Vicki Baum - Filmarchiv Austria

Vicki Baum - Filmarchiv Austria Vicki Baum - Filmarchiv Austria

11.02.2013 Aufrufe

30 VIcKI BAUM Vicki Baum Eine Autorin und der Film Begleitprogramm zur Tagung »Lifestyle – Mode – Unterhaltung oder doch etwas mehr? Die andere Seite der Schriftstellerin Vicki Baum« am 26. und 27.11. am Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK). In Kooperation mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek zeigt das Filmarchiv Austria filmische Interpretationen ihrer Werke, inszeniert von unterschiedlichen Regiepersönlich- keiten wie Edmund Goulding, Rudolf Jugert, Gabi Kubach, Peter Patzak und Gottfried Reinhardt.

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VIcKI BAUM<br />

<strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong><br />

Eine Autorin und der Film<br />

Begleitprogramm zur Tagung »Lifestyle – Mode – Unterhaltung oder doch etwas mehr? Die andere<br />

Seite der Schriftstellerin <strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong>« am 26. und 27.11. am Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK).<br />

In Kooperation mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek zeigt das <strong>Filmarchiv</strong><br />

<strong>Austria</strong> filmische Interpretationen ihrer Werke, inszeniert von unterschiedlichen Regiepersönlich-<br />

keiten wie Edmund Goulding, Rudolf Jugert, Gabi Kubach, Peter Patzak und Gottfried Reinhardt.


NICOLE STREITLER<br />

Die 1888 in Wien geborene und 1960 in Hollywood<br />

gestorbene populäre Erfolgsautorin <strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong><br />

schuf als kluge Beobachterin ihrer Zeit und als<br />

amüsante Kritikerin der Massengesellschaft in den<br />

1920er-Jahren den Typus der »neuen Frau«, die als<br />

Sekretärin, Verkäuferin und als erotisch attrak-<br />

tive moderne Frau in der Großstadt ein Leben mit<br />

Kindern, Haushalt, Beruf und Karriere zu meistern<br />

versucht. In ihrem ersten Bestsellerroman Stud.<br />

chem. Helene Willfüer (1928) ist sie eine literarische<br />

Anwältin des Frauenstudiums und der Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie für Frauen. In Menschen im<br />

Hotel (1929), ihrem global best seller, thematisiert<br />

sie den Verlust von Bindung und Verbindlichkeit,<br />

die alles beherrschende Macht des Geldes und<br />

die unaufhebbaren ökonomischen und sozialen<br />

Gegensätze der modernen Gesellschaft. Zugleich<br />

begründete sie mit diesem Roman gewissermaßen<br />

zwei neue Genres: den Hotelroman, der sich in<br />

unzähligen (auch filmischen) Reprisen bis heute<br />

großer Beliebtheit erfreut, und die group novel, den<br />

Gruppenroman.<br />

Weil <strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong> selbst ihre Karriere als Redakteu-<br />

rin und Lektorin im Ullstein Verlag begann und ihr<br />

erster Roman Feme (1926), in dem sie das Attentat<br />

auf Walter Rathenau literarisch verarbeitete, im<br />

Feuilleton der Berliner Illustrierten Zeitschrift als<br />

Fortsetzungsroman abgedruckt wurde, weil die rou-<br />

tinierte Schriftstellerin Geld mit Liebesgeschichten,<br />

Reiseliteratur und trivialer Sozialkolportage<br />

VIcKI BAUM<br />

GRAND HOTEL | US 1932<br />

verdiente, stand die Rezeption ihres Werkes lange<br />

im Zeichen des Kitsches. Sten Nadolny beispiels-<br />

weise spricht von einer Neigung zum Kitsch und zu<br />

kleineren moralischen Anfällen, hebt aber gleichzei-<br />

tig die erzählerische Ökonomie, das Augenmaß und<br />

den Sinn für überraschende Wendungen hervor, die<br />

das ganze Werk kennzeichne, und die man ihr erst<br />

einmal nachmachen müsse.<br />

Diese Orientierung an tradierten Erzählmustern und<br />

die Neigung zu einer versöhnlichen Deutung von<br />

Krisen und Katastrophen, die das Werk (über vierzig<br />

Romane und Erzählungen) durchziehen, haben die<br />

Literaturwissenschaft meist daran gehindert, die<br />

wirklichen Qualitäten desselben zu erkennen. Die<br />

in der Literaturkritik lange vorherrschende Skepsis<br />

gegenüber möglichen Veränderungen der ästhe-<br />

tischen Form und einem entschieden politischen<br />

Anliegen im Werk der 1931 ins amerikanische Exil<br />

gegangenen jüdischen Autorin hat eine junge<br />

Generation kulturwissenschaftlich orientierter<br />

Literaturwissenschaftlerinnen dennoch nicht davon<br />

abgehalten, das literarische Werk der <strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong><br />

