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Feuerung - Axpo-Holz

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<strong>Feuerung</strong>stechnik<br />

Zur Verfeuerung von <strong>Holz</strong> und anderen Biomasse-Brennstoffen werden im Grunde drei un-<br />

terschiedliche <strong>Feuerung</strong>stechnologien benutzt: die Rostfeuerung, die Wirbelschichtfeuerung<br />

und die Wurfschwebefeuerung, in welcher Merkmale aus den beiden anderen <strong>Feuerung</strong>sar-<br />

ten vereinigt sind. Alle drei <strong>Feuerung</strong>stechniken sind in grossen <strong>Holz</strong>kraftwerken im Einsatz,<br />

und die verschiedenen Meinungen und Ansichten, für welche Fälle sich eine bestimmte Feu-<br />

erungstechnik bzw. Rostbauart am besten eignet, sind immer wieder Gegenstand leiden-<br />

schaftlicher Diskussionen. Im Folgenden sollen die Konstruktionen und die Eigenschaften<br />

dieser drei <strong>Feuerung</strong>sarten dargestellt und basierend auf den mittlerweile gemachten Erfah-<br />

rungen die spezifischen Vor- und Nachteile insbesondere mit Sicht auf die <strong>Holz</strong>verbrennung<br />

aufgezeigt werden.<br />

Rostfeuerung<br />

Die Rostfeuerung ist heute die verbreitetste <strong>Feuerung</strong>stechnik für <strong>Holz</strong>brennstoffe. In grösse-<br />

ren <strong>Holz</strong>kraftwerken werden fast ausschliesslich Schrägroste eingesetzt, die mit einer Nei-<br />

gung von 15-25 Grad im Feuerraum angeordnet sind. Der Brennstoff wird am oberen Ros-<br />

tende mittels einer hydraulisch betätigten und vollautomatisch regelbaren Einschubeinrich-<br />

tung auf den Rost aufgegeben. Bewegliche Roststäbe sorgen dafür, dass sich die Brenn-<br />

stoffschicht zum unteren Rostende bewegt und dabei ausbrennt. Unterhalb des Rostendes<br />

befindet sich ein Schlackentrichter, durch den die Schlacke schliesslich in einen mit Wasser<br />

gefüllten Nassentascher niederfällt.<br />

Abbildung 1 zeigt den Rost des <strong>Holz</strong>kraftwerks Domat/Ems, auf dem eine <strong>Feuerung</strong>swärme-<br />

leistung von 38 MW freigesetzt wird. Der Rost ist 4.4 Meter breit und 10.85 Meter lang, die<br />

zusammenhängende Rostfläche von 47.7 m 2 besteht aus 2 Rostbahnen. Man erkennt die<br />

treppenförmig angeordneten Roststabreihen. Das kennzeichnende Prinzip eines derartigen<br />

Treppenrostes besteht darin, dass sich fixierte Roststabreihen mit beweglichen Roststabrei-<br />

hen abwechseln. Die beweglichen Roststäbe schieben jeweils über die fixierte Reihe. Da-<br />

durch wird der Brennstoff vorgeschoben und fällt auf die darunter liegende Roststabreihe.<br />

Zur Erzielung einer kräftigen Schürwirkung erfolgt Vorschub und Zurückziehen der Roststab-<br />

reihe meist stossartig, worauf eine Pause in der Bewegung eintritt.<br />

Die Beschickung muss so gesteuert werden, dass das <strong>Holz</strong> über die ganze Rostbreite<br />

gleichmässig verteilt aufgegeben wird. Ebenso muss darauf geachtet werden, dass der Rost<br />

auch auf seiner gesamten Länge gleichmässig mit <strong>Holz</strong> bedeckt ist, und ein ungleichmässi-<br />

ges Abbrennen der Brennstoffschicht sowie die Bildung von Löchern im Feuer vermieden<br />

wird. Denn ungleichmässige Verbrennungsabläufe können zur starken Bildung von NOX und<br />

CO führen. So verursacht eine lokale Überhitzung die NOX-Bildung und eine lokale oder<br />

kurzzeitige Unterkühlung die CO-Bildung.<br />

<strong>Axpo</strong> <strong>Holz</strong> + Energie AG | Dr.-Ing. Markus Franz 1


Rostfeuerungen werden mit Unterwind betrieben, d.h. die Luft wird von unten durch Schlitze<br />

zwischen den Roststäben und an den Frontseiten der Roststäbe dem Brennstoffbett zuge-<br />

führt. Über eine Aufteilung der Verbrennungsluftzufuhr auf einzelne Rostzonen kann die<br />

Luftmenge entlang des Rostes variiert werden. Rostfeuerungen werden meist mit hohen<br />

Luftüberschusszahlen von λ = 1.6 betrieben, was insbesondere beim Verfeuern von Frisch-<br />

holz zu einer kalten Verbrennung führen kann, so dass die Wände des Feuerraums mit<br />

Mauerwerk zu isolieren sind, um hohe CO-Emissionen zu vermeiden. Und die Montage als<br />

auch der Unterhalt von Mauerwerk ist teuer. In Abbildung 1 sind zudem Luftdüsen in den<br />

Seitenwänden des Feuerraums zu erkennen, durch welche Sekundärluft bzw. Rezirkulati-<br />

onsgas in den Feuerraum eingeblasen wird, um Turbulenz zu erzeugen und dadurch Sträh-<br />

nenbildung im Rauchgasstrom zu verhindern.<br />

Abb. 1: Luftgekühlter Treppenrost, <strong>Axpo</strong> Tegra AG, Domat/Ems.<br />

