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Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum

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Als wichtiger externer Faktor ist auch die Anbindung der Stadt Aussig an das überregionale<br />

Verkehrs- und Kommunikationsnetz (vor allem durch Eisenbahnen und Elbeschifffahrt,<br />

Telegraphie, Post- und Pressewesen) zu erwähnen. Abgesehen von den damit verbundenen<br />

wirtschaftlichen Effekten trugen diese technologischen Neuerungen wesentlich zur überregionalen<br />

Mobilität von Menschen, Vereinen und Ideen und damit zur Entwicklung eines<br />

verbreiteten gemeinsamen überregionalen Bewusstseins (zunächst vor allem in Klein- und<br />

Mittelbürgerlichen Schichten) bei, ohne das die Entstehung der Nationen (als „Bewusstseinsnationen“)<br />

kaum möglich gewesen wäre. 3<br />

Ein weiterer, die Entwicklung der Stadt bestimmender externer Faktor war ihre relative<br />

Nähe zu den Braunkohlenvorkommen im Westen und den Salzlagern im benachbarten<br />

Sachsen. Die leichte Verfügbarkeit dieser beiden strategischen Rohstoffe war sicherlich mit<br />

ausschlaggebend für die die Gründung der Aktiengesellschaft „Österreichischer Verein für<br />

chemische und metallurgische Produktion“, deren Werk bis zum heutigen Tag das Bild der<br />

Stadt prägt. Diese Gründung erfolgte Mitte der 50er Jahre in Wien durch ein hochadliges<br />

Investorenkonsortium. Dieser Investition von außen sollten in den 70er Jahren noch eine<br />

Reihe wichtiger weiterer Gründungen bzw. Kapitalzuflüsse folgen. Die auf diese Art entstehende<br />

Aussiger Großindustrie stand – das scheint wichtig – nahezu ausschließlich in auswärtigem<br />

Besitz.<br />

Zu nennen ist aber auch eine in bestimmten Bereichen hochgradige Differenzierung zwischen<br />

Metropole(n) und Peripherie: der Kapitalmarkt war in der Habsburgermonarchie nahezu<br />

ausschließlich auf Wien, Prag und Brünn (bzw. Budapest) konzentriert, wobei die<br />

Bedeutung Wiens auf Kosten der beiden anderen Städte zunahm. Aussig war dagegen niemals<br />

Sitz einer Aktiengesellschaft. Ebenso standen die Provinzbürger an der Peripherie 4 der<br />

kulturellen Blüte des fin de sičcle in Prag, Berlin und Wien mit Unverständnis und oft auch<br />

grimmiger Ablehnung gegenüber. 5<br />

Diese externen Impulse bewirkten eine Reihe von Effekten, die das Aussig der Gründerzeit<br />

wesentlich charakterisierten:<br />

3 Hierzu Benedict Anderson, Imagined Communities. Reflections on the Origin and<br />

Spread of Nationalism (London-New York 1991). Als Fallstudie: Robert Hoffmann,<br />

Bürgerliche Kommunikationsstrategien zu Beginn der liberalen Ära: Das Beispiel<br />

Salzburg, in: Hannes Stekl, Peter Urbanitsch, Ernst Bruckmüller, Hans Heiss (Hgg),<br />

“Durch Arbeit, Besitz, Wissen und Gerechtigkeit” (=Bürgertum in der<br />

Habsburgermonarchie II, Wien –Köln – Weimar 1992) 317-336.<br />

4 „Peripherie” ist hier allerdings keineswegs rein topographisch zu verstehen, da die<br />

„kulturelle Provinzialität” beispielsweise auch im Wiener mittelständsichen Milieu<br />

dominierte, das z.B. einen Adolf Hitler in dieser zeit prägte. Vgl. Brigitte Hamann, Hitlers<br />

Wien. Lehrjahre eines Diktators (München – Zürich 21996).<br />

5 Vgl. als Fallstudie: Ernst Hanisch, Provinzbürgertum und die Kunst der Moderne, in:<br />

Ernst Bruckmüller, Ulrike Döcker, Hannes Stekl, Peter Urbanitsch (Hgg.), Bürgertum in<br />

der Habsburgermonarchie (Wien – Köln 1990) 127-140).<br />

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