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Auenentwicklung am Inn seit Inbetriebnahme der Kraftwerkstufe ...

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1. EINLEITUNG<br />

Seit Anfang 1994 betreibt die Engadiner Kraftwerke AG im Unterengadin die <strong>Kraftwerkstufe</strong><br />

Pradella – Martina. Das Bundesgericht stimmte dem Bau <strong>der</strong> <strong>Kraftwerkstufe</strong> zu. Es verlangte<br />

jedoch ökologische Schutz- und Ersatzmassnahmen und <strong>der</strong>en periodische Überprüfung. Der<br />

vorliegende Bericht beschreibt die Entwicklung <strong>der</strong> Auenlebensräume im Einflussbereich des<br />

<strong>Inn</strong>s zwischen Pradella und Martina: Der Zustand <strong>der</strong> Auen unmittelbar vor <strong>Inbetriebnahme</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Kraftwerkstufe</strong> 1993 wird verglichen mit jenem 2010, 16 Jahre nach <strong>Inbetriebnahme</strong>.<br />

Der Betrieb <strong>der</strong> unteren <strong>Kraftwerkstufe</strong> verän<strong>der</strong>te verschiedene Par<strong>am</strong>eter des <strong>Inn</strong>s<br />

zwischen Pradella und Martina: (1) Das turbinierte Wasser wird nicht mehr in Pradella dem<br />

<strong>Inn</strong> übergeben, son<strong>der</strong>n nach Martina geleitet und nochmals zur Stromerzeugung genutzt.<br />

D<strong>am</strong>it entfällt auf diesem <strong>Inn</strong>abschnitt <strong>der</strong> unnatürliche tägliche Schwallbetrieb. (2)<br />

Zusätzlich werden bei Pradella maximal 20 m 3 /s <strong>Inn</strong>wasser entnommen und ebenfalls in<br />

Martina genutzt. Das Dotierwasser beträgt 5 m 3 /s im Sommer und 2 m 3 /s im Winter. (3) Es<br />

finden periodisch Spülungen des für die untere <strong>Kraftwerkstufe</strong> angelegten Staubeckens bei<br />

Pradella statt (Anhang Ia).<br />

Daneben gibt es weitere wichtige natürliche und anthropogene Einflussgrössen, welche den<br />

<strong>Inn</strong> zwischen Pradella und Martina prägen und welche für die Interpretation <strong>der</strong><br />

Untersuchungsergebnisse relevant sind: Natürliche Hochwasser, ihre Intensität, Häufigkeit<br />

und Dauer bilden die treibende Kraft in dyn<strong>am</strong>ischen Flussauen, die durch die mechanische<br />

Wirkung von Wasser und Geschiebe geprägt sind (BAFU 2001). Am <strong>Inn</strong> im Unterengadin sind<br />

Hochwasser mit Spitzen über 350 m 3 /s nötig, um die Auen in grösserem Umfang<br />

umzugestalten (FORNAT 1994a). Für eine starke Erneuerung <strong>der</strong> Auen, bei <strong>der</strong> alte<br />

Auenböden grossflächig abgetragen werden und ausgedehnte Geschiebeablagerungen<br />

entstehen, die danach von mittleren Hochwassern nicht mehr überschwemmt werden,<br />

sorgen Spitzenhochwasser in <strong>der</strong> Grössenordnung von 500 m 3 /s wie jenes vom 17. Sept.<br />

1960 (FORNAT 1994b; Trepp 1979). Bedeutende Geschiebezufuhr erhält <strong>der</strong> <strong>Inn</strong> aus<br />

Seitenbächen innerhalb des Untersuchungsgebiets, aber auch aus Spülungen des Stauraums<br />

Ova Spin. Hinzu kommen lokale anthropogene Eingriffe. So ermöglichte im Raum Strada die<br />

Stilllegung des Kieswerks und die gezielte Schaffung von Auenlebensraum nach dem Bau <strong>der</strong><br />

Umfahrungsstrasse 1999 eine grossflächige Revitalisierung <strong>der</strong> Aue von Strada.<br />

Der Wegfall des Schwallbetriebs in Pradella verän<strong>der</strong>te die Morphologie des <strong>Inn</strong>s zwischen<br />

Pradella und Martina erwartungsgemäss rasch und markant. Durch das tägliche künstliche<br />

Hochwasser wurde Geschiebe zuvor kontinuierlich weggetragen; die Flusssohle bildete eine<br />

uniforme Blockfläche. Nach Wegfall des Schwallbetriebs und begünstigt durch die Spülungen<br />

des Stauraums Pradella nahm die Menge an Geschiebe unterschiedlicher Korngrösse im<br />

Flussbett deutlich zu, es entstanden zahlreiche neue Kiesbänke (FORNAT 2001; FORNAT<br />

2005) und günstige Laichstellen für Fische (Pitsch 1996).<br />

Die Auswirkungen eines durch die Wasserkraftnutzung verän<strong>der</strong>ten Abflussregimes auf die<br />

ges<strong>am</strong>ten vom Fluss beeinflussten Auenlebensräume sind jedoch komplex,<br />

gewässerspezifisch und daher schwer voraussagbar (FORNAT 1984). Eine Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Abflussmengen kann eine Absenkung des für die Auenvegetation lebenswichtigen<br />

Grundwassers bewirken (BAFU 2001). Eine Dämpfung von Hochwasserabflüssen kann die<br />

Geschiebe- und Auendyn<strong>am</strong>ik empfindlich verringern (Mürle et al. 2005; BAFU 2001). Das<br />

Vordringen von trockeneren Formationen und/o<strong>der</strong> eine Überalterung <strong>der</strong> Auen könnte<br />

<strong>Auenentwicklung</strong> <strong>am</strong> <strong>Inn</strong> <strong>seit</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> <strong>der</strong> <strong>Kraftwerkstufe</strong> Pradella – Martina (1993-2010) 1

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