Betrifft: Lehrerausbildung und Schule, Heft 3, September 2008
Betrifft: Lehrerausbildung und Schule, Heft 3, September 2008
Betrifft: Lehrerausbildung und Schule, Heft 3, September 2008
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Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Heft</strong> 3, <strong>September</strong> <strong>2008</strong><br />
Vorwort 3<br />
Lehrerbildung im Wandel – eine Fortsetzung<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong>. Versuch eines Entwurfs – nur eine Vision?<br />
Prof. Dr. Sigrid Blömeke 5<br />
Die Ausbildung von Lehramtsanwärtern an der Berliner <strong>Schule</strong><br />
Ralf Treptow 12<br />
Die Zweite Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong> aus schulaufsichtlicher Sicht<br />
Gisela Unruhe 18<br />
Erste Ergebnisse, neue Fragen. Experten diskutierten über die Reform der<br />
<strong>Lehrerausbildung</strong> an den Berliner Universitäten Herbert Böpple 19<br />
Umstrukturierung der Berliner Verwaltung mit besonderem Blick auf die<br />
Zweite Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong> Roswitha Kneer-Werner 22<br />
Zwei Schreiben an Herrn Staatssekretär Schlemm zur Neuordnung der<br />
Verwaltung:<br />
� für den BAK: Bernd Knittel<br />
� für die Seminarleiter: Christine Sauerbaum-Thieme, Andreas Stephan<br />
Leserbriefe<br />
Lernzielorientierung <strong>und</strong> Kompetenzorientierung –<br />
Eine persönliche Stellungnahme zur aktuellen Diskussion Norbert Wimmer 28<br />
Planung hat ein Ziel Marianne Schaff 30<br />
Professionalität zeigen – Kooperation wagen! Thilo Kröning 32<br />
Forum<br />
Hamburger Schulleiter „dankt“ Berlin Frank Schmidt 34<br />
Befristet eingestellt – Erfahrungen mit der „Personalkostenbudgetierung“<br />
Lutz Birkholz 35<br />
Formation des maîtres dans le triangle de Weimar:<br />
Neue Perspektiven für Europa E. Jakwerth-Reyer 37<br />
Aufgeschnappt<br />
Mangel an Lehrkräften. Lehrer verzweifelt gesucht …. Süddt. Ztg., 26.6.<strong>2008</strong> 40<br />
Senator nimmt Schulverwaltung auseinander.<br />
Experten stellten Mängel fest ………………………...... Berliner Ztg., 8.7.<strong>2008</strong> 41<br />
Der kleine Bildungsriese. Deutschlands <strong>Schule</strong>n sollen<br />
besser werden. So lautet der Auftrag an ein Institut der<br />
Berliner Humboldt-Universität ………………………………. Die Zeit, 3.7.<strong>2008</strong> 42<br />
Mitteilungen Roswitha Kneer-Werner 46<br />
1. Bewerbungs- <strong>und</strong> Vereidigungstermine/Einführungsseminare<br />
2. Neue Seminargruppen zum August <strong>2008</strong><br />
3. Neuordnung der Fachseminare im L-Bereich Ingrid Stampe<br />
4. Fachseminarleiter dringend gesucht<br />
5. Personalia<br />
Fortsetzung auf Seite 2 �<br />
Hrsg.: B<strong>und</strong>esarbeitskreis der Seminar- <strong>und</strong> Fachleiter/innen e.V., Landesgruppe Berlin<br />
25<br />
26
Der B<strong>und</strong>esarbeitskreis der Seminar- <strong>und</strong> Fachleiter/innen e.V.<br />
Kurzer Überblick über die Aktivitäten des BAK in Berlin Roswitha Kneer-Werner 52<br />
1. Brief an Herrn Staatssekretär Schlemm<br />
2. Gespräch mit dem Leiter der neuen Abteilung VII, Herrn Laube<br />
3. Vortrag <strong>und</strong> Workshop mit Herrn Professor Wahl am 8. <strong>September</strong> <strong>2008</strong><br />
4. Einführungsveranstaltung für Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich für eine<br />
Fachseminarleitertätigkeit interessieren<br />
BAK-Beitrittserklärung 55<br />
Impressum 2<br />
Seite 2<br />
Herausgeber:<br />
Verantwortlich für diese Ausgabe:<br />
Impressum<br />
B<strong>und</strong>esarbeitskreis der Seminar- <strong>und</strong> Fachleiter/innen e.V.,<br />
Landesgruppe Berlin; Bernd Knittel, Wilskistraße 9, 14169 Berlin<br />
BAKBerlin@t-online.de<br />
Herbert Böpple, 2. SPS Lichtenberg (S), Harnackstr. 25, 10365 Berlin<br />
Roswitha Kneer-Werner, 2. SPS Neukölln (S), Wildhüter Weg 5, 12353 Berlin<br />
Redaktionsmitglieder:<br />
Jens Kühne, 2. SPS Treptow-Köpenick (S)<br />
Klaus Meister, 3. SPS Mitte (L)<br />
Ingrid Stampe, 3. SPS Steglitz-Zehlendorf (L)<br />
Jens-Uve Wahner, 2. SPS Friedrichshain-Kreuzberg (S)<br />
Layout:<br />
Herbert Böpple, 2. SPS Lichtenberg (S)<br />
Druck:<br />
f. <strong>und</strong> t. müllerbader gmbh, Filderstadt
Vorwort<br />
Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
liebe an der Ausbildung interessierte Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
Vorwort<br />
die dritte Ausgabe unserer Broschüre bietet eine Vielfalt an lesenswerten Artikeln, so dass<br />
wir inzwischen überzeugt sind, dass man unserem dritten <strong>Heft</strong> die „schwierige Geburt“<br />
nicht mehr ansieht. Unser erster Gedanke war es, einen Ländervergleich der <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
ins Zentrum der Broschüre zu stellen. Gerüchte sagten uns nämlich, dass die<br />
überarbeitete Version der Berliner Ausbildungsordnung noch vor den Sommerferien unterzeichnet<br />
werden würde. Also machten wir uns daran, Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen 1 aus<br />
<strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Universität zu bitten, über eine ihrer Ansicht nach effiziente <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
zu schreiben. Herr Treptow, Leiter der Rosa-Luxemburg-Oberschule <strong>und</strong> Sprecher der<br />
Vereinigung der Oberstudiendirektoren, <strong>und</strong> Frau Professor Blömeke von der Humboldt-<br />
Universität sagten bereitwillig Beiträge zu <strong>und</strong> auch Frau Unruhe, Leiterin der Außendienststelle<br />
Pankow, kam gerne unserer Bitte nach, die zweite Ausbildungsphase aus<br />
schulaufsichtlicher Sicht zu beleuchten. Diesen <strong>und</strong> allen anderen Autorinnen <strong>und</strong> Autoren<br />
an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.<br />
Plötzlich verdichteten sich aber die Gerüchte, dass die neue Ausbildungsordnung auf keinen<br />
Fall vor den Sommerferien <strong>2008</strong> unterzeichnet werden würde. Unsere Gr<strong>und</strong>überlegung<br />
entschwand damit ins Nichts. Seit dem 2. Juli <strong>2008</strong> besteht Gewissheit: Die alte<br />
Ausbildungsordnung bleibt bis zum Jahr 2010 für die Studienratslaufbahn erhalten <strong>und</strong> soll<br />
erst im Dialog mit den Universitäten verändert werden. Für die Lehrerlaufbahn muss eine<br />
Anpassungsregelung getroffen werden, da die Zweite Phase der Ausbildung für die Master-Absolventen<br />
nur noch ein Jahr betragen wird. Damit war ein Ländervergleich vorläufig<br />
nicht mehr aktuell <strong>und</strong> wenig ergiebig.<br />
Daneben sorgte die Umstrukturierung der Berliner Schulverwaltung für Aufregung. Im Januar<br />
<strong>2008</strong> wurden wir <strong>und</strong> fast alle Mitarbeiter der Senatsverwaltung per Email von ersten<br />
Informationen über diese Pläne überrascht. Vor allem im Bereich der <strong>Lehrerausbildung</strong> der<br />
Zweiten Phase bestand <strong>und</strong> besteht die große Angst, dass die Regionalisierung <strong>und</strong> Aufteilung<br />
auf mehrere Abteilungen die Qualität <strong>und</strong> die Einheitlichkeit der Berliner <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
nachhaltig verschlechtern wird. Briefe wurden an Staatssekretär Schlemm<br />
geschickt, in denen u. a. der BAK seine Bedenken hinsichtlich der Veränderungen äußerte.<br />
Dennoch wurde zum 15. April <strong>2008</strong> damit begonnen, eine lediglich geringfügig veränderte<br />
Struktur umzusetzen. In einer für alle Mitarbeiter der Senatsverwaltung offenen Veranstaltung<br />
am 21. April <strong>2008</strong> äußerte sich Senator Zöllner zur neuen Struktur. Schließlich,<br />
am 2. Juli <strong>2008</strong>, nahm auch Herr Schlemm während einer Dienstbesprechung der Leiter<br />
der Schulpraktischen Seminare zu diesem Thema Stellung. Einen Bericht über diesen Teil<br />
der Dienstbesprechung finden Sie in dieser Broschüre (S. 22).<br />
1 Vereinfachend wird bei Personenangaben im Folgenden die männliche Form verwendet.<br />
Seite 3
Vorwort<br />
Über eine weitere „schwierige“ Geburt können wir vorläufig nur knapp informieren: Das<br />
Handbuch für die Ausbildung der Lehramtsanwärter in der Zweiten Phase wurde in seiner<br />
Entwurfsfassung fertig gestellt <strong>und</strong> den Leitern der Schulpraktischen Seminare während<br />
der Dienstbesprechung vom 2.7.<strong>2008</strong> ausgehändigt. Das Handbuch soll einen verbindlichen<br />
Handlungsrahmen für alle an der Ausbildung beteiligten Personen bieten. Eine Diskussion<br />
der Entwurfsfassung wird im <strong>September</strong> <strong>2008</strong> im Rahmen der nächsten Dienstbesprechung<br />
der Seminarleiter stattfinden. Das bedeutet, dass wir aller Voraussicht nach in<br />
<strong>Heft</strong> 4 das Thema „Handbuch“, das mit Sicherheit auch für <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Universität von Bedeutung<br />
sein wird, umfassend <strong>und</strong> voraussichtlich auch kontrovers besprechen werden.<br />
Trotz mancher Unwägbarkeiten in den vergangenen Wochen glauben wir, mit der vorliegenden<br />
Ausgabe eine gute Mischung aus den Teilbereichen Ausbildung, <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Universität<br />
geschaffen zu haben. Da die <strong>Lehrerausbildung</strong> in der Zweiten Phase noch nicht<br />
endgültig in einer neuen Ausbildungsordnung fixiert ist, könnten Gr<strong>und</strong>gedanken aus den<br />
Artikeln von Herrn Treptow, Frau Prof. Blömeke oder Frau Unruhe bei der Erarbeitung einer<br />
veränderten Ausbildungsordnung Gehör finden. Und auch die Arbeitsgruppe unter der<br />
Leitung des Leiters der Abteilung VII, die die Feinstrukturierung der schulpraktischen Ausbildung<br />
nach der Zuordnung der Schulpraktischen Seminare zu den Außenstellen erarbeiten<br />
soll, kann in dieser Broschüre viele Anregungen finden.<br />
Einige Themen <strong>und</strong> Überlegungen unserer Broschüre finden im heutigen <strong>Heft</strong> ihre Fortsetzung:<br />
Auf den „Weggang junger Lehrkräfte“ (<strong>Heft</strong> 1 <strong>und</strong> 2) erhielten wir folgerichtig einen<br />
„Dankesbrief aus Hamburg“, auf die Ausführungen zum „Kompetenzorientierten Unterrichten“<br />
(<strong>Heft</strong> 2) folgten kritische Einwände (siehe beiliegende Leserbriefe). Erfahrungen mit<br />
der Personalkostenbugetierung <strong>und</strong> ein Bericht über Aktivitäten mit ausländischen Partnern<br />
(Weimarer Dreieck) schließen sich ebenso an wie die Mitteilungen, die aktuelle Themen<br />
<strong>und</strong> Fortbildungsveranstaltungen in Berlin aufgreifen. Neu ist die Rubrik „Aktivitäten<br />
des BAK“. Unter anderem finden Sie dort die Ankündigung einer Veranstaltung für alle<br />
Kollegen, die sich für eine Tätigkeit eines Fachseminarleiters interessieren.<br />
<strong>Heft</strong> 3 liegt auch als pdf-Download vor: Wer Zugang zum Intranet lo-net2 hat, findet die<br />
Datei unter „Institutionen“ in der Dateiablage „SPS Berlin“. Allen anderen empfehlen wir<br />
http://www.bak-online.de/. Über diese überarbeitete Homepage des BAK werden alle Informationen<br />
der Berliner Landesgruppe zugänglich gemacht. Sollten alle Versuche scheitern,<br />
dann fordern Sie die Datei direkt bei uns an: BAKBerlin@t-online.de .<br />
Es war vielfach – ausgesprochen oder unausgesprochen – von der „schwierigen“ Geburt<br />
die Rede, daher schließen wir nun mit unserer Hoffnung auf eine „glückliche Entwicklung“.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre <strong>und</strong> freuen uns natürlich über Ihre kritischen<br />
Anmerkungen.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
Herbert Böpple<br />
Seite 4<br />
Berlin, Juli <strong>2008</strong>
Lehrerbildung im Wandel<br />
Lehrerbildung im Wandel – eine Fortsetzung<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
Versuch eines Entwurfs – nur eine Vision?<br />
Einmal gänzlich ohne alle Zwänge darüber nachzudenken, wie ich mir die ideale Leh-<br />
rerausbildung vorstelle: das war eine reizvolle Anfrage seitens des Redaktionsteams die-<br />
ser Zeitschrift, der ich gern nachgekommen bin. Ihre Bearbeitung hat sich allerdings als<br />
weit schwieriger herausgestellt, als ich mir dies bei meiner schnellen Zusage vorgestellt<br />
hatte. Ich hatte nicht bedacht, wie wenig man über <strong>Lehrerausbildung</strong> nachdenken kann,<br />
ohne gleichzeitig viele Detailprobleme klären <strong>und</strong> über <strong>Schule</strong>, Gesellschaft <strong>und</strong> Lehrerbe-<br />
ruf insgesamt nachdenken zu müssen – <strong>und</strong> wie sehr man an das Gewohnte <strong>und</strong> Über-<br />
kommene geb<strong>und</strong>en ist. Es fällt schwer, einen davon losgelösten Gesamtentwurf zu for-<br />
mulieren. Auch liegen nicht wirklich umfangreiche empirische Erkenntnisse vor, auf die<br />
man Überlegungen stützen kann. Mit Ausnahme von ersten Studien (z. B. MT21, siehe<br />
Blömeke, Kaiser & Lehmann, <strong>2008</strong>), deren Ergebnisse erst einmal repliziert werden müs-<br />
sen, bevor man weit reichende Schlussfolgerungen zieht, <strong>und</strong> mit Ausnahme von Blicken<br />
in erfolgreiche PIRLS-, PISA- <strong>und</strong> TIMSS-Länder fehlen Anregungen, die über Verände-<br />
rungen im Detail hinausgehen. Dennoch sei hier ein Versuch gemacht, die ideale Leh-<br />
rerausbildung zu entwerfen. Die Frage ist, ob der Entwurf wirklich nur eine Vision bleiben<br />
muss.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> sorgt für einen sicheren fachbezogenen <strong>und</strong> pädagogisch-<br />
psychologischen Wissensbestand der kommenden Lehrergenerationen. Die Umsetzung<br />
dieses Wissensbestandes in Handeln ermöglichen parallel zum universitären Studium ver-<br />
laufende betreute Praxisphasen.<br />
Der auf den Aufbau von Wissen ausgerichtete Teil der <strong>Lehrerausbildung</strong> stellt zum einen<br />
Angebote bereit, die auf den Erwerb systematischen, deklarativen Wissens zielen – ein-<br />
schließlich eines umfassenden Repertoires an viel zu häufig geschmähtem Faktenwissen<br />
(über die Entwicklung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, didaktische Modelle, typische Schü-<br />
lerfehler, fachliche Theorien etc.). Zum anderen werden Angebote bereitgestellt, die eine<br />
Prozeduralisierung des deklarativen Wissens durch flexible Anwendung auf viele ver-<br />
schiedene berufstypische Situationen ermöglichen. Die dabei entstehenden Aufgabenlö-<br />
sungen werden intensiv in Lehrveranstaltungen diskutiert <strong>und</strong> gestützt auf Forschungser-<br />
gebnisse auf ihre Chancen <strong>und</strong> Grenzen hin abgewogen. Einen großen Teil ihrer wöchent-<br />
lichen Arbeitszeit verwenden angehende Lehrkräfte auf die selbstständige Erarbeitung von<br />
Themen (allein <strong>und</strong> in Kleingruppen). Zu ihren Ausarbeitungen erhalten die Studierenden<br />
innerhalb weniger Tage detaillierte Rückmeldungen seitens ihrer Ausbilder.<br />
Seite 5
Lehrerbildung im Wandel<br />
Die parallel verlaufenden Praxisphasen sind anfangs kürzer <strong>und</strong> haben Erk<strong>und</strong>ungs- <strong>und</strong><br />
Erprobungscharakter. Im Laufe der Ausbildung nehmen sie an Länge zu <strong>und</strong> weisen im<br />
letzten Jahr den Charakter von Einzeltrainings auf. Während die handlungsbezogene<br />
Ausbildung im ersten Jahr nur zweimal vier Wochen dauert, wird das letzte Jahr komplett<br />
halbtags in der <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> halbtags an der Universität verbracht. Funktion der ersten Pra-<br />
xisphasen ist, den wissenschaftlichen Blick auf die schulische Praxis zu schärfen. Dies<br />
geschieht in kleinen, als Evaluationen angelegten Forschungsprojekten. <strong>Schule</strong>n benen-<br />
nen relevante Untersuchungsfragen, denen Studierende nachgehen, die darauf metho-<br />
disch in entsprechenden Lehrveranstaltungen vorbereitet wurden. Sie melden ihre Ergeb-<br />
nisse zurück an die <strong>Schule</strong>n, damit beide Seiten von dieser Erfahrung profitieren. In die-<br />
sen Praxisphasen erhalten die Auszubildenden auch Gelegenheit, in die Rolle von Lehr-<br />
personen zu schlüpfen. Sie beteiligen sich an der Vorbereitung von Unterricht <strong>und</strong> über-<br />
nehmen längere Sequenzen einzelner St<strong>und</strong>en, um sich in der ungewohnten Rolle als<br />
Lehrkraft zu erproben.<br />
In den folgenden Praxisphasen wird das praktische Handeln unter der Anleitung von Ex-<br />
pertenlehrern an ausgewählten Ausbildungsschulen erlernt <strong>und</strong> trainiert. Individuelle<br />
Handlungsänderungen sind nur durch individuell zugeschnittene Hinweise <strong>und</strong> deren wie-<br />
derholtes Einüben zu erreichen, sodass die Betreuung sehr spezifisch ausgerichtet ist.<br />
<strong>Schule</strong>n bewerben sich um diese Aufgabe <strong>und</strong> müssen kontinuierlich ein hohes Ausbil-<br />
dungsniveau nachweisen. Für ihre Bemühungen erhalten sie zusätzliches Personal <strong>und</strong><br />
Unterstützung in Form von Fortbildungen. Eltern sperren sich nicht gegen die Ausbil-<br />
dungsaufgaben, sondern geben dem Unterricht durch Auszubildende viel Raum. Sie se-<br />
hen dies als notwendige Investition in eine Zukunft an, von der die Gesellschaft langfristig<br />
profitiert.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> bildet für ein ideales Schulsystem aus. Dieses ist vollständig<br />
integriert <strong>und</strong> nach Altersstufen organisiert <strong>und</strong> nicht nach Schulformen. Immer drei Jahr-<br />
gänge bilden eine <strong>Schule</strong>. So können auch in kleinen Orten umfassende Bildungsangebo-<br />
te gemacht werden <strong>und</strong> in großen Orten bleibt die Zahl der Schüler übersichtlich. Keine<br />
gesellschaftliche Gruppe kann einer anderen ausweichen, jeder wird mit der sozialen Rea-<br />
lität unseres Landes groß. Priorität hat die größtmögliche Förderung eines jeden Einzelnen<br />
nach individuellem Potenzial. Für besondere Herausforderungen wie die Integration von<br />
behinderten Kindern oder das Unterrichten von Deutsch als Zweisprache gibt es an jeder<br />
<strong>Schule</strong> Spezialistinnen <strong>und</strong> Spezialisten.<br />
Die Schulbezirke dieses idealen Schulsystems sind so zugeschnitten, dass soziale <strong>und</strong><br />
ethnische Vielfalt gewährleistet ist. Ein Nebeneffekt hiervon ist, dass an allen <strong>Schule</strong>n<br />
größere Gruppen an bildungsorientierten Eltern zu finden sind, die sich im Interesse hoher<br />
Schul- <strong>und</strong> Unterrichtsqualität für ihre Kinder um ein hohes Anspruchsniveau für alle be-<br />
mühen. Alle <strong>Schule</strong>n sind staatlich, geben aber der Zusammenarbeit mit den im Bezirk<br />
vorhandenen Religionen großen Raum. Profilierungen in Richtung bilingualer Erziehung<br />
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Lehrerbildung im Wandel<br />
oder besonderer pädagogischer Ansätze sind ebenfalls gern gesehen, solange sie nicht<br />
den über allem stehenden Integrationsgedanken – alle sozialen Schichten, alle ethnischen<br />
Gruppen, alle Religionen lernen zusammen – behindern.<br />
Der integrative Charakter dieses idealen Schulsystems ist nicht gleichbedeutend mit ei-<br />
nem Verzicht auf Differenzierung. Basis- <strong>und</strong> Fortgeschrittenenkurse sind ebenso vorhan-<br />
den wie allgemein- <strong>und</strong> berufsbildende Angebote. Warum soll eine Schülerin neben einem<br />
Fortgeschrittenenkurs in Mathematik nicht einen Basiskurs in Geschichte <strong>und</strong> einen Kurs<br />
in Rechnungswesen oder Mechanik belegen können? Warum müssen Basis- <strong>und</strong> Fortge-<br />
schrittenenkurse, allgemein- <strong>und</strong> berufsbildende Angebote auf unterschiedliche <strong>Schule</strong>n<br />
aufgeteilt werden, was in der bisherigen Praxis mit viel zu seltenen Übergängen teuer be-<br />
zahlt wurde?<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> für dieses ideale Schulsystem kennt keine unterschiedliche<br />
Wertigkeit der verschiedenen Lehrämter. Unterrichten, Diagnostizieren, Erziehen <strong>und</strong> Be-<br />
raten sowie Mitwirken an der <strong>Schule</strong>ntwicklung sind auf allen Altersstufen komplexe Auf-<br />
gaben, die einen umfassenden Wissensbestand <strong>und</strong> differenzierte Handlungskompeten-<br />
zen benötigen. Lehrkräfte aller Altersstufen werden daher in allen B<strong>und</strong>esländern gleich<br />
lang ausgebildet – was nicht bedeutet, dass sie dasselbe Wissen erwerben. So wie die<br />
angehende Lehrkraft eines Leistungskurses in der Oberstufe hochspezialisiertes fachwis-<br />
senschaftliches Wissen benötigt, benötigen die angehende Lehrkräfte eines ersten Schul-<br />
jahres hochspezialisiertes Wissen über Anfangsunterricht, breites Wissen in den vielen<br />
von ihr als Klassenlehrerin zu unterrichtenden Fächern <strong>und</strong> ein enormes Maß an pädago-<br />
gisch-psychologischem Wissen über die Entwicklung <strong>und</strong> Förderung von Kindern unter-<br />
schiedlicher Leistungsfähigkeit.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> kennt daher zwei unterschiedliche Formen an Lehrämtern:<br />
Gr<strong>und</strong>schullehrkräfte <strong>und</strong> Fachlehrkräfte, die zu denselben Bedingungen in den Schul-<br />
dienst eingestellt werden. Die Gr<strong>und</strong>schullehrerausbildung bereitet b<strong>und</strong>esweit auf die ers-<br />
ten sechs Schuljahre mit einer Spezialisierung für die Klassen 1 bis 3 <strong>und</strong> einer Speziali-<br />
sierung für die Klassen 4 bis 6 vor. Ihr gemeinsamer Kern ist die Pädagogik, Psychologie<br />
