Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum
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Europas mitzugestalten, ohne dass wir die Verantwortung für unsere Geschichte übernahmen.<br />
In diesen Zusammenhang gehörten die Grenzanerkennung der deutsch-polnischen<br />
Grenze, die diplomatische Anerkennung Israels, die ich damals als Außenminister initiierte,<br />
die Aufnahme sowjetischer Juden in Deutschland sowie die Entschuldigung, die wir<br />
damals aussprachen für die Beteiligung der DDR am Einmarsch in die Tschechoslowakei<br />
im Jahre 1968.<br />
Wir wollten uns der Geschichte und Verantwortung unseres Volkes stellen und lehnten<br />
jede Art der Ideologisierung ab. Das hieß aber auch, dass wir alle Dimensionen unserer<br />
Geschichte zum Thema machen wollten, denn wir waren der festen Überzeugung, dass<br />
verdrängte Geschichte zu Unzeit wieder hochkommt und zum Problem für die Zukunft wird.<br />
Ich erinnere mich sehr gut, dass ich 1985 im Deutschlandfunk eine Lesung „Der Schattenmann.<br />
Tagebücher 1938 – 1945“ von Ruth Andreas-Friedrich hörte. Es gab eine DDR-Ausgabe,<br />
die bis zum 1. Mai 1945 ging. Ich dachte, das Tagebuch bricht dann ab. Ich stellte aber<br />
fest, dass es weiter ging. Diese Frau, die im Widerstand gegen Hitler in Berlin lebte und<br />
Juden versteckte, beschrieb in diesem Tagebuch, was Berliner im Mai 1945 und danach<br />
erleben mussten. In der DDR ist von massenhaften Vergewaltigungen von Frauen oder<br />
etwa von der Einrichtung von Speziallagern, die zum Teil in den ehemaligen Konzentrationslagern<br />
eingerichtet wurden, nie die Rede gewesen.<br />
Auch die Geschichte der Vertreibungen wurde in der DDR zunächst verharmlost und später<br />
ganz verschwiegen. Viele Vertriebene lebten aber erst in der sowjetischen Zone, dann in<br />
der DDR. Diese haben ihr Leid oft nicht einmal in den Familien weitererzählt, weil sie die<br />
Kinder und später die Enkel mit ihrer Geschichte nicht belasten wollten. Dieses Phänomen<br />
kennen auch die Tschechen, die wie viele DDR-Deutsche eine Art Doppelleben lebten, in<br />
dem in der Öffentlichkeit andere Dinge gesagt wurden als man eigentlich dachte. Was für<br />
eine Befreiung, auch über dieses Thema 1989 und später reden zu können! Deshalb ist für<br />
mich, obwohl ich biographisch keine Verbindung zu dem Thema habe, die Auseinandersetzung<br />
mit der Geschichte der Vertreibungen wichtig. Der entscheidende Punkt ist hierbei,<br />
wie wir über das Thema reden.<br />
Erstens dürfen wir den Kontext, die historische Einordnung, nicht vergessen. Das Leid,<br />
welches wir anderen zugefügt haben, kam auf Deutschland und auf uns Deutsche zurück.<br />
Diese Geschichte beginnt nicht erst 1945, sondern diese Geschichte betrifft das ganze 20.<br />
Jahrhundert. Es wäre verheerend, wenn man versuchte, diesen Kontext zu vernachlässigen.<br />
Zweitens müssen wir beim Umgang mit diesem Thema große Sensibilität für die Nachbarn<br />
aufbringen, denn es muss klar sein, dass die Polen und Tschechen eine ähnliche Verdrängung<br />
von Geschichte erlebt haben, wie wir in der DDR. Das heißt, dass in diesen Ländern<br />
die Geschichte eben auch anders erzählt wurde und es lange braucht, bis hier die neuen<br />
Facetten der Geschichte wirklich begriffen werden.<br />
Drittens ist es bezeichnend, dass sich die Wissenschaftler heute über diese Fragen im<br />
Wesentlichen einig sind, ob es nun polnische, tschechische, deutsche, britische oder<br />
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