Auf dem Rost bilden sich unterschiedliche Verbrennungszonen aus. Der Brennstoff durch-<br />

läuft zuerst eine Trocknungszone, die bevorzugt mit vorgewärmter Verbrennungsluft versorgt<br />

wird, um eine schnelle Trocknung und sichere Zündung der frisch zugeführten Hackschnitzel<br />

zu gewährleisten. In der sich anschliessenden heissen Hauptverbrennungszone wird die<br />

grösste Luftmenge zugegeben; in der wieder kälteren Nachverbrennungszone wird nur noch<br />

die für einen vollständigen Ausbrand der Rückstände notwendige Luft eingeblasen. Die<br />

Verbrennungsluft wird passend für die vorhandene <strong>Holz</strong>art und <strong>Holz</strong>feuchte auf die einzelnen<br />

Rostzonen aufgeteilt. Ebenso wird die Rostelementgeschwindigkeit so eingestellt, um für den<br />

vorhandenen Brennstoff die optimalen Verweilzeiten in den Trocknungs-, Entgasungs- und<br />

Ausbrandzonen des Rostes zu erhalten.<br />

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Abb. 2: Seitenansicht eines Treppenrostes. Jede zweite Roststabreihe ist beweglich und<br />

kann über die feststehende Roststabreihe (rote Färbung) geschoben werden.<br />

Die zahlreichen Eingriffsmöglichkeiten, die eine Rostfeuerung bietet, und mit denen das<br />

Feuer auf dem Rost gezielt beeinflusst und an unterschiedliche <strong>Holz</strong>arten und <strong>Holz</strong>feuchten<br />

angepasst werden kann, werden dann zum Nachteil, wenn der Brennstoff sich ändert. Denn<br />

in diesem Fall müssen alle Einstellungen neu gefunden werden. Insbesondere bei schnell<br />

ändernder Feuchtigkeit der <strong>Holz</strong>schnitzel sind die Feuerraumtemperaturen und CO-<br />

Emissionen starken Schwankungen unterworfen, die nur schwer wieder eingeregelt werden<br />

können. Bei wechselnder Brennstoffbeschaffenheit ist der Verbrennungsprozess auf einem<br />

Rost schwer zu beherrschen.<br />

Für die Rostfeuerung sind vor allem Brennstoffe mit überwiegend stückiger Struktur geeig-<br />

net. Die üblichen Schnitzelgrössen liegen im Bereich von 50 bis 300 mm. Die Grössenvertei-<br />

lung der Schnitzel ist unkritisch, d.h. es kann ein breites Spektrum an Schnitzelgrössen auf<br />

den Rost aufgegeben werden. Auch die Verbrennung von unzerkleinerten, sperrigen <strong>Holz</strong>-<br />

resten wäre möglich, jedoch sind die in einem <strong>Holz</strong>kraftwerk eingesetzten Brennstoffförde-<br />

rungs- und Dosiereinrichtungen oftmals nicht dafür geeignet. Problematisch für eine Rost-<br />

feuerung sind jedoch sehr feine Brennstoffe. Besonders Sägemehl kann entweder unver-<br />

brannt durch die Roststäbe in den Ascheraum durchfallen, was den Ausbrand der Schlacke<br />

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verschlechtert, oder mit dem Abgas aus dem Feuerraum ausgetragen werden, was zu er-<br />

höhten CO-Emissionen führt.<br />

Für eine Rostfeuerung sind Brennstoffe mit einem Heizwert zwischen 8 und 16 MJ/kg geeig-<br />

net. Bei höheren Heizwerten wird die thermische Belastung eines luftgekühlten Rostes zu<br />

hoch. Insofern kann die Verbrennung von trockenem Altholz, dessen Heizwert auch mehr als<br />

16 MJ/kg betragen kann, zum Durchbrennen der Roststäbe führen. In Abbildung 3 ist ein<br />

luftgekühlter Rost gezeigt, dessen Roststäbe aufgrund zu hoher thermischer Beanspruchung<br />

verbrannt sind.<br />

Abb. 3: Verbrannte Roststäbe infolge zu hoher thermischer Belastung.<br />

Wurfschwebefeuerung (Spreader Stoker)<br />

Die Wurfschwebefeuerung, die auch als Spreader Stoker bezeichnet wird, zeichnet sich da-<br />

durch aus, dass die Verbrennung sowohl in Schwebe als auch auf einem Rost stattfindet. In<br />

Abbildung 4 ist eine Wurfschwebefeuerung gezeigt. Der Brennstoff wird mit Wurfapparaten<br />

(Spreader), von denen mehrere nebeneinander angeordnet sind, in den Feuerraum einge-<br />

worfen. Am Boden des Feuerraums befindet sich ein Wanderrost. Grosse Brennstoffpartikel<br />

haben eine lange Flugbahn und treffen auf der Hinterseite des Rosts auf, mittlere und kleine<br />

Partikel landen auf der Rostmitte bzw. auf der Frontseite des Rostes. Die Brennstoffteilchen<br />

werden also ihrer Grösse entsprechend auf dem Rost verteilt. Während ihres Fluges im Feu-<br />

<strong>Axpo</strong> <strong>Holz</strong> + Energie AG | Dr.-Ing. Markus Franz 4


erraum findet eine weitreichende Trocknung und Entgasung der Brennstoffpartikel statt, was<br />

eine sofortige Zündung beim Auftreffen auf dem Rost bewirkt.<br />

Der Wanderrost befördert das ca. 50-80 mm dünne, brennende Brennstoffbett mit einer sehr<br />

geringen Geschwindigkeit von ungefähr 1 Meter pro Stunde in Richtung des Schlackentrich-<br />

ters, der sich auf der Beschickungsseite des Feuerraums befindet. D.h. die Bewegungsrich-<br />

tung des Rostes ist der Wurfrichtung entgegengesetzt. Dadurch wird erreicht, dass die<br />

