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Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum

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Jahren nahezu ausschließlich zwischen Sozialdemokraten und Jungtschechen ausgetragen 16 .<br />

Dies hatte beispielsweise auch zur Folge, dass die Sozialdemokraten 1907 nach den Wahlen<br />

zum Reichsrat, die damals erstmals nach dem allgemeinen und gleichen Männerwahlrecht<br />

erfolgten, beide Abgeordneten der Wahlbezirke Aussig-Stadt und Land stellten.<br />

Zweitens markierte der Sommer 1896 gewissermaßen einen entscheidenden Wandel des<br />

Konzepts der „Nation“. „Nation“ begann nunmehr integrativ das gesamte gesellschaftliche<br />

Spektrum von Menschen zu umfassen, die – unabhängig davon, ob sie dem zustimmten<br />

oder nicht – ihr aufgrund besonderer objektiver Merkmale (in der Regel der Muttersprache)<br />

zugeordnet wurden. Nationale Zugehörigkeit beruhte demnach nicht mehr auf dem<br />

(liberalen) Bekenntnisprinzip, sondern auf dem (beinahe totalitärem) Anrecht der „Nation“<br />

(bzw. ihrer Führer) auf ihre Angehörigen. „Nationalität“ war nicht mehr eine Form individueller<br />

Willensäußerung, sondern galt (und gilt unreflektiert alltagssprachlich bis in die Gegenwart) als<br />

nahezu angeborener kollektiver Wesenszug des einzelnen Menschen.<br />

Der durch diese Jungtschechische Initiative mehrfach erfolgte Paradigmenbruch sollte im<br />

Aussiger Mittelstand nachhaltige Wirkungen zeitigen. Das – angesichts des materiellen Florierens<br />

der Stadt – höchst irrationale Gefühl der Bedrohung entstand ja in einer tief fragmentierten<br />

städtischen Gesellschaft und konnte zeitweilig sogar scheinbar bewirken, dass<br />

die „Nation“ zur einigenden Klammer wurde: Sie eignete sich aber jedenfalls zur mehr oder<br />

minder permanenten politischen Mobilisierung des Mittelstandes. Auch für die die Kommunalpolitik<br />

weiterhin dominierenden „Gemäßigten“ war es fortan nicht mehr möglich, die<br />

Kategorie „Nation“ außer Acht zu lassen. Nur zu oft sollten es aber die „Radikalnationalen“<br />

schaffen, die Gemäßigten in „Geiselhaft“ zu nehmen. Dies vor allem dann, wenn sich auf<br />

Landes- oder Reichsebene Gegensätze zuspitzten, oder auch sichtbar entschärften. Wie auch<br />

anderenorts wurde der städtische Alltag (aus dem sich die Bourgeoisie längst zurückgezogen<br />

hatte) in den Jahren nach der Jahrhundertwende geprägt von einer gleichermaßen<br />

provinziellen wie aggressiven Mittelmäßigkeit. Diese wurde geschürt von populistischen<br />

Demagogen 17 , die wenig Probleme hatten, die Hirne und Herzen der verunsicherten Bürger<br />

(zumindest vorübergehend) für sich zu gewinnen.<br />

Und dann gingen in Europa die Lichter aus ….<br />

16 Möglicherweise gelang es den Jungtschechen in Aussig auch deshalb nicht, größere<br />

Teile der Arbeiterschaft für sich zu mobilisieren, weil die örtliche Sozialdemokratie (bzw.<br />

deren Vereine) in der Öffentlichkeit lange Zeit demonstrativ zweisprachig agierte. Ihr<br />

„internationalistisches” Auftreten wurde denn auch wiederholt von den<br />

„deutschbürgerlichen” Zeitgenossen angeprangert.<br />

17 Auftritte eines Georg Schönerer oder eines Karl Hermann Wolf füllten die größten<br />

Säle, aber auch lokale „Heroen” fanden immer wieder große Resonanz.<br />

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