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Das Jahrbuch 2009 - CittyMedia Communicators and Publishers ...

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Eine JVA auf dem Lagergelände<br />

1948 wurde das Lager der Hamburger<br />

Justizverwaltung übergeben, die in<br />

den Gebäuden und Anlagen des ehemaligen<br />

KZ eine Justizvollzugsanstalt<br />

für Männer einrichtete. Da dies nicht<br />

nur von den ehemaligen KZ­Häftlingen<br />

als politische Instinktlosigkeit angeprangert<br />

wurde, erklärte der Senat,<br />

hier eine vorbildliche Strafvollzugsanstalt<br />

schaffen und dadurch „den Ruf<br />

und die Ehre Hamburgs wiederherstellen“<br />

zu wollen. Nach und nach wurden<br />

die Holzbaracken des alten Häftlingslagers<br />

abgerissen und 1950 an ihrer<br />

Stelle ein steinernes Zellengebäude<br />

im Stil der verbliebenen KZ­Bauten errichtet.<br />

Außerdem verschw<strong>and</strong>en die<br />

meisten Wachtürme, der elektrisch geladene<br />

Lagerzaun und weitere Relikte<br />

aus der NS­Zeit. 1970 wurde auf dem<br />

Gelände der Tongruben der Neubau einer<br />

geschlossenen Haftanstalt für Jugendliche<br />

bezogen. Erst zwanzig Jahre<br />

später reagierte der Senat auf die nie<br />

verstummte öffentliche Entrüstung und<br />

fasste den Beschluss, die beiden Strafanstalten<br />

zu verlegen. Die Würde des<br />

Ortes sollte nicht weiter durch eine Nutzung<br />

zu Vollzugszwecken beschädigt<br />

werden. Dennoch ließ die Verlegung<br />

aus finanziellen Gründen lange auf sich<br />

warten, und es dauerte noch bis 2006,<br />

bis die Justizbehörde das gesamte Anstaltsgelände<br />

für die Einbeziehung in<br />

die Gedenkstätte freigab und die von<br />

ihr nach dem Krieg errichteten Zellengebäude<br />

abbrechen ließ.<br />

Die Gedankstätte entsteht<br />

Zu einem Ort des Gedenkens wurde das<br />

ehemalige Lagergelände erst 1953. Einer<br />

schlichten Gedenksäule mit der<br />

Inschrift „Den Opfern 1938­1945“ auf<br />

dem Gelände der Lagergärtnerei folgte<br />

im Jahre 1965 die Einweihung des Ehrenmals<br />

mit Stele, Nationaltafeln und<br />

der Skulptur „Der sterbende Häftling“<br />

der französischen Bildhauerin Francoise<br />

Salmon, die selbst Häftling in Auschwitz<br />

gewesen war. 1981 wurde die<br />

Gedenkstätte auf Beschluss von Senat<br />

und Bürgerschaft durch ein Dokumentenhaus<br />

mit der ersten ständigen<br />

Ausstellung über die Geschichte des<br />

Konzentrationslagers ergänzt. Seit<br />

1995 dient das von dem Künstler Thomas<br />

Schütte umgestaltete Gebäude als<br />

Haus der Erinnerung, in dem die Namen<br />

aller bekannten Opfer des KZ Neu­<br />

48 Aus der Lokalgeschichte<br />

Die Gedenksäule steht auf dem Gelände der ehemaligen Lagergärtnerei.<br />

engamme bewahrt sind.<br />

<strong>Das</strong> Klinkerwerk wurde nach dem Krieg<br />

vorübergehend weiter als Ziegelei betrieben,<br />

danach an eine Betonfirma verpachtet<br />

und bis 1985 von einer Bootswerft<br />

als Produktionshalle genutzt.<br />

Anfang der 80er Jahre setzten sich die<br />

Vereinigung ehemaliger Neuengamme­<br />

Häftlinge und <strong>and</strong>ere Initiativen für die<br />

Sicherung der Spuren und den Schutz<br />

der Überreste des KZ ein. Bei einem<br />

Friedens­Workcamp legten Jugendliche<br />

aus zwölf europäischen Ländern 1982<br />

einen Rundweg an, der das einstige KZ­<br />

Gelände für Besucher erschloss. Zwei<br />

Jahre später stellte der Senat die außerhalb<br />

der Vollzugsanstalten gelegenen<br />

Gebäude und Anlagen unter Denkmalschutz<br />

und bewahrte das Klinkerwerk<br />

durch aufwändige Restaurierungsmaß­<br />

nahmen vor dem Verfall. Im Jahre 1995<br />

wurde in den ehemaligen Walther­Werken<br />

eine neue Dauerausstellung eröffnet.<br />

Heute ist das gesamte Lagergelände<br />

als Gedenkstätte und Ausstellungs­,<br />

internationales Begegnungs­ und Studienzentrum<br />

hergerichtet.<br />

Damit ist die Hoffnung verbunden, dass<br />

sich Unrecht, wie es hier einst geschehen<br />

ist, nie wiederholen möge. Aus<br />

dem Ort des Schreckens und des Leidens<br />

ist eine Stätte des Erinnerns, Gedenkens<br />

und der Versöhnung geworden,<br />

ganz im Sinne der Aufschrift auf<br />

der Stele der Gedenkstätte, die zum<br />

Vermächtnis der Opfer des KZ Neuengamme<br />

geworden ist: „Euer Leiden,<br />

Euer Kampf und Euer Tod sollen nicht<br />

vergebens gewesen sein“.<br />

Jan Heitmann

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