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Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum

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innerhalb dieser Vereinigungen oft eine bedeutende Rolle inne hatte bzw. deren Bildung<br />

oft initiierte.<br />

c) Diese versuchte vielmehr, tunlichst die Entstehung kommunaler Monopolbetriebe (mit<br />

Zwangscharakter) zu vermeiden.<br />

Über lange Jahre gelang es der städtischen Honoratiorenschicht, die so entstandenen<br />

formellen und informellen Öffentlichkeiten zu beherrschen. Dies gelang so lange vergleichsweise<br />

problemlos, als lediglich die traditionellen (kleinen) Gewerbetreibenden in die Opposition<br />

gedrängt waren. Diese fügten sich mehr oder weniger in ihr Schicksal, wie beispielsweise<br />

aus der recht geringen Beteiligung an den Gemeindewahlen geschlossen werden kann.<br />

Eine lautstarkere Opposition entstand dagegen im Laufe der 70er-Jahre im Zuge der (oben<br />

bereits dargestellten) Formierung der besser ausgebildeten neuen städtischen Mittelschichten.<br />

Auch wenn es lange Zeit gelang, die Ansprüche ihrer zumeist zugezogenen Angehörigen<br />

abzuschmettern, eskalierte der Gegensatz zwischen „Jung“ und „Alt“ just in dem Moment,<br />

als zentrale liberale Paradigmen mit dem Anwachsen der Stadt auf unüberwindbare Hindernisse<br />

stießen: Eine Reihe von Aufgaben des öffentlichen Bedarfs – insbesondere im Bereich<br />

der Hygiene (Schlachthofzwang, Wasserversorgung, Fäkalienabfuhr etc.) – konnte nicht<br />

mehr lediglich der privaten Initiative überlassen werden. Mehr noch: zur Durchführung nötiger<br />

Maßnahmen wurde die Aufnahme öffentlicher Kredite erforderlich – ein Schritt, den<br />

die altliberalen Stadtväter wenn immer möglich zu vermeiden trachteten. Wie heftig diese<br />

Konflikte in den zehn Jahren ab etwa 1885 waren, zeigt sich auch an der im Vergleich zu den<br />

Jahren davor und danach hohen Fluktuation in der Zusammensetzung des Stadtrates und<br />

dem fünfmaligen Wechsel des Bürgermeisteramtes (in den mehr als 25 Jahren zuvor amtierten<br />

lediglich zwei Bürgermeister, zwischen 1895 und 1914 nur einer). Es mag zudem bezeichnend<br />

sein, dass drei von den vier zurückgetretenen Bürgermeistern kurz nach der<br />

Amtsniederlegung einem Herzversagen erlagen. 9<br />

Als Ergebnis dieser krisengeschüttelten Übergangsphase von der klassisch-liberalen Stadtverwaltung<br />

zum modernen liberalen „Kommunalsozialismus“ läßt sich zunächst der weitgehende<br />

Rückzug der sozialen Eliten aus der kommunalen Öffentlichkeit konstatieren. Sie<br />

lebten nunmehr nicht nur topographisch gesondert – aber an demonstrative vornehmen<br />

Orten –, sondern überließen auch die Kommunalpolitik und -Verwaltung Angehörigen des<br />

9 Selbstverständlich sind hier auch die überregionalen Konfliktlinien mitzudenken. Zum<br />

einen zerfleischten sich die Deutschliberalen spätestens ab 1873 nicht zuletzt an den<br />

Grabenkämpfen zwischen „Jung” und „Alt”, die nicht zuletzt auch Ausdruck der Krise des<br />

Wirtschaftsliberalismus waren, die die bis dahin dominierenden “Verwaltungsräte” in die<br />

Defensive trieben. Zudem waren die Liberalen auf Reichsebene nicht zuletzt auch an<br />

ihrer Unfähigkeit gescheitert, der immer bedrohlicher werdenden Lage des Gewerbes<br />

entgegenzutreten. Hier wurde erst die „konservative” Regierung Taaffe mit ihren zwei<br />

Gewerbeordnungsnovellen von 1883 und 1885 initiativ. Vgl. Kurt Ebert, Die Anfänge der<br />

modernen Sozialpolitik in Österreich. Die Taaffesche Sozialgesetzgebung für die Arbeiter<br />

im Rahmen der Gewerbeordnungsreform (1879–1885), Wien 1975.<br />

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