neu zu lesen. In jüngster Zeit wird die Schriftstelle-<br />

rin geradezu als eine geschickte und versierte Spie-<br />

lerin mit Versatzstücken aus der zeitgenössischen<br />

(neusachlichen) Literatur und als intelligente und<br />

witzige Kommentatorin der neuen Medien wieder<br />

entdeckt und neu gelesen. Besondere Aufmerksam-<br />

keit erfährt das Werk <strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong>s durch Neuausga-<br />

ben, insbesondere der in der Berliner Zeit entstan-<br />

denen Texte. Im Aviva Verlag erschien 2006 in einer<br />

von Julia Bertschik herausgegebenen Edition die<br />

Komödie Pariser Platz 13 (1930) gemeinsam mit<br />

einer Reihe feuilletonistischer Texte der Autorin,<br />

die im Zusammenspiel mit ihrem literarischen Werk,<br />

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VIcKI BAUM<br />

GRAND HOTEL | US 1932<br />

insbesondere mit der Komödie Pariser Platz 13, aber<br />

auch mit ihren zwei bekanntesten Romanen Men-<br />

schen im Hotel und Stud. chem. Helene Willfüer ge-<br />

zeigt werden. Der Aviva Verlag, in dem die erwähnte<br />

Ausgabe erschienen ist, versucht solcherart in kom-<br />

mentierten Editionen eine Epoche der deutschen<br />

Literatur, die der Neuen Sachlichkeit, wieder lesbar<br />

zu machen und reagiert damit auf einen Schwer-<br />

punkt der literaturwissenschaftlichen Forschung der<br />

letzten zwanzig Jahre, die Kultur und Literatur der<br />

Weimarer Republik, in deren Kontext zumindest das<br />

mittlere Werk der <strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong> zu sehen ist.<br />

<strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong> war eine vielseitig interessierte Autorin.<br />

Sie beschäftigte sich mit Kampfsportarten und<br />

fernöstlichen Religionen und Kulturen. Reisen durch<br />

china und nach Bali inspirierten sie zu eigenwilligen<br />

postmodernen Romangebilden wie Liebe und Tod<br />

auf Bali und Hotel Shanghai (beide 1937 entstan-<br />

den). Mit letzterem und mit dem 1943 erschie-<br />

nenen Roman Hotel Berlin variierte sie das von ihr<br />

geprägte Hotel-Genre noch zweimal, konnte damit<br />

aber an den Erfolg von Menschen im Hotel nicht<br />

mehr anschließen. Dennoch war <strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong>, die<br />

nach ihrer Emigration in die USA bald auf Englisch<br />

schrieb, zeit ihres Lebens eine Erfolgsautorin, die<br />

mit ihren Romanen das breite Publikum erreichte<br />

und bei der Kritik nicht selten durchfiel.<br />

Die Popularität ihrer Texte machte diese für das<br />

Massenmedium der Zeit, den Film, äußerst attraktiv.


VIcKI BAUM<br />

HOTEL SHANGHAI | A/D/VOLKS REPUBLIK cHINA 1996<br />

Spätestens seit Menschen im Hotel stand <strong>Vicki</strong><br />

<strong>Baum</strong>s Literatur in enger Verbindung zum Film.<br />

Eine große Zahl ihrer Romane wurde verfilmt, oft<br />

mehrfach und meist nur kurze Zeit nach deren Ver-<br />

öffentlichung. Menschen im Hotel wurde so gleich<br />

dreimal verfilmt: unter den Titeln GRAND HOTEL<br />

(USA 1932, Regie: Edmund Goulding), WEEKEND<br />

AT THE WALDORF (USA 1945, Regie: Robert Z.<br />

Leonard) und MENScHEN IM HOTEL (D 1959, Regie:<br />

Gottfried Reinhardt). Der 1959 von Rudolf Jugert<br />

verfilmte Roman Stud. Chem. Helene Willfüer kann<br />

als symptomatisch für den Film des sich wieder<br />

aufbauenden Nachkriegsdeutschlands angesehen<br />

werden. Mit seiner Mischung aus science, sex und<br />

crime, freilich in neokonservativer Abmilderung,<br />

und ohne die stärksten Momente des Romans, der<br />

in vielem für seine Zeit äußerst shocking gewesen<br />

sein musste, traf er wohl mitten ins Herz einer<br />

Generation, die alte Wunden leckte und doch lieber<br />

Boogie Woogie tanzte.<br />

<strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong>, die sich selbst als Medienstar insze-<br />

