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Auenentwicklung am Inn seit Inbetriebnahme der Kraftwerkstufe ...

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Wie aufgrund <strong>der</strong> Hochwassersituation im Untersuchungszeitraum, des Wegfalls des<br />

Schwallbetriebs und <strong>der</strong> oben gezeigten Flächenbilanz zu erwarten war, waren die Anteile<br />

<strong>der</strong> neu entstandenen bzw. verschwundenen Flächen beson<strong>der</strong>s gross für die<br />

unbewachsenen Auensedimente und die auentypische Pioniervegetation, aber nur sehr<br />

gering für die Grauerlenwäl<strong>der</strong> (Tabelle 3).<br />

95% <strong>der</strong> 2010 vorhandenen Flächen mit auentypischer Pioniervegetation waren <strong>seit</strong> 1993<br />

neu entstanden, mehrheitlich im Bereich von zuvor unbesiedelten Teilen des Flussbetts<br />

(Tabelle 3). Umgekehrt waren 90% <strong>der</strong> 1993 festgestellten Flächen mit auentypischer<br />

Pioniervegetation bis 2010 verschwunden, wobei auf 78% <strong>der</strong> verschwundenen Flächen die<br />

natürliche Sukzession ihren Lauf in Richtung späterer Stadien <strong>der</strong> Auenvegetation nahm<br />

(Tabelle 3). Dieser grosse Umsatz ist charakteristisch für die Pionierstandorte und nötig für<br />

die Erhaltung <strong>der</strong> dafür typischen Arten im Gebiet. Die beobachtete Dyn<strong>am</strong>ik, zus<strong>am</strong>men mit<br />

<strong>der</strong> leichten flächenmässigen Zunahme <strong>der</strong> auentypischen Pionierstandorte (Tabelle 2)<br />

zeigen an, dass diese Formation durch die Umstellung des Wasserregimes 1994 gestärkt<br />

wurde. Die Dyn<strong>am</strong>ik <strong>der</strong> auentypischen Pionierstandorte <strong>am</strong> <strong>Inn</strong> zwischen Pradella und<br />

Martina hat sich den natürlichen Verhältnissen eines nicht genutzten Gebirgsflusses wie<strong>der</strong><br />

angenähert.<br />

Von den neu entstandenen Auen-Gebüschen etablierten sich 67% an zuvor unbewachsenen<br />

bzw. nicht zugeordneten Stellen (Tabelle 3), oft auf neuen schmalen Kies- und Sandbänken<br />

entlang <strong>der</strong> Ufer (Fotos 1 und 3) im Bereich <strong>der</strong> ehemaligen, schwallbedingten Blockstreifen.<br />

D<strong>am</strong>it hat sich zwischen Pradella und Martina das Kontinuum auch für diese junge Formation,<br />

die häufig durch Grauerlenwäl<strong>der</strong> abgelöst o<strong>der</strong> durch Erosion zerstört wird, deutlich<br />

verbessert (Tabelle 3, Anhang IV). Entsprechend konnte sich <strong>seit</strong> 1993 auch die Deutsche<br />

T<strong>am</strong>ariske (Myricaria germanica), die <strong>am</strong> <strong>Inn</strong> oft in Lücken und in randlicher Nachbarschaft<br />

von Auen-Gebüschen gedeiht, ausbreiten (Daten nicht gezeigt; Titelbild, Fotos 11, 13 und<br />

33). Diese lichtbedürftige Pflanze gilt als wichtige Leitart für Auen; sie ist auf Umlagerungs-<br />

Schotterflächen dyn<strong>am</strong>ischer Auen <strong>der</strong> Alpen- und Voralpenflüsse angewiesen (BAFU 2001).<br />

Fast keine Dyn<strong>am</strong>ik konnte dagegen in <strong>der</strong> älteren Formation <strong>der</strong> Grauerlenwäl<strong>der</strong><br />

festgestellt werden (Tabelle 3). Zwar wurden flussnahe Grauerlenwäl<strong>der</strong> bei Hochwasser<br />

stellenweise überflutet und frisch übersart mit Auensediment (Fotos 5, 9, 10 und 39), aber<br />

die Kraft <strong>der</strong> aufgetretenen Hochwasser reichte kaum aus, um alte bewaldete Auenböden<br />

grossflächig wegzureissen. Dafür bräuchte es Extremereignisse (FORNAT 1994a; Trepp<br />

1979), die im Untersuchungszeitraum nicht auftraten. Ob episodische Spitzenhochwasser im<br />

Gebiet noch nahezu ursprüngliche Kraft zu entwickeln vermögen, kann deshalb aufgrund <strong>der</strong><br />

vorliegenden Untersuchungen nicht beurteilt werden. Der Betrieb <strong>der</strong> unteren <strong>Kraftwerkstufe</strong><br />

an sich dürfte die Hochwasserdyn<strong>am</strong>ik jedoch kaum signifikant beeinflussen. Die<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wassermenge bei Pradella wird im entscheidenden Moment gedämpft<br />

durch die Spülungen, die möglichst während Hochwasserspitzen durchgeführt werden<br />

(Anhang Ia). Ab einem Zufluss von 380-400 m 3 /s muss zudem die Fassung bei Pradella aus<br />

Sicherheitsgründen ausgeleitet werden. Dagegen dürften die Anlagen <strong>der</strong> oberen<br />

<strong>Kraftwerkstufe</strong>n eine gewisse dämpfende Wirkung auf Spitzenhochwasser haben,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Stausee Livigno, <strong>der</strong> praktisch alle ihm zufliessenden Hochwasser<br />

aufzunehmen vermag (FORNAT 1994a). Dennoch, von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für die<br />

langjährige Dyn<strong>am</strong>ik des <strong>Inn</strong>s im Unterengadin bleiben wohl natürliche Zufallseffekte,<br />

insbeson<strong>der</strong>e das Auftreten von Starkregen, bei denen Hochwasserspitzen aus<br />

verschiedenen Teilen des Einzugsgebiets kumulieren (FORNAT 1994a). Erst ein nächstes<br />

<strong>Auenentwicklung</strong> <strong>am</strong> <strong>Inn</strong> <strong>seit</strong> <strong>Inbetriebnahme</strong> <strong>der</strong> <strong>Kraftwerkstufe</strong> Pradella – Martina (1993-2010) 11

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