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NJW Neue Juristische Wochenschrift

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Beilage <strong>NJW</strong> 2001, Heft 14 11*<br />

und fehlenden oder eingeschrånkten Speicherungsmæglichkeiten<br />

auf dauerhaften Datentrågern.<br />

Zum Btx-System hatte eine Reihe von Gerichten 76 gefordert,<br />

der Umfang der Geschåftsbedingungen mçsse<br />

stark eingeschrånkt sein, um die Zumutbarkeit der Kenntnisnahme<br />

durch den Kunden noch feststellen zu kænnen.<br />

Der Text dçrfe nur wenige Bildschirmseiten umfassen,<br />

wobei systembedingt lediglich 24 Zeilen zu je 40Zeichen<br />

in diesem System darstellbar sind.<br />

Das LG Osnabrçck 77 fordert fçr die Zumutbarkeit der<br />

Kenntnisnahme, dass die AGB aus dem Eingangsmenç<br />

heraus abrufbar sind und nur aus wenigen Såtzen bestehen.<br />

Eine direkte Zugriffsmæglichkeit von der Bestellseite<br />

aus wird vom LG Osnabrçck also nicht gefordert.<br />

Nach Auffassung des OLG Kæln 78 schafft der Hinweis<br />

in der Eingangsseite eines kommerziellen Btx-Programms<br />

auf die AGB des Anbieters bei gleichzeitiger Angabe einer<br />

bestimmten Zahlenkombination, unter der diese eingesehen<br />

werden kænnen, fçr den Nutzer des Programms die<br />

Mæglichkeit zumutbarer Kenntnisnahme. Dies setzt allerdings<br />

voraus, dass es sich um relativ kurze Texte handelt,<br />

die çbersichtlich und klar gegliedert sind und sich problemlos<br />

abrufen lassen. Bei den konkreten Bedingungen mit<br />

15 Ziffern auf 7 Bildschirmseiten sah das OLG Kæln diese<br />

Bedingungen als erfçllt an, weil die wichtigste Klausel zur<br />

Hæhe des Nutzungsentgelts als erste Ziffer mit erhæhtem<br />

Aufmerksamkeitswert fçr den Leser platziert war.<br />

Diese Entscheidungen zum nichtgrafischen Btx-System<br />

kænnen nicht unkritisch auf das Internet angewendet werden.<br />

Da im grafischen Darstellungsstandard eine nahezu<br />

vællige Freiheit der optischen Darstellung besteht und der<br />

Text unabhångig von seiner Långe ohne Beschrånkung<br />

auf eine Zeilenzahl mit der jederzeitigen Mæglichkeit fçr<br />

den Leser, beliebig hin und her zu scrollen, auf einer Seite<br />

wiedergegeben werden kann, sind richtigerweise fçr Internet-Angebote<br />

keine so strengen Anforderungen an die<br />

Långenbeschrånkung zu stellen wie sie von der Rechtsprechung<br />

zum Bildschirmtext entwickelt worden sind.<br />

Andererseits mçssen Anforderungen an die Lesbarkeit<br />

gestellt werden, was die grafische Gestaltung der gesamten<br />

Seite und beispielsweise die Schriftgræûe betrifft.<br />

b) Schriftform-Erfordernisse. Zahlreiche Gesetze verlangen<br />

im Vertragsrecht eine Erklårung in Schriftform,<br />

also gem. § 126 BGB die eigenhåndige Namensunterschrift<br />

oder das notariell beglaubigte Handzeichen.<br />

Rechtsfolge des Formverstoûes ist die Nichtigkeit. Die<br />

Ûbersendung einer Abbildung der Erklårung einschlieûlich<br />

Unterschrift reicht nicht aus, weil das Original çbergeben<br />

