NJW Neue Juristische Wochenschrift
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6* <strong>NJW</strong> 2001, Heft 14 Beilage<br />
Regelungen fçr die Mediendienste. Allerdings enthålt<br />
§ 20MDStV einen umfangreichen Katalog von Ordnungswidrigkeiten-Tatbestånden,<br />
die Datenschutzverletzungen<br />
sanktionieren, wåhrend entsprechende Vorschriften<br />
im TDDSG fehlen. Dies wird von datenschutztreu<br />
arbeitenden Unternehmen und von Wirtschaftsverbånden<br />
als Wettbewerbsbenachteiligung gegençber solchen Unternehmen<br />
empfunden, die sich an die Bestimmungen des<br />
TDDSG halten 16 . Rechtsprechung zur Frage, in wieweit<br />
das Wettbewerbsrecht hier greifen kann, fehlt allerdings<br />
bislang. Das TDDSG ist nicht nur vom MDStV, sondern<br />
auch von der TDSV 17 und vom BDSG 18 abzugrenzen. Die<br />
seit långerem anstehende Novellierung des BDSG 19 soll<br />
der Forderung nach græûerer Transparenz und Vereinheitlichung<br />
des Datenschutzrechts Rechnung tragen; åhnliche<br />
Bestrebungen existieren auf der Ebene der Lånder bei der<br />
Vereinheitlichung der Landesdatenschutzgesetze. Mangels<br />
einer spezifischen Datenschutz-Rechtsprechung zum Internetrecht<br />
und wegen der zu erwartenden gesetzlichen<br />
Neuregelungen enthålt diese Rechtsprechungs-Ûbersicht<br />
keinen eigenen Abschnitt zum Datenschutzrecht.<br />
Das Signaturgesetz wurde bereits kurz nach seinem Inkrafttreten<br />
durch die Signaturverordnung 20 ergånzt. Wesentliche<br />
Ønderungen sind erforderlich im Zug der Harmonisierung<br />
des EU-Binnenmarktes in diesem Bereich<br />
aufgrund der Signaturrichtlinie vom 13. 12. 1999. 21 Eine<br />
erste Umsetzung in deutsches Recht findet sich in der Ausgestaltung<br />
des Widerrufsrechts nach § 316 a BGB (neu)<br />
durch das FernAbsG 22 .<br />
Das im Gesetzgebungsverfahren befindliche Gesetz zur<br />
Reform des Verfahrens bei Zustellungen im gerichtlichen<br />
Verfahren (Zustellungsreformgesetz ± ZustRG) 23 sieht in<br />
§ 174 III ZPO-E die Zustellung u. a. an Anwålte durch<br />
mit elektronischer Signatur versehenes elektronisches Dokument<br />
(also wohl vor allem E-Mail) sowie das Empfangsbekenntnis<br />
durch elektronisches Dokument ohne<br />
vorgeschriebene elektronische Signatur vor. Ein erster Ansatz,<br />
Mittel elektronischer Kommunikation fçr Gerichtsverfahren<br />
einzusetzen, stellt ein seit 2. 8. 1999 beim FG<br />
Hamburg laufender Feldversuch mit digitaler Schriftsatz-<br />
Ûbermittlung und elektronischer Akte dar 24 .<br />
Die technische Entwicklung fçhrt immer mehr zu einer<br />
Konvergenz der Medien 25 . So lassen sich Radio- und<br />
Fernsehsendungen komplett oder çberarbeitet 26 çber das<br />
Internet çbertragen, was durch wachsende Ûbertragungsgeschwindigkeiten<br />
erleichtert wird; die Musikindustrie<br />
beklagt die leichte Mæglichkeit, aus Musik-CDs komprimierte<br />
MP3 27 -Dateien mit Hilfe von im Internet kostenlos<br />