Brennstoffteilchen entsprechend ihrer Teilchengrösse die für einen vollständigen Ausbrand<br />

notwendige Verweilzeit auf dem Rost verbleiben. Die grossen, auf der Hinterseite des Ros-<br />

tes aufgetroffenen Brennstoffstücke, die den längsten Weg zurücklegen, haben auch die<br />

längste Verweilzeit für einen vollständigen Ausbrand zur Verfügung.<br />

Abb. 4: Wanderrost mit Wurfbeschickung.<br />

Infolge der Wurfbeschickung verbrennt der Feinanteil des Brennstoffs bereits im Flug und<br />

trifft erst gar nicht auf dem Rost auf. Die zur Zündung des Feinanteils notwendige Energie<br />

wird von der Ofenstrahlung geliefert. Auf diese Weise werden bereits 35-50% der Wärme im<br />

Feuerraum und nicht auf dem Rost freigesetzt werden. Dies ist ein wesentliches Charakteris-<br />

tikum und einer der Gründe für die kompakte Bauweise einer Wurfschwebefeuerung.<br />

Der Wanderrost ist als ein endlose Rostband ausgeführt, das über zwei Wellen umgelenkt<br />

wird. Der in Abbildung 6 dargestellte Wanderrost hat schuppenartig aufeinanderliegende<br />

Roststäbe, die um zwei Zapfen drehbar gelagert sind. Sobald sie über das hintere Umkeh-<br />

rende des Rosts gewandert sind, schwingen sie einzeln ohne Berührung miteinander nach<br />

unten aus, wobei Asche und Schlacke, die sich zwischen den Roststäben angesammelt ha-<br />

<strong>Axpo</strong> <strong>Holz</strong> + Energie AG | Dr.-Ing. Markus Franz 5


en, abgeworfen werden. Die gute Selbstreinigung des Rostes wird noch durch das Aufein-<br />

anderschlagen der Rostglieder beim Umkippen verstärkt.<br />

Abb. 6: Hinteres Umkehrende eines Schuppenwanderrostes.<br />

Es werden zwei Arten von Wurfapparaturen verwendet: mechanische und pneumatische. Die<br />

mechanischen Wurfapparate bestehen aus einem Schleuderrad mit mehreren auf einem<br />

Drehteller aufgesetzten Flügeln. Die Drehachse des Schleuderrades steht senkrecht. Der<br />

Brennstoff wird von oben auf das Schleuderrad aufgegeben und dann mit Hilfe der Flügel<br />

des Schleuderrades waagerecht in den Feuerraum eingeworfen. Durch Änderung der Dreh-<br />

zahl des Schleuderrades kann die Wurfweite eingestellt werden.<br />

Mechanische Verteiler haben sich jedoch in der Praxis nicht immer bewährt, da einerseits bei<br />

festen Brennstoffen das mit hoher Geschwindigkeit rotierende Schleuderrad einem hohen<br />

Verschleiss unterworfen ist, andererseits bei leichten und flockigen Biomassebrennstoffen<br />

die mechanischen Wurfapparate nicht zufriedenstellend funktionieren.<br />

Gebräuchlicher sind daher pneumatische Wurfbeschicker. Die Skizze eines pneumatischen<br />

Einblassystems ist in Abbildung 5 gezeigt. Der Brennstoff fällt auf eine Verteilerplatte, die mit<br />

einer Luftdüse angeblasen wird. Der Luftstrom reisst den Brennstoff mit sich in den Feuer-<br />

raum. In der Luftzuführung befindet sich eine rotierende Klappe, mit der eine für den Brenn-<br />

stoffwurf vorteilhafte pulsierende Luftströmung erzeugt wird. Über eine Einstellung des An-<br />

stellwinkels der Verteilerplatte kann zudem die Flugbahn des Brennstoffs korrigiert werden.<br />

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Abb. 5: Pneumatischer Wurfapparat mit Verteilerplatte zur Einstellung der Flugbahn.<br />

In Abbildung 7 ist das Zuteilsystem der dänischen Firma AET gezeigt. Der Brennstoff wird<br />

kontinuierlich aus einem Dosierbehälter mit drehzahlgeregelten Schnecken in Fallschächte<br />

dosiert. In den Fallschächten sind Zellradschleusen eingebaut, um den Feuerraum nach<br />

aussen hin abzudichten. Um mit Schnecken gut dosieren zu können, muss darauf geachtet<br />

werden, dass sie immer komplett gefüllt sind. Schneckendosierer sind ideal für Hackschnit-<br />

zel, arbeiten aber weniger zufriedenstellend bei flockiger oder faseriger Biomasse.<br />

Nach den Erfahrungen der dänischen Firma AET, die die Brennkammern ihrer Wurfschweb-<br />

efeurungen generell ohne Ausmauerung baut, wird man in einem Feuerraum ohne Mauer-<br />

werk und mit intensiver und turbulenter Verbrennung niedrige Emissionswerte erzielen, wenn<br />

die adiabatische Verbrennungstemperatur im Intervall von 1300-1400°C liegt. Falls die Tem-<br />

peratur über 1400°C liegt, wird die Bildung von thermischem NOX erhöht. Und falls die Tem-<br />

peratur unter 1300°C liegt, wird CO gebildet.<br />

<strong>Axpo</strong> <strong>Holz</strong> + Energie AG | Dr.-Ing. Markus Franz 7


Abb. 7: Zuteilsystem von AET für eine Wurfschwebefeuerung.<br />

Mit der Wurfschwebefeuerung können eine Vielzahl von Biomassebrennstoffen mit bis zu<br />

50% Feuchtigkeit und bis zu 45% Aschengehalt gefeuert werden. Das Heizwertspektrum<br />

reicht von 10 bis 17 MJ/kg. Weil ein Grossteil des Brennstoffs nicht auf dem Rost sondern im<br />

