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Erscheint 4x jährlich in allen Haushaltungen von Unterägeri ...

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FDP UNTERÄGERI<br />

Am Montag, 17. Mai 2010 begrüsste der<br />

Präsident der FDP <strong>Unterägeri</strong>, Renato Sperandio,<br />

den umtriebigen Juristen, Journalisten,<br />

Buchautor, Kosmopoliten, Denker, ehemaligen<br />

FDP-Politiker und weltweit aktiven<br />

Botschafter des liberalen Föderalismus Max<br />

Frenkel <strong>in</strong> der AEGERIHALLE. Vielen ist das<br />

Urgeste<strong>in</strong> Frenkel als ehemaliger, sehr po<strong>in</strong>tierter<br />

Redaktor der Neuen Zürcher Zeitung<br />

e<strong>in</strong> Begriff. Mit den Mächtigen und E<strong>in</strong>flussreichen<br />

<strong>in</strong> der Schweiz ist er bis heute auf<br />

Du und Du. Max Frenkel kennt die Faktoren,<br />

die e<strong>in</strong>e Partei erfolgreich machen und<br />

bei der FDP sähe er derzeit ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen<br />

da<strong>von</strong> als gegeben. So hatte se<strong>in</strong> Referat<br />

im Zuger Wahljahr auch den provokanten<br />

Titel «Liberale, reisst euch endlich zusammen!».<br />

Die schweizerische FDP sei die erfolgreichste<br />

Partei der Welt. Sie ist seit ihrer Gründung<br />

1894 (vormals Nationalvere<strong>in</strong>) an der<br />

Regierung beteiligt. Nach der Gründung der<br />

modernen Schweiz 1848 setzte sich der<br />

Bundesrat bereits ausschliesslich aus Freis<strong>in</strong>nigen<br />

und Radikaldemokraten zusammen,<br />

wie auch e<strong>in</strong>e sehr grosse Mehrheit des Parlaments.<br />

Der eigentliche Krebsgang begann<br />

<strong>in</strong> den 80ern des 20. Jahrhunderts. E<strong>in</strong>erseits<br />

wollten plötzlich alle Parteien liberal<br />

se<strong>in</strong>, andererseits hätte die FDP ihre Bodenhaftung<br />

verloren, Strategien verfolgt, die<br />

nicht verstanden wurden. Nach den Wahlen<br />

habe man jeweils erklärt, dass die freis<strong>in</strong>nigen<br />

Botschaften halt etwas Zeit bräuchten,<br />

um greifen zu können. Das habe man mehrmals<br />

wiederholt und werde man vielleicht<br />

noch tun, bis es die FDP nicht mehr gibt.<br />

Dabei sei e<strong>in</strong>e freis<strong>in</strong>nige Partei heute so<br />

nötig wie eh. Frenkel ist bekennender Freis<strong>in</strong>niger,<br />

e<strong>in</strong>er, der ke<strong>in</strong> Blatt vor den Mund<br />

nimmt und se<strong>in</strong>er Partei das fehlende Nachdenken<br />

vorwirft.<br />

Damit e<strong>in</strong>e politische Partei erfolgreich ist,<br />

müsse sie fünf Faktoren beherzigen: Sie<br />

brauche e<strong>in</strong> klares Programm, elektrisierende<br />

Aktivitäten, sympathische Identifikationsfiguren,<br />

Bodenhaftung und e<strong>in</strong> ausgeprägtes<br />

Wir-Gefühl. Mag se<strong>in</strong>, dass<br />

manches da<strong>von</strong> auf Geme<strong>in</strong>deebene noch<br />

bestehe, aber das Gehabe auf der nationalen<br />

Politbühne strahle auch <strong>in</strong> die Dörfer<br />

aus. Der Zuger Ständerat Rolf Schweiger sei<br />

für ihn e<strong>in</strong> Hoffnungsträger gewesen. Se<strong>in</strong><br />

Credo «Gesellschaftlich offen, wirtschaftsfreundlich»<br />

aber war der Freibrief zur Spaltung<br />

der Partei, vermutet er heute, weil es<br />

die Beliebigkeit salonfähig machte. Laut<br />

Frenkel sei «Bürgerlich-liberal» der Ausweg<br />

aus dem derzeitigen Tief. Auch habe die<br />

FDP oft die Rezepte <strong>von</strong> Verlierern übernommen.<br />

Obwohl kantonal mässig erfolgreich,<br />

habe auf nationaler Ebene immer<br />

wieder die Genfer FDP den Ton angegeben.<br />

Max Frenkel <strong>in</strong> der AEGERIHALLE<br />

Max Frenkel<br />

Politik<br />

Frenkel erklärte, dass die Freis<strong>in</strong>nigen auch<br />

das Gesellige vernachlässigen würden.<br />

Nachdem sie <strong>in</strong> Kommissionen, Gremien<br />

und Versammlungen ihre Arbeit gemacht<br />

hätten, seien beim gemütlichen Teil <strong>in</strong> der<br />

Regel nur noch Beamte und Pensionierte<br />

anwesend. Liberalismus stehe für Wettbewerb<br />

und <strong>in</strong>dividuelle Selbstverantwortung.<br />

Dafür müsse der Staat die Leitplanken setzen.<br />

Also so regulieren, das er nicht <strong>in</strong>tervenieren<br />

müsse, wie jüngst bei der UBS. Der <strong>in</strong><br />

den Himmel geschriebene «weltbeste Banker»<br />

Ospel und Christoph Blocher hätten<br />

dort die unsägliche Boni-Kultur und expansive<br />

Investmentpolitik vorangetrieben, aber<br />

die FDP sei sich zu fe<strong>in</strong>, zu vornehm gewesen,<br />

dass zu thematisieren. Ja, die FDP ist<br />

wirtschaftsfreundlich, aber den Filz <strong>in</strong> den<br />

Teppichetagen dürfe sie nicht goutieren.<br />

Die Wirtschaft hat nicht die Aufgabe, die<br />

Taschen <strong>von</strong> e<strong>in</strong> paar wenigen zu füllen. Sie<br />