nierte (mit Bubikopf und schicker Kleidung, aber<br />

auch als Hausfrau und Mutter), hatte früh erkannt,<br />

dass in den neuen Medien, vor allem beim Film die<br />

Zukunft der Literatur lag. Dass Hollywood ihren<br />

großen Bestseller Menschen im Hotel 1931 für sich<br />

entdeckte, kann als Glücksfall einer Autorenkarriere<br />

betrachtet werden. Die Verfilmung von Edmund<br />

Goulding gehört zwar nicht zu den avanciertesten<br />

Filmen der Zeit, hat aber das Genre des Ensem-<br />

blefilms geprägt, denn alle wichtigen Rollen des<br />

Films waren hochkarätig besetzt. An der Spitze des<br />

Ensembles freilich tänzelte Greta Garbo als alternde<br />

Ballerina Grusinskaya herum, die mit ihrem melan-<br />

cholisch dahin gehauchten Satz »But I want to be<br />

alone!« die existenzielle Verfasstheit einer ganzen<br />

Generation benannte.<br />

Nicole Streitler, geb. 1972 in Dornbirn. Literaturwissenschaftlerin,<br />

Literaturkritikerin und Autorin. Zwischen 1997 und 2003 Universitätslektorin<br />

in Nizza/Frankreich und Bari/Italien. Mitarbeit an<br />

der digitalen Gesamtedition des Werkes von Robert Musil. Derzeit<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im FWF-Projekt »Grundlagen der<br />

Horváth-Philologie« am Literaturarchiv der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek und Lehrbeauftragte an der Universität Wien.<br />

Diverse Publikationen zu Ödön von Horváth und: Musil als Kritiker<br />

(Bern 2006).<br />

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Programm<br />

vicki <strong>Baum</strong><br />

25. bis 27.11.2010<br />

Metro Kino<br />

<strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong> | PROGRAMM | 25. BIS 27. nOveMBeR 2010 | MeTRO KInO<br />

DO 25.11., 18:00<br />

GRaND HOTEL US 1932<br />

REGIE edmund Goulding<br />

BUCH William A. Drake nach<br />

dem Roman Menschen im Hotel<br />

von vicki <strong>Baum</strong><br />

KAMERA William H. Daniels<br />

SCHNITT Blanche Sewell<br />

MIT Greta Garbo, John Barrymore,<br />

Joan Crawford, Wallace<br />

Beery, Lionel Barrymore, Lewis<br />

Stone, Jean Hersholt, Ferdinand<br />

Gottschalk<br />

PRODUKTION Metro-Goldwyn-<br />

Mayer<br />

LÄNGE 115 Minuten<br />

FORMAT 35 mm<br />

Originalfassung<br />

Das Hotel als Spiegel der Welt, als Mikrokosmos,<br />

in dem doch alles enthalten ist: Liebe, Gier, Geiz,<br />

Macht, verbrechen, Tod. vicki <strong>Baum</strong> hat mit ihrem<br />

erfolgsroman nicht nur den Hotelroman begründet,<br />

sondern auch die group novel, den Gruppenroman,<br />

den Hollywood geschickt in den ersten ensemble-<br />

film (all-star-cast) ummünzte und zu barer Münze<br />

machte. Die hochkarätig besetzte erste verfilmung<br />

von Menschen im Hotel überzeugt vor allem durch<br />

schauspielerische Höchstleistungen, wobei Joan<br />

Crawford als Flämmchen in ihrem erotisch grun-<br />

dierten Understatement der etwas übertrieben<br />

herumtänzelnden alternden Ballerina Grusinskaya,<br />

verkörpert durch Greta Garbo, fast die Show stiehlt.<br />

Die Drehtür als Schicksalsrad, die schon vom Roman<br />

als Metapher fast überstrapaziert wird, ist auch im<br />

Film das vielfach und bildhaft eingesetzte einfallstor<br />

für Schuld und Sühne. von der Kritik wurde zuwei-<br />

len bemängelt, dass der Film die am meisten der<br />

Ästhetik der neuen Sachlichkeit verpflichteten Sze-<br />

nen des Buches unterschlagen habe. Solche hätten<br />

aber wohl in der mehr als Kammerstück angelegten<br />

screwball-comedy nur aufgesetzt gewirkt. (ns)


