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Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum

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(siehe die Postkartenserie „Heiteres aus dem Streikgebiet“ oder ältere Polizisten als „Das<br />

letzte Aufgebot für den Pütt“), und die Darstellung eines tölpelhaften Berliners als Schauermann<br />

im Hamburger Hafen anlässlich des großen Hafenarbeiterstreiks 1897, Hamburger<br />

Illustrierte Zeitung, 1. Jg., 1897, Nr. 11). Dieser „Produzentenstolz“ brach naturgemäß besonders<br />

im Streik auf, sodass es von besonderem Reiz war, wenn die Arbeitgeber (Zimmerer,<br />

Bäcker) selbst Hand anlegen mussten. Ein Streikführer aus Mühlhausen (Elsaß) brachte diesen<br />

originären Proletarierstolz auf die pathetische Formel:<br />

„Schaut rings um Euch; was von Menschenhand geschaffen ist vom Kleinsten bis zum<br />

Größten, es ist von Arbeiterhänden geschaffen, und unser Arbeiterschweiß ist es, wovon die<br />

Herren leben ...“<br />

Stolz entstand auch aus der Erfahrung, dass das Hände-in-den-Schoß-legen beim Streik<br />

alles andere als Nichtstun bedeutete. Denn aus diesem kollektiven Sichverweigern entstand<br />

neues Leben: das Leben der Organisation, das Zusammenwirken für die eigene Sache, das<br />

Überwinden der Isolation und der Monotonie der Arbeit, das Miteinander in der Demonstration,<br />

beim Streikessen (täglich 3.500 Mahlzeiten wurden in Fougères zubereitet), in der<br />

Versammlung. Von hier war es nicht weit bis zum Mythos des Generalstreiks, bei dem endlich<br />

einmal die organisatorische Zerrissenheit des Proletariats in einer gemeinsamen direkten<br />

Aktion aufgehoben werden sollte und die Arbeiterschaft, dieser ruhende Riese (eine in<br />

vielen Sprachen verbreitete Darstellung), seine wahre Kraft entfalten würde.<br />

Hans Peter Hye, Österreichische Akademie der Wissenschaften:<br />

AUSSIG (ÚSTÍ NAD LABEM) IN DER GRÜNDERZEIT<br />

Die Geschichte der Stadt Aussig in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts 1 ist ein ausgezeichnetes<br />

Beispiel für die Dynamik dieser Jahrzehnte in nahezu ganz Europa, die gemeinhin<br />

als „Gründerzeit“ bezeichnet werden. Es ist dies jener Zeitraum zwischen der „Revolution<br />

von Oben“ im Gefolge der Ereignisse der Jahre 1848/49 und dem August 1914, als in ganz<br />

1 Die folgenden Ausführungen beruhen vor allem auf folgenden Studien des Autors: Hans<br />

Peter Hye, Bürgerlichkeit im Spiegel des Vereinswesens am Beispiel der<br />

nordböhmischen Stadt Aussig [Ústí nad Labem], in: Österreichische Osthefte 35 (1994)<br />

85—108, ders., Vereine in Aussig (Ústí nad Labem) 1848–1914, in: Germanoslavica.<br />

Zeitschrift für germano-slawische Studien II(VII) (1995) 241-274; ders., Alt- und<br />

Neubürger in Aussig (Ústí nad Labem) um die Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Robert<br />

Hoffmann (Hg.), Bürger zwischen Tradition und Modernität (=Bürgertum in der<br />

Habsburgermonarchie 6, Wien – Köln – Weimar 1997) 247-270; ders., Aussig – Eine<br />

Industriestadt am Rande des Reichs, in: Peter Urbanitsch, Hannes Stekl (Hgg.),<br />

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