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Nachhaltige Entwicklung: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee?<br />

PD Dr. Gertrude Hirsch Hadorn, Departement Umweltnaturwissenchaften der ETH<br />

Zürich und Fachgruppe Philosophie der Universität Konstanz<br />

Nachhaltige Entwicklung ist heute in vieler Munde - ein Schlagwort also.<br />

Schlagwörter sind mit Hoffnungen verbunden, doch geraten sie auch schnell in<br />

Verruf, und dann bleibt alles beim Alten.<br />

Mit nachhaltiger Entwicklung ist die Hoffnung verbunden, dass für alle auch<br />

künftig ein menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten möglich ist. Ist<br />

nachhaltige Entwicklung die Zauberformel für ein dauerhaftes Paradies auf Erden?<br />

In der Praxis gerät nachhaltige Entwicklung in Verruf, bloss eine Leerformel zu sein,<br />

die sich nach Belieben füllen lässt.<br />

Damit nicht alles beim Alten bleibt, möchte ich Ihnen eine pragmatische und<br />

realistische Auffassung nahebringen: Nachhaltig Entwicklung als regulative Idee für<br />

die Politik.<br />

Ich beginne mit dem Verruf, komme zur Hoffnung und ende mit der realistischen<br />

Auffassung. Darum habe ich den Titel leicht verändert.<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 1


1. Nachhaltige Entwicklung - nur eine Leerformel?<br />

1980 wird in der "World Conservation Strategy" der internationalen<br />

Umweltorganisationen der Ausdruck "sustainable development" eingeführt. Die<br />

Organisationen wollten damit auf gegenseitige Abhängigkeiten von Naturschutz<br />

und wirtschaftlicher Entwicklung in den Entwicklungsländern aufmerksam machen<br />

und eine gemeinsame Strategie für Schutz und Nutzung der Natur initiieren. 1 Denn<br />

die Industrialisierung ist mit Umweltbelastungen verbunden, sodass die<br />

Entwicklungsländer zur Überwindung der Armut aus ökologischen Gründen nicht<br />

einfach das Entwicklungsmodell der Industrieländer kopieren können. Also ist<br />

nachhaltige statt nachholender Entwicklung gefragt. Die Definition von nachhaltiger<br />

Entwicklung umreisst die Problematik folgendermassen:<br />

"Development is defined here as: the modification of the biosphere and the application of<br />

human, financial, living and non-living resources to satisfy human needs and improve the<br />

quality of human life. For development to be sustainable it must take account of social and<br />

ecological factors, as well as economic ones; of the living and non-living resource base; and of<br />

the long term as well as the short term advantages and disadvantages of alternative actions." 2<br />

Mit "sustainable development" sind hier also Weisen der Nutzung der Natur für<br />

menschliche Zwecke gemeint, die anspruchsvollen und heterogenen Kriterien zu<br />

genügen haben.<br />

Leider ist die deutsche Übersetzung von "sustainable development" mit "nachhaltige<br />

Entwicklung" nicht besonders treffend. Das seit dem 13. Jhdt. gebräuchliche<br />

englische Verb "to sustain" meint einerseits einen unerwünschten Zustand aushalten,<br />

erleiden, ihm standhalten, andererseits in einem aktiven Sinn aber auch einen<br />

erwünschten Zustand stützen oder in Gang halten. 3 Das deutsche Verb "nachhalten"<br />

bedeutet jedoch ursprünglich lediglich soviel wie andauern, wirken, anhalten. 4 Es ist<br />

seit dem 18. Jahrhundert als ein breit verwendetes Wort belegt. So erwähnt Goethe<br />

"eine nachhaltige Wirkung des Bades", Gotthelf schreibt in seinen Erzählungen und<br />

Bildern über das Volksleben in der Schweiz: "dann legten sie sich auf ihr tagewerk,<br />

lagen ihm auch mit groszem fleisz und staunenswerther nachhaltigkeit ob" und<br />

Friedrich Benedikt Webers ökonomisches Lexikon von 1828 hält fest, "dass ein<br />

nachhaltiger Ertrag des Bodens nur erzielt wird, wenn der Boden in gutem Zustand<br />

erhalten wird". 5 Das Wort nachhaltig wird auch gegenwärtig noch so verwendet -<br />

beispielsweise wenn eine Tageszeitung in einer Bildlegende schreibt "Mobiltelefon<br />

im Restaurant: Die Stimmung kann nachhaltig gestört werden" 6 oder einen<br />

Leserbrief betitelt mit "Die Psychoanalyse ist wenig nachhaltig" 7 . Trotz anderer<br />

Übersetzungsvorschläge wie "dauerhaft-umweltgerechte Entwicklung" 8 oder<br />

"zukunftsfähig" 9 hat sich "nachhaltige Entwicklung" durchgesetzt - dem Wort nach<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 2


ein Anschluss an die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Deutschland seit Ende des<br />

18. Jhdts, derzufolge nicht mehr Holz geschlagen werden soll als nachwächst. 10<br />

Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung nimmt den Ausdruck sustainable<br />

development 1987 in ihrem Bericht "Our Common Future" wieder auf. Der Bericht hat<br />

den Auftrag, eine global agenda for change zu erstellen, die sich weltweit an<br />

Regierungen und an private Unternehmen richtet, sowie an die junge Generation. 11<br />

Denn mit der Globalisierung hat sich die soziale Ungleichheit auf nationaler und auf<br />

internationaler Ebene vergrössert 12 , und die wohlfahrtsbedingten wie die<br />

armutsbedingten Umweltprobleme haben weltweit zugenommen 13 . "Sustainable<br />

development" steht nun für eine umfassende gesellschaftliche Kurskorrektur, mit der<br />

die Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben der gegenwärtig Lebenden<br />

und künftiger Generationen erhalten werden sollen, also einem moralischen<br />

Imperativ verpflichtet ist. 14 Die inzwischen klassische Definition lautet:<br />

"Sustainable development is development that meets the needs of the present without<br />

compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it<br />

two key concepts: - the concept of 'needs', in particular the essential needs of the world's<br />

poor, to which overriding priority should be given; and - the idea of limitations imposed by<br />

the state of technology and social organization on the environment's ability to meet present<br />

and future needs." 15<br />

"Development" wird hier nicht mehr erläutert, sondern lediglich "sustainable".<br />

"Sustainable" wird implizit mit Gerechtigkeit hinsichtlich der Möglichkeit,<br />

Bedürfnisse zu befriedigen, verbunden, und zwar Gerechtigkeit zwischen der<br />

heutigen Generation und künftigen Generationen sowie unter den heute Lebenden.<br />

Dabei soll technischen, sozio-ökonomischen und ökologischen Grenzen der<br />

Ressourcennutzung Rechnung getragen werden. An dieser Definition orientiert sich<br />

auch die Rio-Konferenz, an der der ressourcenintensive Lebensstil der<br />

Industrieländer vom Standpunkt intra- und intergenerationeller Gerechtigkeit ins<br />

Kreuzfeuer der Kritik gerät.<br />

Mit der Unterzeichnung der Dokumente von Rio 16 durch über 150 Staaten ist ein<br />

internationaler Konsens erzielt und eine Verpflichtung zu nachhaltiger Entwicklung<br />

eingegangen worden. Seither wird auf internationalen Konferenzen, in nationalen<br />