DO 25.11., 20:30<br />

RENDEZVOuS iN PaRiS BRD/F 1982<br />

REGIE Gabi Kubach<br />

BUCH Gabi Kubach nach dem<br />

Roman Das große Einmaleins<br />

(Rendezvous in Paris) von vicki<br />

<strong>Baum</strong><br />

KAMERA Helge Weindler<br />

SZENENBILD Hans Gailling<br />

MIT Claude Jade, Harald<br />

Kuhlmann, Barry Stokes, vérénice<br />

Rudolph, Chantal Bronner,<br />

Barbara Morawiecz<br />

PRODUKTION Bavaria-Filmkunst<br />

für SDR (Süddeutscher<br />

Rundfunk)<br />

LÄNGE 104 Minuten<br />

FORMAT Beta-SP<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

der Bavaria­Film<br />

und des SWR<br />

vicki <strong>Baum</strong>s Roman Das große Einmaleins (Rendez-<br />

vous in Paris) erschien 1935. Die wohlbehütete und<br />

vom Anwaltsgatten vernachlässigte evelyn Droste<br />

bricht für die Affaire mit einem Amerikaner aus und<br />

setzt ihre bürgerliche existenz aufs Spiel. Für Frank<br />

ist sie nur ein Abenteuer, doch evelyn folgt ihm für<br />

ein Wochenende nach Paris. Gatte Kurt wähnt sie<br />

mit Freundin Marianne auf dem Lande. Auf dem<br />

Heimflug stürzt das Flugzeug ab. Kurt erfährt erst<br />

jetzt von der einsamkeit evelyns. Die Geschichte<br />

wird im Roman aus drei Perspektiven (Sie, er, der<br />

Liebhaber) erzählt. Kubachs Film verweigert sich<br />

der erzählstruktur des Romans. Identifikationsfigur<br />

bleibt allein evelyn. Die Filmsprache orientiert sich<br />

stark an Alfred Hitchcock und zitiert dessen Film<br />

ReBeCCA im verhältnis evelyns zum alten Kinder-<br />

mädchen (deren Schauspielerin nina Divíšková wie<br />

ein Double Judith Andersons wirkt) und kopiert<br />

sogar die Szene mit den wehenden vorhängen. (ns)<br />

<strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong> | PROGRAMM | 25. BIS 27. nOveMBeR 2010 | MeTRO KInO<br />

