<br />
Drews Michael<br />
Behörde für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
Michael.Drews@bsg.hamburg.de<br />
Drewes Friedhelm Agentur für Arbeit Friedhelm.Drewes@arbeitsagentur.de<br />
Dörge Manfred Verwaltungsschule<br />
Ebsen Silke Internationaler B<strong>und</strong> silke.ebsen@internationaler-b<strong>und</strong>.de<br />
Eckhardt Horst BSD-Communication Center GmbH h.eckhardt@bsd-cc.de<br />
Ehlers Doris Bezirksamt Harburg Doris.Ehlers@harburg.hamburg.de<br />
77
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Ehmke Monika <strong>KWB</strong> e. V. / BQM ehmke@kwb.de<br />
Eich Gottfried<br />
Entwicklungspartnerschaft Zug um Zug –<br />
Diakonisches Werk Hamburg<br />
eich@diakonie-hamburg.de<br />
Engst Maria basis + woge e. V. maria.engst@basis<strong>und</strong>woge.de<br />
Eralp Hülya <strong>KWB</strong> e. V. / BQM eralp@kwb.de<br />
Ercan Bilinc Senatskanzlei Hamburg bilinc.ercan@sk.hamburg.de<br />
Erdem Sevilay Lindenbazar Handels GmbH<br />
Erkan Hasan Hüseyin<br />
ATU – Arbeitskreis türkischer Unternehmern <strong>und</strong><br />
Existenzgründer e. V.<br />
hasan.erkan@atu-ev.de<br />
Fager Sangeeta Diakonisches Werk Hamburg fager@diakonie-hamburg.de<br />
Feldhaus Egbert E.ON Hanse AG egbert.feldhaus@eon-hanse.com<br />
Focke-Lehmann Birgit Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH birgit.focke-lehmann@bnw.de<br />
Fohlmeister Ina-Beate Interkulturelles Referat der Stadt Köln interkulturellesreferat@stadt-koeln.de<br />
Fuchs Günter SchulInformationsZentrum (SIZ) guenter.fuchs@bbs.hamburg.de<br />
Gehlhaar Ringo Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg darwin_ftp@web.de<br />
Geist Guido Senatskanzlei Hamburg Guido.Geist@sk.hamburg.de<br />
Glauch Ralf Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft e. V. rglauch@hwk-hamburg.de<br />
Glöckner Bastian team.arbeit.hamburg bastian.gloeckner2@arge-sgb2.de<br />
Goedeke Michael Arbeitsstiftung Hamburg GmbH goedeke@arbeitsstiftung.de<br />
78
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Gonzales Toralf Institut für Regionalentwicklung <strong>und</strong> Strukturplanung gonzales@irs-net.de<br />
Göpfert Nicole Verband Druck <strong>und</strong> Medien Nord e. V. goepfert@vdnord.de<br />
Greiff Thomas Haupt- <strong>und</strong> Realschule Allermöhe tomgreiff@web.de<br />
Grindel Marcel Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg marcel.grindel@freenet.de<br />
Güclü Nebahat GAL-Bürgerschaftsfraktion nebahat.gueclue@gal-fraktion.de<br />
Gulak Julia<br />
Deutsches Rotes Kreuz Hamburg,<br />
Zentrum Osdorfer Born gGmbH<br />
drk-zentrum-osdorf@drk-altona.de<br />
Habib Bahram ATU e. V. bahram.habib@atu-ev.de<br />
Hachmeister Alexandra Diakonisches Werk Hamburg Hachmeister@diakonie-hamburg.de<br />
Hefter Katja <strong>KWB</strong> e. V. hefter@kwb.de<br />
Hein Ayse Jerfi Deutsch-Türkische Interessengemeinschaft jerfi.hein@freenet.de<br />
Heinze Ottmar Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit ottmar.heinze@bwa.hamburg.de<br />
Heiser Regine AiZAN für Mädchen Regine.Heiser@aizan.de<br />
Heitmann-Peindl Gerd<br />
inab – Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft des<br />
bfw mbH<br />
gerd.heitmann-peindl@inab-hamburg.de<br />
Hellwig Jochen Hamburger Volkshochschule jochen.hellwig@freenet.de<br />
Heplevent Nimla Türkischer Elternb<strong>und</strong> in Hamburg e. V. nimla@facesar.com<br />
