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Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum

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Ein diesbezüglicher Indikator ist zweifellos der Umstand, dass es ab dieser Zeit vermehrt zu<br />

Spaltungen von Vereinen bzw. zur Bildung von „Gegenvereinen“ gekommen ist.<br />

Nationale Angelegenheiten spielten innerhalb dieser Konflikte bis 1895, wenn überhaupt,<br />

eine höchst marginale Rolle. Dies sollte sich im Sommer 1896 allerdings schlagartig ändern,<br />

als – sicherlich im Zusammenhang mit der im Juni 1896 in Kraft getretenen Reform des<br />

Reichsratswahlrechtes 13 – die im jungtschechischen Fahrwasser befindlichen Sokol-Vereine<br />

in einer Art „konzertierten Aktion“ in den „deutschen“ Städten Nordböhmens Feste und<br />

Feierlichkeiten veranstalten wollten, was auf entschiedene Ablehnung der Stadtverwaltungen<br />

– insbesondere auch in Aussig – stieß und den „furor teutonicus“ eigentlich erst auslöste.<br />

14 Die eigentliche Brisanz dieser Angelegenheit lag nämlich in dem Umstand, dass die<br />

tschechisch sprechende Arbeiterschaft das Zielpublikum dieser Initiative gewesen ist – womit<br />

ein mehrfacher Bruch mit den bislang geltenden Paradigmen erfolgte:<br />

Erstens bedeutete dies nämlich den Versuch einer bislang unvorstellbaren sozialen Ausweitung<br />

der Nation auf die unterbürgerlichen Schichten. Auch wenn dieser Versuch letztendlich<br />

wenig Erfolge zeitigte – in Aussig deklarierten sich 1900 gerade einmal 774 von<br />

insgesamt mehr als 37.200 Bewohnern als Tschechen 15 – standen die Bürger in Aussig und<br />

anderen nordböhmischen Städten diesem „Konventionsbruch“ geradezu ohnmächtig gegenüber.<br />

Der Kampf um die Stimmen der Arbeiterschaft in Böhmen insgesamt wurde in diesen<br />

13 Diese führte eine fünfte Wählerklasse ein, aus der auf der Basis eines allgemeinen und<br />

gleichen Männerwahlrechtes 72 zusätzliche Abgeordnete in der Reichsrat zu wählen<br />

waren. Von von diesen waren 18 aus Böhmen zu entsenden.<br />

14 Diese tatsächliche Wende in den „Nationalbeziehungen” ist nach Ansicht des Autors<br />

bislang viel zu wenig beachtet worden. Hier ist sicherlich ein wesentliches Moment für<br />

die deutschnationale Radikalisierung der Folgezeit zu suchen. Dies gilt nicht nur für das<br />

„Badeni-Jahr” 1897 sondern auch für den kometenhaften Aufstieg Karl Hermann Wolfs.<br />

Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die Debatte im Wiener Reichsrat vom 1.<br />

und 3. Oktober 1896. Vgl. Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhauses, 510.,<br />

511. und 512. Sitzung der XI. Session, 26101f., 26105-26124, 26138-26180. Auf den Seiten<br />

26117-26119 eine sehr bemerkenswerte Rede Ministerpräsident Kasimir Felix Graf<br />

Badenis zu dieser Angelegenheit.<br />

15 Auch wenn verschiedentlich Repressionen seitens der Arbeitgeber und<br />

Wohnungsvermieter in Rechnung zu stellen sind, sprechen diese Zahlen doch deutlich<br />

dafür, dass unter den vielen zugewanderten tschechischsprachigen Arbeitern eine relativ<br />

hohe Bereitschaft zur Assimilation bzw. zu diesem Zeitpunkt eine nur sehr geringe<br />

Neigung zur Integration in die eigene „Nation” verbreitet war. Grund hierfür könnte<br />

wohl auch sein, dass die nationalen Parteien zu diesem Zeitpunkt den Arbeitern (vor<br />

allem auch im Vergleich zur Sozialdemokratie) eigentlich wenig anzubieten hatten.<br />

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