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18. Systemische Professionalität - Institut Peter Held

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!<br />

© Dr. <strong>Peter</strong> <strong>Held</strong><br />

<strong>Institut</strong>sschrift 18 Darmstadt 2010<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Held</strong><br />

>><strong>Systemische</strong> <strong>Professionalität</strong> im Spannungsfeld zwischen<br />

STEUERung und GeLASSENheit



<br />

Mit diesem Hesse-Gedicht hat eine soziale Organisation vor einigen Jahren zu<br />

einem Kongress unter dem Motto „Chaos ist in Ordnung“ eingeladen. Mit diesem<br />

Kongress-Thema bekennt sich der Veranstalter dazu, dass zu einer zeitgemäßen<br />

<strong>Professionalität</strong> nicht nur Steuerungskompetenzen gehören, sondern auch eine<br />

gehörige Portion Mut, Chaos und Unsicherheit, Uneindeutigkeit und Nicht-<br />

Kontrollierbarkeit auszuhalten. Das Leben im Alltag und in unseren Organisationen<br />

läst sich nicht allein mit unseren Dimensionen von Raum und Zeit erfassen. Der<br />

Berufstätige in einem anspruchsvollen Beruf und jede Professionelle ist heute<br />

gefordert, die Spannung zwischen >>STEUERung><strong>Systemische</strong>n<br />

<strong>Professionalität</strong>GeLASSENheit



<br />

>><strong>Systemische</strong> <strong>Professionalität</strong> im Spannungsfeld zwischen STEUERung und<br />

3
<br />

GeLASSENheitSelbst-(!)STEUERung>seelische GeLASSENheit><strong>Systemische</strong>n Persönlichkeitsmodells>systemisch>systemisch><strong>Systemische</strong>r Beratung><strong>Systemische</strong> Familientherapiesystemischen>Systemtheorie><strong>Professionalität</strong>>professionell>unprofessionell>Profis><strong>Professionalität</strong>>professio<strong>Professionalität</strong>



<br />

persönlichen Berufsethos zu tun hat. D.h. bestimmte berufliche Standards, Werte,<br />

Haltungen und Spielregeln müssen von wirklichen >>Profis>professionellen>Professionell>Professionelle>SelbstSTEUERungprofessionell>PersönlichkeitProfis>Anstand>Pflichtgefühl><strong>Professionalität</strong>>Professionelle><strong>Professionalität</strong>>Profession>Professionen>Professionen<strong>Professionalität</strong>



<br />

hierzu >>Identität>KontextbewusstseinBerufsethos>StandpunktfähigkeitRollenkompetenz<strong>Systemische</strong>r <strong>Professionalität</strong>>STEUERung>Professionellen>LosLASSEN>GeLASSENheit>vita aktiva>vita contemplativaLASSENGeLASSENheit>Seins



<br />

>>prozessorientierte Haltung>Habens>HabenSeinsTransaktionsanalyse><strong>Systemische</strong> Beratung>Seins<strong>Systemische</strong>n<br />

<strong>Professionalität</strong>>Systemisch>professionell



<br />

Entwicklung oder einen evolutionären Verlauf. Etymologisch ist das Wort aus dem<br />

lateinischen >>processus>procedere>Prozess>StrukturStructura>struere>Prozess>Struktur>Chaos- oder auch KomplexitätstheorieAttraktorenSelbstorganisationstheorie>Chaos-Theorie>Kohärenz>Kohärenz>Kohärenz>Chaos-Theorie>instruierenlinear-kausalen><strong>Systemische</strong> <strong>Professionalität</strong>>KonstruktivismusKonstruktivismus



<br />

„die Wirklichkeit“ abzubilden oder innerlich zu repräsentieren. Wie gesagt, lassen<br />

sich soziale Systeme nicht unmittelbar steuern. Lebende systemische Prozesse<br />

werden durch Beobachterinnen und Beobachter gesteuert, welche durch ihre<br />

Wahrnehmungen und Wirklichkeitskonstruktionen Einfluss nehmen und damit<br />

steuern. Diese Erkenntnis führte zur Beschreibung einer weiteren Theorie, dem<br />