Herkenrath Jana Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg wild_unicorns85@hotmail.com<br />
79
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Hieronymus, Dr. Andreas IMIR Institut für Migrations- <strong>und</strong> Rassismusforschung office@imir.de<br />
Hoffmann-<br />
Ratzmer<br />
Diana Hamburg-Mannheimer-Stiftung "Jugend & Zukunft" diana.hoffmann-ratzmer@hamburg-mannheimer.de<br />
Holm Thomas Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH thomas.holm@faw-hamburg.de<br />
Hoppenstedt Willi SAGA GWG whoppenstedt@saga-gwg.de<br />
Hörmann Markus Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg / HAW Hamburg noermihamburg@web.de<br />
Hühnerfuss Julia Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg jhuehnerfuss@t-online.de<br />
Ilbuga Tamer passage gGmbH tamer.ilbuga@passage-hamburg.de<br />
Ilse Wolfgang Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Wolfgang.Ilse@bbs.hamburg.de<br />
Jaeckel Ewa EvaMigrA e. V. ewa.jaeckel@evamigra.de<br />
Janischewski Sebastian Deutsche Angestellten-Akademie sebastian.janischewski@gmx.de<br />
Jannke Th. Kfz-Innung t.jannke@kfz-hh.de<br />
Kaack Angela SAGA GWG akaack@saga-gwg.de<br />
Kananis Alexander Freiberufler – Trainer für interkulturelle Themen alexkananis@web.de<br />
Karakas Fatma SAGA GWG<br />
Kazancı Ali Afiyet Handels GmbH<br />
Kemmet, Dr. Claus<br />
UVNord Vereinigung der Unternehmensverbände in<br />
Hamburg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein e. V.<br />
kemmet@uvnord.de<br />
80
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Kempgen Ralf Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg rkempgen@aol.com<br />
Kempkes Wilma<br />
Kersten Doris<br />
Fortbildung für sozialpädagogische Fach- <strong>und</strong><br />
Führungskräfte<br />
Behörde für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
wilma.kempkes@bsg.hamburg.de<br />
doris.kersten@bsg.hamburg.de<br />
Keskin Mehmet ATU e. V. mehmet.keskin@atu-ev.de<br />
Keßler Gesine <strong>Weiterbildung</strong> Hamburg e. V. kessler@weiterbildung-hamburg.de<br />
Keuchen Uta Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG keuchen@budni.de<br />
Kiolbassa Jörg EvaMigrA e. V. Joerg.Kiolbassa@evamigra.de<br />
Koch Angelika Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) angelika.koch@zaf.hamburg.de<br />
Kohl Ralf Techniker Krankenkasse ralf.kohl@tk-online.de<br />
Kohrs Oliver Grone Netzwerk Hamburg gGmbH o.kohrs@grone.de<br />
Koliha Elisabeth Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH elisabeth.koliha@faw-hamburg.de<br />
Kolokitha, Dr. Trias.-A. <strong>KWB</strong> e. V. / BQM kolokitha@kwb.de<br />
Kominek Wilfried Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Wilfried.Kominek@bbs.hamburg.de<br />
Kopp Werner Hamburger Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe e. V. werner.kopp@hakiju.de<br />
Krätzschmar Lutz<br />
Kraft Katharina Behörde für Inneres<br />
Behörde f. Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
Ludwig.Kraetzschmar@bsg.hamburg.de<br />
81
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Krebs Martin Jugendbildung Hamburg gGmbH martin.krebs@jugendbildung-hamburg.de<br />
Krüger Hans-Georg SchulInformationsZentrum (SIZ) Hans-Georg.Krueger@bbs.hamburg.de<br />
Kremer Manfred BIBB B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung, Bonn kremer@bibb.de<br />
