Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum
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Verschiedene Formen von Diktaturen und totalitären Regime haben im ostmitteleuropäischen<br />
Raum tiefe Spuren hintergelassen. Um diese überwinden zu können, ist es durchaus<br />
von Nöten, sich auf die Suche von Wurzeln dieser geschichtlichen Phänomene zu begeben.<br />
Für das Gebiet Böhmens ist es eben aus diesem Grund wichtig, sich mit der Problematik des<br />
Nationalismus und der nationalen Minderheiten möglichst unbefangen auseinanderzusetzen.<br />
Die Absicht, das Leben der Deutschen in Böhmen im Rahmen einer neuen Institution<br />
hier in Usti nad Labem, Aussig, zu erforschen, wird dazu einen erheblichen Beitrag leisten.<br />
Die Aussiger Region kann man mit Recht als einen Ort bezeichnen, wo die tschechische<br />
und deutsche Kultur im intensiven Neben- und Miteinander gestanden haben. Was für die<br />
Kultur gilt, kann man in diesem Fall ebenfalls auf andere Teile des menschlichen Lebens<br />
beziehen, zum Beispiel auf den Bereich der Wirtschaft.<br />
Die Stadt Usti nad Labem ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Industriezentrum<br />
der österreichisch- ungarischen Monarchie geworden. Diese Entwickelung, die am<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts noch kaum zu erwarten war, hat ihre Ursache in der vorteilhaften<br />
Lage an der Elbe, ist aber vor allem durch die Tatsache bedingt, dass Usti nad Labem Teil<br />
der Bahnstrecke von Wien nach Berlin geworden ist. In erster Linie war es die chemische<br />
und die Textilindustrie, die die Stadt europaweit bekannt gemacht hat. Viele Betriebe wurden<br />
hier gegründet, die Zahl der Einwohner ist ständig gewachsen, was auch über den<br />
Wohlstand der Bürger gesagt werden kann. Als Nebeneffekt dieser Entwicklung wurden<br />
verschiedene Vereine und Gesellschaften gegründet, die dokumentieren, dass sich hier eine<br />
für die Zeit ungewöhnliche Zivilgesellschaft entfalten konnte. Űber Usti nad Labem berichtet<br />
man also am Ende des 19. Jahrhunderts als über eine wohl entwickelte Stadt mit beispielhafter<br />
Infrastruktur.<br />
Meine Damen und Herren, es ist das Thema dieser Konferenz, das uns an diese Zeit<br />
erinnern lässt. Der „Geist der Gründer“ hat im 19. Jahrhundert die Gesellschaft durchdrungen<br />
und die Bürger zu selbstständigen Aktivitäten inspiriert. Ich erwarte mit Spannung, dass<br />
uns von den Teilnehmern der folgenden Paneldiskussion über die Vorgänge im Ústí des 19.<br />
Jahrhunderts ausführlich berichtet wird und dass uns damit die Atmosphäre dieser Zeit näher<br />
gebracht wird.<br />
Es wird sicherlich sehr gewinnbringend sein, sich vom „Geist der Gründer“ auch heute, am<br />
Anfang des 21. Jahrhunderts, inspirieren zu lassen. Ústí nad Labem ist als Stadt dazu optimal<br />
geeignet, da sie in vielen Bereichen eine Schnittstelle zwischen Deutschland und der Tschechischen<br />
Republik bildet. Eine ernsthafte und unbefangene Beschäftigung mit der Geschichte<br />
dieser Stadt und des Zusammenlebens von Tschechen und Deutschen in dieser Region<br />
kann sicherlich auch zu einer Basis für eine gemeinsame Zukunft im Rahmen eines geeinigten<br />
Europas werden.<br />
Gerne gebe ich das Wort an den Moderator der Paneldiskussion und wünsche den Teilnehmern<br />
dieser Konferenz ein erfolgreiches Gelingen der Tagung..<br />
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