Gremien und auf kommunaler Ebene über entsprechende Massnahmen verhandelt,<br />

das Wort figuriert prominent in Leitbildern multinationaler Unternehmen 17 , und die<br />

Wissenschaft arbeitet an Präzisierungen, Operationalisierungen und empirischen<br />

Untersuchungen des Konzepts. 18<br />

Doch die Spannweite der Auffassungen ist gross. Denn für die einen handelt es sich<br />

um die neue Bezeichnung für Naturschutz, während andere darin die gegenwärtig<br />

gebotene Sprachregelung für Wirtschaftswachstum sehen. Teils wird nachhaltige<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 3


Entwicklung als ein Problem der Technologieentwicklung und der richtigen<br />

Kalkulation von Kosten und Nutzen aufgefasst, teils wird damit aber auch der<br />

moralische Appell verbunden, auf einen universalisierbaren Lebensstil<br />

einzuschwenken. Die einen stellen angesichts der gegenwärtig bestehenden<br />

Ungleichheiten zwischen dem "Norden" und dem "Süden" die<br />

Entwicklungszusammenarbeit in den Vordergrund, die andern setzen im Interesse<br />

künftiger Generationen die Priorität auf die Ressourcenschonung im Norden. Im<br />

politischen Vorgehen stehen hoheitliche Steuerungsmassnahmen auf der Grundlage<br />

von Expertenurteilen dem dezentralen partizipativen Dialog mit der Bevölkerung<br />

entgegen. Ist nachhaltige Entwicklung so gesehen nur eine Leerformel, die sich<br />

nach Belieben füllen lässt?<br />

In der Literatur wird auf mehrere Gründe für diese unterschiedlichen Vorstellungen<br />

von nachhaltiger Entwicklung hingewiesen. Sie können einmal mit<br />

unterschiedlichen fachlichen Perspektiven zu tun haben - beispielsweise sehen<br />

Ökonominnen die Dinge durch eine andere Brille als Ökologen - , sowie auch damit,<br />

dass unterschiedliche Zeitspannen oder geographische Räume in Betracht gezogen<br />

werden. Ferner können sie auf unterschiedlichen Auffassungen davon beruhen, was<br />

den Wert der Natur betrifft sowie auch das in der Brundtland-Definition enthaltene<br />

normative Prinzip der Gerechtigkeit. 19 Wenn wir nochmals einen Blick auf die<br />

Definitionen werfen, so zeigt sich, dass dort erhobene Forderung einer integrativen<br />

Betrachtung, um den funktionalen Abhängigkeiten von ökologischen, ökonomischen<br />

und sozialen Prozessen Rechnung zu tragen, mit diesen Interpretationen gewaltig<br />

strapaziert wird. Was hat es mit dem Integrationspostulat auf sich, auf dem die<br />

Hoffnung von sustainable development beruht, und wegen dem es droht, in Verruf<br />

zu geraten? Damit komme ich zum zweiten Teil.<br />

2. Nachhaltige Entwicklung als Zauberformel?<br />

An einem Kongress der Landesregierung von Baden-Württemberg über die<br />

"Zukunftschancen eines Industrielandes" im Dezember 1985 hat Meinolf Dierkes<br />

von einem magischen Zieldreieck der Technikbewertung gesprochen. Dies geschah<br />

in Anlehnung an die wirtschaftspolitische Devise des "magischen Dreiecks", die<br />

besagt, wirtschafts- und finanzpolitische Massnahmen zur Aufrechterhaltung eines<br />

stetigen und angemessenen Wirtschaftswachstums so zu treffen, dass ein stabiles<br />

Preisniveau, ein hoher Beschäftigungsgrad und ein aussenwirtschaftliches<br />

Gleichgewicht gleichzeitig erreicht werden. Das magische Zieldreieck der<br />

Technikbewertung bezieht sich auf wirtschaftliche Ziele, ökologische Ziele und<br />

soziale Ziele. Da ökologische, ökonomische und soziale Aspekte funktional<br />

voneinander abhängen, lautet die Empfehlung, solche Vorgehensweisen zu wählen,<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 4


die möglichst nicht zu gegenläufigen Effekten in den anderen Zielbereichen führen.<br />

Dieser inzwischen verbreiteten Auffassung zufolge wird "nachhaltige Entwicklung"<br />

im wesentlichen als eine Strategie-Empfehlung aufgefasst, funktionale<br />

Abhängigkeiten bei der Realisierung von Zielen zu berücksichtigen. 20<br />

Verbreitet ist die grafische Kommunikation dieser Botschaft in einem sogenannten<br />

"Nachhaltigkeitsdreieck". Nachhaltigkeit wird als ein gleichseitiges Dreieck<br />

abgebildet, dessen Ecken ökonomische, ökologische und soziale Ziele bzw. Normen<br />

darstellen. Massnahmen wie zum Beispiel eine Technik zur Versorgung mit<br />

sauberem Trinkwasser sind daraufhin zu beurteilen, ob sie im Sinne einer win-win-<br />

Strategie allen drei Normenbereichen entsprechen oder ob mit gegenseitigen trade-<br />

offs zu rechnen ist, die im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu vermeiden sind.<br />

Nachhaltige Entwicklung präsentiert sich so als die Zauberformel für den Weg<br />

ins Paradies auf Erden.<br />

Nun sind die Dinge nicht ganz so einfach, denn im Falle von nachhaltiger<br />

Entwicklung sind die Normen sowie ihre Beziehungen alles andere als klar. Dies<br />

kommt darin zum Ausdruck, dass die Ecken des "Nachhaltigkeitsdreieckes"<br />

unterschiedlich beschriftet werden, was die beiden folgenden zufällig<br />

herausgegriffenen Beispiele in Abbildung 1 illustrieren.<br />

Abbildung 1: zwei Nachhaltigkeitsdreiecke 21<br />

Der Grund für diese unterschiedlichen Beschriftungen der Dreiecke, die ich im<br />

einzelnen nicht kommentieren werde, liegt darin, dass hier begrifflich-theoretische<br />

Kontroversen bestehen. Sie betreffen zum einen die normativen Aspekte - Wie<br />

werden diese Normen bestimmt und begründet? In welchem begrifflichen<br />

Verhältnis stehen sie zueinander? Aufgrund welcher Kriterien kann sodann beurteilt<br />

werden, inwiefern ihnen entsprochen wird? Zum andern ist kontrovers, welche<br />

empirischen Abhängigkeiten bei den Handlungsstrategien in Betracht zu ziehen<br />

sind. Dass die unterschiedlichen Auffassungen in diesen Fragen in verschiedene<br />

Strategieempfehlungen münden, dürfte auf der Hand liegen. Nachhaltige<br />

Entwicklung wandelt sich deshalb von der einfach kommunizierbaren<br />

Strategiebotschaft des magischen Dreieckes zu einem Wespennest von Sichtweisen.<br />

Statt eines integrativen Konzeptes werden unter der Hand Hegemonieansprüche<br />

eingeführt, was ich exemplarisch an der Vorherrschaft ökonomischer Normen über<br />

