Das Jahrbuch 2009 - CittyMedia Communicators and Publishers ...
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<strong>Das</strong> Gedenkhaus dokumentiert die Geschehnisse im KZ Neuengamme.<br />
strophalen Hygieneverhältnissen, Kälte,<br />
Arbeitsunfällen, Missh<strong>and</strong>lungen<br />
und Hinrichtungen. Jeder Tag war ein<br />
Kampf um das nackte Überleben.<br />
Häftlinge in der Industrie<br />
Als KZHäftlinge im weiteren Verlauf<br />
des Krieges als Arbeitskräfte für die<br />
Rüstungsindustrie immer wichtiger<br />
wurden, diente das KZ Neuengamme<br />
vor allem dazu, die Insassen als Arbeitssklaven<br />
systematisch bis zu ihrer<br />
physischen Erschöpfung auszu<br />
beuten. Sie waren jederzeit und ohne<br />
Rücksicht auch bei schwersten und gesundheitsgefährdenden<br />
Arbeiten einsetzbar.<br />
Doch war die Ausbeutung der<br />
Arbeitskraft der Häftlinge in der Kriegswirtschaft<br />
nur in enger Zusammenarbeit<br />
mit privaten Industriebetrieben<br />
möglich. Im Frühjahr 1942 wurden im<br />
KZ Neuengamme die ersten Rüstungswerkstätten<br />
eingerichtet. Zu den Firmen,<br />
die hier ein regelrechtes Zweigwerk<br />
unterhielten, in dem die Häftlinge<br />
Zwangsarbeit verrichten mussten, gehörten<br />
die WaltherWerke, die Jastram<br />
<strong>Das</strong> Klinkerwerk des Lagers wurde nach dem Krieg weiterbetrieben und diente dann bis 1985 einer<br />
Bootswerft als Produktionshalle. 1995 wurde hier eine Dauerausstellung eröffnet.<br />
Motorenwerke und die zum JungheinrichKonzern<br />
gehörende Messap.<br />
Später erfolgte die Zuteilung von Häftlingen<br />
direkt in die Betriebe, so dass<br />
über 80 Außenlager entst<strong>and</strong>en. Die<br />
Unternehmen, zu denen viele bekannte<br />
Firmen gehörten, waren für die Arbeitsorganisation<br />
zuständig, während die<br />
Bewachung weiterhin von der SS vorgenommen<br />
wurde.<br />
Im Frühjahr 1945 bef<strong>and</strong>en sich 14.000<br />
Häftlinge im Stammlager und 35.000<br />
Häftlinge über ganz Norddeutschl<strong>and</strong><br />
verteilt in den Außenlagern. Als sich<br />
die britischen und amerikanischen<br />
Truppen den Außenlagern näherten,<br />
wurden die Insassen zurück nach Neuengamme<br />
in Marsch gesetzt. Viele gelangten<br />
in die Auffanglager Bergen<br />
Belsen, S<strong>and</strong>bostel und Wöbbelin, wo<br />
Tausende in den Tagen vor und nach<br />
der Befreiung starben.<br />
Die letzten Wochen des Krieges<br />
Zwei in der Geschichte der Konzentrationslager<br />
einzigartige Ereignisse sind<br />
mit den letzten Tagen des KZ Neuengamme<br />
verbunden. Durch ein Abkommen<br />
des Schwedischen Roten Kreuzes<br />
mit Heinrich Himmler wurde Neuengamme<br />
zum Sammellager für alle dänischen<br />
und norwegischen Häftlinge<br />
aus ganz Deutschl<strong>and</strong>. Am 20. April<br />
1945 gelangten diese 4.000 sk<strong>and</strong>inavischen<br />
Gefangenen mit den „Weißen<br />
Bussen“ des Roten Kreuzes über Dänemark<br />
nach Schweden in die Freiheit.<br />
Die 10.000 in Neuengamme zurückgebliebenen<br />
Insassen dagegen gerieten<br />
in ein mörderisches Inferno. Sie wurden<br />
nach Lübeck transportiert und auf<br />
Schiffe verladen. Am 3. Mai griffen britische<br />
Flugzeuge die in der Neustädter<br />
Bucht liegenden Schiffe „Cap Arcona“<br />
und „Thielbek“ an und bombardierten<br />
sie. Dabei verloren 7.000 Häftlinge ihr<br />
Leben.<br />
Als britische Soldaten am 5. Mai das Lager<br />
betraten, f<strong>and</strong>en sie es leer, sauber<br />
und aufgeräumt vor. Die Häftlingsbaracken<br />
waren frisch gestrichen, und<br />
kaum etwas ließ die Schrecken der<br />
vergangenen Jahre erahnen. Zunächst<br />
brachte die Besatzungsmacht deutsche<br />
Kriegsgefangene und dann russische<br />
Zwangsverschleppte, die auf ihre Rückführung<br />
in die Heimat warteten, in<br />
den Gebäuden unter. Ab Juni 1945 war<br />
Neuengamme Internierungslager für<br />
16.000 ehemalige SSAngehörige, Parteifunktionäre<br />
und belastete Personen.<br />
Aus der Lokalgeschichte 47