erhåltlichen Programmen herzustellen und weltweit çber<br />
das Internet jedermann çber Diensteanbieter wie Napster.com<br />
zum privaten Tausch durch Download 28 zur Verfçgung<br />
zu stellen 29 . Øhnlich erhebliche Auswirkungen<br />
sind aufgrund neuer Mæglichkeiten der Komprimierung<br />
digitaler Videodateien im neuen Mpeg-4-Format auf die<br />
Filmindustrie zu erwarten, wenn ganze Kinofilme in Fernsehqualitåt<br />
oder zumindest in einer bei VHS-Videorecordern<br />
çblichen Qualitåt çber das Internet illegal zum Abruf<br />
angeboten werden kænnen.<br />
Das Telefonieren çber das Internet wird eine ståndig<br />
zunehmende Bedeutung gewinnen; in einigen Jahren wird<br />
dies weltweit çber Internet-Technologien çblcih sein, geeignete<br />
Geråte sind bereits im Handel. Zeitungen und<br />
Zeitschriften haben långst umfangreiche Online-Abteilungen,<br />
und es spricht wenig gegen die Annahme, dass Zeitungen<br />
in wenigen Jahren çber das Internet verbreitet<br />
werden. Erste Beispiele wie die Financial Times Deutschland<br />
existieren bereits 30 ; gleiches gilt fçr nur noch elektronisch<br />
publizierte Bçcher 31 Erste Internet-Radiosender sind<br />
im Berichtszeitraum schon gegrçndet worden. Auch werden<br />
heute schon Internet-Angebote und E-Mails auf moderne<br />
Handys çbermittelt. Nur erste Anfånge erlaubt die<br />
gegenwårtig vorhandene WAP-Technik 32 bei Verwendung<br />
entsprechend ausgestatteter Handys. <strong>Neue</strong> wesentlich<br />
schnellere Techniken mobiler Datençbertragung ± man<br />
denke an die im Sommer 2000 fçr knapp 100 Mrd. DM<br />
versteigerten UMTS 33 -Lizenzen 34 ± werden diese Entwicklung<br />
forcieren. Mobiltelefone entwickeln sich damit<br />
zu Internet-fåhigen Geråten, worauf sich die Geråtehersteller<br />
und der Versandhandel mit dem Schlagwort ¹M-<br />
Commerce`` 35 einstellen. Auch Fernsehgeråte und sogar<br />
Kçhlschrånke sind bereits mit Internet-Technologie lieferbar.<br />
Moderne Faxgeråte haben bereits E-Mail Funktionen<br />
eingebaut, um Telefaxe an E-Mail Empfånger senden und<br />
eingegangene E-Mails ausdrucken zu kænnen. Dies alles<br />
zeigt, dass mit der Konvergenz der Medien eine Konvergenz<br />
der Geråte einher geht, beides mit weit gehenden<br />
rechtlichen Fragestellungen wie zum Beispiel Lizenzierungspflichten<br />
im Fernmeldebereich und Rundfunkgebçhrenpflichten<br />
fçr Internet-fåhige Endgeråte. Der Gesetzgeber<br />
wird hieraus einschneidende Konsequenzen ziehen<br />
mçssen. Die gegenwårtige Aufteilung in Tele- und Mediendienste<br />
auf der einen Seite und die durch das TKG<br />
geregelte Telekommunikation auf der anderen Seite wird<br />
16) Vgl. BT-Dr 14/1191, 15.<br />
17) Verordnung çber den Datenschutz fçr Unternehmen, die Telekommunikationsdienstleistungen<br />
erbringen (Telekommunikationsdienstunternehmen-Datenschutzverordnung<br />
± TDSV) v. 12. 7. 1996, BGBl I,<br />