ökologische und soziale Normen im umweltpolitischen Konzept der carrying<br />

capacity aufzeige. 22<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 5


Seit den "Grenzen des Wachstums" von Meadows et al. hat sich die populäre<br />

Vorstellung verfestigt , es gebe so etwas wie bestimmbare ökologische Grenzen für<br />

die Nutzung der Natur: Stichwort "Tragekapazität", nun für die menschliche<br />

Zivilisation. Diesen Gedanken propagierten auch die Internationalen<br />

Umweltorganisationen in ihrem zweiten Strategiepapier "Caring for the Earth" von<br />

1991, in welchem sie "sustainable development" explizieren als "living within the<br />

carrying capacity of supporting ecosystems" 23 . Die damit verbundene Sichtweise<br />

beruht nicht mehr auf dem populationsbiologischen Begriff der Kapazität, der zum<br />

Zweck der Modellierung des dichteabhängigen Wachstums einer Population<br />

eingeführt wurde, wobei für die Kapazität, die durch die Ressourcen für die<br />

Population in diesem Ökosystem bestimmt ist, zum Zweck der Modellbildung ein<br />

Wert angenommen wird. Mit dem umweltpolitischen Begriff der Tragekapazität ist<br />

vielmehr eine durch die Biosphäre und durch die Produktionsbedingungen<br />

vorgegebene und bestimmbare Wachstumsgrenze für die Weltbevölkerung und<br />

ihren Ressourcenverbrauch gemeint (Daily & Ehrlich 1992, Renn 1996, Mohr 1996).<br />

Die damit verbundene Sichtweise ist eine Neuauflage und Transformation des<br />

malthusschen Bevölkerungsproblems: Malthus war seinerzeit, an der Schwelle zum<br />

19. Jahrhundert, der Auffassung, dass bei der Nahrungsmittelproduktion bestenfalls<br />

eine arithmetische Steigerung möglich ist, während die Bevölkerung ungehemmt in<br />

geometrischer Progression wächst. Er forderte deshalb Beschränkungen des<br />

Bevölkerungswachstums, insbesondere restriktive Regeln fürs Heiraten. 24<br />

Im Kontext der Nachhaltigkeitsdebatte stehen nun nicht unterschiedliche<br />

Wachstumsraten im Vordergund, sondern ökologische Grenzen des Wachstums.<br />

Damit ist gemeint, dass die Bedingungen für die Erhaltung der Ökosysteme die<br />

Menge und Art der natürlichen Ressourcen begrenzen, die für die Güterproduktion<br />

genutzt werden dürfen. Denn wenn diese Grenzen überschritten werden,<br />

verschlechtern sich mittel- oder langfristig die ökologischen Bedingungen der<br />

menschlichen Gesellschaft, was aus Gründen der Gerechtigkeit nicht<br />

wünschenswert ist. Die praktische Konsequenz aus diesen Überlegungen besteht in<br />

restriktiven Regeln der Naturnutzung, die die Erhaltung von wichtigen<br />

Naturfunktionen für die zukünftige menschliche Gesellschaft sicherstellen sollen. 25<br />

Diese Regeln bestimmen einerseits die zulässige Nutzung von natürlichen<br />

Ressourcen, andererseits die zulässige Freisetzung von Stoffen in die Umwelt. Die<br />

Nutzung einer Ressource soll nun nicht grösser sein als ihre Regenerationsrate oder<br />

die Rate der Ersetzung all ihrer Funktionen - falls es sich nämlich um<br />

nichterneuerbare Ressourcen handelt. Die Freisetzung von Stoffen soll nicht grösser<br />

sein als die Aufnahmekapazität der natürlichen Systeme und als ihre Abbaurate. 26<br />

Nun ist aber umstritten, ob diese "Management-Regeln" überhaupt notwendig und<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 6


gegebenenfalls auch hinreichend sind, wobei empirisch-technische und moralische<br />

Gesichtspunkte mitspielen. Ich beginne mit den empirisch-technischen Problemen.<br />

Aus der Sicht der strong sustainability, die die Ökologische Ökonomik vertritt, ist die<br />

Erhaltung von gewissen Naturfunktionen notwendig, weil diese Naturfunktionen<br />

ökonomisch gesehen ein Naturkapital darstellen, das nur teilweise durch<br />

menschlich geschaffenes Sach- oder Humankapital ersetzt werden kann. Herman<br />

Daly führt dafür das Beispiel an, dass die Verbesserung der Fangtechniken für<br />

Fische - eine Steigerung des menschlich geschaffenen Kapitals - nichts bringt, wenn<br />

es im Meer gar keine Fische - Naturkapital - mehr gibt. Seine These ist deshalb, dass<br />

Naturkapital und menschengemachtes Kapital sich ergänzen müssen und einander<br />

allenfalls nur teilweise ersetzen können. 27<br />

Für die neoklassisch orientierte Position der weak sustainability hingegen ist alles<br />

Naturkapital durch menschengemachtes Kapital prinzipiell ersetzbar. Um<br />

sicherzustellen, dass das Wohlfahrtsniveau künftiger Generationen nicht tiefer ist als<br />

dasjenige der gegenwärtigen, sind keine Management-Regeln nötig. 28 Bis zu<br />

welchem Grad eine Substitution zu einem bestimmten Zeitpunkt allerdings de facto<br />

möglich ist, ist eine Frage der technologischen Entwicklung sowie eine Frage der<br />

Internalisierung externer Effekte, womit gemeint ist, dass sich Umweltschäden<br />

entsprechend in Preisen niederschlagen. Dazu sind aber geeignete, politisch zu<br />

setzende Rahmenbedingungen für den Markt erforderlich. Ob es unter den<br />

entsprechenden Rahmenbedingungen möglich ist, dass Menschen kostengünstig<br />

und gesund mit Fischen satt werden, die gentechnologisch designed und kloniert<br />

sind - also nur mit menschengemachtem Kapital -, ist gegenwärtig nicht zu<br />

beantworten. Zu bedenken ist hier, dass Substitutionen neue Risiken enthalten. Zum<br />

einen handelt es sich um die teils unbekannten Wirkungen synthetischer Substitute.<br />

Zum andern sind biologische Strukturen multifunktional, so dass im Prinzip für all<br />

die verschiedenen Funktionen Substitute erforderlich sind. Wälder beispielsweise<br />

sind Holzlieferanten, Erholungsraum, Lawinenschutz, Lebensraum für Arten, sie<br />

binden Kohlendioxyd etc. Es ist anzunehmen, dass uns viele Funktionen der Wälder<br />

nicht bekannt sind, solange es Wälder gibt, so dass im Falle einer Substitution der<br />

Wälder mit bislang unbekannten negativen Nebenfolgen zu rechnen ist.<br />

Um dem Problem der Risiken im Konzept der weak sustainability Rechnung zu<br />

tragen, müssen diese Risiken in angemessenen Kosten Ausdruck finden. Die<br />

gegenwärtigen Rahmenbedingungen des Marktes setzen die Anreize für<br />

wirtschaftliches Handeln und technologische Innovationen jedoch vielfach nicht so,<br />

dass sie Ressourcen- und Senkeneffizienz fördern sowie langfristigen Risiken<br />

Rechnung tragen. Daher kann auch die Position der weak sustainability, welche die<br />