Schwebezustand verbrennt, sind hohe Rostflächenbelastungen über 2 MW/m 2 realisierbar.<br />

Jedoch gibt es gegenüber der Rostfeuerung strengere Anforderungen an die maximal zuläs-<br />

sige Brennstoffgrösse. Rund 80% der Brennstoffpartikel sollten eine Kantenlänge unter 100<br />

mm haben, damit die Beschickung mit den Wurfapparaten einwandfrei funktioniert. Und das<br />

Kornspektrum sollte relativ homogen zusammengesetzt sein, da die Schwebefeuerung ge-<br />

genüber der Rostfeuerung empfindlicher bei Änderungen der Brennstoffkörnung reagiert.<br />

Insgesamt sind die Unterschiede zur Rostfeuerung erheblich und ausschlaggebend für die<br />

Vorzüge, die eine Wurfschwebefeuerung hat. Aufgrund der Verbrennung in der Schwebe<br />

wird bei gleicher Rostfläche und Feuerraumvolumen fast doppelt so viel Wärme freigesetzt<br />

als bei einer Rostfeuerung. Dies ermöglicht eine sehr kompakte Bauweise. Ein weiterer be-<br />

sonderer Vorteil von Wurfschwebefeuerungen gegenüber Rostfeuerungen ist ihre Fähigkeit,<br />

Belastungsänderungen rasch folgen zu können. Die Kombination aus Schwebefeuerung und<br />

Rostverbrennung macht die Wurfschwebefeuerung zu einem dynamisch reaktionsfähigen<br />

System.<br />

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Wirbelschichtfeuerung<br />

Bei einer Wirbelschichtfeuerung wird der Brennstoff zusammen mit Sand von unten über ei-<br />

nen Düsenboden von der Verbrennungsluft angeströmt. Bei ausreichend hoher Strömungs-<br />

geschwindigkeit werden die Sandkörner und Brennstoffpartikel aufgewirbelt, und es bildet<br />

sich eine schwebende, fliessende Wirbelschicht aus. Die Schüttung aus Sand und Brennstoff<br />

befindet sich dann in einem vollständigen Schwebezustand, der charakteristisch für eine sta-<br />

tionäre Wirbelschicht (SWS) ist. Wird die Strömungsgeschwindigkeit soweit gesteigert, dass<br />

sie die Sinkgeschwindigkeit der Einzelpartikel erreicht, dann werden die Partikeln aus der<br />

Brennkammer ausgetragen. Man spricht dann von einer zirkulierenden Wirbelschicht (ZWS).<br />

In stationären Wirbelschichten, die mit niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten bis zu 2.5 m/s<br />

(Leerrohrgeschwindigkeit) betrieben werden, treten erhebliche Inhomogenitäten in Bezug auf<br />

die Porosität und die Durchströmungsgeschwindigkeit auf. Es bilden sich feststoffarme Gas-<br />

blasen, deren Aufstiegsgeschwindigkeit in der Regel von der Fluidgeschwindigkeit verschie-<br />

den ist. In zirkulierenden Wirbelschichten herrschen höhere Strömungsgeschwindigkeiten im<br />

Bereich von 4.5 bis 7 m/s. Dies führt dazu, dass der gesamte Brennraum mit einer Gas-<br />

Feststoff-Suspension ausgefüllt ist und es kein definiert abgegrenztes Wirbelbett und auch<br />

keine Gasblasen mehr gibt.<br />

Die SWS ist eher für kleinere Dampferzeuger mit Dampfleistungen unterhalb von 100 t/h ge-<br />

eignet. Im Vergleich zu einer ZWS kann eine SWS günstiger gebaut werden. Die Kostenvor-<br />

teile bestehen bei der preisgünstigeren Konstruktion, da der Kessel mit geringerer Höhe ge-<br />

baut werden kann und kein Zyklon notwendig ist, und bei dem geringeren Eigenverbrauch,<br />

da kleinere Ventilatoren ausreichend sind. Hingegen ist die ZWS wegen ihrer aufwändigeren<br />

Bauweise eine teure Technik, die daher erst ab einer bestimmten Kraftwerksgrösse wirt-<br />

schaftlich eingesetzt werden kann. ZWS-Dampferzeuger werden bis zu Dampfleistungen von<br />

2000 t/h gebaut.<br />

Abbildung 8 zeigt eine zirkulierende Wirbelschicht (ZWS) in der klassischen Bauart mit ei-<br />

nem Zyklon, der das wesentliche Unterscheidungsmerkmal einer ZWS gegenüber einer<br />

SWS ist. Die Strömungsgeschwindigkeit ist so hoch, dass Brennstoffpartikel zusammen mit<br />

Asche und Bettmaterial mit dem Rauchgasstrom aus der Brennkammer ausgetragen wer-<br />

den. Das heisse Rauchgas strömt mit einer Staubbeladung von 10-20 kg/Nm 3 in den Zyklon,<br />

in dem die Feststoffe abgeschieden und wieder in die Wirbelschicht zurückgeführt werden.<br />

Im Zyklon herrscht annähernd die gleiche Temperatur von etwa 850°C wie im gesamten<br />

Feuerraum. Zyklone sind die einzigen bei derart hohen Temperaturen grosstechnisch ein-<br />

setzbaren Staubabscheider.<br />

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Abb. 8: Zirkulierende Wirbelschicht mit Heisszyklon von Metso Power.<br />

In der Wirbelströmung des Zyklons werden die Rauchgase auf 25 bis 28 m/s beschleunigt.<br />

