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JA H R E S B E R IC H T

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Beständigkeit und Wandel Beständigkeit und Wandel<br />

1970 wurde zwischen «grossen» und «kleinen» Töchtern unterschieden.<br />

Die «grossen» Töchter waren viel selbständiger als<br />

die «kleinen» und erhielten ein Taschengeld zwischen Fr. 20.–<br />

und 70.– pro Monat. Über dessen Verwendung mussten sie jeweils<br />

am 1. und 15. eines Monats Rechenschaft ablegen, um<br />

als Vorbereitung für das Leben «draussen» den Umgang mit<br />

Geld zu erlernen. Denn für einige Bewohnerinnen gab es ein<br />

Leben nach dem Heimaufenthalt und sie wurden zur Selbständigkeit<br />

«erzogen». Für die «kleinen» Töchter sollte das Heim ein<br />

langfristiges Zuhause werden, so dass bereits 1971 Neuaufnahmen<br />

immer seltener wurden.<br />

Der Kontakt mit dem «Draussen» wurde gepflegt:<br />

1971 kamen beispielsweise zweimal<br />

Sekundarschüler ins Haus, um einen bunten<br />

Abend zu gestalten. In einer Einführung wurde<br />

ihnen als Vorbereitung aufgezeigt, «wie<br />

empfindlich unsere geistig Behinderten sein<br />

können und wie wichtig es ist, sie als vollwertige<br />

Menschen zu behandeln.» (JB 1971).<br />

Für Besucher war das Wohnheim eine besondere<br />

Welt: «Jedes Mal, wenn ich aus der<br />

Unruhe des Alltags ins Wohnheim (…) trete,<br />

umgibt mich eine wohltuende Ruhe. Die<br />

schillernde Fassade des Anders-Sein-Wollens,<br />

der Flitter der Repräsentation bleibt<br />

draussen vor der Tür, und die wohlwollende<br />

Redlichkeit unbefangener Offenheit der<br />

Töchter umgibt den Besucher» (Edw. Kaiser,<br />

Präs. JB 1971).<br />

8 9<br />

Eine andere Möglichkeit zum Kontakt mit der weiten Welt boten<br />

die zahlreichen Ferienreisen, die damals mit dem Erlös des<br />

alljährlich organisierten Bazars finanziert wurden. Zum Beispiel<br />

besuchten 1972 die «Grossen» Venedig: Tiefen Eindruck<br />

hinterliessen das Meer, «die ‘amici’, die immer und überall auftauchten,<br />

die herrlichen Fahrten mit den<br />

Gondolas, (…), aber auch die riesigen Mengen<br />

Spaghetti, die Pizza, der Vino und viel<br />

anderes mehr!» (JB 1972). Auch die «Kleinen»<br />

durften vierzehn Tage in die Berge fahren.<br />

Frau Hauri schrieb 1972: «Vielleicht<br />

mag es die einen oder anderen Leser erstaunen,<br />

dass wir so viel von Festen, Reisen<br />

und anderen Unternehmungen berichten,<br />

doch es scheint uns, dass es unsere Aufgabe<br />

ist, in der Freizeit so viele Anregungen als<br />

möglich an unsere Töchter heranzutragen.<br />

Sie wach zu halten und mitmenschlich zu<br />

fördern ist unsere Aufgabe und unser Ziel.<br />

Dass daneben auch die Musse zu pflegen<br />

ist, wissen wir und suchen stets das Gleichgewicht<br />

zu finden» (JB 1972).<br />

Die Grundsteine für einen ruhigen und geordneten Betrieb des<br />

Wohnheims waren gelegt. Der Aufbau war abgeschlossen und<br />

eine besondere Kultur des Zusammenlebens und der Betreuung<br />

war gebildet. Und es bestand eine Warteliste von 23 Töchtern.<br />

In dieser Situation erhielt der Verein Wohnheim Kreuzstrasse<br />

1976 die Offerte des «Vereins für Säuglings- und Kleinkindpflege<br />

Zürich» zum Kauf einer prachtvoll gelegenen

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