FR 26.11., 18:00<br />

mENScHEN im HOTEL / GRaND HÔTEL BRD/F 1959<br />

REGIE Gottfried Reinhardt<br />

BUCH Ladislaus Fodor, Hans<br />

Jacoby nach dem Roman Menschen<br />

im Hotel von vicki <strong>Baum</strong><br />

KAMERA Göran Strindberg<br />

SCHNITT Kurt Zeunerl<br />

MIT O. W. Fischer, Michèle<br />

Morgan, Heinz Rühmann, Sonja<br />

Ziemann, Gert Fröbe, Wolfgang<br />

Wahl, Dorothea Wieck<br />

PRODUKTION CCC, Berlin; Les<br />

Films Modernes, Paris<br />

LÄNGE 107 Minuten<br />

FORMAT 35 mm<br />

vicki <strong>Baum</strong>s erfolgsroman von 1929 in einer deut-<br />

schen nachkriegsproduktion. Die group novel wird<br />

auch hier wie in edmund Gouldings Produktion von<br />

1932 (GRAnD HOTeL) als hochkarätig besetzter<br />

ensemblefilm (all-star-cast) realisiert, mit den deut-<br />

schen Zugpferden O. W. Fischer, Heinz Rühmann,<br />

Sonja Ziemann und Gert Fröbe. In der Rolle der<br />

alternden Ballerina Grusinskaya die wunderbare<br />

Michèle Morgan. vicki <strong>Baum</strong>s Roman erweist sich<br />

als zeitenthobene erzählung von der verfasstheit<br />

unserer Gesellschaft, sei es die vor oder nach dem<br />

Krieg. Die Drehtür als Schicksalsrad kreist auch<br />

in dieser Produktion wieder und lässt sie ein- und<br />

ausgehen: die ehrgeizigen, die Hochstapler, die<br />

Gierigen, die Geschäftstüchtigen, die Geizigen und<br />

die Liebessüchtigen. Gottfried Reinhardt, der neben<br />

einigen Literaturverfilmungen unter anderem den<br />

letzten Film der Garbo (DIe FRAU MIT Den ZWeI<br />

GeSICHTeRn, US 1941) drehte, erweist sich in dieser<br />

Produktion als kluger und nüchterner Adapter, der<br />

den literarischen Text versiert in filmische Szene<br />

setzt. (ns)<br />

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FR 26.11., 20:30<br />

HOTEL SHaNGHai / SHaNGHai ’37 A/D/vOLKS RePUBLIK<br />

CHInA 1996<br />

REGIE Peter Patzak<br />

BUCH Angel Wagenstein frei<br />

nach dem Roman Shanghai ’37<br />

von vicki <strong>Baum</strong><br />

KAMERA Martin Stingl<br />

SCHNITT Roberto Silvi, Silvia<br />

Hebel, Tang Yulong<br />

MIT Annie Girardot, elliott<br />

Gould, James McCaffrey, nicholas<br />

Clay, Agnieszka Wagner<br />

PRODUKTION Manfred Durniok<br />

Produktion, Berlin; MDR; Oriental<br />

Communications; Shanghai<br />

Film Studio<br />

LÄNGE 180 Minuten<br />

FORMAT Digi-Beta<br />

Englischsprachige Fassung<br />

Peter Patzak begibt sich nach Shanghai und dreht<br />

einen Film im Stile chinesischer Großregisseure.<br />

Shanghai kurz vor dem Angriff der Japaner. eine<br />

Gruppe europäischer emigranten lebt im Hotel<br />

Shanghai. Dieses Shanghai ist »a rafting float,<br />

where we stick together like animals«: Juden, Kom-<br />

munisten und andere nicht nazisystem-taugliche<br />

Gestalten, darunter ein dem Alkohol verfallener und<br />

seine nymphomanische Frau, die sich in einen ame-<br />

rikanischen Journalisten verliebt, der sich helden-<br />

haft in die bürgerkriegsartigen Proteste stürzt, und<br />

seiner aus Amerika angereisten Braut schließlich<br />

mitteilen muss, dass er sich in eine andere verliebt<br />

hat. vicki <strong>Baum</strong> spielt mit Hotel Shanghai deutlich<br />

auf ihren großen Bestseller Menschen im Hotel an,<br />

doch die verhältnisse haben sich hier noch ver-<br />

schärft. In diesem Mikrokosmos herrscht Krieg aller<br />

gegen alle und nur the fittest survive. Annie Girar-<br />

dot in einer kommentierenden nebenrolle, ähnlich<br />

dem Otternschlag in Menschen im Hotel, führt das<br />

ensemble an, das durchwegs überzeugt, auch wenn<br />

der Plot mitunter hart am Kitsch streift. (ns)<br />

<strong>Vicki</strong> <strong>Baum</strong> | PROGRAMM | 25. BIS 27. nOveMBeR 2010 | MeTRO KInO<br />

Sa 27.11., 17:30<br />

STuDENTiN HELENE WiLLFÜER BRD 1956<br />

REGIE Rudolf Jugert<br />

BUCH Frederik Kohner frei nach<br />

dem Roman Stud. Chem. Helene<br />

Willfüer von vicki <strong>Baum</strong><br />

KAMERA Werner Krien<br />

SCHNITT Walter von Bonhorst<br />

MIT Ruth niehaus, Hans<br />

Söhnker, elma Karlowa, erik<br />

Schumann, Ina Peters, Harald<br />

Juhnke, Lu Chong, Otto Wernicke,<br />

Ralph Lothar<br />

PRODUKTION CCC-Film, Berlin<br />

LÄNGE 102 Minuten<br />

FORMAT 35 mm<br />

vicki <strong>Baum</strong>s erster erfolgsroman von 1928 in einer<br />

etwas niedlichen deutschen nachkriegsproduktion,<br />

wenn auch nicht ganz ohne die zeittypische Dä-<br />

monie. Ruth niehaus als Chemie-Studentin Helene<br />

Willfüer ist der blonde und etwas naive Widerpart<br />

der diabolischen elma Karlova als Professorengattin<br />

und gescheiterten Geigerin Yvonne Pastrouli. Hans<br />

Söhnker mimt den alternden Professor, der sich<br />

in die junge Studentin verliebt, mit einer gewissen<br />

nonchalance und doch auch mit dem Altherren-<br />

charme, der nicht unbedingt sympathisch ist. In<br />

einer nebenrolle kann man den jungen Harald<br />

Juhnke bewundern, der sich auch hier, wie meis-<br />

tens, einfach selbst spielt. Dennoch eine gelungene<br />

Adaption des skandalumwitterten Romans der vicki<br />

<strong>Baum</strong>, der als Zeitungsvorabdruck der »Berliner<br />

Illustrierten Zeitung« eine Rekordauflage bescherte,<br />

wenngleich die härtesten Passagen des Buches im<br />

Film von Jugert gemildert oder überhaupt gestri-<br />

chen wurden. ein typischer Wiederaufbaufilm, der<br />

mit seiner Mischung aus science, sex, crime & sen-<br />

timent der deutschen nachkriegs-Seele geschmei-<br />

chelt haben dürfte. (ns)

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