ökologischen Grenzen des Wachstums für ein prinzipiell überwindbares Problem<br />

hält, nicht die Strategie des business as usual fahren, sondern muss auch einen<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 7


gesellschaftlichen Strukturwandel fordern. Für beide Auffassungen ist deshalb<br />

zentral, die Erhaltung des noch nicht bzw. des prinzipiell nicht substituierbaren<br />

Naturkapitals sicherzustellen.<br />

Nun stellen sich aber grundlegende Probleme bei der Operationalisierung der<br />

Management-Regeln. Zwar wurden diese verschiedentlich ergänzt, so hinsichtlich<br />

zeitlicher und räumlicher Masse für anthropogene Einträge und Wirkungen 29 .<br />

Ferner wurde die Erhaltung der Biodiversität und der Ökosystemfunktionen explizit<br />

formuliert 30 , da sie mit stoffstrombezogenen Normen allein nicht gewährleistet ist,<br />

wie die Fichtenmonokulturen in Mitteleuropa zeigen. Die empirische Bestimmung<br />

der ökologischen Funktionen und Wechselwirkungen, der Regenerationsraten etc.<br />

ist aber aufgrund der Dynamik von Ökosystemen nur beschränkt möglich. Zudem<br />

ist die Bestimmung des Kapitalwertes von Natur unter dem Gesichtspunkt<br />

intergenerationeller Gerechtigkeit problematisch, da heute nicht bekannt ist,<br />

welchen Nutzen eine Ressource künftigen Generationen stiften wird. Wir kennen<br />

weder ihre Präferenzen noch ihre technologischen Möglichkeiten. Auch ist die<br />

gegenseitige Aufrechnung des Abbaus und Aufbaus von Naturkapital<br />

methodologisch fragwürdig: "Wie soll etwa die Einleitung von Schadstoffen in die<br />

Nordsee mit der Aufforstung eines tropischen Waldgebietes in Brasilien<br />

aufgerechnet werden?" 31 .<br />

Schliesslich stellt sich auch ein moraltheoretisches Problem, denn weak und strong<br />

sustainability betrachten Natur lediglich als Naturkapital. 32 Die zulässige Erhaltung<br />

bzw. Substitution von Natur betrifft Natur als Bedingung des Wirtschaftens und<br />

wird daher aus ökonomischer Sicht bestimmt. Ist aber die Gerechtigkeitsauffassung,<br />

die sich nur auf die Wohlfahrt und das heisst hier nur auf die Verteilung des<br />

ökonomischen Wertes von Natur bezieht, das einzige rationale Prinzip zur<br />

Beurteilung der moralischen Legitimität des menschlichen Umganges mit der Natur,<br />

oder gibt es auch andere berechtigte Gründe, Natur Wert zuzuschreiben? Damit soll<br />

nicht bestritten werden, dass die ökonomische Nutzung der Natur als eine<br />

empirische Bedingung für die Erhaltung der Menschen moralisch geboten ist.<br />

Sondern es geht darum, ob auch Argumente für einen Wert von Natur zu beachten<br />

sind, die nicht im Kapitalwert von Natur abbildbar sind.<br />

In der Ethik gibt es eine Kontroverse darüber, ob der moralisch relevante Wert von<br />

Natur nur in ihrem instrumentellen Wert für Menschen besteht, oder ob Natur auch<br />

um ihretwillen, so wie sie ist, einen moralisch relevanten Wert hat. Letzteres wird<br />

meist automatisch mit einer biozentrischen Position verbunden. Dies ist aber nicht<br />

zwingend. Natur bedeutet für Menschen auch so wie sie ist etwas, wenn wir uns an<br />

ihrer Schönheit erfreuen, von Ehrfurcht ergriffen werden oder uns in einer<br />

Landschaft zuhause fühlen. Dies ist ein Wert der Natur um ihretwillen für<br />

Menschen, also ein nicht-instrumenteller anthropozentrischer Wert der Natur: ich<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 8


nenne ihn Eigenwert im Unterschied zum biozentrisch verstandenen Selbstwert der<br />

Natur. Menschen erfahren den Eigenwert von Natur in kontemplativen<br />

Beziehungen, in denen sie die Natur wahrnehmen und weder transformieren noch<br />

konsumieren.<br />

Vom anthropozentrischen Standpunkt aus hat Natur dann einen moralischen Wert,<br />

wenn sie für ein gutes Leben und gerechtes Handeln relevant ist. Dieser Wert der<br />

Natur wird oft nur auf ihren instrumentellen Wert verkürzt, so dass Natur nur als<br />

Mittel für andere Zwecke wichtig ist, beispielsweise als Ressource für die<br />

Produktion von Gütern und Dienstleistungen und zur Aufnahme von Emissionen<br />

und Abfälle. Auch die Vielzahl indirekter Ökosystemfunktionen, auf die die<br />

menschliche Gesellschaft aufgrund der natürlichen Bedingungen des menschlichen<br />

Lebens angewiesen ist, sind ein instrumenteller Wert für die menschliche<br />

Gesundheit. Der moralische Aspekt daran ergibt sich aus<br />

Gerechtigkeitsüberlegungen, wie der instrumentelle Nutzen von Natur unter den<br />

heute Lebenden und zwischen der heutigen Generation und künftigen Generationen<br />

verteilt sein soll.<br />

Doch bedeutet uns Natur auch etwas so wie sie ist, wenn wir uns an ihrer Schönheit<br />

erfreuen, von Ehrfurcht ergriffen werden oder uns in einer Landschaft zuhause<br />

fühlen. Zu diesem Eigenwert der Natur möchte ich zwei Fragen aufwerfen:<br />

1. Lässt sich der Eigenwert von Natur für Menschen als ein ökonomischer Wert<br />

messen? Dies wäre nämlich eine attraktive Methode, um im Falle von Zielkonflikten<br />

- "Nachhaltigkeitsdreieck" - zu bestimmen, welcher Wert der wichtigere ist. Meine<br />

Antwort hier ist: nein.<br />

2. Zweitens frage ich, ob der Eigenwert von Natur überhaupt moralisch von<br />

Bedeutung ist. Hier ist meine Antwort: ja.<br />

Der Eigenwert von Natur wird oftmals auch ökonomisch als eine Nutzenfunktion<br />

des Naturkapitals aufgefasst, deren Wert mit verschiedenen Methoden der<br />

Monetarisierung berechnet werden kann. Diese Methoden bestimmen entweder<br />

schadensbezogen allfällige Kosten oder ermitteln nachfrage-orientiert entsprechende<br />

Präferenzen bzw. Zahlungsbereitschaften. 33 Zwar ist die Gesellschaft faktisch bereit,<br />

für kontemplative Naturfunktionen Geld zu bezahlen, denn der dafür erforderliche<br />

Naturschutz kostet etwas und verhindert andere Nutzungen. Doch drücken diese<br />

Kosten nicht den Wert aus, den diese Naturfunktionen für die Gesellschaft haben -<br />

so wie das Geld, das die Lebensversicherung bezahlt, nicht dem Wert des Ehegatten<br />

entspricht. Die Bezeichnung von Natur in ihren kontemplativen Funktionen als<br />

Naturkapital ist eine irreführende Metapher. Denn ihr Eigenwert beruht auf ihrer<br />

Individualität, während ihr ökonomischer Wert ein substituierbares Aequivalent ist.<br />