werden muss. Es gençgt nicht, den Text zu unterzeichnen,<br />

ihn mitsamt der Unterschrift einzuscannen und<br />

an den Empfånger zu çbersenden, ebenso wenig wie eine<br />

Ûbersendung per Telefax ausreicht 79 . Dem gegençber ist<br />

fçr Schriftsåtze 80 ein Fax mit Unterschriftswiedergabe in<br />

allen Gerichtsbarkeiten zulåssig 81 , streitig ist allein die<br />

Frage der Wirksamkeit rein elektronisch çbermittelter<br />

Schriftsåtze per PC-Fax oder E-Mail. Nachdem das<br />

BVerwG 82 dies fçr eine Klagerhebung durch Btx-Mitteilung<br />

83 und das BSG 84 fçr eine Berufung durch PC-Fax 85<br />

zugelassen hatten, vertrat das OLG Karlsruhe fçr eine<br />

Berufungseinlegung den gegenteiligen Standpunkt 86 . Im<br />

Revisionsverfahren hat der BGH sich der Auffassung des<br />

OLG Karlsruhe angeschlossen und den Gemeinsamen<br />

Senat der Obersten Gerichtshæfe des Bundes angerufen 87 .<br />

Dieser hat die fristwahrende Wirkung von Schriftsåtzen<br />

im Anwaltsprozess durch PC-Fax mit eingescannter Unterschrift<br />

bejaht 88 . Die Frage, ob E-Mails die Form erfçllen,<br />

bleibt damit offen.<br />

c) Fernabsatzgesetz. Die Fernabsatzrichtlinie 89 war<br />

nach ihrem Art. 15 bis zum Ablauf des 4. 6. 2000 in<br />

nationales Recht umzusetzen. Die Umsetzung erfolgte<br />

leicht verspåtet durch das Gesetz çber Fernabsatzvertråge<br />

und andere Fragen des Verbraucherrechts sowie zur Umstellung<br />

von Vorschriften auf Euro vom 27. 6. 2000 90 ,<br />

dessen Art. 1 das FernabsatzG (FernAbsG) ist und das<br />

gemåû Art. 1 § 6 I fçr Vertråge Anwendung findet, die ab<br />

dem 30. 6. 2000 abgeschlossen wurden. Die verspåtete<br />

Verabschiedung hångt damit zusammen, dass erst in einem<br />

spåten Stadium des Gesetzgebungsverfahrens, nåmlich<br />

durch den BT-Rechtsausschuss 91 , der Regierungsentwurf<br />

dahingehend geåndert worden ist, dass im Falle der<br />

Ausçbung des Rçckgaberechts durch den Verbraucher 92<br />

nicht dieser sondern der Unternehmer 93 die Kosten der<br />

Rçcksendung zu tragen hat 94 . Dies stieû in der Bundestagsdebatte<br />

auf Widerspruch seitens der Oppositionsfraktionen.<br />

Der Bundesrat rief mit dem Ziel, wenigstens den<br />

Buchversand hiervon auszunehmen, den Vermittlungsausschuss<br />

an 95 . Der Gesetz gewordene Kompromissvorschlag<br />

des Vermittlungsausschusses sieht von einer Branchenlæsung<br />

ab und zieht in § 361 a II 3 BGB (neu) 96 eine Grenze<br />

von 40Euro Bestellwert bezçglich der Rçcksendekosten.<br />

Auch das Verbraucherkreditgesetz wurde durch das Gesetz<br />

çber Fernabsatzvertråge geåndert. Nach § 8 VerbrKrG<br />

n. F. kann die nach § 4 erforderliche Schriftform durch<br />

Ûberlassung der Pflichtinformationen auf einem dauerhaften<br />

Datentråger 97 ersetzt werden. Das LG Mçnchen I hålt<br />

76) LG Freiburg, <strong>NJW</strong>-RR 1992, 1018 = CR 1993, 433; LG Aachen,<br />

<strong>NJW</strong> 1991, 2159 = CR 1991, 222; s. auch LG Wuppertal, <strong>NJW</strong>-RR<br />

1991, 1148 = CR 1992, 93; LG Frankenthal, <strong>NJW</strong>-RR 1992, 954; LG<br />