<strong>und</strong> Soziologie der Kindheit. Die fachbezogene Ausbildung erfolgt in zwei Unterrichtsfä-<br />
chern, davon muss eines Mathematik, Deutsch oder Englisch sein. Das zweite Fach kann<br />
gewählt werden. Ausgangspunkt für die Entscheidung über die Inhalte der fachbezogenen<br />
Ausbildung sind die schulischen Lehrpläne. In der Ausbildung geht es schwerpunktmäßig<br />
darum, das für dessen Vermittlung relevante wissenschaftliche Hintergr<strong>und</strong>wissen zu ver-<br />
mitteln (im Sinne eines „Schulcurriculums vom höheren Standpunkt“ <strong>und</strong> einer intensiven<br />
fachdidaktischen Ausbildung). Da zukünftige Lehrpläne nie vollständig vorhergesehen<br />
werden kann, erwerben die angehenden Lehrkräfte darüber hinausgehendes Kernwissen<br />
<strong>und</strong> Kern(forschungs)fähigkeiten der jeweiligen akademischen Disziplinen.<br />
Die Ausbildung für die Fachlehrer bereitet b<strong>und</strong>esweit einheitlich auf die Klassen 7 bis 12<br />
vor, erneut mit Spezialisierungsmöglichkeiten für die Klassen 7 bis 9 bzw. 10 bis 12. Ihr<br />
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Lehrerbildung im Wandel<br />
gemeinsamer Kern ist die Pädagogik, Psychologie <strong>und</strong> Soziologie des Jugendalters. Diese<br />
Lehrkräfte werden nur in einem Unterrichtsfach ausgebildet, dessen fachwissenschaftliche<br />
<strong>und</strong> fachdidaktische Inhalte in einem ersten Schritt ebenfalls ausgehend von den schuli-<br />
schen Lehrplänen festgelegt werden. Auch für diese Ausbildung gilt, dass Kernbestände<br />
der akademischen Disziplinen einen bedeutsamen Anteil darstellen.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> entspricht in ihrer Länge der Länge anderer Studiengänge mit<br />
Praxisanteilen (wie zum Beispiel die Ingenieursausbildung). Nach fünf Jahren ist eine<br />
Qualifikation erreicht, die eine Einstellung in den Schuldienst erlaubt, wie es in anderen<br />
Berufen derzeit bereits die Regel ist. Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> setzt also auf die Bereit-<br />
schaft von <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> Eltern, Berufseinsteiger mit hoher Kompetenz, aber weniger<br />
Einsatzbreite als bisher zu akzeptieren.<br />
Fünf Jahre Erstausbildung verteilen sich vom Umfang her für alle Lehrämter auf ein Jahr<br />
Ausbildung in Pädagogik, Psychologie <strong>und</strong> Soziologie, ein weiteres Jahr Ausbildung in der<br />
Schulpraxis sowie drei Jahre Ausbildung in fachbezogenen Inhalten (zwei Unterrichtsfä-<br />
cher im Falle der Gr<strong>und</strong>schullehrkräfte, ein Unterrichtsfach im Falle der Fachlehrkräfte).<br />
Die Fokussierung auf schulbezogene Inhalte in den Unterrichtsfächern <strong>und</strong> die parallele<br />
Anordnung von wissenschaftlichen <strong>und</strong> praktischen Ausbildungsanteilen beinhalten, dass<br />
die Universitäten eigene Lehrveranstaltungen für angehende Lehrkräfte anbieten.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> endet nicht nach der Erstausbildung. Nach deren Abschluss<br />
bieten die Universitäten Module an, die vom Berufseinstieg bis zur Pensionierung für Un-<br />
terstützung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der Lehrkräfte sorgen <strong>und</strong> ein lebenslanges Lernen<br />
garantieren. Eine Teilnahme daran gehört zu den regelmäßig wahrzunehmen Aufgaben<br />
von Lehrkräften. Jede Gr<strong>und</strong>schullehrkraft ist verpflichtet, sich nach ca. zehn Jahren Be-<br />
rufserfahrung in zwei weiteren Unterrichtsfächern zu qualifizieren, für Fachlehrkräfte gilt<br />
dasselbe in Bezug auf ein Unterrichtsfach. Die Dauer dieser Weiterbildung beträgt zwei<br />
Jahre. Für die Zeit der Weiterbildung wird ein reduziertes Gehalt gezahlt, mit dem Erwerb<br />
der weiteren Unterrichtsberechtigungen geht ein beruflicher Aufstieg einher.<br />
Um welche Fächer es sich handelt, in denen die Weiterbildung erfolgt, legt die jeweilige<br />
Schulleitung unter Berücksichtigung der Bedarfe der <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> der individuellen Leis-<br />
tungsfähigkeit der Lehrkräfte fest. Regelmäßige Fortbildungen erfolgen auch in Pädagogik,<br />
Psychologie <strong>und</strong> Soziologie sowie in den studierten Unterrichtsfächern. Insofern bekom-<br />
men die <strong>Schule</strong>n zwar Lehrkräfte, die nach der Erstausbildung weniger breit einsetzbar<br />
sind, dafür befinden sie sich aber zeit ihres Berufslebens in mehreren Unterrichtsfächern<br />
auf dem aktuellen fachlichen <strong>und</strong> didaktischen Stand.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> kennt keine Aufteilung in institutionell voneinander abgeschot-<br />
tete Phasen mit unterschiedlichem Ausbildungsauftrag, unterschiedlichem Personal, un-<br />
terschiedlicher Philosophie <strong>und</strong> unterschiedlicher Regelungsdichte, da diese Trennung<br />
unnötige Friktionen hervorruft <strong>und</strong> konzeptionell wenig überzeugt. Stattdessen findet die<br />
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Lehrerbildung im Wandel<br />
<strong>Lehrerausbildung</strong> an einer Institution statt. Da diese die Gesamtverantwortung für die<br />
Ausbildung in ihrer Hand hat, kann <strong>und</strong> muss sie ein überzeugendes Konzept vorlegen.<br />
Dieses Konzept wird von Seiten des Staates als Auftraggeber verantwortungsvoll geprüft –<br />
<strong>und</strong> zwar vor allem unter Qualitätsgesichtspunkten, nicht unter dem Diktat der Finanzen.<br />
Die Realisierung des versprochenen Konzeptes wird regelmäßig vor Ort durch eine Exper-<br />
tenkommission überprüft, die sich gleichmäßig aus Vertretern der Wissenschaft, der Pra-<br />
xis <strong>und</strong> der Bildungspolitik zusammensetzt. Deren Einschätzung wird durch einen umfas-<br />
senden Datenbestand unterstützt, der den Werdegang aller Auszubildenden enthält (Ab-<br />
bruchquoten, Noten in den wissenschaftlichen <strong>und</strong> praktischen Prüfungen, Wartezeiten bis<br />
zur Einstellung in den Schuldienst, Benotungen der dortigen Leistungen etc.). Alle diese<br />
Daten sind zwar durch viele Faktoren beeinflusst <strong>und</strong> als Einzelkriterium unzureichend,<br />
anhand großer Gruppen gewonnen können sie einer Institution im Vergleich zu den Daten<br />
anderen Institutionen aber Hinweise auf mögliche Stärken <strong>und</strong> Schwächen ihrer Ausbil-<br />
dung geben.<br />
Eine weitere Quelle für solche Hinweise stellen standardisierte Leistungsvergleiche dar,<br />
die regelmäßig national <strong>und</strong> international für angehende Lehrkräfte stattfinden <strong>und</strong> an de-<br />
nen sich die Ausbildungsinstitutionen gern beteiligen, weil sie dadurch Feedback zu ihrer<br />
Ausbildungsqualität erhalten.<br />
Das Qualitätssicherungssystem wird schließlich durch ein teilzentrales Prüfungssystem<br />
<strong>und</strong> das Heranziehen externer Prüfer abger<strong>und</strong>et. Für jeden Ausbildungsbereich liegen<br />
Kernerwartungen vor, für die zentral Prüfungsaufgaben <strong>und</strong> Bewertungsraster entwickelt<br />
werden. Dies gilt sowohl für die Unterrichtsfächer als auch für die fächerübergreifende<br />
Ausbildung. Auf diese Weise werden Prüfer vor Ort entlastet <strong>und</strong> mehr Gerechtigkeit hält<br />
Einzug.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> findet an der idealen Universität statt. Sie hat dort einen fes-<br />
ten Platz, der auch institutionell erkennbar ist (z. B. in Form einer School of Education oder<br />
eines Instituts für <strong>Lehrerausbildung</strong>). Sie ist dort nicht die Cash-Kuh der beteiligten Fakul-<br />
täten, sondern erhält die ihr zustehende personelle <strong>und</strong> finanzielle Ausstattung, die in den<br />
forschungs- <strong>und</strong> praxisbezogenen Ausbildungsanteilen kleine Gruppen ermöglicht. Basis-<br />
wissen in allen Bereichen (Lineare Algebra wie Geschichte der Antike, Didaktische Model-<br />
le wie Entwicklungstheorien) können in Vorlesungen vermittelt werden. Diese werden aber<br />
durch Übungen <strong>und</strong> Seminare begleitet, in denen praxisbezogene Anwendungen stattfin-<br />
den. Die Ausbildungsinstitutionen werden für herausragende Leistungen belohnt <strong>und</strong> er-<br />
halten bei schwächeren Leistungen Unterstützung in ihren Bemühungen um Verbesse-<br />
rung. Für dauerhaft schlechte Leistungen können die Institutionen zur Verantwortung ge-<br />
zogen werden (z. B. durch Entzug des Ausbildungsauftrags).<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> stellt hohe Ansprüche an die Einsatzbereitschaft der Ausbil-<br />
der als auch der Auszubildenden. Es besteht ein durchdachtes Anreizsystem, das gute<br />
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Lehrerbildung im Wandel<br />
Leistungen belohnt, Unterstützung bei schwachen Leistungen gibt, das aber auch über<br />
Sanktionsmöglichkeiten bei dauerhaften Problemen verfügt.<br />
Die Ausbilder decken die vielen verschiedenen Expertisebereiche ab, die für eine Vorbe-<br />
reitung der kommenden Lehrergenerationen auf ihre komplexen Aufgaben erforderlich<br />
sind: Fachwissenschaft, Fachdidaktik <strong>und</strong> Erziehungswissenschaft jeweils mit einem Fo-<br />
kus auf Forschung <strong>und</strong> einem auf Schulpraxis. Kontinuierlich anhand eindeutiger Indikato-<br />
ren wie Drittmitteleinwerbungen <strong>und</strong> Publikationen in angesehenen Journalen kontrollierte<br />
Forschungskompetenz des wissenschaftlichen Personals sowie regelmäßige Überprüfun-<br />
gen der schulpraktischen Handlungskompetenz <strong>und</strong> Abordnungen in den Schuldienst für<br />
Lehrende mit praktischen Ausbildungsanteilen sind die Regel. Besondere Forschungs-<br />
<strong>und</strong> Lehrleistungen werden honoriert (das muss nicht unbedingt in Form höheren Ein-<br />
kommens sein, das kann auch eine bessere Sach- oder Personalmittelausstattung sein).<br />
Neben umfassenden Unterstützungsangeboten für Personen, die die Standards nicht er-<br />
füllen, bestehen Sanktionsmöglichkeiten gegenüber Personen, die sie dauerhaft nicht er-<br />
reichen.<br />
Die Auszubildenden zeigen ein starkes zeitliches <strong>und</strong> inhaltliches Engagement für ihre<br />
Ausbildung <strong>und</strong> absolvieren diese in Vollzeit. Parallele Erwerbstätigkeit ist nicht notwendig,<br />
da eine Gr<strong>und</strong>sicherung für Kinder aus Familien gezahlt wird, die ein Studium sonst nicht<br />
finanzieren können. Alle Studierenden zahlen Studiengebühren, die eine angemessene<br />
Ausstattung der Universitäten garantieren, die einen Ausgleich für das später relativ hohe<br />
Einkommen von Akademikern im Vergleich zu Nicht-Akademikern darstellen <strong>und</strong> die ein<br />
zügiges intensives Studieren unterstützen. Auch hier gilt, dass die Gebühren Kindern aus<br />
Familien, die sie nicht finanzieren können, erlassen werden. Im Falle der <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
besteht darüber hinaus ein großzügiges Stipendiensystem, das der Anwerbung von Grup-<br />
pen dient, die im Lehrerberuf stark unterrepräsentiert sind. Diese Stipendien können Stu-<br />
dierenden mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ebenso zugute kommen wie Interessenten an Man-<br />
gelfächern oder Männern für den Gr<strong>und</strong>schullehrerberuf.<br />
Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> nimmt nicht jede Bewerberin bzw. jeden Bewerber auf. Nicht<br />
jeder sollte Lehrer werden können. Es kann ja auch nicht jeder Jurist oder Arzt werden.<br />
Wir wollen die Besten. Das sind in einem ersten Auswahlschritt jene mit einer hohen kog-<br />
nitiven Gr<strong>und</strong>fähigkeit, da diese einen schnellen <strong>und</strong> komplexen Wissenserwerb sichert.<br />
Der beste Indikator hierfür ist das Abitur, ggf. kombiniert mit einem fachspezifischen Wis-<br />
senstest. Eine Zulassungssperre verhindert, dass sich schwache Lerner für den Lehrerbe-<br />
ruf entscheiden, weil diese den komplexen Anforderungen an das fachliche <strong>und</strong> pädago-<br />
gisch-psychologisch-soziologische Hintergr<strong>und</strong>wissen nicht gewachsen sind.<br />
Die kognitiv Besten müssen in einem zweiten Auswahlschritt umfassende Handlungskom-<br />
petenz nachweisen. Deren Testung vor dem Studium ist schwierig, <strong>und</strong> eine solche Tes-<br />
tung wäre auch unfair, da sie Gegenstand der folgenden Ausbildung ist. Pädagogisches<br />
<strong>und</strong> soziales Engagement in Form von Erfahrung in der Jugendarbeit, in der Schülernach-<br />
Seite 10
Lehrerbildung im Wandel<br />
hilfe oder als Übungsleiter im Sportverein, aber auch Mitarbeit in der Schülervertretung, in<br />
einer Theatergruppe oder als Pfadfinder stellen jedoch Indikatoren dar, die Hinweise auf<br />
ein Persönlichkeitsprofil zulassen, das der Anforderung, im Unterricht mit Gruppen an<br />
Schülern umzugehen, sowie dem breiten Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungsanspruch der <strong>Schule</strong><br />
gerecht wird. Klassenfahrten, Leitung der Schülerbücherei, Angebot einer Theatergruppe,<br />
Betreuung eines PC-Pools, Musik- <strong>und</strong> Sport-Arbeitsgemeinschaften sind zentrale außer-<br />
unterrichtliche Bestandteile des Schullebens, die entsprechendes Engagement von jeder<br />
Lehrkraft erfordern.<br />
Dennoch muss sichergestellt sein, dass die Auswahl in Bezug auf die unterrichtliche<br />
Handlungskompetenz nicht erst am Ende der Ausbildung geschieht. Das kann weder ge-<br />
genüber den Auszubildenden verantwortet werden noch ist es konzeptionell sinnvoll. Auch<br />
hier wollen wir die Besten. Die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> enthält daher Zwischenprüfungen<br />
in der schulischen Praxis mit dem Ziel, offensichtlich nicht geeignete Personen zu dia-<br />
gnostizieren <strong>und</strong> diese von der weiteren Ausbildung auszuschließen.<br />
Diese Idee einer scharfen Selektion nach Wissens- <strong>und</strong> Handlungskriterien zu frühen Zeit-<br />
punkten setzt voraus, dass hinreichend Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerber für den Lehrerberuf<br />
vorhanden sind. Es kann nicht Sinn der Sache sein, am Anfang stark auszuwählen <strong>und</strong><br />
dann schlecht ausgebildete Seiteneinsteiger einstellen zu müssen. Interesse am Lehrerbe-<br />
ruf kann nur durch ein hohes Ansehen des Berufs <strong>und</strong> gute Arbeitsbedingungen erreicht<br />
werden. Es muss als Ehre angesehen werden, in die <strong>Lehrerausbildung</strong> aufgenommen zu<br />
werden. Da bei einer scharfen Auswahl ein späterer Arbeitsplatz nahezu garantiert ist, ist<br />
hier ein erster Anreiz gesetzt. Die Bezahlung von Lehrpersonen in Deutschland ist traditio-<br />
nell ebenfalls recht gut – vor allem nachdem die durchschnittlichen Einkommen von Ärzten<br />
<strong>und</strong> Juristen im letzten Jahrzehnt auf ein realistisches Maß zurückgegangen sind.<br />
Als dritter Anreiz können Ideen zur Karriereentwicklung angesehen werden. Langfristige<br />
Aufstiegsmöglichkeiten stellen einen wichtigen Anreiz für die Ergreifung eines Berufes dar.<br />
Zukünftig werden Lehrkräfte mit Mitte 20 in den Schuldienst eintreten <strong>und</strong> bis etwa 68 Jah-<br />
re arbeiten. Dies sind mehr als 40 Berufsjahre. Zwei bis drei deutliche Karrieresprünge<br />
sind unter finanziellen Anreizgesichtspunkten ebenso notwendig wie unter inhaltlichen An-<br />
regungs- <strong>und</strong> Erholungs(!)gesichtspunkten, um Eintönigkeit <strong>und</strong> Erschöpfung vorzubeu-<br />
gen. Die Pflicht, sich in weiteren Unterrichtsfächern zu qualifizieren, die immerhin zwei<br />
Jahre in Anspruch nimmt, kann als erster Schritt angesehen werden. Nach rd. zehn Be-<br />
rufsjahren – also im Alter von etwa 35 Jahren – bietet diese Weiterbildung die Chance ei-<br />
ner ersten Auszeit. Mit neuem Schwung kommen Lehrkräfte anschließend in den Beruf<br />
zurück, in dem sie nun mehr Möglichkeiten des Einsatzes haben, wofür sie mit höherem<br />
Einkommen belohnt werden.<br />
Ein zweiter deutlicher Karrieresprung kann die Übernahme einer Schulleitung, einer De-<br />
zernententätigkeit, die Beteiligung an einer Schulinspektion oder eine Ausbilderaufgabe<br />
sein. Im Alter von Mitte 40 bis Mitte 50 verfügen Lehrkräfte über ein hohes Maß an Sach-<br />
Seite 11
Lehrerbildung im Wandel<br />
kenntnis <strong>und</strong> Erfahrung. Dieses Potential kann für Führungsaufgaben genutzt werden.<br />
Diese Tätigkeiten gehen auch mit ganz neuen Aufgaben einher. <strong>Schule</strong> von morgen be-<br />
steht aus einer Vielfalt an Aufgaben, für die neben Lehrkräften viele Personen benötigt<br />
werden. Der Lehrerberuf besteht insofern aus mehr als Unterrichten.<br />
Generell wäre auch ein leichteres Ausscheiden aus dem Schuldienst wünschenswert.<br />
Nicht jeder möchte Führungsaufgaben wahrnehmen <strong>und</strong> manche würden es vorziehen,<br />
nicht 40 Jahre im selben Beruf tätig sein zu müssen. Dieser Wunsch setzt allerdings einen<br />
generell flexibleren Arbeitsmarkt voraus, als wir ihn derzeit haben. Spätestens an dieser<br />
Stelle überschreitet die Vorstellung, wie die ideale <strong>Lehrerausbildung</strong> aussehen könnte, in<br />
Deutschland den Rahmen des Bildungssystems.<br />
Literatur<br />
� Blömeke, S., Kaiser, G. & Lehmann, R. (Hrsg.) (<strong>2008</strong>). Professionelle Kompetenz angehender<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer. Wissen, Überzeugungen <strong>und</strong> Lerngelegenheiten deutscher<br />
Mathematikstudierender <strong>und</strong> -referendare – Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit der<br />
<strong>Lehrerausbildung</strong>. Münster: Waxmann.<br />
Prof. Dr. Sigrid Blömeke<br />
Humboldt-Universität Berlin<br />
Seite 12<br />
Die Ausbildung von Lehramtsanwärtern an der Berliner <strong>Schule</strong><br />
In den 17 Jahren meiner Tätigkeit als Schulleiter durfte ich über 80 Lehramtswärter an der<br />
Rosa-Luxemburg-Oberschule (RLO) in der Ausbildung begleiten. Mit durchschnittlich mehr<br />
als neun Referendaren pro Schuljahr gehört die RLO zu den <strong>Schule</strong>n Berlins, die bei der<br />
Ausbildung von Lehramtsanwärtern (LAA) die umfangreichsten Erfahrungen haben. Zu<br />
Recht darf konstatiert werden: Die Berliner Ausbildung <strong>und</strong> die Qualität der Abschlüsse<br />
der Berliner Absolventen der zweiten Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong> genießt in allen deut-<br />
schen B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong> auch darüber hinaus eine hohe Anerkennung; sie wird vor al-<br />
lem außerhalb der Grenzen der B<strong>und</strong>eshauptstadt als exzellent eingeschätzt. Es ist aber<br />
auch kein Zufall, dass nur vier ehemalige Referendare der RLO direkt nach dem Ende der<br />
Ausbildungszeit den Weg in das Kollegium dieser <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> nur weitere r<strong>und</strong> 25 in ein<br />
anderes Berliner Kollegium gef<strong>und</strong>en haben, dagegen mehr als 35 nach dem Ende der<br />
Ausbildungszeit sofort eine Anstellung in einem anderen B<strong>und</strong>esland angenommen ha-<br />
ben. Ich wünsche deshalb sowohl den vorzüglich ausgebildeten jungen Lehrerinnen <strong>und</strong><br />
Lehrern als auch der Berliner <strong>Schule</strong>, dass in der Nutzung der Ressourcen der in Berlin<br />
ausgebildeten LAA möglichst unverzüglich ein gr<strong>und</strong>sätzlicher Wandel eintritt.<br />
Denn die Ausbildung von Lehramtswärtern ist nicht, wie oftmals angenommen, Kosten<br />
sparend für Berlin! Geht man von durchschnittlich 1900 LAA (in L- <strong>und</strong> S-Laufbahn zu-<br />
sammen) aus, so ergeben sich unter der Annahme einer Gleichverteilung von 950 LAA in
Lehrerbildung im Wandel<br />
der L-Laufbahn (mit einer derzeitigen Ausbildungszeit von einem Jahr <strong>und</strong> derzeit 7 An-<br />
rechnungsst<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> von 950 LAA in der S-Laufbahn (mit einer derzeitigen Ausbil-<br />
dungszeit von einem Jahr <strong>und</strong> derzeit 7 Anrechnungsst<strong>und</strong>en) insgesamt 19950 Anrech-<br />
nungsst<strong>und</strong>en, die von den LAA in der Berliner <strong>Schule</strong> geleistet werden. Diese entspre-<br />
chen z. B. r<strong>und</strong> 767 Vollzeitstellen am Gymnasium, die dadurch weniger mit „teureren“<br />
Studienräten/Lehrern besetzt werden müssen. Dennoch: Die durch LAA abgesicherten<br />
767 Vollzeitstellen sind insgesamt nicht billiger als deren Besetzung mit „fertigen“ Lehrern.<br />
Die Ausbildung der LAA erfordert zusätzlich in erheblichem Maße die Tätigkeit allein von<br />
über 40 Seminarleitern <strong>und</strong> zusätzlich „teure“ Anrechnungsst<strong>und</strong>en für die Fachseminarlei-<br />
ter; beide Gruppen sind nun wahrlich nicht Berufsanfänger <strong>und</strong> befinden sich daher schon<br />
in höheren Besoldungsstufen. In diesem Sinne ist also die oftmals formulierte politische<br />
<strong>und</strong> vor allem aus der <strong>Schule</strong> vernehmbare Forderung nach bedarfsgerechter Ausbildung<br />
in vollem Umfang gerechtfertigt <strong>und</strong> wird nicht mit dem ebenso seit Jahren zu vernehmen-<br />
den Hinweis auf einen zukünftigen Lehrermangel in Berlin obsolet. Wenn regelmäßig mehr<br />
als 80% der in Berlin ausgebildeten LAA sofort in den Berliner Schuldienst übernommen<br />
worden wären oder eine klare politische Vorgabe existieren würde, dieses zukünftig über<br />
den Zeitraum mindestens einer Legislatur zu tun, dann <strong>und</strong> nur dann würde die Ausbil-<br />