Analog zum Ehegatten ist Natur in diesen Funktionen nicht als Kapital im Sinne der<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 9


ökonomischen Theorie in die Wirtschaft eingebunden. Dies schliesst jedoch nicht<br />

aus, dass kontemplative Naturfunktionen verschiedenste wirtschaftliche Tätigkeiten<br />

ermöglichen oder voraussetzen - beispielsweise eine entsprechende Infrastruktur,<br />

um eine Landschaft erreichen und sich an ihrer Schönheit erfreuen zu können. Ich<br />

argumentiere also nicht gegen Lebensversicherungen oder gegen die Einbindung<br />

von Natur in den Markt, sondern lediglich dagegen, dass sich Eigenwerte adäquat<br />

in Geldwerte abbilden lassen.<br />

Während der moralische Wert des Ehegatten mit seinem Selbstwert als Mensch<br />

begründet werden kann, muss eine anthropozentrische Begründung für den<br />

Eigenwert von Natur diesen der Funktion zuschreiben, die Natur für Menschen<br />

erfüllt, jedoch nicht ihrer instrumentellen Funktion. Nun ist es aber bei den<br />

kontemplativen Funktionen von Natur so, dass nicht alle von der Schönheit der<br />

Vögel ergriffen sind, sondern andere zum Beispiel von der Schönheit eines Autos<br />

oder auch eines Gedichtes. Es handelt es sich also bei den Bedürfnissen nach schöner<br />

Natur, nach Heimat oder religiöser Ehrfurcht vor der Schöpfung um kulturell<br />

variable Bedürfnisse. 34 Hier lässt sich anthropologisch argumentieren, dass zwar die<br />

Objekte variabel sind, die diese Funktion für Menschen erfüllen, jedoch nicht die<br />

Funktion als solche. Denn kontemplative Bedürfnisse - so die These - gehören als<br />

Teil personaler Identität zu einem guten Leben und stellen deshalb einen<br />

moralischen Wert dar. 35 Das heisst, dass der Eigenwert von Natur dann auch eine<br />

moralisch relevante Grösse ist, wenn der Begriff der Verteilungsgerechtigkeit<br />

umfassender verstanden wird, d.h. über materielle Güter hinausgeht und sich auf<br />

einen Begriff des guten Lebens bezieht, der kontemplative Beziehungen zur Natur<br />

einschliesst.<br />

Dieser moralische Status kontemplativer Beziehungen ändert an der Variabilität der<br />

Objekte, die Eigenwert haben können, jedoch nichts. Auch wenn für mich eine<br />

Landschaft, gewisse Tiere oder Pflanzen dank ihrer Individualität Eigenwert haben<br />

und nicht substituierbar sind, können sie für andere keinen Eigenwert haben und<br />

sehr wohl zugunsten anderer Werte substituierbar sein. Für die Erhaltung von<br />

Natur aufgrund ihres Eigenwertes gibt es also nur ein traditionalistisches Argument:<br />

wir erachten es für wünschenswert, dass diejenigen Individuen, Pflanzen- und<br />

Tierarten sowie Landschaften, die in unserer Kultur identitätsstiftende<br />

kontemplative Funktionen erfüllen und insofern für uns einen moralischen Wert<br />

darstellen, auch für künftige Generationen von Wert sind, weil sie für uns von Wert<br />

sind. Diese Auszeichnung beruht jedoch auf einem kulturell kontingenten<br />

Standpunkt, und deshalb ist die Substitution der in dieser Hinsicht wertvollen<br />

Objekte prinzipiell zulässig. Dies gilt auch für die Substitution von Natur durch<br />

Kulturgüter, die diese Funktionen erfüllen können. Die Situation kompliziert sich<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 10


noch, weil auch gewisse traditionelle Nutzungsformen - beispielsweise des Jagens<br />

oder Fischens sowie der damit verbundene Konsum - identitätsstiftend sein können.<br />

Mit diesen Ausführungen wollte ich nicht nur prinzipielle Probleme skizzieren,<br />

sondern Ihnen auch zeigen, warum nachhaltige Entwicklung nicht Experten alleine<br />

überlassen werden sollte, auch wenn ihr Wissen gefragt ist. Zum einen sind<br />

Experten Spezialisten und sehen alles unter ihrer Brille: Statt eines integrativen<br />

Konzeptes, das allen drei Anliegen gerecht wird, dominiert daher oft eines die<br />

anderen. Zum andern geht es bei nachhaltiger Entwicklung nicht nur darum, wie<br />

wir heute und künftig leben können, sondern auch, wie wir unter moralischen<br />

Gesichtspunkten leben wollen bzw. sollen. Darüber zu verhandeln ist Bürgersache.<br />

Und zwar nicht als ein Verhandeln im luftleeren Raum, sondern bezogen auf die<br />

Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, die wir haben oder die wir schaffen<br />

können.<br />

3. Nachhaltige Entwicklung als regulative Idee der Politik<br />

"Nachhaltige Entwicklung" ist ein letztlich moralisch zu rechtfertigendes normatives<br />

Konzept. Moralische Normen dienen zur Beurteilung menschlicher Handlungen<br />

bzw. Handlungsweisen angesichts ihrer Folgen und unter Berücksichtigung ihrer<br />

Bedingungen. In der World Conservation Strategy wird "Entwicklung" als ein<br />

ökonomischer Begriff verstanden. Der hier zu beurteilende Gegenstand sind<br />

Nutzungsformen zur Bedürfnisbefriedigung, die damit verbundenen Prozesse<br />

sowie ihre Rahmenbedingungen, und zwar hinsichtlich der Forderung, dabei<br />

langfristig dem Schutz und der Nutzbarkeit von Natur Rechnung zu tragen.<br />

Spätestens mit Rio wird "nachhaltige Entwicklung" jedoch zu einem umfassenden<br />

Leitbild für einen gesellschaftlichen Strukturwandel. Gegenstand von<br />

Nachhaltigkeitsüberlegungen sind damit eigentlich alle gesellschaftlichen<br />

Tätigkeiten, die damit verbundenen Prozesse sowie ihre Rahmenbedingungen.<br />

Der geforderte Strukturwandel wird häufig so aufgefasst, es gehe darum, einen<br />

Zielzustand - die nachhaltige Gesellschaft - hinreichend zu konkretisieren und dann<br />

diejenigen Massnahmen zu bestimmen und in Kraft zu setzen, die geeignet sind, um<br />

diesen Zielzustand herbeizuführen. Als Leitbild beschreibt nachhaltige Entwicklung<br />

jedoch keinen Zielzustand, sondern einen Idealzustand. Die Funktion eines Ideals<br />

wird missverstanden, wenn es als Beschreibung eines erwünschten Zielzustandes<br />

aufgefasst wird, der künftig einmal erreicht werden kann - so der Wille da und der<br />

Weg dahin bereitet sind. Ein Ideal dient vielmehr als Massstab zur Beurteilung von<br />

bestehenden Zuständen und Praktiken mit dem Ziel, den Handlungsbedarf zu<br />

identifizieren und Massnahmen zur Verbesserung zu legitimieren.<br />

Anstatt von einem Leitbild sprechen verschiedene Autoren auch von einer<br />

regulativen Idee 36 , welche lediglich eine normative Richtungsvorgabe für die<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 11


politische Auseinandersetzung bietet und als normative Regel für die Beurteilung<br />

von Handlungsoptionen und die Identifikation von Handlungsbedarf dient. Die<br />