Durch die Fliehkräfte werden die Staubpartikel an die Wand des Zyklons ausgeschleudert,<br />

und fliessen dann in spiralförmigen Strähnen die Konuswand in den Staubsammelbehälter<br />

hinab, aus dem die heisse Asche in die Wirbelschicht zurück geführt wird. Der Abschei-<br />

degrad eines Zyklons für Staubpartikel über 100 μm liegt bei 99%. Die Abscheideleistung für<br />

feinere Partikeln ist allerdings nur mässig, denn diese können in die Kernströmung mitge-<br />

nommen und mit dem Rauchgas ausgetragen werden.<br />

Von der heissen Ascheschicht wird viel Wärme auf die Zyklonwand übertragen. Um den ho-<br />

hen Temperaturen widerstehen zu können und um die Wärmeverluste zu begrenzen, werden<br />

die Zyklone mit einer 500-600 mm dicken feuerfesten Ausmauerung ausgekleidet. Die Feu-<br />

erfestmaterialien sind durch die abrasiven Stäube, die mit hoher Geschwindigkeit auf die<br />

Zyklonwand auftreffen, einem starken Materialverschleiss unterworfen. Unter anderem we-<br />

gen der erforderlichen Zyklone ist eine ZWS kostspieliger als andere <strong>Feuerung</strong>ssysteme.<br />

Dabei sind nicht unbedingt die zusätzlichen Kapitalkosten relevant, sondern vielmehr die zu-<br />

sätzlichen Betriebskosten, die durch den Unterhalt der Feuerfestausmauerung verursacht<br />

werden.<br />

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Abb. 12: Kompakter ZWS-Kessel von Foster Wheeler.<br />

Die zirkulierende Wirbelschicht mit Heisszyklon wurde ursprünglich von der Firma Lurgi ent-<br />

wickelt. In den frühen 1990er Jahren wurde von Foster Wheeler eine neue Generation von<br />

ZWS-Kesseln eingeführt. Das Neuartige an der Konstruktion von Foster Wheeler war, dass<br />

man auf den externen, aufwendig aus einer Stahlhülle mit Feuerfestausmauerung gefertigten<br />

Heisszyklon verzichtete, und stattdessen den Zyklon in die Kesselkonstruktion integrierte.<br />

Die Staubabscheidung erfolgt also innerhalb des Dampferzeugers. In Abbildung 12 ist der<br />

kompakte ZWS-Kessel von Foster Wheeler dargestellt. Der Zyklon ist vollständig aus Memb-<br />

ranwänden aufgebaut, die in einer oktogonalen Form direkt an der Brennkammerwand an-<br />

gebracht sind. Die Rauchgase strömen durch einen schlitzförmige Öffnung in den Zyklon, in<br />

dem sich zur Erzeugung der erforderlichen Drehströmung ein Tauchrohr befindet. Sand und<br />

Asche sedimentieren zur äusseren Wand hin und werden in einem direkt an der Brennkam-<br />

merwand positionierten Kanal in den unteren Bereich des Feuerraums zurückgeführt. Erwar-<br />

tungsgemäss verschlechtert sich das Abscheidevermögen durch die suboptimale Zyklonge-<br />

ometrie und erreicht nicht die Werte eines konusförmigen Zyklons.<br />

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In die Sandrückführung wird von Foster Wheeler ein als Bettwärmetauscher ausgeführter<br />

HD-Überhitzer eingebaut. Die Anordnung des Endüberhitzers an dieser Stelle bietet den Vor-<br />

teil, dass er nicht mit korrosiven Rauchgasen in Berührung kommt und dadurch sogar bei<br />

Altholzfeuerungen Überhitzungstemperaturen von 500°C möglich sind.<br />

Abb. 9: Düsenboden von Babcock-Wilcox für eine stationäre Wirbelschicht.<br />

Zur gleichmässigen Verteilung der Luft am Boden der Wirbelschicht werden Düsenböden<br />

eingesetzt, die je nach Hersteller in unterschiedlichen Bauformen ausgeführt werden. Die<br />

Abbildungen 9 und 10 zeigen einen Düsenboden von Babcock-Wilcox für eine stationäre<br />

Wirbelschicht. Dieser Düsenboden ist aus zahlreichen, einzelnen Luftdüsen aufgebaut. Pro<br />

Quadratmeter sind 60-80 Düsen angebracht, entsprechend einem Düsenabstand von 100-<br />

150 mm. Die aus einem Rohrstück mit einem nach oben geschlossenen Kopfstück beste-<br />

henden Luftdüsen sind an ein gemeinsames Luft-Verteilerrohr angeschweisst. Etwa 25 mm<br />

unterhalb des Kopfendes sind auf zwei Ebenen schräg nach unten gerichtete Bohrungen mit<br />

1.5 mm Durchmesser über den Umfang verteilt. Die Luftdüsen sind aus einem wärmebe-<br />

ständigen Edelstahl gefertigt, damit sie den hohen Temperaturen standhalten, die dann auf-<br />

treten, wenn die Wirbelschichtfeuerung abgefahren wird und das heisse Sandbett auf die<br />

Düsen absinkt, ohne dass eine kühlende Luftströmung vorhanden ist.<br />

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Abb. 10: Düsenboden einer Wirbelschichtfeuerung.<br />

Eine völlig andere Konstruktion des Düsenbodens für eine SWS zeigt Abbildung 11. Statt<br />

einzelner Luftdüsen ist der Düsenboden aus parallel nebeneinander liegenden Düsenstan-<br />

gen aufgebaut. Die Düsenstangen haben auf der Unterseite Luftöffnungen, aus denen die<br />

Luft schräg nach unten ausströmt. Bei dieser Konstruktion wurde darauf geachtet, dass der<br />