dung von LAA finanzpolitisch <strong>und</strong> unter dem Aspekt des Aufwandes für die Berliner <strong>Schule</strong><br />
nicht auf dem Prüfstand stehen.<br />
Nachfolgend möchte ich mich mit der Ausbildung ausschließlich von zukünftigen StR´n/<br />
StR beschäftigen <strong>und</strong> dabei insbesondere auf die Ausbildungsdauer in der zweiten Phase<br />
der <strong>Lehrerausbildung</strong> <strong>und</strong> die Gesamtdauer zwischen dem Universitätsabschluss <strong>und</strong> dem<br />
Beginn einer unbefristeten Beschäftigung im Berliner Schulwesen eingehen.<br />
Ich beschränke mich in der Beschreibung des Ist-Zustandes auf die Ausbildung der zu-<br />
künftigen Studienassessoren. Diese dauert derzeit 24 Monate in der Regelzeit <strong>und</strong> sie ist<br />
an vier Ausbildungsorte gekoppelt: Dem Allgemeinen Seminar (AS), zwei Fachseminaren<br />
(FS) <strong>und</strong> der Ausbildungsschule. Bestrebungen, dieses zu verändern <strong>und</strong> die Ausbildung<br />
zu „modularisieren“ sind zum Glück wieder vom Tisch: Die Erfahrung zeigt, dass die LAA<br />
in der hoch komplexen 2. Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong> die professionelle Unterstützung<br />
von nur wenigen Ausbildern (bei einer gleichzeitig möglichst konstanten Gruppenzusam-<br />
mensetzung der LAA im Allgemeinen Seminar <strong>und</strong> den Fachseminaren) benötigen. Das<br />
können nur die Leiter der vier Ausbildungsorte sein; eine Erhöhung der Anzahl der Ausbil-<br />
der oder ein Wegfall von konstanten Beziehungen zwischen den LAA schränkt die Qualität<br />
der Ausbildung ein. Dennoch: Es existieren seit langem Verbesserungsvorschläge für den<br />
Fall, dass die Ausbildung in dieser bewährten Form fortgeführt werden würde:<br />
1. Oftmals lange Zeiträume zwischen dem 1. Staatsexamen <strong>und</strong> der Einstellung in<br />
den Vorbereitungsdienst müssen verkürzt werden.<br />
2. Die Schulleiter der Berliner Gymnasien fordern einen einheitlichen Einstellungster-<br />
min, der ideal zwei Wochen vor Ende eines Schuljahres liegen sollte.<br />
Seite 13
Lehrerbildung im Wandel<br />
3. Ebenso ist die Forderung der Schulleiter verständlich, dass die LAA in den ersten<br />
Seite 14<br />
Monaten ihrer Ausbildung nicht den <strong>Schule</strong>n angerechnet werden sollten, da noch<br />
gar nicht klar sei, ob sie die Anforderungen, die mit der Erteilung von eigenständi-<br />
gem Unterricht im Umfang von derzeit 7 St<strong>und</strong>en à 45 Minuten stehen, erbringen<br />
können. Diese Problem ließe sich durch eine Veränderung der Ausbildungsordnung<br />
leicht beheben: Würden die Referendare in beiden Ausbildungsjahren mit maximal<br />
10 Unterrichtsst<strong>und</strong>en eingesetzt werden dürfen <strong>und</strong> im ersten Ausbildungsjahr nur<br />
mit 5 St<strong>und</strong>en der <strong>Schule</strong> angerechnet werden, dann könnte z. B. der Einsatz ohne<br />
eigenständigen Unterricht im 1. Halbjahr <strong>und</strong> mit 10 St<strong>und</strong>en im 2. Halbjahr erfolgen<br />
bzw. vor Ort über eine schrittweise Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung entschie-<br />
den werden. Die Anrechnung der Referendare müsste dann im 2. Ausbildungsjahr<br />
zur Wahrung der Kostenneutralität mit 9 St<strong>und</strong>en erfolgen.<br />
4. Ebenso sollte die Ausbildungsordnung derart verändert werden, dass eine Beschäf-<br />
tigung der Studienassessoren nach dem 2. Staatsexamen im Rahmen der Perso-<br />
nalkostenbudgetierung (PKB) mit jeder St<strong>und</strong>enzahl (bis zur Vollbeschäftigung), die<br />
vom Schulleiter als realistisch eingeschätzt wird, erfolgen kann.<br />
5. Nachzuvollziehen ist die Forderung von Schulleitern, dass deren Unterrichtsver-<br />
pflichtung bei der Tätigkeit von sehr vielen Referendaren an der jeweiligen <strong>Schule</strong><br />
gesenkt werden sollte. Geprüft werden könnte z. B., dass der Schulleiter einer<br />
<strong>Schule</strong>, an der mehr als 7 LAA ausgebildet werden, eine um zwei St<strong>und</strong>en geringe-<br />
re Unterrichtsverpflichtung erhält.<br />
<strong>und</strong> schließlich<br />
6. Es müssen Verfahren gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bedingungen geschaffen werden, die ermögli-<br />
chen, dass möglichst viele in Berlin Ausgebildete möglichst unmittelbar nach Ende<br />
der Ausbildung den Weg in die Berliner <strong>Schule</strong> finden.<br />
Diese Veränderungsvorschläge könnten jedoch bald überholt sein, denn trotz der derzeit<br />
als erfolgreich zu bezeichnenden Ausbildung der Studienassessoren in Berlin, die ich seit<br />
nunmehr 17 Jahre unterstütze, sind Veränderungszwänge nicht zu übersehen:<br />
� Im Zusammenhang mit der Umstellung der Studiengänge (Master) kann man derzeit<br />
vernehmen, dass das Ende der universitären Ausbildung im Zusammenhang mit ab-<br />
schließenden Praktika (geb<strong>und</strong>en an die Schuljahresregelung), Prüfungen <strong>und</strong> Über-<br />
gabe der Hochschulabschlusszeugnisse am Ende des <strong>September</strong>s liegen wird. Die<br />
Berliner <strong>Schule</strong> wird es sich nicht leisten können, dann fast ein Jahr bis zum Beginn<br />
der LAA-Ausbildung verstreichen zu lassen.<br />
� Die politische Forderung, die Ausbildungszeit aller LAA (gleich welcher Laufbahn) an-<br />
einander anzugleichen <strong>und</strong> damit die Ausbildungszeit der zukünftigen Studienassesso-<br />
ren zu verkürzen, ist unüberhörbar.<br />
Eine Ausbildungszeit von z. B. nur 18 Monaten für zukünftige Gymnasiallehrer wird dann<br />
Vorbehalte bei den Schulleitern der Gymnasien hervorrufen, wenn nicht die Vorteile klar
Lehrerbildung im Wandel<br />
auf der Hand liegen <strong>und</strong> ein Ablauf benannt ist, der sich sinnvoll in die Schuljahresgestal-<br />
tung einordnet. Ich möchte nachfolgend die Chancen aufzeigen, die mit einer einheitlichen<br />
Zeitdauer für beide Formen der Ausbildung der LAA verb<strong>und</strong>en sind. Dazu möchte ich ab-<br />
schließend ein Modell für eine solche Ausbildung entwickeln, <strong>und</strong> es dem Leser überlas-<br />
sen, dieses kritisch hinsichtlich einer Reform der <strong>Lehrerausbildung</strong> in Berlin zu werten:<br />
A) Merkmal: Kostenneutralität <strong>und</strong> Berücksichtigung von Verbesserungsvorschlag 3<br />
Eine Zuweisung der LAA an die Ausbildungsschulen sollte für die ersten sechs Mo-<br />
nate ohne Anrechnungsst<strong>und</strong>en, dann neun Monate lang mit 9 Anrechnungsstun-<br />
den <strong>und</strong> schließlich die letzten drei Monate mit 14 Anrechnungsst<strong>und</strong>en erfolgen.<br />
So ergäben sich unter der oben getroffenen Annahme von 1900 LAA in Berlin ins-<br />
gesamt 19475 Anrechnungsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit eine Kostenneutralität zum Status<br />
quo (1900x0.75x9+1900x0.25x14=19475).<br />
B) Merkmal: Einheitlicher zeitlicher Ablauf einer Ausbildung mit 18 Monaten<br />
� Bis Ende <strong>September</strong>: Übergabe der Abschlusszeugnisse an den Universitäten<br />
� Oktober bis Dezember: Bewerbungsphase für die Einstellung zum Vorbereitungs-<br />
dienst in Berlin<br />
� In Zeitraum Oktober bis Dezember stehen die Absolventen der Hochschulen, die<br />
nun Bewerber für eine Ausbildung als LAA in Berlin sind, dem Berliner „Einstel-<br />
lungsmarkt“ für die Personalkostenbudgetierung zur Verfügung. In diesem Zeitraum<br />
häufen sich erfahrungsgemäß z. B. Grippeerkrankungen <strong>und</strong> es werden befristete<br />
Einstellungen notwendig.<br />
� Entscheidung über die Einstellung als LAA in Berlin bis Weihnachten<br />
� Fester Beginn der Ausbildung in Berlin: 15. Januar eines Jahres, zweiwöchige<br />
Kompaktphase im Allgemeinen Seminar bis Ende Januar (z. B. Erste-Hilfe-Kurs,<br />
Kurs Suchtprophylaxe, erste einführende Seminare). Die gesamte Ausbildungslän-<br />
ge ist einheitlich festgesetzt <strong>und</strong> endet im Falle eines erfolgreichen Bestehens des<br />
2. Staatsexamens am 15. Juli des Folgejahres.<br />
� Ab 01. Februar: Tätigkeit an den Ausbildungsschulen ohne Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />
für die <strong>Schule</strong>n bis zum Ende des laufenden Schuljahres, individuelle Entscheidun-<br />
gen über den Umfang an Hospitationen, betreutem Unterricht <strong>und</strong> selbstständigem<br />
Unterricht für jeden Lehramtsanwärter;<br />
� Aufgabenstellung für die schriftlichen Arbeiten: Mitte April; Abgabe der Arbeit:<br />
31. August (Anmerkung: Die Themenstellungen sollten stärkeren Bezug zur Schul-<br />
entwicklung haben <strong>und</strong> nicht zwangsläufig an die Erteilung selbstständigen Unter-<br />
richts gekoppelt sein.)<br />
� Verbindliche Laufbahnberatung in den letzten 6 Wochen des laufenden Schuljah-<br />
res/Möglichkeit des Abbruchs der Ausbildung auch durch das Land Berlin.<br />
Seite 15
Lehrerbildung im Wandel<br />
� Mit Beginn des neuen Schuljahres werden die LAA den Ausbildungsschulen über<br />
Seite 16<br />
das gesamte Jahr mit 11 St<strong>und</strong>en à 45 Minuten angerechnet, wobei die Ausbil-<br />
dungsordnung zwei Unterrichtsperioden <strong>und</strong> die Prüfungsphase vorsieht.<br />
� Unterrichtsperiode I: Vom Beginn Schuljahres bis zum 31.03. erfolgt ein Unter-<br />
richtseinsatz im Umfang von maximal 7 Zeitst<strong>und</strong>en pro Woche (entspricht ca. 9<br />
St<strong>und</strong>en à 45 Minuten <strong>und</strong> berücksichtigt, dass sich an den Berliner <strong>Schule</strong>n immer<br />
mehr alternative Zeitmodelle zum 45-Minuten-Takt entwickeln.)<br />
� Prüfungsphase in den Monaten Januar bis März (Bis zum 31. März: Erhalt des vor-<br />
läufigen Zeugnisses)<br />
� Unterrichtsperiode II: Vom 01. April bis zum Schuljahresende dauert die Berufsein-<br />
gangsphase an. In ihr erfolgt ein Unterrichtseinsatz im Umfang von maximal 10,5<br />
Zeitst<strong>und</strong>en pro Woche (entspricht 14 St<strong>und</strong>en à 45 Minuten) im Rahmen des Ver-<br />
trags als LAA. Eine zusätzliche vertragliche Bindung im Rahmen der PKB wird<br />
durch die Ausbildungsordnung ermöglicht. Diese Phase des Schuljahres ist von er-<br />
heblichem Aufwand für das Abitur <strong>und</strong> den MSA für die Kollegien gekennzeichnet<br />
<strong>und</strong> eine Möglichkeit der Erhöhung der St<strong>und</strong>enzuweisung für die nun als Be-<br />
rufseinsteiger zu benennenden LAA wird sicherlich von den Schulleitern gerade der<br />
Gymnasien sehr geschätzt werden.<br />
� In der Berufseingangsphase erfolgt auch die Bewerbung für eine Einstellung im<br />
Land Berlin. Dabei werden Einstellungen für das darauf folgende Schuljahr bis zum<br />
31. Mai <strong>und</strong> zwar vor allem durch schulscharfe Ausschreibungen vollzogen. Auch<br />
dadurch wird die derzeit zu beobachtende Abwanderung in andere B<strong>und</strong>esländer<br />
wegen dort günstigerer Einstellungstermine gestoppt.<br />
� Die unbefristete Einstellung im Land Berlin erfolgt zum 16. Juli eines Jahres.<br />
C) Merkmal: Abschaffung der zwei Einstellungstermine/einheitlicher<br />
Verlauf der Ausbildung<br />
� Es gibt nur noch einen Einstellungstermin im Land Berlin. Die Hälfte der Schulprak-<br />
tischen Seminare nimmt in geraden Jahreszahlen <strong>und</strong> die andere Hälfte der Schul-<br />
praktischen Seminare in ungeraden Jahreszahlen die LAA auf.<br />
� Jedes Schulpraktische Seminar hat die gleiche Größe <strong>und</strong> es gibt einen einheitli-<br />
chen zeitlichen Ablauf für alle LAA eines Schulpraktischen Seminars.<br />
� In den Fachseminaren werden ein Semester lang die LAA, die sich im 1. Semester<br />
befinden, mit den Berufseinsteigern (LAA des 3. Semesters) gemeinsam betreut.<br />
Dabei sind Synergieeffekte zu erwarten. Im zweiten, dem Hauptsemester der Aus-<br />
bildung, können sich die Seminar- <strong>und</strong> Fachseminarleiter auf die Ausbil-<br />
dung/Betreuung der LAA konzentrieren, deren 2. Staatsexamensprüfung im Januar<br />
bis März ansteht.<br />
� In der Berufseingangsphase erfolgt weiterhin eine Betreuung durch die Seminar-<br />
<strong>und</strong> Fachseminarleiter, die sich nunmehr ausschließlich auf das Kerngeschäft der
Lehrerbildung im Wandel<br />
Berufseinsteiger konzentriert: Unterricht im Umfang von nunmehr mindestens einer<br />
halben Stelle.<br />
D) Merkmal: Verknüpfung der beiden Phasen der <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
� Die Seminarleiter, die am 15. Juli keine LAA zu betreuen haben, engagieren sich<br />
vom August bis Dezember in der Praktikantenbetreuung in Kooperation mit den<br />
Hochschulen. Dabei werden die Fachseminarleiter an deren Stammschulen einbe-<br />
zogen, die nunmehr freie Kapazitäten haben.<br />
� Es erfolgt so eine Verknüpfung zwischen erster <strong>und</strong> zweiter Phase der Lehreraus-<br />
bildung.<br />
� Eine Empfehlung der Seminarleiter zur Übernahme von Praktikanten in die LAA-<br />
Ausbildung des Landes Berlin ist bis Ende November an SenBWF möglich. Die Ge-<br />
fahr des Einstiegs eher ungeeigneter Bewerber in die LAA-Ausbildung des Landes<br />
Berlin kann dadurch deutlich verringert werden.<br />
� Die zukünftigen LAA des Landes Berlin arbeiten schon im letzten Herbstsemester<br />
ihrer Studienzeit mit Verantwortlichen der 2. Phase ihrer <strong>Lehrerausbildung</strong> zusam-<br />
men.<br />
� Die Betreuung der Praktikanten aus den Hochschulen an den <strong>Schule</strong>n der Stadt<br />
wird nicht mehr eine reine Angelegenheit der Einzelschule, die dafür weder über<br />
personelle noch über zeitliche Ressourcen verfügt.<br />
E) Merkmal: Verkürzung der Dauer zwischen Hochschulabgang <strong>und</strong> Berufseinstieg<br />
<strong>und</strong> weitere Vorteile<br />
� Der vorgeschlagene Ausbildungsweg ermöglicht, dass die Hochschulabsolventen in<br />
weniger als zwei Jahren nach Ende ihres Studiums in den Berliner Schuldienst ein-<br />
treten können.<br />
� Der vorgeschlagene Weg verknüpft beide Phasen der <strong>Lehrerausbildung</strong>.<br />
� Dem Land Berlin stehen auf der Gr<strong>und</strong>lage der angenommenen Zahlen jedes Jahr<br />
bis zu 950 Berufseinsteiger zur Verfügung.<br />
� Der „Markt“ für die Einstellung über PKB wird in zwei wichtigen Phasen des Schul-<br />
Ralf Treptow<br />
jahres gestärkt: Vom Oktober bis Dezember <strong>und</strong> ab dem Monat April<br />
Schulleiter des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Berlin-Pankow<br />
<strong>und</strong> Vorsitzender der Vereinigung der Oberstudiendirektoren Berlins<br />
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Lehrerbildung im Wandel<br />
Inhaltliches<br />
Seite 18<br />
Die Zweite Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
aus schulaufsichtlicher Sicht<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich begrüßen die <strong>Schule</strong>n die Möglichkeit, Lehramtsanwärter/innen (LAA) auf-<br />
zunehmen, <strong>und</strong> das nicht nur, weil fachliche Engpässe durch diese Menschen aufzufan-<br />
gen sind, sondern insbesondere deswegen, weil die durchweg hervorragend betreuten<br />
<strong>und</strong> ausgebildeten jungen Lehrkräfte Impulse in die Fachbereiche <strong>und</strong> darüber hinaus in<br />
die <strong>Schule</strong> bringen. Damit rede ich nicht der Funktionalisierung dieser Lehrkräfte das Wort,<br />
aber es liegt auf der Hand, dass der verhaltenen Einstellungspraxis des Landes geschul-<br />
det neue Ansätze im Wesentlichen durch die LAA in die <strong>Schule</strong> kommen können.<br />
Daraus folgt, dass die LAA nur so lange über die „Lückenbüßer-Funktion“ hinaus für Schu-<br />
len interessant sind, als sie kompetent außerhalb der <strong>Schule</strong>n ausgebildet werden. Damit<br />
meine ich nicht, dass wir keine kompetenten Lehrkräfte hätten, um diese Menschen anzu-<br />
leiten. Wenn allerdings, wie kürzlich angedacht, die <strong>Lehrerausbildung</strong> völlig in die <strong>Schule</strong><br />
verlegt würde, hätten wir ein sich selbst gebärendes System; <strong>und</strong> ein sich selbst gebären-<br />
des System hieße Inzest, hieße minimale Chance auf Entwicklung.<br />
Organisation<br />
Die Umstellung des Ausbildungsbeginns auf den Schuljahresbeginn stellt eine besondere<br />
Schwierigkeit dar. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass die <strong>Schule</strong>n bedarfsdeckend auszustatten<br />
sind (sakrosankte 100%), ist jede/r LAA mit sieben St<strong>und</strong>en anzurechnen, unabhängig<br />
davon, ob er/sie den Dienst überhaupt antritt oder nicht, <strong>und</strong> völlig ohne Kenntnis über die<br />
Eignung für den selbständigen Unterricht. In beiderlei Hinsicht war die frühere Einstel-<br />
lungspraxis hilfreich: Die Schulaufsicht <strong>und</strong> die <strong>Schule</strong>n konnten zuverlässiger planen, da<br />
die zweite Ausbildungsphase drei Monate vor Beginn des Schuljahres bzw. -halbjahres<br />
startete. Die heutigen Unwägbarkeiten halten <strong>Schule</strong>n durchaus davon ab, mehr als eine/n<br />
LAA aufzunehmen.<br />
Referendar/innen brauchen zu der durchweg hervorragenden Betreuung durch ihre Semi-<br />
nare der betreuenden Lehrkräfte in den <strong>Schule</strong>n. Dies bedeutet bei aller Aufgeschlossen-<br />
heit zusätzliche Arbeitszeit. Ich fände es nicht nur angemessen, sondern halte es auch im<br />
Sinne wegen des Gewinnes für die <strong>Schule</strong> für unabdingbar, dass die anleitenden Lehrkräf-<br />
te für ihre Tätigkeit entlastet werden. Und sei es nur symbolisch mit einer Entlastungs-<br />
st<strong>und</strong>e. Ich schlage vor, diese Entlastungsst<strong>und</strong>e nicht aus dem „Allgemeinen Entlas-<br />
tungsst<strong>und</strong>enkontingent“ zu generieren, denn dieses Kontingent steht für die „normalen“<br />
Belastungen in der <strong>Schule</strong> zur Verfügung!<br />
Fragen<br />
Welchen Sinn hat die Anbindung der Schulpraktischen Seminare an die Bezirke, wenn<br />
Fachseminare <strong>und</strong> Einsatzschulen oft <strong>und</strong> sinnvoller Weise überregional zugeordnet wer-
Lehrerbildung im Wandel<br />
den? Eine zentrale Steuerung ist in diesem überbezirklich definierten Bereich eigentlich<br />
folgerichtig.<br />
Warum können die Unterrichtsst<strong>und</strong>en der LAA nach ihrem Examen nicht in ihren oder in<br />
für sie gut erreichbaren <strong>Schule</strong>n über Budgetierungsverträge aufgestockt werden? Diese<br />
Lehrkräfte sind in der Regel hoch motiviert, kennen das System <strong>und</strong> wären vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> ideale Vertretungskräfte.<br />
Wünsche<br />
� Der Ausbildungsbeginn wird - wie früher - deutlich vor den Beginn des neuen<br />
Schul(halb)jahres gelegt.<br />
� Die außerschulische Ausbildung bleibt: Die LAA haben die Möglichkeit, schulunabhän-<br />
gige Kompetenzen zu erwerben <strong>und</strong> diese konstruktiv in ihre Ausbildungsschule einzu-<br />
bringen. Seminar- <strong>und</strong> Fachseminarleiter/innen behalten die Möglichkeit, überregionale<br />
Standards zu sichern.<br />
� Nach dem Zweiten Staatsexamen können die St<strong>und</strong>en der LAA nach ihren Wünschen<br />
<strong>und</strong> den Bedürfnissen der <strong>Schule</strong>n über die Personalkostenbudgetierung aufgestockt<br />
werden.<br />
Gisela Unruhe<br />
Schulrätin im Aufsichtsbereich Pankow,<br />
Gesamtschulen <strong>und</strong> Gymnasien<br />
Erste Ergebnisse, neue Fragen<br />
Experten diskutierten über die Reform der<br />
<strong>Lehrerausbildung</strong> an den Berliner Universitäten<br />
Die universitäre Lehrerbildung hat sich durch die flächendeckende Einführung gestufter<br />
Studienstrukturen (Bachelor/Master) gr<strong>und</strong>legend verändert. Daran knüpfte sich u. a. die<br />
Erwartung, dass die Studierenden effizienter <strong>und</strong> effektiver auf ihren späteren Beruf vorbe-<br />
reitet werden. Die Universitäten evaluieren die Reformen intern. Ziel ist es, empirisch gesi-<br />
chert herauszufinden, ob die hohen Erwartungen erfüllt werden <strong>und</strong> worin die Stärken <strong>und</strong><br />
Schwächen der aktuellen Studienangebote bestehen.<br />
Prof. Jürgen van Buer, Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission für Lehramtsstudien,<br />
lud am 14.2.<strong>2008</strong> zu einer ersten Expertendiskussion an die Humboldt-Universität (HU)<br />
ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung „Datengestützte Qualitätssicherung in der Lehrerbil-<br />
dung“ standen erste Evaluationsergebnisse zur neuen Lehrerbildung in der 1. Phase. Da<br />
neben den Berliner Universitäten, Vertreter/innen der <strong>Schule</strong>n, der Schulverwaltung, der<br />
Gewerkschaft auch Berufsverbände eingeladen wurden, war auch die Berliner Landes-<br />
Seite 19
Lehrerbildung im Wandel<br />
gruppe des BAK auf dieser Veranstaltung zur <strong>Lehrerausbildung</strong> vertreten. Moderiert wurde<br />
die Diskussion von Prof. em. Dr. Helmut Heid von der Universität Regensburg.<br />
Den Teilnehmern lagen von insgesamt drei Berliner Universitäten (Humbold-Universität,<br />
Technische Universität, Universität der Künste) Evaluationsberichte vor 2 . Ihre zentralen<br />
Aussagen wurden zu Beginn der Veranstaltung von den jeweiligen Vertretern der Universi-<br />
täten präsentiert. Im Folgenden werden wesentliche Inhalte der Veranstaltung <strong>und</strong> der an-<br />
schließenden Diskussion wiedergegeben:<br />
Verlängerte Studienzeiten<br />
Die Hoffnungen auf eine Verkürzung der Studienzeit erfüllten sich bislang nicht. An der<br />
Technischen Universität benötigen die Studierenden statt der angestrebten 6 Semester im<br />
Durchschnitt 4 Jahre bis zum Bachelor-Abschluss. Dass die Verlängerung der Studienzeit<br />