Resultate dieser Auseinandersetzungen sind jedoch gemessen an der regulativen<br />

Idee immer begrenzt und mangelhaft und bleiben damit revisionbedürftig.<br />

{ Sie entlehnen hier einen kantischen Ausdruck. Eine regulative Idee wird von Kant<br />

als ein heuristischer Begriff aufgefasst, was besagt, dass er nicht bestimmt, "wie ein<br />

Gegenstand beschaffen ist, sondern wie wir unter der Leitung .. [des regulativen<br />

Begriffes] die Beschaffenheit und Verknüpfung der Gegenstände überhaupt suchen<br />

sollen" 37 . Solche gesuchten Ordungszusammenhänge werden als<br />

Zweckzusammenhänge gedacht und dienen als normative Regeln für das moralisch-<br />

praktische und das technisch-praktische Urteilen und damit dem Handeln, das<br />

bezogen auf den als regulative Idee gedachten Zweckzusammenhang jedoch<br />

jederzeit begrenzt und mangelhaft bleibt. }<br />

Wird nachhaltige Entwicklung als eine regulative Idee verstanden, dann besteht ein<br />

sustainability assessment nicht darin, die nachhaltigen von den nicht-nachhaltigen<br />

Handlungsweisen, Produkten, Prozessen und Bedingungen zu unterscheiden und<br />

dabei der Devise zu folgen "die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen".<br />

Sondern die problemangemessene Frage lautet: mehr oder weniger nachhaltig?" Die<br />

Arbeit an einem gesellschaftlichen Strukturwandel im Sinne nachhaltiger<br />

Entwicklung ist nicht von der Art, den archimedischen Punkt zu finden, an dem der<br />

Hebel anzusetzen wäre, um die Welt aus den Angeln zu heben und in einen<br />

nachhaltigen Zustand zu versetzen. Sie hat eher den Charakter einer Sisyphusarbeit.<br />

Denn nicht nur hinkt die konkrete Praxis dem Ideal immer hinterher, sondern mit<br />

dieser Praxis ändern sich auch laufend die gesellschaftlichen, wirtschaftlich-<br />

technischen und natürlichen Bedingungen, unter denen sie stattfindet. "Nachhaltige<br />

Entwicklung" bezieht sich - etwas positiver gesagt - auf einen "offenen Such-, Lern-<br />

und Gestaltungsprozess" 38 .<br />

4. Fazit<br />

Das Schlagwort nachhaltige Entwicklung ist wichtig, weil es ein übergreifendes<br />

Leitbild für einen gesellschaftlichen Strukturwandel "von der Segregation und<br />

Ausdifferenzierung zur Integration" bezeichnet, das weltweit aufgegriffen worden<br />

ist, und bisher konkurrenzlos dasteht. Diese breite Rezeption ist nicht zuletzt auf die<br />

Unbestimmtheit der Strategie-Botschaft des "Nachhaltigkeitsdreieckes"<br />

zurückzuführen, das jeder auf seine Weise auslegt. Der Gedanke des integrativen<br />

Vorgehens, auf dem die Hoffnung nachhaltiger Entwicklung beruht, ist zugleich<br />

ihre zentrale Schwierigkeit - sowohl in der Forschung als auch in der Politik.<br />

Die politische Funktion des Schlagwortes nachhaltige Entwicklung liegt in seinem<br />

integrativen, und das heisst konsensstiftenden Potential. Dieses konsensstiftende<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 12


Potential liegt jedoch nicht im Charakter einer unverbindlichen Leerformel, die sich<br />

beliebig interpretieren lässt. Es ist auch nicht einer noch zu erfindenden<br />

Zauberformel zu verdanken, die Zielkonflikte zum verschwinden bringen könnte.<br />

Und es besteht nicht in der Hoffnung, dass statt der vieldeutigen Verwendung ein<br />

einheitliches Verständnis von nachhaltiger Entwicklung allgemein akzeptiert wird,<br />

denn die divergenten Standpunkte werden kaum verschwinden. Das Potential liegt<br />

vielmehr darin, in konkreten Entscheidungsangelegenheiten Konsens unter den<br />

divergenten Standpunkten zu erzielen. Dafür ist es erforderlich, die<br />

hochdifferenzierten und zugleich funktional voneinander abhängigen<br />

Handlungssysteme moderner Gesellschaften auf ein übergreifendes Leitbild zu<br />

beziehen. Denn so können spezialisierte Expertendebatten - zum Beispiel über die<br />

wirtschaftlich-technische Unvermeidlichkeit und die klimatischen Auswirkungen<br />

der Nutzung fossiler Energieträger - demokratischen Entscheidungsprozessen über<br />

die Heizanlage in einem Schulhaus zugänglich gemacht werden. 39<br />

Keine eindeutige Zielbestimmung, sondern eine allgemeine Richtungsvorgabe für<br />

die politische Auseinandersetzung 40 kann durch das Schlagwort "nachhaltige<br />

Entwicklung gestiftet werden, wobei die jeweils erzielte konkrete<br />

Richtungsbestimmung der laufenden Revision bedarf, da sie begrenzt und<br />

mangelhaft bleibt.<br />

Literaturverzeichnis<br />

1<br />

Leisinger verweist als Quelle auf B. Ward & R. Dubos: Only One Earth - the Care and<br />

Maintenance of a Small Plant, Deutsch, London (1972); vergleiche K.M. Leisinger: Sustainable<br />

Development at the turn of the century: perceptions and outlook, Int. J. Sustainable Development 1,<br />

(1998), 73-98.<br />

2<br />

IUCN, UNEP & WWF: World Conservation Strategy - Living Resource Conservation for<br />

Sustainable Development, Gland (1980), Introduction<br />

3<br />

Vergleiche M. Redclift: Sustainable Development: Needs, Values, Rights, Environmental<br />

Values 2, (1993), 3-20, insbesondere 4f.<br />

4<br />

Vergleiche F. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 22. Aufl. unter Mithilfe<br />

von M. Bürgisser und B. Gregor, völlig neu bearbeitet von E. Seebold, de Gruyter, Berlin (1989; 1.<br />

Aufl. 1883).<br />

5<br />

Vergleiche J. Grimm & W. Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd 13, Hirzel, Leipzig (1854), 69.<br />

6<br />

Tagesanzeiger 17.2.1998, 71<br />

7<br />

Tagesanzeiger 19.7.1999, 19<br />

8<br />

Vergleiche Rat der Sachverständigen für Umweltfragen (RSU): Umweltgutachten 1994 - Für<br />

eine dauerhaft-umweltgerechte Entwickung, Metzler-Poeschel, Stuttgart (1994), 46 sowie V. Hauff<br />

(Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung<br />

(Brundtland-Bericht), Eggenkamp, Greven (1987).<br />

9<br />

Vergleiche U.E. Simonis: Globale Umweltprobleme und zukunftsfähige Entwicklung. Aus<br />

Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament", (1991), 1-12, insbesondere 10;<br />

BUND & Misereor (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen<br />

Entwicklung, Birkhäuser, Basel (1997, 4. überarbeitete und erweiterte Aufl.), 24.<br />