Abstand der Düsenstangen entsprechend gross ist, damit Störstoffe durch den Düsenboden<br />

nach unten durchtreten können. Unterhalb des Düsenbodens sind Abzugstrichter angeord-<br />

net, über die Störstoffe ausgetragen werden. Der in Abbildung 11 gezeigt Düsenboden hat<br />

eine Fläche von 4x6 Meter, auf der eine <strong>Feuerung</strong>swärmeleistung von 30 MW freigesetzt<br />

wird.<br />

Vor dem Anfahren der Wirbelschicht sind die Trichter bis zu den Luftdüsen bzw. Düsenstan-<br />

gen mit Sand gefüllt. Im Betriebzustand, wenn die Luftdüsen ihren vollen Druck entwickeln,<br />

schwillt das fluidisierte Sandbett bis auf eine Höhe von 1200 mm oberhalb der Luftdüsen an.<br />

Wirbelschichten haben einen sehr viel höheren Druckverlust als Rostfeuerungen, weswegen<br />

leistungsstärkere Luftgebläse erforderlich sind, die den Eigenstrombedarf der <strong>Feuerung</strong> er-<br />

höhen.<br />

Ein Wirbelschichtbett besteht überwiegend aus Bettmaterial (Sand und Bettasche) und ent-<br />

hält meist nur 1-3 Gew.-% Brennstoff. Als Bettmaterial wird üblicherweise Quarzsand mit ei-<br />

ner Korngrösse von 0.5 – 1.5 mm verwendet. Die abrasiven Sandkörner werden in der Wir-<br />

belschicht zermahlen und müssen daher permanent ersetzt werden. Der Sandverbrauch ei-<br />

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ner stationären Wirbelschicht liegt je nach Anlage bei 30 bis 50 kg/h. Die abrasive Wirkung<br />

der Sandkörner sorgt andererseits auch dafür, dass die Feuerraumwände einer Wirbel-<br />

schicht immer sauber bleiben und die von Rostfeuerung bekannten Anbackungen und Ver-<br />

schlackungen des Feuerraums nicht auftreten.<br />

Ein Nachteil der Wirbelschichtfeuerung sind die deutlich höheren Aschemengen, die in einer<br />

Wirbelschicht erzeugt werden. Die wirbelnden Sandkörner bewirken einen starken Abrieb,<br />

wodurch auch Schlackepartikel fein zermahlen und mit dem Abgas aus der Wirbelschicht<br />

ausgetragen werden. Damit verbunden ist ein Anstieg der Entsorgungskosten, da Flugasche<br />

zu höheren Kosten als Schlacke entsorgt werden muss.<br />

Abb. 11: Düsenboden einer stationären Wirbelschicht im <strong>Holz</strong>kraftwerk Neubrücke.<br />

Aufgrund der Wärmespeichermasse des inerten Sandes bieten Wirbelschichtfeuerungen ei-<br />

ne grosse Flexibilität hinsichtlich des Heizwertes der einzusetzenden Brennstoffe. Es können<br />

sowohl feuchte Rinde und stark wasserhaltige Schlämme mit niedrigen Heizwerten einge-<br />

setzt werden, als auch heizwertreiche Abfälle aus der Papier und Zellstoffindustrie. Das<br />

Heizwertspektrum reicht von 6 bis 30 MJ/kg. Vor allem aber sind Wirbelschichtfeuerungen<br />

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für Brennstoffe mit hohen Heizwerten geeignet, da der Brennraum aufgrund der hohen Leis-<br />

tungsdichte kompakter dimensioniert werden kann als der Feuerraum einer Rostfeuerung.<br />

Die Nachteile einer Wirbelschichtfeuerung entstehen vor allem durch die hohen Anforderun-<br />

gen, die an die Stückgrösse und Grössenverteilung des Brennstoffs gestellt werden müssen.<br />

Um eine möglichst homogene Fluidisierung in der Wirbelschicht zu erreichen, d.h. Brenn-<br />

stoffpartikel und Sandkörner müssen eine ähnliche Sinkgeschwindigkeit im Strömungsfeld<br />

haben, müssen in einer Wirbelschicht kleinere Brennstoffpartikel mit einer schmäleren Grös-<br />

senverteilung (typisch 90% < 75 mm) eingesetzt werden als in einer Rostfeuerung. Eine Wir-<br />

belschicht reagiert sehr empfindlich gegenüber Änderungen der Brennstoffgrösse, die daher<br />

möglichst genau eingehalten werden muss. Wegen der hohen Anforderungen an die Homo-<br />

genität der Brennstoffpartikel ist bei einer Wirbelschichtfeuerung fast immer auch eine<br />

Brennstoffaufbereitungsanlage für die Zerkleinerung und Klassierung des Brennstoffs erfor-<br />

derlich. Durch diesen zusätzlichen technischen und energetischen Aufwand sind die Brenn-<br />

stoffkosten für eine Wirbelschichtfeuerung generell höher als bei einer Rostfeuerung.<br />

Die gute Durchmischung von Brennstoff und Verbrennungsluft und der um ein Vielfaches<br />

bessere Wärmetransport in einer Wirbelschicht führen zu einer homogenen Temperaturver-<br />

teilung im gesamten Verbrennungsraum und zu hohen Leistungsdichten. Durch die gleich-<br />

mässigen und relativ niedrigen Verbrennungstemperaturen von typischerweise 850°C wer-<br />

den in einer Wirbelschichtfeuerung keine thermischen Stickoxide gebildet. Dennoch entste-<br />

henden Stickoxide, die durch Oxidation von Brennstoffstickstoff gebildet werden. Das theore-<br />

tische NOX-Bildungspotential pro Prozent Brennstoffstickstoff beträgt 3'800 mg/Nm 3 . Auf-<br />

grund der bei Wirbelschichtfeuerungen üblichen gestuften Verbrennungsführung herrschen<br />

in der Wirbelschicht unterstöchiometrische Bedingungen, die zu erhöhten Gehalten von Koh-<br />

lenstoff und Kohlenmonoxid führen. Diese wirken als starke Reduktionsmittel, welche die<br />