mit einer Erwerbstätigkeit der Studierenden zusammenhängt, ist nicht nachweisbar: Zwar<br />
gehen etwa 60% der Studenten auch während der Vorlesungszeit einer Erwerbstätigkeit<br />
nach, aber es sind nicht generell die erwerbstätigen Studenten, die die längeren Ausbil-<br />
dungszeiten aufweisen.<br />
Wirkliche <strong>und</strong> nachweisbare Probleme bereiten den Studenten dagegen zeitliche Über-<br />
schneidungen von relevanten Lehrveranstaltungen. Vertreter der Universität Potsdam reg-<br />
ten in der Diskussion an, die Abstimmung an <strong>und</strong> zwischen den Berliner Universitäten auf<br />
der Basis einer Dokumentenanalyse <strong>und</strong> durch die Einrichtung von Zeitfenstern zu<br />
verbessern.<br />
Zur Verlängerung der Studienzeit trägt auch die Orientierungslosigkeit der Studenten zu<br />
Studienbeginn bei, ergaben die Evaluationsstudien. Es blieb allerdings strittig, ob ein wei-<br />
terer Ausbau der Unterstützungssysteme hier wirklich Abhilfe schaffen könnte, da sich die<br />
Studenten bereits jetzt trotz verbesserter Serviceangebote schlecht informiert fühlten.<br />
Da andererseits die Abbruchquote signifikant geringer wurde, wollte niemand von einem<br />
Scheitern der Reform zum jetzigen Zeitpunkt sprechen. Dass später einmal darüber zu<br />
reden sein wird, sagte Dr. Bernd Sonnewald, Referatsleiter Lehrerbildung in der Senats-<br />
verwaltung für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung, mit dem Hinweis auf die vom Ge-<br />
setzgeber vorgesehene Erprobungsphase bis 2012.<br />
Studieninhalte<br />
Auf die Frage des Moderators nach der Qualität der Studieninhalte konnten sich die Ver-<br />
treter der Universität nicht auf ihre Evaluationen stützen, da die Befragungen diesen As-<br />
pekt kaum erfassten. Als Eindruck wiedergegeben wurde, dass die Dozenten überwiegend<br />
von einer inhaltlichen Verschlechterung sprächen, während gleichzeitig die Leistungen der<br />
Studenten nachweislich besser bewertet würden. Übereinstimmend wurde festgestellt,<br />
2 http://studium.hu-berlin.de/lust/lehrer/forum1 - Sollten die Berichte nicht mehr als Download zugänglich<br />
sein, sendet sie das Redaktionsteam auf Nachfrage gerne per Email zu.<br />
Seite 20
Lehrerbildung im Wandel<br />
dass die über Jahre vernachlässigte inhaltliche Diskussion nun tatsächlich an der Universi-<br />
tät <strong>und</strong> in den Fachbereichen angekommen sei. Prof. Jürgen van Buer (HU) forderte, dass<br />
sich die Universitäten über die Diskussion der Inhalte nun auch der Kompetenzorientie-<br />
rung zuwenden.<br />
Qualität der Fachdidaktik<br />
Den Zusammenhang von Theorie <strong>und</strong> Praxis im Blick hatte Wolfgang Harnischfeger, seit<br />
vielen Jahren Leiter des Beethoven-Gymnasiums <strong>und</strong> einst Leiter eines Schulpraktischen<br />
Seminars. Er saß als Vertreter der <strong>Schule</strong>n am „r<strong>und</strong>en Tisch“ <strong>und</strong> äußerte provozierend,<br />
dass die Studierenden im Referendariat keinen Praxisschock, sondern eher einen Theo-<br />
rieschock erleben würden. Den Universitäten riet er, vornehmlich für folgende Dinge zu<br />
sorgen: Eine hohe Fachkompetenz, eine f<strong>und</strong>ierte wissenschaftliche Theorie <strong>und</strong> eine ver-<br />
tiefte Selbstreflexion, zu der Fragen nach der eigenen Motivation <strong>und</strong> der „Lust auf Schü-<br />
ler“ zählen müssten.<br />
Harnischfeger hält die innovative Theorie für Studenten für unverzichtbar, da die prakti-<br />
sche Ausbildung der Lehrer in einem Dilemma stecke: Die Ausbildung zukünftiger Lehrer<br />
brauche die Praxis, die Praxis finde aber in der aktuellen <strong>Schule</strong> statt, die in Vielem selbst<br />
noch nicht zukunftsfähig sei.<br />
Prof. Held unterstützte Wolfgang Harnischfegers Forderung nach fachlicher Qualität. Er<br />
kündigte an, dass er empirische Ergebnisse veröffentlichen werde, die den Zusammen-<br />
hang zwischen hoher Fachkompetenz <strong>und</strong> erfolgreicher Unterrichtstätigkeiten belegen<br />
würden. In Reaktion auf Herrn Harnischfegers weitergehende Forderung, dass es den<br />
Fachdidaktikern gelingen müsste, das Arbeitsfeld <strong>Schule</strong> in den Blick der Studenten zu<br />
holen, wurde in der Diskussion von OStD Bernd Romann, Leiter des Oberstufenzentrums<br />
Banken <strong>und</strong> Versicherungen, angeregt, Universität <strong>und</strong> <strong>Schule</strong> personell stärker zu ver-<br />
zahnen. Die Fachdidaktiker forderten, dass mehr dafür getan werden müsste, die Fachdi-<br />
daktik zur Kerndisziplin der Universitäten zu machen. Im Bereich der Fachdidaktiken<br />
mangle es an Qualität <strong>und</strong> Kapazität.<br />
Auswahl geeigneter Lehramtsanwärter/innen<br />
In der Potsdamer Lehrerstudie kam Prof. Uwe Schaarschmidt zu dem Schluss, dass viele<br />
Lehramtskandidaten <strong>und</strong> Referendare Verhaltensmuster aufweisen, die sie für den Leh-<br />
rerberuf ungeeignet machen. Die Frage, wie ungeeignete Studenten von der Berufswahl<br />
„Lehrer“ abzuhalten sind, wurde in dieser Expertenr<strong>und</strong>e nicht beantwortet. Für ein Aus-<br />
wahlverfahren wollte kein Vertreter der Universitäten werben. Unbeantwortet blieb leider<br />
auch die Frage, wie man die geeigneten Studenten erreicht. Da die Bezahlung <strong>und</strong> die<br />
Arbeitsbedingungen sich stetig verschlechtern, verlieren gerade die besten Studenten das<br />
Interesse am Lehrerberuf. Das kritisierte auch Wolfgang Harnischfeger. Er wies darauf hin,<br />
dass das Berliner Einstiegsgehalt der Studienräte inzwischen kein Anreiz mehr sei.<br />
Seite 21
Lehrerbildung im Wandel<br />
Die Expertendiskussion wird als „Diskussionsforum Lehrerbildung“ an der Humboldt-<br />
Universität fortgesetzt werden. Allen an der <strong>Lehrerausbildung</strong> beteiligten Partnern soll da-<br />
durch die Gelegenheit gegeben werden, lehramtsrelevante Fragen <strong>und</strong> Probleme zu bera-<br />
ten <strong>und</strong> die Entwicklung der <strong>Lehrerausbildung</strong> in Berlin zu unterstützen. Die zweite Veran-<br />
staltung findet voraussichtlich im November <strong>2008</strong> zum Thema „Kooperation zwischen<br />
<strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Universität - Auf dem Weg zu einer Partnerschaft“ statt 3 .<br />
Herbert Böpple<br />
Stellvertretender Leiter des 2. Schulpraktischen Seminars Lichtenberg (S)<br />
Seite 22<br />
Umstrukturierung der Berliner Verwaltung mit besonderem Blick<br />
auf die Zweite Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
Im Januar <strong>2008</strong> wurden die Leiter der Schulpraktischen Seminare per E-Mail von Plänen<br />
über eine Umstrukturierung der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />
informiert. Das auch den Schulpraktischen Seminaren zugesandte Organigramm 4<br />
verdeutlichte geplante veränderte Zuständigkeiten der einzelnen Abteilungen. Daraus war<br />
ersichtlich, dass die <strong>Lehrerausbildung</strong> nun in zwei Abteilungen verankert werden sollte:<br />
zum einen in der Abteilung VI unter Leitung von Herrn Stryck, die für fachlich-<br />
inhaltliche Gr<strong>und</strong>satzfragen zuständig sein sollte, <strong>und</strong><br />
zum anderen in der Abteilung VII, die unter Leitung von Herrn Laube die operative<br />
Schulaufsicht wahrnehmen sollte.<br />
Mit Verw<strong>und</strong>erung <strong>und</strong> Bedauern entnahmen wir, die Leiter der Schulpraktischen Semina-<br />
re, dem Entwurf, dass also die Schulpraktischen Seminare künftig nicht mehr der Zentrale<br />
direkt zugeordnet werden sollten, sondern vielmehr je nach geografischer Lage einer der<br />
12 Außenstellen. Wir befürchteten, dass mit dem geplanten Vorhaben die Lehrerbildung in<br />
Berlin als eine gesamtstädtische inhaltliche <strong>und</strong> organisatorische Aufgabe wieder aufge-<br />
geben werde <strong>und</strong> es dadurch zu einem Qualitätsverlust kommen könne. (Siehe dazu im<br />
Folgenden auch den Brief des BAK Berlin <strong>und</strong> den Brief von Frau Sauerbaum-Thieme <strong>und</strong><br />
Herrn Stephan an Herrn Staatssekretär Schlemm, der von sämtlichen Seminarleitern un-<br />
terzeichnet worden ist). Die Autorin dieses Beitrags bat daher Herrn Schlemm Ende April –<br />
nachdem die Umsetzung der Umstrukturierung begonnen hatte – um eine Darstellung der<br />
Veränderungen für die Lehrerbildung für diese Broschüre, um dadurch die Gründe für <strong>und</strong><br />
die Ziele der Umstrukturierung einem größeren Kreis Interessierter <strong>und</strong> Betroffener darzu-<br />
legen <strong>und</strong> gleichzeitig die Fragen der Seminarleiter, die Herrn Schlemm vorgelegt worden<br />
sind, zu klären. Die anfangs gegebene Zusage wurde jedoch zurückgezogen, vielmehr<br />
wurden die Leiter der Schulpraktischen Seminare zu einer Dienstbesprechung am 2. Juli<br />
3 http://studium.hu-berlin.de/lust/lehrer/forum2<br />
4 http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bwf/wir_ueber_uns/organisationsstruktur/organigramm_senbwf.pdf
Lehrerbildung im Wandel<br />
<strong>2008</strong> eingeladen, auf der Herr Schlemm die Gründe <strong>und</strong> Ziele erläuterte. Mit seiner Zu-<br />
stimmung werden im Folgenden die Ausführungen zusammengefasst:<br />
Wesentliches Ziel des gewaltigen Vorhabens der Umstrukturierung ist eine Entzerrung des<br />
Verwaltungsbereiches; damit soll erreicht werden, dass die verantwortlichen Ansprech-<br />
partner zügiger zur Verfügung stehen <strong>und</strong> Entscheidungsfelder transparenter gestaltet<br />
werden. Ein hohes Ziel, das, wenn es erreicht wird, nur begrüßt werden kann.<br />
Die Eingliederung der Schulpraktischen Seminare in die jeweilige regionale Schulaufsicht<br />
soll es ermöglichen, die Schulpraktischen Seminare verstärkt in die Arbeit der <strong>Schule</strong>n in<br />
den Bezirken einzubinden. Sowohl die <strong>Schule</strong>n als auch die Schulaufsicht sollen von dem<br />
Zusammenwirken mit den Schulpraktischen Seminaren profitieren. Gleichermaßen soll<br />
damit sichergestellt werden, dass die Schulpraktischen Seminare von der <strong>Schule</strong>ntwick-<br />
lung im Bezirk nicht abgekoppelt werden. Erklärtes Ziel ist es dabei, eine effektive Zu-<br />
sammenarbeit zwischen der Schulaufsicht, der Schulleitung der jeweiligen <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong><br />
der Seminarleitung zu initiieren. Die Schulaufsicht übernimmt in diesem Rahmen die<br />
Dienstaufsicht auch über die Schulpraktischen Seminare <strong>und</strong> kann dadurch die <strong>Schule</strong>n<br />
zusätzlich bei der Personalentwicklung unterstützen.<br />
Die Leiter der Schulpraktischen Seminare sollen in den Bezirken zu Bildungsmanagern<br />
werden, die moderieren <strong>und</strong> vernetzen <strong>und</strong> in den <strong>Schule</strong>n durch die Lehramtsanwärter<br />
als „Ideengeber“ weiterhin die <strong>Schule</strong>n bei der Personalentwicklung unterstützen. Somit<br />
müssen sich die <strong>Schule</strong>n für die Personalentwicklung, also auch für die Ausbildung von<br />
Lehramtsanwärtern, weiter öffnen. Die Schulaufsicht ist gefordert, dieses Unterfangen zu<br />
unterstützen.<br />
Die Seminare selbst sollen in diesem Rahmen zu Kompetenzzentren für die Lehrer-<br />
ausbildung <strong>und</strong> für die Lehrerfort- <strong>und</strong> -weiterbildung ausgebaut werden. Herr Schlemm<br />
betonte, dass diese Entwicklung von allen Beteiligten eine Veränderung der bisherigen<br />
Sichtweisen erfordere <strong>und</strong> dass „wir erst am Anfang der Veränderungen stehen“. Eine Ar-<br />
beitsgruppe unter der Verantwortung des Leiters der Abteilung VII, Herrn Laube, befasst<br />
sich zurzeit mit der Koordinierung <strong>und</strong> Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen der<br />
jeweiligen Schulaufsicht in den Bezirken <strong>und</strong> den Schulpraktischen Seminaren im Bezirk.<br />
Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sind Vertreter der regionalen Aufsicht sowie der Abteilun-<br />
gen VI <strong>und</strong> VII.<br />
Den Ausführungen war leider zu entnehmen, dass kein Vertreter der Leiter der Schulprak-<br />
tischen Seminare in die Arbeitsgruppe berufen worden ist, was nach Auffassung der Auto-<br />
rin zwingend erforderlich ist, wenn die Seminare tatsächlich zu Kompetenzzentren in den<br />
Bezirken werden sollen.<br />
Viele Einzelfragen zur praktischen Umsetzung der Umstrukturierung werden in dieser Ar-<br />
beitsgruppe diskutiert, sind aber bisher noch nicht abschließend geklärt. So konnten viele<br />
der im Anschluss an das Referat gestellten Fragen dazu noch nicht beantwortet werden.<br />
Seite 23
Lehrerbildung im Wandel<br />
Damit der Vorbereitungsdienst auch weiterhin eine gesamtstädtische Aufgabe bleibt, sind<br />
die Vertreter der Abteilungen VII a <strong>und</strong> VII b direkte <strong>und</strong> operative Ansprechpartner. Bisher<br />
steht in den Gr<strong>und</strong>zügen fest, dass Herr Dannert stadtübergreifend die operative Aufsicht<br />
wahrnehmen wird, während für die inhaltlichen Aufgaben die Abteilung VI zuständig ist.<br />
Dienstbesprechungen für die Leiter der Schulpraktischen Seminare können von den Abtei-<br />
lungen VI <strong>und</strong> VII gemeinsam gestaltet werden.<br />
Nach Auffassung der Autorin müssen die folgenden Punkte unbedingt baldmöglichst ge-<br />
klärt werden:<br />
Inwiefern kann die notwendige zentral gesteuerte inhaltliche <strong>und</strong> operative Kooperation mit<br />
der 1. Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong> durch die Regionalisierung aufrechterhalten werden?<br />
� Inwiefern kann die konkrete Arbeit, insbesondere das bewährte organisatorische<br />
Seite 24<br />
Zusammenwirken der Schulpraktischen Seminare, gewährleistet werden? (Dienst-<br />
besprechungen allein reichen nicht aus.) Eine Struktur unter der zentralen Führung<br />
in der Senatsverwaltung gewährleistet z. B. eine enge inhaltliche <strong>und</strong> operative Zu-<br />
sammenarbeit der Leiter der Schulpraktischen Seminare untereinander sowie eine<br />
Bestenauswahl der Fachseminarleiter für alle Schulpraktischen Seminare aus den<br />
<strong>Schule</strong>n der Großstadt Berlin.<br />
� Stellt man die Schulpraktischen Seminare nur unter die Verantwortung der Dienst-<br />
stellenleiter der Außenstellen besteht die Gefahr der Zuweisung von Lehramtsan-<br />
wärter an die <strong>Schule</strong>n des Bezirks vorrangig nach Lehrerbedarfsgesichtspunkten<br />
<strong>und</strong> nicht mehr nach den Erfordernissen der Auszubildenden.<br />
� Derzeit ist es den Leitern der Schulpraktischen Seminare sehr wohl möglich – <strong>und</strong><br />
dieses wird häufig praktiziert – auch über Bezirksgrenzen hinweg Lehramtsanwärter<br />
<strong>Schule</strong>n zuzuordnen (das gilt insbesondere für nicht so häufig an den <strong>Schule</strong>n ver-<br />
tretene Fächer wie Italienisch, Informatik, katholische Religionslehre, Philosophie<br />
u. a.). Inwieweit kann dieses Verfahren aufrechterhalten werden?<br />
� Inwiefern ist die Ausstattung der Seminare zur Fortentwicklung zu Kompetenz-<br />
zentren mit zusätzlichen Aufgaben personell <strong>und</strong> sächlich für alle Bezirke gleicher-<br />
maßen abgesichert?<br />
� Wenn Großseminare gebildet werden können, wer ist dann im Rahmen der Zuord-<br />
nung zu den Bezirken bzw. Regionen verantwortlich für die Konzeption von Groß-<br />
seminaren bzw. zuständig für die Großseminare?<br />
� Über Dienst- <strong>und</strong> Weisungswege sollte alsbald Klarheit geschaffen werden.<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
Leiterin des 2. Schulpraktischen Seminars Neukölln (S)
Lehrerbildung im Wandel<br />
_______________________________________________________________________<br />
B<strong>und</strong>esarbeitskreis<br />
der Seminar- <strong>und</strong> Fachleiter/innen e.V.<br />
Landesgruppe Berlin<br />
BAK-Berlin Bernd Knittel Wilskistr. 9 14169 Berlin<br />
Senatsverwaltung für Bildung,<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />
Herrn STS Schlemm<br />
Beuthstr. 6 - 8<br />
D-10117 Berlin-Mitte<br />
vorab per Fax 90265016 / Frau Kröner<br />
Wilskistr.9<br />
D - 14169 Berlin<br />
FON (030) 8133409<br />
Neuordnung der Verwaltung insbesondere im Bereich Lehrerbildung<br />
Entwurfstand: 15.1.<strong>2008</strong><br />
MAIL: BAKBerlin@t-online.de<br />
Sehr geehrter Herr Staatssekretär Schlemm,<br />
der Vorstand der Berliner Landesgruppe des B<strong>und</strong>esarbeitskreises der Fach- <strong>und</strong> Seminarleiter<br />
hat die Auswirkungen der geplanten Neuordnung für die Lehrerbildung in Berlin<br />
analysiert. Mit Bedauern haben wir dem Entwurf entnehmen müssen, dass die Schulpraktischen<br />
Seminare künftig inhaltlich <strong>und</strong> organisatorisch nicht mehr der Senatsverwaltung<br />
für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung direkt zugeordnet werden sollen, sondern vielmehr<br />
je nach geografischer Lage einer der zwölf Außenstellen <strong>und</strong> vier Referaten (eine<br />
Zuständigkeit für die berufsbildenden <strong>Schule</strong>n sowie I E <strong>und</strong> III A <strong>und</strong> III D) in Ihrem Hause<br />
Damit wird Lehrerbildung als eine gesamtstädtische inhaltliche <strong>und</strong> organisatorische Aufgabe<br />
aufgegeben <strong>und</strong> es droht ein erheblicher Qualitätsverlust. Diese Organisation der<br />
Lehrerbildung wäre einzigartig in Deutschland.<br />
Unsere Analyse hat zu den folgenden Ergebnissen geführt:<br />
� Unabhängig von der Form <strong>und</strong> dem Zeitpunkt der Zuweisung der Lehramtsanwärter/innen<br />
wird deren Verfügbarkeit <strong>und</strong> damit eine 100%ige Bedarfsdeckung zum<br />
Schuljahrsbeginn bzw. zum Halbjahr auch in Zukunft erst nach dem Vereidigungstermin<br />
feststehen.<br />
� Die vorgesehene Neustrukturierung bedeutet für die Lehrerbildung eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Verschlechterung für die konkrete Arbeit, insbesondere für das bewährte organisatorische<br />
Zusammenwirken der Schulpraktischen Seminare. Nur die derzeitige Struktur unter<br />
der zentralen Führung in Ihrem Hause gewährleistet z. B. eine enge inhaltliche <strong>und</strong><br />
operative Zusammenarbeit der Leiter <strong>und</strong> Leiterinnen der Schulpraktischen Seminare<br />
sowie eine Bestenauswahl der Fachseminarleiter <strong>und</strong> Fachseminarleiterinnen für jedes<br />
Schulpraktische Seminar aus allen Berliner <strong>Schule</strong>n.<br />
� Die zentrale Steuerung der Zuweisung kann Ausbildungsgesichtspunkte nicht berücksichtigen,<br />
so dass zahlreiche Folgeprobleme für den Unterricht auftreten werden.<br />
� Die wichtige inhaltlich koordinierte Unterstützungsfunktion der Ausbildung für die Qualitätsentwicklung<br />
der Berliner <strong>Schule</strong> entfällt.<br />
Seite 25
Lehrerbildung im Wandel<br />
� Die geplante Neuordnung verhindert die notwendige zentral gesteuerte inhaltliche <strong>und</strong><br />
operative Kooperation mit der 1. Phase der <strong>Lehrerausbildung</strong>.<br />
Die Auflösung einer einheitlichen <strong>und</strong> effizienten Verwaltungsstruktur für die Schulpraktische<br />
Ausbildung wird das Wirken der Lehrerbildung also nicht optimieren. Die organisatorischen<br />
Rahmenbedingungen werden sich verschlechtern. Öffentliche Kritik fände ein weiteres<br />
Feld.<br />
Wir bitten Sie deshalb, für den Bereich Lehrerbildung in der 2. Phase den Gr<strong>und</strong>satz, dass<br />
die Einheitlichkeit der Aufgabe eine einheitliche Verwaltungsstruktur erfordert, auch künftig<br />
zu berücksichtigen <strong>und</strong> Ihren Entwurf entsprechend zu überdenken <strong>und</strong> zu ändern.<br />
Wir bitten Sie ferner um ein persönliches Gespräch, um die an dieser Stelle leider nur<br />
knapp skizzierten Probleme konkret zu erläutern <strong>und</strong> an zukunftsweisenden organisatorischen<br />
Veränderungen beratend mitzuwirken.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichem Gruß<br />
Bernd Knittel<br />
________________________________________________________________________<br />
Die unterzeichnenden Seminarleiterinnen <strong>und</strong><br />
Seminarleiter des Berliner Vorbereitungsdienstes Berlin, den 8.2.<strong>2008</strong><br />
(koordiniert im 2. SPS Mitte (S) <strong>und</strong> dem 2. SPS<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf (S))<br />
Herrn StS E. Schlemm<br />
über<br />
LSR<br />
I E<br />
I E 1<br />
Seite 26<br />
nachrichtlich an I D<br />
Sehr geehrter Herr Schlemm,<br />
aus der uns per Dateianhang übermittelten Neustrukturierung der Senatsverwaltung konnten wir<br />
entnehmen, dass vorgesehen ist, die Schulpraktischen Seminare zukünftig 12 Referaten der Abteilung<br />
III zuzuordnen <strong>und</strong> die Zuständigkeiten für ausbildungsrelevante Fragen insgesamt auf 15 Referate<br />
zu verteilen. Diese Zuordnung hätte zur Folge, dass die Angelegenheiten der Schulpraktischen<br />
Seminare nicht mehr gebündelt in einem Referat behandelt würden, sondern sowohl in den 12<br />
Referaten der Regionen sowie in den Abteilungen I E, III A <strong>und</strong> III D.<br />
Im Zuge des Bologna-Prozesses wird seit einigen Jahren die Lehrerbildung reformiert. Ein Ziel dieser<br />
Reform ist eine stärkere Verzahnung von erster <strong>und</strong> zweiter Phase. Nach weitgehendem Abschluss<br />
der Modularisierung des Lehrerstudiums ist nun der Zeitpunkt gekommen, die Vorarbeiten<br />
für eine Modularisierung der zweiten Phase zum Ende zu bringen <strong>und</strong> für alle Seminare umzusetzen.