10<br />

Vergleiche W. Peters: Die Nachhaltigkeit als Grundsatz der Forstwirtschaft. Ihre Verankerung in<br />

der Gesetzgebung und ihre Bedeutung in der Praxis, Dissertation Universität Hamburg (1984).<br />

11<br />

Vergleiche World Commission on Environment and Development (WCED): Our Common<br />

Future, University Press, Oxford (1987), iXff.<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 13


12<br />

Für eine Analyse dieser Prozesse siehe H.-P. Martin & H. Schumann: Die Globalisierungsfalle.<br />

Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand, Rowohlt, Reinbek (1996).<br />

13<br />

Vergleiche beispielsweise die jährlichen Berichte des Worldwatch Institute (Hrsg.):<br />

Worldwatch Institute Report. Zur Lage der Welt, Fischer, Frankfurt am Main (1983ff).<br />

14<br />

Zu möglichen Zielkonflikten zwischen intra- und intergenerationeller Gerechtigkeit sowie<br />

Argumenten für die Priorität intergenerationeller Gerechtigkeit vergleiche O. Renn & H. Kastenholz:<br />

Ein regionales Konzept nachhaltiger Entwicklung, GAIA 5, (1996), 86-102, insbesondere 91f.<br />

15<br />

World Commission on Environment and Development (WCED): Our Common Future,<br />

University Press, Oxford (1987), 43<br />

16<br />

Vergleiche United Nations Conference on Environment and Development (UNCED )/Der<br />

Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Umweltpolitik. Konferenz der<br />

Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro. Dokumente:<br />

Klimakonvention, Konvention über die Biologische Vielfalt, Rio-Deklaration, Walderklärung, Bonn (1992);<br />

United Nations Conference on Environment and Development (UNCED)/Der Bundesminister für<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Umweltpolitik. Konferenz der Vereinten Nationen<br />

für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro, Dokumente: Agenda 21, Bonn (1992b).<br />

17<br />

Vergleiche beispielsweise Ch. Ewen, F. Ebinger, C.-O Gensch, R. Griesshammer, Ch.<br />

Hochfeld & V. Wollny: HoechstNachhaltig. Sustainable Development - Vom Leitbild zum Werkzeug. Öko-<br />

Institut Verlag, Freiburg (1997).<br />

18<br />

Vergleiche etwa aus jüngerer Zeit Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK): H.-J.<br />

Schellnhuber & V. Wenzel (eds.): Earth System Analysis. Integrating Science for Sustainability. Springer,<br />

Berlin (1998); zur Geschichte des Begriffs vergleiche beispielsweise H.-J. Harborth: Dauerhafte<br />

Entwicklung statt globaler Selbstzerstörung, Sigma, Berlin (1993) oder J. Huber: Nachhaltige Entwicklung.<br />

Strategien für eine ökologische und soziale Erdpolitik, Sigma, Berlin (1995).<br />

19<br />

20<br />

Siehe Brand 1997, Renn & Kastenholz 1996, Huber 1995, Common, Blamey & Norton 1993.<br />

Vergleiche M. Dierkes: Mensch, Gesellschaft, Technik: Auf dem Weg zu einem neuen<br />

gesellschaftlichen Umgang mit der Technik. Kongress der Landesregierung "Zukunftschancen eines<br />

Industrielandes" Dezember 1985. In R. Wildenmann (Hrsg.): Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft. Wege zu<br />

einem neuen Grundverständnis, Staatsministerium Baden Württemberg, Stuttgart (1985), 41-59,<br />

insbesondere 44ff; J. Huber: Nachhaltige Entwicklung. Strategien für eine ökologische und soziale<br />

Erdpolitik, Sigma, Berlin (1995), insbesondere 39ff; Rat der Sachverständigen für Umweltfragen<br />

(RSU): Umweltgutachten 1994 - Für eine dauerhaft-umweltgerechte Entwickung, Metzler-Poeschel,<br />

Stuttgart (1994), 46; Enquete-Kommission "Schutz des Menschen und der Umwelt" des Deutschen<br />

Bundestages (Hrsg.): Die Industriegesellschaft gestalten. Perspektiven für einen nachhaltigen Umgang mit<br />

Stoff- und Materialströmen, Economica, Bonn (1994), 54.<br />

21<br />

Zum Beispiel -F. Hinterberger, M.J. Welfens, Wuppertal Insitut In J. Huber: Nachhaltige<br />

Entwicklung. Strategien für eine ökologische und soziale Erdpolitik, Sigma, Berlin (1995) und aus M.<br />

Munasinghe & W. Shearer: Defining and Measuring Sustainability, The World Bank, Washington (1995)<br />

22<br />

Als ein Beispiel für den sozialen Hegemonieanspruch vergleiche B.G. Norton & B. Hannon:<br />

Environmental Values: A Place-Based Theory, Environmental Ethics 19, (1997), 227-245.<br />

23<br />

IUCN, UNEP & WWF: Caring for the Earth - A Strategy for Sustainable Development, Gland<br />

(1991), 10<br />

24<br />

Vergleiche Th.R. Malthus: An Essay on the Principle of Population, as it Affects the Future<br />

Improvement of Society, with Remarks on the Speculations of Mr. Godwin, Mr. Condorcet, and other Writers,<br />

Murray, London (1798).<br />

25<br />

Für eine detaillierte Analyse der Transformationen, die Malthus' Bevölkerungstheorie auf<br />

dem Weg über das ökologische Konzept der carrying capacity in der Biologie zum umweltpolitischen<br />

Begriff der carrying capacity erfahren hat vergleiche I. Seidl & C. Tisdell: Carrying Capacity<br />

Reconsidered: From Malthus' Population Theory to Cultural Carrying Capacity, Ecological Economics<br />

(in press).<br />

26<br />

Vergleiche D.W. Pearce & R.K. Turner: Economics of Natural Resources and the Environment,<br />

John Hopkins University Press, New York (1990), 43-58; H.E. Daly: Steady-State Economics:<br />

Concepts, Questions, Policies, GAIA 1, (1992) 333-338; Rat der Sachverständigen für Umweltfragen<br />

(RSU): Umweltgutachten 1994 - Für eine dauerhaft-umweltgerechte Entwickung, Metzler-Poeschel,<br />

Stuttgart (1994), insbesondere 47 und 101; L. Gerken & A. Renner: Nachhaltigkeit durch Wettbewerb,<br />

Mohr, Tübingen (1996), 29f.<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 14


27<br />

Vergleiche H. E. Daly: On Wilfried Beckerman's Critique of Sustainable Development,<br />

Environmental Values 4, (1995), 49-55, insbesondere 50; D.W. Pearce & R.K. Turner: Economics of<br />

Natural Resources and the Environment, John Hopkins University Press, New York (1990).<br />

28<br />

Vergleiche beispielsweise R.M. Solow: Sustainability: An Economist's Perspective. In R. & N.<br />

Dorfman (eds.): Economics of the Environment: Selected Readings, Norton, New York ( 1993); W.<br />

Beckerman: "Sustainable Development": Is it a Useful Concept? Environmental Values 3, (1994), 191-<br />

209.<br />

29<br />

Vergleiche beispielsweise D. Cansier: Ökonomische Indikatoren für eine nachhaltige<br />