Stickoxide grösstenteils zu elementarem Stickstoff reduzieren. Die einer Wirbelschicht inhä-<br />

renten physikalischen und chemischen Prozesse machen die Wirbelschichtfeuerung zu einer<br />

emissionsarme Verbrennungstechnologie. Im Vergleich zu einer Rostfeuerung mit ihren un-<br />

gleichmässigen Verbrennungsabläufen, die durch lokale Überhitzungen und Unterkühlungen<br />

zur starken Bildung von Schadstoffen führen können, sind die resultierenden NOX-<br />

Konzentrationen nach einer Wirbelschichtfeuerung deutlich tiefer. Typische NOX-<br />

Konzentration in den Rauchgasen von Wirbelschichtfeuerungen bei 6% Sauerstoff sind:<br />

SWS: < 400 mg/Nm 3<br />

ZWS: < 200 mg/Nm 3<br />

Bei der stationären Wirbelschichtfeuerung ist anzustreben, dass ein möglichst hoher Anteil<br />

des Brennstoffs im Sandbett verbrennt. Der Anteil der im Bett freigesetzten Verbrennungs-<br />

wärme wird als Wärmeentbindung bezeichnet. Eine hohe Wärmeentbindung lässt sich durch<br />

eine gute Durchmischung von Brennstoff in der Wirbelschicht realisieren. Für die Durchmi-<br />

schung entscheidend sind die Grösse und Dichte des Brennstoffs sowie der Fluidisierungs-<br />

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faktor der Wirbelschicht. Der Brennstoff mit der höheren Dichte weist eine bessere Wärme-<br />

entbindung auf als derjenige mit der geringeren Dichte. Ebenso steigt die Wärmeentbindung<br />

mit zunehmendem Fluidisierungsfaktor.<br />

Die Verfeuerung von leichten und flockigen Biomassebrennstoffen wie beispielsweise Reis-<br />

schalen, Sonnenblumenschalen, Rapsschalen, Weizenkleine oder Strohhäcksel in einer sta-<br />

tionären Wirbelschicht kann daher problematisch sein, da deren Einmischung in das Wirbel-<br />

bett meist nicht gut gelingt. Infolge der Feinkörnigkeit und der geringen Dichte tendieren die-<br />

se Brennstoffe dazu, aus dem Wirbelbett ausgetragen zu werden. Sie schwimmen entweder<br />

auf der Bettoberfläche auf oder werden bis ins Freeboard getragen. Es entsteht dann ein so-<br />

genanntes Oberfeuer, d.h. es kommt zu einer Verbrennung auf der Wirbelschicht oder im<br />

Freeboard. Es ist schwierig, die Betttemperatur zu halten, wenn die Verbrennungswärme im<br />

Freeboard freigesetzt wird, ohne dass eine Wärmeübertragung ans Bett stattfindet.<br />

Parameter SWS ZWS<br />

Temperatur 800 - 950°C 800 - 950°C<br />

Kesselleistung < 150 t/h 100 - 2'000 t/h<br />

Leerrohrgeschwindigkeit 1.8 – 2.5 m/s 4.5 - 7.0 m/s<br />

Ausbrand 92 - 96% 98 - 99%<br />

Korngrösse des Sandes 0.5 - 1.5 mm 0.1 - 0.3 mm<br />

Wärmefreisetzung (Flächenbelastung) 1.5 MW/m 2 5 - 7 MW/m 2<br />

Druckverlust 0.05 - 0.1 bar 0.1 - 0.2 bar<br />

Bettdichte 720 kg/m 3 -<br />

Primärluft/Sekundärluft 90/10 60/40<br />

Eigenverbrauch 27-33 kW/MWth 26 kW/MWth<br />

Verweilzeit (Wirbelbett und Freeboard) 2.5 - 3.0 sec 4.0 - 5.5 sec<br />

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Fazit<br />

Die Wahl für das eine oder andere <strong>Feuerung</strong>ssystem richtet sich nach der vorgesehenen<br />

<strong>Feuerung</strong>swärmeleistung und des zur Verfügung stehenden Brennstoffs. Das chemische<br />

und physikalische Verhalten eines Brennstoffs sowie seine Körnigkeit bzw. Konsistenz stel-<br />

len an die <strong>Feuerung</strong>stechnik ganz bestimmt Anforderungen. Eine gewisses <strong>Feuerung</strong>ssys-<br />

tem eignet sich daher für manche Brennstoffsorten besser als eine anderes.<br />

Die Rostfeuerung hat ihre Stärken bei grobkörnigen Biomassebrennstoffen und vor allem bei<br />

heterogenen, problematischen, abfallähnlichen Altholzbrennstoffen, weil die Anforderungen<br />

an die Aufbereitung der Brennstoffe minimal sind und weil sich die Technik durch eine robus-<br />

te und betriebssichere Konstruktion auszeichnet. Eine Schwäche der Rostfeuerung ist die<br />

schwierige Verbrennungsführung bei schnell wechselnder Brennstoffbeschaffenheit. Trotz<br />

komplizierter Regelsysteme sind immer wieder Eingriffe des Betriebspersonals nötig, um po-<br />

tentielle Schadstoffquellen, wie heisse Stellen oder die Bildung von Löchern im Feuer zu<br />

vermeiden. Viele Betreiber klagen auch immer wieder über zahlreich Betriebsprobleme mit<br />

Rostfeuerungen wegen enormen Schlackenbildungen an den Feuerraumwänden.<br />

Die gleichzeitige Verwendung verschiedener Biomassebrennstoffe mit stark unterschiedli-<br />

chen Eigenschaften ist in Wirbelschichten am problemlosesten möglich. Wirbelschichtfeue-<br />

rungen sind den Rostfeuerungen deutlich überlegen, wenn Brennstoffe mit einem hohen<br />