Lehrerbildung im Wandel<br />
Nur eine enge Verzahnung von inhaltlichen Überlegungen <strong>und</strong> daraus erwachsenen personellen<br />
Entscheidungen im Hinblick auf den Einsatz der Ausbilderinnen <strong>und</strong> Ausbilder <strong>und</strong> die optimale<br />
Förderung der LAA in der Ausbildung in einer der Qualitätsentwicklung der Berliner <strong>Schule</strong> verpflichteten<br />
Abteilung wird den Erhalt <strong>und</strong> eine Optimierung der Qualität der Ausbildung sicherstellen.<br />
Dieser Weg würde auch die Möglichkeit eröffnen, ein Gesamtkonzept für die Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
zu entwickeln, eine Kooperation mit den Berliner Universitäten zu konkretisieren <strong>und</strong><br />
über die entstehenden Synergieeffekte einen optimalen Einsatz der Ressourcen sicherzustellen. Dazu<br />
ist Verantwortlichkeit in einer Hand notwendig.<br />
Die zweite Phase der Lehrerbildung ist eine Aufgabe von gesamtstädtischer Bedeutung, die nicht<br />
wie beispielsweise die <strong>Schule</strong>n ihre Profilbildung durch Bilingualität, Mathematikprofil, musische<br />
Ausrichtung, Eliteschulen des Sports betreiben kann, um eine Individualisierung der Bildungswege<br />
zu ermöglichen.<br />
Die Schulpraktischen Seminare müssen als höchsten Maßstab die Vergleichbarkeit der inhaltlichen,<br />
rechtlichen <strong>und</strong> organisatorischen Vorgaben erfüllen. Die Ausbildung in der zweiten Phase darf<br />
nicht durch die individuellen Vorstellungen von mehr als zwanzig Schulaufsichtsbeamten atomisiert<br />
werden. In keinem anderen B<strong>und</strong>esland gibt eine solche Verzettelung der Zuständigkeiten, wie Sie<br />
aus dem Organisationsentwurf hervorgeht.<br />
Darüber hinaus wäre das Referat I E (Lehrerbildung in der Abteilung I – Unterrichtsfächer, Qualitätssicherung),<br />
zu dem die Schulpraktischen Seminare aus unserer Sicht gehören müssen, in die<br />
fatale Situation versetzt, Entscheidungen <strong>und</strong> inhaltliche Fragen mit 12 Regionen <strong>und</strong> mit den für<br />
die zentral verwalteten <strong>Schule</strong>n Zuständigen erörtern zu müssen. Auf diese Weise ginge die bisher<br />
vorhandene Synergie verloren.<br />
Gerade auch im Hinblick auf Überlegungen, größere Ausbildungseinheiten (so genannte Großseminare)<br />
zu schaffen, wird deutlich, dass die Zuordnung zu den Referaten in den Außenstellen problematisch<br />
<strong>und</strong> nicht praktikabel ist. Schon heute gibt es Bezirke, in denen keine Schulpraktischen<br />
Seminare existieren. Auf der anderen Seite gibt es Schulpraktische Seminare (Sonderpädagogen,<br />
Berufsbildner), die nicht so einfach bestimmten Außenstellen zugeordnet werden können.<br />
Bleibt es das erklärte politische Ziel, eine Kooperation von erster <strong>und</strong> zweiter Phase <strong>und</strong> den Aufbau<br />
einer dritten Phase (Berufseingangsphase) anzustreben, so ist eine Konzentration der Kräfte in<br />
einem Referat (oder einem Landesinstitut) unter Einbeziehung der Weiterbildung <strong>und</strong> eine Verknüpfung<br />
mit der Lehrerfortbildung im Sinne eines abgestimmten Konzeptes das nach unserer Meinung<br />
anzustrebende Szenario.<br />
Die unterzeichnenden Seminarleiterinnen <strong>und</strong> Seminarleiter bitten Sie, unter Berücksichtigung der<br />
genannten Argumente den Organisationsreformvorschlag noch einmal zu überdenken <strong>und</strong> die<br />
Schulpraktischen Seminare im Referat I E anzusiedeln.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
________________________________________________________________________<br />
Seite 27
Leserbriefe<br />
Seite 28<br />
Leserbriefe<br />
Die folgenden drei Leserbriefe beziehen sich auf <strong>Heft</strong> 2 <strong>und</strong> seinen Themenschwerpunkt<br />
„Kompetenzorientiertes Unterrichten“.<br />
Lernzielorientierung <strong>und</strong> Kompetenzorientierung –<br />
Eine persönliche Stellungnahme zur aktuellen Diskussion<br />
„Wer nicht weiß, wohin er will, der braucht sich nicht zu w<strong>und</strong>ern, wenn er ganz woanders<br />
ankommt“ – dieser einfache Gedanke des amerikanischen Pädagogen R. Mager stand am<br />
Anfang der Diskussion über lernzielorientierten Unterricht in den sechziger Jahren, ist si-<br />
cher allen noch in Erinnerung, ist nach meiner Auffassung immer noch richtig <strong>und</strong> sollte<br />
deshalb auch in der aktuellen Diskussion im Zusammenhang mit der Kompetenzorientie-<br />
rung nicht vergessen werden. Ein Lehrer muss jederzeit eine genaue Aussage über die<br />
Ziele seines Unterrichts machen können, er muss sich selber Klarheit über die Ziele sei-<br />
nes Unterrichts verschaffen, um Planungsentscheidungen daraus ableiten zu können <strong>und</strong><br />
er muss für den Diskurs <strong>und</strong> eine Evaluation seiner Unterrichtsarbeit seine Ziele eindeutig,<br />
verständlich <strong>und</strong> widerspruchsfrei vermitteln. Das sind f<strong>und</strong>amentale berufsspezifische<br />
Kompetenzen. Sie gelten auch <strong>und</strong> besonders für Lehrer in der Ausbildung, weil nur da-<br />
durch eine sichere Gr<strong>und</strong>lage für eine ausbildungsrelevante Auseinandersetzung gegeben<br />
ist. Die Formulierung von Zielen des Unterrichts bietet darüber hinaus dem Lehrer die<br />
Möglichkeit, seine Arbeit über deren Ergebnisse kritisch zu reflektieren, die Eignung der<br />
getroffenen didaktisch-methodischen Entscheidungen zu überprüfen <strong>und</strong> Anknüpfungs-<br />
punkte für die Weiterarbeit zu finden. Im gleichen Maße kann es den Schülern ermöglicht<br />
werden, erreichte Lernergebnisse <strong>und</strong> Lernzuwachs zu erkennen, vorhandene Defizite<br />
eindeutig auszumachen, wenn ihnen die Ziele des Unterrichts transparent gemacht wer-<br />
den.<br />
Dafür ist die Formulierung von Lernzielen wesentliche Voraussetzung.<br />
Der durch die aktuelle Diskussion in den Vordergr<strong>und</strong> getretenen Forderung nach „output-<br />
Orientierung“ wird entsprochen. Lernziele beschreiben insofern den „output“, als sie ange-<br />
ben, was die Schüler nach dem Abschluss eines Lernprozesses, z. B. nach einer Unter-<br />
richtsst<strong>und</strong>e, wissen oder können sollen. Die vorhandenen Taxonomiemodelle bieten da-<br />
für eine sinnvolle <strong>und</strong> hilfreiche Unterstützung. Ob diese Angaben Operationalisierungen<br />
enthalten oder nicht, das ist dabei unwesentlich. Lernziele müssen auf jeden Fall etwas<br />
anderes sein als Angaben über Tätigkeiten der Schüler während des Lernprozesses oder<br />
eine Sammlung von Unterrichtsinhalten. Sie geben an, über welche Kompetenzen oder<br />
Standards die Schüler nach dem jeweiligen Lernprozess verfügen sollen, wobei selbstver-
Leserbriefe<br />
ständlich diese Konkretisierungen in Form von Lernzielen aus den curricularen Vorgaben<br />
abzuleiten sind <strong>und</strong> durch sie legitimiert werden. Insofern wird durch den umständlichen<br />
Begriff „Konkretisierung der Standards für die Unterrichtsst<strong>und</strong>e“ nichts anderes als nach<br />
der herkömmlichen Terminologie das „Lernziel der St<strong>und</strong>e“ formuliert. Diese inhaltliche<br />
Übereinstimmung wird auch von Hilbert Meyer in der neuesten Auflage seines „Leitfadens“<br />
zum Ausdruck gebracht (vgl. S. 170).<br />
Welche Gründe bleiben also für eine Abschaffung der Lernziele aus der schriftlichen Un-<br />
terrichtsplanung?<br />
Es ist notwendig <strong>und</strong> unerlässlich, dass im Zusammenhang mit der Planung von Unterricht<br />
aus den vorgegebenen Kompetenzen <strong>und</strong> den stufenspezifischen Standards begründet<br />
ausgewählt wird, dass Akzentuierungen begründet vorgenommen werden <strong>und</strong> entspre-<br />
chende Lernziele für den konkreten Lernprozess formuliert werden. Auf dieser Planungs-<br />
gr<strong>und</strong>lage werden didaktisch-methodische Entscheidungen über die Unterrichtsgestaltung<br />
getroffen, wobei evtl. Rückwirkungen auf die Festlegung <strong>und</strong> Formulierung der Lernziele<br />
zu bearbeiten sind. Das bedeutet für die schriftliche Unterrichtsplanung, dass in dem inten-<br />
tionalen Planungskomplex in der Regel die drei Planungselemente „Kompetenzen“, „Stan-<br />
dards“ <strong>und</strong> „Lernziele“ nebeneinander aufgeführt werden müssen. Sie sind insofern mit-<br />
einander verknüpft, als sie voneinander abgeleitet werden, jeweils aber andere Konkreti-<br />
sierungsstufen des intentionalen Planungsprozesses beschreiben. Im Übrigen wird in vie-<br />
len aktuellen Publikationen zu dieser Thematik versucht, wenn es um pragmatische Fra-<br />
gen der Unterrichtsplanung geht, Kompetenz- <strong>und</strong> Lernzielorientierung miteinander zu<br />
verknüpfen (vgl. z. B. Hey/Bonsen, Goworr, Poloczek). Auch in der KMK-Veröffentlichung<br />
zum Thema „Bildungsstandards“ ist im Absatz 13 der Hinweis auf die Ausarbeitung von<br />
Lernzielen („auf der Inputseite“) enthalten. Ähnliche Hinweise werden in den „Informatio-<br />
nen zu den KMK-Bildungsstandards“ vom LISUM Berlin-Brandenburg gegeben. Es geht<br />
also überhaupt nicht darum, die Bedeutung von Kompetenzen <strong>und</strong> Standards als Vorga-<br />
ben für Unterrichtsplanung in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Klare Aussagen auf dieser<br />
curricularen Ebene machen Unterricht transparenter, erleichtern inhaltliche <strong>und</strong> didaktisch-<br />
methodische Entscheidungen, steuern <strong>und</strong> beeinflussen das Lehrerhandeln <strong>und</strong> die Um-<br />
setzung eines neuen Lernbegriffs. Es darf allerdings auch nicht übersehen werden, dass<br />
noch viele Unklarheiten, Unsicherheiten <strong>und</strong> Missverständnisse im Umgang mit diesen<br />
Begriffen vorhanden sind, die einen weiterführenden Diskurs nötig machen. Es geht vor<br />
allem darum, eine nicht begründbare <strong>und</strong> nicht notwendige Streichung der wichtigen Aus-<br />
einandersetzung mit Lernzielen bei der Planung von Unterricht zu verhindern. Durch das<br />
Motto „Von der Lernzielorientierung zur Kompetenzorientierung“ deutet sich ein Irrweg an,<br />
der letztendlich der angestrebten Klarheit <strong>und</strong> Transparenz bei der Umsetzung von Kom-<br />
petenzvorgaben eher schadet.<br />
Seite 29
Leserbriefe<br />
Ich möchte als Ausbilder weiterhin in der Reflexion einer Unterrichtsst<strong>und</strong>e die Frage nach<br />
den Lernzielen stellen, ihre Vollständigkeit, fachliche Richtigkeit oder die Angemessenheit<br />
ihrer Abstufung oder ihrer Akzentuierung diskutieren, Abweichungen feststellen oder Neu-<br />
formulierungen erarbeiten. Dass dabei die Kompetenzen <strong>und</strong> Standards mit einbezogen<br />
werden, ist selbstverständlich.<br />
Insofern muss es also heißen: Unterricht muss gleichermaßen kompetenz- <strong>und</strong> lernzielori-<br />
entiert sein. Wenn das mit „Paradigmenwechsel“ gemeint ist, kann ich das unterstützen.<br />
Norbert Wimmer, Januar <strong>2008</strong><br />
Leiter des 1. Schulpraktischen Seminars Lichtenberg (L)<br />
Seite 30<br />
Planung hat ein Ziel<br />
Das Schulgesetz von Berlin, die Gr<strong>und</strong>schulverordnung, die SEK I-Verordnung, die Ver-<br />
ordnung über die gymnasiale Oberstufe <strong>und</strong> die Rahmenlehrpläne haben mit uns <strong>und</strong> für<br />
uns einen Perspektivwechsel vollzogen. Vom Lehren zum Lernen, vom Lehrenden zum<br />
Lernenden. Im Mittelpunkt von <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Unterricht, im Mittelpunkt aller einschlägigen<br />
Texte einschließlich der KMK-Bildungsstandards stehen also die Schüler.<br />
Demzufolge ist die originäre Aufgabe der Lehrerbildung, vornehmlich der schulpraktischen<br />
Ausbildung im Vorbereitungsdienst, Lehramtsanwärtern Wege zu eröffnen, wie sie wie-<br />
derum Schülern Wege eröffnen können.<br />
Im Berliner Vorbereitungsdienst besuchen Fachseminarleiter <strong>und</strong> Seminarleiter, anleitende<br />
Lehrer <strong>und</strong> Schulleiter allein oder gemeinsam Lehramtsanwärter im Unterricht <strong>und</strong> beraten<br />
mit ihnen, ob <strong>und</strong> wie sie den Schülern Lernwege ermöglichen, die sie über das Fördern<br />
<strong>und</strong> Erweitern von Kompetenzen hin zum Erwerb von Standards führen.<br />
Viele Wege führen zu Standards. Die Vielfalt der Unterrichtswege, die Vielfalt der Lernpro-<br />
zesse, die Vielfalt der Ausbildungskonzepte, die Vielfalt der Planungsgesichter <strong>und</strong> die<br />
Vielfalt der Beratungsschwerpunkte sind so groß wie die Vielfalt der beteiligten Menschen.<br />
Das ist so begrüßenswert wie logisch.<br />
Deshalb bedarf es auf dem täglich neu entstehenden Wegenetz von <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> Ausbil-<br />
dung der Wegemarkierungen, die von allen Beteiligten gesehen <strong>und</strong> verstanden werden.<br />
Die Wege der Ausbildung haben also die Wege der Schüler im Blick. Das heißt konkret:<br />
Lehramtsanwärter stellen sich auf die möglichen, gewollten, hürdevollen Lernwege der<br />
Schüler ein, antizipieren sie, finden sie gedanklich. Sie lernen dabei, sich im Wegenetz,
Leserbriefe<br />
das von Inhalten, Methoden, Unterrichtskonzepten <strong>und</strong> jeweils anderen Schülern markiert<br />
wird, zurechtzufinden, ihren eigenen Weg durch die Unterrichtsst<strong>und</strong>e zu planen.<br />
Jedes Planen – das weiß jeder, der sich im Kontext planbarer Prozesse bewegt – braucht<br />
Ziele. Leben Planen braucht Ziele, Unterricht Planen braucht Ziele. Zumal das Planen der<br />
kleinen Maßeinheit „Unterrichtsst<strong>und</strong>e“.<br />
Die Textsorte „Planung einer Unterrichtsst<strong>und</strong>e“, das hilfreiche wie mühsame schriftliche<br />
Gerüst für Lehramtsanwärter, muss also ein planbares Geschehen in Worte fassen. Das<br />
geschieht unabhängig von pädagogischen <strong>und</strong> didaktischen Konzepten oder Vorlieben. Es<br />
muss dabei zu Papier gebracht werden, dass <strong>und</strong> wie zwischen den Schülern <strong>und</strong> dem<br />
Inhalt <strong>und</strong> der Methode eine Verbindung hergestellt werden soll. An Standards orientiert,<br />
Kompetenzen fördernd, auf Ziele bezogen. Lehramtsanwärter müssen zudem lernen, wie<br />
sie Lernprozesse steuern, <strong>und</strong> sie müssen dabei wissen, wohin. Weil Steuerung ein Ziel<br />
hat, muss auch Planung ein Ziel haben. Um es schlicht zu sagen: Wo „Ziel“ drin ist, muss<br />
auch „Ziel“ drauf stehen.<br />
In der gegenwärtigen Diskussion entsteht zuweilen der Eindruck, dass die – der KMK sei<br />
Dank – verbindliche Orientierung an Standards <strong>und</strong> Kompetenzen es überflüssig macht,<br />
Unterrichtsziele zu setzen <strong>und</strong> zu formulieren. Sollte es so sein, wäre es ein Irrweg.<br />
Im Übrigen: Die so genannte „Berliner Didaktik“ ist ein offenes Planungssystem. Es ist in<br />
seinem Ansatz vergleichbar mit dem dynamischen Modell der TZI (Cohn, Themenzentrier-<br />
te Interaktion). Es stellt ideologiefrei die Balance zwischen den „Bedingungen“ des Unter-<br />
richts <strong>und</strong> den „Entscheidungen“ für den Unterricht her. Und zwar: standardorientiert, kom-<br />
petenzorientiert, zielorientiert.<br />
Ziele benennen mit Blick auf Standards, was Schüler am Ende des Unterrichtsweges an<br />
Kompetenzen wünschenswerterweise erreichen. Denn: Standards, Kompetenzen <strong>und</strong> Zie-<br />
le sind interdependent, leiten sich voneinander ab <strong>und</strong> beziehen sich aufeinander. Das<br />
Eine geht nicht ohne das Andere.<br />
Standards<br />
Kompetenzen Ziele<br />
Seite 31
Leserbriefe<br />
Das formulierte Ziel einer Unterrichtsst<strong>und</strong>e ist ein Hilfsmittel. Es hilft im Vorhinein zu be-<br />
nennen, wohin Schüler <strong>und</strong> Lehrer gehen. Es hilft im Nachhinein zu überprüfen, wie der<br />
Weg des Kompetenzerwerbs <strong>und</strong> sein Ziel zueinander passten.<br />
Marianne Schaff, Februar <strong>2008</strong><br />
Leiterin des 1. Schulpraktischen Seminars Tempelhof-Schöneberg (L)<br />
Seite 32<br />
Professionalität zeigen – Kooperation wagen!<br />
Vielen Dank für die aktuelle Ausgabe der BLUS. Ich finde, es ist interessant zu beobach-<br />
ten, wie der administrativ durchgesetzte Paradigmenwechsel in Richtung Kompetenzorien-<br />
tierung nun von Verstehensbemühungen aller Betroffenen begleitet wird, ohne dass die<br />
Initiatoren selbst in genügendem Maße ihrer eigentlichen Verpflichtung nachkämen diffe-<br />
renziert, praxisnah <strong>und</strong> breitenwirksam transparent zu machen, wie kompetenzorientierter<br />
Unterricht funktioniert <strong>und</strong> realisiert werden kann. Dabei gelangen die in der diffusen For-<br />
schungs- <strong>und</strong> Informationslage Befindlichen im Einzelnen bestimmt zu aufschlussreichen<br />
Ergebnissen, ohne aber, dass die administrativen Initiatoren nun darum bemüht wären,<br />
zumindest sich um hinreichende Möglichkeiten des Austauschs zwischen den verspreng-<br />
ten Gruppen Sinnsuchender zu kümmern.<br />
Die Zeitschrift BLUS trägt zum Glück dazu bei, diesen Informationsaustausch zu fördern.<br />
Bislang habe ich nur den Artikel von Herrn Kayser "Zum Umgang mit dem Kompetenzbe-<br />
griff" gelesen. Dass offenbar noch immer Notwendigkeit besteht, darauf hinzuweisen, dass<br />
es keine reine Kompetenzorientierung losgelöst von Kenntniserwerb gibt, zeigt, auf wel-<br />
chem Niveau sich die Diskussion noch immer zu bewegen scheint. Ich kann mir vorstellen,<br />
wie frustriert Herr Kayser sein dürfte, gr<strong>und</strong>legende Aussagen wie diese nun noch immer<br />
herausstreichen zu müssen. Allerdings finde ich die Lektüre seiner Ausführungen im We-<br />
sentlichen unerquicklich, weil er auf einer sehr allgemeinen Ebene Aussagen formuliert,<br />
die nach meinem Erleben seit mehreren Jahren schon gebetsmühlenartig wiederholt wer-<br />
den. Es ist an der Zeit, fächerbezogen konkret über das Verhältnis von prozeduralem <strong>und</strong><br />
deklarativem Wissen nachzudenken, aber in dieser Hinsicht leistet die Administration -<br />
zumindest im Hinblick auf das Fach Deutsch - nach meinem Wissen nur sehr wenig Ge-<br />
haltvolles.<br />
Wir haben in Berlin an den Hochschulen Wissenschaftler, die Bildungs- <strong>und</strong> Unterrichts-<br />