Umweltnutzung. In H.G. Kastenholz, K. Erdmann & M. Wolff, (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung.<br />

Zukunftschancen für Mensch und Umwelt, Springer, Berlin (1996), 61-78; P. Klemmer, R, Wink, G.<br />

Benzler & M. Halstrick-Schwenk: Mehr Nachhaltigkeit durch Marktwirtschaft: Ein<br />

ordnungspolitischer Ansatz. In L. Gerken (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfragen einer Politik der<br />

Nachhaltigkeit, Baden Baden, Nomos (1996), 289-340; M. Scheringer: Räumliche und zeitliche Reichweite<br />

als Indikatoren zur Bewertung von Umweltchemikalien, Wiley, Weinheim (1999).<br />

30<br />

Vergleiche D. Cansier: Ökonomische Indikatoren für eine nachhaltige Umweltnutzung. In<br />

H.G. Kastenholz, K. Erdmann & M. Wolff, (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung. Zukunftschancen für<br />

Mensch und Umwelt, Springer, Berlin (1996), 61-78; J. Minsch, P.-H. Feindt, H.-P. Meister, U.<br />

Schneidewind & T. Schulz: Institutionelle Reformen für eine Politik der Nachhaltigkeit, Springer, Berlin<br />

(1998), 22.<br />

31<br />

32<br />

L. Gerken & A. Renner: Nachhaltigkeit durch Wettbewerb, Mohr, Tübingen (1996), 30<br />

Vergleiche D.W. Pearce & R.K. Turner: Economics of Natural Resources and the Environment,<br />

John Hopkins University Press, New York (1990), kritisch dazu M. Sagoff: Can Environmentalists be<br />

Liberals? In R. Elliot (ed.): Environmental Ethics, University Press, Oxford (1995), 165-187; B.G.<br />

Norton: Intergenerational Equity and The Measurement of Sustainability. Vortragsmanuskript Atlanta<br />

21.9.1997<br />

33<br />

Zu den Problemen der Monetarisierung vergleiche U. Hampicke: The limits to economic<br />

valuation of biodiversity, International Journal of Social Economics 26, (1999), 158-173.<br />

34<br />

Vergleiche dazu Ch. Pfister: Landschaftsveränderung und Identitätsverlust.<br />

Akzentverschiebungen in der Modernisierungskritik von der Jahrhundertwende bis um 1970,<br />

Traverse 2, (1997), 49-68.<br />

35<br />

Zur Diskussion zwischen subjektiven oder objektiven Theorien des guten Lebens vergleiche<br />

die Beiträge in H. Steinfath (Hrsg.): Was ist ein gutes Leben? Philosophische Reflexionen, Suhrkamp,<br />

Frankfurt am Main (1998); zur Identität als Komponente eines guten Lebens vergleiche M. Seel:<br />

Glück. In H. Hastedt & E. Martens (Hrsg.): Ethik. Ein Grundkurs, Rowohlt, Reinbek (1994), 145-163.<br />

36<br />

Vergleiche W. van den Daele: Sozialverträglichkeit und Umweltverträglichkeit. Inhaltliche<br />

Mindeststandards und Verfahren bei der Beurteilung neuer Technik. Politische Vierteljahresschrift 34,<br />

(1993), 219-248, insbesondere 227; K. Homann: Sustainability: Politikvorgabe oder regulative Idee? In<br />

L. Gerken (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfragen einer Politik der Nachhaltigkeit, Nomos, Baden Baden<br />

(1996), 38; J. Minsch, P.-H. Feindt, H.-P. Meister, U. Schneidewind & T. Schulz:Institutionelle Reformen<br />

für eine Politik der Nachhaltigkeit, Springer, Berlin (1998), 18f.; D. Groh: Sustainable Development. Eine<br />

Hochzeit von Ökonomie und Ökologie? In S. Spoun, E. Müller-Möhl & R. Jann (Hrsg.): Universität<br />

und Praxis. Tendenzen und Perspektiven wissenschaftlicher Verantwortung für Wirtschaft und Gesellchaft,<br />

Verlag Neue Züricher Zeitung, Zürich (1998), 379-399, insbesondere 391; E.-M. Engels: Evolutionäre<br />

Ethik und Umweltmoral. In A. Holderegger (Hrsg.): Ökologische Ethik als Orientierungswissenschaft,<br />

Universitätsverlag, Freiburg (1997), 169-191, insbesondere 173; dem Sinne nach auch Enquete-<br />

Kommission "Schutz des Menschen und der Umwelt" des Deutschen Bundestages (Hrsg.): Die<br />

Industriegesellschaft gestalten. Perspektiven für einen nachhaltigen Umgang mit Stoff- und Materialströmen,<br />

Economica, Bonn (1994), insbesondere 26 und 33.<br />

37<br />

I. Kant: Kritik der reinen Vernunft, Meiner, Hamburg (1976, 1./2. Aufl. 1781/1787),<br />

A671/B699, vergleiche auch A327/B384ff sowie I. Kant: Kritik der Urteilskraft, Meiner, Hamburg<br />

(1974, 1. Aufl 1799), XIII.<br />

38<br />

J. Minsch, P.-H. Feindt, H.-P. Meister, U. Schneidewind & T. Schulz: Institutionelle Reformen<br />

für eine Politik der Nachhaltigkeit, Springer, Berlin (1998), 19<br />

39<br />

Vergleiche dazu auch die Überlegungen von K.-W. Brand: Probleme und Potentiale einer<br />

Neubestimmung des Projektes der Moderne unter dem Leitbild "Nachhaltige Entwicklung". In ders.<br />

(Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung. Eine Herausforderung an die Soziologie, Leske+Budrich, Opladen<br />

(1997), 9-32, insbesondere 11; L. Gerken & A. Renner: Nachhaltigkeit durch Wettbewerb, Mohr,<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 15


Tübingen (1996), 6; M. Jacobs: Capital Substitution and Economic Humility: A Response to<br />

Beckerman. Environmental Values 4, (1995), 57-68, insbesondere 65.<br />

40<br />

Vergleiche dazu W. van den Daele: Sozialverträglichkeit und Umweltverträglichkeit.<br />

Inhaltliche Mindeststandards und Verfahren bei der Beurteilung neuer Technik. Politische<br />

Vierteljahresschrift 34, (1993), 219-248.<br />

G. Hirsch Hadorn: NE: Leerformel, Zauberformel oder regulative Idee? 16


Gertrude Hirsch Hadorn: Geboren 1953 in Schwäbisch Hall. Erststudium<br />

(Pädagogik, Klinische Psychologie und Ethnologie) und Zweitstudium (Philosophie)<br />

sowie Promotion 1989 an der Universität Zürich. Wissenschaftliche Adjunktion im<br />

Departement Umweltnaturwissenschaften der ETH Zürich und Privatdozentin für<br />

Philosophie an der Universität Konstanz. Arbeitet über ethische Fragen der<br />

Umweltproblematik sowie wissenschaftsphilosophische Fragen der<br />

Umweltforschung und ist an verschiedenen Umweltforschungsprojekten beteiligt.<br />

Seit 1999 präsidiert sie die Schweizerische Akademische Gesellschaft für<br />

Umweltforschung und Ökologie.<br />

G. Hirsch Hadorn / NE / GAIA 1999 17

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