982. Die Novellierung der TDSV unter Berçcksichtigung der ISDN-<br />
Richtlinie v. 15. 12. 1997 ist am 21. 12. 2000 in Kraft getreten (TDSV<br />
vom 18. 12. 2000, BGBl I, 1740). Zur neuen TDSV vgl. Koenig/Neumann,<br />
K&R 2000, 417.<br />
18) BDSG v. 21. 1. 1977, BGBl I, 201.<br />
19) Hierbei soll die Hierbei soll die Richtlinie 95/46/EG des Europåischen<br />
Parlaments und des Rates vom 24. 10. 1995 zum Schutz natçrlicher<br />
Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum<br />
freien Datenverkehr (EG-Datenschutzrichtlinie) umgesetzt werden.<br />
20) Verordnung zur digitalen Signatur (Signaturverordnung ± SigV) v.<br />
22. 10. 1997, BGBl I, 2498, nach § 19 in Kraft getreten am 1. 11. 1997.<br />
21) Ein kçnftiges ¹Gesetz çber Rahmenbedingungen fçr elektronische<br />
Signaturen`` sowie eine darauf beruhende neue Signaturverordnung<br />
werden federfçhrend vom BMWi erarbeitet.<br />
22) Vgl. hierzu Kap. II 2 c.<br />
23) RegE v. 18. 8. 2000, BR-Dr 492/00.<br />
24) Vgl. hierzu Beckmann, Anwalt 2000, 36.<br />
25) Vgl. auf der Ebene der EU: Grçnbuch zur Konvergenz der Branchen<br />
Telekommunikation, Medien und Informationstechnologie und ihren ordnungspolitischen<br />
Auswirkungen ± Ein Schritt in Richtung Informationsgesellschaft,<br />
KOM (97) 623, 10; hierzu Bartosch, ZUM 1998, 209; Scheja,<br />
CR 1998, 358; allg. zur Konvergenz Holznagel, MMR-Beilage 9/1998,<br />
12; Knothe, K&R 1998, 95; Ulbrich, K&R 1998, 100; Koenig, K&R<br />
2000, 1; Callies/Jaecks, K&R 2000, 185; Beese/Merkt, MMR 2000, 532.<br />
26) Zur Nutzung einer Fernsehproduktion im Internet aus urheberrechtlicher<br />
Sicht vgl. LG Mçnchen I, <strong>NJW</strong>-RR 2000, 1148 = MMR<br />
2000, 291 m. Anm. Castendyk.<br />
27) Kurzform von: MPEG-1, Layer 3; dieses Komprimierungsverfahren<br />
eignet sich ganz besonders, um Musik Platz sparend zu speichern<br />
und/oder Zeit sparend zu çbermitteln. Bei einer Tonqualitåt, die nahe<br />
der Musik-CD liegt, kænnen etwa acht bis zehn Stunden Musik auf einer<br />
CD-Rom gespeichert werden.<br />
28) Zu Rechtsfragen der Musikpiraterie im Internet vgl. Mænkemæller,<br />
GRUR 2000, 663; Cichon, K&R 1999, 547.<br />
29) Mæglicherweise wird die urheberrechtliche Problematik durch<br />
Umstellung von Napster und anderen auf kostenpflichtige Angebote auf<br />
vertraglicher Grundlage mit der Musikindustrie gelæst.<br />
30) Jungermann/Heine, CR 2000, 526, 530 Fn. 47.<br />
31) Erstes Beispiel des ¹eBook``: der Roman ¹Riding the Bullet`` von<br />
Stephen King.<br />
32) Abkçrzung fçr: Wireless Application Protocol. Nåhere Informationen:<br />
www.wap-forum. de.<br />
33) Abkçrzung fçr: Universal Mobile Telecommunication System.<br />
34) Zu Rechtsfragen im Zusammenhang mit UMTS vgl. Heilbock,<br />
MMR 1999, 23; Impfing, in: Spindler (Hrsg.), Vertragsrecht der TK-<br />
Anbieter (2000), Teil II Rdnr. 11.<br />
35) Abkçrzung fçr ¹Mobile Commerce`` in Abgrenzung zum per PC<br />
abgewickelten E-Commerce.