Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum
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amerikanische sind. Sie arbeiten zusammen, sie kommen zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Das<br />
Problem haben wir im öffentlichen Umgang mit diesen Fragen.<br />
Viertens ist es von enormer Bedeutung, dass der Umgang mit solch belasteter schwieriger<br />
Geschichte nicht mit irgendeiner Art von Entschädigungsforderungen oder Vermögensfragen<br />
verbunden werden darf. Dies muss sogar ausgeschlossen sein. Denn dies führt natürlich<br />
zu Zerwürfnissen mit unseren Nachbarn. Gerade der verbindliche Verzicht auf Entschädigungsforderungen<br />
ermöglicht, dass man sich dieser Geschichte miteinander gemeinsam zuwendet.<br />
Aus all diesen Gründen setze ich mich für eine europäische Geschichtsaufarbeitung ein.<br />
Von Beginn an habe ich mich daher gegen die Bestrebungen des Bundes der Vertriebenen,<br />
ein Zentrum gegen Vertreibungen zu errichten, gestellt und für ein europäisches Projekt<br />
gekämpft. Derzeit gibt es zwei Linien, die ein solches europäisches Projekt initiieren möchten.<br />
Die Erklärung der Präsidenten Kwasniewski und Rau vom Oktober 2003 spielte auf<br />
diesem Weg eine wichtige Rolle.<br />
Aufgrund einer Initiative des polnischen Abgeordneten Bogdan Klich wurde erstmals im<br />
Europarat über ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen diskutiert. Der daraus entstandene<br />
Entwurf für eine Empfehlung an den Ministerrat im Frühjahr 2005 erhielt nicht die<br />
geforderte Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten. Allerdings ist dieser Prozess noch nicht<br />
abgeschlossen. Es wird weiterhin an einer konsensfähigen Resolution gearbeitet.<br />
Ein zweites europäisches Projekt, welches sich ebenfalls diesem Thema widmet, ist das<br />
„Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität“, welches im Jahr 2005 seine Arbeit in<br />
Warschau aufgenommen hat und auf Initiative der Kulturminister Deutschlands, Polens, der<br />
Slowakei und Ungarns entstanden ist. Sie wissen von den Schwierigkeiten im Bezug auf die<br />
tschechische Beteiligung und der österreichischen Zurückhaltung.<br />
Ich würde mich wünschen, dass wir für unsere gemeinsame Zukunft den Mut aufbringen,<br />
miteinander unsere europäische Geschichte aufzuarbeiten und die Perspektive der anderen<br />
Länder anzuerkennen und verstehen lernen. Mit dem <strong>Collegium</strong> <strong>Bohemicum</strong> gehen sie<br />
genau in diese Richtung und deshalb wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen viel Erfolg für<br />
dieses Projekt!<br />
Franz Thun, Berater der Stadtverwaltung Warschau:<br />
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Im Schatten von zwei so bedeutenden Vorrednern wackeln mir leicht die Knie- und die<br />
Stimme. Wer bin ich, dass ich die Ehre habe, als dritter heute Abend zu Ihren zu sprechen?<br />
Möglicherweise haben Sie mich irgendwo auf dem Müllhaufen der Geschichte gefunden<br />
und ich spreche gewissermaßen als Vertreter der Ausstellungsstücke Ihres interessanten<br />
historischen Museums zu Ihnen. Ich muss mich also anstrengen.<br />
Ich hatte einen alten polnischen Onkel, Jozef Czapski, Maler und Schriftsteller, geboren<br />
1886 in Prag als Sohn von Juza Czapska, der Schwester meines Urgroßvaters Jaroslav Thun<br />
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