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Das Jahrbuch 2009 - CittyMedia Communicators and Publishers ...

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Maria Antonia, der späteren französischen<br />

Königin Marie Antoinette. Nach<br />

Kriegsende kehrte er im Sommer 1763<br />

nach Dresden zurück, wurde aber unmittelbar<br />

nach dem Tod seines Gönners<br />

Friedrich August entlassen. Hasse komponierte<br />

noch die Musik für die Trauerfeierlichkeiten<br />

zu Ehren seines ehemaligen<br />

Herrn und begab sich wieder<br />

nach Wien.<br />

Obwohl die Anhänger einer Reform der<br />

italienischen Oper auch hier immer<br />

zahlreicher wurden, hielt Hasse an der<br />

traditionellen Opernform fest, zumal er<br />

damit den Geschmack des kaiserlichen<br />

Hofes traf. Erst Jahre später begann er,<br />

sich dem neuen Operntypus behutsam<br />

zu nähern, ohne sich aber von dem<br />

Schema einer Folge von Arien mit verbindenden<br />

Rezitativen zu trennen. Im<br />

Januar 1771 erhielt Hasse von Kaiserin<br />

Maria Theresia den Auftrag, anlässlich<br />

der Hochzeit von Erzherzog Ferdin<strong>and</strong><br />

die Festoper zu schreiben. Sie wurde im<br />

Oktober in Mail<strong>and</strong> als Höhepunkt des<br />

musikalischen Rahmenprogramms der<br />

Hochzeitsfeierlichkeiten aufgeführt,<br />

f<strong>and</strong> aber nur geringe Resonanz. Hasse<br />

musste erkennen, dass die von ihm kultivierte<br />

Opernästhetik nicht mehr zeitgemäß<br />

war. Mit dieser Festoper schloss<br />

Hasse sein Lebenswerk ab. Im April<br />

1773 zog er nach Venedig, um dort seinen<br />

Lebensabend zu verbringen. Hier<br />

starb er am 16. Dezember 1783. Seine<br />

letzte Ruhestätte f<strong>and</strong> er in der Kirche<br />

San Marcuola in der Lagunenstadt.<br />

Ein Werk von hohem Rang<br />

Hasses Werk umfasst mehr als 60<br />

Opern, zehn Oratorien, Intermezzi und<br />

weitere Bühnenwerke, Kirchenkompositionen<br />

sowie weltliche Kantaten und<br />

Instrumentalwerke. Er gilt neben Georg<br />

Friedrich Händel und Antonio Vivaldi<br />

als Hauptvertreter der Opera seria,<br />

einer durch die Dichtungen Antonio<br />

Pietro Metastasios geprägten ernsten<br />

Opernform, in der bevorzugt mythologische<br />

und heroische Stoffe verarbeitet<br />

wurden. Hasse hat die Opera seria,<br />

die zu Beginn seiner Komponistenlaufbahn<br />

bereits in den Grundzügen fertig<br />

ausgebildet war, zur Vollendung geführt.<br />

Mit diesem Genre, dessen Akteure<br />

hauptsächlich Könige und Adelige<br />

waren, wurde er geradezu zum<br />

musikalischen Repräsentanten der<br />

letzten Pracht des Absolutismus. Dessen<br />

Beseitigung durch die französische<br />

Revolution im Jahre 1789 ließ auch<br />

Hasses Stern sinken. Der gesellschaftliche<br />

Umbruch, der keinen Platz mehr<br />

für die künstlerische Legitimierung und<br />

Überhöhung der Herrschaft der absolutistisch<br />

herrschenden Monarchen bot,<br />

ließ Hasse bald in Vergessenheit geraten.<br />

Sein Werk war so sehr der Ästhetik<br />

<strong>Das</strong> Hasse­Denkmal steht seit 2006 an seinem<br />

Platz. Bilder: Jan Heitmann.<br />

seiner Zeit verpflichtet, dass es ihn nur<br />

kurz überleben konnte.<br />

Der Kulturphilosoph und Nobelpreisträger<br />

Romain Roll<strong>and</strong> sah es 150 Jahre<br />

später als „eine der größten Ungerechtigkeiten<br />

der Geschichte“ an,<br />

dass „dieser bewunderungswürdige<br />

Mann so vergessen werden konnte“.<br />

Tatsächlich wird die nebensächliche<br />

Rolle, die Hasse und seine Werke im<br />

heutigen Musikleben spielen, seiner<br />

musikhistorischen Bedeutung als dem<br />

führenden Vertreter der ernsten italienischen<br />

Oper des 18. Jahrhunderts<br />

nicht gerecht. Die heutige Musikwissenschaft<br />

trägt durch wichtige Forschungsarbeiten<br />

dazu bei, Hasse den<br />

ihm gebührenden Platz einzuräumen.<br />

Eine wissenschaftliche Werkausgabe<br />

und zahlreiche Musikaufnahmen weisen<br />

auf das zunehmende Interesse an<br />

Hasses Musik hin, die schon von seinen<br />

Zeitgenossen als sinnesfroh und<br />

ausdrucksstark aber auch als von vornehmer<br />

Schlichtheit geschätzt wurde.<br />

Hasse-Erbe in Bergedorf<br />

Sein Berufsweg hat Hasse von Bergedorf<br />

in die Metropolen Europas geführt.<br />

Und in Bergedorf wird die Erinnerung<br />

an den wohl berühmtesten<br />

europäischen Komponisten seiner Zeit<br />

wach gehalten. Hier, in seinem 1952<br />

restaurierten Geburtshaus neben der<br />

St. Petri und Pauli­Kirche, widmet sich<br />

die im Jahre 1910 gegründete Hasse­<br />

Gesellschaft Bergedorf e.V. der Pflege<br />

und dem Erhalt seines Werkes. Mit<br />

Konzerten, Publikationen, Werkausgaben<br />

und Veranstaltungen fördert sie<br />

die Beschäftigung mit Persönlichkeit<br />

und Wirken des Komponisten. Wesentliche<br />

Impulse für die wissenschaftliche<br />

Erforschung und die praktische Aufbereitung<br />

seines Werkes gehen von<br />

dem 1986 gegründeten Hasse­Archiv<br />

aus. Hier werden Noten, Musikh<strong>and</strong>schriften,<br />

Mikrofilme, Fachliteratur,<br />

Tonträger und sonstige Dokumente<br />

verwahrt und Wissenschaftlern und<br />

Musikern zugänglich gemacht. <strong>Das</strong> Archiv<br />

besitzt den Status als Institut an<br />

der Hochschule für Musik und Theater<br />

Hamburg, an der es auch ein „Hasse­<br />

Ensemble“ gibt.<br />

Im September erklingt Hasses Musik<br />

im Rahmen einer Konzertserie in Lettl<strong>and</strong>.<br />

Hier, wo die Pflege des Gesangs<br />

einen hohen kulturellen Stellenwert<br />

hat, werden deutsche und einheimische<br />

Künstler unter der Leitung von<br />

Prof. Dr. Wolfgang Hochstein, Musikwissenschaftler<br />

und Vorsitzender der<br />

Hasse­Gesellschaft, Werke Hasses aufführen.<br />

Bereits im Jahre 2007 hat das<br />

gleiche Ensemble die Werke des Bergedorfers<br />

in China aufgeführt – eine Premiere<br />

in der Musikgeschichte.<br />

Jan Heitmann<br />

Aus der Lokalgeschichte 51

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