Kruse Nikolas www.mentoring-online.de nikolas_kruse@yahoo.de<br />
Kuchenbecker Lioubov Unternehmer ohne Grenzen e. V. l.kuchenbecker@unternehmer-ohne-grenzen.de<br />
Kuke Karl-Heinz Rackow Schule gGmbH Kuke@rackow.de<br />
Kümmerle Sabine <strong>KWB</strong> e. V. / BQM kuemmerle@kwb.de<br />
Kuss, Dr. Sabine Jugend in Arbeit Hamburg e. V. skuss@jia-hh.de<br />
La Mura Flores Tatiana<br />
<strong>Koordinierungsstelle</strong> Deutsch am Arbeitsplatz /<br />
passage gGmbH<br />
tlamura@web.de<br />
Lamprecht Jörn Stadtreinigung Hamburg j.lamprecht@srhh.de<br />
Landahl Klaus<br />
Behörde für Soziales, Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
Klaus.Landahl@bsg.hamburg.de<br />
Lang Astrid Agentur für Arbeit Hamburg hamburg-eimsbuettel@arbeitsagentur.de<br />
Leutner Roland Deutsche Bahn AG, DB Training roland.leutner@bahn.de<br />
Liebel Franz Landesbetrieb Erziehung <strong>und</strong> Berufsbildung<br />
Liese Ulrike Beratung & Training U_Liese@gmx.de<br />
Linde-Bonsignore Christiane Patronato INCA/CGIL christiane.linde-bonsignore@hamburg.de<br />
Lingen Roland STILL GmbH roland.lingen@still.de<br />
82
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Littmann Thomas Senatskanzlei Hamburg thomas.littmann@sk.hamburg.de<br />
Lotzkat Petra Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) petra.lotzkat@zaf.hamburg.de<br />
Ludwig Michaela EQUAL Fluchtort Hamburg<br />
Lübberstedt-<br />
Piesold<br />
Julia <strong>KWB</strong> e. V. / Hba luebberstedt@kwb.de<br />
Lumpe, Dr. Alfred Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Alfred.Lumpe@bbs.hamburg.de<br />
Lünenbürger Tilman Otto-Hahn-Schule tilman.luenenbuerger@bbs.hamburg.de<br />
Lüttke Hansjörg <strong>KWB</strong> e. V. luettke@kwb.de<br />
Maceczek Christine HAW Hamburg, Dep. Public Management chistinemac@gmx.de<br />
Mahboba Miriam Förderschule Pröbenweg<br />
Maluck-Kesten Angela EUROGATE GmbH & Co. KGaA, KG angela.maluck-kesten@eurogate.de<br />
Mantilla Dalmacio Spanischer Elternrat in Hamburg mantilla_sanchez@arcor.de<br />
Martens Bente Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg bentemartens@gmx.net<br />
Martinez Vicente<br />
Arbeitsgemeinschaft internationaler Jugendverbände e. V.<br />
(AGIJ)<br />
info@agij.de<br />
Marx Ursel PlusPunkt Personaldienstleistungen GmbH marx@pluspunkt.info<br />
Mauerhof Johannes Hamburg Mannheimer Stiftung "Jugend & Zukunft" johannes.mauerhof@hamburg-mannheimer.de<br />
Melzer, Dr. Liane Bezirksamt Altona liane.melzer@altona.hamburg.de<br />
83
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution/Unternehmen E-Mail<br />
Möllgaard Cord G 1 Staatliche Gewerbeschule Stahl- <strong>und</strong> Maschinenbau G1@bbs.hamburg.de<br />
Mousapour Pouran Hamburger Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe e. V. pouran.mousapour@hakiju.de<br />
Müller Anne Agentur für Arbeit Hamburg annegret.mueller@arbeitsagentur.de<br />
Müller Stefan<br />
Behörde für Soziales, Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
Müller-Maas Dirk H 15 Staatliche Fremdsprachenschule<br />
Stefan.Mueller@bsg.hamburg.de<br />
Münster Lars Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg LarsMuenster@lycos.de<br />
Mustafov Zekir Restaurant Breitengrad kontakt@breitengrad-hh.de<br />
Nauber Hans Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit hans.nauber@bwa.hamburg.de<br />
