Betrifft: Lehrerausbildung und Schule, Heft 3, September 2008
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Lehrerbildung im Wandel<br />
Die parallel verlaufenden Praxisphasen sind anfangs kürzer <strong>und</strong> haben Erk<strong>und</strong>ungs- <strong>und</strong><br />
Erprobungscharakter. Im Laufe der Ausbildung nehmen sie an Länge zu <strong>und</strong> weisen im<br />
letzten Jahr den Charakter von Einzeltrainings auf. Während die handlungsbezogene<br />
Ausbildung im ersten Jahr nur zweimal vier Wochen dauert, wird das letzte Jahr komplett<br />
halbtags in der <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> halbtags an der Universität verbracht. Funktion der ersten Pra-<br />
xisphasen ist, den wissenschaftlichen Blick auf die schulische Praxis zu schärfen. Dies<br />
geschieht in kleinen, als Evaluationen angelegten Forschungsprojekten. <strong>Schule</strong>n benen-<br />
nen relevante Untersuchungsfragen, denen Studierende nachgehen, die darauf metho-<br />
disch in entsprechenden Lehrveranstaltungen vorbereitet wurden. Sie melden ihre Ergeb-<br />
nisse zurück an die <strong>Schule</strong>n, damit beide Seiten von dieser Erfahrung profitieren. In die-<br />
sen Praxisphasen erhalten die Auszubildenden auch Gelegenheit, in die Rolle von Lehr-<br />
personen zu schlüpfen. Sie beteiligen sich an der Vorbereitung von Unterricht <strong>und</strong> über-<br />
nehmen längere Sequenzen einzelner St<strong>und</strong>en, um sich in der ungewohnten Rolle als<br />
Lehrkraft zu erproben.<br />
In den folgenden Praxisphasen wird das praktische Handeln unter der Anleitung von Ex-<br />
pertenlehrern an ausgewählten Ausbildungsschulen erlernt <strong>und</strong> trainiert. Individuelle<br />
Handlungsänderungen sind nur durch individuell zugeschnittene Hinweise <strong>und</strong> deren wie-<br />
derholtes Einüben zu erreichen, sodass die Betreuung sehr spezifisch ausgerichtet ist.<br />
<strong>Schule</strong>n bewerben sich um diese Aufgabe <strong>und</strong> müssen kontinuierlich ein hohes Ausbil-<br />
dungsniveau nachweisen. Für ihre Bemühungen erhalten sie zusätzliches Personal <strong>und</strong><br />
Unterstützung in Form von Fortbildungen. Eltern sperren sich nicht gegen die Ausbil-<br />
dungsaufgaben, sondern geben dem Unterricht durch Auszubildende viel Raum. Sie se-<br />
hen dies als notwendige Investition in eine Zukunft an, von der die Gesellschaft langfristig<br />
profitiert.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> bildet für ein ideales Schulsystem aus. Dieses ist vollständig<br />
integriert <strong>und</strong> nach Altersstufen organisiert <strong>und</strong> nicht nach Schulformen. Immer drei Jahr-<br />
gänge bilden eine <strong>Schule</strong>. So können auch in kleinen Orten umfassende Bildungsangebo-<br />
te gemacht werden <strong>und</strong> in großen Orten bleibt die Zahl der Schüler übersichtlich. Keine<br />
gesellschaftliche Gruppe kann einer anderen ausweichen, jeder wird mit der sozialen Rea-<br />
lität unseres Landes groß. Priorität hat die größtmögliche Förderung eines jeden Einzelnen<br />
nach individuellem Potenzial. Für besondere Herausforderungen wie die Integration von<br />
behinderten Kindern oder das Unterrichten von Deutsch als Zweisprache gibt es an jeder<br />
<strong>Schule</strong> Spezialistinnen <strong>und</strong> Spezialisten.<br />
Die Schulbezirke dieses idealen Schulsystems sind so zugeschnitten, dass soziale <strong>und</strong><br />
ethnische Vielfalt gewährleistet ist. Ein Nebeneffekt hiervon ist, dass an allen <strong>Schule</strong>n<br />
größere Gruppen an bildungsorientierten Eltern zu finden sind, die sich im Interesse hoher<br />
Schul- <strong>und</strong> Unterrichtsqualität für ihre Kinder um ein hohes Anspruchsniveau für alle be-<br />
mühen. Alle <strong>Schule</strong>n sind staatlich, geben aber der Zusammenarbeit mit den im Bezirk<br />
vorhandenen Religionen großen Raum. Profilierungen in Richtung bilingualer Erziehung<br />
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