forschung betreiben, wir haben an den <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> in der <strong>Lehrerausbildung</strong> Praktiker, die<br />
sich mit den Fragen <strong>und</strong> Problemen kompetenzorientierten Unterrichts befassen, <strong>und</strong> wir<br />
haben eine bildungspolitische Administration, die es nicht für nötig hält, den Dialog zwi-<br />
schen Forschung <strong>und</strong> Lehre zu ermöglichen, einzurichten <strong>und</strong> zu fördern. Warum z. B. hat
Leserbriefe<br />
es bezogen auf das Fach Deutsch nach meinem Wissen noch nie ein Gespräch zwischen<br />
Fachbereichsleitern, Fachseminarleitern <strong>und</strong> Forschern der Hochschulen gegeben? Wa-<br />
rum werden Kollegen nicht vierteljährlich zu genau solchen Gesprächen ganztägig freige-<br />
stellt, um Schritt für Schritt an der Optimierung der bestehenden Konzepte zu arbeiten?<br />
Stattdessen bekennt Herr Kayser, die Rahmenlehrpläne des Landes Berlin seien in der<br />
Regel von einer Handvoll Autodidakten entworfen worden. Man muss sich bewusst ma-<br />
chen, dass hier nicht von der Arbeitsweise eines Taubenzüchtervereins in Wanne-Eickel<br />
berichtet wird, sondern von den Arbeitsstrukturen eines B<strong>und</strong>eslandes, das über enorme<br />
geistige Ressourcen verfügt. Mich macht traurig, wie unprofessionell diesbezüglich in Ber-<br />
lin gearbeitet wird.<br />
Thilo Kröning, Email vom 27. Januar <strong>2008</strong><br />
Fachseminarleiter Deutsch (S)<br />
Seite 33
Forum<br />
Seite 34<br />
Forum
Befristet eingestellt – Erfahrungen mit der<br />
„Personalkostenbudgetierung“<br />
Die Schwierigkeiten bei der Vertretung von Unterrichtsausfall an Berliner <strong>Schule</strong>n sind in<br />
Forum<br />
den vergangenen Jahren breit diskutiert worden. Die Personalsituation der <strong>Schule</strong>n ist ge-<br />
spannt. Neueinstellungen gibt es zu wenige <strong>und</strong> bei steigendem Altersschnitt der Lehrer-<br />
schaft werden die Krankheitszeiten auch nicht kürzer. Diese Themen waren in den letzten<br />
Jahren so präsent, dass sie auch einem schulfernen Gesellschaftswissenschaftler wie mir<br />
aufgefallen sind.<br />
Im letzten Jahr sollte dieses Problem amtlicherseits angegangen werden. Wie mir schien,<br />
natürlich ohne allzu große Kosten zu verursachen. Das Potenzial der arbeitslosen Akade-<br />
miker, der ausgestiegenen Lehrer, der teilbeschäftigten Projektarbeiter, der Freiberufler,<br />
kurz solcher wie ich, sollte die Not beheben. Eigentlich keine schlechte Idee. Ich habe zwi-<br />
schen meinen Projekten Zeit, kann als Freiberufler meine Zeit durchaus um ein paar feste<br />
St<strong>und</strong>en Unterricht gruppieren. Ich bin einigermaßen erfahren in der Bildungsarbeit <strong>und</strong><br />
glaube an den Nutzen von Einflüssen von außen sowohl für mich als auch für <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong><br />
Schüler.<br />
Auf der Liste<br />
Die Stellenausschreibung für „Befristete Einstellungen von Lehrkräften in den Berliner<br />
Schuldienst im Rahmen der Personalkostenbudgetierung“ war auf der Internetseite der<br />
Berliner Schulverwaltung schnell gef<strong>und</strong>en, die Voraussetzungen erfüllte ich, das Online-<br />
Bewerbungsverfahren war einfach. Etwas irritierend vielleicht, dass eigentlich nichts weiter<br />
notwendig war, als meine Selbsteinschätzung, doch dies würde sich sicher im konkreten<br />
Bewerbungsverfahren ändern.<br />
Da sich nach dem Einstellen meiner Bewerbung nichts weiter bewegte, geriet mir meine<br />
Präsenz auf der „Aushilfsliste“ doch etwas in Vergessenheit, schließlich hatte ich ja auch<br />
noch anderes zu tun. Dies änderte sich zum Winter 2007: Die für die Einstellungen zu-<br />
ständigen Vertreter der Schulleitungen waren inzwischen weitergebildet <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
werden im nasskalten November die Menschen einfach schneller mal krank. Entspre-<br />
chend bekam ich dringende Anfragen verschiedener <strong>Schule</strong>n - für meine Studienfächer,<br />
aber auch für den Fremdsprachenunterricht. Die Mitbewerber auf der Liste, die über ein<br />
Zweites Staatsexamen verfügten, waren anscheinend begehrt <strong>und</strong> schnell ausgelastet. In<br />
weniger beliebten Regionen der Stadt, also in Randlagen im Osten <strong>und</strong> in Gegenden<br />
schwieriger sozialer Verhältnisse, wollte sich wohl niemand so Recht finden lassen. Ich<br />
begann einige Haupt- <strong>und</strong> Gesamtschulen sowohl in der Innenstadt als auch in der Peri-<br />
pherie zu besuchen, um mich dort vorzustellen. Ab jetzt wurden mir die Schwierigkeiten<br />
des Modells klar:<br />
Seite 35
Forum<br />
Die Mitarbeiter der <strong>Schule</strong>n hatten nur sehr unklare Vorgaben, unter welchen Bedingun-<br />
gen Menschen eingestellt werden können, die nicht auf dem geraden Weg zum Schul-<br />
dienst gekommen waren. Das Ziel, krankheitsbedingten Unterrichtsausfall schnell ausglei-<br />
chen zu können, war unter den bestehenden Rahmenbedingungen eigentlich nicht zu er-<br />
reichen. Das Bewerbungsverfahren unterschied sich nicht von dem Einstellungsverfahren<br />
für hauptamtliche, unbefristet arbeitende Lehrer. Bis auf diesem Weg ein Arbeitsvertrag<br />
unterschrieben ist, ist die erkrankte Lehrerin bzw. der erkrankte Lehrer meistens wieder im<br />
Dienst.<br />
An der <strong>Schule</strong><br />
Trotz dieser bürokratischen Widrigkeiten fand sich eine Gesamtschule, die meine Mitarbeit<br />
in den Fächern Englisch <strong>und</strong> Geschichte wünschte. Die Einstellungsvoraussetzungen<br />
wurden im Vorfeld schriftlich geklärt. Terminschwierigkeiten machten leider ein persönli-<br />
ches Treffen erst am Morgen des Unterrichtsbeginns möglich: Kurzes Gespräch, Schlüs-<br />
sel- <strong>und</strong> St<strong>und</strong>enplanübergabe, Unterschrift unter den Arbeitsvertrag. Holla, <strong>und</strong> dann ab<br />
in die 7. Klasse. - Bei allem Selbstbewusstsein, das ging doch etwas schnell.<br />
Zwar wusste ich schon zwei Tage vorher, welche Klassenstufen ich zu unterrichten hatte,<br />
konnte also zumindest im Rahmenplan nachsehen, welche fachlichen Inhalte relevant wa-<br />
ren. Natürlich hatte die erkrankte Kollegin - sicher im Wissen um die Schwierigkeiten ihres<br />
Vertreters - extrem ordentlich vorbereitete Unterrichtsmaterialien für mich hinterlegt. Trotz-<br />
dem, ohne jede fachliche oder didaktische Vorbereitung <strong>und</strong> Erfahrung 20 Wochenstun-<br />
den im Hauptschulbereich zu unterrichten, ist an der Grenze des Möglichen. Und das si-<br />
cher für alle Beteiligten. In den zwei Wochen vor den Weihnachtsferien war auch wenig<br />
wirklich Spannendes möglich. An vier Tagen fünf verschiedenen Schulklassen jeweils eine<br />
Englischst<strong>und</strong>e zu erteilen, lässt dem Einsteiger keine Zeit für methodische Überlegungen.<br />
Ohne Routine <strong>und</strong> didaktisches Handwerkszeug gestaltet sich eine solche für die Quer-<br />
einsteiger ungewohnte Tätigkeit schwierig.<br />
An die Senatsverwaltung<br />
Es ist doch unverständlich, dass die Bildungsverwaltung, die, so dachte ich, an die Ausbil-<br />
dung von Lehrern hohe Qualitätsanforderungen stellt, bei der möglichst billigen Bereitstel-<br />
lung von Aushilfsst<strong>und</strong>en jeden Anspruch fahren lässt. Weder sind die Verantwortlichen in<br />
den <strong>Schule</strong>n hinreichend vorbereitet, mit welchen Gr<strong>und</strong>kenntnissen <strong>und</strong> welchen Lücken<br />
die Aushilfen in den <strong>Schule</strong>n ankommen, noch sind irgendwelche zeitlichen oder inhaltli-<br />
chen Puffer vorhanden, um zumindest minimale Einstiegshilfen zu geben. Klar, die Vertre-<br />
tungslehrer erscheinen ja auch genau an den <strong>Schule</strong>n, an denen der Druck durch knappe<br />
personelle Ausstattung <strong>und</strong> zusätzliche Krankheitsfälle am größten ist. Da ist natürlich kei-<br />
ne Zeit für unbedarfte Neulinge. Gerade in solchen Situationen würden routinierte Multita-<br />
lente benötigt, die in jeder Klassenstufe <strong>und</strong> in möglichst vielen Fächern einsetzbar sind.<br />
Seite 36
Forum<br />
Für den Vertretungslehrer sind die Rahmenbedingungen für eine solide Arbeit ebenso un-<br />
günstig. Eine volle Stelle zu vertreten, ist eigentliche eine zu große Belastung für einen<br />
Neueinsteiger. Da aber nur ein großes St<strong>und</strong>enkontingent die Vertretung wirtschaftlich<br />
sinnvoll macht, kann wohl kaum ein Vertretungslehrer mit einer Wochenarbeitszeit von 5-<br />
10 Unterrichtsst<strong>und</strong>en sein Auskommen sichern. Ein Honorarvertrag oder eine selbststän-<br />
dige Tätigkeit wären sicher eine Verbesserung, um wenigstens den bürokratischen Auf-<br />
wand zu begrenzen. Gr<strong>und</strong>sätzlich wäre aber ein etwas verantwortungsbewussteres Han-<br />
deln der Senatsverwaltung wünschenswert <strong>und</strong> notwendig, um diesen - im Kern sinnvollen<br />
- Lösungsansatz weiterzuentwickeln. Eine Einführung in die Rechte <strong>und</strong> Pflichten von Leh-<br />
rern <strong>und</strong> Schülern im Schulalltag sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein. Gr<strong>und</strong>wissen<br />
über den Umgang mit Schülern wäre sicher ebenfalls hilfreich. - In diesem Bereich sollte<br />
sich die Bildungsverwaltung angesprochen fühlen. Im Rahmen der Qualitätssicherung des<br />
Unterrichts <strong>und</strong> der hohen Anforderungen an die Arbeitsergebnisse der <strong>Schule</strong>n kann<br />
doch der gesamte Bereich der Unterrichtsvertretung nicht völlig ausgeklammert werden.<br />
Nach wie vor halte ich die Einbindung von Mitarbeitern aus verschiedenen außerschuli-<br />
schen Bereichen in den Schulalltag für eine Bereicherung. Aber allein mit dem Blick auf<br />
die geringsten Kosten <strong>und</strong> ohne jede methodische, didaktische <strong>und</strong> inhaltliche Begleitung<br />
wird ein solches Modell nicht zukunftsträchtig sein.<br />
Lutz Birkholz<br />
Formation des maîtres dans le triangle de Weimar:<br />
nouvelles perspectives pour l’Europe<br />
Lehrerbildung im Weimarer Dreieck: Neue Perspektiven für Europa<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> europäische Perspektiven einer Projektidee<br />
Seit zehn Jahren existiert zwischen der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong><br />
Forschung <strong>und</strong> französischen Institutionen der Lehrerbildung (IUFM) eine Zusammenar-<br />
beit im Rahmen der zweiten Phase der Lehrer(aus)bildung unter Einbeziehung des<br />
Deutsch-Französischen Jugendwerks. Sie beruht auf den Leitideen des Elysée-Vertrages<br />
von 1963 <strong>und</strong> den Beschlüssen der Deutsch-Französischen Gipfelgespräche in Weimar<br />
am 19. <strong>September</strong> 1997.<br />
Das Projekt zielt auf eine Zusammenarbeit zwischen Referendaren aus verschiedenen<br />
europäischen Ländern, um durch gemeinsame Erfahrungen bei der Planung <strong>und</strong> Durch-<br />
führung von Unterricht einen konstruktiven Beitrag zur Vergleichbarkeit der verschiedenen<br />
Formen <strong>und</strong> Inhalte der <strong>Lehrerausbildung</strong> innerhalb Europas zu leisten. Bereits jetzt liegen<br />
Seite 37
Forum<br />
Ergebnisse vor, die der Annäherung von Ausbildungsinhalten <strong>und</strong> der daraus resultieren-<br />
den administrativen, gegenseitigen Anerkennung dienen können. Aufgr<strong>und</strong> der bestehen-<br />
den Ausbildungsunterschiede in einer „zweiten Phase“ nach dem Studium mit einer zwei-<br />
jährigen Dauer in Berlin (Referendariat für S-Laufbahn), einer einjährigen Ausbildungs-<br />
phase in Frankreich <strong>und</strong> dem Nicht-Vorhandensein einer zweiten Ausbildungsphase in<br />
Polen <strong>und</strong> z. T. fehlender vergleichbarer Strukturen, ist es für Lehrer (außerhalb spezieller<br />
Austauschprogramme) nicht möglich, in verschiedenen europäischen Ländern in einem<br />
staatlich anerkannten Rahmen ihren Beruf auszuüben.<br />
Die bestehende Kooperation ist also ein erster Schritt, um langfristig eine Mobilität zwi-<br />
schen europäischen Lehrern zu ermöglichen. Dies entspricht der Bologna-Erklärung<br />
(1999), die die „Förderung der Mobilität durch Überwindung der Hindernisse, die der Frei-<br />
zügigkeit in der Praxis im Wege stehen, ...“ (S. 279) anmahnt.<br />
DAS PROJEKT IN DER PRAXIS<br />
Gemeinsames Lernen <strong>und</strong> Unterrichten<br />
Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts besteht darin, einen Teil der Ausbildung ge-<br />
meinsam mit den Partnern zu absolvieren. Die Referendare nehmen mit den Partnern an<br />
Ausbildungsveranstaltungen im Partnerland teil, planen <strong>und</strong> unterrichten gemeinsam in<br />
den Klassen der Gastgeber <strong>und</strong> werten anschließend in Zusammenarbeit mit den Semi-<br />
narleitern diese Erfahrungen aus.<br />
Dabei geht es um eine konzeptionelle Erweiterung des modernen Fremdsprachenunter-<br />
richts auch von Deutsch als Zweitsprache, die Entwicklung von Strategien im bilingualen<br />
Sachfachunterricht <strong>und</strong> Interkulturelles Lernen. Die Teilnehmer reflektieren die eigene<br />
Ausbildung durch deren Gegenüberstellung mit der Ausbildung im Gastland <strong>und</strong> erleben<br />
ein anderes Ausbildungs- <strong>und</strong> Schulsystem aus der Binnenperspektive.<br />
Vom Tandem zum Trio oder interkulturelles Teamteaching<br />
Die gemeinsame Arbeit erfolgt in festen Partnerschaften, die bereits vor Projektbeginn ge-<br />
bildet werden <strong>und</strong> durch E-Mail-Kontakte Informationen über die zu unterrichtenden Klas-<br />
sen austauschen, sich auf das Thema der gemeinsamen Unterrichtsreihe einigen <strong>und</strong> Un-<br />
terrichtsmaterial sammeln. Aus dem ursprünglichen Tandem (einem professeur stagiaire<br />
<strong>und</strong> einem Referendar) wird durch die Einbeziehung eines polnischen Junglehrers ein<br />
Trio. Für Schüler, die das trinationale Potenzial der Lehrergruppe nutzen, beziehen sich<br />
die interessanten Themen auf die gemeinsame Geschichte der drei Länder, auf Lebens-<br />
läufe von Personen, die multikulturell geprägt sind <strong>und</strong> auf Verflechtungen im modernen<br />
Europa. Der Teilnehmerkreis umfasst Fremdsprachenlehrer, Deutschlehrer <strong>und</strong> alle Fach-<br />
lehrer, deren Fächer in einem der drei Länder bilingual unterrichtet werden.<br />
Seite 38
Wie geht es weiter?<br />
Forum<br />
Bereits während eines zweiwöchigen Probelaufs des Projekts im Februar dieses Jahres in<br />
Berlin wurden für die zukünftige Organisation der Trios wichtige Erfahrungen gesammelt<br />
<strong>und</strong> Möglichkeiten zur Intensivierung der Zusammenarbeit entwickelt.<br />
Zur Organisationsstruktur: Ein dreitägiges Einführungsseminar wird die Gäste in das Berli-<br />
ner Schul- <strong>und</strong> Ausbildungssystem einführen <strong>und</strong> die gemeinsame Unterrichtsplanung un-<br />
ter Anleitung vorbereiten. Um die Berliner Teilnehmer an dem Projekt zu entlasten, sollen<br />
Gastfamilien für die Teilnehmer aus Polen <strong>und</strong> Frankreich gesucht werden.<br />
Dafür wird die Zusammenarbeit der Trios durch ein gemeinsames Portfolio gefördert, das<br />
die Teilnahme an den Ausbildungsveranstaltungen, die Planung, Durchführung <strong>und</strong> Refle-<br />
xion des Unterrichts <strong>und</strong> ausgewählte Aspekte interkulturellen Lernens dokumentieren<br />
soll.<br />
So dient das Projekt der Verbesserung der Unterrichtspraxis der zukünftigen Lehrer <strong>und</strong><br />
der Schaffung von Kontakten zur schulischen <strong>und</strong> ausbildungsbezogenen Zusammenar-<br />
beit im europäischen Rahmen.<br />
E. Jakwerth-Reyer<br />
Stellvertretende Leiterin des 2. Schulpraktischen Seminars Steglitz-Zehlendorf (S)<br />
Seite 39
Aufgeschnappt<br />
Seite 40<br />
Aufgeschnappt<br />
Aus „Süddeutsche Zeitung“ vom 26.6.<strong>2008</strong><br />
Mangel an Lehrkräften<br />
Lehrer verzweifelt gesucht<br />
Ingenieure für den Mathematikunterricht, Gr<strong>und</strong>schullehrer am Gymnasium <strong>und</strong><br />
Hilfe aus dem Ausland: Auf der Suche nach Lehrern wetteifern die B<strong>und</strong>esländer<br />
immer aggressiver um Pädagogen.<br />
Während der Sommerferien bereiten sich Rektoren <strong>und</strong> Behörden bereits auf das kom-<br />
mende Schuljahr vor. Eine Frage wird sie wieder besonders beschäftigen: Gibt es genü-<br />
gend Lehrer?<br />
Können Pensionäre ersetzt werden? In Fächern wie Latein <strong>und</strong> Physik gibt es seit langem<br />
zu wenig Bewerber, die Kultusminister buhlen deshalb immer aggressiver um pädagogi-<br />
schen Nachwuchs. "Zwischen den Ländern wird es einen ruinösen Wettbewerb geben",<br />
befürchtet Ludwig Eckinger, Chef des Verbands Bildung <strong>und</strong> Erziehung (VBE).<br />
Vorboten dieses Wettbewerbs sind derzeit in Mainz, Heidelberg <strong>und</strong> Köln zu beobachten.<br />
Dort wirbt das Land Hessen auf Großplakaten <strong>und</strong> an Bushaltestellen für den Lehrerberuf.<br />
"Hauptrollen in Hessen zu vergeben", lautet der Spruch, mit dem Kultusminister Jürgen<br />
Banzer (CDU) sein Fachkräfteproblem lösen will. Zu sehen sind freie Regiestühle, auf de-<br />
nen die Namen besonders gesuchter Lehrfächer stehen: Latein, Physik, Musik, Chemie.<br />
Auch Anzeigen in Zeitungen werden geschaltet, insgesamt kostet die Kampagne 240.000<br />
Euro.<br />
"Hauptrolle zu vergeben"<br />
Junge Lehrer, Quer- oder Wiedereinsteiger könnten dem Lockruf aus Hessen durchaus<br />
folgen. Der VBE spricht von Bedingungen, "von denen viele Lehrer in Rheinland-Pfalz bes-<br />
tenfalls träumen": Verbeamtung auch für Ältere bis zum 50. Lebensjahr; in anderen Län-<br />
dern liegt die Altersgrenze meist bei 35 oder 40. Dazu bessere Aufstiegschancen <strong>und</strong><br />
mehr Geld.<br />
So werden Hauptschullehrer in Hessen eine Besoldungsgruppe höher eingestuft als in<br />
Rheinland-Pfalz, sie können etwa 300 Euro mehr im Monat verdienen, wenn sie von Mainz<br />
nach Wiesbaden wechseln. Entsprechend kühl hat das rheinland-pfälzische Ministerium<br />
auf die Kampagne des Nachbarn reagiert. Hessen versuche doch nur, eigene bildungspo-<br />
litische Versäumnisse zu beheben, heißt es in Mainz. Eine massenhafte Abwanderung<br />
werde es aber bestimmt nicht geben.