Nebel Hans-Werner Bezirksamt Hamburg-Nord hans-werner.nebel@hamburg-nord.de<br />
Nels Jochen Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH nels@sprungbrett-hh.de<br />
Nguyen Pierre Restaurant Breitengrad kontakt@breitengrad-hh.de<br />
Numrich Franziska Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg franzi.numrich@freenet.de<br />
Oertel Sabine Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH oertel@sprungbrett-hh.de<br />
Öktem Ayse Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />
Otero-Izzo Leonardo Javier SAGA GWG<br />
Özoguz Aydan SPD-Bürgerschaftsfraktion aydan.oezoguz@hamburg.de<br />
84
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Pape Rudolf H 2 Staatliche Handelsschule Rudolf.Pape@bbs.hamburg<br />
Paris Rosa-Maria Ausbildung & Arbeit GmbH profi-barmbek@ausbildung<strong>und</strong>arbeit.de<br />
Partyka Renata Polnische Monatszeitschrift Kalejdoskop Ltd. radakcja@ekalejdoskop.eu<br />
Pause Mareike Flughafen Hamburg GmbH<br />
Petersen Janning Freier Berater<br />
Paehlke Anja Rackow Schule gGmbH paehlke@rackow.de<br />
Pfeiffer Hermann Hamburger Stadtentwässerung AöR Hermann.Pfeiffer@hhse.de<br />
Piening Svenja svenja1983@gmx.de<br />
Pnischak Ernst Behörde für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Umwelt Ernst.Pnischak@bsu.hamburg.de<br />
Polenz Anke<br />
G 3 Staatliche Gewerbeschule Ernährung <strong>und</strong><br />
Hauswirtschaft<br />
anke@polenz-hh.de<br />
Potthast Silke einfal gmbh potthast@einfal.de<br />
Preuß Barbara IN VIA Jugendmigrationsdienst jmd.wilhelmsburg@Invia-hamburg.de<br />
Putbrese Doreen Förderverein Neuwiedenthal e. V. / Jobbörse jobboerse-neuwiedenthal@web.de<br />
Radler Rüdiger Emil-Krause-Gymnasium<br />
Raffelsiefen Ute Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) ute.raffelsiefen@zaf.hamburg.de<br />
Rasch Sabine Hochschule für Angewandte Wissenschaften Rasch.Sabine@web.de<br />
Räthzel, Dr. Nora Universität Umea, Schweden nora.rathzel@soc.umu.se<br />
85
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Rehfeldt Peter ARGE Hamburg / Jobcenter Bergedorf peter.rehfeldt@arge-sgb2.de<br />
Reimann Rolf-Dieter Landwirtschaftskammer Hamburg LWK.Reimann@t-online.de<br />
Renken Sonja Internationaler B<strong>und</strong> Sonja.Renken@Internationaler-b<strong>und</strong>.de<br />
Reupke Christa Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) christa.reupke@zaf.hamburg.de<br />
Richter Caroline Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg / Personalamt caroline_richter@lycos.de<br />
Rollwagen Frank Landespolizeischule Hamburg f.rollwagen@gmx.de<br />
Roßnagel Jürgen KOM GmbH juegen.rossnagel@kom-bildung.de<br />
Rowedder Sonja Konditorei Junge GmbH & Co. KGaA info@stadtbaeckerei.de<br />
Rübcke Angela Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH ruebcke@sprungbrett-hh.de<br />
Rückert-Poppe Fransizska GTS Osterbrook f.poppe@gmx.de<br />
Rüting Sven Hamburger Ausbildungszentrum (HAZ) e. V. sven.rueting@haz-ev.de<br />
Sabo Marija Ausbildung & Arbeit GmbH pro.fi-harburg@ausbildung<strong>und</strong>arbeit.de<br />
Sander Sebastian Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg sebastian.sander@gmx.de<br />
Schaefer Reinhard Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) reinhard.schaefer@zaf.hamburg.de<br />
Schatke Martin<br />