Modell der >>Kybernetik 2. OrdnungSteuermann>Kybernetik 2. Ordnung>übersetztProfessionellen><strong>Systemische</strong>n <strong>Professionalität</strong>>Professionelle



<br />

Woher und Wohin“.<br />

Erkenntnisart Analytisch<br />

Explizit-bewusst<br />

Linkshemisphärisch<br />

Fokussiert<br />

9
<br />

auf Einzelelemente des Systems<br />

Einfacher Modus EMPFINDEN<br />

Objekterkennungssystem<br />

OES<br />

C.G. Jung: Stellt im Wesentlichen fest, dass etwas<br />

ist<br />

• Dekontextualisiert<br />

• Separiert verschiedene Sinne<br />

• Vergangenheitszentriert<br />

(Schwerpunkt:<br />

„Wiedererkennen“)<br />

• In Kategorien ordnend<br />

• Kategorisch = keinen<br />

Widerspruch duldend,<br />

unbedingt<br />

• Dichotom = zweigeteilt:<br />

Tendenz, Erkenntnisse im<br />

Sinne von richtig-falsch oder<br />

schwarz-weiß zu gewinnen<br />

• Sensibel für Unstimmigkeiten<br />

Höherer<br />

komplexer Modus<br />

DENKEN<br />

Intentionsgedächtnis<br />

• Schnelles Lernen<br />

• Explizites Wissen (auch OES)<br />

• Emotionsentkopplung<br />

• Verschärfung von<br />

Widersprüchen<br />

• Gefährdung bei unvollständiger<br />

Information<br />

Ganzheitlich/Holistisch<br />

Implizit-unbewusst<br />

Rechtshemisphärisch<br />

Defokussiert<br />

auf systemische Komplexität<br />

INTUITION<br />

Intuitive Verhaltenssteuerung<br />

IVS<br />

Ist Vermuten und Ahnen über das<br />

Woher und Wohin<br />

• Kontextualisiert<br />

• Verschmilzt verschiedene Sinne<br />

• Gegenwarts- und<br />

zukunftsorientiert<br />

• Graduell und prototypisch bzw.<br />

archetypisch = unbewusstbildhafte<br />

Grundassoziation<br />

• Impressionistisch =<br />

„Nicht so genau“<br />

FÜHLEN<br />

Extensionsgedächtnis<br />

IG<br />

EG<br />

C.G. Jung: Stellt fest, was es bedeutet Stellt fest, was es wert ist<br />

• Langsame Anwendung<br />

• Schnelle Anwendung (auch IVS)<br />

• Langsames Lernen (auch IVS)<br />

• Fasst Emotionen zusammen<br />

(„Kodierung“) und reguliert<br />

Emotionen<br />

• Integration von Widersprüchen<br />

• Robustheit bei unvollständiger<br />

Information<br />

Kuhl (6) hält die Struktur der vier Funktionen bei, nennt sie aber um, damit sie nicht<br />

nur diagnostisch, sondern auch handlungsorientiert eingesetzt werden können.<br />

Das Empfinden heißt bei Kuhl >>Objekterkennungssytem>OESIntentionsgedächtnis>IGIntuitive<br />

Verhaltenssteuerung>IVSExtensionsgedächtnis>EGanalytisch>ganzheitlich/holistisch>Objekterkennungssytem>Intentionsgedächtnis>Intuitive<br />

Verhaltenssteuerung>IVSExtensionsgedächtnis>EG



<br />

als einfacher bzw. höherer komplexer Modus der rechten Gehirnhälfte<br />

konzeptualisiert. Was für unseren Kontext nun sehr interessant ist, ist die<br />

