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Duch zakladatelů - Collegium Bohemicum

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in der Zukunft zu vereinigen. Dies ist – wie ich finde, nach wie vor – ein wichtiger historischer<br />

Verdienst.<br />

Vor wenigen Tagen haben wir den 15. Jahrestag der deutschen Einheit in Potsdam begangen.<br />

Dieser Zusammenhang beider Jahrestage, die fast genau ein Jahr auseinander liegen,<br />

macht deutlich, was mir wichtig und möglicherweise nicht allen Deutschen bewusst ist. Oskar<br />

Lafontaine sagte 1993 im Deutschen Bundestag, er freue sich, dass 17 Million Ostdeutsche<br />

durch die Einheit die Freiheit erhalten haben. Die Reihenfolge war anders! Die deutsche<br />

Einheit wurde erst durch den Kampf für die Freiheit ermöglicht. Das heißt: die Diktatur fiel in<br />

der friedlichen Revolution.<br />

Freiheit braucht Strukturen des Rechts, der Selbstbestimmung und der Partizipation. Deshalb<br />

war es für uns notwendig, dass wir eben die richtige Reihenfolge einhielten. Wir führten<br />

eine friedliche Revolution und später freie Wahlen durch. Wir wählten eine eigene<br />

Regierung, welche an den Verhandlungen zur deutschen Einheit teilnahm und die notwendigen<br />

Verträge abschloss. Übrigens ist in der Volkskammer und nicht im Deutschen Bundestag<br />

über die deutsche Einheit abgestimmt worden. Im Parlament abgestimmt wurden nur<br />

die Verträge. Der Beitritt wurde somit nur in Ostdeutschland entschieden. Diese Zusammenhänge<br />

machen deutlich, dass der Weg in die deutsche Einheit der Weg der institutionellen<br />

Selbstbestimmung der Ostdeutschen war und nicht, wie es viele Ostdeutsche glauben, die<br />

feindliche Übernahme durch den Westen.<br />

Ich möchte hier aber nicht so lange über die deutsche Einheit reden, sondern darüber,<br />

was wir unmittelbar nach der freien Wahl gemacht haben. In den wenigen Monaten der<br />

frei gewählten Volkskammer haben wir zwei wichtige Themen diskutiert:<br />

Erstens stand die Frage der Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit im Raum.<br />

Es herrscht in Mitteleuropa oft die Annahme, dass wir in Deutschland die Aufarbeitung der<br />

kommunistischen Vergangenheit nur durch den Druck aus dem Westen vorangetrieben<br />

haben. Ich kann Ihnen versichern, dass es anders herum war. Wir haben in der Volkskammer<br />

durchgesetzt, dass beispielsweise die Akten geöffnet wurden und haben uns dann mit<br />

der kommunistischen Vergangenheit beschäftigt. Die Ressourcen, die für dieses Thema aufgewandt<br />

wurden, waren natürlich immens. Nur durch die deutsche Einheit war es möglich,<br />

sich so eine intensive Aufarbeitung leisten zu können.<br />

Das zweite wichtige Thema, war der Vertrag über eine große Koalition vom 12. April 1990,<br />

in dem wir auch unsere Verantwortung in der deutschen Geschichte deutlich machten. Das<br />

war ausgesprochen wichtig, denn die kommunistische DDR-Regierung hatte, bis auf wenige<br />

Ansätze in den 1980er Jahren, die Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus<br />

stets von sich gewiesen. Die „ruhmreiche Sowjetunion“, auf deren Seite die DDR stand,<br />

hatte nichts mit dieser Vergangenheit zu tun. Deshalb wurde die Mauer dann im Jahre 1961<br />

„antifaschistischer Schutzwall“ genannt. Uns war wichtig, in dieser ersten Erklärung der Volkskammer<br />

uns in diese Geschichte zu stellen. Dies geschah nicht, weil wir die Geschichte als<br />

dauerhafte Last gerne tragen wollten, sondern weil wir keine Alternative sahen, die Zukunft<br />

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