Grone Bildungszentrum für Gastronomie <strong>und</strong> Ernährung<br />
gGmbH<br />
m.schatke@grone.de<br />
86
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Schebsdat Monika<br />
Aus- <strong>und</strong> Fortbildungszentrum für den bremischen<br />
öffentlichen Dienst<br />
Monika.Schebsdat@afz.bremen.de<br />
Schlegel Dorothea Justizbehörde dorothea.Schlegel@justiz.hamburg.de<br />
Schmahl Stefan CYQUEST s.schmahl@cyquest.net<br />
Schmidt Heinz-Dieter Heinz-Dieterschmidt@alice-dsl.de<br />
Schmidt Sara <strong>KWB</strong> e. V. / BQM sschmidt@kwb.de<br />
Schmitt Birgit birgit_schmitt@gmx.de<br />
Schmitt M.<br />
Schönau Rainer<br />
Behörde für Soziales, Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
rainer.schoenau@bsg.hamburg.de<br />
Schreiber, Dr. Dorothea Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport Dorothea.Schreiber@bbs.hamburg.de<br />
Schröder Frauke Stadtteilbüro Dulsberg stadtteilbuero@dulsberg.de<br />
Schroth Regina Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit regina.schroth@bwa.hamburg.de<br />
Schüller, Dr. Kirsten Ausbildungsgesellschaft Bremen mbH (ABiG) Kirsten.Schueller@afz.bremen.de<br />
Schultz Christian Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg / Personalamt schulle3382@web.de<br />
Schwarz Michael <strong>Weiterbildung</strong> Hamburg e. V. schwarz@weiterbildung-hamburg.de<br />
Schwedler Birgit Gebr. Heinemann B_Schwedler@gebr-heinemann.de<br />
87
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Schween André Deutsche Telekom AG<br />
Sebastian Manuela<br />
Seeger Bernd Bildungszentrum Metall<br />
inab - Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaft des<br />
bfw mbH<br />
Siemiatkowska Elzbieta Polnische Monatszeitschrift Kalejdoskop Ltd. esiem@aol.com<br />
manuela.sebastian@inab-hamburg.de<br />
Silva Ana Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH ana.silva@faw-hamburg.de<br />
Silva Angela Restaurant Breitengrad kontakt@breitengrad-hh.de<br />
Soldwisch Susanne Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH<br />
Solinski Elvira Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />
Söthe Wolfgang B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge wolfgang.soethe@bamf.b<strong>und</strong>.de<br />
Spyrou Beate ATU e. V. beate.spyrou@atu-ev.de<br />
Steer Susanne BIA Bergedorf / Sprungbrett Dienstleistungen gGmbH steer@sprungbrett-hh.de<br />
Steinbeck Jens Max Bahr Holzhandlung GmbH & Co. KG steinbeck@maxbahr.de<br />
Steinbrück Julia Deutsche Angestellten-Akademie julia.steinbrueck@daa-bw.de<br />
Stoffers Klaus-D. MMK Markt- & Medien- Kommunikation GmbH kds@mmk-pr.de<br />
Stummvoll Rudolf Landeshauptstadt München - Sozialreferat rudolf.stummvoll@muenchen.de<br />
Suckale Margret Deutsche Bahn AG per.wiek@bahn.de<br />
88
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Sudhoff Jörn Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />
Suñé José Spanischer Elternrat in Hamburg j.sune@gmx.net<br />
Thiel Michael Bildungszentrum Metall Mi.Thiel@bzm-hh.de<br />
Thieß Oliver Hamburger Ausbildungsmoderation oliver.thiess@ausbildungsfoerderung-hamburg.de<br />
Thomsen Sybille B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge Sybille.Thomsen@bamf.b<strong>und</strong>.de<br />
Tiedemann Jens G 19 Staatliche Gewerbeschule Bautechnik j-tiedemann@gmx.de<br />
Torres-Mendes Cristina<br />