Aufgeschnappt<br />
Seit der Föderalismusreform vor zwei Jahren hat jedes B<strong>und</strong>esland die volle Macht über<br />
die Bezahlung seiner Beamten. Kritiker befürchten, ärmere Länder könnten immer unat-<br />
traktiver werden. "Wir brauchen einen b<strong>und</strong>esweiten gemeinsamen Arbeitsmarkt", fordert<br />
VBE-Chef Eckinger. Er wirft den Kultusministern vor, unkoordiniert <strong>und</strong> rücksichtslos zu<br />
handeln: "Die Kleinstaaterei treibt neue Blüten."<br />
Der Mangel ist groß<br />
Viel Zeit für gemeinsame Pläne bleibt nicht, in den nächsten 15 Jahren wird etwa die Hälf-<br />
te aller Lehrer in den Ruhestand gehen. Obwohl es auch weiterhin arbeitslose Pädagogen<br />
gibt, vor allem solche mit weniger gefragten Fachkombinationen, ist der Mangel schon<br />
jetzt groß. Und in ihrer Not ist den Behörden fast jedes Mittel recht. Sie heuern Ingenieure<br />
<strong>und</strong> Übersetzer als Seiteneinsteiger an <strong>und</strong> lockern die Grenzen zwischen den Schulfor-<br />
men. In Bayern sollen Gr<strong>und</strong>schulpädagogen an Gymnasien aushelfen. In Bremerhaven<br />
suchte man sogar in der polnischen Partnerstadt nach geeigneten Kandidaten. Mit Erfolg:<br />
Vor kurzem trat eine junge Polin ihren Dienst als Chemielehrerin an.<br />
Auch in Hessen will das Ministerium prüfen, ob es im Ausland fündig werden kann. Viele<br />
Nachbarländer haben jedoch ähnliche Probleme wie Deutschland. In den Niederlanden<br />
jagen sich die <strong>Schule</strong>n die Lehrer gegenseitig ab; manche Vermittler locken die Pädago-<br />
gen dort sogar mit Autos <strong>und</strong> Geldgeschenken. Nachwuchssorgen plagen auch die<br />
Schweizer. Sie werden demnächst, da ist sich VBE-Chef Eckinger sicher, gezielt deutsche<br />
Lehrer umwerben.<br />
Aus „Berliner Zeitung“ vom 8. Juli <strong>2008</strong><br />
Senator nimmt Schulverwaltung auseinander<br />
Experten stellten Mängel fest<br />
TANJEV SCHULTZ<br />
Viele Lehrer <strong>und</strong> Eltern nehmen die Berliner Schulverwaltung seit Langem als eine Art<br />
Chaos-Behörde wahr. Dass in der Behörde vieles im Argen liegt, hat nun eine von Bil-<br />
dungssenator Jürgen Zöllner (SPD) eingesetzte Expertengruppe festgestellt: Es gebe<br />
"Aufgabenüberschneidungen in der Verwaltung, Abstimmungsprobleme zwischen Senats-<br />
verwaltung <strong>und</strong> regionaler Schulaufsicht, ineffiziente Sitzungen mit Schulleitern, mangel-<br />
hafte Vorbereitung von Reformvorhaben sowie überraschende Anfragen aus der Senats-<br />
verwaltung mit hohem bürokratischem Aufwand". So lautet das Urteil der Gruppe um den<br />
einstigen Bremer Staatsrat Rainer Köttgen, die ihren Bericht nach einjähriger Verzögerung<br />
vorlegte.<br />
Zöllner stimmte den Bef<strong>und</strong>en des Berichtes gestern ausdrücklich zu. Er kündigte an, die<br />
Schulverwaltung gr<strong>und</strong>legend umzustrukturieren. Zöllner hat bereits eine eigene Abteilung<br />
Seite 41
Aufgeschnappt<br />
eingerichtet, die für die Qualität des Unterrichts zuständig ist. Zudem soll es künftig auch<br />
eine regelmäßige Inspektion der Schulaufsicht geben. Er wolle eine "lernfähige Organisa-<br />
tion", so der Senator. Um Missstände schnell zu erkennen, wird in der Senatsverwaltung<br />
eine Beschwerdestelle eingerichtet. Vorschläge von Lehrern, Eltern <strong>und</strong> Schülern werden<br />
dort bearbeitet.<br />
Zöllner machte aber auch klar, dass für Probleme vor Ort zunächst einmal die Schulleiter<br />
zuständig sind - etwa wenn es um Unterrichtsfragen geht. "Wir wollen mehr Eigenständig-<br />
keit der <strong>Schule</strong>n", sagte er. Weil die zwölf Dienststellen der regionalen Schulaufsicht nun<br />
enger an die Schulverwaltung heranrücken, wird Zöllner eine ganze bürokratische Zwi-<br />
schenebene - das Sammelreferat für die regionale Schulaufsicht - auflösen.<br />
Die Expertengruppe regt zudem an, dass sich die Schulaufsicht um bestimmte Aufgaben<br />
nicht mehr zu kümmern hat: Die Fortbildung des Schulpsychologischen Dienstes soll fort-<br />
an genauso Sache der Schulleiter sein wie die Genehmigung, Lehrer in Teilzeit zu be-<br />
schäftigen. Auch Erziehungs- <strong>und</strong> Ordnungsmaßnahmen brauchen sich Schulleiter nicht<br />
mehr absegnen zu lassen.<br />
"Die Schulaufsicht muss sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren", sagte Köttgen <strong>und</strong><br />
nannte die laufende Pflege der Schuldaten sowie die Vermittlung bildungspolitischer Inhal-<br />
te. Den 1 200 Mitarbeitern der Verwaltung stehe ein "Mentalitätswechsel" bevor, so Kött-<br />
gen. "Weg von Anweisungen <strong>und</strong> Beaufsichtigung, hin zu Dienstleistung <strong>und</strong> Unterstüt-<br />
zung." (mak.)<br />
Aus „Die Zeit“ vom 3.7.<strong>2008</strong><br />
Der kleine Bildungsriese<br />
Seite 42<br />
MARTIN KLESMANN<br />
Deutschlands <strong>Schule</strong>n sollen besser werden. So lautet der Auftrag an ein Institut<br />
der Berliner Humboldt-Universität<br />
Neulich haben die Boulevardzeitungen das IQB entdeckt. Es war der Tag, an dem das<br />
Innenministerium den Einbürgerungstest vorstellte <strong>und</strong> nebenbei dessen Entwickler er-<br />
wähnte. Von da an stand das Telefon nicht mehr still; Olaf Köller saß grinsend an seinem<br />
Laptop, klickte sich durch Batterien von Meldungen <strong>und</strong> sagte nur noch: »Erstaunlich,<br />
wirklich erstaunlich.« Denn eigentlich macht das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bil-<br />
dungswesen, dessen Chef der Psychologieprofessor ist, etwas ganz anderes. Und eigent-<br />
lich, sagte Köllers Grinsen, wäre es schön gewesen, wenn das IQB dadurch bekannt ge-<br />
worden wäre.<br />
Das sind die mit den Bildungsstandards, wussten ein paar Bildungsexperten zu antworten,<br />
wenn man sie vor dem Einbürgerungstest auf das IQB ansprach. Das Problem ist, dass<br />
sich die Idee, die hinter Bildungsstandards steckt, Nichtexperten nicht so leicht erklären
Aufgeschnappt<br />
lässt wie der Einbürgerungstest. Dabei sind sie für den Zusammenhalt der Gesellschaft,<br />
für ihre Zukunft, womöglich sogar wichtiger als die Fragen für Bewerber um die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft. Genau aus diesem Gr<strong>und</strong> hat die Kultusministerkonferenz (KMK) Köl-<br />
lers IQB, bislang nur eine Art Pilotprojekt, jetzt zu einer Dauereinrichtung gemacht.<br />
Herr Köller, was sind Bildungsstandards? »Das ist doch ganz einfach«, sagt der Schulfor-<br />
scher mit den tiefblauen Augen <strong>und</strong> lehnt sich zurück. »Das sind Leistungsziele, die sich<br />
die <strong>Schule</strong> in den Kernfächern selbst setzt. Das IQB entwickelt dann geeignete Instrumen-<br />
te, um zu prüfen, ob auf Schülerseite diese Ziele erreicht wurden.« Dahergesagt in gut<br />
gelaunter Expertensprache, klingen solche Sätze kaum nach einer Sensation <strong>und</strong> ganz<br />
bestimmt nicht nach dem, was Bildungsstandards <strong>und</strong> ihre Kontrolle tatsächlich sind: zen-<br />
trale Momente einer der tief greifendsten Reformen, die das Bildungssystem seit Jahr-<br />
zehnten erlebt hat. So tief greifend, dass ihre Kritiker von »einem von oben verordneten<br />
Dirigismus wie zu besten Politbürozeiten« sprechen.<br />
Kritiker warnen vor einer »Totalgleichschaltung« der <strong>Schule</strong>n<br />
Kurz gesagt, geht es darum: Nach dem Pisa-Schock entschlossen sich die Kultusminister,<br />
für die Kernfächer einen Kompetenzkatalog einzuführen, der festlegt, was Schüler können<br />
sollen. Um diese arg theoretischen Standards unterrichtstauglich <strong>und</strong> auch messbar zu<br />
machen, brauchen die B<strong>und</strong>esländer Testaufgaben, die den vorhandenen Leistungsstand<br />
akkurat messen <strong>und</strong> die in Vergleichsarbeiten eingesetzt werden können. Diese Aufgaben<br />
sind es, die ein Bildungsforscher wie Köller als »Instrumente« bezeichnet. Sie zu entwi-<br />
ckeln ist die Aufgabe des IQB. Kritiker wie der Potsdamer Mathematikdidaktik-Professor<br />
Thomas Jahnke sagen, das Institut organisiere die Totalüberwachung <strong>und</strong> Totalgleich-<br />
schaltung des deutschen Schulwesens, künftig werde nur gelehrt, was vergleichsarbeits-<br />
tauglich sei.<br />
Zugegeben, angesichts des Politbürovergleichs ist es nicht ohne Ironie, dass Köllers Leute<br />
vor ein paar Tagen in ein Gebäude umgezogen sind, das früher verschiedene DDR-<br />
Behörden, zeitweise sogar das Außenministerium, beherbergte: die 1840 erbaute ehema-<br />
lige Tierarzneischule. An der Fassade werkeln noch die Handwerker, drinnen herrscht ein<br />
Durcheinander von Pappkartons, Lampen <strong>und</strong> Kabelgewirr. Es könnte kein besseres<br />
Symbol geben für den rasanten Aufstieg des IQB als diesen Umzug aus einem düsteren<br />
Nazibau in »eines unserer schönsten Gebäude«, wie Christoph Markschies, Präsident der<br />
Humboldt-Universität (HU), sagt. Das IQB, laut Deutschlands führendem Bildungsforscher<br />
Jürgen Baumert schon heute »das beste Testinstitut, das wir haben«, gehört offiziell zur<br />
HU <strong>und</strong> verschafft der Universität nicht nur zusätzliche Reputation, sondern auch einen<br />
beträchtlichen Anteil seiner Drittmittel. Die Ehre der vornehmen Adresse teilt sich das IQB<br />
nur mit zwei ähnlich exklusiven Graduiertenschulen.<br />
Seite 43
Aufgeschnappt<br />
Wer das Gebäude von außen sieht, kann die Vorurteile von der seelenlosen Monsterbe-<br />
hörde getrost weiterpflegen. Drinnen wird das schwieriger: Zwei Etagen gehören zum IQB,<br />
zwei Gänge mit Türen <strong>und</strong> Gummifußboden. 30 feste Mitarbeiter hat das Institut <strong>und</strong> bis-<br />
lang nur einen Professor: Olaf Köller. Der muss angesichts der Politbürovorwürfe nur grin-<br />
sen <strong>und</strong> um sich schauen. Das reicht. Wer also wissen will, wie Bildungsstandards <strong>und</strong><br />
IQB abseits von Forscherjargon <strong>und</strong> Überwachungsszenarien funktionieren, braucht ledig-<br />
lich ein paar Häuser weiterzugehen ins Büro von Daniela Neumann, das sie aus Platz-<br />
gründen in eine Neubauwohnung ausgelagert haben. Auf ihrem alten Türschild stand<br />
»Aufgabenentwicklung Englisch«. Das sei aber nicht mehr aktuell, sagt sie. »Englisch ha-<br />
ben wir erst mal hinter uns. Jetzt ist Deutsch dran.« Eigentlich ist Neumann Lehrerin in<br />
Fürth. Der Freistaat Bayern hat sie ans IQB abgeordnet. Dass eine bayerische Beamtin an<br />
einem Berliner Uni-Institut arbeitet, hat mit der Konstruktion des IQB zu tun: Es wird finan-<br />
ziert durch die B<strong>und</strong>esländer, da sie für die Bildungsstandards zuständig sind. Darum<br />
schicken sie ihre Leute nach Berlin, in genau festgelegten Turnussen <strong>und</strong> verteilt nach<br />
CDU- <strong>und</strong> SPD-regierten Ländern. Zurzeit arbeiten hier vier Lehrer aus verschiedenen<br />
Ländern, für jeden Fachbereich einer.<br />
Neumann ist Koordinatorin für Englisch <strong>und</strong> Deutsch. Sie steht in Kontakt mit den Dutzen-<br />
den Lehrern in ganz Deutschland, die sich Testaufgaben ausdenken, <strong>und</strong> mit den Wissen-<br />
schaftlern verschiedener Universitäten, die anschließend prüfen, ob sie wirklich die Fertig-<br />
keit messen, die sie messen sollen. Erst dann übernehmen die IQB-Wissenschaftler: Köl-<br />
lers Doktoranden <strong>und</strong> Postdocs machen die Aufgaben passend für den Computereinsatz<br />
<strong>und</strong> testen ihren Einsatz in einer kleinen Vor- <strong>und</strong> einer großen Hauptstudie mit Tausen-<br />
den von Schülern. Neumann begleitet den »Prozess der Aufgabenentwicklung«, wie er in<br />
gutem Amtsdeutsch heißt, von Anfang bis Ende, schreibt E-Mails, organisiert Treffen, ver-<br />
schickt Unterlagen. Eine trockene Angelegenheit. Und noch dazu eine, die nie zu Ende ist.<br />
»Wir müssen ständig Aufgaben nachproduzieren«, sagt Neumann, deren Blick zwischen<br />
Bildschirm <strong>und</strong> dem Papierstapel auf ihrem Tisch hin- <strong>und</strong> herwandert.<br />
Die wenig schillernde Produktion von Bildungsstandards <strong>und</strong> Testaufgaben ist es auch,<br />
die bei einigen Ministerialbeamten in den Ländern immer noch den Eindruck verursacht,<br />
beim IQB handele es sich um eine Art nachgeordneter Behörde. Ein Eindruck, dem Jürgen<br />
Baumert heftig widerspricht. Baumert ist Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsfor-<br />
schung <strong>und</strong> IQB-Vorstandsmitglied. Er sagt: »Es gibt absolut kein Durchgriffsrecht einzel-<br />
ner B<strong>und</strong>esländer auf die Arbeit des Instituts. Allein der IQB-Vorstand entscheidet über<br />
den Arbeitsplan, den Köller vorlegt.«<br />
Mit der wissenschaftlichen Unabhängigkeit steht <strong>und</strong> fällt der Ruf des Instituts, ohne sie<br />
wäre der Vorwurf vom Top-down-Dirigismus nämlich berechtigt. Hinter den Kulissen, so<br />
hört man, wurde in den vergangenen Monaten hart gerungen. Einige Kultusminister woll-<br />
ten das Institut an die kurze Leine nehmen. Die Wissenschaftler stellten sich quer. Auch<br />
Erich Thies (CDU), der Generalsekretär der KMK, soll sich massiv für die Unabhängigkeit<br />
Seite 44
Aufgeschnappt<br />
des IQB ins Zeug gelegt haben. Nun sind die Zuständigkeiten <strong>und</strong> Rechte auf Dauer klar<br />
geregelt: Im Vorstand sind Wissenschaftler <strong>und</strong> Politiker gleichberechtigt, das Institut muss<br />
zwar auf KMK-Beschluss Auftragsstudien ausführen, doch in der Ergebnisfindung ist es<br />
vollkommen frei.<br />
Zusätzlich sollen Köller <strong>und</strong> seine Leute Drittmittelprojekte an Land ziehen. Mittlerweile<br />
mischt das IQB unter anderem in einer Untersuchung zum Kompetenzerwerb unter Ju-<br />
gendlichen mit, betreibt Begleitforschung zur Implementation von Bildungsstandards, hat<br />
ein Datenzentrum für Bildungsstudien aufgebaut <strong>und</strong> nebenbei noch die nationalen Leis-<br />
tungsvergleichsstudien in Deutsch, Englisch, Französisch, Mathe <strong>und</strong> in den Naturwissen-<br />
schaften bis mindestens 2016 übertragen bekommen. Nicht zu vergessen die Aufgaben-<br />
entwicklung zum Einbürgerungstest. Ein ambitioniertes Arbeitspensum.<br />
Was Köller <strong>und</strong> Baumert als Ausdruck der wissenschaftlichen Stärke <strong>und</strong> Vielfalt des Insti-<br />
tuts preisen, ist für Thomas Jahnke denn auch purer Aktionismus im Auftrag des Staates,<br />
der so ein Deckmäntelchen über das komplette Versagen der Bildungspolitiker werfen wol-<br />
le. »Die Kultusminister sagen: Schaut her, Leute, Pisa, IQB, Iglu, wir tun was gegen den<br />
Bildungsnotstand«, sagt Jahnke. »Und in Wirklichkeit testen sie vor sich hin, ohne dass<br />
sich auch nur irgendetwas ändert.« Es müsse endlich mehr Geld in die Verbesserung der<br />
Unterrichtsqualität fließen. Zumindest an diesem Punkt gibt Olaf Köller seinem schärfsten<br />
Kritiker recht. »Vom Testen allein wird kein Schüler besser«, sagt er. »Das ist richtig. Doch<br />
nur durch die systematische Diagnose können wir Leistungsdefizite aufdecken <strong>und</strong> so<br />
durch pädagogische Maßnahmen beseitigen. Aber keine Frage, bei der Unterrichtsent-<br />
wicklung besteht ein enormer Nachholbedarf, auch finanzieller Art.«<br />
»Wir sind erst am Anfang, <strong>und</strong> wir wachsen ordentlich«<br />
Es scheint, als gäbe es mehrere IQBs: das kleine, unabhängige Forschungsinstitut von<br />
Köller <strong>und</strong> Baumert. Jahnkes Monster-IQB. Das Behörden-IQB der Ministerialbeamten.<br />
Und dann ist da noch das kleine, aber viel zu kleine IQB, wie Wilfried Bos es sieht, der<br />
deutsche Leiter der internationalen Gr<strong>und</strong>schulstudie Iglu: »Anstatt eine Einrichtung zur<br />
Qualitätssicherung mit einer kritischen Größe von ein paar H<strong>und</strong>ert Mitarbeitern zu schaf-<br />
fen, die auch im internationalen Vergleich mithalten kann, haben sich die Länder auf eine<br />
Minimalvariante geeinigt, die zwar hervorragende Arbeit leistet, aber mit den beschränkten<br />
Möglichkeiten, die ihr gegeben worden sind.« Schuld sei der Irrglaube der Länder, um der<br />
Eigenständigkeit willen jeweils noch eigene Qualitätsinstitute unterhalten zu müssen, an-<br />
statt die Kräfte zu bündeln. Dass das IQB den Einbürgerungstest übernommen hat, findet<br />
Bos merkwürdig. »Dieser Test passt inhaltlich überhaupt nicht zu den IQB-Kernaufgaben.«<br />
Das Problem an Bos Kritik ist: Sie stammt von einem Verfechter der empirischen Bildungs-<br />
forschung <strong>und</strong> nicht von einem Pisa-Kritiker wie Jahnke, der Vergleichstests als »teure<br />
<strong>und</strong> überflüssige Testeritis« gr<strong>und</strong>sätzlich ablehnt. Darum wird KMK-Generalsekretär<br />
Seite 45
Mitteilungen<br />
Thies umso ungehaltener, wenn er sie hört, <strong>und</strong> Olaf Köller, bei aller Diplomatie gegen-<br />
über seinen staatlichen Geldgebern, bestätigt: »Natürlich ist das eigentlich unmöglich, all<br />
das mit einer einzigen Professur <strong>und</strong> ein paar Dutzend Mitarbeitern zu bewältigen. Aber<br />
wir sind doch auch erst am Anfang, <strong>und</strong> wir wachsen ordentlich.« Tatsächlich haben die<br />
Kultusminister beschlossen, eine zweite Professur am IQB einzurichten <strong>und</strong> dazu die Stel-<br />
le eines Geschäftsführers. Damit sei dann aber auch die Unterausstattung behoben,<br />
glaubt Jürgen Baumert. »Das IQB hat eine Koordinationsfunktion auf der gesamtstaatli-<br />
chen Ebene, schlanke Strukturen sind da von Vorteil.«<br />
Der Platz dürfte bald noch knapper werden: Nach den Bildungsstandards zum Haupt- <strong>und</strong><br />
mittleren Schulabschluss steht demnächst die Entwicklung von Abi-Standards auf dem<br />
Programm. Noch fehlt die Finanzierung, wenn die gesichert ist, bedeutet das erneut mehr<br />
Leute. »Als Nächstes bauen sie für uns den Dachstuhl aus«, sagt Olaf Köller. »Das reicht<br />
erst mal für eine Weile.«<br />
Seite 46<br />
Mitteilungen<br />
1. Bewerbungs- <strong>und</strong> Vereidigungstermine/Einführungsseminare<br />
Bewerbungstermin für die schulpraktische Ausbildung<br />
JAN-MARTIN WIARDA<br />
� war der 25. März <strong>2008</strong> für Lehramtsanwärter, die am 1. <strong>September</strong> <strong>2008</strong> ihre<br />
schulpraktische Ausbildung beginnen<br />
� ist der 30. <strong>September</strong> <strong>2008</strong> für Lehramtsanwärter, die im Februar 2009 ihre<br />
Ausbildung beginnen möchten.<br />
Die Vereidigung/Ernennung der Lehramtsanwärter findet in den aufnehmenden Schulprak-<br />
tischen Seminaren am Dienstag, dem 26. August <strong>2008</strong>, statt. Daran schließt sich ein drei-<br />
tägiges Einführungsseminar für die Lehramtsanwärter an, das von den Leitern bzw. Stell-<br />
vertretenden Leitern der Schulpraktischen Seminare durchgeführt wird.<br />
Die Zahl der Ausbildungsplätze zum 1. <strong>September</strong> <strong>2008</strong> beträgt voraussichtlich<br />
� in der Studienratslaufbahn (im allgemeinbildenden Bereich) 177<br />
� in der Studienratslaufbahn (im berufsbildenden Bereich) 55<br />
� in der Lehrerlaufbahn 160<br />
� <strong>und</strong> bei den Sonderpädagogen 63
Mitteilungen<br />
Damit hat sich die Anzahl der Lehramtsanwärter, die ihre Ausbildung im <strong>September</strong> <strong>2008</strong><br />
beginnen, gegenüber dem Vorjahr erhöht. Die folgende Übersicht gibt die Anzahl der Aus-<br />
bildungsplätze an, um die die Zahl in den einzelnen Laufbahnen erhöht worden ist:<br />
in der Studienratslaufbahn (allgemeinbildend) 30<br />
im berufsbildenden Bereich 09<br />