Möglichkeit die linkshemisphärischen Modi nun dem Pol der STEUERung und der<br />

Strukturgebung zuzuordnen. Die rechtshemisphärischen Modi wären dann am Pol<br />

der GeLASSENheit und der Prozessorientierung anzusiedeln.<br />

!#&.)9)3)"7"(01%<br />

(,-.)*+#&(:;#%$')*(%+/:$.2$)??%,<br />

@A)'$+%'?"+2,"+B,<br />

C)+B*"+2D<br />

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"-.%)#!"#<br />

K%&'(%,C%?1/:'H$%,@I"+3%0"//(JD >Objekterkennungssystem



<br />

Herunterregulieren von negativem Affekt das >>Extensionsgedächtnis>Selbst<strong>Systemische</strong> <strong>Professionalität</strong> im Spannungsfeld zwischen STEUERung<br />

und GeLASSENheit



<br />

In meinem <strong>Institut</strong> liegt der Schwerpunkt der Professionalisierung auf der<br />

12
<br />

Persönlichkeitsentwicklung. So wichtig Kompetenzen im Bereich STEUERung sind,<br />

so scheint in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft der Pol der GeLASSENheit<br />

bedeutsamer zu sein. Denn wir neigen dazu, unentwegt aktiv und tätig zu sein.<br />

Diese Überaktivität führt zu Unruhe. Nach Ansicht des Hirnforschers Gerald Hüther<br />

gerät dadurch unser Frontalhirn in Unruhe. Dieser Stress führt dazu, „dass dort kein<br />

Erregungsmuster für die Steuerung von Handlungen mehr aufgebaut werden kann.“<br />

Das Frontalhirn ist aber der Bereich der Intuition, in dem komplexe Strategien zum<br />

Lösen von Problemen entwickelt werden.<br />

Erst durch GeLASSENheit gelangen wir zur persönlichen Erfüllung. Durch Muße<br />

bekommen wir „Anschluss an unsere Ressourcen“.<br />

Wenn es um kein Ziel und um keine Aktivität geht, erst dann entdeckt der Mensch<br />

auf einmal sich selbst und kann über seine entwickelte Persönlichkeit sehr viel.<br />

Ich habe Ihnen durch meinen Vortrag einiges an anspruchsvoller Theorie<br />

zugemutet. Sie haben jetzt die Gelegenheit, noch etwas über das Gehörte<br />

nachzudenken oder in Kleingruppen mit Ihren Nachbarinnen und Nachbarn zu<br />

diskutieren. In den anschließenden Workshops können Sie mit den Referentinnen<br />

und Referenten sich stärker auf die Praxis beziehen.<br />

Ich wünsche Ihnen angenehme Gespräche mit guten Entwicklungsideen für Ihre<br />

Persönlichkeitsentwicklung und <strong>Professionalität</strong>.<br />

Anmerkung und verwendete Literatur:<br />

(1) Vgl. Hannah Ahrendt (1960):Vita activa oder Vom tätigen Leben. Stuttgart:<br />

Kohlhammer.<br />

(2) So etwa Ken Wilber (2007): Integrale Spiritualität. Spirituelle Intelligenz rettet<br />

die Welt. München: Kösel.<br />

(3) Erich Fromm (1976): Haben oder Sein. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt.<br />

(4) Carl-Gustav Jung (: Die Entwicklung der Persönlichkeit<br />

(5) Carl-Gustav-Jung (): Typologie<br />

(6) Julius Kuhl (2001): Motivation und Persönlichkeit. Interaktionen psychischer<br />

Systeme. Göttingen u.a.: Hogrefe.<br />

(7) Jens-Uwe Martens und Julius Kuhl ( 3 2009: Neue Erkenntnisse der<br />

Motivationsforschung praktisch nutzen. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

(8) Spiegel-Artikel: Leben im Stand-by-Modus: Nr. 29, 19.07.10.

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