Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum
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auch zynischer Weise verstanden, Probleme zu negieren, die im Zusammenhang mit dem<br />
raschen Wandel in jenen Jahren entstanden sind. Dies gilt insbesondere für die auch gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen, die der Betrieb der chemischen Fabrik verursachte. Das<br />
auf diese Art bei den Alteingesessenen erzeugte Gefühl ohnmächtiger Wut lässt sich anhand<br />
kleiner Indizien immer wieder nachvollziehen.<br />
Dieser Konflikt ging aber tiefer: Innerhalb kürzester Zeit stand an der Spitze der traditionell<br />
katholischen Stadtgesellschaft eine schmale evangelische Oberschicht, die mit vielen lieb<br />
gewonnenen lokalen Sitten und Unsitten aufräumen wollte, wie beispielsweise mit dem bis<br />
dahin üblichen Nacktbaden in der Elbe.<br />
Noch in den 60er-Jahren finden sich Hinweise auf konfessionell bedingte Reibungen,<br />
später scheint es diesbezüglich aber keine Probleme mehr gegeben zu haben. Dies gilt auch<br />
für die jüdische Bevölkerung, die sich erst ab 1850 in der Stadt niederlassen durfte.<br />
Auch wenn die Evangelischen und Juden stets in der Minderheit blieben – 1900 lebten<br />
2055 Evangelische und 753 Juden in der mehr als 37.200 Einwohner zählenden Stadt – blieb<br />
ihr Anteil insbesondere unter den sozialen und wirtschaftlichen Eliten ungleich höher. Hierin<br />
wird wohl auch ein Grund dafür zu suchen sein, dass alle drei Konfessionen stets in ausgewogenem<br />
Verhältnis im Stadtrat vertreten waren.<br />
1861 beherrschten die „Neubürger“ die Stadt jedenfalls vollkommen, wie es sich auch aus<br />
den Ergebnissen der Kommunalwahlen ablesen lässt. Wohl kam es in der Folge zu einer<br />
Verschmelzung der neuen und von Teilen der traditionellen Eliten zu einer typischen städtischen<br />
Honoratiorenschicht, in der die „Liberalen“ aber uneingeschränkt den Ton angaben.<br />
Diese Honoratiorenschicht übte in der Folge die „klassische“ liberale Kommunalverwaltung<br />
aus, die unter anderem auf folgenden Säulen beruhte:<br />
a) Exakte Führung des Gemeindehaushaltes durch unbedingte Vermeidung von Defiziten,<br />
strenge Aufsicht bei der Einhebung der kommunalen Abgaben und Gebühren (die allerdings<br />
tunlichst niedrig gehalten wurden), möglichste Vermeidung der Aufnahme von Krediten und<br />
daher insgesamt nur Erledigung der dringendsten Aufgaben durch die Gemeinde selbst.<br />
b) Auslagerung von Agenden, die eigentlich im öffentlichen Interesse standen, an private<br />
Initiativen. Beispielsweise waren in Aussig die Errichtung und der Betrieb des ersten Krankenhauses<br />
der Tätigkeit eines eigens dafür zusammengetretenen Komitees zu verdanken.<br />
Sozialgeschichtlich am bedeutendsten ist (nicht nur in Aussig) in diesem Zusammenhang<br />
aber die Bildung der freiwilligen Feuerwehren, die es – wie auch andere „gemeinnützige“<br />
Vereine – verstanden, einen Großteil des kommunalen Bürgertums (die Abgrenzung nach<br />
„unten“ blieb lange Zeit hermetisch) für den „guten Zweck“ zu gewinnen. Teilnahme am<br />
kommunalen gemeinnützigen Vereinswesen ermöglichte solcherart die demonstrative Teilnahme<br />
am öffentlichen Leben selbst. Sie wurde umgekehrt nahezu verpflichtend, da es sich<br />
kaum jemand leisten konnte, demonstrativ abseits zu stehen. Durch diese informellen Zwänge<br />
war es möglich, eine Reihe von Initiativen, die im öffentlichen Interesse lagen, zu finanzieren<br />
und durchzuführen, ohne dass die Stadt formell damit befasst war, auch wenn sie<br />
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