in der Lehrerlaufbahn 29<br />
bei den Sonderpädagogen 15<br />
Zum nächsten Vereidigungstermin im Februar 2009 soll die Anzahl der Lehramtsanwärter<br />
erneut um 200 Ausbildungsplätze über alle Lehrämter erhöht werden.<br />
Nach der Umstrukturierung der Lehrerbildung innerhalb der Senatsverwaltung für Bildung,<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung erfolgt die Zuweisung (siehe Artikel „Umstrukturierung der<br />
Berliner Verwaltung …“, S. 22 in dieser Broschüre) zu den entsprechenden Schulprakti-<br />
schen Seminaren, die neue Lehramtsanwärter aufnehmen, im allgemeinbildenden Bereich<br />
durch die Abteilung VII B, dagegen legen die Kollegen im berufsbildenden Bereich <strong>und</strong> in<br />
der Sonderpädagogik die aufnehmenden Gruppen intern fest.<br />
2. Liste der Schulpraktischen Seminare, die zum 26. August <strong>2008</strong> neue Lehramts-<br />
anwärter aufnehmen werden<br />
Lehreranwärter Studienreferendare (allgemeinbildend)<br />
3. SPS Charlottenburg/Wilmersdorf 1. SPS Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
1. SPS Friedrichshain-Kreuzberg 2. SPS Lichtenberg<br />
3. SPS Mitte 2. SPS Neukölln<br />
1. SPS Neukölln 1. SPS Reinickendorf<br />
2. SPS Reinickendorf 6. SPS Reinickendorf<br />
3. SPS Treptow-Köpenick 2. SPS Tempelhof-Schöneberg<br />
4. SPS Treptow-Köpenick<br />
Sonderpädagogen Studienreferendare (berufsbildend)<br />
noch nicht entschieden<br />
8. SPS Friedrichshain-Kreuzberg<br />
3. SPS Reinickendorf<br />
4. SPS Reinickendorf<br />
Seite 47
Mitteilungen<br />
3. Neuordnung der Fachseminare im L-Bereich<br />
(zusammengestellt von Ingrid Stampe, Leiterin des 3. SPS Steglitz-Zehlendorf)<br />
Durch das Schulgesetz <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>schulverordnung haben sich Änderungen ergeben,<br />
die bei der Ausbildung der Lehreranwärter in den Fachseminaren zukünftig berücksichtigt<br />
werden müssen.<br />
In der St<strong>und</strong>entafel der Gr<strong>und</strong>schule wurde der vorfachliche Unterricht durch Fächer er-<br />
setzt. Da der Vorbereitungsdienst für Lehrer (Master-Abschluss) zukünftig nur noch 12<br />
Monate dauern wird, ist es sinnvoll, die Ausbildung in den sog. Lernbereichen (früher VU)<br />
auf ein Fach zu konzentrieren. Dies wird auch im Vorbereitungsdienst des Landes Bran-<br />
denburg schon so organisiert.<br />
Da in mehreren Fächern der Ausbildungsunterricht schon in den Jahrgangsstufen 1 bzw. 2<br />
beginnen kann, bieten auch die Fachseminare zukünftig Ausbildungsinhalte dazu an. Da-<br />
mit die Ausbildung ausgerichtet auf das Berufsfeld Gr<strong>und</strong>schule umfassender <strong>und</strong> vertief-<br />
ter durchgeführt werden kann, werden die Zuweisungen nach L1 <strong>und</strong> L2 aufgeteilt.<br />
Bsp. Sport, Mathematik, Deutsch usw.: Es gibt Fachseminare für LA L1 (Jahrgangsstufen<br />
1-6) <strong>und</strong> andere Fachseminare für LA L2 (Jahrgangsstufen 7-10).<br />
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über alle Fachseminare des L-Bereichs nach der<br />
Neuordnung:<br />
Fachseminar<br />
(G) steht für Gr<strong>und</strong>schule<br />
(O) steht für Oberschule<br />
Deutsch (G)<br />
Seite 48<br />
Ausbildungsunterricht<br />
in den<br />
Jahrgangsstufen<br />
1 - 4<br />
bzw.<br />
1 - 6<br />
Dieses Fachseminar wird besucht<br />
von Lehreranwärtern, die ...<br />
den "Lernbereich Deutsch"<br />
in Gr<strong>und</strong>schulpädagogik o.<br />
das Fach Deutsch studiert haben (L1)<br />
Deutsch (O) 7 - 10 das Fach Deutsch studiert haben (L2)<br />
Mathematik (G)<br />
1 - 4<br />
bzw.<br />
1 - 6<br />
Mathematik (O) 7 - 10<br />
den "Lernbereich Mathematik"<br />
in Gr<strong>und</strong>schulpädagogik o. das<br />
Fach Mathematik studiert haben (L1)<br />
das Fach Mathematik studiert<br />
haben (L2)<br />
Sachunterricht 1 - 4<br />
den "Lernbereich Sachunterricht"<br />
in Gr<strong>und</strong>schulpädagogik studiert haben<br />
(L1)<br />
Englisch (G) 3 - 6 das Fach Englisch studiert haben (L1)<br />
Englisch (O) 7 - 10 das Fach Englisch studiert haben (L2)<br />
Französisch (O) 5 - 10<br />
das Fach Französisch studiert<br />
haben (L2)<br />
Naturwissenschaften (G) 5 - 6 das Fach Biologie studiert haben (L1)
Mitteilungen<br />
Lernbereich Naturwissenschaften<br />
(O)<br />
7 - 10<br />
das Fach Biologie o. Physik o.<br />
Chemie studiert haben (L2)<br />
Lernbereich Gesellschaftswiss.<br />
(G)<br />
5 - 6<br />
das Fach Geschichte o. Sozialk<strong>und</strong>e<br />
o. Geografie studiert haben (L1)<br />
Lernbereich Gesellschaftswiss.<br />
(O)<br />
7 - 10<br />
das Fach Geschichte o. Sozialk<strong>und</strong>e<br />
o. Geografie studiert haben (L2)<br />
Sport (G) 1 - 6 das Fach Sport studiert haben (L1)<br />
Sport (O) 7 - 10 das Fach Sport studiert haben (L2)<br />
Bildende Kunst (G) 1 - 6<br />
das Fach Bildende Kunst studiert<br />
haben (L1)<br />
Bildende Kunst (O) 7 - 10<br />
das Fach Bildende Kunst studiert<br />
haben (L2)<br />
Musik (G) 1 - 6 das Fach Musik studiert haben (L1)<br />
Musik (O) 7 - 10 das Fach Musik studiert haben (L2)<br />
Arbeitslehre 7 - 10<br />
das Fach Arbeitslehre studiert<br />
haben (L2)<br />
Informatik (S-Bereich) 7 - 10<br />
das Fach Informatik studiert<br />
haben (L2)<br />
Latein (S-Bereich) 7 - 10 das Fach Latein studiert haben (L2)<br />
Russisch (S-Bereich) 7 - 10<br />
das Fach Russisch studiert<br />
haben (L2)<br />
4. Fachseminarleiter dringend gesucht<br />
Wenn Sie selbst Interesse an einer Tätigkeit als Fachseminarleiter haben oder jemanden<br />
kennen, der Interesse daran hat, dann sind Ihre Ansprechpartnerinnen:<br />
� Für Interessenten/innen aus der Lehrerlaufbahn (L)<br />
Christel Mirbach<br />
Leiterin des 3. Schulpraktischen Seminars Charlottenburg/Wilmersdorf (L)<br />
Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin<br />
Tel.: 030 - 9029 13291 Fax: 030 - 9029 13295<br />
Email: mirbach3sps@t-online.de<br />
� Für Interessenten/innen aus der Studienratslaufbahn (S)<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
Leiterin des 2. Schulpraktischen Seminars Neukölln (S)<br />
Wildhüterweg 5, 12353 Berlin<br />
Tel.: 030 - 605 10 14 Fax: 030 - 667 060 12<br />
Email: sps-2-neukoelln.kn-we@t-online.de<br />
Seite 49
Mitteilungen<br />
� Voraussetzungen, die Interessenten mitbringen müssen:<br />
Seite 50<br />
� Dreijährige Tätigkeit im Berliner Schuldienst,<br />
� Erfahrung im Abitur (Studienratslaufbahn) <strong>und</strong> – wenn möglich – in den Prü-<br />
fungen zum Mittleren Schulabschluss.<br />
Bei Interesse rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine Email, wir besprechen weitere<br />
Details gerne persönlich mit Ihnen.<br />
5. Personalia<br />
Im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2007/<strong>2008</strong> sind bisher folgende Fachseminare neu<br />
eingerichtet bzw. neue Fachseminarleiter eingesetzt worden – die Auflistung erfolgt nach<br />
Fächern:<br />
LAUFB FACH Name des FSL VORNAME Schulname<br />
S a Bio Dr. Klug Nicole Kant-Gymnasium<br />
S a Bio Boltes Imke Bertha-von-Suttner-Oberschule<br />
S a BK Greeske Thomas Rudolf-Virchow-Oberschule<br />
S a BK Winkler Hildegard Humboldt-Oberschule<br />
S a Ch Steer Jens Fritz-Reuter-Oberschule<br />
S a Ch Speck Thomas Arndt-Gymnasium Dahlem<br />
S a D Thiele-Azadian Nina Lessing-<strong>Schule</strong> (Gymnasium)<br />
S a D Lindenberg Michael Arndt-Gymnasium Dahlem<br />
S a D Dr. Vorwald Ulrike Hermann-Ehlers-Oberschule<br />
S a E Bock Marc-Thomas Otto-Nagel-Gymnasium<br />
S a F Boberg Brigitta Lessing-<strong>Schule</strong> (Gymnasium)<br />
S a F Menzel Christian Rückert-Oberschule<br />
S a F Batteux Martina Lily-Braun-Oberschule<br />
S a Ge Hillmann Michael Sophie-Charlotte-Oberschule<br />
S a Ge Quaiser Florian Erich-Hoepner-Oberschule<br />
S a Ge Rauh Robert Barnim-Oberschule<br />
S a Geo Textor Jörg Walter-Gropius-<strong>Schule</strong><br />
S a Inform Gramm Andreas Menzel-Oberschule<br />
S a Ma Brehm Hans-Joachim Kant-Gymnasium<br />
S a Ma Stoeter Carsten Archenhold-Oberschule<br />
S a Ph Harke Steffen Albert-Einstein-Oberschule<br />
S a Sport Krenz Andreas Albert-Einstein-Oberschule<br />
S DH RW Schenk Ulrike OSZ Bürowirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung<br />
S DH WL Meyer-Heidemann Anja OSZ Industrie <strong>und</strong> Datenverarbeitung
LAUFB FACH Name des FSL VORNAME Schulname<br />
L2 a Ge Pieper Birgit Paul-Löbe-Oberschule<br />
L1 a D Schirop Sabine Aziz-Nesin-Gr<strong>und</strong>schule<br />
Mitteilungen<br />
L1 a D Lindner Birgit Charlie-Rivel-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L1 a D Mallach Michaela Spreewald-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L1 a E Sell Delaney 39. <strong>Schule</strong> (Gr<strong>und</strong>schule)<br />
L1 a Ge Hartwig Andrea Beatrix-Potter-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L1 a Ma<br />
Zimmermann-<br />
Hennig<br />
Ellen Gr<strong>und</strong>schule am Ritterfeld<br />
L1 a Sp Häusler Marion Grunewald-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L1 a SU Wichniarz Peter Vineta-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L1 a SU<br />
Kähler-<br />
Schubert<br />
Sybille Alt-Lankwitzer Gr<strong>und</strong>schule<br />
L1 a VU:D/SU Backhaus Undine Sonnenblumen-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L2 a F Offrich Beate Georg-von-Giesche-Oberschule<br />
L2 a Ge Marschner Sylvia Kepler-Oberschule<br />
L1 a Ma Wegerich Monika Randow-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L2 a Ma Hanschütz Simone B.-Traven-Oberschule<br />
L1 a Sport Krüger Lutz Gr<strong>und</strong>schule am Eichenwald<br />
L2 a Sport Mikolajski Thomas Humboldt-Oberschule<br />
L1 a VU:D/SU Dürr Susanne Heinrich-Seidel-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L1 a VU:Ma/SU Gralher Katja Maria-Montessori-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L So UaS Wanders Stephanie Reinfelder-<strong>Schule</strong><br />
L So UaS Schröter Andrea Hermann-Herzog-Gr<strong>und</strong>schule<br />
L So UaS Hagedorn Sandra Lina-Morgenstern-Oberschule<br />
Legende: S a:<br />
Anmerkung:<br />
S DH:<br />
L a:<br />
Studienratslaufbahn, allgemeinbildend<br />
Studienratslaufbahn, berufsbildend<br />
Lehrerlaufbahn, allgemeinbildend<br />
L So: Lehrerlaufbahn, Sonderpädagogik<br />
Die Tabelle kann nicht vollständig sein, da im berufsbildenden Bereich die Besetzungsver-<br />
fahren noch nicht abgeschlossen sind (Stand 5. Juli <strong>2008</strong>).<br />
Zusammengestellt von Roswitha Kneer-Werner<br />
Leiterin des 2. Schulpraktischen Seminars Neukölln (S)<br />
Seite 51
BAK Berlin<br />
Seite 52<br />
Der B<strong>und</strong>esarbeitskreis der Seminar- <strong>und</strong><br />
Fachleiter/innen e.V., Landesgruppe Berlin<br />
Kurzer Überblick über die Aktivitäten des BAK in Berlin<br />
1. Brief an Herrn Staatssekretär Schlemm, zur Umstrukturierung der Lehrerbildung<br />
in der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />
Der entsprechende Brief an Herrn StS Schlemm ist bereits auf Seite 25 abgedruckt<br />
worden.<br />
2. Gespräch mit dem Leiter der neuen Abteilung VII, Herrn Laube<br />
Im Mai <strong>2008</strong> bat der Vorsitzende der Landesgruppe Berlin des BAK, Herr Knittel, den<br />
Leiter der neuen Abteilung VII der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong><br />
Forschung, Herrn Laube, um einen Gesprächstermin.<br />
Am 9. Juli <strong>2008</strong> kam daraufhin der Vorstand, vertreten durch Herrn Knittel, Frau Kneer-<br />
Werner <strong>und</strong> Herrn Böpple, mit Herrn Laube zu einem ersten Gedankenaustausch zu-<br />
sammen. Herr Laube hatte von seiner Seite aus die Leiterin des Referats VII a, Frau<br />
Kern, <strong>und</strong> den weiterhin für die <strong>Lehrerausbildung</strong> zuständigen Mitarbeiter Herrn Dan-<br />
nert (nunmehr VII a 1) zum Gespräch hinzugezogen<br />
In dem Gespräch stellte sich die Landesgruppe Berlin des BAK als ein Meinungsforum,<br />
als ein Fortbildungsorgan <strong>und</strong> als Interessenvertretung der Seminar- <strong>und</strong> Fachseminar-<br />
leiter/innen vor <strong>und</strong> erörterte Möglichkeiten einer inhaltlicher Zusammenarbeit insbe-<br />
sondere hinsichtlich der Neustrukturierung der <strong>Lehrerausbildung</strong>.<br />
Das Gespräch fand in einer angenehmen Atmosphäre statt. Die Teilnehmer hatten<br />
übereinstimmend den Eindruck, dass Herr Laube für die angesprochenen Belange ein<br />
offenes Ohr hatte.<br />
3. Vortrag <strong>und</strong> Workshop mit Herrn Professor Wahl am 8. <strong>September</strong> <strong>2008</strong><br />
Der BAK freut sich über das rege Interesse, das der Workshop von Herrn Professor<br />
Wahl bei den Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen in der Berliner <strong>Schule</strong> ausgelöst hat. Bisher<br />
liegen 131 verbindliche Anmeldungen vor (Stand 15.07.08).<br />
In diesem Zusammenhang möchten wir uns ganz herzlich bei Frau Dr. Heike Schaum-<br />
burg <strong>und</strong> Frau Christiane Buchholtz, Humboldt-Universität Berlin, für die Unterstützung<br />
hinsichtlich der Nutzung der Räumlichkeiten der Universität bedanken.<br />
Die folgende Einladung wurde an die <strong>Schule</strong>n in Berlin mit der Bitte, diese im Kollegi-<br />
um bekannt zu geben, verschickt:
BAK Berlin<br />
_______________________________________________________________________<br />
Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung lädt in<br />
Kooperation mit dem B<strong>und</strong>esarbeitskreis der Seminar- <strong>und</strong> Fachseminarleiter/innen<br />
zu folgender Fortbildungsveranstaltung ein:<br />
Vom Wissen zum Handeln - Lernwege aktiv gestalten<br />
Warum wenden Lernende ihr Wissen häufig nicht an?<br />
Vortrag <strong>und</strong> Workshop<br />
am 8. <strong>September</strong> <strong>2008</strong> von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Ort wird noch bekannt gegeben<br />
Prof. Diethelm Wahl stellt Möglichkeiten vor, wie man vom trägen Wissen zum<br />
kompetenten Handeln gelangen kann.<br />
Teilnehmen können alle Ausbilderinnen <strong>und</strong> Ausbilder sowie alle interessierten Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen an den <strong>Schule</strong>n.<br />
Kostenbeitrag incl. Imbiss <strong>und</strong> Getränke 20€, für Mitglieder 15€.<br />
Verbindliche Anmeldung durch Überweisung bis zum 10. Juli <strong>2008</strong> an:<br />
Roswitha Kneer-Werner<br />
Konto Nr. 904 781 101<br />
Postbank Berlin BLZ 100 100 10<br />
Verwendungszweck BAK Wahl + Name, Vorname, <strong>Schule</strong><br />
Dr. Diethelm Wahl ist Professor für Psychologie sowie Leiter des Kontaktstudiums<br />
Erwachsenenbildung an der Pädagogischen Hochschule Weingarten (University of<br />
Education). Als Mitbegründer des Forschungsprogramms Subjektive Theorien hat er<br />
sich mit mentalen Prozessen bei Lehrenden wie bei Lernenden beschäftigt. Sein Arbeitsschwerpunkt<br />
ist der "weite Weg vom Wissen zum Handeln" unter der Fragestellung,<br />
wie nachhaltig gelernt werden kann.<br />
_______________________________________________________________________<br />
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BAK Berlin<br />
4. Einführungsveranstaltung für Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich für eine Fach-<br />
seminarleitertätigkeit interessieren<br />
Wenn Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus der Berliner <strong>Schule</strong> gefragt worden sind, ob sie Inte-<br />
resse an einer Tätigkeit als Fachseminarleiter/in hätten, lautet die Antwort häufig: „Ja, Inte-<br />
resse hätte ich schon!“ Und häufig folgte nach einer kurzen Gesprächspause dann die<br />
Frage: „Aber was erwartet mich denn eigentlich in dieser Tätigkeit <strong>und</strong> wie kann ich mich<br />
darauf vorbereiten?“ Diese Beobachtung führte den Vorstand des BAK Berlin dazu, inte-<br />
ressierten Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen die Gelegenheit zu geben, sich ausführlicher über die<br />
Tätigkeit eines Fachseminarleiters/einer Fachseminarleiterin zu informieren.<br />
Daher beschlossen wir, ein F<strong>und</strong>amentum zusammen zu stellen, das Interessierte aus-<br />
führlicher informiert <strong>und</strong> ihnen die Tätigkeit näher bringt. Wir freuen uns, dass uns dabei<br />
erfahrene Fachseminarleiter unterstützen <strong>und</strong> sich bereit erklärt haben, die Teilnehmer<br />
fachspezifisch vorzubereiten.<br />
Vor dem für Anfang November <strong>2008</strong> geplanten ganztägigen fachspezifischen Kurs findet<br />
eine allgemeine Einführungsveranstaltung für alle Interessenten statt.<br />
Termin: 29. <strong>September</strong> <strong>2008</strong> in der Zeit von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Inhalt: Struktur der <strong>Lehrerausbildung</strong><br />
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Aufgaben eines Fachseminarleiters<br />
Ort: Der Veranstaltungsort richtet sich nach der Anzahl der Interessenten <strong>und</strong><br />
wird den Teilnehmern rechtzeitig bekannt gegeben<br />
Bitte melden Sie sich per eMail bis zum 21. <strong>September</strong> <strong>2008</strong> bei dem BAK unter folgender<br />
Adresse an: BAKBerlin@t-online.de<br />
Um die Arbeit des Fachseminarleiters besser kennen zu lernen, orientieren sich die The-<br />
men an dem, was Ausbilder können müssen:<br />
� Berufswissen zum Lehren <strong>und</strong> Lernen (Unterrichten <strong>und</strong> Erziehen)<br />
� Konzepte <strong>und</strong> Methoden der <strong>Lehrerausbildung</strong>, der Beratung, der Evaluation <strong>und</strong><br />
der Beurteilung.<br />
Dementsprechend gliedert sich der ganztägige Kurs in vier Bereiche:<br />
1. Guter Unterricht – fachdidaktische, methodische <strong>und</strong> mediale Konzepte;<br />
Strategien zur Unterrichtsplanung<br />
2. Beobachtung <strong>und</strong> Analyse von Unterricht<br />
3. Unterrichtsreflexion – Kriterien guter Beratung; Beratung <strong>und</strong> Bewertung<br />
4. Gestaltung von Fachseminarsitzungen<br />
Das genaue Datum <strong>und</strong> der Ort des ganztägigen Kurses werden in der Einführungsveran-<br />
staltung am 29. <strong>September</strong> <strong>2008</strong> bekannt gegeben. Natürlich sind auch alle Fachseminar-<br />
leiter/innen eingeladen, die gerade neu mit ihrer Tätigkeit beginnen.<br />
Zusammengestellt von Roswitha Kneer-Werner<br />
Schatzmeisterin des BAK Berlin<br />
Leiterin des 2. Schulpraktischen Seminars Neukölln (S)
An den<br />
Schatzmeister des BAK<br />
Dietmar Seiffert<br />
Bernhard-Lichtenberg-Weg 9<br />
31139 Hildesheim<br />
Betr.: Beitrittserklärung<br />
Beitrittserklärung<br />
Ich erkläre meinen Beitritt zum B<strong>und</strong>esarbeitskreis der Seminar- <strong>und</strong> Fachleiter/innen e.V.<br />
Ich bitte, mich in die Liste der Landesgruppe Berlin aufzunehmen.<br />
Nachname: Vorname:<br />
Amtsbezeichnung:<br />
Email: @<br />
Straße:<br />
PLZ: Ort:<br />
Seminar:<br />
Bezirk:<br />
Funktion im Seminar:<br />
Ich ermächtige den B<strong>und</strong>esarbeitskreis widerruflich, den von mir zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag<br />
von 48,00 € zum 01. März eines jeden Jahres mittels Lastschrift einzuziehen.<br />
Die Forderung der Wiedergutschrift eines von mir nicht anerkannten Einzugsbetrages<br />
bleibt vorbehalten.<br />
Konto Nr.: bei<br />
Bankleitzahl:<br />
Ort, Datum X Unterschrift<br />
Der BAK ist vom Finanzamt Bruchsal als gemeinnützige Personenvereinigung anerkannt<br />
worden (gem. 1150). Der Jahresbeitrag: 48,00 €.<br />
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