Wassergehalt, oder einem hohen Aschengehalt, oder mit einem geringen Gehalt an flüchti-<br />

gen Bestandteilen zu verbrennen sind. In dem heissen und turbulenten Sandbett einer stati-<br />

onären als auch zirkulierenden Wirbelschicht werden solcherart schlechte Brennstoffe mit<br />

angemessener Verweilzeit genügend getrocknet, um dann leicht zu zünden und vollständig<br />

auszubrennen. Brennstoffe mit sehr geringen Heizwerten von weniger als 6 MJ/kg können<br />

noch in einer Wirbelschicht verbrannt werden.<br />

Die Wurfschwebefeuerung vereint Merkmale der Rostfeuerung und der Wirbelschichtfeue-<br />

rung. Wie in einer Wirbelschicht wird der Brennstoff teilweise in der Schwebe verbrannt,<br />

gleichwohl befindet sich am Boden der Brennkammer auch ein Rost, auf dem der übrige Teil<br />

des Brennstoffes verbrennt. Mit Wurfschwebefeuerungen werden fast sämtliche Biomasse-<br />

brennstoffe verfeuert, die sich für die Wurfbeschickung eignen, besonders jedoch <strong>Holz</strong>hack-<br />

schnitzel zusammen mit <strong>Holz</strong>staub. Es muss darauf geachtet werden, dass stets ein Basis-<br />

feuer auf dem Rost vorhanden ist, damit der in Schwebe befindliche Feinanteil sicher zünden<br />

kann. Ebenso ist eine gleichbleibende Korngrössenverteilung des Brennstoffs wichtig, was<br />

bedeutet, dass <strong>Holz</strong> und Staub sehr sorgfältig gemischt werden müssen. Denn die Erfahrung<br />

hat gezeigt, dass es bei schlechter Mischgüte zu Verpuffungen im Feuerraum kommen kann.<br />

Die Wurfschwebefeuerung ist zudem ein sehr dynamisches Verbrennungssystem, das sehr<br />

flexibel auf Laständerungen reagieren kann.<br />

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Wurfschwebefeuerungen und Wirbelschichten haben generell höhere Anforderungen an die<br />

Brennstoffqualität. Der Brennstoff muss im Vergleich zur Rostfeuerung feinkörniger sein und<br />

sollte vor allem eine möglichst einheitliche Korngrössenverteilung haben. In der Regel muss<br />

der Brennstoff dafür zusätzlich aufbereitet werden, was Mehrkosten verursacht. Auch gibt es<br />

Biomassebrennstoff, die oftmals zu leicht und zu flockig sind, um in einer Wirbelschicht effi-<br />

zient verbrannt zu werden, da diese Brennstoffe nicht im Wirbelbett bleiben, sondern ins<br />

Freeboard ausgetragen werden.<br />

<strong>Feuerung</strong>swärme-<br />

leistung<br />

Brennstoffheizwert 8 - 11 MJ/kg mit Verwendung<br />

von vorge-<br />

Rostflächen-<br />

belastung<br />

Stückigkeit der<br />

Brennstoffe<br />

zulässiger Stauban-<br />

teil < 1 mm<br />

Vorschubrost Wurfschwebe-<br />

feuerung<br />

Wirbelschicht<br />

10 - 70 MW 10 - 110 MW 50 - 400 MW<br />

wärmterVerbrennungs- luft;<br />

11 - 16 MJ/kg mit Ver-<br />

wendung von Rauch-<br />

gas-Rezirkulation<br />

10 - 13 MJ/kg mit Ver-<br />

wendung von vorge-<br />

wärmterVerbren- nungsluft;<br />

13 - 17 MJ/kg mit Ver-<br />

wendung von Rauch-<br />

gas-Rezirkulation<br />

6 - 30 MJ/kg<br />

< 0.85 MW/m 2 1.3 - 2.0 MW/m 2 1.5 - 7 MW/m 2<br />

überwiegend grobstü-<br />

ckige Struktur, d.h. ca.<br />

80% haben ca.<br />

250x50x25 mm Kanten-<br />

länge;<br />

Brennstoffhomogenität<br />

weniger kritisch<br />

überwiegend kleinstückige Struktur, d.h. 80%<br />

haben ca. 100x25x25 mm Kantenlänge;<br />

hohe Brennstoffhomogenität erforderlich<br />

< 5% < 10% < 20%<br />

Aufbereitung 1-stufig mit Vorbrecher 2-stufig mit Vorbrecher und Nachzerkleinerung<br />

Luftzahl 1.6 1.25 1.25 - 1.3<br />

Primärluft 60% 30% 20%<br />

Sekundärluft 40% 70% 80%<br />

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Die vorgestellten <strong>Feuerung</strong>stechnologien haben auch deutliche und für den richtigen<br />

Einsatzbereich massgebende Unterschiede in ihren feuerungstechnischen Leistungsgrös-<br />

sen. Die auf praktischen Erfahrungen basierenden thermischen Feuerraumbelastungen<br />

betragen bei Rostfeuerungen ca. 100-200 kW/m 3 . In Wirbelschichten können hingegen 10-<br />

fach höhere Leistungsdichten realisiert werden. Um die Rostwärme- und Feuerraumbelas-<br />

tung einer Rostfeuerung auf den zulässigen Bereich zu begrenzen, müssen Feuerrost und<br />

Feuerraum entsprechend gross dimensioniert werden. Das bedeutet, das Einsatzgebiet der<br />

Rostfeuerung endet bei <strong>Feuerung</strong>swärmeleistungen von etwa 70 MWth. Wurfschwebefeue-<br />

rungen werden bis etwa 110 MWth gebaut und Wirbelschichtfeuerungen können aufgrund<br />

sehr viel höherer Feuerraumbelastungen mit <strong>Feuerung</strong>swärmeleistungen bis 400 MW th ge-<br />

baut werden.<br />

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