Bielefeld, <strong>NJW</strong>-RR 1992, 955; AG Kassel, <strong>NJW</strong>-RR 1991, 1146 = CR<br />

1992, 94; LG Bielefeld, <strong>NJW</strong>-RR 1991, 1145 = CR 1990, 463; LG<br />

Ravensburg, <strong>NJW</strong>-RR 1992, 111 = CR 1992, 472.<br />

77) CR 1996, 227<br />

78) OLG Kæln, <strong>NJW</strong>-RR 1998, 1277 = CR 1998, 244 = VersR<br />

1998, 725.<br />

79) BGH, <strong>NJW</strong> 1997, 3169.<br />

80) Nach § 129 ZPO.<br />

81) Vgl. z. B. BGH, <strong>NJW</strong>-RR 1997, 250; BAG, <strong>NJW</strong> 1996, 3164 =<br />

NZA 1996, 1115; BVerwGE 77, 38 = <strong>NJW</strong> 1987, 2098 (Telebrief).<br />

82) BVerwG, <strong>NJW</strong> 1995, 2121.<br />

83) Nach § 81 I 1 VwGO.<br />

84) BSG, <strong>NJW</strong> 1997, 1254.<br />

85) § 151 I SGG.<br />

86) OLG Karlsruhe, <strong>NJW</strong> 1998, 1650.<br />

87) BGH, <strong>NJW</strong> 1998, 3649.<br />

88) GmS-OGB, <strong>NJW</strong> 2000, 2340 = WM 2000, 1505 = ZIP 2000,<br />

1356 = CR 2000, 578 = K&R 2000, 451 = MDR 2000, 1089 m. Anm.<br />

Liwinska.<br />

89) Richtlinie 97/7/EG des Europåischen Parlaments und des Rates v.<br />

20. 5. 1997 çber den Verbraucherschutz bei Vertragsschlçssen im Fernabsatz<br />

(ABlEG 1997 Nr. L 144, S. 19).<br />

90) BGBl. I, S. 897, mit Berichtigung vom 21. 7. 2000, BGBl. I,<br />

S. 1139.<br />

91) Vgl. BT-Dr 14/3195, S. 6.<br />

92) Definition in § 13 BGB (neu).<br />

93) Definition in § 14 BGB (neu).<br />

94) Der Regierungsentwurf enthielt als § I 4 FernAbsG folgende Formulierung:<br />

¹Der Verbraucher hat die Kosten der Rçcksendung zu tragen,<br />

wenn dies im Vertrag vorgesehen war, es sei denn, dass der Unternehmer<br />

nicht die versprochene, sondern lediglich eine in Qualitåt und<br />

Preis gleichwertige Leistung erbracht hat.`` Der Rechtsausschuss hat diesen<br />

Satz gestrichen und in § 361 a II BGB (neu) folgenden Satz angefçgt:<br />

¹Der Verbraucher ist zur Rçcksendung auf Kosten und Gefahr des<br />

Unternehmers verpflichtet.`` Dies soll nach Meinung es BT-Rechtsausschusses<br />

ein Ausgleich dafçr sein, dass dem Verbraucher kraft Gesetzes<br />

generell die Rçcksendung der Ware auf im Fall eines Widerrufsrechts<br />

und nicht nur eines Rçckgaberechts aufgegeben wurde, vgl. Beschlussempfehlung<br />

und Bericht des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) v. 12. 4.<br />

2000, BT-Dr 14/3195, S. 31.<br />

95) Beschluss v. 19. 5. 2000; BR-Dr 237/00; Unterrichtung des Bundestags<br />

v. 25. 5. 2000, BT-Dr 14/1452.<br />

96) Eingefçgt durch Art. 2 I Nr. 3.<br />

97) Vgl. zum dauerhaften Datentråger auch § 2 III 1 sowie § 3 I<br />

FernAbsG, § 381 a I, III BGB (neu).

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