Ucar Ramazan Lindenbazar Handels GmbH<br />
verikom-Verb<strong>und</strong> für Interkulturelle Kommunikation <strong>und</strong><br />
Bildung e. V.<br />
torresmendes@verikom.de<br />
Ulas Yasar Ausbildung & Arbeit GmbH pro.fi-harburg@ausbildung<strong>und</strong>arbeit.de<br />
Ungerer Jörg Handwerkskammer Hamburg jungerer@hwk-hamburg.de<br />
Voigt Oliver Zentrum für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (ZAF) oliver.voigt@zaf.hamburg.<br />
von Albedyll Dietrich Hamburg Tourismus GmbH info@hamburg-tourismus.de<br />
Völkner Peter Emil-Krause-Gymnasium petervoelkner@gmx.de<br />
von Beust Ole<br />
Erster Bürgermeister der Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />
Hamburg<br />
von Maltitz Ingo Behörde für Inneres ingo.vonmaltitz@bfi-a.hamburg.de<br />
von Ohlsen Nina IN VIA Hamburg e. V. nivole@invia-hamburg.de<br />
89
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Vorkoeper Jutta Senatskanzlei Hamburg jutta.vorkoeper@sk.hamburg.de<br />
Walther Ute Bezirksamt Bergedorf ute.walther@bergedorf.hamburg.de<br />
Wanninger Karl-Heinz Senatsverwaltung für Inneres <strong>und</strong> Sport, Berlin karl-heinz.wanninger@seninn.verwalt-berlin.de<br />
Wegner Diana Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg didi281185@aol.com<br />
Weilandt Gitta Behörde für Bildung <strong>und</strong> Sport gitta.weilandt@bbs.hamburg.de<br />
Weingärtner Gudrun Bezirksamt Hamburg-Nord gudrun.weingaertner@hamburg-nord.hamburg.de<br />
Weiss Jean-Pierre<br />
atelier für kommunikation, organisationsentwicklung,<br />
projektberatung, coaching<br />
j.weiss@atelierww.ch<br />
Wengorz Ute INBAS GmbH wengorz@inbas.com<br />
Wenzel-<br />
O´Connor<br />
Doris Institut für Sozial- <strong>und</strong> Bildungspolitik Hamburg e. V. doris_wenzel@ishev.de<br />
Westendorff Dieter Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg i. Br. Dieter.Westendorff@foege-hwk.de<br />
Wiedenlübbert Katja Türkische Gemeinde in S-H e. V.<br />
Wiek Per Deutsche Bahn AG per.wiek@bahn.de<br />
Völkner Peter Emil-Krause-Gymnasium petervoelkner@gmx.de<br />
Winkels Sarah Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH sarah.winkels@bnw.de<br />
Winkels, Dr. Harald Türkische Gemeinde in Hamburg <strong>und</strong> Umgebung e. V. info@tgd.de<br />
Wipf Monja M.Wipf.Mail@web.de<br />
90
Fachtagungsdokumentation Teilnehmer/-innenliste (angemeldet)<br />
Name Vorname Institution / Unternehmen E-Mail<br />
Wißmann Andreas Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg andreaswissmann@gmx.de<br />
Wöbcke Carmen <strong>KWB</strong> e. V. / BQM woebcke@kwb.de<br />
Wolpers Christoph Bezirksamt Altona christoph.wolpers@altona.hamburg.de<br />
Wrage Klaus HAB Hamburger Arbeit-Beschäftiungsgesellschaft wrage.klaus@hamburg-arbeit.de<br />
Wuttke Angelika Bezirksamt Eimsbüttel Angelika.Wuttke@eimsbuettel.hamburg.de<br />
Yapar Nida Mook wat e. V., Projekt Jumbo jumbo@mookwat.de<br />
Yazıcı Ahmet Lindenbazar Handels GmbH a.yazici@gmx.de<br />
Yıldız Fatih BIG e. V. fatihyildiz@web.de<br />
Yılmaz Hüseyin Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong> Hamburg hueseyin.yilmaz@dgb.de<br />
Zumaeta Karen Lehramtstudentin an der Uni Hamburg karenzumaeta@freenet.de<br />
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www.kwb.de • www.bqm-hamburg.de • ehmke@kwb.de<br />
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