ist nicht Selbstzweck.<br />

Frenkel ortet weitere negative E<strong>in</strong>flüsse:<br />

Man habe e<strong>in</strong>e autistische Führung ohne<br />

Charisma, ke<strong>in</strong>e Sympathietransfers durch<br />

die Bundesräte, selbst wenn sie ihre Sache<br />

gut machten und das gee<strong>in</strong>te Auftreten der<br />

Fraktion (aktuelles Stichwort: Weissgeldstrategie)<br />

fehle gänzlich. Immer wieder<br />

stimme die FDP für zentralistische Lösungen.<br />

Das sei unfreis<strong>in</strong>nig. Viele, nicht nur <strong>in</strong><br />

der FDP, die <strong>in</strong> wichtigen Positionen s<strong>in</strong>d,<br />

hätten nur Arschlecker (Zitat Frenkel) um<br />

sich. Dabei müsse sich jeder e<strong>in</strong>en Hofnarr<br />

leisten. Jemanden, der ke<strong>in</strong>e Karriere machen<br />

will, aber wirklich sagt, was er denkt.<br />

Während andere Parteien auf die Strasse<br />

g<strong>in</strong>gen, beschäftige die FDP PR-Agenturen.<br />

Politik sei Kampf. Und der fände auf der<br />

Strasse, bei den Menschen statt. Am<br />

Schluss machte Frenkel auch vor se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Zunft, den Journalisten nicht Halt. Es<br />

fehle das ordnungspolitische Sensorium.<br />

Nur noch Sensationslüste und oberflächliches<br />

Halbwissen werden bedient. Zum<br />

Glück habe das Volk immer weise entschieden.<br />

E<strong>in</strong>zig bei der EWR-Abstimmung, so<br />

se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung, habe der Souverän immer<br />

korrigierend und gescheit gestimmt. Durch<br />

die bilateralen Verträge ziehe es uns nun <strong>in</strong><br />

die EU, ohne das wir es realisieren. Die<br />

Schweiz müsse nicht beliebt, sondern respektiert<br />

und geachtet se<strong>in</strong>.<br />

Frenkel verglich die Schweiz mit e<strong>in</strong>em Stachelschwe<strong>in</strong>.<br />

Während <strong>in</strong> den europäischen<br />

Nachbarländern Machtpolitiker grosse Entscheidungsbefugnisse<br />

hätten, was gewissen<br />

Schweizer Politikern natürlich auch gef<strong>allen</strong><br />

würde, haben wir die direkte Demokratie<br />

und den Föderalismus. Das seien die herausragenden<br />

Leistungsmerkmale unseres<br />

Staatsgebildes, wofür uns vielleicht nicht<br />

die europäischen Politiker, aber deren Völker<br />

beneiden. Er hoffe, dass er deutlich<br />

genug gesprochen habe, um verstanden zu<br />

werden. Denn darum geht es <strong>in</strong> der<br />

Politik.<br />

Nach e<strong>in</strong>er gut genutzten Fragerunde traf<br />

man sich im Foyer der AEGERIHALLE zum<br />

geselligen Schwatz untere<strong>in</strong>ander. Gesprächsstoff<br />

gab es reichlich und dem e<strong>in</strong>en<br />

oder anderen s<strong>in</strong>d Frenkels unverblümten<br />

Analysen sichtlich e<strong>in</strong>gefahren. Frenkel will<br />

ke<strong>in</strong>e Karriere mehr machen und sagt, was<br />

er denkt. Die FDP <strong>Unterägeri</strong> hat e<strong>in</strong>en weiteren<br />

guten Schritt gemacht. Sie hat sich<br />

e<strong>in</strong>en Hofnarr e<strong>in</strong>geladen.<br />

Renato Sperandio, welche E<strong>in</strong>drücke<br />

hast du aus dem Referat mitgenommen?<br />

Viele. Frenkel hat sich sehr <strong>in</strong>tensiv mit der<br />

FDP Schweiz ause<strong>in</strong>andergesetzt. Vieles<br />

trifft auf unsere Ortsektion nicht zu, anderes<br />

ist ähnlich. Ich habe mir e<strong>in</strong>ige se<strong>in</strong>er<br />

Vorschläge herausgepickt, um die FDP<br />

<strong>Unterägeri</strong> auf Kurs zu trimmen.<br />

Zum Beispiel?<br />

E<strong>in</strong> klares Programm. Das heisst zwei, drei<br />

Schwerpunkte, die <strong>von</strong> uns <strong>in</strong>tensiv bearbeitet<br />

werden. Attraktive Aktivitäten sollen uns<br />

wahrnehmbarer machen. Das geschlossene,<br />

geme<strong>in</strong>same Auftreten, den Kontakt zur<br />

Bevölkerung pflegen. Wenn wir uns so profilieren<br />

können, stehen die Türen weit offen.<br />

Damit werden wir auch wieder attraktiv<br />

für jüngere Leute. Politik heisst die<br />

Zukunft gestalten.<br />

Bericht: Thomas Brändle<br />

Ägeritaler II / 2010 11

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